Home of Hearts - Band 2 - Charlene Vienne - E-Book

Home of Hearts - Band 2 E-Book

Charlene Vienne

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Beschreibung

Allison ist endgültig im Home of Hearts angekommen und hat neben einer neuen Familie auch ihre erste große Liebe gefunden. Doch die junge Beziehung wird bald erneut bedroht, und dieses Mal ist es nicht ihr Herz, das auf eine harte Probe gestellt wird. Die Wellen der Vergangenheit schlagen hoch und drohen alles, was sie lieben gelernt hat, zu zerstören. Intrigen und Lügen erschüttern das Home of Hearts und treiben nicht nur Allison an ihre Grenzen. Freund oder Feind? Familie oder Liebe? Bald ist nichts mehr klar erkennbar. Die Zeit ist gekommen, Carmens Erbe nicht nur anzunehmen, sondern es sich zu verdienen, vor allem aber, es mit Herz und Verstand zu verteidigen. Allison ist bereit. (Band 2 der Trilogie Home of Hearts)

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Kurzbeschreibung:
1. Von Versöhnung und Eifersucht
2. Beichte
3. Rache und Verzweiflung
4. Zeit des Abschieds
5. Die Vergangenheit klopft an
6. Schleichende Gefahr
7. Time to say Good bye
8. Alles gerät aus den Fugen
9. Scherbenhaufen
10. … lieber aus falschen Gründen zusammen, als aus richtigen allein.
11. Überraschende Begegnungen
12. Zusammen kommt, was zusammengehört
13. Vom Gehen wollen …
14. … und bleiben müssen
15. Die Fäden entwirren sich
16. Die Folgen hat jeder zu tragen
17. Alte Geschichten
18. Lieber ein Ende mit Schrecken …
19. Wer kämpft, kann nicht verlieren
20. Die Wahrheit, oder nicht?
21. Kampfansage
22. Ein Traum mit hohem Preis
23. Ein Auftritt der Sonderklasse
24. Welcome Home
Vorschau auf Band 3
1. Home, Sweet Home
2. Vals Zweifel
Danksagung:
Über die Autorin
Weitere Bücher der Autorin

 

Home of Hearts – Band 2

© 2019/ Charlene Vienne

www.facebook.com/Charlene.Vienne.Autorin/

Alle Rechte vorbehalten!

 

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Autors.

 

Umschlaggestaltung:

Charlene Vienne/ Bilder: pixabay.com

 

Bildmaterial Buchlayout

pixabay.com

 

Erst Lektorat/ Korrektorat

Anke Neuhäußer / Sylvia Mross

 

Lektorat/ Korrektorat

Elke Preininger

 

Erschienen im Selbstverlag

Karin Pils

Lichtensterngasse 3–21/5/9

1120 Wien

 

Dieser Roman wurde unter Berücksichtigung der neuen deutschen Rechtschreibung verfasst, lektoriert und korrigiert. Es handelt sich um eine fiktive Geschichte. Orte, Events, Markennamen und Organisationen werden in einem fiktiven Zusammenhang verwendet. Alle Handlungen und Personen sind frei erfunden. Alle Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Markennamen und Warenzeichen, die in diesem Buch verwendet werden, sind Eigentum ihrer rechtmäßigen Eigentümer. Das Buch enthält explizit beschriebene Sexszenen und ist daher für Leser unter 18 Jahren nicht geeignet.

 

2. Auflage

 

Für Martin, meinen ›Ben‹, du fehlst mir jeden Tag!

Kurzbeschreibung:

 

Allison ist endgültig im Home of Hearts angekommen und hat neben einer neuen Familie auch ihre erste große Liebe gefunden. Doch die junge Beziehung wird bald erneut bedroht, und dieses Mal ist es nicht ihr Herz, das auf eine harte Probe gestellt wird.

Die Wellen der Vergangenheit schlagen hoch und drohen alles, was sie lieben gelernt hat, zu zerstören. Intrigen und Lügen erschüttern das Home of Hearts und treiben nicht nur Allison an ihre Grenzen.

Freund oder Feind?

Familie oder Liebe?

Bald ist nichts mehr klar erkennbar.

Die Zeit ist gekommen, Carmens Erbe nicht nur anzunehmen, sondern es sich zu verdienen, vor allem aber, es mit Herz und Verstand zu verteidigen.

Allison ist bereit.

(Band 2 der Trilogie Home of Hearts)

1. Von Versöhnung und Eifersucht

 

Versöhnung – ein großes Wort – das fand zumindest Ben. Doch warum fiel es ihm so schwer, zu verzeihen? Genau das war die Frage, die er zu ergründen versuchte, während er Allison durch das Lokal an den reservierten Tisch lenkte.

Die vergangenen Tage – die Zeit der Trennung zwischen ihm und Allison – hatte er in der Endlosspirale der Angst verbracht, und das machte ihn nervös, weil er dieses Gefühl zu gut kannte. Schon ein paar Mal war er davon in Geiselhaft genommen worden. Das erste Mal vor vielen Jahren – drei endlos scheinende Tage lang –, bis klar gewesen war, dass er seinen besten Freund nicht verlieren würde. Dass er mitdurfte. Zu der stets nach Blumen duftenden, wunderschönen Frau. Zu Carmen! Sein persönlicher Engel – auch wenn er nicht blond gewesen war, wie auf den Bildern von Schwester Margo. Niemals würde er den Moment vergessen, als sie seine kleine Hand in die ihre nahm. Die Wärme, die ihn einfing, als sie ihm sagte, dass er zu ihr gehören würde. Nicht weniger, als ihr leiblicher Sohn, der sein bester Freund war – sein Bruder. Sie hatte ihm die Angst genommen. Davor wieder allein zu sein. Dafür würde er ihr ein Leben lang dankbar sein.

Und jetzt gab es da jemanden, der die Macht besaß, seine heile Welt erneut infrage zu stellen. Allison hatte sich seine Zuneigung erschlichen, trotz oder gerade wegen ihrer romantischen Vorstellungen, die so anders waren, als seine eigenen. Sanftmut und eine gewisse Portion Hilflosigkeit hatten seinen Beschützerinstinkt geweckt, und sie so in sein Herz gelassen, wo sie seitdem einfach nicht mehr herauswollte. Lange hatte er dafür gesorgt, dass außer seiner Familie niemand einen Platz in seinem Leben erobern konnte – hatte die Liebe ausgesperrt. Doch Allison hatte sich durch ein Hintertürchen hereingeschmuggelt, an das er nicht einmal im Traum gedacht hatte. Erst war sie Teil seiner Familie geworden, erst dann hatte sie seine Liebe gewonnen, ohne das einer von ihnen beiden es bemerkt hatte. Und jetzt, da sie es wussten, blieb die Frage, ob es nicht bereits zu spät war.

Ihr Betrug – wenn man ihn als solchen sehen wollte – hatte Ben erschüttert. Hin und hergerissen, zwischen der Erwartung, dass so etwas ohnehin hatte passieren müssen, und der Hoffnung, dass sie für ihn die einzig Wahre sein könnte, so wie Allison ihm immer vorgeschwärmt hatte. Von diesem einen Menschen, der für jemanden bestimmt war. Er wusste nicht, ob das den Tatsachen entsprach, aber zumindest hatte es sich so angefühlt – in den wenigen Sekunden, bevor sich ihm eröffnet hatte, dass sie mit Aidan geschlafen hatte.

Also blieb am Ende die Frage, ob er ihr glauben konnte. Ob Sie wirklich ihre eigene Blindheit überwunden hatte. Die kindisch-romantischen Illusionen eines Mädchens dem offenen Blick einer Frau gewichen waren, die verstand, dass ein Romanheld und ein Mann aus Fleisch und Blut selten Gemeinsamkeiten besaßen, die über das bloße Aussehen hinausgingen.

Das Wichtigste aber war: Er wollte ihr verzeihen! Nur das Wie war noch nicht ganz klar. Für den Anfang beschloss er, dass ein Abend, abseits von allen anderen, nicht schaden konnte. Denn so sehr er seine Familie liebte – und er wusste, dass es Allison genauso ging – für das hier brauchten sie nur sich.

Er hatte ein entzückendes italienisches Lokal gewählt, das von einem ihrer Stammkunden geführt wurde. Renato Borruso war verheiratet und Vater von fünf Kindern. Trotz unendlicher Liebe zu seiner dicklichen Frau, hatte er leider den Hunger auf junge, knackige Mädchen nie ganz verloren. Er kam normalerweise donnerstags ins Home, blieb bis nach der Show und verschwand dann wieder – allerdings nicht, ohne großzügiges Trinkgeld gegeben zu haben. Ben erzählte Allison davon, während sie sich in einer der kleinen Kojen niederließen, die mit ihren grünen Tischtüchern und den roten Kerzen den Flair einer Urlaubsromanze versprühten. Sie war vorsichtig entsetzt, doch nachdem er ihr erklärt hatte, dass Renato niemals mehr tat, als zuschauen, schaffte sie es sogar, dem Italiener ein Lächeln zu schenken, als er zur Begrüßung an ihren Tisch trat.

Sie bestellten Wein und Spaghetti. Nach dem ersten Schluck Wein angelte Allison nach Bens Hand und schien überglücklich, dass er es nicht nur zuließ, sondern sie, außer während des Essens, eigentlich nicht mehr losließ. Sonst passierte nichts, nicht einmal ein kurzer Kuss und doch war Allison glücklich und unbeschwert, wie schon seit Langem nicht mehr. Sie spürte, dass er, wenn er ihr auch vielleicht noch nicht vergeben hatte, zumindest bereit war, darüber nachzudenken, beziehungsweise gerade dabei war, es zu versuchen.

Sie sprachen über vieles, vermieden jedoch jene Themen, die an die Probleme der letzten Zeit hätten erinnern können. Es glich nicht wirklich ihren gelösten Gesprächen von früher, doch es war ein Anfang!

Zum Nachtisch bestellte Ben Eis mit Schlagsahne und Früchten. Sie ließen sich gegenseitig kosten, bis sie nur mehr abwechselnd vom Löffel des anderen leckten, den Blick ineinander versunken. Allison spürte, wie das erotische Prickeln zwischen ihnen von Minute zu Minute zunahm, weshalb sie glücklich war, als auch Ben mit einem Mal ungeduldig zum Aufbruch aufrief.

Auf dem Weg zurück ins Home dominierte das Schweigen. Es war beinahe, als wolle keiner von ihnen riskieren, durch ein falsches Wort ihren kleinen Erfolg wieder zu schmälern. Ohne darüber gesprochen zu haben, betraten sie das Gebäude durch die Hintertür und schlichen von allen unbemerkt nach oben in die Wohnung, wo Ben sie sofort ins Schlafzimmer drängte.

Dort angekommen ging er wortlos zum Bett, nahm beide Decken und alle vier Kissen herunter und warf sie zu Boden. Sie wollte nachfragen, was das sollte, erkannte aber rechtzeitig, dass er sie einfach nicht in dem Bett lieben wollte, in dem sie und Aidan die Nacht verbracht hatten.

Das Letzte, wonach ihr der Sinn stand, war, dass diese Gedanken ihre Versöhnung trübten, also ging sie schnell zu ihm, um ihn von hinten zu umarmen. So verharrten sie kurz, lauschten und fühlten ihren beschleunigten Atem – mehr, als der Aufstieg hier herauf rechtfertigen könnte.

»Ist es okay?«, erkundigte Allison sich. Die Frage musste gestellt werden. Noch einmal könnte sie es nicht ertragen, sich von ihm lieben zu lassen und danach dennoch allein bleiben zu müssen.

Ben nickte, schien zu verstehen, was hinter den Worten lag. Natürlich tat er das. Einer der blinden Flecken ihrer gemeinsamen Vergangenheit, den sie zwar erfasst, aber niemals richtig gedeutet hatte. Nur wer liebte, sah den anderen ganz.

»Ich will dich spüren«, verriet sie ihm, obwohl das sicher kein Geheimnis war, was sich auch dadurch zeigte, dass er nicht widersprach.

Also begann sie ihn ungeduldig auszuziehen und er ließ sie reglos gewähren. Als sie jedoch von ihm abließ, um auch ihre eigene Kleidung abzulegen, drehte er sich um. Ein verwegenes Lächeln hing in seinen Mundwinkeln und seine Augen schimmerten vor Verlangen.

»Leg dich hin«, bat sie mit heiserer Stimme. Zu sehen, wie sehr er sie begehrte, zauberte ein heftiges Kribbeln in ihren Magen. Die Tage der Trennung rückten in weite Ferne – sie waren wieder Ben und Allison – verstrickt in ein Spiel der Leidenschaft. Nur das dieses Mal ihr Herz ohne Ablenkung mit dabei war und akzeptiert hatte, dass es das seine ebenfalls war.

Ben empfand ähnlich. Wie stark hatte er sich nach ihr gesehnt, in der Zeit, als er dachte, sie schlussendlich wirklich an Aidan verloren zu haben. Doch auch wenn ein kleiner Zweifel blieb, weil sie ihn mit ihrem Verhalten einfach zu sehr getroffen hatte, in dieser Sekunde wusste er mit Sicherheit, dass sie nur ihn wollte. Er atmete tief ein und aus und sank schließlich, ihrem Wunsch entsprechend, auf das Lager am Boden nieder. Allison beobachtete ihn, saugte jede seiner Bewegungen in sich auf, während sie langsam zwei Schritte auf ihn zu ging. Ihre Blicke waren ineinander verhakt, hielten sich gefangen, aneinander fest. Nur sie beide – niemand sonst galt jetzt! Sie blieb stehen und führte ihre Hände an die Knopfleiste ihrer Bluse. Dabei versuchte sie sich an einer intensiven, etwas verruchten Mimik, und die Art, auf die Ben daraufhin lächelte, zeigte deutlich von ihrem Erfolg.

Ermutigt ließ sie ihre Zungenspitze einen Halbkreis über ihre Lippen ziehen, gleichzeitig öffnete sie einen Knopf nach dem anderen. Damit fertig, straffte sie ihre Schultern, wodurch die Bluse erst auseinanderklaffte und schlussendlich, wie ungewollt, zu Boden glitt. Als wäre sie selbst davon überrascht, warf sie Ben einen unschuldigen, fast erschrockenen Blick zu.

Der beobachtete sie atemlos, die deutlich sichtbare Beule in seiner Hose zeugte von der Wirkung, die ihre Show auf ihn ausübte. Die Gier in seinen Augen ließ nicht viel Spielraum für eine andere Auslegung, als die, dass er sie wollte – und zwar gleich.

Von seiner Reaktion gepusht, wanderten Allisons Finger an ihren Hosenverschluss, öffneten ihn Stück für Stück, bis die Spitze ihres Stringtangas zu sehen war.

Der Anblick schien Bens Kehle trocken zu machen, denn sein Kehlkopf hüpfte auf und ab. »Weißt du, wie sehr ich dich gerade begehre?«, brachte er irgendwie heraus.

»Klar«, erwiderte sie frivol, und weil seine offensichtliche Erregung sie ungemein anheizte, kam ihr die Idee, dieses Spielchen noch ein wenig weiter zu treiben. Ihm zuzwinkernd schob sie ihre Hand in den offenen Hosenschlitz, immer tiefer, bis sie zwischen ihren Beinen zum Liegen kam.

»Allison«, keuchte Ben, schlichtweg überwältigt. Was war aus seinem schüchternen Dornröschen geworden? Anscheinend färbte all das hier doch mehr auf sie ab als gedacht, wobei er natürlich nicht sagen konnte, dass ihn das störte.

Angetan von seiner offenkundigen Begeisterung, schlich sich ein Grinsen auf Allisons Gesicht – ein sehr, sehr laszives Grinsen. Gleichzeitig zog sie die Hand aus ihrer Hose und leckte in einem langen Zug über ihre Handfläche. Dann sog sie drei Finger in den Mund und ließ sie mit einem genüsslichen »Mmm« wieder hinausgleiten.

Bens Augen waren ungläubig geöffnet, sein Atem ging schnell und laut, was Allison noch mehr erregte. Kurzerhand schob sie ihre Hand zurück in ihre Hose, und kaum, dass ihre Fingerspitzen an ihrer bereits feuchten Weiblichkeit angekommen waren, kroch ein wohliges Stöhnen über ihre vollen Lippen.

Ben lächelte. »Hast du eine Ahnung wie geil das gerade aussieht?«

Allisons herausforderndes Lächeln war Antwort genug. Ihr Kopf fiel in den Nacken, gleichzeitig bewegte sie ihre Finger sanft hin und her, immer noch leise stöhnend.

»Verdammt, Allison, komm her!«, knurrte Ben ungeduldig, doch sie fuhr nur fort zu lächeln, immer noch mit geschlossenen Augen, und streichelte sich weiter selbst.

Nur eine Sekunde später wurde sie hochgehoben, vor Schreck entkam ihr ein spitzer Schrei. Ben lachte, drückte sie an sich, trug sie ein Stück und presste sie schließlich rücklings gegen die Wand. Dann krachten seine Lippen auf ihre, seine Zunge drang fast schon grob in ihren Mund ein.

Seine Leidenschaft gefiel ihr – natürlich tat sie das. »Ben«, keuchte sie erregt in der kaum vorhandenen Pause zwischen zwei gierigen Küssen.

»Was, Allison? Fordere mich nicht heraus, wenn du das Echo nicht verträgst.« Grinsend und dennoch voller Ungeduld zog er ihr die Hose hinunter, danach den Slip und warf beides einfach zur Seite. Ein Griff in seine Hosentasche förderte ein Kondom zutage, und nur ein paar Sekunden später, hatte er es sich übergezogen.

Allisons Herz klopfte bis zum Hals, während sie ihn dabei beobachtete. Sie war so aufgeregt, als wäre es wieder ihr erstes Mal. Dann küsste sie ihn, lange und zärtlich, doch er erwiderte den Kuss verlangend. Forsch griff er unter ihre Oberschenkel, und sie ließ sich hochheben, schlang ihre Beine um ihn und nahm ihn mit einem lang gezogenen Stöhnen in sich auf. »Fick mich«, raunte sie versucht verrucht an seinem Mund, und er gehorchte vermeintlich, indem er sich mit einem harten Stoß in sie drängte.

Danach hielt er inne, und sie musste die Augen schließen, weil das Gefühl sie beinahe überwältigte. Ihn in sich zu spüren stillte nicht nur ihr sexuelles Verlangen nach ihm – nein –, es war mehr. Ihre ewige Sehnsucht nach ihm würde niemals aufhören, das wurde ihr in diesem Moment bewusst, doch zu wissen, dass er jetzt wirklich ihr gehörte, machte sie erträglich.

Ben zog sich gemächlich zurück, nur um anschließend genauso langsam wieder in sie zu gleiten. Das war zu wenig, sie brauchte mehr, doch er war anscheinend nicht bereit, ihr das zu geben – vielleicht zum ersten Mal.

»Fick mich«, verlangte sie wieder, sich unruhig in seiner Umarmung windend, wollte entkommen und umklammerte ihn gleichzeitig mit Armen und Beinen.

»Ich ficke dich nicht«, hauchte er endlich und hörte erneut auf sich zu bewegen. Seine Zunge umschmeichelte die ihre, ein sonores Summen zeugte davon, wie sehr sie ihm schmeckte. Sie erwiderte den Kuss, nun war sie so leidenschaftlich, wie er noch vor ein paar Minuten, doch er wich zurück und sah ihr tief in die Augen. »Ich schlafe mit dir.«

»Ich liebe dich«, wisperte sie zärtlich. Die Wahrheit ihrer Worte war so deutlich, als stünde sie auf ihre Stirn geschrieben.

Er antwortete nicht, dafür tat es sein Blick, während er endlich seine Bewegungen fortsetze, sich in sie schob, wieder zurückzog. Dabei hielt er ihre Beine weiter gespreizt, was bewirkte, dass jedes einzelne Mal, wenn seine Mitte die ihre berührte, ihre Klitoris von einem heißen Blitz erfasst wurde. Laut stöhnend klammerte sie sich mit ihren Händen an seinen Armen fest, und drückte sich jedem seiner Stöße entgegen. Ihr Kopf fiel nach hinten, krachte gegen die Mauer, doch der kurze Schmerz verpuffte, ohne wirklich wahrgenommen zu werden, weil die Ekstase sie bereits zu sehr eingefangen hatte.

Und dann kam sie! Löste sich in einem heißen Feuerball auf und sank kraftlos gegen Bens Brust. Eines ihre Beine verlor seinen Halt, trotzdem schaffte sie es, sich damit an ihm festzuhalten.

Nur einen Moment später erreichte Ben ebenfalls seinen Höhepunkt. Haltsuchend schlang er den frei gewordenen Arm um ihre Taille, während er sein Gesicht an ihre Wange schmiegte. »Ich liebe dich auch«, flüsterte er atemlos, dennoch hörte sie es und weinte vor Glück.

 

*

 

Als Allison am nächsten Tag erwachte, geriet die Tatsache, dass ihr Rücken vom Liegen auf dem harten Boden schmerzte, sofort in Vergessenheit, als sie Bens zärtliche Küsse in ihrem Nacken spürte. »Was hältst du davon, wenn wir heute ein neues Bett kaufen?«, fragte er leise.

Er schien schon länger wach zu sein, zumindest klang er so. Sie selbst war noch schläfrig und schmiegte sich mit einem zufriedenen Brummen in seine Umarmung. »Alles was du willst«, stimmte sie zu.

Draußen war Lärm zu hören – anscheinend waren die ersten Crew-Mitglieder bereits eingetroffen. Es musste also um die Mittagszeit sein.

»Ich fürchte, ich muss ein paar Bedingungen stellen, wenn das mit uns funktionieren soll.« Bens nächster Satz verscheuchte auf einen Schlag jedes Fünkchen Müdigkeit. Sie lugte über die Schulter zurück, fand sein Gesicht aber vollkommen entspannt. Davon beruhigt erwiderte sie vorsichtig, jedoch mit genug Überzeugung: »Wie ich schon sagte, alles, was du willst.«

»Ich möchte dich darum bitten, dass du nicht mehr täglich ins Krankenhaus fährst.«

»Okay«, stimmte sie ohne Zögern zu, hob seine Hand an und küsste sie.

»Und wenn du fährst, würde ich gern mitkommen, bis ich …« Er suchte nach den richtigen Worten. »… bis ich mich wieder sicher fühle.«

»Ist kein Problem für mich.«

»Wirklich nicht?«

»Nein, Ben.« Ihr Lächeln untermauerte ihre Aussage, trotzdem musste er noch etwas festhalten. »Und nur, damit es keine Missverständnisse gibt. Ich möchte eine echte Beziehung führen. Also gibt’s keine … ähm … Küsse mehr mit anderen.«

»Nie mehr«, schwor sie mit ernster Stimme, ihre Fingerspitzen strichen über seinen Unterarm.

Er schmiegte sich an sie, seine Lippen schwebten neben ihrem Ohr. »Solltest du dich noch einmal mit ihm einlassen, ist es vorbei. Endgültig. Das würde ich nämlich nicht ertragen.«

Sie drückte sich in seine Wärme. »Du kannst mir vertrauen, Ben. Für mich gibt es nur mehr dich.«

»Gut.«

»Ich habe aber auch eine Bedingung.« Sie biss ihn spielerisch in den Finger, als er sie skeptisch musterte. »Du musst mich regelmäßig füttern. Und zwar jetzt sofort. Ich hab Hunger!«

Er gluckste. »Worauf?« Seine Lippen waren wieder an ihrer Haut, süß, fordernd.

»Wenn ich ehrlich bin auf Frühstück«, bemerkte sie amüsiert, was Ben erneut ein Lachen entlockte.

Also standen sie auf, duschten gemeinsam, und während Allison danach in ihrem Kleiderschrank stöberte, ging Ben nach nebenan. Er wählte eine dunkle Jeans und ein hellgraues Hemd als heutiges Tagesoutfit, doch als er anschließend auf seine restliche Kleidung sah, schien sie ihm eindeutig deplatziert. Daher packte er kurzerhand einen Armvoll davon zusammen und machte sich auf den Weg zurück.

Auf dem Flur krachte er, von dem Kleiderberg in seiner Sicht behindert, gegen Sam.

»Hoppla, hübscher Mann«, spottete der liebevoll, während er ihm dabei half, ein paar hinuntergefallene Stücke einzufangen. »Deute ich das hier gerade richtig? Alles wieder gut, im Märchenschloss?«

»Sieht ganz so aus«, erwiderte Ben ein wenig zurückhaltend. Auch wenn er sich bezüglich des zweiten Versuchs sicher war, es in die Welt hinauszuposaunen war dann doch noch etwas anderes.

»Gute Entscheidung!« Sam war ernst geworden, trotzdem hing noch ein Lächeln in seinen Mundwinkeln. »Dieser …« Er sah sich um, bevor er fortfuhr. » … Affe wäre niemals der Richtige für unsere Majestät gewesen.«

»Klingt ja fast so, als hättest du ein Problem mit Aidan?« Bens rechte Augenbraue kletterte nach oben.

»Kein Problem. Ich bin nur vorsichtig«, stellte Sam fest. Danach seufzte er.

»Ich muss weiter, Sam. Sonst verstreue ich noch meine ganzen Habseligkeiten.« Wieder war eine Socke gen Boden gerutscht, die Sam liebenswürdigerweise auf halbem Weg aufgefangen hatte.

»Wo kommst du überhaupt her?«, fragte Ben unvermittelt. Über seinem Nasenrücken erschien eine Falte, die sich jedoch rasch glättete, als ihm ein Gedanke kam. »Geht die endlose Lovestory Val-Sam endlich weiter?«

»Wohl kaum!«, blaffte Sam sofort beleidigt.

Ben schmunzelte verschämt. »Sorry, Sam. Ich weiß, das ist für euch beide ein schwieriges Thema. Ich wollte da nicht drauf rumreiten.«

»Ihr ging es nicht gut, wegen Mel. Also bin ich bei ihr geblieben. Nur als Freund.« Sam klang, als wäre er sich selbst nicht klar, was er davon halten sollte.

Ben wusste es genauso wenig, was ihn zu den praktischen Dingen zurückkehren ließ. »Kannst du mir vielleicht die Tür aufmachen?« Er deutete mit dem Kinn in die entsprechende Richtung.

Sam nickte, griff an ihm vorbei und gleich darauf sprang die Tür auf.

»Danke, Sam. Bist ein toller Freund.« Ben machte ein Schritt, lugte jedoch noch einmal über seine Schulter zurück. »Vor allem für Val. Sie kann froh sein, dich zu haben.«

»Wir sehen uns später unten«, antwortete Sam, verlegen lächelnd.

»Bis dann.« Ben trat in Allisons Wohnung und war nicht erstaunt, dass hinter ihm sofort die Tür ins Schloss glitt. Sam war eben wirklich ein Schatz.

Als er mit dem Haufen Kleidung über dem Arm ins Schlafzimmer kam, begegnete er Allisons fragendem Blick.

»Ich dachte …«, murmelte er, und augenblicklich erschien ein breites Lächeln auf ihrem Gesicht.

»Super Idee. Der Platz ist noch frei.« Sie deutete zum Schrank.

Er nickte nur, danach machte er sich daran, seine Sachen einzuräumen. Zuerst beobachtete Allison ihn nur, dann griff sie tatkräftig zu, und fünf Minuten später war alles verstaut.

Ben legte die Arme um sie. »Den Rest holen wir nach und nach, okay?«

Sie konnte nicht antworten, nur lächeln, während die Erleichterung ihr ins Gesicht geschrieben stand.

»Allison? Ben?« Vals Stimme, verschlafen und irgendwie ängstlich, war von der Wohnungstür aus zu hören.

»Wir sind hier!«, rief Allison.

Vals Schritte kamen schnell näher, dann baute sie sich mit besorgter Miene vor ihnen auf. »Aidan hat angerufen. Er klang furchtbar, und er hat mir gesagt, dass er heute unbedingt mit Ally sprechen muss.«

Bens Augen zogen sich zusammen. »Worüber?«

»Das weiß ich nicht«, sagte Val, doch auf ihrer Nasenspitze war zu lesen, dass sie eine ganz gute Vorstellung von dem geplanten Thema hatte.

Allison war nicht sicher, ob sie sich darüber freuen sollte, dass Val anscheinend wieder ohne Einschränkungen mit ihr sprach, oder besorgt über den Inhalt des Gesagten. Nach kurzer Überlegung schob sie sich an Ben vorbei, blickte zwischen den beiden hin und her und eröffnete schließlich mit nicht ganz fester Stimme: »Ich werde nur mit ihm sprechen, wenn Ben auch dabei ist.«

Val schüttelte den Kopf, danach sah sie Allison in die Augen. »Ich nehme mal an, du hast auch so eine Idee, worüber er reden möchte, daher wirst du meine Besorgnis verstehen, und ich denke nicht, dass es für seine ohnehin schlechte Verfassung gut ist, wenn Ben dabei ist«, sagte Val vorsichtig tastend.

Sowohl Ben als auch Allison seufzten leise. Natürlich, egal ob Val Allison und Aidan nun verziehen hatte oder nicht, Aidan war ihr Bruder, das Einzige, was ihr von ihrer Familie geblieben war, also stand sein Wohlbefinden bei ihr hoch im Kurs.

»Du kannst dir ja mal anhören, was er will, oder?«, lenkte Ben schließlich ein, worauf ihm Val ein dankbares Lächeln sandte. Nach einem kaum vernehmbaren Seufzen nahm er Allisons Hand in seine. »Vielleicht ist es notwendig, einiges einmal auszusprechen?«, wisperte er ihr zu. »Sich an falsche Dinge zu klammern ist nicht der richtige Weg, das weißt du selbst.«

Allison seufzte ebenfalls. Natürlich wusste sie das, immerhin hatte sie diesen Irrtum selbst zu lange gelebt. Manche Vorstellungen waren eben nicht für längere Zeit gemacht, und schon gar nicht für die Ewigkeit. Ihre eigene Einsicht ließ jedoch eine zarte Hoffnung in ihr keimen. War Aidans vermeintliche Liebe zu ihr das Gleiche, wie die ihre zu dem Bild, das sie anfangs von ihm und ihr hatte? Hielt er nur an einer Zukunft mit ihr fest, damit er sich der Gegenwart nicht stellen musste? In welcher Art auch immer? Einen tiefen Atemzug machend strich sie mit ihren Fingerspitzen über Bens Hand. »Du hast recht«, erklärte sie sanft, aber bestimmt. »Ich muss ihm die Wahrheit sagen. Aber vorher bestehe ich auf Frühstück.«

Ihr anschließendes Schmunzeln ließ auch ihn lächeln. »Was hältst du davon, wenn Miguel uns etwas nach oben bringt?«

»Gute Idee!« Allison schenkte ihm einen verliebten Blick, bevor sie sich noch einmal an Val wandte. »Sag Aidan bitte, er kann abends vorbeikommen. Dann können wir reden.«

Val entspannte sich sichtlich, doch ihre Miene blieb traurig und zerrissen. Es war schwer für sie, einerseits für ihren Bruder da zu sein und andererseits die Fairness seiner Frau – ihrer Freundin – gegenüber zu halten. Doch sie war fest entschlossen, das alles irgendwie wieder auf die Reihe zu bekommen. »Ich werde Miguel wegen eures Frühstücks Bescheid geben und danach Aidan anrufen«, murmelte sie, bevor sie mit gesenktem Kopf die Wohnung verließ.

In der Küche traf sie auf Leo. Das Haar hing ihm wirr in die Stirn und auch sein Gesicht zeugte von einer hartnäckigen Müdigkeit. Chef eines Clubs zu sein, war nun mal kein Kinderspiel. Wie oft hatte Carmen sich ihr gegenüber besorgt gezeigt. Darüber, dass Leo schon so früh das Ruder hier im Home übernehmen wollte. Stolz und Unsicherheit hatten sie im Wechselbad besucht. Val erinnerte sich an einen Abend, kurz nachdem Carmen der Crew Leo offiziell als ihren Nachfolger präsentiert hatte. Sie hatten in Vals Garderobe gesessen – Carmen, wie immer ein Stück Näharbeit in ihrem Schoß.

»Meinst du, Leo ist schon so weit? Ich meine, natürlich hat er Ben, und ich bin ja auch noch da. Aber es ist nun mal kein Zuckerschlecken diesen Hühnerhaufen zu leiten.« Carmen biss den Faden ab und musterte kritisch den eben bearbeiteten Rocksaum.

»Und mit Hühnerhaufen meinst du wen genau?« Val, die sich in einer ihrer neuesten Abendroben vor dem Spiegel hin und her drehte, lugte durch ihr Spiegelbild zu ihrer Freundin.

»Ach, Valerie. Schmoll nicht gleich. Ich meine alles hier. Die Crew, die Show, der Einkauf, die Bücher …«

»Die macht Sam«, parierte Val beleidigt.

Carmen lachte, und sie tat es auf die ihr eigene Weise. Es war wie ein Frühlingswind, der alles Böse hinweg blies. »Dieser Deal ist eine Win-win-Situation. Er bringt mir Buchhaltung bei, und ich sorge dafür, dass ihm Frauenkleider passen.« Sichtlich zufrieden legte Carmen den Rock zur Seite und griff sich das nächste Stück. Eine weite dunkelrot durchscheinende Chiffonhose. »So wie dieser Traum hier.«

»Die ist schön«, gab Val bereitwillig zu. Ihr ohnehin kaum vorhandener Ärger war bereits wieder gewichen.

»Ist sie. Aber leider gibt`s die eben nur in Frauengrößen.« Schon fing Carmen an, mit einer kleinen Schere den Bund zu bearbeiten.

»Warum nähst du immer mit der Hand? Du könntest dir doch eine Nähmaschine kaufen.« Val kam herüber und ließ sich neben Carmen nieder.

»Das Nähen hier beruhigt mich. Eine Maschine ist laut – sie rattert so nervig – das möchte ich nicht. Ich brauche Ruhe. Manchmal.« Ein Zwinkern, danach hefteten sich Carmens wunderschöne tiefbraune Augen mit leichter Besorgnis auf Val. »Du wirst Leo doch helfen, oder? Sollte ich es mal nicht können.«

Keiner von ihnen hatte damals geahnt, wie schnell sich diese Möglichkeit bewahrheiten würde. Val seufzte, warm pochte die Liebe zu Carmen in ihr, während sie nun auf deren sichtlich übernächtigen Sohn blickte. Er hing über einer Tasse Kaffee, trotzdem stahl sich ein Lächeln auf seine Lippen, als er sie entdeckte. Sie lächelte zurück, trat dann an Miguel heran und richtete ihm die Bestellung von Ben und Allison aus. Danach schenkte sie sich einen Kaffee ein und lehnte sich neben Leo. »Oben herrscht eitler Sonnenschein«, berichtete sie die Neuigkeit.

Er verstand sofort, trotz seiner Müdigkeit. »Also haben sie wieder zueinander gefunden?« Obwohl er es als Frage stellte, war zu hören, dass er sich dessen ohnehin bereits sicher war.

Val nickte, Leos Gesicht zeigte hingegen riesige Erleichterung. »Das ist gut. Ben war ziemlich fertig.«

Wieder nickte Val, doch ihre Miene war lange nicht so überzeugt, wie die von Leo.

»Und was ist jetzt mit Aidan?«, fragte Leo schließlich, ihren Blick richtig deutend.

»Es geht ihm nicht gut. Er kommt heute her und möchte mit Ally sprechen.«

»War das zwischen den beiden mehr als eine einmalige Sache?« Ein zarter Hauch von Besorgnis schwang in seinem Ton mit, was deutlich machte, wie sehr er auf das Gegenteil hoffte.

Val zuckte mit den Schultern, danach sackten sie nach unten. »Nein. Obwohl ich befürchte, dass sie anfangs ziemlich verknallt ineinander waren.«

»Allison und Aidan?« Leo schüttelte den Kopf. »Aber Allison ist vollkommen vernarrt in Ben.«

»Ja, jetzt«, stellte Val säuerlich fest.

Danach schwiegen sie für einen Moment, durchsuchten in Gedanken die vergangenen Wochen nach Hinweisen, die ihre Annahmen bestätigen könnten. Leo fand rasch ein paar Situationen, in denen Aidan deutlich seine Sympathie für Allison gezeigt hatte. Jetzt im Nachhinein erschienen sie ihm wesentlich weniger harmlos als damals. Das brachte ihn auf die nächste Frage: »Und er? Ich meine Aidan. Hat er es auch überwunden?«

»Das müssen wir hoffen, oder?«, wisperte Val kraftlos, bevor sie unter einem weiteren langen Atemzug erzitterte.

 

*

 

Obwohl Val ihm Allisons Vorschlag mitgeteilt hatte, hielt Aidan sich natürlich nicht daran, sondern kam bereits eine Stunde nach ihrem Anruf ins Home, in seinen Händen eine Flasche Himbeerlikör. Allison hatte ihm einmal verraten, dass sie als Kind an jedem Geburtstag ein Glas davon hatte trinken dürfen, worauf sie sich immer das ganze Jahr gefreut hatte. Er wollte ihr unbedingt zeigen, wie gut er sich an alles erinnerte, was sie ihm erzählt hatte und wie wichtig es ihm war, ihr eine Freude zu machen.

Val und Leo empfingen ihn in der Bar, und obwohl sie sein Mitbringsel etwas skeptisch begutachteten, holte Val Gläser und stellte sie auf den Tresen.

»Wo ist Allison?«, fragte Aidan, wie er hoffte beiläufig, während er allen eingoss, und wurde unsicher, als er meinte, Argwohn in Leos Miene zu erkennen.

»Die Beiden werden sicher gleich kommen.« Leos Antwort und vor allem die Betonung des zweiten Wortes ließ Aidan den Blick auf die Tischplatte senken. »Die Beiden«, wiederholte er leise – würde er Allison jemals wieder allein sehen können?

»Ja. Ben und Allison.« Leo klang ein bisschen angriffslustig. »Sie sind wieder zusammen.«

»Wieder?«, gab Aidan sich erstaunt.

Leo kniff die Augen zusammen. »Ja. Wieder. Oder hast du geglaubt, dass es ihm egal ist, dass du und sie …«

»Leo!«, mahnte Val traurig, er brach ab, schüttelte aber ungläubig den Kopf.

»Nein.« Aidans Stimme war kaum zu hören, es war beinahe, als würde er nur zu sich selbst sprechen. »Aber sie hat nie erwähnt, dass sie sich getrennt haben.«

In seinem Kopf liefen die Gedanken Amok. Sie waren getrennt gewesen. Wie lange? Warum hatte sie ihm nichts gesagt? Warum war sie ihm fern geblieben und hatte ihn in den Glauben gelassen, dass sie in Bens Armen lag? Er spürte Wut und Trauer, die in ihm kämpften.

Leo schnaubte ärgerlich, doch er kam nicht mehr dazu, etwas auf Aidans Feststellung zu erwidern, denn im selben Moment traten Allison und Ben durch die Tür. Allison hatte beide Arme um Bens Mitte geschlossen und lehnte sich gegen seine Brust, während auch er sie umschlang und küsste. »Wenn du nicht gleich aufhörst, gibt’s heute kein Mittagessen«, schimpfte er liebevoll, was sie mit einem glücklichen Blick und einem koketten Augenaufschlag quittierte. »Du hast aber versprochen, mich zu füttern, wann immer es notwendig ist.«

Danach lachten die beiden. Es war zu sehen, wie wohl sie sich gerade fühlten, und obwohl Leo die gelöste Atmosphäre eigentlich genoss, beschloss er Vals wegen einzuschreiten, die mit seltsam zerrissener Miene zu dem Paar hinüber starrte. »Hi, Leute«, versuchte er, ihre Aufmerksamkeit zu wecken, was ihm auch gelang, denn sie sahen beide augenblicklich zu ihm hinüber – und erstarrten, als sie Aidan entdeckten.

Bens Miene verschloss sich, während Allisons Blick zuerst auf Ben, dann auf Val und schließlich auf Aidan flog. Ihre Augen waren seltsam angespannt. »Hi«, sagte sie nur. Ein flaues Gefühl kroch durch ihren Magen, das sich noch verstärkte, als Ben seine Hände von ihr nahm. Für einen Moment wurde sie von der Angst erfüllt, dass er sich von ihr zurückziehen würde, doch er packte nur ihre Arme und lenkte sie nach unten. Anschließend griff er sofort nach ihrer Hand, fing sie mit seiner ein und streichelte zärtlich mit seinem Daumen ihren Handrücken. »Hi, Aidan«, grüßte er höflich zurückhaltend.

Aidan konnte den Gruß nicht erwidern. Er versuchte nicht einmal, sein Entsetzen über Bens und Allisons offensichtliche Nähe zu ignorieren. Stets war er davon ausgegangen, dass sie diese übertriebene Verliebtheit nur dann zelebrierten, wenn er als Zuschauer fungierte. Dass es eine – ihre – Strafe für ihn war. Sie nun in trauter Einigkeit beobachten zu müssen, ohne dass sie auch nur hätten ahnen können, auf ihn zu treffen, stürzte ihn in eine Krise. Er setzte an, um etwas zu sagen, bekam aber anfangs nur ein tonloses Krächzen heraus.

Obwohl er insgeheim ein bisschen Triumph über Aidans Niederlage empfand, bemühte Ben sich, es nicht zu zeigen – Allison zuliebe und natürlich auch für Val. Er spürte Allisons Händedruck, mit dem sie ihn eindeutig beruhigen wollte.

»Wie geht es Melissa?« Wieder war es Leo, der die Situation zu entspannen versuchte. Die Ablenkung gelang, denn Aidan wandte sich ihm, widerstrebend, aber doch zu. Trotzdem schwieg er weiter, also fuhr Leo fort. »Allison hat mir erzählt, dass sie gestern einen wirklich guten Tag hatte.«

»Ach, hat sie das?« Als Aidan endlich sprach, klang es gleichgültig und kalt.

Leo runzelte die Stirn. »Ja. Hat sie. Stimmt es etwa nicht?«, hakte er verunsichert nach. Auch Vals Kopf schnellte in Richtung ihres Bruders, der Blick voller Furcht.

Aidan schaute träge zwischen den beiden hin und her. Seine Augen erfassten Leos Besorgnis und Vals Angst gleichermaßen, und das weckte ihn schließlich aus seiner Schockstarre. Seine Anspannung hinunterwürgend straffte er sich. »Entschuldige Leo. Ich bin irgendwie total erledigt. Natürlich stimmt es. Melissa geht’s im Moment ganz gut.«

»Das ist schön«, merkte Leo an, selbst ein wenig aus der Ruhe gebracht, weil Aidan allzu offensichtlich durch den Wind war wegen Allison und Bens Reunion.

Nach ihrem kurzen Austausch kehrte wieder Stille ein. Alle verharrten, warteten, worauf auch immer. Die seltsame Aura im Raum legte sich drückend über Leo, und er schreckte zusammen, als Val unvermittelt an seinem Ärmel zupfte. Nur träge sah er zu ihr hinüber, sie deutete mit einem Augenwink auf die Küchentür. Natürlich wusste Val genau, dass Aidan allein mit Ally sprechen wollte, und versuchte ihn, zumindest soweit es in ihrer Macht stand, dabei zu unterstützen. Es war wichtig, das hier abzuschließen. Für ihn, für Ally, aber am Allermeisten für Mel.

Das schien nun auch Leo wieder einzufallen, denn er erhob sich ohne ein weiteres Wort und folgte Val, die ebenfalls bereits aufgestanden war, nach draußen.

Allison sah ihnen hinterher, dann holte sie Luft. Bens sanfter Zug war zu spüren, der sie Richtung Aidans Tisch leiten wollte, doch sie hielt dagegen, ohne sich zu bewegen. Es war zu schwer! Auch wenn sie jetzt wusste, dass sie Ben liebte, war Aidan das Herz zu brechen nicht leicht.

Alle drei schwiegen, und Allison spielte mit Bens Finger, während Aidan erwartungsvoll zu ihnen hinüber sah. Schließlich räusperte sich Ben und sein Händedruck nahm zu. »Es ist wohl am besten, wenn ihr euch aussprecht.« Allison kurz an sich drückend, ließ er seine Lippen über ihre Schläfe gleiten.

Sie starrte verunsichert zu ihm hoch, nicht genau wissend, was er von ihr erwartete. Sollte sie die Gelegenheit beim Schopf ergreifen oder ihm sagen, dass sie nicht mit Aidan alleine sein wollte? Vor Unsicherheit traten Tränen in ihre Augen.

Ben lächelte sie jedoch beruhigend an und beugte sich hinunter, um seinen Mund an ihr Ohr zu legen. »Entscheide selbst, was du ihm sagen willst. Aber wenn wir eine Zukunft haben sollen, bleibt wohl nur eine Möglichkeit.« Langsam wich er ein Stück zurück, doch sie griff an seinen Nacken, um ihn noch mal näher zu ziehen. Ihr Wispern war zittrig vor Verunsicherung: »Bleib bei mir. Ich weiß nicht wie …«

Er unterbrach sie mit einem zärtlichen Kuss auf den Mund, danach flüsterte er wieder in ihr Ohr. »Das musst du allein machen, Dornröschen. Entscheide du, was du ihm sagen willst. Ich werde nicht böse sein. Ich verspreche es dir.«

Aidan hatte sie atemlos beobachtet. Ihm schwante, dass das, worüber die beiden sprachen, nichts war, was er hören wollte, und doch hätte er alles gegeben, um sie zu verstehen.

»Ich warte nebenan auf dich«, hörte er Ben etwas lauter sagen. Es war ein bisschen, als gelte es ihm genauso, wie Allison. Eine Warnung. Ein ich bin in der Nähe! Als wüsste er das nicht. Als wäre er sich der Hindernisse nicht bewusst. Ben und Mel. Zwei dicke Mauern, die ihn von Allison trennten.

Die Schläge seines Herzens wurden intensiver und schneller, während sein Rivale sich endlich entfernte, und Allison langsam auf ihn zukam. Sie ließ sich nach kurzem Zögern auf der Sitzbank ihm gegenüber nieder, erst mit gesenktem Kopf, dann sah sie ihm entschlossen ins Gesicht.

Er wartete, ob sie sprechen würde, doch als das Schweigen andauerte, erkannte er, dass es an ihm lag, die Unterhaltung zu starten. »Ihr wart getrennt?«, war das Erste, was ihm einfiel.

Ihr Seufzen war tief. »Ben brauchte Zeit, um nachzudenken, ob er mir verzeihen kann«, antwortete sie leise. Sie hatte beschlossen, nicht zu lügen – egal wie hart es für ihn wäre. Solange er die richtigen Fragen stellte, würde sie ihm jede einzelne wahrheitsgemäß beantworten.

»Und du wolltest diese Trennung nicht?«, mutmaßte Aidan weiter.

»Nein.«

»Weiß er, was zwischen uns war?«

»Ja.«

»Hast du es ihm erzählt?«

»Ja.«

»Und er hat deswegen Schluss gemacht?« Ihre einsilbigen Antworten begannen ihn zu nerven.

Das schien nun auch Allison aufzugehen, also zögerte sie mit der nächsten Antwort, während sie nach der richtigen Formulierung suchte. »Er konnte nicht länger mit mir zusammen sein«, erzählte sie schließlich. »Weil er dachte, ich würde dich mehr wollen als ihn.« Sie spürte Aidans stechenden Blick, hielt ihm aber tapfer stand.

»Und warum denkt er das jetzt nicht mehr?« Der Schmerz in seinen Worten lähmte sie kurz, und als sie weitersprach, krampften sich ihre Hände unter dem Tisch zusammen. »Weil ich ihm gesagt habe, dass es nicht so ist.«

Er stieß schwallartig die Luft aus, ließ den Kopf in seinem Nacken kreisen, anschließend strich er mit der Hand über sein Kinn und seinen Mund. Offensichtlich bemühte er sich darum, ruhig zu bleiben oder seinen Schmerz nicht zu zeigen – wie auch immer – er scheiterte. Allison konnte fühlen, wie er litt, und das tat ihr weh. Sehr sogar! Dennoch war sie sicher, das Richtige zu tun, was ihr Kraft gab, die Tränen zurückzuhalten.

Aidan fixierte wieder ihr Gesicht, bevor er die, für ihn, ultimative Frage stellte: »Du hast ihm gesagt, dass es nicht so ist, oder ist es wirklich nicht mehr so?«

»Ich liebe Ben«, sagte Allison laut und deutlich, und Aidan presste seine Augen im Schmerz zusammen. »Seit wann?«, fragte er – durch die kommenden Tränen klang seine Stimme gepresst.

Sie senkte den Kopf, um nicht sehen zu müssen, wie sehr ihn ihre nächsten Worte treffen würden. »Schon eine Weile.«

Seine Lippen bildeten einen Strich, gleichzeitig fuhr er sich mit einer verzweifelten Geste durch die Haare. »Schon, als wir miteinander geschlafen haben?«, brachte er mühsam hervor. Jetzt musste er alles wissen.

Ein Moment des Zögerns folgte, dann sprach sie weiter. »Ja. Aber da war es mir noch nicht bewusst. Ich habe es erst gewusst, als er mich verlassen wollte.«

»Und du hast gleichzeitig aufgehört mich zu lieben?« Er öffnete die Augen, entdeckte, dass sie ihn nun wieder ansah. Schmerzvoll erkannte er die Wahrheit, auch ohne dass sie sie aussprach. »Du meinst, du hast mich nie geliebt?«

Der Schmerz in seiner Stimme erstickte sie beinahe, trotzdem war sie ihm Ehrlichkeit schuldig. »Ja.«

Ihre Antwort machte ihn fassungslos. »Warum hast du mir das nicht früher gesagt?«

»Weil ich es nicht wusste, Aidan.«

»Du hast mich aber glauben lassen, dass es so ist.« Seine Anklage ließ sie erneut den Blick senken – ihr war klar, dass er recht hatte. »Ich habe es auch geglaubt. Also, dass ich dich will. Dass ich …«

»Hör auf, Allison.« Er stand auf und packte seine Jacke.

»Aidan!« Sie erhob sich ebenfalls, wollte nach ihm greifen, doch er ging, wie durch ihre Absicht entsetzt, zwei Schritte von ihr weg.

»Aidan«, bat sie hilflos. »Bitte. Bleib hier. Rede mit Val. Lass dich von ihr trösten.«

Ihre spürbare Angst um ihn wärmte Aidans Herz, und er warf ihr einen flehenden Blick zu. »Vielleicht änderst du deine Meinung. Wenn ich frei bin. Möglicherweise fühlst du jetzt nur so, weil dein Innerstes Melissa und dich selber schützen will.«

Ihr Kopf wanderte hin und her, unendlich langsam und doch deutlich, was ihm ein heiseres Lachen entlockte, bevor er aufschluchzte. »Du bringst mich um, Allison. Weißt du das? Du tötest mich damit. Du warst das Einzige, was mich aufrecht gehalten hat. Die Aussicht auf eine Zukunft mit dir. Jetzt habe ich nichts mehr.«

Seine offensichtliche Verzweiflung schickte einen Krampf durch Allisons Brust. Ein vorsichtiges Verständnis wuchs in ihr. Dafür, dass er seinem Verlangen zu ihr nachgegeben hatte. Gut, er war nicht ihr Traummann, der immer das Richtige tat. Er war nur ein Mann, der eine Frau begehrte, die ihn nicht wollte. Zu spüren, was Aidan zu hören wünschte und es ihm nicht geben zu können, tat ihr unglaublich weh. Dennoch war da etwas, das ihr Kraft gab, dies durchzuziehen. Ihre Gefühle für Ben, und auch ein wenig für Mel.

Entschlossenheit erfüllte sie, zwang ihre Hände zu Fäusten, bevor sie ihn wieder fixierte. »Du hast noch Melissa. Sprich nicht, als wäre sie nicht mehr hier. Sie braucht dich und sie liebt dich. Und auch wenn du es vielleicht im Moment nicht erkennst, du liebst sie auch.«

»Selbst wenn? Sie wird sterben«, sagte er kalt, worauf Allison keuchend den Atem anhielt, nur um ihn danach ungläubig zu mustern. Ihre Stimme zitterte und war gleichzeitig voller Vorwurf: »Melissa ist deine Frau. Sie liebt dich und braucht deinen Glauben an sie. Gib sie nicht auf, bevor es das Leben getan hat.«

»Warum nicht?«, stieß er höhnisch hervor. »Du hast mich doch auch aufgegeben. Ich habe dich verloren, nur weil ich versucht habe, diese Ehe zu bewahren, um deine verdammten Werte zu ehren.«

»Das meinst du doch nicht so, Aidan«, hauchte sie entsetzt.

»Nein?«, zischte er böse. »Du kennst mich anscheinend nicht halb so gut, wie du glaubst.«

»Doch das tu ich. Und ich weiß, dass nur die Enttäuschung dich so sprechen lässt.« Ihr Gesicht war bleich.

Das Vertrauen in ihn, das trotz allem noch in ihr wohnte, entzündete eine schwache Flamme der Hoffnung in Aidan. »Du hast recht«, wisperte er eindringlich. »Du kennst mich und ich kenne dich. Wir gehören einfach zusammen.«

Wenn möglich wurde sie noch blasser, trotzdem waren ihre Worte voller Sanftheit. »Nein. Glaub mir, du wirst es auch noch erkennen. Wir haben nie zusammengehört. Es war von Anfang an Ben …«

»Hör auf!« Sein verzweifelter Schrei ließ sie verstummen.

Sofort danach wandte er sich ab, ging zur Tür, wirbelte jedoch, dort angekommen, noch einmal herum. »Da irrst du dich. Wir haben zusammengehört«, erklärte er voller Überzeugung.

»Aidan«, konnte sie nur traurig hauchen, doch er wandte sich ab, ganz so, als ertrüge er ihre Ablehnung nicht. »Und wir werden wieder zusammengehören«, wisperte er, nur für sich selbst, bevor er schnell nach draußen eilte.

Kaum war er weg, begann Allison zu weinen, und sie war überhaupt nicht überrascht, als sie bereits Sekunden später Bens Arme um sich spürte. Er sagte nichts, hielt sie nur fest und sie genoss seine Nähe und seinen Trost.

2. Beichte

 

Nach dem Gespräch mit Allison fühlte Aidan sich vernichtet. Sein Heimweg verschwamm mit der Dunkelheit zu einer kalten Einheit, so wie alles finster war, seit sie ihm die vermeintliche Wahrheit offenbart hatte.

Die Kühle des Weinglases in seiner Hand war das Erste, was er wieder bewusst wahrnahm. Blinzelnd sah er sich um. Er saß auf der Couch in seinem Wohnzimmer, immer noch in den Klamotten, mit denen er im Home gewesen war. Vor sich auf dem niedrigen Marmortisch versprach ihm eine Flasche Rotwein das ultimative Vergessen, und er nahm die Einladung an.

Mit der zügigen Regelmäßigkeit eines Mannes, der alles dafür geben würde, den Schmerz in sich abzutöten, leerte er Bouteille Nummer eins. Danach wankte er in die Küche, ging ein weiteres Mal an den Kühlschrank, hielt aber plötzlich mitten in der Bewegung inne, die geschlossene Flasche in der Hand.

Melissa kam ihm in den Sinn. Sie lag in ihrem Bett im Krankenhaus und wartete auf ihn. Er konnte sich hier nicht im Selbstmitleid suhlen. Er musste zu ihr. Ihr eine plausible Erklärung auftischen, warum und wieso sich ihr Mann so verändert hatte. Denn sie hatte es bemerkt, das hatte ihm ihr letztes Gespräch gezeigt. Nun war es Zeit, dafür zu sorgen, den Schaden so gering wie möglich zu halten, oder wenn sie mehr wusste, als er befürchtete, vielleicht sogar, um Entschuldigung zu bitten. Er brauchte Melissas volles Vertrauen, jetzt, wo die andere Option im Dunkel der Hoffnungslosigkeit versank. Es galt sicherzustellen, dass er mit seiner Schwäche nicht alles zerstört hatte, was er sich mühsam an ihrer Seite aufgebaut hatte. Denn Mel besaß die Macht, ihm all das wieder zu nehmen, das bezeugten sein Wissen und der dreiseitige Ehevertrag, der in dem Safe ihres Anwalts hinterlegt war.

Mit einem tiefen Seufzer stellte er die Flasche zurück, griff nach seinem Autoschlüssel und verließ die Wohnung. Er wusste, was er jetzt tun musste, und obwohl er sich so sehr davor fürchtete, dass er meinte, den Verstand darüber zu verlieren, ging er zu seinem Wagen, startete und fuhr los.

Alles in ihm schrie nach Allison, doch wie ein endloses Echo hörte er ihre Worte Ich liebe Ben, und sah ihr mitleidiges Gesicht vor sich, also zwang er seine Gefühle in die Knie und konzentrierte sich auf den Verkehr. Trotz seines Rausches lenkte er das Auto ohne Probleme durch die Straßen, bis er wieder vor dem Home angekommen war. Er hielt in der kleinen Gasse, die hinter dem Gebäude entlang lief, starrte über den Parkplatz auf die hintere Ansicht des Hauses und suchte die Fenster, hinter denen, wie er wusste, Allisons Wohnung war.

Lag sie jetzt in seinen Armen? Er stöhnte auf, legte die Hände zurück ans Lenkrad und fuhr wieder los.

Die Fahrt zum Krankenhaus lief wie ein längst vergessener Film an ihm vorbei. Erst als er mit dem Schlüssel in seinen Fingern über das vereinsamte Deck der Tiefgarage ging, kam er wirklich richtig zu sich oder wurde buchstäblich aufgeschreckt, von dem trommelnden Hall seiner Schritte.

Ohne Umwege begab er sich in Melissas Zimmer. Sie schlief. Das war ihm ganz recht – noch ein wenig Aufschub. Leider missglückte der Versuch, sich leise auf den Stuhl neben ihr Bett zu setzen, denn er rutschte ab und schubste ihn mit lautem Knall gegen den Nachttisch.

Melissa fuhr erschrocken hoch, sah sich hektisch um und entspannte sich erst wieder, als sie den entschuldigend grinsenden Aidan erblickte. Kaum entdeckt, angelte der nach der Lehne, zog den Sessel zurück und setzte sich ohne weiteren Unfall darauf.

Seine Frau musterte ihn zuerst verschlafen, dann misstrauisch und schließlich kräuselte sich ihre Nase, bevor sich ihre Stirn in Falten legte. »Bist du betrunken?«, fragte sie.

Bei der Duftwolke, die ihn umgab, schien es ohnehin sinnlos, es zu leugnen, also nickte er.

Wie erwartet, warf sie sein Zugeständnis nicht um. Im Gegenteil, ihre darauf folgende Frage klang mäßig interessiert. »Warum?«

Er zuckte mit den Schultern.

»Wegen mir?«

Wieder tanzten die Schultern auf und ab.

»Also nicht.« Sie schnaubte leise und richtete sich mühsam etwas weiter auf. »Warst du heute schon im Home?«

Er zögerte, seufzte aber schließlich. »Ja.«

»Na, dann kann ich es mir schon denken.«

Er sah sie an und sie wich vor der Verzweiflung in seiner Miene zurück. »Was meinst du?« Seine Stimme erschreckte sie, sie klang schwach und niedergeschlagen.

»Kann es sein, dass du bei unserem Gespräch gestern nicht ganz ehrlich warst?«, fragte sie, doch er sah sie nur weiter an, traurig und schuldbewusst.

»Irgendetwas sagt mir, dass das hier etwas mit Allison zu tun hat. Und Ben. Und dir.«

Das zu erwartende Leugnen blieb aus, stattdessen drückte er, im stummen Einverständnis, seine Augen zu, und hörte ihr Aufstöhnen.

»Es ist doch sie? Oder?« Ihr Atem kroch zitternd aus ihrem Mund, verwandelte sich dann in ein höhnisches und gleichzeitig vor Verzweiflung triefendes Lachen. »Carmens Tochter. Die kleine unschuldige Allison. Das muss ich dir lassen, Darling. Deine Taktik war gut. Hast mich mit dem Offensichtlichen geblendet – ich weiß, ich selbst hab dir diesen Trick beigebracht. Und jetzt bin ich darauf reingefallen.« Sie musterte ihn eindringlich. »Allison gefällt dir? Du bist scharf auf sie? Das ist es doch, oder?«

»Nein«, wehrte er sich tonlos.

Sie lachte, kurz und leise, bevor sie böse zischte: »Lüg nicht!«

Er sagte nichts, sah sie nun aber an, und mit einem Mal erkannte sie, wie tief die Schuld sich in seine Züge gegraben hatte und verstand. Mel atmete heftig ein und aus. »Du hast schon mit ihr geschlafen!«, hauchte sie danach.

Das Entsetzen in ihren Augen ließ jede Kraft aus ihm weichen. »Nein.« Es war ein schwacher Versuch einer letzten Täuschung.

»Wage es nicht, mich anzulügen.« Ihre Wut ließ ihre frühere Autorität zurückkehren, vor der er zurückschreckte.

»Melissa.« Seine Stimme bebte vor Angst, doch gleichzeitig durchspülte ihn eine fast perverse Erleichterung. Darüber, dass der Moment, vor dem er sich seit Wochen fürchtete, endlich da war.

»Aidan!« Sie klang ungeduldig, und er spürte, wie die Last seiner Schuld leichter wurde, egal wie, er freute sich beinahe, dass es nun herauskam.

»Ja«, sagte er daher nur, worauf sie heiser stöhnte, darauf folgte ein geknurrtes »Du Schwein!«

Er zuckte zusammen, schwieg nun und rückte von ihr ab.

Melissa funkelte ihn an, so außer sich vor Zorn, dass er erschrocken aufstand, um einen Schritt vom Bett wegzutreten.

»Glaub nicht, dass du jetzt einfach gehen kannst!«, fauchte sie sofort.

Seine Stirn war gerunzelt, er schien geschockt über den Hass in ihrer Stimme, aber auch über die Bedeutung ihrer Worte. »Ich werde dich nicht gehen lassen. Jetzt nicht und auch sonst nicht.«

»Ich will ja überhaupt nicht gehen«, flüsterte er automatisch, doch augenblicklich hallte ihr leises und gleichzeitig hämisches Lachen durch die Stille. »Du bist so ein mieser Lügner, Darling.«

Entmutigt ließ er sich auf einen der anderen Stühle fallen und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

Melissa spürte mit jeder Faser seine Verzweiflung. Doch obwohl sie ja eigentlich diesen Verdacht bereits Allison gegenüber ausgesprochen hatte, traf sie erst in diesem Moment die Überzeugung, dass ihre schlimmste Befürchtung wirklich wahr geworden war. »Du bist verliebt in sie, oder?«, presste sie atemlos hervor – sie wusste selbst nicht, woher sie die Kraft nahm, diese Worte zu formen.

Aidan hörte ihre gebrochene Stimme, in ihm stieg kalte Angst auf, die Schauer über seine Haut jagte. Obwohl er beschlossen hatte, jedes Leugnen aufzugeben, sah er nicht auf, als er antwortete. »Ja.«

Ein lautes Schlucken war zu hören, erst nach zweimaligem Räuspern konnte Melissa ihre nächste Frage aussprechen: »Und sie?«

»Sie hat mich weggeschickt, nach dieser Nacht, die, ob du es nun glaubst oder nicht, unsere einzige war.«

»Warum? Wegen Ben?«

»Nicht nur.« Er strich sich stöhnend die Haare aus der Stirn. »Vor allem wegen dir.«

Sie lachte wieder. »Verstehe. Es ist sicherer für dich, mich als Grund zu sehen, denn ich werde ja bald nicht mehr im Wege stehen, nicht.«

Ungläubig musterte er sie. »Sprich nicht so, Melissa. Ich bitte dich.«

»Warum nicht? Es ist doch das, worauf du wartest, oder? Endlich frei sein von der Alten, die deine wahre Liebe blockiert.«

»Hör bitte auf, so zu sprechen«, bat er erschöpft, und sie verstummte, aber nur kurz, dann sprach sie weiter. Bissig. »War es gut?«

Nun grub er beide Hände in seine Haare und keuchte auf.

»Sag es mir. Sie hat bei Ben sicher einiges gelernt.«

»Hör auf«, flehte er leise.

Seine stumme Verzweiflung schürte jedoch nur die Wut in ihr. »Bist du mir nicht die Wahrheit schuldig?«

»Doch natürlich.«

»Ich habe dich angefleht zu warten, Aidan. Ich spürte schon lange, dass da jemand ist, der mich bedroht. Ich habe dich gefragt, erinnerst du dich? Das zweite Mal, als du mir von ihr erzählt hast, habe ich dich gefragt – gefällt sie dir? – habe ich gefragt und du hast nein gesagt.«

»Weil es damals noch harmlos war.« Er sah sie nun an, sein Blick war leer.

Sie erwiderte ihn voller Schmerz und Zorn, und als sie weitersprach, lag auch in ihrer Stimme ohnmächtige Wut. »Und als ich dich schwören ließ, dass du mich nicht verlassen wirst, da hast du auch ja gesagt.«

Er hingegen schien mit jeder Antwort schwächer zu werden. »Ich weiß«, sagte er matt. »Und ich stehe zu meinem Wort.«

»Und ich bin die Hexe, die dich mit ihrer Krankheit an sich bindet.« Sie stieß ein höhnisches Lachen aus. »Gut ausgedacht, Darling.«

»So ist es nicht. Ich will bei dir bleiben.« Sein Blick hielt dem ihren stand, was sie verunsicherte. »Wirst du sie aufgeben?«

»Das habe ich bereits.«

»Hast du sie aufgegeben oder sie dich?«

»Wir uns.« Der Schmerz in seinen Augen verriet seine Lüge, was ihre kurze Unsicherheit wieder verscheuchte.

»Das glaube ich dir nicht«, spie sie ihm kalt entgegen.

Er sah sie weiter an, wie ein Reh im Fadenkreuz des Jägers, das atemlos auf den Todesschuss wartete.

»Ich verlange von dir, dass du mir die Wahrheit sagst, Aidan. Wenn du mich je geliebt hast, hör auf zu lügen.« Ihr Schuss hatte getroffen, das spürte sie, was ihr ein siegessicheres Lächeln bescherte, während seine Miene vor Verzweiflung verdunkelte.

»Also. Noch einmal. Hast du es beendet?«, fragte sie unnachgiebig.

Zuerst zögerte er noch, doch dann hob er fast stur das Kinn. »Nein. Allison.«

Sie nickte, als wäre die Antwort schon vorher festgestanden. »Wer hat den Anfang gemacht?«

Diesmal zauderte er nicht, es war so und so egal. »Ich.«

»Wann ist es passiert?«

»Vor zwei Wochen.«

»In unserer Wohnung?« Ihre Fragen kamen schnell wie Pistolenschüsse, und er parierte genauso schnell. »Nein. Bei ihr.«

»Also bist du von mir zu ihr gefahren und hast sie verführt.«

»So etwas in der Art.«

Nun stöhnte sie auf. »Aidan.«

Er seufzte, lehnte sich kraftlos im Stuhl zurück und erzählte ihr beinahe detailgetreu von dem Abend im Home und der anschließenden Situation in Allisons Wohnung. Als er zu dem Punkt kam, wo Allison nachgab, bat sie ihn, aufzuhören.

Sie schwieg eine Weile, während ihre Tränen ihre Wange nässten. Schließlich wischte sie sie energisch ab und sah ihm in die Augen. »Hättest du mich verlassen, wenn sie es von dir verlangt hätte?«

Er wich ihrem Blick aus. »Das ist doch egal. Es ist ohnehin vorbei.«

»Ja, okay, aber hättest du es getan?«

Er sah sie wieder an, erkannte, dass sie die Wahrheit hören wollte und weil der Alkohol anscheinend seinen Selbsterhaltungstrieb ausgeschaltet hatte, gab er sie ihr: »Ja.«

Das schockierte sie, dessen war er sich bewusst, und doch fühlte er sich endlich vollkommen erleichtert. Das Geheimnis war raus. Sie wusste nun, dass er Allison mehr wollte, als sie.

»Du Scheusal«, stieß sie hervor, und er schüttelte den Kopf.

»Du wolltest es hören.« Seine Verteidigung war unfair und haltlos, trotzdem musste er sie aussprechen.

Daraufhin senkte sich ein dröhnendes Schweigen über das Zimmer. Er sah zu Boden, und sie starrte ihn an, mit bohrendem Blick. Er sollte spüren, wie sie ihn ansah, fühlen, was er ihr angetan hatte, den Schmerz empfinden, der gerade in ihr tobte.

Endlich sah er auf. Doch sein Blick war nicht schuldbewusst oder reuevoll – er wirkte erleichtert – wahnsinnig erleichtert. Und da überkam Melissa maßlose Wut. Sie wollte ihn verletzen, so wie er sie verletzt hatte.

»Okay«, stieß sie böse hervor. »Da ich jetzt weiß, dass du mich für dieses Mädchen verlassen würdest, sag ich dir folgendes: Ich will nicht, dass sie weiß, dass ich es herausgefunden habe. Sie soll sich weiter in Sicherheit wiegen, soll weiter von Reue und schlechtem Gewissen getrieben hierherkommen. Und was dich betrifft: Ich verbiete dir, sie jemals wieder außerhalb dieses Zimmers wiederzusehen. Du wirst so weitermachen wie bisher, himmele sie an, schicke ihr sehnsüchtige Blicke, wenn ich nicht hinsehe, aber wenn du sie heimlich triffst oder auch nur anrufst, werde ich dafür sorgen, dass du alles verlierst. Nicht nur mich! Deinen Job, deine Wohnung und all das Geld. Du wirst dich höchstens noch als Callboy durchschlagen können, das schwöre ich dir.«

Sein Gesicht hatte alle Farbe verloren und er japste nach Luft, als er den unbändigen Zorn in ihren Augen sah. »Melissa«, wisperte er verzweifelt, doch sie lachte nur kurz und schrill. »Geh jetzt nach Hause, Darling. Geh schlafen und träum von ihr. Das wird das Einzige sein, was dir von ihr bleibt. Dafür werde ich sorgen.«

Er stand auf, weiter zu ihr hinüber starrend. Sie hat sich in Ben verliebt. Während ich sie hingehalten habe, damit ich dich nicht hintergehe, hat sie sich in Ben verliebt. Du hast sie mir also schon genommen, wollte er ihr voller Hass zurufen. Doch natürlich tat er es nicht. Stattdessen sagte er nur: »Schlaf gut, Melissa!« Dann verließ er das Zimmer.

 

*

 

Der Tag nach Aidans Beichte verstrich, ohne dass er sich bei Melissa meldete oder gar vorbei kam. Immer wieder ließ sie das Gespräch vom Vortag Revue passieren. Versuchte, sich den Ton seiner Stimme in Erinnerung zu rufen, um zu eruieren, ob es da irgendwo noch die Chance gab, ihn für sich zurückzugewinnen. Oder ob sie ihn, auch wenn die ihn vielleicht gar nicht wollte, bereits an diese Andere verloren hatte. Sie grübelte darüber, ob sie ihn gehen lassen konnte – erkannte, dass das unmöglich war - und zerbrach sich stattdessen den Kopf, um eine Möglichkeit zu finden, ihn weiter an sich zu fesseln.

Das Bild der süßen kleinen Allison kam ihr immer wieder in den Sinn, die zarte Stimme, wenn sie ihr vorlas, und ihr freundliches, unschuldiges Lächeln, wenn sie vorgegeben hatte, um ihretwegen hier zu sein. Wenn sie ihr vorgespielt hatte, sie in ihrer Krankheit unterstützen zu wollen, weil sie sie mochte und nicht als Wiedergutmachung dafür, dass sie ihren Mann ficken wollte. Und sie sinnierte über Aidans Wunsch, dieser anderen Frau nahe zu sein. Der so präsent gewesen war, in jeder seiner Bewegungen und in jedem seiner Blicke. Sie hasste ihn dafür, doch noch mehr hasste sie sich selbst, weil sie nicht fähig gewesen war, früher darauf zu reagieren. Nicht ernst genommen hatte, wie sehr dieses Mädchen ihre Liebe mit Aidan bedroht hatte, und schließlich gewonnen hatte, wahrscheinlich direkt vor ihren Augen.

Als es mittags wurde, rief sie ihn an, konnte ihn jedoch weder zuhause noch auf dem Handy erreichen oder er hob schlicht und ergreifend nicht ab. Sie weinte, versuchte, gegen die Panik anzukämpfen, dass er einfach gegangen war. Dass er weg war, für immer aus ihrem Leben verschwunden oder besser dem kümmerlichen Rest davon, der ihr jetzt noch blieb. Sie stellte sich vor, wie es wäre, diese Zeit ohne ihn zu verbringen – und zerbrach beinahe daran!

Nur langsam wich ihre unbändige Wut auf ihn, aber sie machte Platz – für Angst und Verzweiflung. Beides erfüllte sie automatisch, wenn sie daran dachte, ihn nicht wiederzusehen. Es war unvorstellbar, und nach einem einstündigen Mit-sich-Ringen wählte sie Vals Nummer.

Sie hatte keine Lust, ihr die Wahrheit zu erzählen. Also erfand sie eine Geschichte von einem verunsicherten Aidan, der nach einem kurzen Eifersuchtsstreitgespräch zwischen ihr und ihm wutentbrannt aus ihrem Zimmer geflohen war und sich seitdem nicht blicken hatte lassen. Val konnte ihr nicht helfen. Wusste selbst nicht, wo er war, versprach ihr aber, sollte er heute nicht ins Home kommen, nach der Show in die Wohnung zu fahren, um ihn zu suchen. Mel dankte ihr, legte auf und lehnte sich zurück.

Es war ihr Job gewesen, Menschen zu geben, was sie brauchten. Dinge zu planen, nichts dem Zufall zu überlassen, um die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Kunden zufriedenzustellen. Warum zum Teufel sollte ihr das bei Aidan nicht gelingen? Sie musste ihm ein unwiderstehliches Angebot machen, eines, dem er einfach nicht widerstehen könnte.

Ein zartes Lächeln hob ihre Mundwinkel. Wie Metallsplitter, die dem Magnet entgegen strömten, wie eine Welle, die nach dem Bruch am Felsen wieder in die Einheit des Meeres floss, fanden sich die Pixel einer Idee zum ersten winzigen Punkt in einem perfekten Bild zusammen. »Auf geht’s!«, wisperte sie und griff noch einmal nach dem Telefon.

 

*

 

Er