In den Bergen findest du zu dir - Petra Bartoli y Eckert - E-Book

In den Bergen findest du zu dir E-Book

Petra Bartoli y Eckert

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Beschreibung

Was wir in den Bergen fürs Leben lernen

„Einmal im Leben zu Fuß über die Alpen und sich dabei den Herausforderungen und Widrigkeiten stellen: Mit diesem Selbstversuch und durch Begegnungen mit Menschen, die besonders widerstandsfähig und lebensfroh sind, wollte ich herausfinden, wie Resilienz und innere Stärke möglich sind oder gelernt werden können. Gefunden habe ich beeindruckende Lebensgeschichten und viele Ideen dazu, was uns stark macht.“

Wenn Petra Bartoli y Eckert zu sich kommen und den Kopf frei bekommen möchte, geht sie in die Natur – genau genommen geht sie in der Natur: Sie ist eine von Millionen Deutschen, die leidenschaftlich gerne wandern und die Ruhe in Bergen oder Wäldern ebenso genießen wie den Gleichklang ihrer Schritte auf kiesbedeckten Wegen.

Für ihr großes Ziel, einmal zu Fuß die Alpen zu überqueren, wollte sie sich nicht nur körperlich, sondern auch mental vorbereiten. Deshalb hat sie Bergmenschen getroffen und nach ihren Rezepten für innere Stärke und Durchhaltevermögen befragt. Was sie dabei gelernt hat, hat ihr aber nicht nur beim Wandern geholfen: Sie begegnet den Höhen und Tiefen des Lebens insgesamt nun viel gelassener.

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Seitenzahl: 245

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Das Buch

Einmal im Leben zu Fuß über die Alpen und sich dabei den Herausforderungen und Widrigkeiten stellen: Mit diesem Selbstversuch und durch Begegnungen mit Menschen, die besonders widerstandsfähig und lebensfroh sind, wollte Petra Bartoli y Eckert hautnah erfahren, wie Resilienz und innere Stärke entstehen und gelernt werden können. Gefunden hat sie beeindruckende Lebensgeschichten und viele Ideen dazu, was uns im Leben stark macht.

Die Autorin

Petra Bartoli y Eckert, geboren 1974, ist Sozialpädagogin und arbeitete über 14 Jahre lang mit verhaltensoriginellen Kindern und Jugendlichen. Seit ihrer Ausbildung zur Drehbuchautorin schreibt sie hauptberuflich – wenn sie nicht gerade ihrer Leidenschaft, dem Wandern, nachgeht. Von ihr sind zahlreiche Sachbücher, Rundfunkgeschichten, Kinder- und Jugendromane erschienen. Petra Bartoli y Eckert lebt und arbeitet in Regensburg.

Petra Bartoli y Eckert

IN DEN BERGEN FINDEST DU ZU DIR

Was wir beim Wandern über Resilienz lernen

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Copyright © 2023 Kösel-Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Redaktion: Marlene Fritsch

Covergestaltung: zero-media.net, München

Covermotive: © Neil Warburton / Stocksy United

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-30394-5V002

www.koesel.de

INHALT

Was Berge für mich mit Resilienz zu tun haben

VOR DER ALPENÜBERQUERUNG: UNTERWEGS IM GLEICHGEWICHT

Regensburg, Rauchröhren, Salzburg

Präsenz und Bewusstsein

Gespräch mit Psychologin und Bergführerin Rita

Üben vor dem großen Weg

Weitermachen! Das Leben ist zu schön, um aufzugeben

Gespräch mit Günther, Vizeweltmeister im Speedklettern

Erfahrungen mit Tiefe sammeln

Wirksam sein – ganz nach den persönlichen Begabungen

Gespräch mit der Chefdirigentin und Wanderin Elisabeth Fuchs

ETAPPE 1: DER HERAUSFORDERUNG INS GESICHT SCHAUEN

Von Kreuth zur Blaubergalm

Start mit Hindernissen

Der Berg ruft!

Sich Zeit nehmen für das, was man wirklich will

Gespräch mit Almhelfer Justus

Das Einfache genießen

ETAPPE 2: WER SICH NICHT ENTMUTIGEN LÄSST, WIRD BELOHNT

Von der Blaubergalm bis Achenkirch

Bergab zum See

Die eigenen Grenzen kennen

Gespräch mit Bergarzt Thomas Waldhart

Gleichgesinnte finden

ETAPPE 3: DIE SORGEN IM TAL LASSEN

Von Achenkirch über Maurach nach Fügen

Am Wasser entlang

In den Bergen sich selbst begegnen

Gespräch mit Weitwanderer Andal

Mit Scheitern umgehen lernen

Gespräch mit Kunsttherapeutin und Bergliebhaberin Christine

ETAPPE 4: TRAUMHAFTE AUSSICHTEN

Von Fügen bis Hochfügen

Unerwartete Herausforderungen, unerwartete Freuden

Stärkung für Leib und Seele

Gute Gedanken machen den Unterschied

Gespräch mit den Alpenüberquerern Ines und Lutz

Auf acht Beinen über die Berge

ETAPPE 5: VOM GLÜCK, DIE RICHTIGEN MENSCHEN ZU TREFFEN

Von Hochfügen über den Melchboden bis zum Schlegeisspeicher

Es gibt kein schlechtes Wetter

Gehen, damit die Seele zur Ruhe kommt

Gespräch mit Erzieherin und Rettungshundeführerin i. A. Sandra

Vom Glück, wenn jemand auf einen wartet

DIE LETZTE ETAPPE: ÜBERWÄLTIGT UND EIN BISSCHEN STOLZ

Vom Schlegeisspeicher ins Pfitschtal

Was man alles kann!

Abschied – und Ankommen

Mehr Gipfelerfahrungen

Die Dinge nicht zu ernst nehmen

Gespräch mit Gastwirtin und Bäuerin Simone Klammer

Ein letztes Mal ganz nach oben

NACH DER ALPENÜBERQUERUNG: GEDANKEN FÜR DEN ALLTAG

Allgäu, München, Regensburg

In den Bergen Demut lernen

Gespräch mit Podcasterin und Bergbloggerin Erika Dürr

Es hilft, die Perspektive zu verändern

Gespräch mit Werner Schmidbauer, Gipfeltreffen-Moderator

Leben mit Höhen und Tiefen

Was unsere Resilienz stärkt

Zeit, Danke zu sagen

WAS BERGE FÜR MICH MIT RESILIENZ ZU TUN HABEN

Ich gehe. Leidenschaftlich gerne. Und ständig. Denn Gehen hat für mich genau das richtige Tempo. Schnell genug, um irgendwo anzukommen und nicht auf der Stelle zu treten. Langsam genug, damit die Seele hinterherkommt. Am liebsten gehe ich in den Bergen. Bisher keine herausragend schwierigen Touren, aber gerne einfache Tageswanderungen. Bergwandern hilft mir, mich wieder zu sammeln und Kraft zu tanken. Denn Berge ermöglichen einen neuen Blickwinkel. Nicht nur, weil man von hoch oben meist eine herrliche Aussicht hat, sondern auch, weil vieles wieder an den richtigen Platz, in eine andere Relation gerückt wird. Wer gerne in die Berge geht, kennt das: Wenn man oben angekommen ist, kann es passieren, dass man all seine Sorgen einfach im Tal gelassen hat.

Doch vor dem Gipfelglück steht der Aufstieg. Und der kann mitunter ganz schön herausfordernd sein. So habe ich natürlich nicht nur Höhen, sondern auch Tiefen beim Wandern erlebt: Die Anstrengung beim Aufstieg, wenn man denkt, den nächsten Schritt nicht mehr zu schaffen. Die Last des Rucksacks, der auf die Schultern drückt. Die Blasen an den Füßen, die schmerzen. Am liebsten würde man sich hinsetzen und nicht wieder aufstehen. Doch dann geht man doch weiter. Und weiter. Und dann, wenn man die letzte Biegung geschafft, den letzten steilen Pfad genommen hat, öffnet sich der Horizont. Plötzlich liegt einem die Welt zu Füßen, ist alle Anstrengung vergessen, und alles Belastende scheint kilometerweit weg zu sein.

Irgendwann nach einer besonders schönen Wanderung habe ich angefangen, mir Gedanken zu machen, welche Kraft ich aus den Touren in den Bergen ziehe und wie nachhaltig dieses Auftanken für mich ist – ob Gehen in den Bergen und in der Natur also resilient machen kann. Denn das ist es, was sich so viele wünschen: ein »Wundermittel« in der Rückhand zu haben, um Härten und Schwierigkeiten mit einer gewissen Leichtigkeit wegzustecken. Oder sich zumindest nach einer emotionalen Talfahrt schnell wieder zu erholen. Ich habe also versucht, mehr über die Idee von Resilienz herauszufinden. Neben meiner persönlichen Erfahrung, dass Bergwandern nicht nur dem Körper guttut, sondern auch die Seele stärkt, gibt es dazu fundierte Erkenntnisse. Was Menschen hilft, im Leben mit besonderen Herausforderungen gut zurechtzukommen, wird meistens an Faktoren in der frühen Kindheit festgemacht: eine sichere Bindung im Kindesalter, Bezugspersonen, die ermutigen, Sicherheit vermitteln und Erfahrungen ermöglichen, damit man sich als selbstwirksam erlebt. Ein stabiles Umfeld also, in dem man wachsen kann.

Doch was machen Menschen, die keine optimalen Startchancen haben oder deren Belastbarkeit im Lauf des Lebens allzu oft auf die Probe gestellt wurde? Ich bin auf zahlreiche Kurse und Seminare gestoßen, die versprechen, dass auch im Erwachsenenalter das Erlangen von Resilienz möglich ist und dass sie dabei unterstützen können. Doch gerade bei Resilienzkursen im beruflichen Kontext ist nicht immer das drin, was draufsteht. Oft geht es hier nämlich nicht in erster Linie darum, im Leben besser zurechtzukommen, sondern noch leistungsfähiger für ein Unternehmen, noch belastbarer für noch mehr Arbeit und Druck zu werden. Das führt meiner Meinung nach die Resilienz ad absurdum.

Resilienztrainings wie diese bergen eine weitere Gefahr: Hier wird das Augenmerk darauf gelegt, sich schnellstmöglich und effizient den Widrigkeiten anzupassen. An den Widrigkeiten selbst ändert sich jedoch nichts. Man soll sie klaglos hinnehmen und unverwundbar werden. Doch ist man dann tatsächlich resilient? Ist es nicht viel sinnvoller – wenn möglich –, die Umstände zu verändern, statt sich selbst zu optimieren? Nicht jede »Zumutung« muss man aushalten und dafür vermeintlich Resilienz beweisen!

Und natürlich gibt es Situationen, in denen nichts anderes hilft, als an- oder hinzunehmen, was eben gerade ist. Ereignisse und Gegebenheiten also, die sich auch mit noch so viel Anstrengung nicht ändern lassen. Das fängt – ganz banal – beim Mistwetter im Urlaub an, meint aber vor allem Situationen, die uns massiv belasten, wie etwa der Verlust der Arbeitsstelle oder der Tod eines nahestehenden Menschen. Da hilft kein Schönreden, kein Bemühen, das Beste daraus zu machen. Ein Annehmen solcher Situationen kann aus einer Krise helfen und ist letztlich auch ein Zeichen für Resilienz. Allerdings ist das leichter gesagt als getan. Denn dazu müssen wir uns der Situation stellen und all die damit verbundenen negativen Gefühle zulassen, statt sie wegzuschieben. Resilienz ist also kein Vermeiden einer Krise, keine »Dauer-Sonnenschein-Strategie«, sondern ein Prozess, der von ganz tief unten irgendwann wieder nach oben führt – und darin irgendwie vergleichbar mit dem Aufstieg auf einen Berg.

Schließlich wollte ich hautnah herausfinden, wie Resilienz, wie Widerstandsfähigkeit in schwierigen Situationen wirklich gelingen kann. Ich nahm mir vor, mich einer besonderen Herausforderung zu stellen, um mehr über mich und meine persönliche Belastbarkeit herauszufinden. Der Entschluss war gefasst: Ich wollte eine Alpenüberquerung machen, wollte aus eigener Kraft zu Fuß das höchste Hochgebirge in Mittel- und Südeuropa überwinden. Mir war klar, dass ich dabei über Grenzen gehen muss. Nicht nur die, die Deutschland, Österreich und Italien voneinander trennen, sondern auch und vor allem über meine persönlichen Grenzen. Um mich darauf vorzubereiten, wollte ich von anderen lernen. Ich wollte »Bergmenschen« finden, die Erfahrung mit Herausforderungen wie dieser haben: leidenschaftliche Wanderer, Almbäuerinnen, Kletterer, Helfer von der Bergwacht. Ich wollte mich aber auch mental wappnen und Menschen befragen, die es geschafft haben, nach schwierigen Lebenszeiten wieder auf die Beine zu kommen, und von ihnen wissen, wie sie die schwierigen Aufstiege im Leben – im übertragenen Sinn – bewältigt haben und dabei gesund und zuversichtlich bleiben konnten. Wie sich gezeigt hat, ließ sich beides wunderbar verbinden. Alle, die ich für dieses Buch getroffen habe, haben eine ganz eigene Verbindung zu den Bergen. Und sie können auch viel zum Thema Resilienz erzählen.

Ein Jahr zuvor hatte ich mich zu Fuß auf den Weg gemacht, um Menschen in Süddeutschland und Österreich zu besuchen und mit ihnen zu den Themen »gutes Leben« und Zufriedenheit ins Gespräch zu kommen. Auf diesem Weg habe ich viel über mich selbst gelernt. Vor allem, dass ich gut allein mit mir auskomme. Und dass das dennoch an manchen Tagen eine Herausforderung ist. Ich habe noch das Knirschen der eigenen Schritte und ein bisschen Vogelgezwitscher im Ohr und weiß, wie es sich anfühlt, wenn das die einzigen Geräusche sind, die mich umgeben. Die Stille ist eine Wohltat, wenn es auch in mir selbst still ist. Wenn es innen laut wird, dann bin ich für andere Menschen dankbar, denen ich mich mitteilen kann. Selbstgespräche sind da eben keine Alternative.

Was ich auf meinen bisherigen Wegen zudem erfahren habe: Ich mag es, lange Strecken zu Fuß zu gehen. Auch in den Bergen bin ich gerne und durchaus geübt darin. Doch würde ich eine mehrtägige Hochgebirgswanderung mit Gepäck, das ich die gesamte Zeit mitschleppen muss, hinbekommen? Ich war sicher, dass eine Alpenüberquerung mich fordern wird. Und ich war auch überzeugt: Ich werde mich dieser Herausforderung stellen.

Ich nahm mir vor, auf meinem Weg nicht nur andere nach ihren Rezepten für innere Stärke zu befragen, sondern auch ganz persönlich über die Frage nachzudenken, was mir hilft, mit Schwierigkeiten zurechtzukommen. Vielleicht würde mich ja die Erleuchtung treffen und ich das ultimative Geheimrezept für ein unbeschwertes Leben mit ausreichend Widerstandskraft und der Leichtigkeit, jedes Problem ohne Kratzer im Lack zu bewältigen, entdecken?

Natürlich sind viele Menschen täglich einer weit höheren Belastung als einer selbst gewählten Wanderung ausgesetzt. Bei meinem Vorhaben hätte ich zudem den Vorteil, mich ständig in meist schöner, teilweise atemberaubender Umgebung zu bewegen. Dennoch war ich überzeugt, dass die Überquerung der Alpen eine gute Gelegenheit wäre, mich aus meiner Komfortzone zu holen: Wie bei plötzlichen Herausforderungen würde ich mein Verhalten an die jeweiligen Anforderungen anpassen müssen, würde bisher wirksame Muster überdenken, mit Tiefpunkten zurechtkommen, mich anstrengen und körperliche und mentale Grenzen überwinden müssen. Und das Wichtigste: Ich wollte dabei gesund bleiben und schließlich sagen können: »Ich habe es geschafft und ich bin daran gewachsen.«

Schon mal vorgegriffen: Als ich mich auf den Weg zu meiner Alpenüberquerung machte, hätte ich nie gedacht, dass ich meine gesamte Resilienz schon am ersten Tag würde mobilisieren müssen. Und beinahe wäre ich umgekehrt. Doch dann habe ich es doch irgendwie geschafft, weiterzugehen. Und es hat sich gelohnt!

VOR DER ALPENÜBERQUERUNG: UNTERWEGS IM GLEICHGEWICHT

Regensburg, Rauchröhren, Salzburg

PRÄSENZ UND BEWUSSTSEIN

Gespräch mit Psychologin und Bergführerin Rita

Bevor ich losgehe, hole ich mir Rat bei einer erfahrenen Bergfrau und Expertin für seelische Gesundheit: Rita ist nicht nur Psychologin, sondern auch seit Jahren Mitglied im Deutschen Alpenverein. Sie ist selbst oft in den Bergen unterwegs – vor Kurzem ging es quer durch die Dolomiten. Daneben bietet sie Kurse für Gruppen an, in denen Interessierte Trittsicherheit üben können und Höhenangst überwinden lernen.

Ich treffe die 59-Jährige in Regensburg. Wir sitzen in zwei gemütlichen Sesseln in der Besprechungsecke meines Büros. Rita hat den Rücken durchgedrückt, die Hände locker auf die Armlehnen des Sessels gelegt. Sie strahlt gleichermaßen Ruhe und Lebensfreude aus. Vorab hatte ich sie gebeten, mir in unserem Gespräch etwas darüber zu erzählen, wie es gelingen kann, körperlich und seelisch gesund die Herausforderung einer Alpenüberquerung zu bewältigen – also resilient zu sein. Als sie zu erzählen beginnt, merke ich, dass ich mit meiner Frage bei ihr einiges in Gang gesetzt habe.

»Ich habe in der Vergangenheit einige Seminare zum Thema Psychische Widerstandskraft angeboten. Das war das eine. Und Bergsteigen war für mich das andere«, beginnt die Psychologin. »Jetzt habe ich mir überlegt, was beides miteinander zu tun hat. Ich habe mir dazu sogar ein paar alte Unterlagen herausgesucht. Und das, was ich da in meinen Fortbildungen erzählt habe, war ja alles kein Schmarrn«, sagt Rita schmunzelnd.

»Doch der Resilienzbegriff, so wie er etwa in Unternehmen verstanden wird, hat mit Berggehen sicherlich nichts zu tun. Hier wird der Fokus vor allem auf Aushalten und Stressresistenz gelegt. Oft bekommen Mitarbeitende zu hören: ›Sie sollten mal an Ihrer Resilienz arbeiten.‹ Einige Klienten und Klientinnen wurden sogar von ihren Arbeitgebern für ein Coaching zu mir geschickt, damit sie noch belastbarer werden und noch mehr aushalten können. Davon habe ich mich irgendwann distanziert, weil das nicht zu meinem Menschenbild passt. Darum passten für mich die beiden Dinge – Bergsteigen und Widerstandskraft – erst gar nicht unter einen Hut. Ich habe also erst einmal den Resilienzbegriff wieder weggelegt.« Rita macht eine kleine Pause und trinkt einen Schluck Wasser.

»Doch dann habe ich mir überlegt, wie ich in den Bergen unterwegs bin: Ich suche mir einen Weg und gehe von A nach B. Ich setze einen Schritt vor den anderen. Und eigentlich mache ich an Bergtagen sonst gar nichts anderes. Als ich im Sommer den Höhenweg durch die Dolomiten gegangen bin, habe ich morgens nach dem Aufstehen meinen Rucksack gepackt. Ich habe überlegt, wie viele Höhenmeter ich an dem Tag machen werde und wo ich hinmuss. Ich habe mir auf der Karte angesehen, welche Abzweigung ich auf keinen Fall verpassen darf und wo gewisse Checkpoints sind. Dann bin ich losgegangen. Ich habe darauf geachtet, regelmäßig zu trinken und das Wetter im Blick zu behalten, auf meine Schritte geachtet, überlegt, welcher Tritt für den Boden, auf dem ich mich bewege, angemessen ist. Und ich musste einen sicheren Stand haben, damit ich nicht umfalle. Mehr gab es an diesen Tagen nicht zu tun. Und trotzdem ist viel passiert. Ich musste auf mich achten. Musste nachspüren, ob es noch geht oder ob ich eine Pause brauche. Wenn ich mir die Gegend anschauen wollte, musste ich stehen bleiben, weil ich sonst gestolpert ober sogar abgestürzt wäre. Alles ganz banale, aber dennoch wichtige Dinge. Wenn ich diese nicht beachtet hätte, dann hätte ich vielleicht den Aufstieg nicht geschafft.

Es geht beim Berggehen also sehr viel um Achtsamkeit und Bewusstsein. Multitasking funktioniert hier nicht. Ich kann nicht mehrere Dinge gleichzeitig tun, wenn ich sicher unterwegs sein will, sondern muss eins nach dem anderen angehen. So wird alles viel einfacher.

Außerdem ist mir aufgefallen, dass ich an Tagen, an denen ich nicht in meiner Mitte, nicht in der Balance bin, schon zu Beginn der Wanderung Schwierigkeiten habe. Dann fühle ich mich wie ein Kind, das herumtappt, als müsste ich erst das Gehen lernen. Meine Bewegungen sind schwer und eckig. Je länger ich an solchen Tagen unterwegs bin, umso leichter wird es dann häufig. Meine innere Balance hat also Auswirkungen auf mein Gehen, auf meine äußere Balance. Und wenn mir gutes Gehen gelingt, dann kann ich auch schwierige Passagen meistern.«

So bringt Rita Bergwandern und Resilienz schließlich doch zusammen: Die Balance als Voraussetzung und gleichzeitig als Ergebnis einer Wanderung.

»Ich finde es übrigens wunderbar, wenn ich jemanden ›schön gehen‹ sehe«, greift sie den Faden wieder auf. »Das hat etwas Elegantes. Wie bei einer Gams. Das ist leichtfüßig. Gehen ist etwas ganz Sinnliches. Ich klettere auch gerne. Aber Gehen ist für mich die Basis von allem. Gehen in Balance.«

Die Berge helfen Rita auch dabei, aufzutanken. »Ich habe mir überlegt, woran es liegt, dass Berggehen Kraft gibt«, meint sie und streicht gedankenverloren über den Stoff der Sessellehne. »Natürlich spielt dabei die schöne Umgebung eine Rolle. Und das Einlassen auf berührende Momente. Aber was für mich noch wichtig ist: Wenn ich in meinem Alltag bin, dann muss ich an so viele Dinge gleichzeitig denken. In den Bergen beschränkt sich einiges: Ich habe weniger dabei; es gibt weniger Reize. So kann sich mein inneres System erholen.«

Schließlich fügt Rita noch einen Gedanken dazu an, wie Berggehen zum einen Resilienz erfordert, zum anderen aber auch fördert: »Wenn ich in den Bergen unterwegs bin und in Schwierigkeiten gerate, kann ich nicht so einfach googeln, wie ich aus der Situation wieder herauskomme. Ich bin auf mich selbst zurückgeworfen und muss überlegen, was ich tun kann und was ich dafür mitbringe. Das hat viel mit Selbstvertrauen zu tun. Aber auch mit guter Vorbereitung, mit Beobachtung und Einschätzung der Umgebung.«

Rita hat ihre Kindheit zwar im Umfeld der Metropole München verbracht, ist aber dennoch in den Bergen aufgewachsen. Als Kind war sie viel bei ihrem Großvater, der einige Almen im Lecknertal in den Allgäuer Voralpen bewirtschaftet hat.

»Mein Großvater hatte ein großes Wissen, das mich sehr beeindruckt hat. Er hat immer geschaut, wie der Enzian steht und wie die Berge aussehen. Anhand dieser Informationen konnte er voraussagen, wie das Wetter wird. Und wenn er festgestellt hat, dass es mittags um elf Uhr regnen wird, dann hat es auch um elf Uhr geregnet«, erzählt Rita lachend.

»Mein Großvater war ein Mensch, der auf der einen Seite sehr bei sich und auf der anderen Seite fest in sein System eingebunden war. Er hatte Sicherheit und den Überblick, was jetzt gerade wichtig ist. Was ich von ihm gelernt habe, sind sicher nicht verbindliche Wettervorhersagen. Aber ich weiß seitdem, wie wichtig es ist, das Wetter in den Bergen im Blick zu behalten. Das ist beim Unterwegssein im Gebirge von enormer Bedeutung.

Für mich hat das zwei Ebenen: Ich habe gelernt, Fähigkeiten zu erwerben, die mir helfen, wenn ich in den Bergen bin. Und ich habe eine gewisse Demut entwickelt. Denn wenn das Wetter umschlägt, habe ich das nicht in der Hand. Ich muss mich dem fügen. Es gibt daher immer wieder Momente, in denen ich erkennen muss, dass es Zeit ist umzukehren – auch wenn ich mir noch so sehr vorgenommen hatte, diesen Berg zu besteigen. Da braucht es also wieder Balance. Zum einen das Gefühl von Selbstwirksamkeit: Ich kann etwas, ich weiß, was ich mir zutrauen kann und welche Fertigkeiten ich habe. Gleichzeitig habe ich Respekt vor den Gegebenheiten, die nicht in meiner Hand liegen. Das ist für mich eine Form von Resilienz: Seine Fähigkeiten zu kennen – und die eigenen Grenzen. Wichtig ist dann noch die Frage: Wie gehe ich mit Scheitern um?« Ritas Augen wandern kurz nach oben, als würde sie sich ihre letzten Bergerlebnisse vor ihrem geistigen Auge ansehen.

»All das kann man wunderbar in den Bergen lernen. Da bekommst du nämlich unmittelbar Rückmeldung. Wenn ich so darüber nachdenke, merke ich, dass ich sehr dankbar dafür bin, so viel dort unterwegs sein zu können.«

Rita atmet tief durch und erzählt dann noch ein wenig mehr über ihren Großvater und ihre Zeit als Kind in den Bergen: »Mein Opa war im Ersten Weltkrieg. Damals war er ein Bauernbub. Viele aus seinem Regiment sind ums Leben gekommen. Er selbst wäre auch beinahe gestorben. Man hatte ihn schon zu den Toten gelegt. Irgendjemand hat dann gesehen, dass der Junge noch zuckt. Das hat ihn gerettet. So führte er auch sein Leben: mit einem unglaublichen Willen. Er hat sich nicht kleinkriegen lassen. Er hatte etwas beinahe Militärisches an sich. Seine Kühe auf der Alm sind alle immer in Reih und Glied gegangen. Ich weiß nicht, wie er das geschafft hat.« Sie überlegt einen Moment.

»Ich hatte vor meinem Opa großen Respekt und auch ein bisschen Angst. Aber er hatte auch ganz weiche Seiten. Wenn ich mich an ihn erinnere, dann denke ich an seine Hosen aus grobem Wollstoff, die sicherlich fürchterlich gekratzt haben. Er hat immer warmes Bier mit Ei getrunken. Frühmorgens ist er losgezogen, hat Wege gebaut, Tiere versorgt, alles getan, was in den Bergen notwendig und sinnvoll war. Wir, seine Enkel – das waren an die 15 Kinder – bekamen Aufgaben: Wir mussten Blaubeeren pflücken, Käse raustragen oder Brot holen. Viel Zeit zum Spielen blieb da nicht, wenn ich in den Ferien bei meinem Opa war. Das fand ich manchmal blöd. Freunde von mir sind in dieser Zeit nach Italien ans Meer gefahren, und wir mussten auf der Alm Kühe hüten oder den Männern eine Brotzeit bringen. Was ich als Kind hingegen toll fand, war zum Beispiel, mit nackten Zehen in einen warmen Kuhfladen zu treten und zu beobachten, wie der Mist zwischen den Zehen nach oben quillt«, erinnert sich Rita und lacht auf. »Das kann ich mir heute nicht mehr vorstellen. Als Kind hatte ich dort in den Bergen ganz viele Freiheiten. Uns wurde etwas zugetraut. Wir sind auf Bäume geklettert und sind auf Felsen hinter Wasserfällen gekraxelt. Einmal trug mir mein Großvater auf – da war ich vielleicht sechs oder sieben Jahre alt –, eine Kuhherde auf die Almwiese zu treiben. Im Nachhinein muss ich sagen, dass die Kühe gar keine andere Wahl hatten, als dem vorgegebenen Weg, der links und rechts von einem Zaun begrenzt war, zu folgen.« Rita streicht sich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Aber als Kind war ich unglaublich stolz, dass es mir gelungen ist, diese Aufgabe zu meistern. Uns Kindern wurde viel Vertrauen entgegengebracht. Dieses Vertrauen habe ich jetzt als Erwachsene bei meinen Bergtouren mit im Gepäck. Dafür bin ich sehr dankbar.«

Das ist ein weiterer Aspekt, der stärkt, denke ich. Denn wer dankbar ist, erinnert sich an positive Situationen, lenkt seine Gedanken auf die Dinge, die gut gelaufen sind. Und wird dadurch stärker. Gespannt höre ich zu, als Rita fortfährt.

»Woran ich mich auch erinnere: Mittags saßen wir immer alle zusammen und haben gemeinsam gegessen«, erzählt sie. »Rückblickend war das eine ganz wertvolle Zeit für mich. Ich habe erlebt, wie es gehen kann, gemeinsam in der manchmal unwirtlichen Bergwelt zu bestehen. Diese Erfahrung prägt mich und wirkt nach, wenn ich zum Beispiel mit Gruppen in den Bergen unterwegs bin. Mir ist es wichtig, dass man bei gemeinsamen Wanderungen aufeinander schaut, dass man zusammen Pause macht und gemeinsam isst. Am Ende entsteht so das beglückende Gefühl, etwas zusammen geschafft zu haben.«

Das Almleben war lange Zeit fester Bestandteil in Ritas Leben. Als ihre mittlerweile erwachsenen Töchter klein waren, haben auch sie viel Zeit oben auf dem Berg verbracht. Inzwischen ist Ritas Opa längst gestorben. Sie erzählt, dass sie die Hütte ihres Großvaters manchmal vermisst. »Aber die Arbeit, die man in das Almleben stecken muss, vermisse ich nicht«, sagt sie.

Rita verbindet ihr Wissen als Psychologin mit ihrer Bergkompetenz und teilt beides in Kursen mit anderen Menschen. Sie hat also nicht nur eigene Bergerfahrungen, auf die sie zurückgreifen kann, sondern zudem Erlebnisse mit Gruppen am Berg. »Am vergangenen Wochenende hat eine junge Frau an meinem Kurs teilgenommen, die kam mit zwei Rucksäcken an. Sie meinte, sie würde all die Dinge, die darin sind, benötigen. Einen Rucksack wollte sie vorne, den anderen auf dem Rücken tragen. Bevor wir losgegangen sind, habe ich mit ihr gemeinsam aussortiert. Ich habe ihr vorgeschlagen, es einfach einmal auszuprobieren, sich zu beschränken. Ich musste wirklich hart mit ihr verhandeln«, meint Rita und schmunzelt.

»Als wir losgegangen sind, hat mir die Frau erzählt, sie hätte große Angst davor, dass sie stürzen könnte. Und so ist sie dann auch gegangen: Wenn es steil nach unten ging, hat sie sich nach vorne gebeugt. Und der schwere Rucksack auf ihrem Rücken hat noch mehr geschoben. Ich habe versucht, immer vor ihr zu gehen, damit ich sie auffangen kann, wenn sie das Gleichgewicht verliert. Wir haben zusammen geübt, wie sie gehen kann, damit sie sich sicher fühlt. Nach und nach konnte sie ein bisschen von ihrer Angst loslassen. Es geht also in den Bergen im wörtlichen und im übertragenen Sinn darum, welche Haltung ich habe. Wenn man hier bewusst unterwegs ist und sich selbst beim Gehen beobachtet, kann man sehr viel über sich selbst erfahren – und davon im Alltag und im Leben profitieren.«

Ich möchte noch ein wenig mehr über Ritas Bergerlebnisse erfahren, daher frage ich nach: »Berge standen bei dir ja lange in Verbindung mit Arbeit. Wann und wie bist du eigentlich zum Bergwandern und Bergsteigen gekommen?«

»Ich wollte schon immer gerne Hochtouren gehen. Das konnte ich nicht allein, denn man braucht für die meisten Strecken eine Seilschaft. Deshalb bin ich zum Alpenverein gegangen – wo ich übrigens auch meinen jetzigen Mann kennengelernt habe«, erzählt Rita. »Ich habe eine Ausbildung zur Trainerin C für Bergsteigen. Da leite ich leichte Hochtouren und das Bewältigen von Klettersteigen an. Ich bin keine Bergführerin, sondern Ausbilderin. Wenn ich mit Gruppen gehe, dann versuche ich immer, etwas unter meinen Möglichkeiten zu bleiben, damit ich noch Ressourcen habe. An mein Limit gehe ich dann, wenn ich allein oder mit meinem Mann unterwegs bin. Wir beide haben übrigens nach einer sehr schweren Bergtour im Wallis, die wir gemeinsam geschafft haben, beschlossen zu heiraten«, meint Rita und erzählt mit ernster Stimme weiter. »Die Tour damals war eigentlich viel zu lang. Unterwegs habe ich mir den Fuß verknackst. Kurz vor dem Abstieg wurde es plötzlich gewittrig. Wir haben deshalb beschlossen, über einen kurzen, aber steilen Grat abzusteigen. Unter uns war ein Schnee-Eis-Feld, das wir bewältigen mussten. Von oben gab es immer wieder Steinschläge. Wir mussten schließlich mit Pickel und Steigeisen den Steilhang queren. Der Untergrund war schon total sulzig. Irgendwann haben wir ganz pragmatisch beschlossen, dass wir nicht am Seil gehen, damit nicht einer den anderen mitreißt, wenn er abstürzen sollte. So hätte wenigstens einer die Chance zu überleben. Solche Gespräche haben wir geführt«, sagt Rita und klingt dabei etwas atemlos.

»Irgendwann gingen im Tal die Lichter an. Dann wurde der Abstieg einfacher. Schließlich haben wir es geschafft, gesund unten anzukommen. Mir ist bewusst, dass wir damals viele Schutzengel hatten. Es war großes Glück, heil heruntergekommen zu sein. So ein Risiko würde ich heute auf keinen Fall mehr eingehen. Bemerkenswert war, dass keiner von uns dem anderen danach einen Vorwurf gemacht hat. Wir hatten zwar einige Fehlentscheidungen getroffen, aber als Team richtig gut zusammengearbeitet. Und dann war auf einmal klar: Wir werden heiraten. Ein Jahr später war es dann so weit.«

Ich merke, dass ich eine Gänsehaut bekommen habe. Mir ist schlagartig bewusst, dass ich mir Zeit für eine gute Planung meiner Alpenüberquerung nehmen muss. Und natürlich, dass ich nur Etappen gehen werde, die meinen Möglichkeiten entsprechen.

»Ich würde jedem raten, beim Berggehen gut mit sich im Kontakt zu sein«, gibt Rita mir noch mit auf den Weg. »Ich finde, eine Alpenüberquerung ist etwas ganz Besonderes. Es ist eigentlich egal, auf welchen Berg du gehst: Genieße es, unterwegs zu sein! Mach das Beste aus Situationen, in denen es nicht so funktioniert, wie du es dir vorgestellt hast! Als Bergfrau gebe ich dir mit: Bereite dich gut vor, übe vorher regelmäßig, überprüfe, wie viel Gepäck du brauchst. Und als Psychologin rate ich dir: Lass dich auf den Weg ein. Es ist sehr anspruchsvoll, auf einen Berg zu gehen. Mach keinen Aufstieg für ein gutes Foto, sondern sei präsent, geh bewusst und sei gut in Balance.«

ÜBEN VOR DEM GROSSEN WEG

Natürlich wäre es vermessen, eine Alpenüberquerung – so einfach sie häufig auch beschrieben wird – ohne jegliche Bergerfahrung anzugehen. Ich war schon oft in den Bergen unterwegs, allerdings noch nie viele Tage am Stück mit dem nötigen Gepäck auf dem Rücken. Mir ist klar, dass ich das im Vorfeld auch nicht schaffen werde. Aber ein paar Tagestouren will ich dennoch einplanen, um ins Training zu kommen. Ich nehme mir also Ritas Rat zu Herzen und gehe vor meiner Alpenüberquerung noch einige Bergtouren.

Die erste Wanderung startet in einem Gebiet, in dem ich mich gut auskenne. Gemeinsam mit einer Freundin will ich im Bayerischen Wald von Reitenstein über den Kaitersberg bis zu den Rauchröhren gehen. Knapp 600 Höhenmeter sind auf unserem 14 Kilometer langen Weg zu bewältigen.

Es ist ein sonniger Tag. Als wir aus dem Auto steigen, sehen wir, dass noch etliche