Karma - Oliver J. Petry - E-Book

Karma E-Book

Oliver J. Petry

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Beschreibung

Aktion=Reaktion! Ähnlich wie bei dem 3. Newtonschen Gesetz geht es um Wechselwirkung. Aktion und darauffolgende Reaktion! Der Begriff *KARMA* kommt aus der altindischen Sprache Sanskrit und bedeutet *Tat*. Dieses spirituelle Konzept sagt aus, dass jede Handlung immer eine Folge hat ... es gibt kein Entkommen ... Das *KARMA* präsentiert dir irgendwann die Quittung! Früher oder später! OJP

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Seitenzahl: 107

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Buchbeschreibung:

8 Kurzgeschichten über die Auswirkungen von guten und bösen Taten. Eigentlich wünschen wir uns doch alle, so etwas wie »Ausgleichende Gerechtigkeit«, auf dieser Welt.

Über den Autor:

Oliver J. Petry, geboren 1965, lebt und arbeitet im Saarland.

für meinen Bruder Heiko

Danke an Gabi und an alle, die mich mögen.

Inhaltsverzeichnis

Eka: El Camino del Karma

Dvi: Das Geburtstagsgeschenk

Trí: Bruno

Chatur: Anuta „Die Schokoladenseite“

Pancha: Fentanyl

Shash: E7

Sapta: Moo 1 „Das goldene Kalb“

Ashta: Moo 2 „Der Heimlich-Griff“

1 Eka

El Camino del Karma

Philipp war mit sich und der Welt, meistens im Reinen. Allerdings war diese Selbsteinschätzung, für alle Menschen, die ihn persönlich kannten, nur schwer nachzuvollziehen. Der Unternehmer konnte in seinem beruflichen Leben schon einige Erfolge verbuchen, weil es ihm absolut nichts ausmachte, jeden Tag aufs Neue, über Leichen zu gehen. Erst heute hatte der selbstverliebte Chef einer großen Werbeagentur, wieder einmal einen dicken Fisch an Land gezogen. Aber nur, weil er seine Mitbewerber ausbootete, indem er die maßgeblichen Entscheidungsträger einer internationalen Kosmetikkette, schlicht und ergreifend bestach. Früher hätte er diese Bestechungen, noch als „nützliche Aufwendungen“ steuerlich absetzen können, aber diese Zeiten waren lange vorbei. »Schade« dachte sich Philipp wehmütig.

»Aber die Welt ist nun mal korrupt, und jeder Mensch hat seinen Preis!«, philosophierte der Vierzigjährige. Letztlich ging es doch immer nur um die Knete, und laut Philipp war Geld ohnehin das „Blut des Lebens“.

Es war mittlerweile fast 12:30 Uhr und die Sommersonne stand im Zenit. Der Geschäftsmann bremste seinen schwarzen Geländewagen kurz ab, um die kleine Zufahrt zum Wanderweg nicht zu verpassen. Anschließend schaltete er hektisch die elektronische Dämpferabstimmung auf „Offroadmodus“ um. Eigentlich ein sinnfreies Unterfangen, aber schließlich hatte er für die diversen elektronischen Helferlein gutes Geld bezahlt. Also wollte er sie auch ausnutzen und sah daher gar nicht ein, seine Geschwindigkeit, auf dem mit Schlaglöchern übersäten Feldweg, zu vermindern. Es kam ihm ohnehin nicht in den Sinn, einfach langsamer zu fahren oder seinen Fahrstil, in irgendeiner Art und Weise, den äußeren Gegebenheiten anzupassen. Obwohl die Luftfederung des Geländewagens ihr Bestes gab, spürte Philipp doch das eine oder andere Knarren in der Lenkung und nahm sich vor, dem Fahrzeughersteller eine negative Rezession zu verpassen. Für ihn waren immer die anderen schuld. Ohnehin sah er sich selbst als „Nabel der Welt“, und alle Menschen um ihn herum, waren sowieso nur faul und blöde. Auch passte sein Vorname so gar nicht zu ihm. Aus dem Griechischen kommend, bedeutet „Philipp“ in etwa „Der Pferdefreund“, dabei mochte er überhaupt keine Tiere. Er hatte vor nicht allzu langer Zeit einmal Pferdefleisch probiert, was ihm aber auch nicht sonderlich zusagte.

Ungefähr hundert Meter, bevor der sandige Feldweg endete, spürte der Unternehmer einen harten Schlag in der Lenkung. Unmittelbar danach vernahm er ein dumpfes Poltern an der Hinterachse. Philipp ging widerwillig vom Gas. Er musste irgendetwas überfahren haben. »Verflucht! Was war das denn?« Die Laune des Geschäftsmannes verschlechterte sich blitzartig. Er hielt kurz darauf an, wartete mehrere Sekunden, bis sich der aufgewirbelte Staub verzogen hatte und stieg dann fluchend aus seiner Edelkarosse. Ungefähr dreißig Meter hinter seinem Wagen kroch eine angefahrene Katze über den Weg. Mit letzter Kraft rettete sich das schwerverletzte Tier auf die andere Seite. Philipp schaute nur einen Augenblick in ihre Richtung, um sich dann seinen angekratzten Stoßfänger näher zu betrachten.

»Verfluchte Kacke, blöde Katze! Jetzt muss ich meine Stoßstange neu lackieren lassen!«, war alles, was ihm dazu einfiel. Während die Katze im Todeskampf wohl ihre letzten Atemzüge nahm, überlegte sich Philipp nur, welche seiner vielen Versicherungen, er denn wohl in Anspruch nehmen könnte. Ein Wildschaden lag wohl nicht vor. Hätte der Geschäftsmann ein Reh, einen Hasen oder gar ein Wildschwein angefahren, würde wohl seine Teilkasko-Versicherung einspringen, aber bei einer Hauskatze war die Sache nicht so einfach. In dem Fall müsste der Katzenbesitzer den Schaden wohl zahlen.

Nachdem Philipp sich sein weiteres Vorgehen überlegt hatte, ging er zum Kofferraum seines Wagens. Er suchte etwas, in das er den Kadaver, sozusagen das Corpus Delicti, einpacken konnte. »Vielleicht reicht ja auch ein Foto zur Beweissicherung aus«, dachte er sich zögernd. Aber als er nach der toten Katze schaute, sah er sie nirgendwo.

»Dieses beschissene Vieh kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben!«, dachte er laut. Philipp lief dorthin, wo er das Tier vermutete, doch er fand weder Blut, Haare noch irgendwelche Spuren. Die Katze war schlichtweg nicht auffindbar. »So ein Mist, dabei wollte ich einfach nur ein paar Meter spazieren gehen«, sinnierte der Unternehmer und ging zum Auto zurück, um seine teuren italienischen Schuhe durch Trekkingstiefel zu ersetzen. Kurz nachdem er die Fußbedeckungen gewechselt hatte, ging er nochmals zu der Stelle, wo er den Tierkadaver vermutete. Aber auch in einem nahen Gebüsch und im Straßengraben wurde er nicht fündig. Die Sonne brannte erbarmungslos. Systematisch erweiterte er nun seinen Suchradius, aber es war einfach nichts zu finden. Philipp schwitzte stark, und gerade wurde ihm bewusst, dass die Klimaautomatik in seinem Wagen, doch eine bedeutende Rolle für sein Wohlbefinden gespielt hatte. »Scheiß auf die verfickte Katze«, dachte er sich, als sein Blick zu dem verfallenen Bauernhaus am Ende des Feldweges schweifte. Irgendetwas hatte sich dort drüben doch gerade bewegt. Der Unternehmer nahm einen Schatten in der Nähe des alten Gebäudes wahr. »Vielleicht finde ich ja dort den Katzenbesitzer, dem werde ich was erzählen«, dachte er sich. Dabei wuchs seine Wut auf eine Person, die er weder kannte noch für sein Malheur, verantwortlich machen konnte. Energisch und schnellen Schrittes machte Philipp sich auf den Weg.

Als er vor dem alten Bruchsteinhaus ankam, staunte er nicht schlecht. Dort war ein riesiger Hund, der eine tote Katze im Maul trug. Das Vieh stand unmittelbar vor seiner Hundehütte und stierte ihn an. Von der Rasse her handelte es sich wahrscheinlich um eine Mischung aus Cane Corso und einem Pyrenäenberghund. Ein stattliches Tier, das mit einer circa achtmeterlangen, massiven Kette gesichert war. Es war kein Mensch zu sehen, aber Philipp erkannte, dass der Vierbeiner nicht das Haus, sondern eher seine Hundehütte bewachte. Sobald der Geschäftsmann sich auch nur einen Meter auf den Holzverschlag zubewegte, gab der hellbraune Hund drohend Knurrlaute von sich. Philipp ging daraufhin einen weiteren Schritt in diese Richtung. Nicht, weil der Mann ausgesprochen mutig war, sondern weil er sich sicher sein konnte, dass der Kettenhund keine Gefahr für ihn darstellte. Der Molosser hatte immer noch die tote Katze im Fang. Knurrend fixierte er den Fremden mit seinen dunklen Augen. Langsam zogen sich seine Lefzen nach oben, und das ehrfurchterregende Tier zeigte Zähne. »Verfluchter Köter, drohe mir bloß nicht, du verdammter Flohzirkus«, schrie Philipp den Hund wutentbrannt an.

Der Unternehmer sah in dem Vierbeiner plötzlich eine Möglichkeit, seine aufgestaute Wut zu kanalisieren. Lachend hob er ein paar größere Steine vom Boden auf, um sie nach dem stoischen Tier zu werfen. »Nimm das, du Töle!« Geradezu hysterisch warf der vierzigjährige Unternehmer einige Kiesel in Richtung des Hundes, aber die Fellnase bewegte sich keinen Millimeter. Größere Steine trafen den Vierbeiner hart. Außer einem Grollen, das tief aus seiner Kehle kam, zeigte das Tier allerdings keine Reaktion. Einige Zeit später hatte sich der Steinewerfer halbwegs abreagiert und schrie den Hund nur noch lauthals an. Er hätte den Molosser liebend gerne weiter malträtiert, aber sein Wurfarm begann langsam zu schmerzen. Morgen würde er sicherlich mit Muskelkater zu kämpfen haben. Also verlor er die Lust, sah noch einmal hasserfüllt zu dem aus einigen Wunden blutenden Kettenhund, und schaute dann auf seine vergoldete Armbanduhr. Schon 13:30 Uhr, hatte er wirklich eine geschlagene Stunde hier verplempert? Er wollte wenigstens noch drei bis vier Kilometer wandern gehen. Fünfzig Meter von ihm entfernt verlief der „Camino Natural“, und nicht weit davon, konnte er zum Fluss hinuntermarschieren, um sich nach den ganzen Strapazen, etwas zu erfrischen. Also drehte er sich um und ging weiter.

Nachdem Philipp sich ungefähr fünfundzwanzig Meter von dem Bruchsteinhaus entfernt hatte, hörte er den Hund laut bellen. Hektisch blickte er sich um und sah, dass vorneweg acht oder neun Kätzchen aus der Hundehütte stürmten. Der Molosser hatte die tote Katze vor sich abgelegt, und die neugeborenen Kätzchen umringten miauend ihre leblose Mutter. Irgendwie wirkte die ganze Szenerie fast schon menschlich, und der Geschäftsmann musste unwillkürlich an eine Trauergesellschaft denken. »Das hatte die blöde Töle also die ganze Zeit beschützt«, dachte er sich. Zu Schade, dass er diese Katzenbrut nicht gleich im Fluss ertränken könnte. Es würde zwar die Kratzer in seinem malträtierten Stoßfänger nicht ungeschehen machen, aber zumindest wäre es eine Genugtuung dem Katzenhalter gegenüber. Philipp grinste süffisant, als er über die kleine Brücke in Richtung Fluss marschierte. Plötzlich bellte der Hund wieder. Der Unternehmer hatte nun das Gefühl, dass das Hundebellen an Lautstärke und Intensität zunahm. Das tiefe, kehlige Bellen wurde lauter und lauter. Es klang fast so, als würden die Töne durch Mikrophone und mittels Lautsprecher immer weiter verstärkt. Dem wiederkehrenden Hundebellen folgte ein tiefes, dunkles Grollen. Philipp sah irritiert zur Felswand zu seiner Rechten hinauf, aber er beruhigte sich gleichzeitig damit, dass es sich wohl um ein simples Echo handeln musste. Das laute Hundegebell wollte einfach kein Ende nehmen, und der Geschäftsmann blieb stehen, um sich die Ohren zuzuhalten. Philipp hatte das Gefühl, dass seine Trommelfelle gleich platzen würden. Plötzlich traf irgendetwas sein rechtes Bein. »Verflucht nochmal, Aua!« Mit schmerzverzerrtem Gesicht realisierte er, dass ihn ein größerer Stein an der Wade verletzt hatte. Er blutete leicht. Gleichzeitig nahmen, sowohl das Hundegebell als auch das periodische Grollen immer weiter zu.

Da fiel ihm eine Situation ein, die schon rund dreißig Jahre zurücklag. Damals musste der kleine Philipp eine Physikstunde über sich ergehen lassen. Zuerst gestaltete sich der Unterricht wie immer langweilig, und er und sein Sitznachbar machten Späße und amüsierten sich über die dicke Brille ihres Lehrers. Aber dann legte der Pauker ein Video ein, das nun doch auf Interesse stieß. Irgendwo in Amerika, hatte irgendjemand eine Hängebrücke gefilmt, die langsam instabiler zu werden schien. Damals hatten Windwirbel, die Schwingungsamplitude der Brücke, aufgrund der Selbsterregung, über die Belastungsgrenze ansteigen lassen. Schwingungen, die dann zur sogenannten Resonanzkatastrophe führten.

Dabei wirkte die Fahrbahn wie ein flexibles Band, das sich zuerst wellenförmig bewegte, bevor es letzten Endes den Geist aufgab. Die Hängebrücke stürzte irgendwann ein und riss alles, was sich auf ihr befand, in den sicheren Tod. Mit diesen alten Bildern im Kopf schaute Philipp noch einmal nach oben, kurz bevor ihn ein tonnenschwerer Felsblock unter sich begrub.

2 Dvi

Das Geburtstagsgeschenk

Mit zittrigen Fingern versuchte Alma, dem Geschenkpapier Herr zu werden. Gerade durch ihre rheumatische Erkrankung, entwickelte sich das Einwickeln des kleinen Präsentes, mehr und mehr zur Sisyphusarbeit. Jetzt versuchte es die alte Frau schon seit Stunden und hatte unter Schmerzen, noch nicht einmal das Schleifchen binden können. Früher hätte sie dafür keine zwei Minuten gebraucht, aber ihre verkrümmten Hände spielten einfach nicht mehr mit. Trotzdem lächelte Alma innerlich, weil sie ihrem Mieter ein Geburtstagsgeschenk und somit eine kleine Freude machen konnte. Die Achtundsiebzigjährige hatte vor ein paar Jahren ihren Ehemann verloren und fühlte sich nach seiner Beerdigung oftmals einsam und allein in ihrem großen Haus. Ihre beiden Kinder wohnten weit weg und meldeten sich nur sporadisch. Vor allem nachts ängstigte sich die Rentnerin sehr und schaute lieber mehrmals nach, ob die Haustür und sämtliche Fenster auch richtig verschlossen waren. Vor einem halben Jahr erkundigte sie sich schon nach einem Platz im Seniorenheim, aber da stach ihr im örtlichen Amtsblatt eine Anzeige ins Auge. Nachdem Alma die Zeitungsannonce gelesen hatte, stand ihre Entscheidung fest. Es wäre eine sogenannte Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Das Erdgeschoss könnte sie doch vermieten, bekäme somit sogar noch Geld von der Behörde, und würde vor allem einem Menschen etwas Gutes tun. Alma sah in diesem Moment den örtlichen Pastor in Gedanken vor sich. In ihrer Einbildung nickte der Prediger ihr aufmunternd von seiner Kanzel herunter zu, als sie zum Telefon griff. Schließlich war es ein christlicher Akt, den sie gerade beging. Alma hatte sich schon lange nicht mehr so lebendig gefühlt. Die Welt konnte manchmal so böse sein, aber Gott sei Dank, gab es auch noch Menschen wie sie!

Nach dieser guten Tat dauerte es nur wenige Tage, bis sich die zuständige Behörde bei ihr meldete. Eigentlich hätte Alma lieber eine junge Frau, vielleicht sogar mit Kindern, bei sich aufgenommen, aber nachdem man ihr mitteilte, dass ein netter junger Mann ganz dringend eine