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Kevin verliebt sich in Aischa, welche rassistischen Anfeindungen ausgesetzt ist. Plötzlich gibt es eine Leiche. Die Kommissare Krautz und Koalik ermitteln. Welches Motiv steckt hinter der Tat? Endet die Liebe zwischen Kevin und Aischa tragisch? Gibt es Parallelen zu Romeo & Julia?
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Seitenzahl: 94
Katharina Gutschmidt
Herz in Stücken
Ein Spreewald-Krimi
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Impressum
Inhaltsverzeichnis
Widmung
1 An der Mühlspree
2 Auf dem Starik-Hof
3 Die Schätze von Burg
4. Eine ungewöhnliche Unterrichtsstunde
5. Das neue Paar
6. In der Apotheke
7. Der Dolch
8. Kann denn Liebe Sünde sein?
9. Die Regenbogenfahne
10. Die Mordkommission wird gestört
11. Die Hausdurchsuchung auf dem Starik-Hof
12. Im Verhör
13. Im offenen BMW der Anwältin
14. Der Arabischkurs
15. In der blinden Gasse
16. Auf dem Hochstand
17. Auf der Wache
18. Im bewachten Krankenhaus
Infos zur Autorin
Impressum neobooks
Illustrationen: Katharina Gutschmidt
Autoren: Katharina Gutschmidt & Ghostwriter KULG
Layout: Katharina Gutschmidt
Lektorat: Katharina Gutschmidt
1. Auflage
Originalausgabe 4. September 2022
Text, Layout, Illustrationen: © 2022 Copyright by Katharina Gutschmidt
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt.
Copyright © all rights reserved by Katharina Gutschmidt
Bei neobooks.com wurde dieses E-Book erstellt.
Widmung
1 An der Mühlspree
2 Auf dem Starik-Hof
3 Die Schätze von Burg
4 Eine ungewöhnliche Unterrichtsstunde
5 Das neue Paar
6 In der Apotheke
7 Der Dolch
8 Kann denn Liebe Sünde sein?
9 Die Regenbogenfahne
10 Die Mordkommission wird gestört
11 Die Hausdurchsuchung auf dem Starik-Hof
12 Im Verhör
13 Im offenen BMW der Anwältin
14 Der Arabischkurs
15 In der blinden Gasse
16 Auf dem Hochstand
17 Auf der Wache
18 Im bewachten Krankenhaus
Infos zur Autorin
Ich bedanke mich bei allen Lesern,
die dieses E-Book gekauft haben.
Personen, Orte, Institutionen und Ereignisse sind frei erfunden und sind eine belletristische Fiktion der Autorin und des Ghostwriters.
In Burg fuhr ein Mädchen mit Kopftuch an der Mühlspree entlang. Sie grüßte die Leute freundlich. Einige grüßten freundlich zurück. Andere grüßten nicht, sie schauten finster drein. Sie fühlte sich heimisch, obwohl sie eigentlich fremdländisch war. Die Natur war so friedlich. Die Blumen dufteten. Die Bienen summten. Der Frühling verwandelte das Land in ein Paradies. Alles war voller Liebe, voller Frieden und voller Harmonie. Sie schob ihr Fahrrad über die Bank. Die letzten Besitzer der sterbenden Sprache nannten sie Lauka. Sie fühlte sich unbeobachtet und sagte: „Das ist mein Paradies. Mir fehlt zum Glück nur noch ein prächtiger, junger Adam.” Sie warf etwas Brot in den Fluss. Dutzende silbrige Fischlein stürzten sich auf die Brotkrumen. Es schien, dass das Wasser vor Lebensfreude kochte. Plötzlich schoss ein großer Schatten hinter einem Brückenpfeiler hervor. Er schnappte sich eine Belawa, einen Weißfisch. Sie schreckte zusammen.
Alles war perfekt, so friedlich. Danach kam unerwartet der brutale Tod. Ihre Gedanken flogen in die Vergangenheit. Russische Bomber, Suchoi Su-35, erschienen an einem ähnlichen Tag, der so friedlich schien am paradiesischen Himmel über Aleppo. Bomben krachten, Raketen flogen. Menschen rannten um ihr Leben. Auch sie, Aischa, rannte. Ihre Oma, die am Kopf blutete, brach tot zusammen. Sie weinte. Aischa sah, wie die armen Seelen aus den Körpern entwichen. Sie blieb schockartig stehen. Um sie schrien, starben unzählige Menschen. Als wenn eine unsichtbare Kraft sie beschützen würde, blieb Aischa unversehrt.
Plötzlich stand ein schöner, junger Adam am Fluss.
Er fragte sie: „Hast du den Hecht gesehen?”
Aischa wunderte sich: „Meinst du den Babyfischfresser?”
Adam lachte: „Nun ja, ich bin dem verschlagenen Hecht auf der Spur. Weil er gierig und gerissen ist, nenne ich ihn Räuber Rumpel, weil der die Fische überrumpelt.”
Ohne eine Antwort abzuwarten, warf er ein Gummifischchen in die Flussmitte. Plötzlich erstarrte die Schnur. Der Killer war am Haken! Verflucht, gerade heute hatte er den Kescher daheim vergessen! Nicht jeden Tag fing man so einen großen Hecht in der Spree. Aber noch war die Zeit nicht gekommen! Der silbrige Räuber kämpfte um sein Dasein. Adam kurbelte ihn ruhig heran. Verflucht, die Uferböschung war viel zu steil! Es war unmöglich, den Fisch herauszuheben, ohne ihn zu verlieren! Aischa zog wortlos ihre Schuhe aus, sie schob ihren Rock hoch und stieg ins kalte Wasser. Geschickt griff sie den Hecht hinter den Kiemen und ging zum Ufer zurück, wo ihr Adam aus dem Fluss half.
„Der Fisch ist dein!”, sagte sie stolz.
„Ach was, ihr seid mehr Leute auf dem Starik-Hof! Die alte Starikowa kann die besten Fischgerichte der Gegend zaubern. Ich schenke ihn dir, denn gefangen haben wir ihn beide. Wir sind ein gutes Team!”
„Kommst du zum Essen?”, fragte Aischa.
„Das nächste Mal! Heute muss ich mich um meine kranke Mutter kümmern.”
„Danke für den Fisch! Schöner Adam, wie heißt du?”, fragte sie voller Interesse.
„Ich bin Kevin Noack. Und wie heißt du, meine Eva?”
„Ich bin Aischa Al-Rashid. Ich komme aus Aleppo.”
„Aischa ist so schön, dass sie die Lieblingsfrau des Propheten ist. Von allen Frauen ist sie die größte Freude Mohammeds”, lachte Kevin freundlich.
„Woher weißt du das?”, fragte Aischa.
Kevin lachte erneut: „Ich bin ein gelehriger Koranschüler! Wenn schon Araber in der Nachbarschaft wohnen, dann informiert man sich vorher. Was sind sie? Was denken sie? Passen sie zu uns, oder nicht?”
Aischa scherzte: „Was will ich? Was denke ich? Passen wir zusammen, oder nicht?”
Kevin schaute ihr interessiert in die dunklen Augen: „Du willst mich! Und wir werden ein glückliches Paar!”
Aischa lachte: „Ich bewundere deine männliche, deutsche Selbstüberschätzung. Du bist so schön wie ein Frühlingsmorgen im Spreewald! Wie Romeo und Julia werden wir niemals ein glückliches Paar, weil wir zu verschieden sind! Ich bin Muslima, du bist Christ oder ein Ungläubiger. Dass du ein Deutscher bist, ist kein Problem! Der Islam ist international und wächst schneller als das Christentum! Uns gehört die Zukunft! Bis bald, mein süßer Romeo!”
„Eigentlich bin ich ein ungläubiger Wende. Gegen uns führten die Deutschen auch einen verbrecherischen Kreuzzug durch.”
„Ein heidnischer Wende, mit dem wird nie etwas werden!”, seufzte Aischa.
Seine kräftigen, muskulösen Arme, seine himmelblauen Augen gingen ihr nicht mehr aus dem Sinn.
Kevin summte einen uralten Schlager, den seine Mutter oft in besseren Tagen sang: „Gegensätze ziehen sich an. Das sagen die klugen Leute. Gegensätze...... .”
Irgendetwas war mit ihm geschehen. Es gab viele süße Früchte im Garten Eden, aber diese fremde Frucht war sehr verlockend. Er wollte sich um sie bemühen, denn irgendetwas zog ihn zu ihr. Eine geheimnisvolle Kraft, die ihm bisher unbekannt war. Er geriet in ein Wechselbad von Freude und Traurigkeit. War er verliebt? Oder war er krank? Oder war er beides?
Auch sie war in ihrem Innersten erschüttert, sie spürte, ahnte eine ungewöhnliche, starke Empathie von diesem Heiden. Er war so anders, so fremd, so interessant! Seine Augen waren ehrlich, seine Stimme drückte eine menschliche Wärme aus. Sie war jetzt 18 Jahre alt und Jungfrau. In ihrer Heimat wäre sie Mutter von zwei Kindern. Aber hier war alles anders, hier war Deutschland, wo junge Menschen nicht Nestflüchter, sondern Nesthocker waren. Manche Jugendlichen wohnten mit dreißig Jahren noch im Hotel Mama. Sie spürte eine biologische, sinnliche und körperliche Veränderung. Mit jedem Tag wuchs die innere Sehnsucht nach der großen Liebe. Da sie in der Tradition des Morgenlandes verhaftet war, hatte sie die Sehnsucht nach der großen Liebe, die bis zum Lebensende anhielt. Diese Sehnsucht erschien manchen in ihrem neuen Heimatland als ein unrealistisches Wunschdenken, die sogenannte rosarote Brille.
Aischa gelangte auf den Starik-Hof. Dieser war mehrere tausend Quadratmeter groß, so wie es in Burg-Kauper üblich war. Der Hof gehörte der 94-jährigen Maja Starikowa, die vor einem halben Jahr einen Schlaganfall hatte. Das Sprachzentrum war ein Wunderwerk der Natur! Es bestand aus dem deutschen und dem wendischen Sprachzentrum. Das deutsche Sprachzentrum war gelöscht. Und das wendische Sprachzentrum war noch intakt. Das hatte schwerwiegende Folgen, denn in den letzten Jahrzehnten erfolgte ein radikaler Sprachwechsel. Die ursprüngliche Sprache verstummte, und die neue, fremde, deutsche Sprache dominierte. In der Sprachwissenschaft nannte man dies Sprachimperialismus oder im Volksmund Sprachkannibalismus. Die Kinder, Enkel und Urenkel der Starikowa verstanden die alte Frau nicht mehr. Wer der Mehrheitssprache nicht mächtig war, musste dement sein! Nur Aischa, die Fremde aus Aleppo, verstand Maja. Aischa hatte als Kind den Witaj-Unterricht besucht und war Schülerin des Leistungskurses Sorbisch am Wendischen Gymnasium, wo sie die Jahrgangsbeste war. Wer fließend Arabisch, Türkisch, Englisch, Deutsch und Kurdisch sprach, fiel jede Sprache kinderleicht. Kaum jemand in Burg hatte eine Vorstellung von den unzähligen Fähigkeiten einer Migrantin. In den Hadithen war die Schönheit von Aischa beschrieben. Unsere Aischa war von ihrem Schöpfer mit überdurchschnittlicher Klugheit gesegnet. Diese göttliche Gabe würde ihr als Migrantin nicht zum Vorteil reichen. Neid und Missgunst waren weit verbreitet. Schon in den zehn Geboten von Moses, der in allen drei Weltreligionen ein Prophet war, wurde vor Neid und Missgunst gewarnt. „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib.” Moses muss seine Mitmenschen gut gekannt haben. Aischa kam glücklich bei ihrer Familie an. Mit der alten Starikowa sprach sie noch Wendisch. Mit jedem Gespräch, mit jedem Tag entfalteten sich ihre umfassenden Sprachkenntnisse mehr und mehr.
Maja kannte Wörter und Redewendungen, die in keinem Wörterbuch standen. Aischa entfernte sich sprachlich vom sprachlichen Mittelmaß ihrer Altersgenossen mehr und mehr. Aischa zeigte den getöteten Fisch ihrer Familie und der Hausherrin. Diese war überglücklich. Schon viele Jahre hatte sie ihr Leibgericht „Hecht in Spreewaldsoße” nicht gekocht. Aischa und ihre zwei Schwestern Fatima und Aila halfen der alten Frau. Der Fisch wurde geschuppt und ausgenommen. Die Rundschuppen des Hechtes ließen sich leicht schuppen. Die Fischreste schmeckten den Katzen. Bald duftete es im ganzen Haus nach der wendischen Nationalspeise. Dieser liebliche, intensive Duft machte allen Appetit. Alle waren glücklich. Frau Starikowa wurde von vier Frauen gepflegt. Bei den Arabern brauchte man keinen Pflegedienst. Die Familienbande war noch so stark, so war es in den Kindertagen von Maja auch in Burg. Nicht jeder Fortschritt der letzten Jahre war nach ihrer Meinung auch ein Fortschritt. Nach einer Stunde saßen alle am großen Tisch, der auf dem Hof war. Der Ehrenplatz der Hausherrin war für Maja Starikowa bestimmt. Sie saß auf einem prachtvollen Eichenstuhl, der über hundert Jahre alt war. Ismail, der älteste Bruder, sprach nach muslimischer Tradition das Tischgebet. Danach folgte ein wendisches, christliches Tischgebet aus Majas Kindertagen. Erst jetzt wurde gegessen. Der gekochte Fisch und die leicht säuerliche Note der Fischsoße mundete allen. Dazu gab es die mehligen Petersilienkartoffeln der hauseigenen Sorte Adretta. Diese Speise konnte mit Leichtigkeit mit jedem 4-Sterne-Hotel konkurrieren. Alle waren glücklich. Maja hatte vor Glück Freudentränen. Gut gelaunt öffnete sie die alte Truhe. In ihr war ihr wendisches Hochzeitskleid. Vor über fünfundsiebzig Jahren hatte sie es als letzte Person getragen. Mit dem Sprachwechsel in der Familie trennte man sich auch von den letzten Traditionen. Keine Tochter, keine Enkelin, keine Urenkelin war bereit, dieses Hochzeitskleid aus dem vorigen Jahrhundert anzuziehen. Aischa war da aus einem anderen Holz geschnitzt. Bereitwillig zog sie auf Geheiß der Hausherrin das Kleid an. Es passte wie maßgeschneidert. Auf ihrem Handy hatte sie eine wendische Hochzeitsmusik, diese spielte sie ab. Sie tanzte mit ihren zwei Schwestern wild um den Hofbrunnen herum. Ihre Schwestern standen ihr in ihrem Temperament um nichts nach.
„Wild wie die Wurlawas, die Windweiber!”, lachte Maja.
Nur einer war nicht mit dieser übertriebenen Lebensfreude einverstanden. Dies war Ismail, welcher das Familienoberhaupt nach dem Tod von Vater Ibrahim war.
„