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Informationen von höchster Stelle sind meist sehr wichtig. Das gilt besonders für die Informationen, die uns im Brief des Paulus an die Gemeinde in Ephesus mitgegeben wurden. Ein Brief, der als Rundschreiben vermutlich in allen christlichen Gemeinden im damaligen Kleinasien vorgelesen wurde, und wichtige Informationen darüber enthielt, wie die Nachfolger Jesu ihren Glauben in einer multireligiösen Umwelt leben können. An dieser Stelle setzt auch dieses Buch an, im Blick auf die Nachfolger Jesu in der heutigen Zeit. Da die einzelnen Themen ursprünglich als Predigten verfasst wurden, ist der Stil einer Rede bewusst beibehalten worden. Dadurch haben Sie die Möglichkeit, tief in die Ausführungen einzutauchen, und werden dabei durch die persönliche Anrede in Ihrem Glauben herausgefordert. Machen Sie sich also bereit für eine geistliche Reise durch den Brief des Paulus an die weltweite Christenheit, bei der Sie an vielen Stellen erleben werden, wie sich die Worte Gottes aus der Bibel auf die geistliche Reise Ihres persönlichen Alltags anwenden lassen. Sie dürfen gespannt sein auf einen Dialog mit dem Apostel, Missionar und Gemeindegründer Paulus, in dem er Ihnen durch seine "Infos von höchster Stelle" eine ganze Menge Lebenshilfe weitergeben wird.
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Seitenzahl: 354
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Mein Dank für dieses Buch gilt
Jesus Christus, der von sich gesagt hat:
„Ich will meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.“ (Matthäus 16,18)
„Ihr seid erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist.“ (Epheser 2,20)
Deshalb lohnt es sich, Reich Gottes zu bauen,
und für Jesus, mit der Gemeinde unterwegs zu sein!
Einleitung
Womit Gott Menschen beschenkt (Epheser 1,1-2)
Geistlicher Segen (Epheser 1,3-6)
Das rettende Werk Gottes (Epheser 1,7-10)
Erbschaft mit Niveau (Epheser 1,11-14)
Du kannst es an zehn Fingern abzählen! (Epheser 1,15-23)
Ein Leben mit Happy End! (Epheser 2,1-10)
Die größte Fusion aller Zeiten! (Epheser 2,11-22)
Das Geheimnis der Gemeinde (Epheser 3,1-13)
Ganzheitliches Krafttraining (Epheser 3,14-21)
Du bist berufen! (Epheser 4,1-6)
Trainingscamp Gemeinde (Epheser 4,7-16)
Kleider machen Leute! (Epheser 4,17-24)
Altkleidersammlung für Christen (Epheser 4,25-32)
Liebe als Lebensstil (Epheser 5,1-14)
Weise leben ... aber wie? (Epheser 5,15-20)
Leitlinie für ein gutes Miteinander (Epheser 5,21-6,9)
Einer für alle! Alle für einen! (Epheser 6,10-24)
Biblische Meditation
Weitere Bücher von Hans-Werner Zöllner
Über den Autor
„So ermahne ich euch nun, ich, der Gefangene in dem Herrn, dass ihr der Berufung würdig lebt, mit der ihr berufen seid, in aller Demut und Sanftmut, in Geduld.“
(Epheser 4,1-2)
Informationen von höchster Stelle sind meistens sehr wichtig. Das gilt besonders für die Informationen, die uns im Brief des Paulus an die Gemeinde in Ephesus mitgegeben wurden. Sie stammen vermutlich aus den Offenbarungen, die Paulus in der Zeit vor seiner Berufung zum Apostel und Missionar erhalten hat, als er sich in Arabien aufhielt (vgl. Galater 1). Jesus hatte ihm manches von dem gezeigt, was für alle Nachfolger Jesu gilt, und Paulus leitete dies weiter.
Er tat dies mit einem Rundschreiben, das vermutlich in allen christlichen Gemeinden im damaligen Kleinasien vorgelesen wurde. Zuletzt wurde es vermutlich bei der Gemeinde in Ephesus deponiert, was dazu führte, dass es die Überschrift bekam: „An die Epheser“.
Wie wichtig diese Informationen von höchster Stelle sind, wird nicht nur im obigen Satz aus Epheser 4,1-2 deutlich, sondern kommt für mich auch in den Worten aus Epheser 6,12 zum Ausdruck:
„Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel.“
Dem sind wir nicht gewachsen, wenn wir uns nur auf unsere menschlichen Möglichkeiten verlassen. Der Feind Gottes versucht alles, um unsere Beziehung zu Jesus zu sabotieren und letzten Endes zu zerstören (vgl. Johannes 10,10). Das wird ihm nicht gelingen, wenn wir uns als Nachfolger Jesu klug verhalten und uns aus Gottes Wort, der Bibel, helfen lassen.
Dieses Buch ist als Werkzeug gedacht, um genau dies zu tun: Ihnen eine Hilfe zur Hand zu geben, mit der Sie die Worte Gottes aus der Bibel auf die geistliche Reise Ihres Alltags anwenden können.
Da die einzelnen Themen ursprünglich als Predigten verfasst wurden, habe ich den Stil einer Rede bewusst beibehalten. Dadurch haben Sie die Möglichkeit, tief in die Ausführungen einzutauchen, und werden dabei durch die persönliche Anrede in Ihrem Glauben herausgefordert. Das ist für Ihren Glauben viel wichtiger als Sie es vielleicht annehmen, denn auch in der Nachfolge Jesu gilt der Satz: „Wer rastet, der rostet!“
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine spannende und hilfreiche Zeit, im Dialog mit dem Apostel, Missionar und Gemeindegründer Paulus, der Ihnen durch seine „Infos von höchster Stelle“ eine ganze Menge Lebenshilfe weiterzugeben hat.
Gott segne Sie!
Ihr Hans-Werner Zöllner
Wichtige Hinweise:
(1) Falls Sie noch wenig Erfahrung mit dem Studium der Bibel bzw. der Meditation über Bibelstellen haben, legen wir Ihnen den Abschnitt „Biblische Meditation“ aus diesem Buch ans Herz. Dort erfahren Sie, wie Sie die Bibel so lesen können, dass Sie einen persönlichen Gewinn davon haben werden.
(2) Wenn Sie daran interessiert sind, die Inhalte dieses Buches um weitere Themen geistlichen Lebens und der Theorie und Praxis christlicher Gemeinde-Arbeit zu erweitern, empfehlen wir Ihnen die Bücher im Abschnitt „Weitere Bücher von Hans-Werner Zöllner“.
(Epheser 1,1-2)
Es gab eine Zeit in meinem Leben, in der ich als hauptamtlicher Pastor für verschiedene Gemeinden tätig war. Vor dieser Zeit absolvierte ich, gemeinsam mit meiner fünfköpfigen Familie, eine fünfjährige, theologische Ausbildung. Meistens hatten wir in diesen Jahren kein Einkommen.
Oberflächlich betrachtet, waren wir in dieser Zeit völlig auf uns gestellt. Doch wer etwas genauer hinschaute, konnte feststellen, dass es nicht ganz so war. Es gab nämlich eine ganze Reihe von Menschen, die während dieses Studiums hinter uns standen. Menschen, die Freud und Leid mit uns geteilt haben. Und das, obwohl sie gar nicht bei uns, vor Ort waren. Sie lebten nicht mit uns in einem Haus, und dennoch waren wir eng miteinander verbunden. Diese enge Verbundenheit wäre nicht möglich gewesen, wenn es keinen regelmäßigen Austausch von Informationen gegeben hätte.
Normalerweise sah der so aus, dass wir entweder Briefe bekamen, oder Telefonanrufe, oder wir bekamen über andere Menschen Grüße mitgeteilt. Auf ganz verschiedene Weise erhielten wir Nachricht von den Menschen, die uns im Gebet und finanziell begleiten wollten. Und nun lag es an uns, auf diese Anteilnahme zu reagieren. Doch wie schafft man das? Zeitlich wäre es gar nicht möglich gewesen, jedem einzelnen persönlich zu antworten. Die Lösung? Wir schrieben regelmäßig sogenannte Rundbriefe. Also Briefe, die zwar eher allgemeinen Charakter hatten, die aber trotzdem für jeden, der ihn erhielt, persönlich gelten sollten.
Dabei war es uns immer wieder ein Anliegen, unseren Rundbrief-Empfängern, neben den allgemeinen Informationen über Familie und Studium, auch eine kleine geistliche Motivation mitzugeben. Unser Leben als Familie, und unsere gemeinsamen Erlebnisse im theologischen Studium sollten auch als Beispiel für andere dienen. So waren diese Rundbriefe eine gute Möglichkeit, möglichst viele Menschen, zur gleichen Zeit, mit möglichst vielen Informationen zu erreichen.
Die Idee des Rundbriefs ist gar nicht so neu. Sie ist nicht erst in der Neuzeit entstanden. Wobei sich das grundsätzliche Anliegen dieser Briefe im Laufe der Zeit gar nicht verändert hat: Damals wie heute geht es in diesen Briefen darum, dass die Empfänger persönliche Dinge des Absenders erfahren, und dabei auch motiviert werden.
Auch der Apostel Paulus bediente sich dieser Methode. Wir wissen das deshalb, weil einige seiner Rundbriefe im Neuen Testament der Bibel überliefert sind. In diesen Briefen hat Paulus die christlichen Gemeinden nicht nur über seine eigene Situation informiert, sondern hat ihnen darin auch geistliche Motivation mitgegeben. Wobei diese Motivation bei Paulus durchaus auch aus ermahnenden oder Worten der Zurechtweisung bestehen konnte. Wir werden uns in diesem Buch mit solch einem Rundbrief des Paulus beschäftigen: Es ist der Rundbrief, der in vielen Bibeln die einfache Überschrift trägt: An die Epheser.
Es wird angenommen, das Tychikus, ein Mitarbeiter des Paulus, diesen Brief in den verschiedenen Gemeinden in Kleinasien1 vorgelesen hat. Am Ende seiner Reise deponierte er ihn dann bei der Gemeinde in Ephesus. Aus diesem Grund bekam er vermutlich später diese uns bekannte Überschrift: An die Epheser.
Warum Paulus den Brief geschrieben hat, ist schnell beantwortet: Wie eben erwähnt, hat auch Paulus von allen Gemeinden, für die er verantwortlich war, Informationen erhalten. Er selbst befand sich zur Zeit der Abfassung des Briefes in Gefangenschaft in Cäsarea, wo ihn auch einige Nachrichten aus den Gemeinden in Kleinasien erreichten. Dass es sich dabei nicht nur um gute Nachrichten handelte, kann man sich gut vorstellen. Die schlechteste Nachricht für Paulus war die, dass sich in der ganzen Provinz eine Sekte auszubreiten drohte, die sich „Gnosis“ nannte. Wörtlich übersetzt müsste man sie „Erkenntnis“ nennen, oder „Wissen“. Besondere Erkenntnisse waren ihr Markenzeichen.
Dieser Sekte war es wichtig, dass man jüdische Feste feiert und die Sabbate einhält, neben dem Glauben an Jesus. Es war ihnen wichtig, sich an die jüdischen Speisegebote zu halten, neben dem Glauben an Jesus. Und ihnen war wichtig, den Engeln ganz besonders respektvolle Verehrung entgegenzubringen. Für die Christen in Kleinasien waren dies zum Teil sehr spannende Themen, kamen sie doch aus einer multireligiösen Vergangenheit, in der religiös vieles nebeneinander Platz hatte. Aus göttlicher Sicht waren es allerdings Irrlehren, um Menschen zu verführen.
Um nun zu verhindern, dass diese Irrlehren der Gnosis ganze Gemeinden durcheinanderbringen, schrieb Paulus diesen vorbeugenden Rundbrief an alle Gemeinden in Kleinasien. Wobei es ihm dabei nicht in erster Linie darum ging, sich so intensiv mit diesen Irrlehren zu befassen, dass seine Leute jedes Detail dieser falschen Lehren erkennen konnten. Nein, es ging ihm eher darum, dass sich die Nachfolger Jesu wieder bewusst werden sollten, welche heilsgeschichtliche Stellung die Gemeinde Jesu hat, welche Beziehung sie selbst zu Jesus Christus haben können, als dem Haupt der Gemeinde, und wie sie solche falschen Mächte wie die Gnosis geistlich richtig einordnen können.
Das war gleichzeitig auch seine Methode, um Menschen zu helfen, gegen falsche Lehren bestehen zu können. Übrigens ist das bis heute eine gute Methode, um sich gegen religiöse Strömungen zu wappnen. Es gibt heutzutage so viele Sekten und Religionsgemeinschaften, dass man den Überblick gar nicht mehr behalten kann. Und den Inhalt und die Folgen einzelner Lehren dieser Strömungen schon gleich gar nicht. Wer das versucht, wird merken: Man kann eigentlich nur scheitern. Niemand kann sich so umfassend informieren, dass er den totalen Durchblick haben kann.
Und das war zu Zeiten des Paulus nicht anders. Darum können wir von ihm auch manches lernen. Seine Basis von allem war, dass sich Nachfolger Jesu auf das Fundament der Heiligen Schrift stellen sollen. Nur wer sich in der Bibel auskennt, wird auch sensibel werden für Strömungen, die oftmals mit frommen Floskeln und sehr christlichem Schein daherkommen, im Endeffekt aber den Glauben an Jesus nur lahmlegen möchten. Dies ist vergleichbar mit der Arbeit von Behörden, die sich mit der Fälschung von Geldscheinen befassen. Um eine Fälschung zu erkennen, lernen sie nicht nur die Merkmale von Fälschungen kennen, sondern sie befassen sich vor allem sehr intensiv mit den Originalen. Wer das Original sehr gut kennt, dem kann man keine Fälschung unterjubeln. Er wird sie sofort entlarven. Und deshalb ist es besser, sich in erster Linie mit der Bibel und dem zu befassen, was Nachfolge Jesu wirklich bedeutet, um, von diesem Original ausgehend, Irrlehren leichter erkennen zu können. Was natürlich nicht heißt, dass man sich nicht auch durch Bücher und Schriften informieren darf.
Aber nun zurück zu unserem Rundbrief. Wenn dem wirklich so ist - und davon gehe ich aus, dass dieses Schreiben nicht nur den Ephesern allein gegolten hat, sondern auch allen anderen Nachfolgern Jesu der damaligen Zeit. Dann sollte jeder von uns diesen Brief auch als ein persönliches Schreiben an sich selbst verstehen. Paulus schreibt hier an jeden einzelnen von uns persönlich. Und das, um uns zu festigen, zu gründen und in unserem Christsein anzuspornen. Und denkt bitte daran: Die Zielrichtung dabei ist, dass wir durch die Worte dieses Briefes motiviert werden sollen. Motiviert zu einem Leben in der konsequenten Nachfolge Jesu.
Wir befassen uns in diesem Kapitel mit dem Briefeingang. Und dies unter dem Thema: „Womit Gott Menschen beschenkt!“ Gott beschenkt Menschen zunächst mit einer besonderen Berufung. Dann aber auch mit einer besonderen Stellung. Und schließlich auch mit einem besonderen Segen. Dazu lese ich jetzt Worte aus Epheser 1,1-2:
„Paulus, ein Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes, an die Heiligen in Ephesus, die Gläubigen in Christus Jesus: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!“
Wenn wir heute einen Brief beginnen, dann zum Beispiel so: „Liebe Gabi“, „Lieber Karl“, oder auch nur: „Hallo Du!“, oder „Grüß Dich“. Wenn es etwas amtlicher sein muss, dann mit „Sehr geehrte Damen und Herren“. Ganz anders beginnt Paulus seinen Brief an uns Christen:
„Paulus, ein Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes...“ (Epheser 1,1a)
Man könnte jetzt sagen: „Mensch, der trägt aber ganz schön dick auf. Zählt gleich am Anfang seine ganzen Würdentitel und Ämter auf. So ein Angeber!“ Aber, trägt der Apostel hier wirklich nur dick auf? Und wenn nicht: Warum sagt er es dann trotzdem? Schauen wir in seine Biographie. Vielleicht sind dort Gründe dafür zu finden.
Wie lebte Paulus denn vor seiner Bekehrung? Damals hieß er noch Saulus und war einer der großen Verfolger der Christen. In Apostelgeschichte 7,58 wird von ihm berichtet, dass er einer der Zuschauer bei einem Kommando war, dass es sich zur Aufgabe gemacht hatte den Diakon mit Namen Stephanus zu steinigen. Apostelgeschichte 8,3 wird Saulus als einer bezeichnet, der versuchte die Gemeinde Jesu vollständig zu zerstören. Und in Apostelgeschichte 9 ist davon die Rede, dass Saulus mit „Drohen und Morden“ gegen Nachfolger Jesu schnaubte, und sogar zum Hohepriester ging, um sich eine Kollektiverlaubnis zu holen, damit er die sog. „Anhänger des neuen Weges“ gefangen nach Jerusalem führen kann. Saulus war ein fanatischer Pharisäer, der es Gott unter allen Umständen recht machen wollte.
Allerdings wurde ihm in seinem Fanatismus zunächst gar nicht bewusst, dass er dabei war, das Werk seines geliebten Gottes zu zerstören. Deshalb kann man sagen, dass eher blinder Fanatismus die Antriebsfeder seines Handelns war. Aus solch einer Art Verhalten haben wir Menschen im Lauf der Menschheitsgeschichte hoffentlich gelernt. Wenn wir es zulassen, können wir feststellen, dass auch in der deutschen Geschichte Fanatismus noch nie etwas Gutes zuwege gebracht hat. Überall da, wo in der Geschichte blinder Fanatismus gewirkt hat, ist in der Regel ein Scherbenhaufen übriggeblieben. Siehe römisches Reich, Französische Revolution, Drittes Reich, etc.
Was lernen wir daraus? Sicher geht es in unserem persönlichen Leben nicht um Kriege, Mord und Totschlag - hoffe ich zumindest. Es geht aber auch bei uns darum, wie wir anderen Menschen begegnen. Egal aus welcher sozialen Schicht, oder aus welchem Land sie kommen, oder welcher Religion sie angehören. Wer hier schnell den Stab über Menschen bricht, braucht sich nicht zu wundern, wenn er, wie damals Saulus, von anderen Menschen zum Fanatiker oder gar zum frommen Spinner abgestempelt wird. Wenn wir als Nachfolger Jesu aber diesen „Stempel“ bekommen, haben wir unser Vertrauen verspielt. Menschen haben Angst davor in Sekten zu geraten, oder mit dubiosen Machenschaften in Kontakt zu kommen.
Saulus nahm auf diese Ängste keine Rücksicht. Wir als Christen sollten es tun, weil es uns nicht darauf ankommt, Menschen in unsere christliche Gesetzesmühle zu bekommen und womöglich dadurch in ihrer Seele zu verletzen. Nein, wir wollen, dass Menschen heil werden, weil sie durch den Kontakt zu uns als Nachfolger Jesu, mit der heilenden Liebe Jesu in Berührung kommen können. Und weil sie bei uns erleben können, wie sich das Leben von Menschen durch die Liebe Jesu positiv verändern kann.
Von Paulus können wir hier noch viel lernen. Saulus war jedoch ein fanatischer Hüter des Gesetzes. Doch er ist das nicht geblieben, denn es kam sein sogenanntes „Damaskus-Erlebnis“. Auf überdeutliche Weise zeigte ihm Jesus vor den Toren der Stadt Damaskus, dass er auf dem falschen Dampfer war. Dass er einem großen Irrtum erlegen war. Jesus fragte ihn deshalb: „Saul - Saul - was verfolgst du mich?“
Dort, vor den Toren von Damaskus, als Saulus von einem extrem hellen Licht umgeben war, hatte er die Welt nicht mehr verstanden: Er war doch auf dem richtigen Weg gewesen?! Und nun stellte sich ihm der Gott in den Weg, für den er sich doch so leidenschaftlich eingesetzt hatte? Das hat ihn buchstäblich umgehauen. Auf der Straße liegend, ohne Durchblick in Bezug auf sein Leben und ohne Augenlicht - das Licht hatte ihn blind werden lassen, blieb ihm nur noch eines übrig, zu fragen: „Herr, wer bist du?“ Und Jesus antwortet ihm: „Ich bin Jesus, den du verfolgst.“
„Äh, Moment... Wen hatte Saulus verfolgt? Waren das nicht diese Christen gewesen? Diese Fanatiker, die für einen scheinbar auferstandenen Sektenführer die ganze Welt verrückt machen?“ Man liest so schnell über diesen Satz hinweg. Jesus sagte einmal dazu:
„Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich.“ (Lukas 10,16)
So tief ist die Verbindung zwischen Jesus und seinen Nachfolgern. Dass sie im Grunde gar nicht mehr zu unterscheiden sind. Genau wie Jesus es in Johannes 17 von seinem himmlischen Vater erbeten hatte: Dass durch sein Erlösungswerk eine untrennbare Einheit entsteht, zwischen Jesus und den Menschen, wie sie auch zwischen Jesus und dem Vater seit Ewigkeiten besteht.
Ich denke, dass Saulus es damals nicht gleich verstanden hat. Wenn wir aber den Brief an die Epheser aufmerksam lesen, merken wir, dass er irgendwann erkannt haben muss, dass ihn sein fanatisch, religiöses Handeln nicht offen, sondern blind gemacht hatte für das, was Gott eigentlich in sein Leben bringen wollte. Doch diese Konfrontation vor Damaskus verwandelte den religiös, fanatischen Saulus in den leidenschaftlichen Nachfolger Paulus, den „Apostel Christi Jesu, durch den Willen Gottes“. Der religiöse Pharisäer wurde ein Botschafter Jesu, weil Gott es so wollte. Hier an dieser Stelle kannst du deinen Beruf, deine Einstellung oder deine Lebensaufgabe eintragen:
Vom Arbeiter zum Botschafter Jesu! Von der Mutter zur Botschafterin Jesu! Vom Schüler zum Botschafter Jesu! Vom „normalen“ Gemeindeglied zum Botschafter Jesu, „durch den Willen Gottes“! Denn das ist unsere Berufung als Menschen: Gemeinsam mit Jesus, aus dieser Welt einen schöneren Ort zu machen, weil Gott es genau so gewollt hat.
Gott beschenkt Menschen aber nicht nur mit einer besonderen Berufung, sondern auch mit einer besonderen Stellung. Paulus schreibt seinen Brief
„... an die Heiligen in Ephesus, die Gläubigen in Christus Jesus ...“ (Epheser 1,1b)
Paulus schreibt an Heilige. „Also an ganz außergewöhnliche Leute. Solche, denen man es schon von weitem ansieht, wie fromm sie sind. Womöglich noch mit Heiligenschein über dem Kopf.“ Aber stimmt das wirklich? Nein, es stimmt nicht. Heilige sind „Menschen wie du und ich“. Und wir sind ja alle irgendwie miteinander verwandt. Wenn jeder in seinem Stammbaum weit genug zurückgeht, wird er irgendwann auf Adam und Eva treffen. Wir stammen alle von Adam und Eva ab. Und das heißt auch, dass Heilige an sich keine außergewöhnlichen Leute sind, auch wenn es unter ihnen tatsächlich solche geben soll. Also sind sie eigentlich nichts Besonderes.
Und doch sind sie außergewöhnlich, denn Heilige haben eine besondere Stellung bei Gott. „Heilige sind diejenigen Menschen, die Gott für sich selbst abgesondert hat“, schreibt Walvoord in seinem Bibel-Kommentar. Diese Menschen können also im Grunde gar nichts dafür, dass sie Heilige sind. Gott hat sie einfach abgesondert, indem er ihnen ermöglicht hat, das Heilsangebot in Jesus Christus anzunehmen. Durch das, was Jesu am Kreuz auf Golgatha errungen hat, sind sie, was sie sind. Genau wie Paulus es sagt: „durch den Willen Gottes“.
Alles was die Heiligen dazu beigetragen haben ist: Sie haben Jesus die Tür zu ihrem Herzen aufgemacht. Sie haben Jesus die Herrschaft über ihr Leben überlassen. Das ist dann aber auch schon alles, wenn auch das alles Entscheidende. Denn nur diese Hingabe an Jesus gibt ihnen diese besondere Stellung. Jedoch nicht vor den Menschen, sondern allein vor Gott.
Paulus schreibt seinen Rundbrief also an alle, von Gott abgesonderten Heiligen, und an „die Gläubigen in Christus Jesus“. Wieder so ein Titel: „Gläubige in Christus Jesus“. Wenn wir in unsere Welt hineinschauen, können wir interessante Entdeckungen machen, was das Spektrum an verschiedenen Religionen betrifft, oder an Möglichkeiten sich religiös zu betätigen. Alle Menschen, die sich in irgendeiner Form religiös betätigen, sind gläubige Leute. Wir als Nachfolger Jesu haben diesen Begriff also nicht für uns gepachtet. Es ist deshalb auch nötig, dass wir Begriffe, die wir verwenden, immer wieder neu definieren. Damit wir auch vom gleichen sprechen.
Auch Paulus musste dies damals machen, denn es gab auch damals viele sogenannte „Gläubige“ in Kleinasien. Es gab die Christen, die Juden, die Gnostiker, die Priester der Göttin Diana, usw. Ein ganz breites Spektrum von Gläubigen aller Art. Paulus wollte mit seinem Brief aber nur einen ganz bestimmten Personenkreis ansprechen. Deshalb sagte er „Gläubige in Christus Jesus“. Damit bringt er ganz klar zum Ausdruck, wen er meint. Er wendet sich nur an die Menschen, die Nachfolger Jesu sind. An die Menschen, die ihren Glaubensgrund nicht in irgendeiner religiösen Strömung haben, sondern in Jesus Christus. An die Menschen, die glauben können, dass Jesus für sie gestorben ist. Dass sie durch Jesu Werk die Vergebung ihrer Sünden erhalten haben. Und schließlich an die Menschen, die Jesus nachfolgen wollen, weil sie unter anderem erlebt haben, dass es bei Jesus Geborgenheit und Trost in allen Lebenslagen gibt.
Und ihr glaubt gar nicht, wie wichtig das für Menschen ist, gerade in unserer Zeit. Das zeigt sich z.B. an der schnell wachsenden Zahl verschiedener religiöser Strömungen. Eine alte Verkaufsstrategie besagt: „Die Nachfrage bestimmt das Sortiment und den Preis“. Wenn kein so hoher Bedarf an Geborgenheit, an Trost, und an Antworten über den Sinn des Lebens vorhanden wäre, hätten wir nicht die Hälfte an religiö sen Angeboten. Aber die Menschen sind suchend und fragend, auch wenn es die wenigsten zugeben wollen. Tief im Innern suchen sie nach etwas, das sie ausfüllt und ihre Bedürfnisse stillt. Mit ein Grund, warum es dieses große Sortiment gibt: Damit für jeden spirituellen Geschmack auch etwas dabei sein kann.
Helfen wir den Menschen, „Gläubige in Christus Jesus“ zu werden. Denn wir als Nachfolger Jesu wissen es: Nur der Glaube, der in Jesus Christus fest verwurzelt ist, hat letztlich Bestand. Wir können nicht aus uns selbst heraus den Glauben produzieren, der uns gibt, was wir zum Leben brauchen. Glaube ist nur alltagstauglich, in der Gemeinschaft mit Jesus. Und nur dieser Glaube gibt auch Sinn im Leben hier, und eine Perspektive über das irdische Leben hinaus.
Diese besondere Stellung „Gläubige in Christus Jesus“ zu sein, das ist das Geschenk Gottes, das er jedem Menschen geben möchte. Und nun lasst mich noch den Reigen vollenden: Gott beschenkt Menschen mit einer besonderen Berufung - mit einer besonderen Stellung - und schließlich mit einem besonderen Segen.
„Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!“ (Epheser 1,2)
„Gnade sei mit euch...“, das sagt sich so leicht dahin. Viel leichter als es zu begreifen ist. Wenn man es überhaupt jemals begreifen kann. In einem Lexikon heißt es zu Gnade: „Gnade ist die mit Herablassung gewährte Gunst eines sozial oder gesellschaftlich Höhergestellten gegenüber einem sozial Tiefergestellten“. Wenn wir also das nächste Mal in der Bibel von Gnade lesen, dann schwingt dabei immer auch die Herablassung Gottes zu uns Menschen mit. Er, der heilige Gott, lässt sich herab zu denen, die viel tiefer gestellt sind als er selbst. Und diesen gewährt er seine unverdiente Gunst.
Genau das wünscht sich Paulus für alle „Gläubigen in Christus Jesus“. Das soll ständig mit uns sein: Gnade Gottes im umfassenden Sinn. Der Heilige und lebendige Gott hat sich in Jesus Christus herab gelassen, um uns das unverdiente zu schenken. „Gnade sei mit euch...“ ist also ein ganz besonderer Segen Gottes.
Aber damit noch nicht genug: Nicht nur Gnade soll mit uns sein, sondern auch „Friede von Gott“. Unter den Juden war es durchaus üb lich, dass man sich auf der Straße mit „Shalom“ gegrüßt hat. Manche tun das heute noch. „Shalom“ bedeutet: „Der umfassende Friede Gottes sei mit dir!“ Damit wünschen sie sich Geborgenheit und Umfriedet sein des Lebens, Bewahrung, Wohlstand, Erfolg, usw. Und das war auch der Wunsch des Paulus an seine Empfänger. Es sollte am Beginn dieses Rundbries nicht nur ein einfaches „Hallo“ stehen, sondern Paulus wollte klarstellen, dass er seinen Empfängern den umfassenden Segen Gottes wünscht. Sicher auch mit allem, was in dem Brief noch angesprochen werden sollte.
Wir können dies auch an der Wortkombination erkennen, die Paulus hier gebraucht. Er sagt, und ich denke er macht dies ganz bewusst: „Gnade sei mit euch und Friede von Gott!“ Damit wird eindeutig darauf hingewiesen, wo dieser Friede herkommt. Es ist kein Friede, der von menschlicher Seite ermöglicht werden könnte. Es ist kein Scheinfriede, der nur so lange gewahrt bleibt, wie es einer der beiden Parteien von Nutzen sein könnte. Es ist kein „Vorgartenfriede“, der potentiell an den größeren Tomaten im Beet des anderen scheitern könnte. Es ist ein Friede, der im Himmlischen Bereich seinen Ursprung hat. Und der deshalb auch Bestand hat, in allen Wirren dieser Zeit. Wenn wir diese Gnade nicht wirklich erfahren haben - also dieses unverdiente beschenkt werden mit dem Heil Gottes, bleibt dieser Shalom-Friede Gottes eine Illusion. Oder er bleibt nur ein frommer Wunsch, der sehr schnell zum Scheitern verurteilt ist.
Vielleicht stellt sich Paulus am Ende seines Einstiegs in diesen Rundbrief auch deshalb noch einmal auf eine Ebene mit allen Gläubigen in Christus Jesus. Er tut dies, indem er den Vater im Himmel „unseren Vater“ nennt. Mir scheint, als wollte er diese Tatsache noch einmal ganz besonders betonen, bevor er in seinen Brief einsteigt. Er sagt: Es ist unser Vater!
Damit stehen wir als Nachfolger Jesu alle auf einer Ebene. Keiner ist höher als der andere. Auch wenn wir in der Gemeinde verschiedene Aufgaben haben. Und keiner ist besser dran als der andere. Auch dann nicht, wenn der eine hier vorne am Pult steht, und der andere im Hintergrund die Tassen spült. Ich bin mir natürlich bewusst, dass das nicht so einfach in unsere Köpfe will. Die Meinung der Gesellschaft sagt uns dazu etwas ganz anderes: „Nur die Leistung zählt!“ „Nur wer vorne dran steht, hat auch was auf dem Kasten. Alles andere sind doch bloß Schuhputzer, Hilfsarbeiter, usw.“ „Hast du was, und kannst du was, dann bist du wer!“ Der deutlichste Beweis dafür ist für mich das Ansehen der Hausfrau in der deutschen Gesellschaft. Ich persönlich habe noch keine Frau sagen hören, wenn sie ihren Beruf angeben musste: „Ich bin Hausfrau!“ Entweder es wird übertrieben: „Ich bin Managerin eines Familienunternehmens!“ Oder eher kleinlaut: „Ich bin bloß Hausfrau!“ Als müsse man sich dafür entschuldigen.
Und dabei ist gerade dieser Beruf doch wirklich wichtig! Wo wären wir denn mit unserer deutschen Gesellschaft, wenn es in den vergangenen Jahrzehnten nicht die Hausfrauen und Mütter gegeben hätte?! Wir können diese Aufgabe in unserer Gesellschaft ruhig abschaffen, indem wir uns alle emanzipieren und groß herauskommen wollen. Aber ich denke, damit werden wir dann auch ein Stück unserer Gesellschaft zerstören. Wobei ich kein Verfechter des „Heimchen am Herd“ bin. Also bitte nicht missverstehen. Mir ist einfach wichtig zu sagen: Keiner ist mehr wert als der andere! Auch dann nicht, wenn wir verschiedene Aufgaben haben. Und jede Aufgabe hat doch auch ihre Licht- und Schatten-Seiten, oder etwa nicht?!
Gnade soll also mit uns sein, und „Friede von Gott“, unserem gemeinsamen Vater und dem Herrn Jesus Christus. Hier wechselt die Betonung: Eben waren wir noch bei „unserem“ Vater. Jetzt sind wir bei unserem Herrn und Meister. Jesus hat eine besondere Machtstellung, die im Verlauf dieses Rundbriefs noch wichtig werden wird.
Jesus hat von Gott einen Herrschaftsauftrag bekommen, den er bis zum Gericht und der Vollendung des Heilsplanes Gottes innehaben wird: Jesus ist „der Herr, der Schöpfer“, „der Herr, der Erlöser“, „der Herr, der Befreier“, „der Herr, der Heiler“, „der Herr, der gekreuzigte und auferstandene Retter“, „der Herr und König, Jesus Christus“.
Das alles, und noch viel mehr, steckt also in diesen beiden Versen, am Anfang dieses Rundbriefs des Apostels Paulus, an die weltweite Christenheit. Damit macht er gleich am Anfang des Briefes deutlich:
Als Nachfolger Jesu sind wir von Gott beschenkt, mit einer besonderen Berufung. Gott ruft Menschen. Er steht vor ihrer Tür und klopft an. Wohl jedem Menschen, der ihm die Türe auftut.
Als Nachfolger Jesu sind wir von Gott beschenkt, mit einer besonderen Stellung. Nein, wir sind nicht besser als andere Menschen, aber als Nachfolger Jesu sind wir besser dran. Durch unseren Herrn und Erlöser, Jesus Christus, haben wir eine besondere Stellung vor Gott - nicht vor Menschen.
Und schließlich sind wir als Nachfolger Jesu von Gott beschenkt, mit einem besonderen Segen. Gott ließ sich zu uns Menschen herab, und möchte uns damit eine unbegreifliche Geborgenheit und vollkommenen, himmlischen Shalom-Frieden schenken. Nehmt diesen Segen bitte für euch persönlich an, vielleicht auch dadurch, dass ihr diese Verse in den kommenden Tagen und Wochen jeden Tag ganz persönlich auf euch bezogen lest:
„Gnade sei mit mir, und Friede von Gott, meinem Vater, und meinem Herrn, Jesus Christus!“
Ich wünsche euch, dass ihr euch täglich so von Paulus grüßen lassen, und diese Geschenke dann auch voll und ganz für euch in Anspruch nehmen könnt. Amen.
1 Kleinasien befand sich ungefähr dort, wo die heutige Türkei angesiedelt ist.
(Epheser 1,3-6)
In unserer deutschen Kultur werden immer weniger Briefe geschrieben. Wir haben heute das Medium E-Mail, was sehr gut ist. Und daneben gibt es noch Twitter, WhatsApp, Telegram und andere Messenger-Dienste. Und schließlich gibt es auch noch die gute alte SMS.
Doch wenn wir einen Brief schreiben - analog - auf Papier, dann beginnt er meist mit einem Adressteil, damit der Brief beim richtigen Empfänger ankommen kann. Danach kommt der Betreff, zumindest bei amtlichen Schreiben. Darauf folgt die Anrede. Und erst danach der eigentliche Brief. In etwa so gestaltet sich der Brief der Neuzeit.
Zur Zeit des Neuen Testaments war dies etwas anders. Briefe in der „guten, alten Zeit“ hatten zwar auch Adressteil und Anrede. Aber danach folgte nicht gleich der eigentliche Brief, sondern zunächst eine kurze Überleitung. Im gesellschaftlichen Umfeld bestand diese Überleitung meist aus einer Danksagung und persönlichen Wünschen, wie zum Beispiel: „Wir danken den Göttern, dass es dir gut geht, und wünschen, dass dies auch künftig so bleiben möge!“
Bei den Briefen des Paulus fiel dieser Teil der Überleitung selten so kurz aus. Vermutlich lag es daran, dass es ihm nicht nur um ein paar nette Formeln ging, sondern dass er seinen Empfängern, gleich zu Beginn seiner Briefe, mit dem Herzen begegnen wollte.
In seinem Rundbrief an die Gemeinden in Kleinasien, ist aus der Überleitung fast schon ein Lob-Psalm geworden. Im Urtext ist es ein einziger langer Satz, der in Epheser 1 von Vers 3 bis 14 reicht. Wir werden uns heute mit dem ersten Teil dieses langen Satzes befassen. Dabei ging es Paulus um geistlichen Segen: Das ist unser heutiges Thema! Dazu lese ich Worte von Paulus, aus Epheser 1,3-6:
„Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus. Denn in ihm hat er uns erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war, dass wir heilig und untadelig vor ihm sein sollten; in seiner Liebe hat er uns dazu vorherbestimmt, seine Kinder zu sein durch Jesus Christus nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Lob seiner herrlichen Gnade, mit der er uns begnadet hat in dem Geliebten.“
Wir schauen uns diesen Text über geistlichen Segen unter drei Gesichtspunkten an: 1. Was es heißt, Gott zu segnen. 2. Wie Gott sein neutestamentliches Volk segnet. 3. Welchen Segen Gott schon vor Grundlegung der Welt für uns geplant hatte.
„Gelobt (gesegnet) sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus...“ (Epheser 1,3a)
Paulus ist des Lobes voll. Wenn wir den gesamten Brief lesen, werden wir feststellen, dass er sich hier, zu Beginn, erst einmal Luft verschaffen musste - positiv verstanden. Auf der anderen Seite war er Jude, mit Leib und Seele, auch wenn er römischer Staatsbürger war. Und für einen Juden gab es nichts Schöneres und wichtigeres, als Gott anzubeten und ihn zu loben.
Und das macht er dann auch echt jüdisch: „Gelobt sei Gott...“. Wörtlich: „Gesegnet sei Gott...“. Ja, ihr habt richtig gehört: „Gesegnet sei Gott...“, hat Paulus gesagt. Als ich diese Übersetzung bei einem Bibel-Ausleger gelesen hatte, war ich etwas überrascht. Ich hatte diesen Ausleger gleich in Verdacht, dass er damit eine neue Irrlehre zum Besten geben möchte. Also, ein paar andere Bibeln aufgeschlagen, die Texte mit dem griechischen Urtext verglichen - und? Auch auf keine andere Auslegung gekommen. Doch was mache ich jetzt damit? Wie können wir Menschen denn unseren Gott segnen? Das geht doch nicht! Wir sind doch nur Menschen, und er ist Gott! Der einzig wahre - echte Gott!
Ich denke, wir müssen uns bewusst machen, dass hier ein Jude betet und kein Heide. Was natürlich nicht bedeutet, dass wir nicht auch so beten dürften. Aber bei den Juden war es völlig normal, dass man auf diese Weise ein Gebet angefangen hat: „Gesegnet sei...Gott!“ Hunderte jüdischer Gebete beginnen so. Doch die Frage für uns bleibt: Wie können wir Gott segnen?
Vielleicht haben sich deshalb manche Übersetzer gescheut, diesen Abschnitt wörtlich zu übersetzen. Es bringt einfach Probleme mit sich, wenn Menschen sich erheben wollen, um Gott zu segnen. Wobei ja noch gar nicht geklärt ist, ob wir uns dazu wirklich so hoch erheben müssen. Wir müssen es also klären.
Dieses Wort für Segen kommt in Vers drei noch zwei weitere Male vor: „Gesegnet sei Gott..., der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen“. Wenn wir von der Grundbedeutung des Wortes ausgehen, beinhaltet „segnen“ im NT immer: „Gutes sagen“. Wir segnen unseren Gott also nicht dadurch, dass wir uns über ihn erheben, oder ihm die Hände auflegen, und ihn segnen. Wem sollte das denn möglich sein? Wir segnen Gott, indem wir ihm all das Gute sagen, was ER an uns und für uns getan hat. Und jetzt frage ich euch: Wer kann dabei überheblich werden? Oder sich sogar über Gott stellen? Wird diese Art des Segnens nicht vielmehr dazu führen, dass wir unseren Gott loben und anbeten, über allem, was ER für uns getan hat?
Die Juden hatten es verstanden. Und ich wünsche auch uns, dass wir es verstehen, Gott Gutes zu sagen: Wir stehen jeden Morgen auf - einfach so - mehr oder weniger gesund - aber wir stehen auf. Danach waschen wir uns - der eine mehr, der andere weniger. Und dann frühstücken wir, was der Kühlschrank so zu bieten hat. Wir gehen zur Arbeit, machen zu Hause unsere Arbeit, gehen zur Schule, studieren, oder machen sonst etwas. Und dabei läuft keiner nackt rum, denn wir haben etwas zum Anziehen. Manchmal so viel, dass es schon wieder zu einer Tortur wird, bis man genau das gefunden hat, was nicht zwanzig andere auch schon anhaben! Wenn es dann soweit ist, setzen wir uns an den Mittagstisch - wir essen. Manchmal essen wir so gedankenlos hektisch, dass wir dabei unser Hemd oder unsere Bluse versabbeln. Und wieder stehen wir vor dem überfüllten Kleiderschrank. Danach leben und arbeiten wir weiter bis zur letzten Hauptmahlzeit des Tages. Schließlich legen wir uns auf eine Couchgarnitur, lesen etwas, oder schalten vielleicht den Fernseher an. Das Licht leuchtet, der Raum ist warm. Es ist also Strom da, die Heizung funktioniert und die Isolation hat wieder einmal nicht versagt. Und irgendwann gehen wir dann ins Schlafzimmer und legen uns ins Bett, einfach weil wir eines haben. Ich habe jetzt nur ein paar der zentralen Ereignisse eines Tages genannt.
Darüber hinaus gibt es noch hunderte anderer Dinge und Erlebnisse, die uns so durch unseren Tag begleiten: Die Sonne, die Natur, andere Menschen, nette und andere Erlebnisse, manche Freundlichkeiten, manche Bewahrung, usw. Die Juden hatten es verstanden, Gott alles Gute zu sagen, was sie erlebten. Haben wir es verstanden?
Junge Leute fragen ja manchmal: „Was bringt`s denn? Was habe ich denn davon, wenn ich das praktiziere, was du mir da unter die Nase reibst?“ Vielleicht fragen sich das die etwas Älteren auch manchmal. Deshalb meine Bitte: Lasst es doch mal auf einen Versuch ankommen. Und schreibt mal auf, was ihr an Gutem mit Gott erlebt und von Gott habt. Jede Mahlzeit, jede Annehmlichkeit, jede Blume, jeden Sonnenstrahl, usw. Einfach mal ein oder zwei Wochen lang. Und dann dankt eurem Gott von Herzen dafür. Natürlich muss man sich dafür etwas Zeit nehmen. Aber wer es versucht, der wird staunen, was es Ihm bringen wird.
Ich habe es ausprobiert. Ich habe mich über einen Zeitraum von ein paar Monaten jeden Morgen hingesetzt und eine sogenannte „Dankesliste“ geschrieben. Dazu habe ich jeden Morgen die Dinge in meinen Computer getippt, die mich zum Danken veranlasst haben. Manchmal waren dies richtig lange Listen. Und wenn sich am nächsten Tag manches wiederholte, war das kein Problem. Es ging ja nicht um eine lupenreine Liste, sondern darum, Gott zu danken, was ich nach dem Schreiben auch getan habe. Das könnt ihr ja einmal ausprobieren. Eines kann ich jetzt schon versprechen: Dabei kommt Freude auf!
Und das ist auch ganz logisch: Wenn wir Gott nur dafür danken, dass die Welt heute mal wieder nicht untergegangen ist, und dann schon bei unseren Bitten sind, bei unseren Sorgen, Nöten, Problemen, oder bei den Dingen, die uns sowieso belasten bis zum geht nicht mehr. Wo soll denn da die Freude beim Beten aufkommen? Könnte das vielleicht ein Grund dafür sein, warum Beten oft gar keinen so richtigen Spaß macht? Warum wir uns manchmal fast zwingen müssen, um mit unserem Vater im Himmel ins Gespräch zu kommen? Lernen wir wieder, ihm viel Gutes zu sagen. Machen wir es doch auch um unseretwillen, damit auch bei uns Freude aufkommen kann! Und unserem Gott wird wieder die Ehre zuteil, die ihm auch zusteht. Ich kann es euch nur empfehlen. Versucht es einfach mal, und erlebt es: DAS bringt`s!
Gott segnen. Gott Gutes sagen, und ihn so preisen und anbeten. Wenn Gott uns segnet, dann sagt er uns auch Gutes. Wir müssen nur die Bibel aufschlagen, dann lesen wir, was er zu uns sagt. Wenn Gott aber segnet, bleibt es nicht nur bei den Worten, sondern dann wird auch zur Tat, was er uns zusagt. Und dann trifft es auch ein, Wort für Wort. Also: Segnen und gesegnet werden!
„Gelobt (gesegnet) sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen, im Himmel, durch Christus.“ (Epheser 1,3)
In unserem Text wird nun, ganz im Sinne von Psalm 103,2, aufgezählt, was Gott uns Gutes zugesagt und zugeeignet hat: „Lobe den Herrn meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat“. Und dieses „Gute“ wird nun in drei Aspekte aufgeteilt: Er hat uns gesegnet 1. mit allem geistlichem Segen - 2. im Himmel - 3. durch Christus.
Er hat uns gesegnet „mit allem geistlichen Segen...“. Ich finde es gut, hier keine Einschränkungen gemacht werden. Paulus hätte ja auch schreiben können: „mit geistlichem Segen“. Dann wäre allerdings keine Aussage darüber gemacht worden, wieviel geistlichen Segen ein Nachfolger Jesu in seinem Leben so empfangen kann.
Doch hier werden absolut keine Einschränkungen zu Gottes Segen gemacht. Das kleine Wörtchen „allem“ bringt dies zum Ausdruck. Alles, was Gott hat, will er in uns hineinlegen. Das heißt, er legt sich für uns mächtig ins Zeug. Er teilt seinen Segen nicht auf, wie wir einen Apfel aufteilen müssen, wenn ihn drei Leute gleichzeitig essen wollen.
Und warum das? Weil Gott die Fülle hat! Wir stellen uns einmal vor: Das Wasser aller Ozeane, Seen, Flüsse und Bäche wäre Trinkwasser und wir wären der Besitzer. Wenn es nicht um Geld ginge und niemand korrupt wäre, dann würde doch niemand im Traum auf die Idee kommen, diese riesige Menge an Trinkwasser zu rationieren. Warum auch? Es würde ja für alle vollkommen ausreichen. Für immer!
Gott hat unvorstellbar viele Ozeane voll mit geistlichem Segen, den er nicht für sich behalten will. Er will ihn an uns Menschen weitergeben. Doch nun liegt es an uns, wie wir damit umgehen. Ich hatte dazu einmal ein nettes Erlebnis mit einem lieben Glaubens-Bruder. Eines Tages habe ich ihn gebeten, mir die Hände aufzulegen. Es ging darum, mir einfach etwas von der Salbung weiterzugeben, die er von Gott erhalten hatte. Er sollte mich also segnen. Und welches war seine erste Reaktion? Er sagte zu mir: „Ich gebe nichts her!“ Was war sein Denkmuster zum Thema „Segnen“? Wir müssen einteilen, was wir haben, damit nichts verloren geht, und es auch für alle ausreicht. Aber nichts ist weiter weg von der Wahrheit.
Lasst uns jede Türe, jedes Fenster, jede Pore, die wir an uns haben weit öffnen, damit der Segen Gottes in uns hineinfließen kann. Und segnen wir auch andere über die Maßen, denn Gottes Segen kennt keine Grenzen. Er ist nicht rationier, sondern wir haben ALLEN geistlichen Segen zur Verfügung! Und weil es im jüdischen Denken keinen Unterschied zwischen dem geistlichen und dem irdischen Segen und Leben gibt - wir sind nicht heute Christen und werden geistlich gesegnet, und wenn wir nachher nach Hause gehen, sind wir nur noch weltliche Menschen - deshalb sind wir umfassend gesegnet, mit dem Segen Gottes: spirituell, materiell, physisch und sozial.
Und von wo aus werden wir gesegnet? Aus dem „Himmel“. Wörtlich steht da: „in den Himmlischen“. „Himmel“ steht hier im griechischen Urtext in der Mehrzahl. Das bedeutet, dass hier die Himmel alles umfassen, was zum Himmel gehört und was sich im Himmel befindet. Es geht nicht nur um die Wolken und die Sterne, sondern es geht um den göttlichen Bereich des Himmels. Der gleiche Begriff taucht in unserem Brief noch ein paar Mal auf. In Kapitel 1,20: Jesus Christus wurde „eingesetzt zu seiner Rechten im Himmel“. Oder in Kapitel 2,6: Wir als Christen sind „mit eingesetzt im Himmel in Christus Jesus“. Oder auch in Kapitel 3,10, wo es darum geht, dass die Mächte „und Gewalten im Himmel“, von der Gemeinde Jesu auf Erden die Weisheit Gottes lernen sollen. Wir können ja bei Gelegenheit einmal darüber nachdenken, was die Engel im Himmel von uns so alles lernen können, wenn sie darauf schauen, wie wir leben und was wir so alles machen.
Und nun noch der dritte Aspekt: Er hat uns gesegnet „in Christus“. Wie segnet uns Gott? Antwort: In und durch Jesus Christus. Nur auf diesem Weg können Menschen Erlösung, Befreiung und Heilung, und damit den reichen Segen Gottes empfangen. Jesus selbst macht dies im Johannes-Evangelium sehr deutlich:
„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich!“ (Johannes 14,6)
Dieses „Ich bin“ ist von der griechischen Grammatik her etwas Besonderes. Das Wort „Ich“ heißt „ego“, was wir aus dem deutschen Wort Ego her kennen. Und das Wort „bin“ heißt „eimi“, was mit „ich bin“ übersetzt werden müsste. Es hieße demnach: „Ich, ich bin der Weg...“. Diese Verdoppelung ist eine Verstärkung, die eine Absolutheit zum Ausdruck bringen möchte: „Ich, und nur ich allein bin ...“ Es ist also eine eindeutige Aussagt. Und darum auch hier im Epheserbrief, dieser Rückschluss: Wenn Jesus der einzige Weg zum Vater ist, dann ist es auch nur auf diesem Weg möglich seinen Segen zu empfangen, und nicht auf irgendwelchen anderen religiösen Wegen.
Und wie sieht dieser Segen aus? In Kapitel 1 können wir es in den Versen 4-14 lesen: Der Segen der Erwählung (V. 4), der Begnadigung (V. 6), der Erlösung (V. 7), des Heilsratschlusses Gottes (V. 9), der Zusammenfassung von allem in Christus (V. 10), der Erbschaft (V. 11) und der Versiegelung mit dem Heiligen Geist (V. 13). Und das ist noch lange nicht alles! Ich lasse dies einfach mal so in der ganzen Fülle stehen, damit wir uns bewusst machen können, was geistlicher Segen Gottes für unser Leben alles bedeuten könnte. Wir werden natürlich in den folgenden Predigten zum Epheser-Brief auf die einzelnen Aspekte göttlichen Segens zurückkommen - klar.