Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Ein Stipendium für die Kunstakademie in New York! Übermütig springt Juliette über die Dampfschwaden, die aus einem Gully steigen, und lächelt den Brezelverkäufer an der Straßenecke an. Und sie spürt es ganz genau. In diesem Jahr ist alles möglich. Etwas wird mit ihr geschehen - etwas Wunderbares …
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 56
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
SAD SONG - Trauriges Lied -
Sandro Hübner, geboren am 07. August 1991 in Görlitz. Besuchte erfolgreich die Schule und widmete sich mit 10 Jahren Kurzgeschichten, Gedichten und Vorträgen die sehr umfangreich verfasst waren. Als er 17 Jahre alt war und sich als Schriftsteller die Zeit, für seinen Ersten Roman: SAD SONG - Trauriges Lied - nahm, machte es ihn sehr großen Spaß das Schreiben. Sandro Hübner lebt mit seinem Partner in Berlin und arbeitet bereits an seinem nächsten Roman.
Ich bedanke mich bei meinen Freunden, die mir treu an meiner Seite stehen und vor allem meinem Partner. Für sehr viele Anregungen und Unterstützungen bedanke ich mich bei allen, ganz besonders meiner Mutter.
Es sind weitere Bücher in Vorbereitung, und ich würde mich auf zahlreiche freundliche Zuschriften per E-Mail: [email protected] von Ihnen freuen.
Berlin, im August 2009
Prolog
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Epilog
Paris, im Sommer 2000
Ich ersticke. Eine unerträgliche liegt über der Metrostation, Menschenmassen drängen sich auf dem Bahnsteig. Ich halte die kühle Mineralwasserflasche an meine Wange und sehe auf einmal ganz unerwartet und deutlich sein Gesicht vor mir, spüre wieder seine Lippen, so kalt, nachdem er aus einer eisgekühlten Coladose getrunken hatte.
Im Juli wird es zwei Jahre her sein.
Viele Monate lang habe ich mir die Skizzen angeschaut, die ich von ihm gemacht habe, und die wenig gelungenen Fotos. Doch irgendwann hat sich ein Bild in meinem Kopf aufgelöst und ich habe nicht mehr gesehen.
Die Metro hat Verspätung. Ich denke an die heißen Sommertage in New York zurück. Als wir im Schatten eines Baumes im Central Park Schutz gesucht haben, um nicht zu ersticken.
Bald zwei Jahre.
Wenn in einem Film die Kamera plötzlich mitten ins Herz von Manhattan eintaucht, suche ich im Gewirr der breiten Straßen nach seiner Silhouette.
Die Metro taucht vor mir auf, und die Erinnerung verblasst wieder.
In New York hatten wir einen Winter wie im Märchen mit einem stahlblauen Himmel über den Hochhäusern und unberührtem Schnee, der alles zum glitzern brachte. Ich die Fifth Avenue hinunter, bevor ich in den Bus einstieg, eines der wenigen Fahrzeuge, die überhaupt noch fuhren. Die Stille verlieh der riesigen Stadt fast etwas Dörfliches. Ich hörte das Knirschen meiner Gummistiefel, die in dem weißen Pulver versanken. Ich kam am Haus von Robert Redford vorbei, der erschien, wie von einem Lichtkranz umgeben, als würde er über dem Erdboden schweben. Der Inhalt meiner Zeichenmappe ergoss sich in den Schnee. Eine Woge von Gefühlen schleuderte uns aufeinander zu. Meine Bilder wirbelten um uns herum. Wir rührten uns nicht und starrten einander nur wortlos an.
Ich war siebzehn und hatte gerade ein Stipendium für ein Studium an der Parson-Kunstakademie bekommen. Mein Alter war allerdings unwichtig. In meiner Phantasie gab so etwas wie Zeit nicht.
Er nahm meine Hand, er war noch jung, wie in: „So wie wir waren.“ Wir gingen Seite an Seite. Mein Glück war ebenso vollkommen wie die schnörkellosen Linien der Straße deren Ende ich nicht sehen konnte.
Als ich durch die Dampfschwaden ging, die an jeder Kreuzung aus den Gullys stiegen, ertappte ich mich dabei, wie ich hingerissen und beharrlich einen Brezelverkäufer anlächelte und manchmal sogar ein Verkehrsschild.
Der ankommende Bus und zwei oder drei Rauchwolken, die aus dem Nichts zu kommen schienen, ließ ich hinter mir, sprang übermütig und kraftvoll auf vereiste Wasserlachen, die nicht brachen, rutschte über das Eis und sang dabei aus vollem Halse heraus: „If I can make it here, I’ll make anywhere! I want to be a part of it, New York, New York!“
Wie sehr wollte ich dazugehören! Ich studierte an einer der größten amerikanischen Kunstakademien, alles war möglich. Etwas würde mit mir geschehen. Etwas musste endlich mit mir geschehen!
In Höhe des Broadways hingen Eiskristalle an meinen Augenlidern. Ich beschloss, doch den Bus zu nehmen.
Vor der Parson-Akademie wartete ein durchgefrorener Léonard auf mich.
Wo hast du so lange gesteckt?
Er trug ausschließlich bunte Schlaghosen, kurze und enganliegende T-Shirts mit psychedelischen Mustern.
Als ich ihn im September kennengelernt hatte, kam er mir extravagant vor, doch bei minus 20 Grad Celsius, sah er in seinem orangefarbenen, schäbigen Mantel ehr grotesk aus.
Wo ist Michael?
Léonard war selten ohne Michael anzutreffen. Und Michael und Léonard selten ohne mich.
Er schleppte mich zur Cafeteria. Michael saß einem Mädchen gegenüber, von dem ich nur das lange blonde Haar sah, das ihr über die Schultern fiel. Im Gegensatz zu Léonard tat Michael alles, um nicht aufzufallen. In meiner Erinnerung spricht er leise, nervös lässt er andauernd Fingerknöchel knacken. Bei jeden Knacken verzog ich das Gesicht. Das langhaarige Mädchen begrüßte uns. Meine Grimasse hatte sich in ein spontanes Lächeln verwandeln sollen, doch wegen der unglaublichen Hitze in allen New Yorker Lokalen war mein Versuch zum Scheitern verurteilt. Ich verzichtete darauf, frisch und sympathisch wirken zu wollen, und begann mich in meiner Daunenjacke und diverser Pulloverschichten zu entledigen.
Sie hieß Ally, in ihrem schlichten roten Wollkleid sah sie groß und schlank aus. Bis zu diesem Moment wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass man bei einer solchen Kälte ein Kleid tragen könnte. Ich bückte mich, um meine Gummistiefel auszuziehen, und sah vor mir ein paar Wildlederstiefel, von dem ich sofort wusste, dass ich sie unbedingt auch haben musste. Während des anschließenden Gesprächs dachte ich nur daran, wie ich es fertig bringen könnte, dieses Mädchen zu fragen, woher es seine Stiefel hatte. Ally stammte aus Kalifornien, und ich konnte nur hoffen, dass ihre Stiefel nicht auch aus dieser Ecke kamen. Die Anwesenheit von Michael und Léonard hinderte mich daran, sie zu fragen. Meine besten Kumpels hätten kein Verständnis dafür aufgebracht, dass mich das Thema Schuhe ernsthaft interessieren könnte. Deshalb wartete ich geduldig auf eine bessere Gelegenheit.
Ally sagte, sie finde meinen Akzent absolut irre. Sie sagte das in einem Ton, als ob sie ihn wirklich total umwerfend findet. Ich dachte, sie wolle mich auf den Arm nehmen, denn ich wusste, dass ich einen sehr ausgeprägten Akzent hatte. Ich drehte den Kopf zu Michael und Léonard – wir hatten nie über mein Englisch geredet, auch nicht am Anfang, als ich mit Müh und Not gerade ein paar Sätze bilden konnte. Doch die beiden hatten nur Augen für Ally. So wie sie hatten sie mich noch nie angeschaut. Außerdem glaubte ich nicht, dass sie bei mir jemals irgendetwas bemerkt hätten. Sie haben