10,99 €
Mit dem Skizzenbuch reiste er immer wieder durch Süddeutschland und ins europäische Ausland nach Italien, nach Frankreich und England. Aber war das ein Vergnügen, in Kälte oder Hitze "hoch auf dem gelben Wagen" mit seinen engen und unbequemen Sitzen über Stock und Stein durch Schlaglöcher und Pfützen zu schaukeln? Es war eine keineswegs gefahrlose Strapaze mit ständigen Aufenthalten an den Zollstationen. Manchmal kippte man um. Hin und wieder ist man unterwegs ausgestiegen und spazierte zur Erholung neben der dann gemächlicher rollenden Kutsche in der frischen Luft über unebene Wege - die Landschaft war herrlich und noch so viel schöner als heute - Inge Rosemanns Gedichte begleiten Carl Spitzwegs Reisebilder.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 24
Reiseabenteuer
Die Kutschfahrt
In der Fremde
Der Spaziergang
Badende Frauen
In Wald und Feld
Carl Spitzweg: Selbstbildnis um 1842
„Du kannst Dir nicht vorstellen, welche Lust zum Reisen ich habe,“ schrieb Carl Spitzweg an seinen Bruder Eduard. Mit dem Skizzenbuch reiste er immer wieder durch Süddeutschland und ins europäische Ausland nach Italien, nach Frankreich und England.
Aber war das ein Vergnügen, in Kälte oder Hitze „hoch auf dem gelben Wagen“ mit seinen engen und unbequemen Sitzen über Stock und Stein durch Schlaglöcher und Pfützen zu schaukeln?
Damals war die Beförderung in der Postkutsche für den Passagier eine keineswegs gefahrlose Strapaze mit ständigen Aufenthalten an den Poststationen. Manchmal kippte man um –
Hin und wieder stieg man unterwegs aus und spazierte zur Erholung neben der dann gemächlicher rollenden Kutsche in frischer Luft über unebene Wege. Die Landschaft aber war herrlich und noch so viel schöner als heute –
„Die Reise von Karlsbad nach Prag durchstand Spitzweg in ca. 10 Stunden mit dem Bemerken: ‚die weichgeklopften Lenden nicht mehr zu spüren,‘ denn ‚auf zwei mit Kuhhaaren gepolsterten, mit Leder überzogenen Bänken, die in Riemen hingen, konnten sechs Personen bequem Platz nehmen, wenn nämlich ihr Hüftumfang das Maß von je 15 Zoll nicht überstieg.‘“
„Jean Paul schildert die Badereise des Dr. Katzenberger als eine Art Martyrium; sein Attila Schmelzle nimmt für die Ferienreise nach Fläz Schienen gegen Arm- und Beinbruch für das gefürchtete Wagenumstürzen mit.“
(Siegfried Wichmann: Das Große Spitzweg-Album, Kapitel: „Der Frühtourist Carl Spitzweg, Schuler Verlagsgesellschaft m.b.H., Herrsching, o. pag.)
Keineswegs als Seltenheit
ist zur Biedermeierzeit
manche alte Rumpelkiste
schwankend auf zerfurchter Piste
schließlich mit Geschrei von allen
Passagieren umgefallen,
während polternd das Gepäck
purzelte vom Wagendeck
über das im Schlamm ringsum
ausgekippte Publikum,
welches unter Pelerinen,
Schuten, Schals und Krinolinen
lag verstreut im Sonntagsstaat
vollgespritzt vom Wagenrad,
worauf man in Pfützen fluchend
Pfeifen und Zylinder suchend
nichts von diesen Gegenständen
konnte würdig noch verwenden.
Wer noch heil war, hat gehoben
und von hinten angeschoben
das zum Glück noch unversehrt
zu besteigende Gefährt,
bis der Kutscher schließlich vorn
stieß zum Aufbruch in sein Horn.
Nach dem kleinen Zwischenfall
fuhr man flott mit Peitschenknall
wieder weiter in der Hitze
dichtgedrängt auf hartem Sitze
und den bald bewegungslos
plattgesessenen Popos
stundenlang und meilenweit
– in der guten alten Zeit –
Goethe fuhr einst gleicherweise
in der Kutsche auf die Reise,
diese mit dem Rad jedoch
mitten in ein Straßenloch
und fiel um, dass peinlichstens
die beleibte Exzellenz
wie ein Frosch infolgedessen
hat bespritzt im Sumpf gesessen –
deutend aber das Debakel
als prophetisches Orakel,
ist dann weise so belehrt
Goethe wieder umgekehrt.
Der Wächter träumt, am Stabe vorgeneigt,
zu später Stunde. – Alles schweigt –
Hoch auf der Mauer ein verblasstes Bild,
Efeu, ein Erker und das Wirtshausschild,
so liegen Haus und Giebel, grau von Stein,
verschattet zauberstill im Mondenschein.
Heimlich jedoch in dieser Sommernacht