Zur Zeit der abendlichen Kühle - Inge Rosemann - E-Book

Zur Zeit der abendlichen Kühle E-Book

Inge Rosemann

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Beschreibung

Außer seinen bekannten Bildergeschichten zeichnete Wilhelm Busch auch "Comics" ohne Reime. Die Verfasserin hat sie mit eigenen Versen versehen, zum Vergnügen der Leser und als Verbeugung vor dem großen Humoristen.

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Seitenzahl: 44

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Inhalt

Der Korb

Der Virtuos

Die Maus

Der schöne Ritter

Ehre dem Fotografen!

Ein Abenteuer in der Neujahrsnacht

Der Katzenjammer am Neujahrsmorgen

Der hastige Rausch

Der vergebliche Versuch

Der Floh

Der gewandte, kunstreiche Barbier und sein kluger Hund

Das warme Bad

Wie der Mann um den Hausschlüssel bitten lernt

Der zerstreute Rektor

Und nun die lustigen Geschichten für unsere Kleinen

Die kleinen Honigdiebe

Der kleine Pepi mit der neuen Hose

Die wunderbare Bärenjagd

Der Deserteur

Der kleine Maler mit der großen Mappe

Wals alte lange Nase

Die bestraften Vogeldiebe

Der Korb

Wo auch immer und durch was,

wichtig ist vor allem, dass

Mittel man und Wege findet,

wie man heimlich sich verbindet:

Liebe ist die große Mode,

doch es wechselt die Methode.

Sollten aber Sittenwächter

der Begegnung der Geschlechter

störend in den Weg sich stellen,

trifft man sich in solchen Fällen

eben heimlich hinterrücks

an dem Ort des Liebesglücks.

Zur Zeit der abendlichen Kühle

bewegen zärtliche Gefühle

den Jüngling, der mit Blumenstrauß

sich einfand vor der Liebsten Haus,

wobei im Frack er sich korrekt

hat oben mit dem Hut bedeckt,

und wo die schöne anschmiegsame

und miedermollig volle Dame

das Rendezvous hat vorbereitet,

er zu erwünschten Taten schreitet,

als freudig er mit festem Schritt

erwartungsvoll den Korb betritt.

Doch wie er eben hat nach oben

voll Zuversicht den Blick erhoben,

der Nachbar aus dem Fenster sieht,

was da vor seinem Haus geschieht –

Mit bissig hassverzerrten Mienen,

im Nachtgewand, auf Holzpantinen

eilt dieser unberufene Späher

sogleich mit einer Forke näher,

auf dass er ihre Zinken steche

von unten in des Korbes Fläche

und ihn nicht länger transportabel

stoppt durch den Stich der Eisengabel,

vor der gestemmt statt hochgezogen

der Herr sich hat emporgebogen.

Als triumphierend spitze Stöße

durchbohren seines Frackes Schöße,

der Gast nicht länger wahrnehmbar

flach vor der drohenden Gefahr

geduckt den Zacken sich entzieht.

Doch ach! – Wer das von oben sieht,

wie muss er mit erhobenen Händen

entsetzt den Blick zum Himmel wenden –

worauf naht Hilfe dergestalt,

dass der Verfolger festgekrallt,

als sich die Fuhre aufwärts hebt,

mit dieser in die Höhe schwebt.

Die Dame zieht mit einer Hand

den Freund an seinem Frackgewand

und mit der andern ebenfalls

am straff gespannten Seile, als

mit festem Griff sie wie ersehnt

ihn aus dem Fenster vorgelehnt

noch heil hat in Empfang genommen.

Der Nachbar hat den Korb erklommen,

wo voller Neid mit stummem Groll

er sehen muss, was er nicht soll,

als bei dem huldvollen Empfang

gerettet auf der Fensterbank

der Held kniet zur Kontaktaufnahme

beglückt vor seiner Herzensdame.

Dann wird der Wein ins Glas geschenkt –

Der Nachbar, der darunterhängt,

ruft mit verzweifeltem Geschrei

jetzt Hilfe aus der Stadt herbei,

bis Wasser, oben ausgegossen,

auf Haupt und Glieder ist geflossen,

worauf er erst einmal durchnässt

lahm seine Flügel hängen lässt,

dann aber – wehe! - wutentbrannt

steigt höher an des Hauses Wand.

In diesem grausigen Momente

sind hier als Folterinstrumente

die Flasche und die Glut vom Rauchen

gezielt zur Abwehr zu gebrauchen,

sodass, anstatt das Brett zu fassen,

er hilflos sich muss purzeln lassen,

worauf die Lady schneidet – schnapp!

die Leine mit dem Messer ab,

und während oben man genießt,

wird er im Fallen aufgespießt

durch seine hinten etwas lose

und schlotterige Unterhose,

in welcher zappelnd und blamabel

er baumelt an der eigenen Gabel

wie einer, der hier öffentlich

hat halbwegs schon entkleidet sich

und staunend alsbald wird verdächtigt,

dass er bei Frauenzimmern nächtigt –

Die ungewohnte Darbietung

begeistert die Bevölkerung.

Mit schadenfroh vergnügtem Blick

betrachtet man das Missgeschick,

wie einer an der Forke hängt,

der eine Dame hat bedrängt,

doch eh die Kammer er erklommen,

hat scheinbar einen Korb bekommen –

Der gute Ruf, der ist erledigt,

die Unterhose auch beschädigt.

Doch immer noch kann er‘s nicht lassen,

auf andere Leute aufzupassen,

als er begierig vorgebeugt

die letzten Zipfel noch eräugt

von einem, der dem Ort enteilte,

wo er soeben noch verweilte

bei einem Fräulein, dem korrekt

bis oben wieder zugedeckt

in Unschuld schlummernd der Skandal

jetzt ihrerseits ist ganz egal.

Du sollst dich, wenn sich zweie lieben,

nicht unbedingt dazwischenschieben.

Der Virtuos

Mit dem bewährten Repertoire

und glatt gesträhntem Künstlerhaar

sitzt nicht ganz ohne Risiko

der Meister coram publico

vorm aufgeklappten Künstlerkasten

mit drohend aufgereihten Tasten.

Ins offene Maul, das so gezähnt

schwarzweiß ihm breit entgegengähnt,

greift ohne Sicherheitsabstand

er furchtlos mit der bloßen Hand,

nachdem er samt dem Notenblatt

jetzt pünktlich Platz genommen hat,

wo ihn ein Hocker unterwärts

wird stützen während des Konzerts.

Doch hinten wie zum Schabernack

steigt etwas Spitzes aus dem Frack,

das sich, als ob Magie hier waltet,

zu einem Taschentuch entfaltet –

Zunächst jedoch zur Einstimmung

ist vorm Beginn der Darbietung

vom Virtuosen selbst gebeten

als Zuschauer herangetreten

ein Laie, den hier in der Nähe

von einer solchen Koryphäe

Bewunderung und Ehrfurcht lähmen,

an seiner Seite Platz zu nehmen

als ganz besonders hohe Ehre

in künstlerischer Atmosphäre.

Silentium

Verlegen lächelnd hätte jetzt

er beinah schon sich hingesetzt,

als prüfend den bescheidenen Gast

der Meister fest ins Auge fasst

und ihm nach strenger Musterung