Herr Novak und die Mausfrau - Stefan Slupetzky - E-Book

Herr Novak und die Mausfrau E-Book

Stefan Slupetzky

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Beschreibung

Herr Novak ist ein sehr fleißiger Mäusemann. Er denkt viel nach und erfindet Geschichten, aber weil er sie nicht aufschreibt, merkt niemand etwas von seinem Fleiß. Sein Leben ändert sich von Grund auf, als er sich das erste Mal richtig verliebt. Leider unglücklich. Doch er erkennt: Eine Maus muss etwas wollen im Leben, ob sie will oder nicht. So macht er Karriere als Multikünstler und wird ein gefeierter Autor, Musiker und Maler. Dann verliebt er sich ein zweites Mal bis über beide Mäuseohren, nämlich in das emanzipierte Fräulein Lila ... Eine Geschichte für Verliebte, Entliebte und Liebesuchende.

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Seitenzahl: 28

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Für Hans Eppelsheimer

Mit Dank an Hermann Kremsmayer,den Schöpfer vonHerrn Novaks Lieblingsbildauf Seite 10

Stefan Slupetzky

Herr Novakund die Mausfrau

Eine Liebesgeschichte

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikationin der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internetunter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Neue Rechtschreibung

© 2018 by Obelisk Verlag, Innsbruck – Wien

1998 erschienen im Middelhauve Verlag, München

Lektorat: Regina Zwerger

Alle Rechte vorbehalten

Druck und Bindung: Finidr, s.r.o. Český Těšín, Tschechien

ISBN 978-3-85197-889-6eISBN 978-3-85197-916-9

www.obelisk-verlag.at

INHALT

1. Eine Begegnung

2. Die Suche

3. Supernovak

4. Fräulein Lila

5. Des Ritters Kampf

6. Herr Winzig

7. Warum und wozu?

8. Was ist, das ist

1. Eine Begegnung

Herr Novak war ein sehr fleißiger Mäusemann, auch wenn das niemand wusste.

Morgens, nach dem Aufstehen, spielte er meistens ein wenig Bassgeige.

Dann schlüpfte er in seinen Altherrenmantel. Den hatte er von seinem Vater, und sein Vater hatte ihn wiederum von Herrn Novaks Großvater bekommen. Danach ging er ins Kaffeehaus. Kaffee trinken und Zeitungen lesen.

Zu Mittag aß er eine Kleinigkeit.

Am Nachmittag erledigte Herr Novak andere wichtige Dinge. Er sah die Post durch, schrieb selbst ein paar Briefe, ging ein wenig spazieren, kaufte ein, dieses und jenes, kehrte heim, las, hörte Musik.

Abends traf Herr Novak Freunde. Dann spielte er Schach oder Domino und ließ sich den neuesten Tratsch erzählen.

Einmal in der Woche wusch er Wäsche.

Einmal in zwei Wochen räumte er die Wohnung auf.

Einmal in drei Wochen wischte er den Staub von den Möbeln.

Einmal in vier Jahren putzte er die Fenster. Das machte er nicht so gerne.

Die meisten Mäuse, die in seiner Gasse wohnten, schüttelten den Kopf über Herrn Novak, wenn sie gerade Zeit hatten. Sie hielten ihn für den faulsten Mäusemann, der je in ihrer Gasse gewohnt hatte. Sie hatten unrecht. In Wahrheit war Herr Novak fleißig, sogar überaus fleißig, vielleicht fleißiger als sie alle zusammen. Herr Novak war ein Denker, er dachte dauernd nach, aber das merkte niemand. Er dachte sich Geschichten aus, er war ein Geschichtenerfinder, aber auch das merkte niemand. Weil Herr Novak seine Geschichten niemals aufschrieb. Weil Herr Novak seine Geschichten niemals erzählte. Er bewahrte die Geschichten allesamt in seinem Kopf auf, und da blieben sie auch.

Die Sonntage mochte Herr Novak gar nicht. An den Sonntagen blieb das Kaffeehaus geschlossen. Der Briefträger trug keine Post aus, und die Straßen waren wie ausgestorben. An den Sonntagen hatten selbst seine Freunde keine Zeit für ihn. „Sonntag ist Familientag“, sagten sie und verdrehten dabei die Augen und seufzten ein wenig. An den Sonntagen konnte Herr Novak keine Geschichten erfinden. Sonntage machten ihn nervös.

So versuchte er, sich abzulenken. Manchmal ging er ins Museum und sah sich die Bilder seines Lieblingsmalers an. Manchmal ging er ins Kino und schlug sich den Bauch mit Popcorn voll. Manchmal spazierte er zum Bahnhof und beobachtete das bunte Treiben auf den Bahnsteigen. Er mochte es, wenn Mäuse auf die ankommenden Züge warteten. Sie waren fröhlich und aufgeregt. Wenn ein Zug kam, war der Bahnsteig voller Blumen. Die abfahrenden Züge mochte Herr Novak nicht so gerne. Abschiede fand er traurig. Wenn ein Zug die Stadt verließ, war der Bahnsteig voller Taschentücher.