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Spitzweg malte die Werbung des Verliebten in verschiedenen Situationen: Als ewiger Hochzeiter, als Sänger in einer nächtlichen Musikantengruppe oder durch amtliche wie auch geheime Briefzustellung. Im Gegenüber des Paares ist jedoch immer ein Zwischenraum, eine Distanz zu überwinden wie vor der altertümlichen Fassade des Patrizierhauses, wo im warm erleuchteten Gemach die vornehme Dame sich nur als Schatten hinter der Gardine zeigt. Schwarzschattend breitet sich Dunkelheit zwischen den Häusern und Dächern, und fahl scheint der Mond zu nächtlicher Zeit vor traumstillen Schlafgemächern. Wie finster das Tor! - Doch seitlich, da brennt im Hintergrund eine Laterne, und zauberisch funkeln am Firmament die lautlos wandernden Sterne. Wo Stufen und Treppen, die Bank aus Stein leer und verlassen stehen, ist oben im Erker vorm Lampenschein ein Schatten im Fenster zu sehen - Doch horch - im Hofe jetzt ein Klang? Festlich als Nachtserenade ertönt hier draußen ein Kunstgesang vor dämmernder Mauerfassade.
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Seitenzahl: 24
Liebe in der Kleinstadt
Das Ständchen
Der Blick
Der Brief
Der Antrag
Das Glück
Das Märchen
Bildnachweis
Spitzweg malte die Werbung des Verliebten in verschiedenen Situationen: Als ewiger Hochzeiter, als Sänger in einer nächtlichen Musikantengruppe oder durch amtliche wie auch geheime Briefzustellung.
Im Gegenüber des Paares ist jedoch immer ein Zwischenraum, eine Distanz zu überwinden wie vor der altertümlichen Fassade des Patrizierhauses, wo im warm erleuchteten Gemach die vornehme Dame sich als Schatten hinter der Gardine zeigt.
Eine Umarmung wird nur gestattet beim Abschied vor wartender Postkutsche oder - verborgen im abendlichen Garten.
Wie stand Spitzweg selbst zur Liebe?
In seiner Jugend interessierte er sich durchaus für hübsche junge Mädchen, doch nach dem Tod seiner großen Liebe Clara Lechner blieb er unverheiratet und lebte im engen und vertrauten Kontakt mit der Familie seines Bruders Eduard.
Viele kuriose Figuren hat er gemalt – Steckenpferd reitende Sonderlinge, würdige Honoratioren mit Schlafrock im Gärtchen oder in der Dachkammer mit Blick zur anmutig jungen Nachbarin.
Selten – und niemals als Karikatur – erscheinen die Bilder damenhaft anziehender Frauen – Matronen jedoch nur zur Aufsicht der Jungfern oder mit wachsamen Augen unterm Spitzenhäubchen in den Fenstern der biedermeierlichen Kleinstadt.
Läßt sich in der bevorzugten Darstellung von weiblicher Jugend und Schönheit eine heimliche Huldigung des einsamen Malers erkennen?
Das Quartett
Schwarzschattend breitet sich Dunkelheit
zwischen den Häusern und Dächern,
und fahl scheint der Mond zu nächtlicher Zeit
vor traumstillen Schlafgemächern.
Wie finster das Tor! - Doch seitlich, da brennt
im Hintergrund eine Laterne,
und zauberisch funkeln am Firmament
die lautlos wandernden Sterne.
Wo Stufen und Treppen, die Bank aus Stein
leer und verlassen stehen,
ist oben im Erker vorm Lampenschein
ein Schatten im Fenster zu sehen –
Doch horch - im Hofe jetzt ein Klang?
Festlich als Nachtserenade
ertönt hier draußen ein Kunstgesang
vor dämmernder Mauerfassade.
Vier Herren, die würdig im Abendgewand
in einen Halbkreis sich stellen,
schauen auf Noten in ihrer Hand,
die Mondstrahlen schimmernd erhellen,
und ringsum verdichten die Schatten sich,
welche sie schützend umgeben,
während gemeinsam sie feierlich
zum Gruß ihre Stimmen erheben.
Ständchen
Hochgestiegen auf der Leiter
frei im Raum ein Geiger steht,
wo es aber etwas weiter
nun nicht mehr nach oben geht -
und gleich wird er musizieren,
falls er sich noch aufrecht hält,
denn es könnte leicht passieren,
dass er dann herunterfällt.
Wolken schon im fahlen Scheine
steigen schaurig gelb und grün
schnell zum Himmel. - Ganz alleine
schwankt der Held so trotzig kühn
mit dem Hut und mit der Brille
und dem Bogen in der Hand
nächtlich in der tiefen Stille
vor des Hauses glatter Wand,
heimlich hoffend, dass der Geige
zärtlich süßer Sehnsuchtston
ohne Worte jemand zeige
seines Herzens Passion -
und wo schmückend zarte Rosen
sind vorm Fenster aufgestellt,
leuchtet es dem Virtuosen