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16 kurze und leicht verständliche Vorlesegeschichten zur Aktivierung von Menschen mit Demenz, für Pflegekräfte und Betreuer in der Altenpflege sowie für Angehörige zu Hause +++ Das Vorlesen war schon immer weit mehr als nur Unterhaltung oder Beschäftigung. Von schönen Vorleseritualen zehren wir noch lange: von der Gemütlichkeit, den spannenden, kurzweiligen oder lustigen Geschichten und dem geborgenen Gefühl. Kein Wunder also, dass kleine Vorlesegeschichten in der Betreuung von Menschen mit Demenz äußerst beliebt sind: Das Vorlesen bietet einen besonders stimmungsvollen und behaglichen Rahmen für die Erinnerungspflege. Geschichten, die in früheren Zeiten spielen oder an damals Erlebtes anknüpfen, eignen sich dabei besonders gut zur Aktivierung. Ältere Menschen verfügen über einen reichhaltigen Erinnerungsschatz, auch wenn er mitunter tief vergraben scheint. Es lohnt sich, ihn wieder in die Gegenwart zu holen – und mit diesen kurzen Vorlesegeschichten gelingt Ihnen das völlig unaufwändig! Die 16 heiteren Geschichten erzählen von lustigen Irrtümern, Hausfrauentricks und den Pannen und Peinlichkeiten des alltäglichen Lebens. Alle Geschichten spielen in den 1950er- und 1960er-Jahren und sorgen garantiert für manches Schmunzeln. Bestimmt erinnern sich die Senioren auch an den einen oder anderen typischen Ausdruck dieser Zeit oder an ähnliche lustige Begebenheiten aus ihrem Leben, die zum gemeinsamen Lachen einladen.
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Seitenzahl: 82
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IMPRESSUM
Titel
5-Minuten-Vorlesegeschichten für Menschen mit Demenz – Schmunzelgeschichten
Autorin
Petra Bartoli y Eckert
Titelbildmotiv
© Jürgen Fälchle – Fotolia.com
Fotos im Innenteil
Sonnenblume: © Jürgen Fälchle;
Notizzettel: © John Henkel – beide Fotolia.com
E-Book-Herstellung und Auslieferung readbox publishing, Dortmundwww.readbox.net
Ein Hinweis:
Die Inhalte im Buch sind von der Autorin mit großer Sorgfalt erarbeitet und ausgewählt worden, stellen jedoch keine therapeutischen Maßnahmen dar. Nehmen Sie dennoch eine genaue Prüfung entsprechend Ihrer Situation vor und wägen verantwortungsvoll ab, welche Übungen Sie mit welchen Personen umsetzen. Wenn Unsicherheiten oder bereits bestehende Erkrankungen vorliegen, klären Sie die Anwendung mit der Pflegedienstleitung oder dem behandelnden Arzt ab.
Die Autorin und der Verlag übernehmen weder für die Aktualität, Korrektheit und Vollständigkeit der bereitgestellten Inhalte eine Gewähr noch dafür, dass diese für Ihren individuellen Einzelfall geeignet und ausreichend sind. Alle Inhalte dienen ausschließlich der Information, ebenso wie deren Umsetzung ausschließlich in eigener Verantwortung des Anwenders erfolgt.
Verlag an der RuhrMülheim an der Ruhrwww.verlagruhr.de
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© Verlag an der Ruhr 2017
E-Book ISBN 978-3-8346-3747-5
INHALT
Vorwort
Über die Reihe
Ein Autogramm vom King
Fräulein Blaukraut heiratet
Was Hänschen nicht lernt
Ein echter Hausfrauentrick
Ein Picknick mit Hindernissen
Tor! Tor! Tor!
Nein, solche Lausbuben!
Da wird einem warm ums Herz!
Wenn alles schiefgeht
Mein lieber Herr Gesangverein!
Weihnachten bei Nachbarn
Eine unsanfte Landung
Das entführte Schultertuch
Was Reklame so alles verspricht …
Diebe im Urlaub
Eine Bergtour mit Umwegen
VORWORT
Liebe Vorlesende, liebe Zuhörende,
wann merkt man, dass das Leben schön ist?
Sicherlich vor allem dann, wenn es etwas zu lachen gibt!
Mein Name ist Petra Bartoli y Eckert. Mittlerweile habe ich schon mehrere Bücher für die Reihe „Vorlesegeschichten für Menschen mit Demenz“ geschrieben. Bevor ich mir die Geschichten ausdenke, spreche ich mit Senioren und lasse mir von ihnen Anekdoten von früher erzählen. Da gibt es immer viel zu lachen. Und ich werde dadurch ständig zu neuen Ideen inspiriert.
So sind auch diese Geschichten entstanden.
Immer wieder bekomme ich erzählt, dass die kurzen, heiteren Geschichten bei den Zuhörern gut ankommen. Darüber freue ich mich sehr. Denn dann haben die Kurzgeschichten gleich einen doppelten Zweck erfüllt: Sie unterhalten die Zuhörenden und gleichzeitig haben sie mir beim Zusammentragen, Erfinden und Schreiben viel Freude gemacht.
Ich bin sicher, Sie spüren beim Vorlesen und Lesen meine Begeisterung für die Schätze der Erinnerung von Senioren.
An dieser Stelle vielen Dank an all diejenigen, die mir ihre Geschichten erzählt haben. Alle Geschichten spielen in den 1950er- und 1960er-Jahren. Vielleicht erinnern Sie sich an den einen oder anderen typischen Ausdruck aus dieser Zeit oder an ähnliche Begebenheiten.
Ich wünsche Ihnen viel Freude mit diesem Buch.
Ich hoffe, Sie haben beim Vorlesen, Lesen oder Zuhören der Geschichten Vergnügen und werden zu vielen Gesprächen über Erinnerungen an Begebenheiten zum Schmunzeln inspiriert.
Herzliche Grüße
Petra Bartoli y Eckert
Quellennachweis für die in den Geschichten vorkommenden Lieder:
1Du bist die Rose vom WörtherseeMusik: Hans Lang; Text: Erich MederMit freundlicher Genehmigung von Papageno Musikalienverlag Ges.mbH, Wien
2Dein ist mein ganzes HerzMusik: Franz Lehár; Text: Fritz Löhner-Beda, Ludwig Herzer
3aus „Die Fischerin vom Bodensee“ (Musik und Originaltext: Franz Winkler)© by Musikvertrieb AG., Zürich/Für Deutschland: Peer Musikverlag GmbHMit freundlicher Genehmigung der Peer Musikverlag GmbH, Hamburg
4Am Brunnen vor dem ToreMusik: nach Franz Schuberts „Der Lindenbaum“ aus der „Winterreise“, D911, in der Fassung von Friedrich Silcher; Text: Wilhelm Müller
5Hoch auf dem gelben WagenMusik: Heinz Höhne; Text: Rudolf Baumbach
ÜBER DIE REIHE
Lesen ist eine der schönsten und zeitlosesten Freizeitbeschäftigungen für Jung und Alt. In Erzählungen abtauchen, sich in andere Personen hineinversetzen, via Fantasie Zeitreisen unternehmen … Lesen bietet die Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen und ihn gleichzeitig zu verarbeiten. Wem das Lesen jedoch Mühe bereitet, der kann Lesevergnügen auch über das Vorlesen erleben.
Die Reihe „5-Minuten-Vorlesegeschichten für Menschen mit Demenz“ berücksichtigt die Einschränkungen von dementen Menschen mit kurzen, pointierten und einfachen Geschichten, die an das Alltagserleben anknüpfen. Mal humoristisch, mal nachdenklich oder auch religiös-besinnlich – je nach Anlass und Situation können Sie die passende Geschichte auswählen und die Zuhörer zum Gedankenaustausch anregen. Die entsprechenden Anschlussfragen zu jeder Geschichte bieten die dazu nötigen Anknüpfungspunkte – für ein abwechslungsreiches (Vor-) Lesevergnügen!
EIN AUTOGRAMM VOM KING
Mit meinen 23 Jahren war ich bis über beide Ohren verliebt. Ich war damals, Ende der 1950er-Jahre, Malergeselle im Betrieb meines Vaters, dem Malermeister Karl Kramer. Und sie war Sekretärin in unserer Anstreicher-Firma. Fräulein Erna Kleinschmidt konnte schnell wie der Wind stenotypieren. Sie hatte blonde Locken und die schönsten blauen Augen der Welt. Ihre Stimme klang glockenhell. Wenn sie mich ansprach, lief mir ein Schauer über den Rücken. Auch wenn sie meist nichts weiter zu mir sagte, als: „Rudi, denken Sie daran, mir den Zettel mit Ihren Arbeitsstunden noch auf den Schreibtisch zu legen.“
Meist blieb mir dann der Mund offen stehen und ich konnte Fräulein Erna nur etwas dämlich anlächeln und dazu mechanisch nicken.
An einen Montag im Herbst 1958 erinnere ich mich noch ganz genau. Ich betrat in aller Frühe die Werkstatt, um mein Malerwerkzeug für den kommenden Tag zusammenzusammeln. Da trat Fräulein Erna aus ihrem Büro. Ich sah auf und bemerkte ein verklärtes Strahlen auf ihrem hübschen Gesicht. Sie räusperte sich.
„Rudi, es wartet ein besonderer Auftrag auf Sie. Heute dürfen Sie zum Truppenübungsplatz der Amerikaner.“
Ich war wie immer etwas verwirrt, wenn Fräulein Erna mich ansprach. Dennoch konnte ich nichts Besonderes an diesem Auftrag erkennen. Darum fragte ich heiser nach:
„Aha. Brauchen die Amerikaner einen Anstrich?“ Fräulein Erna blies missbilligend die Luft aus.
„Nicht die Amerikaner. Die Wohnbaracken der Soldaten sollen gestrichen werden.“
Ich nickte, konnte mir aber immer noch keinen Reim darauf machen, was das Fräulein Erna so aus der Fassung brachte. Doch dann klärte sie mich auf: „Dort ist doch gerade …“
Fräulein Erna machte eine vielsagende Pause. Ihre Wangen färbten sich leicht rosa, als sie weitersprach.
„… der King of Rock ’n’ Roll. Elvis“, hauchte sie.
So, so, daher wehte der Wind. Dieser amerikanische Schmalzsänger war derzeit hier in Friedberg stationiert. Ich wusste natürlich, dass diese Tatsache etliche Mädchen und jungen Frauen um den Schlaf brachte. Aber Fräulein Erna hätte ich schon mehr Geschmack zugetraut. Doch da hatte ich mich wohl getäuscht. Prompt fing sie an, ihr Lieblingslied von Elvis anzustimmen: „Love me tender …“, trällerte sie voller Begeisterung los.
Das war mir jetzt wirklich zu viel. Ich kramte meine Pinsel zusammen und pfiff demonstrativ „Du bist die Rose, die Rose vom Wörthersee. Holiolioliholie, holioliolie.“1
Missmutig machte ich mich an diesem Morgen auf den Weg zum Truppenübungsplatz, der ganz in der Nähe unseres Betriebes lag. An der Schranke, die das Gebiet absperrte, wartete schon ein Soldat, der mich zu einer Baracke brachte. Dort sollte ich mit dem Streichen anfangen. Mit geübter Hand begann ich, Möbel zu rücken, sie abzudecken und die Farbe anzurühren. Gerade als ich den Pinsel zum ersten Mal ansetzte, fing es an, laut zu werden. In der Baracke nebenan hatte jemand ein Tonband angestellt. Eine tiefe Stimme sang zur Musik „Hound Dog“, den Hit von Elvis Presley, der gerade überall rauf und runter lief. Das durfte doch nicht wahr sein! Mir blieb auch nichts erspart.
Ich versuchte, die Musik zu übertönen. Aber so laut konnte ich „Du bist die Rose, die Rose vom Wörthersee“1 gar nicht pfeifen. Darum gab ich schließlich auf und weißelte genervt im Takt der Elvis-Musik. Als ich mit zwei Wänden fertig war, brauchte ich dringend frische Luft. Ich trat vor die Tür.
Plötzlich war es still. In der Baracke nebenan war das Tonband verstummt. Zufrieden genoss ich die Ruhe und atmete tief durch. Da öffnete sich die Tür der Nachbarbaracke. Und heraus trat kein anderer als dieser Elvis Presley höchstpersönlich. Ich wollte mich schnell wieder umdrehen. Denn dieser Mann hatte das Herz von Fräulein Erna erobert und ich hatte wohl das Nachsehen.
Da wollte ich dem Kerl nicht auch noch gegenübertreten. Doch dann durchfuhr mich ein Einfall wie ein Blitz.
Elvis hob grüßend seine Hand und ging an mir vorbei. Ich eilte schnell zwei Schritte nach vorn und stellte mich Elvis in den Weg.
„Can I help you?“, fragte er.
Ich konnte kaum Englisch. Aber weil er mich fragend ansah, musste ich wohl etwas auf Englisch sagen.
Also kramte ich in meinem Gehirn nach den wenigen englischen Worten, die ich kannte.
„Mister Elvis“, stammelte ich. Dann streckte ich ihm kurzerhand meine Hand hin.
Elvis lächelte und gab mir einen festen Händedruck.
„Hello“, sagte er.
Ich räusperte mich verlegen. Dann straffte ich meine Schultern und fragte gerade heraus:
„Kann ich, also … can I … ich möchte gern von Ihnen ein Autogramm haben, bitte. Ich meine natürlich: please.“
Auch wenn meine Frage ein einziges Kauderwelsch war, verstand Elvis Presley mich trotzdem. Anscheinend sprach er auch einige Brocken Deutsch.
Er lachte und nickte. Dann griff er in die Innentasche seiner Uniform und zog ein Foto von sich und einen Stift heraus. Nachdem er das Bild signiert hatte, hielt er es mir lächelnd hin.
„For you?“, fragte er.
Ich schüttelte den Kopf.
„Für Fräulein Erna“, flüsterte ich ergriffen, als ich das Foto entgegennahm.