Sternenstaub und Maulwurfshügel - Inge Rosemann - E-Book

Sternenstaub und Maulwurfshügel E-Book

Inge Rosemann

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Beschreibung

Humoristische Gedichte, garniert mit schwarzweißen Illustrationen.

Das E-Book Sternenstaub und Maulwurfshügel wird angeboten von Books on Demand und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Gedichte, Humor, Lyrik, humoristisch

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Seitenzahl: 69

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Inhalt

Märchen und Gruselgeschichten

Tiere – menschlich gesehen

Stand des Menschen

Heim und Garten

Kunst und Kritik

Zwischen Himmel und Erde

Pups und Pinkel

Verwandtschaften

Märchen und Gruselgeschichten

Prinzessin auf der Erbse

Wer läutet draußen vor dem Tor?

Ein fremdes Fräulein steht davor!

Es zittert unterm kalten Wind

und sagt, es sei ein Königskind –

Wie könnte heimlich man am besten

die unbekannte Jungfrau testen,

ob, wie sie sagt, sie stammt zu Recht

aus einem fürstlichen Geschlecht?

Wenn man auf ihrer Lagerstätte

Matratzen aufgestapelt hätte,

dazu noch zwanzig Daunendecken

und würde – pst – darunterstecken

nur eine Erbse, die verborgen

dort wartet, ob sich wohl am Morgen

die Hochgestapelte beschwert, –

wär insofern der Fall geklärt,

als nur die ganz erlauchte Dame

von delikater Fühlungnahme

die kleine Erbse könnte drücken

noch spürbar unter Po und Rücken,

denn wenn aufs Polster sie geschmiegt

bemerken würde, wie es pikt,

wär ihre Herkunft zwar geklärt,

jedoch – gerade umgekehrt!

Als man am Morgen wollt erkunden

wie sie sich hätt zur Nacht befunden,

hat sie den Fragenden verschwiegen

ihr so fatal bepikstes Liegen –

vielmehr für einen Hof erzogen

gleich alle lächelnd angelogen,

dass sie ganz himmlisch wolkenweich

gebettet worden wär – obgleich

sie müsste ihre blauen Flecken

mit Schleier und Gewand bedecken –

Will man es wirklich wissen, tu

man ihr drei Erbsen in den Schuh!

Wenn sie dann nach des Hofes Sitte

gleich einer Fee noch schwebend schritte,

die Lady so untadelig

wär auserlesen adelig.

Münchhausen

Im Fernsehen wurde interviewt

ein Herr Professor – so weit, so gut –

Er sprach vom Dachs und wie dieses Tier

lebt und jagt in seinem Revier.

Anschaulich sprach er, geläufig und frei

mit heiserer Stimme fauchend, wobei

der Redner allmählich bebartete sich

rings um die Zähne ganz unheimlich.

Der Mund und die Kiefer, sie schoben sich vor,

es stieg aus der Seite ein pelziges Ohr,

und überall wuchsen ihm haarige Stoppeln,

er knurrte und bellte und fing an zu hoppeln,

und dann hüpfte er mit fliegendem Satz

aus dem Bild zu dem ihm sich bietenden Platz

auf meinem Schoß – wo wirklich possierlich

er hob die Pfötchen zärtlich und zierlich –

Ich konnte mit beiden Händen ihn fassen

am wolligen Bauch

und glaube jetzt auch

an sämtliche fliegenden Untertassen.

Stellenwert

Einladend grüßte aus dem Haus

ein Lämpchen in die Nacht hinaus,

als es ein Nordwind, der da blies,

aus seiner Heimstatt stürmisch stieß,

worauf es mit Naturgewalt

schoss durch die Lüfte dergestalt,

dass es vom Windstoß abgesetzt

noch funkelnd und ganz unverletzt

sich fand als Irrlicht überm Sumpf

auf finster faulem Weidenstumpf,

um in Morast versunkenen Seelen

schwach als ein letzter Schein zu schwelen.

Das Lichtlein, dem es unbehaust

im Leeren vor sich selber graust,

führt jetzt statt festlich zum Empfang

den Wanderer in den Untergang,

indem die nur kraft Luftbewegung

veranlasste Standortverlegung

durch Änderung im Stellenwert

Glück in Verderben hat verkehrt.

Froschkönig

Wer hockt da wie ein Plumpsack dick

auf plattem Fuß in Schlamm und Schlick?

Wer glotzt so grell im Hinterhalt

als Mondgesicht und Missgestalt?

Es ist der Frosch. – Wie ein Prolet

hat er den breiten Bauch gebläht,

wobei dem garstigen Gesellen

die Augen aus dem Kopfe quellen,

wenn er die Fliegen, schwarz und fett,

vom Uferrand beobachtet,

worauf er sie im Sprung geduckt

fängt in der Luft und runterschluckt

und wieder lauert am Gewässer

als sportlicher Insektenfresser.

Erblickt er dann zur Sommerzeit

der Fröschin volle Leiblichkeit,

bläst er sich auf zum Bräutigam,

der plätschernd seine Froschmadam

umschwärmt mit einem nächtelang

anschwellend kehligen Gesang,

bis in verliebten Abenteuern

sie huckepack durchs Wasser steuern

und über mondbestrahlten Teichen

mit Perlenschnur die Flut belaichen.

– Man sagt ja wohl, dass einstmals er

als Prinz verzaubert worden wär

in diesen immer breitmäulig

herumhüpfenden Kröterich,

dem seine Diamantenketten

in Warzen sich verwandelt hätten –

Doch kröche er im Regenwetter

halb unter die Rhabarberblätter,

und wenn ganz leise es gelänge,

dass man ihn flink von hinten fänge

und wieder zu erlösen wüsste,

indem man ihn aufs Froschmaul küsste,

dann – glitschig aus der Hand geschlüpft

wär er geschwind davongehüpft

und hockte wieder irgendwo

als Majestät inkognito.

Schreckschuss

Vom Besucher fordert Etikette,

dass er nach dem Sitz auf der Toilette

seine Hände wäscht und nicht vielleicht

heimlich ohne Reinigung entweicht –

vielmehr bis aus glänzendem Metall

zischt ein dienstbereiter Wasserfall,

drehe kräftig den gekerbten Knauf

wie es sich gehört, kurz rechtsrum auf!

Wird man aber, um sich einzuseifen,

zuversichtlich diesen Hahn ergreifen,

steht man da und muss verdrossen warten,

wann er wohl gewillt ist, mal zu starten –

Doch statt dass die Fingerspitzen jetzt

würden et -was wenigstens benetzt,

eisenhart und trocken schweigt verstockt

dieser Esel konsequent und bockt.

Seine Sturheit aber ist Verstellung,

denn nach unsichtbarer Wasserschwellung

hat er heimlich hinten aufgeheizt

unerwartet plötzlich seinerseits

das Kostüm mit scharfem Strahl besprüht

und den Mensch mit solchem Schwung verbrüht,

dass erschrocken dieser wiederum

dreht den Hahn in Eile linksherum -

Hilft es? - Nein. - Die Sturzflut weiter schießt

voll ins Becken, das bald überfließt,

bis sie stoppt ein rätselhafter Zauber.

Doch die Hände sind noch gar nicht sauber,

die man beide nicht genügend schnell

bot dem eruptiven Geysirquell,

und so dient die plötzliche Fontäne

mehr dem Schabernack als der Hygiene.

Zeitungslektüre

Hält ausgespannt an beiden Enden

man eine Zeitung in den Händen,

kann zauberisch zu Truggestalten

sie stumm sich auseinanderfalten,

wobei jedoch, scharf angeblickt,

sie haltlos gleich nach hinten knickt,

dann wieder steiler aufgestellt

dem Leser in die Arme fällt

und innig saugend angeschmiegt

geflügelt auf dem Herzen liegt,

wo sie zur Furie aufgebläht

bald kitzlig bis zum Hals ihm steht,

bis abgewehrt, entwindend sich

dem Zugriff nunmehr endgültig,

die Blätter rings beim Niedergleiten

sich zu des Lesers Füßen breiten,

der auf der Flucht mit jedem Schritt

ausrutschend auf Papiere tritt

und sich in Zukunft ungelesen

vom Leib hält so ein Monsterwesen.

Hausbesetzung

Dem Mensch, der etwas auf sich hält,

wird eine Zeitung zugestellt,

die ihn darüber informiert,

was draußen in der Welt passiert.

Doch wird durch immer neue Blätter

unmerklich die Gazette fetter,

bis vor der Türe aufgehäuft,

im Briefkasten, der überläuft,

auf Tischen, Sesseln, überall

verstreut als schlapper Müllabfall

sie segelt über das Parkett

und raschelt nächtlich unterm Bett,

als ob da flüsternde Dämonen

in den verstaubten Stapeln wohnen,

die sie zerfleddern und zerfetzen,

sich der Entsorgung widersetzen

und still getarnt als Druckpapier

erobern das Privatquartier –

Dem Leser hilft in solchen Fällen

nur eines: – schleunigst abbestellen!

Wetterfest

Im Garten vor dem Rosenbeet

in blühender Natur

vergnügt mit roten Bäckchen steht

die kleine Kunstfigur.

Es ist der gute Gartenzwerg,

der draußen unentwegt

mit seiner Hände Tagewerk

für uns die Landschaft pflegt.

In jedem Wetter ganz allein

wacht er mit Bart und Hut,

in Sonne oder Mondenschein,

bei Blitz und Regenflut

und schafft dort ohne Rast und Ruh –

jedoch es kränkt die Ehre,

wenn man behauptet immerzu,

dass er geschmacklos wäre!

Aus Nachbars Garten spähte man

misstrauisch durch die Hecke,

ob etwa heimlich nebenan

der Wichtel sich verstecke,

und als man dann sogar mit Schmutz

bewarf sein Wollwämslein,

gegründet ward zu seinem Schutz

der Gartenzwergverein.

Doch er steht Posten vor dem Haus

ganz unbewegt und heiter –

so’n Kerl hält jedes Wetter aus

und gräbt im Garten weiter.

Loch Ness

Aus einem nebelgrauen Land

kam unerhörte Kunde,

dass dort ein dunkler Gegenstand

vom allertiefsten Grunde

als Fabelwesen namenlos

mit Flossen unterm Bauche

aus Wasserwellen wie ein Kloß

urzeitlich fremd auftauche.

Fing man das Tier? – Bisher noch nie –

Sooft man danach fischte,

das Monster immer irgendwie

inkognito entwischte,

sodass schon bald im Ufergras

verborgen die Touristen

bei Tag und Nacht mit Kameras

es wollten überlisten –

Doch ihren Blicken schattenhaft

das Rätsel unter Wellen

entzog sich seiner Wachmannschaft

bis zum sensationellen

Auftritt im Pressesommerloch,

wo die nie existente

berühmte Schlange kläglich kroch

hervor – als Zeitungsente.

Verfolgte Unschuld

Gemächlich schwebt am Meeresgrund

die Seekuh, die mit mildem Mund

nur Wasserpflanzen freundlich frisst

und niemandem im Wege ist.

Wenn rätselhaft wie Meerjungfrauen

die Kühe aus dem Wasser schauen,

sind sie doch nur, um Luft zu kriegen,

vom Grund zutraulich aufgestiegen,

und keine lockte als Sirene

den Kurs betörter Kapitäne

durch liebesseligen Gesang

aufs Felsenriff zum Untergang -

Von diesem Tier jedoch, so zahm,

so wehrlos , weich und wundersam,

zerreißen scharfe Krokodile

in ihren Mäulern viel zu viele,