Unterwegs in der Postkutschenzeit - Inge Rosemann - E-Book

Unterwegs in der Postkutschenzeit E-Book

Inge Rosemann

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Beschreibung

Mit dem Skizzenbuch reiste er immer wieder durch Süddeutschland und ins europäische Ausland nach Italien, nach Frankreich und England. Aber war das ein Vergnügen, in Kälte oder Hitze "hoch auf dem gelben Wagen" mit seinen engen und unbequemen Sitzen über Stock und Stein durch Schlaglöcher und Pfützen zu schaukeln? Es war eine keineswegs gefahrlose Strapaze mit ständigen Aufenthalten an den Zollstationen. Manchmal kippte man um. Hin und wieder ist man unterwegs ausgestiegen und spazierte zur Erholung neben der dann gemächlicher rollenden Kutsche in der frischen Luft über unebene Wege - die Landschaft war herrlich und noch so viel schöner als heute - Inge Rosemanns Gedichte begleiten Carl Spitzwegs Reisebilder.

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Seitenzahl: 24

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Inhalt

Reiseabenteuer

Die Kutschfahrt

In der Fremde

Der Spaziergang

Badende Frauen

In Wald und Feld

Carl Spitzweg: Selbstbildnis um 1842

Reiseabenteuer

„Du kannst Dir nicht vorstellen, welche Lust zum Reisen ich habe,“ schrieb Carl Spitzweg an seinen Bruder Eduard. Mit dem Skizzenbuch reiste er immer wieder durch Süddeutschland und ins europäische Ausland nach Italien, nach Frankreich und England.

Aber war das ein Vergnügen, in Kälte oder Hitze „hoch auf dem gelben Wagen“ mit seinen engen und unbequemen Sitzen über Stock und Stein durch Schlaglöcher und Pfützen zu schaukeln?

Damals war die Beförderung in der Postkutsche für den Passagier eine keineswegs gefahrlose Strapaze mit ständigen Aufenthalten an den Poststationen. Manchmal kippte man um –

Hin und wieder stieg man unterwegs aus und spazierte zur Erholung neben der dann gemächlicher rollenden Kutsche in frischer Luft über unebene Wege. Die Landschaft aber war herrlich und noch so viel schöner als heute –

„Die Reise von Karlsbad nach Prag durchstand Spitzweg in ca. 10 Stunden mit dem Bemerken: ‚die weichgeklopften Lenden nicht mehr zu spüren,‘ denn ‚auf zwei mit Kuhhaaren gepolsterten, mit Leder überzogenen Bänken, die in Riemen hingen, konnten sechs Personen bequem Platz nehmen, wenn nämlich ihr Hüftumfang das Maß von je 15 Zoll nicht überstieg.‘“

„Jean Paul schildert die Badereise des Dr. Katzenberger als eine Art Martyrium; sein Attila Schmelzle nimmt für die Ferienreise nach Fläz Schienen gegen Arm- und Beinbruch für das gefürchtete Wagenumstürzen mit.“

(Siegfried Wichmann: Das Große Spitzweg-Album, Kapitel: „Der Frühtourist Carl Spitzweg, Schuler Verlagsgesellschaft m.b.H., Herrsching, o. pag.)

Die Kutschfahrt

In der guten alten Zeit

Keineswegs als Seltenheit

ist zur Biedermeierzeit

manche alte Rumpelkiste

schwankend auf zerfurchter Piste

schließlich mit Geschrei von allen

Passagieren umgefallen,

während polternd das Gepäck

purzelte vom Wagendeck

über das im Schlamm ringsum

ausgekippte Publikum,

welches unter Pelerinen,

Schuten, Schals und Krinolinen

lag verstreut im Sonntagsstaat

vollgespritzt vom Wagenrad,

worauf man in Pfützen fluchend

Pfeifen und Zylinder suchend

nichts von diesen Gegenständen

konnte würdig noch verwenden.

Wer noch heil war, hat gehoben

und von hinten angeschoben

das zum Glück noch unversehrt

zu besteigende Gefährt,

bis der Kutscher schließlich vorn

stieß zum Aufbruch in sein Horn.

Nach dem kleinen Zwischenfall

fuhr man flott mit Peitschenknall

wieder weiter in der Hitze

dichtgedrängt auf hartem Sitze

und den bald bewegungslos

plattgesessenen Popos

stundenlang und meilenweit

– in der guten alten Zeit –

Goethe fuhr einst gleicherweise

in der Kutsche auf die Reise,

diese mit dem Rad jedoch

mitten in ein Straßenloch

und fiel um, dass peinlichstens

die beleibte Exzellenz

wie ein Frosch infolgedessen

hat bespritzt im Sumpf gesessen –

deutend aber das Debakel

als prophetisches Orakel,

ist dann weise so belehrt

Goethe wieder umgekehrt.

Der eingeschlafene Wächter

Der Wächter träumt, am Stabe vorgeneigt,

zu später Stunde. – Alles schweigt –

Hoch auf der Mauer ein verblasstes Bild,

Efeu, ein Erker und das Wirtshausschild,

so liegen Haus und Giebel, grau von Stein,

verschattet zauberstill im Mondenschein.

Heimlich jedoch in dieser Sommernacht