Im Rausch des Verlangens - Shayla K. Fields - E-Book

Im Rausch des Verlangens E-Book

Shayla K. Fields

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  • Herausgeber: venusbooks
  • Kategorie: Erotik
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2020
Beschreibung

Allein, zu zweit, zu viert: „Im Rausch des Verlangens“ von Shayla K. Fields jetzt als eBook bei venusbooks Mit klopfendem Herzen und feurigen Schenkeln … Karrierefrau Christine plant eine Imagekampagne für ihre Firma. Dafür braucht sie sinnliche Fotos von sich. Doch Alec ist nicht nur ein Fotograf kunstvoller Erotikbilder – sondern auch ein dominanter Mann, der genau weiß, wie er Frauen gefügig macht. Schüchtern und zaghaft tritt Christine ins Licht der Scheinwerfer – bald wird sie mutiger und befolgt die Befehle ihres neuen Meisters. Wie ein Hypnotiseur bringt er seine willige Sub dazu, alle moralischen Bedenken fallen zu lassen und sich ihm vollkommen hinzugeben. Als auch noch zwei männliche Models und eine Frau am Shooting teilnehmen, liefert Christine sich ihnen aus – und überschreitet alle Grenzen … Jetzt als eBook kaufen und genießen: „Im Rausch des Verlangens“ von Shayla K. Fields. Lesen ist sexy: venusbooks – der erotische eBook-Verlag. Jugendschutzhinweis: Im realen Leben dürfen Erotik und sexuelle Handlungen jeder Art ausschließlich zwischen gleichberechtigten Partnern im gegenseitigen Einvernehmen stattfinden. In diesem eBook werden fiktive erotische Phantasien geschildert, die in einigen Fällen weder den allgemeinen Moralvorstellungen noch den Gesetzen der Realität folgen. Der Inhalt dieses eBooks ist daher für Minderjährige nicht geeignet und das Lesen nur gestattet, wenn Sie mindestens 18 Jahre alt sind.

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Seitenzahl: 219

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Über dieses Buch:

Mit klopfendem Herzen und feurigen Schenkeln … Karrierefrau Christine plant eine Imagekampagne für ihre Firma. Dafür braucht sie sinnliche Fotos von sich. Doch Alec ist nicht nur ein Fotograf kunstvoller Erotikbilder – sondern auch ein dominanter Mann, der genau weiß, wie er Frauen gefügig macht. Schüchtern und zaghaft tritt Christine ins Licht der Scheinwerfer – bald wird sie mutiger und befolgt die Befehle ihres neuen Meisters. Wie ein Hypnotiseur bringt er seine willige Sub dazu, alle moralischen Bedenken fallen zu lassen und sich ihm vollkommen hinzugeben. Als auch noch zwei männliche Models und eine Frau am Shooting teilnehmen, liefert Christine sich ihnen aus – und überschreitet alle Grenzen …

Shayla K. Fields veröffentlichte bei venusbooks außerdem die folgenden Romane:

Aimées Hotel: Verborgene Lust

Aimées Hotel: Verborgene Leidenschaft

Aimées Hotel: Verborgene Wünsche

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eBook-Neuausgabe Januar 2016

Ein eBook des venusbooks Verlags. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Dieses Buch erschien bereits 2010 unter dem Titel Lust auf meiner Haut in der Edition Combes

Copyright © der Originalausgabe 2010 Edition Combes im Verlag Frank de la Porte, 96328 Küps

Copyright © der eBook-Neuausgabe 2016 venusbooks GmbH, München

Copyright © der aktuellen eBook-Neuausgabe 2020 venusbooks Verlag. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/nataliakul

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-96898-058-4

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des venusbooks-Verlags

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Wenn Ihnen dieser Roman gefallen hat, empfehlen wir Ihnen gerne weitere Bücher aus unserem Programm. Schicken Sie einfach eine eMail mit dem Stichwort »Im Rausch des Verlangens« an: [email protected] (Wir nutzen Ihre an uns übermittelten Daten nur, um Ihre Anfrage beantworten zu können – danach werden sie ohne Auswertung, Weitergabe an Dritte oder zeitliche Verzögerung gelöscht.)

***

Besuchen Sie uns im Internet:

www.venusbooks.de

www.facebook.com/venusbooks

www.instagram.com/venusbooks

Im realen Leben dürfen Erotik, Sinnlichkeit und sexuelle Handlungen jeder Art ausschließlich zwischen gleichberechtigten Partnern im gegenseitigen Einvernehmen stattfinden. In diesem eBook werden erotische Phantasien geschildert, die vielleicht nicht jeder Leserin und jedem Leser gefallen und in einigen Fällen weder den allgemeinen Moralvorstellungen noch den Gesetzen der Realität folgen. Es handelt sich dabei um rein fiktive Geschichten; sämtliche Figuren und Begebenheiten sind frei erfunden. Der Inhalt dieses eBooks ist für Minderjährige nicht geeignet und das Lesen nur gestattet, wenn Sie mindestens 18 Jahre alt sind.

Shayla K. Fields

Im Rausch des Verlangens

Erotischer Roman

venusbooks

Kapitel 1

»Mit diesen Fotos schindest du höchstens im Wochenblatt Eindruck. Aber damit in einer großen Tageszeitung zu erscheinen, wäre mir schon fast peinlich. Von den Wirtschaftsmagazinen ganz zu schweigen.«

Ronnie hielt die beiden Abzüge in die Höhe und musterte sie missbilligend. »Wer hat die denn geschossen?«

»Unser Agenturfotograf, wer sonst?«, gab Christine knapp zurück. Mit so einer heftigen Reaktion hatte sie nicht gerechnet.

»Der Langweiler, der die Katalogbilder für unsere neue Pflegelinie fotografiert hat?«, fragte er. »Dann wundert mich nichts mehr.« Er schüttelte den Kopf, warf einen letzten Blick auf die Fotos, legte sie auf den Tisch und sah Christine an.

»Ganz ehrlich?«, fragte er.

»Ganz ehrlich, bitte«, antwortete Christine. Obwohl sie ahnte, dass Ronnie nun minutenlang vom Leder ziehen würde und die Bilder am Ende wohl im Reißwolf landeten.

Sie verstand nicht, warum Ronnie so ungehalten war. Es handelte sich um klassische Portraits, professionell ausgeleuchtet und technisch einwandfrei aufgenommen. Sie zeigten Christine vor einem diffusen, hellgrauen Hintergrund in ihrem heißgeliebten schwarzen Chanel-Kostüm, mit hochgestecktem Haar, dezentem Make-up und strahlendem Lächeln. In der Presse wurden Portraits dieser Art täglich abgedruckt. Warum tat Ronnie so, als handle es sich um Schund?

»Auf den Bildern kann man nicht einmal ansatzweise erahnen, was für eine Persönlichkeit in deinem Kostümchen steckt«, begann er. »Du wirkst zu adrett. Vollkommen asexuell. Zu angepasst, zu Bambi, zu brav. Als würdest du immer noch vor einem Mann kuschen, der dich mies behandelt. Unser lieber Antifaltencreme-Knipser hat das leider noch unterstrichen. Über deine blonden Engelslöckchen haben wir ja schon gesprochen, aber das alleine …«

»Nun lass doch meine Haare mal beiseite«, unterbrach Christine ihn sauer. Musste er immer wieder auf dem Thema herumreiten?

Nein, er war kein guter Diplomat. Doch er hatte einen untrüglichen Instinkt. Deshalb legte Christine Wert auf seine Meinung, auch wenn er diese manchmal mit dem Feingefühl eines Presslufthammers zu vermitteln versuchte.

Seit vielen Jahren verband sie eine tiefe Freundschaft, weshalb Ronnie nicht nur ein wichtiger Mitarbeiter, sondern auch Christines engster Vertrauter war. Und ganz nebenbei ein passionierter Hobby-Fotograf. Wenn auch auf einem Gebiet, das sich nicht für Wirtschaftsmagazine eignete.

»Es sind ja nicht nur die Haare«, sagte er einen Ton sanfter, stand auf und stellte sich hinter Christine. »Es ist die Art, wie du rüber kommst. Ich kenne dich, und das da auf den Bildern bist nicht du.«

»Nicht ich? Was meinst du denn damit? Genau so sehe ich doch aus. An den Bildern ist nichts Gekünsteltes, ich bin ja kaum geschminkt. Warum soll das nicht ich sein?«

Er legte seine Hände in ihren Nacken und begann, die angespannten Muskeln fachmännisch zu massieren und zu lockern.

»Natürlich bist das theoretisch du«, erklärte er. »Doch ausgerechnet die eine Facette deiner Persönlichkeit, die in der Öffentlichkeit wirklich gar nichts zu suchen hat, kommt auf diesen Bildern voll zum Ausdruck. Du versteckst dich hinter einem harmlosen Aussehen und zeigst damit deine wundeste Stelle wie auf dem Präsentierteller.«

»Ich habe zwar keine Ahnung, was du meinst, aber red ruhig weiter«, flachste Christine und dehnte sich unter den wohltuenden Berührungen seiner Hände.

»Himmel, Christine, du bist eine fabelhafte Frau, die eine bankrotte Cremefabrik in eine erfolgreiche Naturkosmetik-Marke verwandelt hat! Und zwar ohne Mann im Hintergrund. Du musst dich bei niemandem anbiedern. Du besitzt Ausdauer, Kompetenz und einen schon fast telepathischen Sinn für gute Geschäfte! Genau das sollte auf deinen Fotos zu sehen sein, findest du nicht?«

Christine überlegte. Ronnie hatte leicht reden. Er war ein Meister der Balance. Er schaffte es, seine Arbeit und sein schillerndes Privatleben miteinander zu vereinbaren, ohne dass es zu Dissonanzen im Alltag kam. Er tauchte jedes Wochenende in die BDSM-Clubszene ab, inszenierte spektakuläre Partys, fotografierte dort für einschlägige Magazine und wechselte am Montagmorgen wieder in die Rolle des seriösen Produktmanagers. Und er brachte das Kunststück fertig, die Grenze zwischen bisexuell und hetero spielerisch zu umtänzeln, ohne sich festzulegen. Seine intensive Ausstrahlung faszinierte Männer und Frauen gleichermaßen. Christine beneidete ihn darum. Sie schaffte es nicht einmal, so etwas wie ein halbwegs normales Beziehungsleben zu führen.

»Magst du das nicht übernehmen?«, fragte sie. »Die Fotos, meine ich. Du kannst das doch so gut. Mir ist der Gedanke unangenehm, mich in Gegenwart von wildfremden Leuten vor einer Kamera zu produzieren. Bei dir würde ich mich wohler fühlen.«

Ronnie seufzte bedauernd. »Liebend gerne, aber glaub mir, ich täte dir keinen Gefallen. Es geht ja nicht nur ums Knipsen. Ich kann Schnappschüsse von feiernden Menschen, aber keine richtigen Portraits. Du brauchst einen Profi. Einen, der dich so schminken kann, dass du ungeschminkt wirkst, und der dich so posieren lässt, dass es nicht nach Pose aussieht.«

»Dann brauche ich wohl keinen Fotografen, sondern einen Magier«, murmelte Christine und schloss die Augen.

Ronnies Massage zeigte Wirkung. Ihr Nacken fühlte sich wunderbar entspannt an, und ihre Laune stieg auch wieder beträchtlich. Obwohl hinter den zärtlichen Berührungen keinerlei sexuelle Motivation stand, erzeugten sie wie schon so oft eine sanfte, erotische Spannung zwischen ihnen. Keine echte Gier, sondern eine subtile Erregung, die so wohltuend wie heißer Kakao an einem frostigen Dezembertag wirkte.

Ronnie war der einzige Mann, dem Christine seit ihrem zweiten Ehefiasko uneingeschränkt vertraute, und in dessen körperlicher Nähe sie sich wohlfühlte. Doch sie beide hüteten sich davor, der gelegentlich aufblitzenden Lust auch nur eine Sekunde lang nachzugeben. Zwischen ihnen beiden bestand ein unausgesprochener Pakt, der ihnen gebot, die Grenze der spielerischen Zärtlichkeiten niemals zu überschreiten.

Es klopfte, dann öffnete sich die Tür, und eine junge, dunkelhaarige Frau steckte den Kopf herein. Ronnie ließ seine Hände, wo sie waren. Doch Christines Gesichtsausdruck und Körperhaltung veränderten sich. Das Mädchenhafte verschwand, und sie war durch und durch respekteinflößende Geschäftsfrau.

»Ja, Paula?«, fragte sie.

»Entschuldigt bitte die Störung, aber unser Steuerberater ist da. Und die Dame vom Kultursponsoring-Ausschuss. Sie hat keinen Termin, sagte aber, ihr wüsstet Bescheid.«

»Das ist richtig, vielen Dank, Paula. Der Steuerberater bekommt die Mappe, die ich am Empfang hinterlegt habe, und die Dame heißt Frau Dr. Mohr. Führe sie bitte ins Konferenzzimmer und sag ihr, ich komme sofort.«

»Schön wär’s«, murmelte Ronnie, nachdem Paula die Tür hinter sich geschlossen hatte. Christine lachte und gab ihm einen Stoß zwischen die Rippen.

»Sag mal, was erlaubst du dir?«

»Ist doch wahr«, sagte er, ließ seine Handflächen frech über Christines Brüste gleiten, die sich durch das enge Kostüm drückten, und setzte sich wieder an den Tisch. »Diese prächtigen Venus-Tittchen haben doch garantiert schon lange das Tageslicht nicht mehr gesehen, oder? Ganz ehrlich, wann hattest du das letzte Mal Sex?«

Bevor Christine dazu kam, ihm zu antworten, sagte er: »Wenn du erst groß nachdenken musst, ist es viel zu lange her!«

»Ich will nicht einfach nur Sex«, sagte sie und zupfte ihre Kostümjacke zurecht. »Ich warte auf die nächste wahre Liebe.«

»Und in der Zwischenzeit …«

»… habe ich ein paar ganz nette Spielsachen im Nachttisch, nur keine Sorge.«

»Ein Vibrator ist kein Ersatz für einen Mann, meine Liebe.«

»Natürlich nicht. Aber er nervt nicht, ruft mich nicht ständig an und ist auch nicht beleidigt, wenn ich erst um Mitternacht nach Hause komme. Er will nichts weiter als alle paar Wochen neue Batterien. Wenn du mir einen Mann zeigst, der so pflegeleicht ist, verhandeln wir neu. Aber im Moment reicht mir das vollkommen.«

»Und vor lauter Batterienkaufen und Männerignorieren verwandelst du dich in eine Frau, die vergisst, wie schön es sein kann, sich mal richtig fallen zu lassen«, erklärte Ronnie und sah ihr ernst in die Augen. »Im Ernst, Christine, du musst ein bisschen aufpassen. Ich liebe dich wie Kirschkuchen mit Sahne, das weißt du, ja?«

Christine fühlte, wie sich ihr Herz erwärmte.

»Ja, das weiß ich. Und darüber bin ich sehr glücklich. Ich liebe dich nämlich auch, du Goldschatz.«

»Gut, dann sage ich dir jetzt einmal ganz direkt, von Goldschatz zu Goldschatz: Du darfst nicht endlos lange so tun, als seiest du keine Frau, nur aus Angst, erneut verletzt zu werden. Sonst knallt bei dir eines schönen Tages eine Sicherung durch, und du baust richtig Mist.«

Sie sahen sich an. Wie so oft, wenn sie sich gegenüber saßen und über ihre Herzensangelegenheiten sprachen, machte sich die intensive, tiefe Anziehungskraft zwischen ihnen bemerkbar. Beide wussten, was der andere dachte. Beide sahen die Sehnsucht in den Augen des anderen. Sie wussten, dass es nur ein einziger Schritt, eine kleine Veränderung wäre, die aus ihrer platonischen Freundschaft eine lupenreine Liebesbeziehung machen konnte. Und sie wussten, dass sie es auch diesmal nicht aussprechen würden.

Kapitel 2

Nachdem Christine sich durch zahllose Fotografen-Websites geklickt und versucht hatte, einen geeigneten Künstler für ihre Portraits zu finden, gab sie es auf. Es waren stets die selben Floskeln, die selbe Art Foto und die selben formelhaften Selbstdarstellungen, mit denen die Studios um Kundschaft buhlten. Langweilig. Also beschloss sie, es wie immer in solchen Fällen auf ihr Glück ankommen zu lassen und woanders nach Inspirationen zu suchen.

Einige Schritte vor dem Eingang des neu eröffneten Medienzentrums musste Christine stehenbleiben, soviel Andrang herrschte dort. Ob es nun an den Sonderangeboten oder dem Begrüßungs-Prosecco lag, jedenfalls schien die halbe Stadt an diesem Tag nur ein Einkaufsziel zu haben.

Zu allem Überfluss blockierte eine Frau die mittlere der drei großen Drehtüren mit dem Versuch, ein ungefähr dreijähriges Mädchen, einen fünfjährigen Jungen, einen Kinderwagen mit Baby und eine prall gefüllte Schultertasche hindurch zu bugsieren. Einige Kunden sahen ungerührt zu. Niemand schien auf die Idee zu kommen, dass die Frau Hilfe brauchte. Merkbefreite Deppen, dachte sie wütend.

Sie drängte sich nach vorne, hielt den Flügel der automatischen Drehtür fest und wartete, bis sich die beiden Kinder in dem runden Durchgang befanden. Dann ging sie mit ihnen nach innen, drehte sich um und wartete, bis die Mutter nebst Kinderwagen nachkam.

Ein atemloses »Danke«, ein erschöpftes Lächeln, weg waren sie. Christine sah ihnen nach, wie sie zielstrebig die Abteilung mit den Computerspielen ansteuerten. Kurz bevor sie um die Ecke bogen, drehte sich das Mädchen noch einmal um, sah Christine an und strahlte.

Sie erwiderte das Lächeln und versuchte, den leisen Stich in der Herzgegend zu ignorieren. Es geschah öfter, dass wildfremde Kinder sie musterten oder von irgendwoher angerannt kamen und sich an ihr festhielten, bis die angemessen irritierten Eltern auftauchten und sie einsammelten. Christine hatte sich daran gewöhnt. Doch leicht fiel es ihr nicht, damit umzugehen.

Jede dieser Situationen erinnerte sie daran, dass es etwas in ihrem Leben gab, das sie nicht kontrollieren konnte. Es war, als ob diese Kinder einen sechsten Sinn für Christines geheime Traurigkeit hatten und deshalb ihre Nähe suchten.

Nachdenklich fuhr sie mit der Rolltreppe in den ersten Stock, wo sich Reiseführer, Magazine und Bildbände befanden. Vielleicht wurde sie hier fündig und entdeckte einen Fotografen, dessen künstlerische Handschrift ihr gefiel?

Am Ende der Treppe erblickte sie ihr Ebenbild in der verspiegelten Säule und verlangsamte ihre Schritte. Wie immer, wenn sie sich unvermutet in einem Spiegel oder einer Schaufensterscheibe sah, fühlte es sich merkwürdig an. Dabei konnte sich der Anblick durchaus sehen lassen: sehr schlank, schickes Business-Kostüm, die langen blonden Locken zu einem Dutt hochgesteckt, ein ernster Gesichtsausdruck, der von ihren großen, türkisblauen Augen geprägt wurde. Christine gefiel sich.

Sie wusste manchmal nicht, ob sie dankbar oder besorgt darüber war, dass man ihr die Erlebnisse der letzten zehn Jahre nicht ansah. Zwei Ehen, zwei Scheidungen, Psychoterror durch ihren zweiten Ex-Ehemann, finanzieller Ruin und ein kräftezehrender Neuanfang, der zum aktuellen Erfolg geführt hatte. Für ein intensives Liebesleben oder Familienplanung blieb da keine Zeit. Was ihr ganz recht war. Alles, was über Flirts und flüchtigen Sex hinauszugehen drohte, löste bei ihr unverzüglich einen heftigen Fluchtreflex aus. Zu schmerzhaft, zu zerstörerisch war das, was sie am Ende ihrer zweiten Ehe erlebt hatte. Kinder? Inzwischen war aus dem »Irgendwann einmal«, das ihr während der letzten Jahre stets in den Sinn kam, ein »Wenn nicht jetzt, wann dann?« geworden. Was sich so unangenehm anfühlte, dass sie es am liebsten verdrängte.

Ein unsanfter Stoß ließ sie zur Seite taumeln. Christine machte drei Schritte und fing sich wieder. Drei schrillbunt gekleidete Teenagermädchen eilten gackernd an ihr vorbei. Keines der drei sah sich um. Nicht einmal dasjenige, das mit seinem geschmacklosen Hello-Kitty-Rucksack so rüde an Christine entlang geschrammt war. Kein Respekt vor dem Alter, die Bande, dachte sie wütend und musste gleich darauf lachen. Von wegen Alter. Ich bin einundvierzig. Ist das schon alt?

Nachdem sie ihre Jacke auf Spuren des Zusammenstoßes untersucht hatte, bemerke Christine, wohin sie der unerwartete Schubs befördert hatte: direkt vor einen Aufsteller mit Kunstkalendern. Na, es geht doch, dachte sie und lächelte. Das blinde Huhn findet keine Körner, aber immerhin massenweise Fotografen.

Ganz vorne hing ein großformatiger Aktkalender. Das Titelbild in Schwarzweiß faszinierte Christine. Es zeigte eine Frau und einen Mann in einer höchst erotischen Pose, die ohne weiteres einem harten Porno entstammen konnte. Doch dank des kunstvollen Spiels mit Licht, Schatten und Tiefenschärfe entstand keineswegs ein vulgärer Eindruck. Dem Fotografen war es gelungen, die Kluft zwischen Pornografie und Kalenderkunst zu überbrücken und es damit direkt in die verkaufsfördernd arrangierten Auslagen eines familienfreundlichen Geschäftes zu schaffen.

Suchend drehte und wendete Christine den Kalender, bis sie das winzig klein gedruckte Impressum mit dem Namen des Fotografen fand. »Alec White by AW People Photography« stand da in schnörkelloser Druckschrift. Die Anschrift seines Studios kam Christine bekannt vor. Die Straße befand sich in einem alternativen Künstlerviertel der Stadt, nicht weit von der Fußgängerzone entfernt. Was für ein Zufall.

Christine spürte dem Namen nach. Er klang nach einem Pseudonym. Ohne dass Christine es beabsichtigte, formten sich die markanten Gesichter von Alec Baldwin und Jack White vor ihrem geistigen Auge. Wirklich clever, dachte sie. Wenn es ein Künstlername war, funktionierte er gut. Jedenfalls verstand dieser Alec White sein Handwerk. Ob er der richtige Ansprechpartner für ihre Portraitaufnahmen war?

Sie hängte den Kalender wieder zurück, sah sich die übrigen Auslagen an und entdeckte eine Hinweistafel, auf der stand: »Weitere Kalender und Bildbände im 2. Obergeschoß«.

Christine wusste, was das bedeutete. Dort befand sich die Abteilung mit Erotika sowie nicht-jugendfreien Büchern und Filmen. Sie sah sich um und zögerte. Der Andrang war unverändert groß. Sollte sie sich wirklich auf den Weg durch die gesamte Verkaufslandschaft machen, sich an Kochbuchbergen entlang schlängeln, durch die Kinderbuchabteilung, an Reiseführern und Lexika vorbeidrücken, bis sie am Ziel war? Was soll’s, dachte sie. Wenigstens gab es dort keine renitenten Teenager.

In der »Zutritt ab 18«-Abteilung war es nur unwesentlich ruhiger als im Rest des Gebäudes. Auch hier gab es Eröffnungsangebote. Heerscharen von Kunden, vornehmlich Männer, drängten sich vor den Regalen mit Büchern und DVDs. Auch Alec White war mit zahlreichen Werken hier vertreten. An den Aufstellern hingen weitere Aktkalender, außerdem konnte man an den Wänden eine Reihe DIN-A3-Vergrößerungen seiner Fotos gerahmt und signiert bewundern. War er so populär? Christine wusste, dass sie über ein ausgezeichnetes Namensgedächtnis verfügte. Doch bis heute hatte sie von Alec White definitiv noch nie gehört. In der regionalen Presse tauchte sein Name nicht auf, soviel war sicher. Sehr mysteriös, dachte sie.

Die Hauptattraktion der Abteilung bildete eine Bücherpyramide auf dem Boden. Ein neuer, großformatiger Bildband von Alec White wurde dort präsentiert. »Lust« stand in klaren, weißen Buchstaben auf dem Titel. Er bestand aus einem Grau in Grau gehaltenen Aktfoto dreier Menschen. Das Bild war durch einen hauchdünnen Gazevorhang hindurch aufgenommen worden. Obwohl die Körper nur schemenhaft zu erkennen waren, wie durch einen Nebel, wirkte es geheimnisvoll und höchst erotisch.

Sie nahm das kiloschwere, unverpackte Ansichts-Exemplar und schlug es an einer zufällig gewählten Stelle auf.

Im nächsten Moment explodierte etwas in ihrem Bauch, und das Getöse ringsum wurde unwichtig. Ein unerträgliches Kribbeln durchflutete ihren Körper und strahlte bis in Zehen und Fingerspitzen aus. Sie vergaß den Laden, die Menschen, und warum sie hier war.

Ein gut gebauter blonder Mann kniete mit gespreizten Beinen auf dem Boden, in der rechten Hand seinen Penis, den Oberkörper leicht nach hinten gebogen, so dass seine Bauchmuskeln perfekt zur Geltung kamen. Von hinten schmiegte sich ein zierlicher Frauenkörper an ihn, barfuß, nur bekleidet mit zerfransten Jeans und einem transparenten weißen T-Shirt. Die Frau hatte ihre Arme von hinten um den Oberkörper des Mannes geschlungen und spielte mit seinen Brustwarzen. Sie schien ihn anzufeuern, seiner Lust freien Lauf zu lassen, jedoch nicht daran zu denken, den prächtigen, fickbereiten Schwanz zu ihrer eigenen Befriedigung nutzen zu wollen. Keine Frage, innerhalb der nächsten halben Sekunde würde er abspritzen, und nichts konnte ihn davon abhalten. Die Gesichter der beiden Personen waren im kunstvollen Licht- und Schattenspiel nur zu erahnen, aber die ganze Pose drückte allerhöchste Geilheit aus.

Je länger Christine hinsah, um so mehr hatte sie das Gefühl, das Bild verändere sich. Fast glaubte sie, die Bewegung der Männerhand zu sehen, das aufreizende Streicheln der weiblichen Fingernägel an den aufgerichteten Brustwarzen. Sie spürte das gemeinsame Fiebern auf den bevorstehenden Orgasmus, hörte das unterdrückte Keuchen, dann den erleichterten Aufschrei des Mannes, sah die langen, kräftigen Spritzer, mit denen das Sperma aus seinem bis zum Platzen erigierten Penis schoss, nahm den Duft wahr …

Wow, dachte Christine, holte tief Luft und blätterte weiter. Die anderen Motive waren noch expliziter. Auch hier waren die Gesichter der Hauptdarsteller nur zu erahnen. Dafür hatte Alec White die Körper um so detailreicher festgehalten. Das raffinierte Schattenspiel schien bewusst darauf ausgerichtet zu sein, nur die körperliche Lust darzustellen, ohne dabei die wahren Identitäten der Menschen preiszugeben. Christine spürte nicht, wie sie sich immer mehr in den Bildern verlor, während sie weiterblätterte.

Samtig glänzende Haut. Eine feingliedrige Frauenhand, die sich um einen Schwanz schloss, an dessen Spitze es verräterisch feucht glänzte. Schwere, runde und volle Brüste, die sich um eine glänzende Eichel schmiegten. Auch hier glaubte Christine, die Bewegung sehen zu können, mit der die zarte Hand den prallen Schafft massierte, aus dem im nächsten Moment die weiße, cremige Sahne ejakulieren und sich auf den erwartungsvoll dargebotenen Nippeln verteilen würde. Glattrasierte Venushügel, leicht geöffnete, feucht schimmernde Schamlippen, harte, glänzende Lustperlen, die sich durch zarte Hautfalten schoben und nach Berührung verlangten. Schwänze in verschiedenen Formen und Größen, Finger, die sich in geschmeidig massierte Rosetten schoben. Fesseln, Dildos, Handschellen −

Du lieber Himmel, das ist geil, dachte Christine und erschauerte wollüstig. Dass man so etwas überhaupt fotografieren konnte. Wie schaffte es dieser Alec White, seine Fotomodelle zu solch gewagten Posen zu bringen? Oder war es umgekehrt? Handelte es sich um echte Sexpartner, die sich von ihm dabei fotografieren ließen, wie sie sich gegenseitig Lust verschafften? Wie inszenierte man solche Aufnahmen? Und warum war er so sorgfältig darauf bedacht, dass man auf keinem Bild ein Gesicht sehen konnte? Manchmal fing sich ein Lichtschimmer auf einem Jochbein, einer Nase oder einem Wangenknochen, dennoch waren die Menschen auf den Fotos nicht zu identifizieren.

Jedes einzelne Bild war extrem anregend, teilweise vulgär, obszön, manche wirkten aggressiv, waren voller offensiver, unverhohlener Lust und daher aus guten Gründen in der Erwachsenen-Abteilung gelandet. Und da war noch etwas anderes. Die Bilder waren kraftvoll, erotisch und phantasievoll, doch auch auf seltsame Weise düster. Was keineswegs am fehlendem Licht liegen konnte, denn die Ausleuchtung der aufreizenden Szenen war durchaus hell und kontraststark und zum Teil im Gegenlicht aufgenommen. Nein, es war, als seien die Szenen von einer unheilvollen Atmosphäre geprägt, die unsichtbar über den Darstellern schwebte.

Bei jedem neuen Motiv verstärkte sich der Eindruck von intensiver, verbotener Lust, die dem Betrachter förmlich aus dem Papier entgegen zu springen schien. War das wirklich alles nur gestellt? Immerhin wurde auf einigen Bildern das Sperma der männlichen Darsteller präsentiert. Natürlich konnte es sich dabei auch um Bodylotion handeln, die entsprechend glaubwürdig auf den Körpern plaziert worden war. Und die imposanten Erektionen ließen sich problemlos auch mit Potenzmitteln erzeugen, wenn die Durchblutung einmal zu wünschen übrig ließ. Nur, warum wirkten die Bilder so intensiv?

Unwillkürlich setzten sich die einzelnen Bilder in ihrer Phantasie zu einer Art Film zusammen. Einem Film, in dem sie die Hauptrolle spielte. Das weibliche Fotomodell war nicht mehr eine unbekannte, unnahbare Blondine, sondern sie selbst. Hauptdarstellerin und Herrscherin über eine Welt, die abseits von Alltag, Ängsten und Konventionen lag. Eine Welt, in der alle lustvollen Versprechen bedingungslos eingelöst wurden und sexuelle Wünsche erfüllt, die im normalen Alltag keinen Platz fanden.

Dann, übergangslos, spie die lustvolle Parallelwelt Christine wieder aus, und sie fand sich umgeben von Lautsprecherdurchsagen, Musik und Kunden im Buchladen wieder. Benommen legte sie das Buch wieder weg und versuchte, sich zu sammeln. Selbst von weitem war die enorme Sogwirkung der Bilder zu spüren. Sollte sie es kaufen?

Ihr Körper bebte und vibrierte vor Lust. Zwischen ihren Beinen war es warm und klebrig, was nicht nur an der Augusthitze lag. Die schwarze Stumpfhose war durchnässt. Sie hatte sich mit dem feinen Stoff des Höschens und einzelnen Schamhaaren verklebt, die Christine beim allzu flüchtigen Rasieren übersehen hatte. Sie lechzte nach einem befreienden Orgasmus, so sehr wie schon lange nicht mehr. Auf einmal hatte sie das Gefühl, ihre sexuelle Abstinenz würde mit den kleinen Halogenspots des Buchladens so grell ausgeleuchtet und hervorgehoben, dass jeder, der zufällig vorbeikam, sofort Bescheid wusste.

Ronnie hatte recht, es musste etwas geschehen.

Kapitel 3

»Alles ab? Ganz kurz?«, fragte die Friseurin ungläubig. »Und Sie sind sich wirklich sicher?«

Bin ich mir sicher, fragte sich Christine. Ein letztes Mal griff sie mit der rechten Hand in die volle Lockenpracht und ließ die einzelnen glänzenden Strähnen durch die Finger gleiten. Die Geste war ihr so vertraut, so weiblich, und dennoch …

»Ja, ich bin mir sicher«, sagte sie.

Es war Freitag, für übermorgen hatte sie kurzfristig einen Fototermin bei Alec White ergattert. Das Telefonat war merkwürdig verlaufen. Alec White hatte sie ständig schroff unterbrochen, ein paar scheinbar zusammenhanglose Fragen gestellt und dann direkt den Termin angeboten. Ob er überhaupt mitbekommen hatte, worum es ihr ging? Nun gut, sie würde hingehen und sehen, was passierte. Außerdem war sie neugierig auf den Mann, der unglaublich aufregende Fotos zauberte und eine Art Kultstar seiner Branche war, obwohl er ganz ohne Öffentlichkeitsarbeit auszukommen schien.

Seit sie den Termin vereinbart hatte, fühlte sie sich eigenartig. Körperlich ging es ihr ausgezeichnet. Doch die merkwürdige Unruhe, die sie nach dem Gespräch mit Alec White ergriffen hatte, wollte und wollte nicht verschwinden. Es fühlte sich so an, als ob jeden Moment ein absurdes Ereignis über sie hereinbrechen konnte. Nur dass sie keine blasse Ahnung hatte, was das sein sollte. Alles war wie immer. Keine besonderen Vorkommnisse im Büro. Keinerlei Konflikte mit Ronnie oder Paula. Keine unbezahlten Rechnungen, keine lästige Anwaltskorrespondenz, nicht einmal Kopfschmerzen, PMS oder eine lockere Zahnfüllung.

Alles war so aufgeräumt und in Ordnung, dass Christine das Gefühl hatte, die Wände hochzugehen angesichts der unerklärlichen Unruhe, die in ihr brodelte. Nun tat sie das, was ihr einerseits ein Gefühl von Kontrolle vermittelte und gleichzeitig eine drastische Veränderung einleitete: Sie trennte sich von der blonden Rapunzel-Mähne. Ohne jemandem etwas davon zu sagen. Nicht einmal Ronnie war eingeweiht. Er würde es früh genug am Montag sehen.

Leon, der Coiffeur, hatte nur einen einzigen Blick auf das Zeitschriften-Foto geworfen, das Christine mitgebracht hatte, um ihren Wunsch zu veranschaulichen, einmal genickt und sie dann an seine Kollegin übergeben. Sie übernahm die Vorbereitungen, bevor er selbst Hand anlegte und den endgültigen Kurzhaarschnitt kreierte.