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Der Maler des Biedermeier Den Kobold auf dem Dach, im Kellerfenster ein Teufelchen, zur Nacht der Hexen Flug, des Lindwurms Tatzen, Nixen, Waldgespenster im Mondenlicht als blasser Zauberspuk - humorvoll zeichnete sie dieser Meister nur noch als harmlos zahme Gruselgeister. Er war ein Einsiedler - doch was er malte, bestellte man bald überall zum Kauf. Der Bürger, der es gern bezahlte, hing dann im Stübchen überm Sofa auf ein Bild der heiteren Genügsamkeit im Kleinformat der Biedermeierzeit.
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Seitenzahl: 23
Carl Spitzweg
Der Maler des Biedermeier
Die Kleinstadt
Auf der Wache
Liebesgrüße
Im Mondlicht
Carl Spitzweg
Flache Stufen und steinerne Brunnenbecken, ein Heiliger auf der Säule neben dem schaukelnden Wirtshausschild – da in der nächtlichen Stille lockt der Klang einer Serenade, und der Sänger hebt den Blick zu seiner Dame hinter seidenen Gardinen.
Immer wieder schleicht mit zögerndem Schritt eine Scharwache durch dunkelnde Gassen in verwinkelte Stadtlandschaften, wie sie Carl Spitzweg auf seinen Wanderungen skizziert und gemalt hat – Enge und Geborgenheit zugleich.
Spitzweg war Autodidakt. Er hatte bereits eine Ausbildung als Apotheker abgeschlossen, als er durch Zufall bei einem Sanatoriumsaufenthalt dem damals bekannten Maler Christian Hanson begegnete, der ihm riet, sich ausschließlich der Malerei zu widmen.
Der 25-jährige Apotheken-Provisor befolgte den Rat und wurde bei langsam steigendem Ruhm „auf unvergleichliche Weise“ (Siegfried Wichmann) zum Darsteller der biedermeierlichen Welt. Bis heute zählen seine Bilder zu den beliebtesten Gemälden des 19. Jahrhunderts.
Den Kobold auf dem Dach, im Kellerfenster
ein Teufelchen, zur Nacht der Hexen Flug,
des Lindwurms Tatzen, Nixen, Waldgespenster
im Mondenlicht als blasser Zauberspuk –
humorvoll zeichnete sie dieser Meister
nur noch als harmlos zahme Gruselgeister.
Zur Sommerzeit, wohl um die Mittagsstunde,
da taucht in einen kühlen, klaren See
verborgen in des Waldes tiefstem Grunde
mit leichtem Schritt die scheue Märchenfee,
doch griffbereit am grasumsäumten Weiher
liegt sittsam stets der abgelegte Schleier.
Wer ist es, der von aller Welt geschieden
wohnt einsam unterm schattig dunklen Tann
in einer Hütte in des Waldes Frieden
demütig als ein heilig frommer Mann?
Den Eremit in Kutte und Tonsur
schützt freundlich die umgebende Natur.
Hier in dem eigenen behaglichen Zuhause
mit einem Heiligenbilde zart geschmückt
bei Blumentopf und Treppchen vor der Klause
in Sonnenlicht und Seelenruh gebückt
sitzt mit der Bibel vor der Blumenwiese
der Mönch in seinem kleinen Paradiese.
Und Spitzweg selbst? – In arbeitsamer Stille
der schmalen Kammer als Refugium
zufrieden in der wolkigen Idylle
frei über Dächern, fern dem Publikum
begrüßte nur der Schlag der Kirchturmuhr
im Stundentakt den Künstler in Klausur.
Er war ein Einsiedler – doch was er malte,
bestellte man bald überall zum Kauf.
Der Bürger, der es gern bezahlte,
hing dann im Stübchen überm Sofa auf
im Kleinformat der Biedermeierzeit
ein Bild der heiteren Gelassenheit.
Vor seinem Schilderhaus mit spitzem Dache
hält ein Soldat im Mantel nächtlich Wache,
wobei er müde aufs Gewehr gelehnt
zu später Stunde recht von Herzen gähnt.
In Lederstiefeln vor der Mauerwand
umgürtet vom Patronentaschenband
steht er mit steifer Krempe an der Mütze
gelangweilt vor der ausgedehnten Pfütze.
Doch hinter ihm erhebt im Finstern sich
des Stadttors Wölbung schwarz und schauerlich –