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Höllische Spannung und knisternde Romantik
Nachdem sie ihre Seele in einem Pakt verkauft hat, reist Emilia mit dem mysteriösen Fürsten Wrath an den Hof der Wicked, wo sie eine verführerische, düstere Welt der Sünden erwartet.
Die oberste Regel am Hof der Höllenfürsten lautet: Vertraue niemandem. Emilia hat geschworen, alles zu tun, um den Mord an ihrer Schwester Vittoria zu rächen, doch zwischen den intriganten Fürsten, ihren luxuriösen Anwesen, geheimnisvollen Party-Einladungen und sich widersprechenden Indizien fühlt sie sich einsamer als jemals zuvor. Kann sie wenigstens Wrath vertrauen, ihrem ehemaligen Verbündeten wider Willen? Oder verheimlicht er ihr eine gefährliche Wahrheit über seine wahre Natur?
Emilia begibt sich auf die Suche nach einer Reihe von magischen Gegenständen, die ihr dabei helfen sollen, in ihrer eigenen Vergangenheit versteckte Hinweise zu enträtseln und ihr die Antworten zu liefern, die sie sich so schmerzlich ersehnt. Zahlreiche Herausforderungen stehen bevor – nicht die geringste davon, wie sie mit ihren Gefühlen für Wrath umgehen soll …
***Der prickelnde zweite Band der »Kingdom of the Wicked«-Reihe***
Band 1: Kingdom of the Wicked – Der Fürst des Zorns
Band 2: Kingdom of the Wicked – Die Königin der Hölle
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Das Zitat am Buchanfang stammt aus Dante Alighieri, Die Göttliche Komödie, Askanischer Verlag, Berlin 1916.
Diese Übersetzung wurde durch ein Stipendium der VG Wort und mit Mitteln aus Neustart Kultur gefördert.
Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch von Diana Bürgel und Julian Müller
© Kerri Maniscalco 2021
Titel der amerikanischen Originalausgabe:
»Kingdom of the Cursed«, Jimmy Patterson Books, New York 2021
Published in agreement with the author, c/o Baror International, Inc., Armonk, New York, USA
© Piper Verlag GmbH, München 2022
Karte: Virginia Allyn
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Covergestaltung: Guter Punkt, München, Andrea Barth nach einem Entwurf von Hachette Book Group, Inc., 2021
Coverabbildung: Bilder unter Lizenzierung von Shutterstock.com und Getty Images (Brigitte Blättler; Annemari Hyttinen / EyeEm)
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Cover & Impressum
Widmung
Karte
Zitat 1
Zitat 2
Vor einiger Zeit
Eins
Zwei
Drei
Vier
Fünf
Sechs
Sieben
Acht
Neun
Zehn
Elf
Zwölf
Dreizehn
Vierzehn
Fünfzehn
Sechzehn
Siebzehn
Achtzehn
Neunzehn
Zwanzig
Einundzwanzig
Zweiundzwanzig
Dreiundzwanzig
Vierundzwanzig
Fünfundzwanzig
Sechsundzwanzig
Siebenundzwanzig
Achtundzwanzig
Neunundzwanzig
Dreißig
Einunddreißig
Zweiunddreißig
Dreiunddreißig
Vierunddreißig
Fünfunddreißig
Danksagung
Inhaltsübersicht
Cover
Textanfang
Impressum
Für euch, meine lieben Leser*innen. Immer.
Ans and’re Ufer komm’ ich euch zu führen
In ew’ge Finsternis, in Frost und Hitze.
Dante Alighieri, Inferno
An einem ungewöhnlich kühlen Sommerabend, inmitten eines heulenden Sturms, kamen Zwillinge ins Leben. Dies war jedoch nicht der Beginn eines Zaubermärchens. Jene, die beobachtend abgewartet hatten, erkannten das Omen als das, was es war. Eine der beiden würde ihr sterbliches Leben verlieren, die andere ihre Seele verkaufen. Die Ältesten der Hexenzirkel stritten über das Wie und Warum, doch in einem Punkt waren sie sich alle einig: Die Zwillinge kennzeichneten den Beginn einer dunklen Zeit. Nun, während sich eine dem Zorn zuwandte und den Blick auf den Thron des Teufels richtete und die andere ohne Herz dalag, umgeben von Tod, wisperten einige von einer neuen Prophezeiung – einer, die Hexen und Dämonen gleichermaßen verdammte.
Aus dem geheimen Grimoire der di Carlos
Es war einmal an einem verfluchten Morgen, da stürmte ein König durch sein Schloss. Mit donnernden Schritten eilte er den Korridor entlang, und sogar die Schatten huschten davon, um seiner Aufmerksamkeit zu entgehen. Er war düsterer Stimmung, und seine Laune wurde immer finsterer, je näher er ihr kam. Er hatte ihren Rachedurst gespürt, lange bevor er diesen Teil des Schlosses betreten hatte. Wie ein zorniger Schwarm summte ihre Bosheit vor dem Eingang zu seinem Thronsaal, doch er achtete kaum darauf. Die Hexe war eine Plage, die über sein Land gekommen war.
Eine Plage, die er umgehend ausmerzen würde.
Schwingen aus weißen Flammen mit silbernen Spitzen brachen zwischen seinen Schulterblättern hervor, als er die Doppeltüren aufstieß. Sie krachten so heftig gegen die Wand, dass das Holz fast zersplittert wäre, doch sein unwillkommener Gast sah nicht einmal auf. Träge rekelte sie sich auf dem Thron. Auf seinem Thron.
Ohne auch nur in seine Richtung zu blicken, streichelte sie sich übers Bein, wie es vielleicht ein aufmerksamer Liebhaber tun würde. Ein Schlitz zog sich durch ihr Kleid und entblößte ihre glatte Haut vom Knöchel bis zur Hüfte. Beiläufig malte sie Kreise auf ihre Wade und ließ den Kopf nach hinten sinken, während ihre Hand immer weiter hinaufglitt. Sie ließ sich von seiner Gegenwart in keiner Weise stören und strich sich mit beiden Händen über die Oberschenkel.
»Raus hier.«
Nun flackerte der Blick der Hexe zu ihm. »Mit dir zu sprechen hat keinen Sinn. Keine Logik und keine Argumente. Nun habe ich ein verlockendes neues Angebot für dich.« Langsam streichelte sie den dünnen Stoff über den Spitzen ihrer Brüste, und ihr Blick wurde schwer, während sie ihn ansah. »Zieh die Hose aus.«
Er verschränkte die Arme vor der Brust, seine Miene wurde drohend. Nicht einmal sein Schöpfer konnte ihn nach seiner Pfeife tanzen lassen. Und sie hatte nichts mit seinem Schöpfer gemeinsam.
»Raus hier«, wiederholte er. »Geh, bevor ich dich dazu zwinge.«
»Versuch es doch.« Mit einer unmenschlich eleganten Bewegung schwang sie sich hoch und stand vor ihm. Ihr langes Silberkleid schimmerte wie eine Schwertklinge, die durch den Himmel schnitt. Verflogen war jeder Versuch einer Verführung. »Wenn du mich anrührst, werde ich alles zerstören, was dir lieb und teuer ist. Euer Majestät.«
Ihr Tonfall wurde höhnisch, als wäre er weder dieses Titels noch ihres Respekts würdig.
Da lachte er, und der Klang war so bedrohlich wie der Dolch, der nun an ihrer Kehle lag. Sie war nicht die Einzige, die mit unsterblicher Geschwindigkeit gesegnet war.
»Du scheinst da einem Irrtum erlegen zu sein«, knurrte er förmlich. »Es gibt nichts, was mir lieb und teuer ist. Ich will, dass du bis zum Anbruch der Nacht aus diesem Reich verschwindest. Wenn du bis dahin nicht fort bist, lasse ich meine Höllenhunde frei. Und wenn sie fertig sind, werfe ich das, was sie noch übrig gelassen haben, in den Feuersee.«
Er wartete darauf, dass ihm der Geruch ihrer Angst in die Nase stieg. Stattdessen ließ sie mit einer brutalen Bewegung ihres Kopfs die Kehle über die Klinge gleiten. Blut ergoss sich über ihr schimmerndes Kleid, spritzte über den glatten Marmorboden, beschmutzte seine Manschetten. Mit zusammengebissenen Zähnen wischte er den Dolch ab.
Unbeeindruckt von ihrem neuen, grauenvollen Halsband, wich sie vor ihm zurück, ihr Lächeln war böser als das seiner schlimmsten Brüder. Die Wunde schloss sich von selbst wieder.
»Bist du sicher? Ist da denn nichts, wonach du dich sehnst?« Als er nicht antwortete, loderte ihre Wut auf. »Vielleicht ist es doch wahr, was man hört. In deiner gepanzerten Brust schlägt kein Herz.« Sie umkreiste ihn, wobei ihre Röcke Blutschlieren über den einst makellos weißen Boden zogen. »Vielleicht sollten wir dich aufschneiden und uns das einmal ansehen.«
Sie musterte die silberweißen Flammenflügel an seinem Rücken und ihr Lächeln wurde raubtierhaft. Seine Schwingen waren seine bevorzugten Waffen, und er liebte die wilde weiß glühende Hitze, die seine Feinde vor Entsetzen zurückzucken oder blutige Tränen weinend auf die Knie fallen ließ.
Mit einem raschen Schnipsen ihrer Finger verwandelten sich seine Flügel in Asche, dann waren sie fort.
Panik packte ihn, als er versuchte, sie wieder zu rufen – und es nicht konnte.
»Dieses kleine Kunststück ist so böse wie der Teufel höchstpersönlich.«
Ihre Stimme klang sowohl jung als auch alt, während sie ihren Zauber wob. Er fluchte. Natürlich. Deshalb hatte sie ihr Blut vergossen. Es war eine Opfergabe an eine ihrer skrupellosen Göttinnen.
»Von diesem Tag an wird ein Fluch durch dieses Land fegen. Du wirst alles vergessen außer deinem Hass. Liebe, Freundlichkeit, alles Gute in dieser Welt wird vergehen. Eines Tages wird sich dies ändern. Und wenn du wahres Glück empfindest, dann werde ich dir das, was du liebst, wieder nehmen. Das schwöre ich.«
Er verstand kaum ein Wort der dunkelhaarigen Hexe, während er wieder versuchte, seine Schwingen zu rufen. Vergeblich. Was auch immer sie getan hatte, seine geliebten Waffen waren wirklich und wahrhaftig fort.
Seine Sicht färbte sich rot vor Blutdurst, doch durch schiere Willensanstrengung gelang es ihm, seinen Zorn zu zügeln. Tot würde ihm die Hexe jetzt nichts mehr nützen. Nicht, wenn er hoffte, das zurückzugewinnen, was ihm gestohlen worden war.
Sie schnalzte mit der Zunge, als wäre sie enttäuscht, dass er seine innere Bestie nicht von der Leine ließ, dann wandte sie sich ab. Er machte sich nicht die Mühe, ihr nachzustürmen. Als er sprach, war seine Stimme so dunkel und ruhig wie die Nacht. »Du irrst dich.«
Sie hielt inne und warf einen Blick über die zarte Schulter. »Ach?«
»Der Teufel mag böse sein, doch er führt keine Kunststückchen auf.« Sein Lächeln war die pure Verführung. »Er handelt.«
Zum ersten Mal schien die Hexe verunsichert zu sein. Sie hatte sich selbst für die gerissenste und tödlichste Macht in diesem Spiel gehalten. Sie hatte vergessen, in wessen Thronsaal sie hier stand und wie er sich auf dieses verfluchte und verdammte Ding gekämpft hatte. Es würde ihm ein Genuss sein, sie daran zu erinnern.
Dies war das Königreich der Wicked, und er herrschte über sie alle.
»Wie wäre es mit einem Abkommen?«
Die Hölle war nicht das, was ich erwartet hatte.
Ohne den verräterischen Prinzen des Zorns an meiner Seite auch nur eines Blickes zu würdigen, atmete ich tief und bebend durch, während der Rauch der Dämonenmagie uns umwehte, mit deren Hilfe er uns hierhergebracht hatte. Hierher, in die Sieben Kreise.
In den wenigen Augenblicken, die unsere Reise aus der Höhle in Palermo in dieses Reich gedauert hatte, waren mir zahllose Vorstellungen darüber durch den Kopf gegangen, was ich bei unserer Ankunft wohl vorfinden würde – eine schrecklicher als die andere. In jedem Albtraum hatte ich mir eine Kaskade aus Feuer und Schwefel ausgemalt, die auf uns herabregnete. Sengende Flammen, die meine Seele verbrannten und mir das Fleisch von den Knochen schmolzen. Stattdessen musste ich ein Zittern unterdrücken.
Durch den schwelenden Rauch und den Nebel konnte ich gerade noch eine Mauer erkennen, gehauen aus einem fremdartigen Edelstein, der alles Licht zu schlucken schien. Die Mauer ragte weiter in den Himmel hinauf, als ich sehen konnte. Sie war schwarz oder dunkelblau, als hätte sich der dunkelste Teil des Meers in unbegreifliche Höhen emporgeschwungen und wäre dann zu Eis erstarrt.
Ein Schauer lief mir über den Rücken. Ich widerstand dem Drang, mir meinen warmen Atem in die Hände zu blasen oder mich Trost suchend an Wrath zu wenden. Er war nicht mein Freund und ganz sicher nicht mein Beschützer. Er war genau das, was sein Bruder Envy behauptet hatte: der schlimmste der sieben Höllenfürsten.
Ein Ungeheuer unter Bestien.
Ich durfte nie vergessen, was er war. Einer der Wicked. Jene Unsterblichen, die Seelen für den Teufel raubten. Jene selbstsüchtigen Kreaturen der Mitternacht, vor denen meine Großmutter mich und meine Zwillingsschwester unser ganzes Leben lang gewarnt hatte. Nun hatte ich freiwillig den Schwur abgelegt, ihren König, den Prinzen des Stolzes, zu heiraten, um dadurch einen Fluch zu beenden. Zumindest hatte ich sie das glauben lassen.
Das metallene Mieder, das mir mein zukünftiger Ehemann in dieser Nacht geschenkt hatte, wurde in der frostigen Luft unerträglich eisig. Die Stofflagen meiner dunklen, glitzernden Röcke waren zu leicht, um nennenswerten Schutz vor der Kälte zu bieten, und meine Schuhe kaum mehr als ein Hauch schwarzer Seide mit dünnen Ledersohlen.
Eis strömte durch meine Adern. Unwillkürlich überlegte ich, ob dies vielleicht nur Teil eines verschlagenen Plans war, mit dem mich mein Feind in die Knie zwingen wollte.
Atemwolken schwebten wie Geister vor meinem Gesicht. Gespenstisch, flüchtig. Verstörend. Bei der Göttin im Himmel. Ich war wirklich in der Hölle. Wenn mich die Dämonenprinzen nicht zuerst erwischten, dann würde mich Nonna Maria ganz sicher umbringen. Besonders wenn sie herausfand, dass ich Pride, dem Prinzen des Stolzes, meine Seele verkauft hatte. Bei Blut und Knochen. Dem Teufel persönlich.
Das Bild der Schriftrolle, die mich an das Haus Stolz band, blitzte vor meinem geistigen Auge auf. Ich konnte nicht fassen, dass ich den Vertrag mit meinem Blut unterschrieben hatte. Gerade war ich noch so selbstsicher gewesen, ich hatte einen Plan gehabt, wollte diese Welt infiltrieren, um den Mord an meiner Schwester zu rächen. Doch nun, da ich hier stand, fühlte ich mich vollkommen unvorbereitet.
Wo auch immer »hier« war. Zumindest schienen wir uns in keinem der sieben Königshäuser zu befinden. Ich wusste selbst nicht, warum ich angenommen hatte, Wrath würde mir diese Reise möglichst leicht machen.
»Warten wir hier auf die Ankunft meines Verlobten?«
Stille.
Nervös trat ich von einem Fuß auf den anderen.
Immer noch war der Rauch dicht genug, um mir die Sicht zu verschleiern, und da sich meine dämonische Eskorte offenbar weigerte, auch nur ein Wort zu sagen, sprang meine Fantasie ein und lieferte mir eine bunte Auswahl origineller Schauervorstellungen. Nach allem, was ich wusste, wartete Pride hier irgendwo auf uns, bereit, seine Braut in Fleisch und Blut in Besitz zu nehmen.
Angestrengt lauschte ich auf Schritte aus dem Reich vor uns. Auf irgendetwas. Doch da war nichts, abgesehen von dem wilden Trommeln meines Herzens.
Keine Schreie von Verdammten, die in alle Ewigkeit gefoltert wurden. Nur allumfassende, nervenaufreibende Stille um uns herum. Sie war bleischwer – als wäre alle Hoffnung schon vor tausend Jahren aufgegeben worden und nichts mehr übrig als erdrückende Lautlosigkeit und Verzweiflung. Es wäre so leicht, einfach aufzugeben, sich hinzulegen und die Dunkelheit hereinzulassen. Dieses Reich war Winter in all seiner harschen, unerbittlichen Pracht.
Und dabei standen wir immer noch vor dem Tor …
Panik packte mich. Ich wollte zurück in meine Stadt – zurück zu der meeresgeküssten Luft und den Sommermenschen. Ich sehnte mich so sehr danach, dass mir die Brust wehtat. Doch ich hatte meine Wahl getroffen, und ich würde diesen Weg bis ans Ende gehen, ganz gleich, was geschah. Vittorias wahrer Mörder war immer noch irgendwo dort draußen, und ich würde die Tore der Hölle tausendmal durchschreiten, um ihn zu finden. Mein Standort mochte sich verändert haben, doch mein Ziel nicht.
Ich holte tief Luft und das Gefühlschaos in mir legte sich.
Endlich verzog sich der Rauch und offenbarte mir einen ersten unverschleierten Blick auf die Unterwelt.
Wir standen allein in einer Höhle, ganz ähnlich wie die, aus der wir gekommen waren, hoch über dem Meer in Palermo. Wo ich meinen Knochenkreis gelegt und Wrath vor fast zwei Monaten zum ersten Mal heraufbeschworen hatte. Zugleich war dieser Ort so vollkommen anders, dass sich mir der Magen zusammenzog beim Anblick der fremdartigen Landschaft.
Von irgendwo über uns sickerten ein paar silberne Strahlen Mondlicht herein. Es war nicht viel, aber es reichte, damit ich den trostlosen, geröllübersäten Felsboden erkennen konnte, auf dem der Frost glitzerte.
Ein Stück vor uns erhob sich drohend ein gewaltiges Tor, dessen Ausstrahlung mich an den stillen Prinzen an meiner Seite erinnerte. Säulen aus Obsidian, gemeißelt und verziert mit Bildern von brutal gefolterten und ermordeten Menschen, fassten eine Doppeltür ein, die ganz aus Totenschädeln bestand. Schädel von Menschen, Tieren, Dämonen. Einige gehörnt, andere mit Fangzähnen. Allesamt verstörend. Mein Blick landete auf etwas, das ich für den Türgriff hielt: ein Elchschädel mit einem gewaltigen, von Raureif überzogenen Geweih.
Wrath, mächtiger Fürst des Kriegs und Verräter meiner Seele, regte sich. Ein winziges Aufflackern meines alten Zorns brachte mich dazu, in seine Richtung zu sehen. Sein durchdringender Blick ruhte auf mir. Seine Miene war kalt. Ich wollte ihm das Herz herausreißen und darauf herumtrampeln, um auch nur den Hauch einer Emotion aus ihm herauszuholen. Alles wäre besser als diese eisige Gleichgültigkeit, in die er sich so vollkommen gehüllt hatte.
In dem Moment, in dem es seinen Zielen dienlich geworden war, hatte er sich gegen mich gewandt. Er war eine selbstsüchtige Kreatur, genau wie Nonna gesagt hatte. Wie dumm von mir, dass ich einmal etwas anderes geglaubt hatte.
Für einen langen Moment sahen wir einander an.
Hier, in den Schatten der Unterwelt, schimmerten seine dunklen Goldaugen wie die rubinbekränzte Krone auf seinem Kopf. Je länger wir einander mit Blicken maßen, desto schneller schlug mein Herz. Sein Griff um meine Finger verstärkte sich, und erst in diesem Moment wurde mir bewusst, dass wir einander an den Händen hielten. Ich ließ ihn los und trat einen Schritt zurück.
Wenn er darüber verärgert oder amüsiert oder sogar zornig war, ließ er es sich nicht anmerken. Nichts regte sich in seiner Miene. Er war so unnahbar wie schon vor wenigen Augenblicken, als er mir den Vertrag mit Pride angeboten hatte. Nun gut, wenn er wollte, dass die Dinge von nun an so zwischen uns standen … Ich brauchte und wollte ihn nicht. Am liebsten hätte ich ihn zum Teufel gewünscht, aber wie es schien, waren wir in diesem Punkt beide gleich weit.
Er sah mich an, während ich meine Gedanken zu ordnen versuchte. Ich zwang mich zu einer Ruhe, die ich nicht empfand. Da er Gefühle spüren konnte, war es vermutlich ohnehin ein zweckloser Versuch. Ich musterte ihn.
Dann tat ich mein Bestes, um seinen hochmütigen Ton nachzuahmen, und sagte: »Die berüchtigten Tore der Hölle, wie ich annehme.«
Er hob eine dunkle Braue, so als wollte er fragen, ob das wirklich das Beste war, was mir dazu einfiel.
Wut trat an die Stelle meiner Angst. Immerhin dazu war er noch gut. »Ist der Teufel zu wichtig, um seine zukünftige Königin persönlich in Empfang zu nehmen? Oder hat er Angst vor dunklen Höhlen?«
Wraths Lächeln bestand nur aus scharfen Kanten und bösem Vergnügen. »Das hier ist keine Höhle. Es ist ein Hohlraum, eine Leere vor den Sieben Kreisen.«
Er legte mir die Hand an die Taille und führte mich voran. Ich war so erschrocken über das angenehme Gefühl seiner Berührung und von der zärtlichen Intimität seiner Geste, dass ich nicht vor ihm zurückwich. Kleine Steine rollten unter unseren Schritten davon, doch sie verursachten kein Geräusch. Abgesehen von unseren Stimmen war es so misstönend still, dass es mich fast aus dem Gleichgewicht brachte. Wrath stützte mich noch einen Moment, dann ließ er mich los.
»Dies ist der Ort, vor dem sich Sterne fürchten«, raunte er ganz nah an meinem Ohr. Sein warmer Atem bildete einen scharfen Kontrast zur frostigen Luft. Ich zitterte. »Aber nicht der Teufel. Die Dunkelheit lässt sich von ihm verführen. Genauso wie die Angst.«
Mit den Fingerknöcheln strich er mir über die Wirbelsäule und eine Gänsehaut lief mir über den Rücken. Der Atem stockte mir in der Kehle. Ich fuhr herum und stieß seine Hand fort.
»Bring mich zu Pride. Ich bin deine Gesellschaft leid.«
Der Boden unter uns erbebte. »Es war nicht dein Stolz, der in dem Knochenkreis erschienen ist, in jener Nacht, als du dein Blut vergossen und mich heraufbeschworen hast. Es war dein Zorn. Deine Wut.«
»Das kann schon sein, Euer Hoheit, aber in dem Vertrag, den ich unterschrieben habe, stand ›Haus Stolz‹, nicht wahr?«
Ich ging auf ihn zu, drang in seine persönliche Sphäre ein. Die Wärme seines Körpers umschloss mich wie Sonnenschein, warm und verlockend. Es erinnerte mich an zu Hause. Dieser frische Schmerz in meiner Brust war scharf und allumfassend. Er schärfte meine Zunge wie eine Klinge, und ich zielte auf Wraths gefrorenes Herz, in der Hoffnung, die Mauer einzureißen, die er so meisterhaft zwischen uns errichtet hatte. Ob nun falsch oder nicht, ich wollte ihm genauso wehtun, wie sein Verrat mir wehgetan hatte.
»Also habe ich den Teufel gewählt, nicht dich. Wie ist das? Zu wissen, dass ich lieber für alle Ewigkeit das Bett eines Ungeheuers teile, als mich noch einmal dir hinzugeben, Prinz Wrath.«
Er senkte den Blick auf meine Lippen, wo er verweilte. Ein verführerisches Glühen erschien in seinen Augen, als ich es ihm gleichtat. Er wollte es vielleicht nicht zugeben, aber er wollte mich küssen. Mein Mund formte ein grausames Lächeln – endlich hatte er diese kalte Gleichgültigkeit verloren. Zu dumm für ihn, dass ich jetzt für ihn verboten war.
Er starrte mich noch einen Moment an, dann sagte er mit tödlicher Unbewegtheit: »Du wählst den Teufel?«
»Ja.«
Wir standen so nah voreinander, dass wir unseren Atem teilten. Ich weigerte mich zurückzuweichen, genau wie er.
»Wenn das dein Wunsch ist, dann sprich ihn in diesem Reich aus. Eigentlich« – er zog seinen Dolch unter der Anzugjacke hervor – »kannst du es auch in Blut schwören, wenn du dir so sicher bist, was den Teufel betrifft. Wenn Stolz tatsächlich deine Sünde der Wahl ist, dann sagst du dazu sicher nicht Nein.«
Herausfordernd hielt er meinen Blick fest und reichte mir seinen Hausdolch mit dem Knauf voran. Ich schnappte mir das Messer und drückte mir die scharfe Spitze gegen den Finger. Wrath verschränkte die Arme und sah mich ausdruckslos an. Er glaubte nicht, dass ich es tun würde. Vielleicht lag es tatsächlich an meinem verfluchten Stolz, doch ich spürte auch meinen Zorn toben, als ich mir in den Finger stach und Wrath den Schlangendolch zurückreichte. Ich hatte den Vertrag mit Pride bereits unterzeichnet, es gab also keinen Grund, jetzt zu zögern. Was geschehen war, war geschehen.
»Ich, Emilia Maria di Carlo, wähle aus freien Stücken den Teufel.«
Ein einzelner Tropfen Blut fiel zu Boden und besiegelte den Schwur. Ich sah Wrath an. Etwas flammte in den Tiefen seiner Augen auf, doch er wandte sich ab, bevor ich erkennen konnte, was es war. Er steckte den Dolch zurück unter seine Jacke und ging los, in Richtung der Tore. Mich ließ er zurück, allein am Rande des Nichts.
Ich überlegte, ob ich versuchen sollte zu fliehen, doch ich konnte nirgendwohin.
Ein weiteres Mal sah ich mich um, dann eilte ich dem Dämon hinterher und ging an seiner Seite weiter. Ich schlang die Arme um mich, versuchte verzweifelt, das immer heftiger werdende Zittern zu unterdrücken, was jedoch nur dazu führte, dass ich noch schlimmer durchgeschüttelt wurde. Wrath hatte all seine Wärme mit sich genommen, und nun biss mir die Kälte des metallenen Mieders umso heftiger in die Haut. Wenn wir noch länger hier draußen blieben, würde ich früher oder später erfrieren. Ich rief Erinnerungen an Wärme und Frieden in mir wach.
Erst ein einziges Mal in meinem Leben war mir so kalt gewesen – vor langer Zeit in Norditalien –, doch damals war ich noch klein und begeistert vom Schnee gewesen. Ich hatte ihn für romantisch gehalten. Nun erkannte ich die Wahrheit: Er war wunderschön, aber gefährlich.
Ganz ähnlich wie mein derzeitiger Reisegefährte.
Meine Zähne klapperten wie winzige Hämmer, das einzige Geräusch in der Leere. »Wie kommt es, dass wir einander hören können?«
»Weil ich es will.«
Arroganter Bastard. Ich stieß ein zittriges Schnauben aus, das eigentlich entnervt hatte klingen sollen, aber vermutlich nur verriet, wie kalt mir wirklich war. Ein schwerer Samtumhang erschien aus dem Nichts und legte sich um meine Schultern. Ich wusste nicht, woher ihn Wrath heraufbeschworen hatte, und es war mir auch egal.
Ich zog den Mantel enger um mich, dankbar für seine Wärme, und öffnete den Mund, um dem Dämon zu danken, doch dann hielt ich mich zurück und schüttelte mich innerlich. Wrath hatte nicht aus Freundlichkeit oder Ritterlichkeit gehandelt. Ich schätzte, dass er es hauptsächlich getan hatte, um sicherzugehen, dass ich ihm nicht wegsterben würde, bevor er seine Mission erfüllt hatte.
Wenn ich mich richtig erinnerte, würde er seine Freiheit von der Unterwelt gewinnen, sobald er Pride meine Seele überbracht hatte. Etwas, das ihm wichtiger war als alles andere.
Wie unglaublich toll für ihn. Sein Aufenthalt hier endete in dem Moment, in dem meiner begann. Um seinen Herzenswunsch wahr werden zu lassen, hatte er nichts weiter tun müssen, als mich zu verraten.
Was ich irgendwie sogar verstehen konnte.
Wrath ging weiter zum Tor, ohne sich noch einmal zu mir umzudrehen. Er legte die Hand auf die Säule, die uns am nächsten war, und flüsterte ein Wort in einer fremden Sprache, zu leise, als dass ich es hätte verstehen können. Goldenes Licht brach pulsierend aus seiner Handfläche hervor und floss in den schwarzen Stein.
Kurz darauf öffnete sich das Tor langsam und knarrend. Ich konnte nicht sehen, was dahinterlag, und sofort beschwor mein Verstand die schrecklichsten Dinge herauf. Der Dämonenprinz offerierte mir keine offizielle Einladung, er schritt einfach auf die Öffnung zu, ohne sich zu vergewissern, ob ich ihm folgte oder nicht.
Ich atmete tief durch, um meine Nerven zu beruhigen. Ganz gleich, was uns erwartete, ich würde tun, was nötig war, um meine Ziele zu erreichen. Ich hüllte mich enger in meinen Mantel und ging los.
Auf der Schwelle zur Unterwelt blieb Wrath stehen und geruhte, mich endlich wieder anzuschauen. Seine Miene war härter als sein Tonfall, was mich innehalten ließ.
»Ein Wort der Warnung.«
»Wir sind dabei, die Hölle zu betreten«, sagte ich sardonisch. »Vielleicht ein bisschen spät für warnende Worte.«
Er war nicht erfreut. »In den Sieben Kreisen gibt es drei Regeln, an die man sich zu halten hat. Erstens: Offenbare niemals deine wahren Ängste.«
Hatte ich nicht vor. »Warum nicht?«
»Diese Welt wird sich alle Mühe geben, dich zu quälen.« Ich öffnete den Mund, doch er hob die Hand. »Zweitens: Kontrolliere deine Sehnsüchte, sonst werden sie dich mit Illusionen verfolgen, die man leicht mit der Wirklichkeit verwechseln kann. Du hast eine kleine Kostprobe davon bekommen, wie das ist, als du Lust kennengelernt hast. Jede deiner Sehnsüchte wird hier verzehnfacht, besonders wenn wir den Sündenpass betreten.«
»Den Sündenpass.« Es war keine Frage, aber Wrath erklärte es trotzdem.
»Neuankömmlinge in diesem Reich werden auf die Probe gestellt, um herauszufinden, in welches Königshaus ihre ausgeprägteste Sünde am besten passt. Du wirst ein gewisses … Drängen … der Gefühle wahrnehmen, während wir den Übergang passieren.«
»Ich habe Pride meine Seele verschrieben. Warum muss ich dann erst entdecken, wohin ich am besten passe?«
»Am besten versuchst du, lange genug zu leben, um das selbst herauszufinden.«
Ich schluckte meine wachsende Nervosität hinunter. Nonna sagte immer, aller schlechten Dinge seien drei, was bedeutete, dass das Schlimmste wohl noch kam. »Und die dritte Regel lautet …« Sein Blick huschte zu dem Finger, in den ich mich gestochen hatte. »Sei vorsichtig, wenn du mit einem Höllenfürsten einen Bluthandel eingehst. Und unter keinen Umständen solltest du je einen Bluthandel eingehen, in den der Teufel verwickelt ist. Was sein ist, ist sein. Nur ein Dummkopf würde ihn herausfordern.«
Ich knirschte mit den Zähnen. Die Täuschungsspiele hatten offensichtlich begonnen. Seine Warnung erinnerte mich an einen Eintrag im Grimoire unserer Familie, und ich fragte mich, wie wir wohl an dieses Wissen herangekommen waren. Ich schob diese Gedanken beiseite und konzentrierte mich stattdessen auf meine aufbrausende Wut.
Zweifellos schürte Wrath meine Emotionen mit seiner Macht. Was mich nur noch zorniger machte. »Dass ich meine Seele verkauft habe, hat dir wohl noch nicht gereicht. Also hast du dich auf Tricksereien verlegt. Wenigstens bist du konsequent.«
»Eines Tages wirst du es als Gefallen betrachten.«
Unwahrscheinlich. Ich ballte meine verletzte Hand zur Faust. Wrath begegnete wieder meinem Blick und ein Lächeln zupfte an seinem sinnlichen Mund. Zweifellos spürte er meinen wachsenden Zorn.
Eines Tages, schon sehr bald, würde ich ihn dafür bezahlen lassen.
Ich schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, wobei ich mir ausmalte, wie gut es sich anfühlen würde, wenn ich ihn endlich zerstören konnte. Seine Miene wurde verschlossen, und er neigte den Kopf – als könnte er sowohl meine Gedanken als auch meine Empfindungen lesen und würde im Stillen schwören, dasselbe zu tun. Wir waren vereint in unserem Hass.
Ich hielt seinen lodernden Blick und erwiderte das Nicken, dankbar für seine Heimtücke. Es würde das letzte Mal gewesen sein, dass ich auf seine Lügen hereinfiel. Mit ein bisschen Glück war dies jedoch der Beginn der Zeit, in der er und seine bösen Brüder auf meine Lügen hereinfielen. Ich musste meine Rolle gut spielen, sonst würde ich genauso sterben wie die anderen Hexenbräute.
Ich ging an ihm vorbei und durchschritt die Tore der Hölle, als wären sie mein Eigentum. »Bring mich in mein neues Zuhause. Ich bin bereit, meinen Gemahl zu begrüßen.«
Aus der finsteren Höhle traten wir in eine gleißend helle Landschaft hinaus.
Ich blinzelte gegen das Stechen in den Augen an und betrachtete die grausame, gnadenlose Welt. Bei der heiligen Göttin. Weiter von zu Hause konnte ich mich nicht mehr entfernen.
Es gab kein Meer, keine Wärme, keine strahlende Sonne. Wir standen in der Senke eines steilen, verschneiten Passes, der gerade einmal breit genug war, um nebeneinanderlaufen zu können.
Beißender Wind fauchte durch den zerklüfteten Bergpass und fuhr mir in die Kleidung. Hinter uns schlossen sich die Pforten mit einem Rasseln, das weit in die schneebedeckten Gipfel hinaushallte. Der unerwartete Lärm ließ meine Muskeln verkrampfen. Dies war das erste Geräusch nach der Leere und es hätte nicht noch unheilverkündender klingen können.
Ich fuhr mit pochendem Herzen herum und sah, wie dämonische Magie aus der Erde stieg und sich an den Toren emporschlängelte. Die gleichen bläulich violetten Dornenranken, die Vittorias Tagebuch versiegelt hatten, fuhren durch Augenhöhlen und Kieferknochen, bis die weißgrauen Totenköpfe in einem eisigen, schauerlichen Farbton schimmerten.
Die kalte Luft tat beim Atmen weh. Ich war in der Unterwelt gefangen, umzingelt von den Malvagi, und ganz allein. Angst und Verzweiflung waren mein Handlungsantrieb gewesen – zwei Hauptzutaten für ein komplettes Desaster. Ein kurzes Aufblitzen der grausam zugerichteten Leiche meiner Schwester gab diesem Gefühl einen eisigen, endgültigen Schliff.
»Du hast gesagt, die Tore seien zerbrochen.« Meine Stimme hatte einen scharfen Unterton. »Dass Dämonen hindurchschlüpfen und Krieg gegen die Erde führen.«
»Das Horn des Hades ist zurückgekehrt.«
»Natürlich.«
Mit den Hörnern des Teufels waren die Höllentore wieder verschlossen. Offensichtlich konnte jeder Höllenfürst die Hörner tragen. Ich hatte vergessen, Wrath danach zu fragen. Dies war ein weiteres Beispiel dafür, wie er die Regel, mich nicht direkt anlügen zu können, umgangen hatte.
Wenn dieser Teil überhaupt stimmte.
Ich atmete aus, drehte mich wieder um und starrte in die Landschaft hinaus. Zu unserer Rechten führte ein steiler Abhang durch das frostbedeckte Terrain. In der Ferne, kaum sichtbar durch eine Nebeldecke oder einen fernen Sturm, ragten die Türme einer Burg empor und zeigten mit spindeldürren Fingern anklagend in den Himmel.
»Ist das …« Ich schluckte. »Ist das Prides Burg?«
»Auf einmal nicht mehr so begierig darauf, ihn kennenzulernen?« Ein selbstzufriedenes Lächeln huschte über Wraths Gesicht. »Der erste Kreis ist das Gebiet von Lust. Du musst dir den Grundriss wie die Sieben Hügel Roms vorstellen. Jeder Fürst regiert über seinen eigenen Gipfel. Prides Kreis kann man von hier aus nicht sehen. Er befindet sich in der Nähe des Zentrums, nahe bei meinem Haus.«
Dass wir uns so nah bei der Burg des Fürsten der Wollust befanden, war wenig tröstlich. Ich hatte nicht vergessen, in welche Ekstase mich sein dämonischer Einfluss versetzt hatte. Wie ich Wrath mit Blicken verschlungen, zu viel Apfelhonigwein getrunken und völlig selbstvergessen getanzt hatte, während ein Mörder auf Hexenjagd gewesen war.
Ich würde auch nie vergessen, wie schwer es gewesen war, wieder zu Sinnen zu kommen, nachdem Lust gewaltsam seine Macht zurückgerissen und mich als leere Hülle zurückgelassen hatte. Ohne Wraths Eingreifen wäre ich noch heute in diesem dunklen, zerstörerischen Zustand.
Ich konnte fast fühlen, wie die Verzweiflung ihre scharfen Nägel über meine Kehle zog und flehte, mich lockte … Ich tat, als wäre die wachsende Angst nicht mehr als Dreck unter meinen Füßen, und zertrat sie.
Wrath beobachtete mich genau und mit leuchtendem Interesse. Vielleicht wartete er darauf, dass ich auf die Knie ging und ihn anflehte, mich wieder nach Hause zu bringen. Aber es würde schon mehr brauchen als die kälteste Ecke der Hölle, damit ich mich vor ihm erniedrigte.
»Ich dachte, es wäre wärmer hier«, gab ich zu und erntete einen amüsierten Blick des Dämons. »Feuer und Schwefel eben.«
»Die Sterblichen haben seltsame Schauergeschichten über die Götter, die Ungeheuer und ihren angeblichen Schöpfer, aber wie du siehst, ist die Wahrheit weit entfernt von dem, was du gehört hast.«
Ein leises Knacken lenkte mich von meinen Fragen ab. Auf einem Gipfel zu unserer Linken schwankten kahle Bäume im arktischen Wind. Ihre nackten Äste schlugen leicht aneinander. Irgendetwas an ihnen erinnerte mich an alte Weiber, die beisammensaßen und mit Knochen als Stricknadeln strickten. Wenn ich die Augen zusammenkniff, konnte ich fast ihre schattenhaften Umrisse sehen. Ich blinzelte und das Bild war wieder verschwunden. Einen Augenblick später hörte ich ein tiefes Knurren im Wind.
Ich sah zu Wrath, aber er schien weder die seltsame Vision gesehen noch irgendetwas gehört zu haben. Es war ein sehr langer, emotional aufgeladener Tag gewesen, und vermutlich spielte mir allmählich die Einbildung Streiche. Ich schüttelte das beunruhigende Gefühl ab.
»Dies ist der Sündenpass«, fuhr Wrath fort und unterbrach meine düsteren Gedanken. »Wenn man das erste Mal dieses Reich betritt, ist Transvenio-Magie verboten. Man muss diesen Abschnitt zu Fuß durchqueren.«
»Allein?«
»Nein.«
Ich atmete erleichtert aus. Der Göttin sei Dank für jede Kleinigkeit. »Wieso ist es notwendig, dass man hier hindurchläuft?«
»Hier finden Neuankömmlinge heraus, wo ihr Platz ist.«
Ich dachte darüber nach. »Wenn ich also zum Zorn neige, wäre es das Beste, wenn ich mich Haus Zorn anschließe?« Der Fürst nickte. »Und wer eher zu einer anderen Sünde neigt … würde er von anderen Häusern abgeschreckt werden? Sagen wir, ein Mitglied von Haus Zorn pflegt Umgang mit Haus Faulheit, weil Faulheit seine größte Sünde ist. Würde er von den anderen geächtet werden?«
»Nicht wirklich geächtet, aber etwas in der Richtung. Die Sterblichen schließen sich politischen Parteien und Ideen an. Hier ist es nicht anders, aber hier geht es nach Lastern.«
»Werden Dämonen und Menschen auf gleiche Weise getestet?«
Wrath schien seine Worte mit Bedacht zu wählen. »Die meisten Sterblichen erreichen niemals den Sündenpass oder die Sieben Kreise. Sie setzen sich meist selbst auf einer eigenen kleinen Insel gefangen, vor den Toren, draußen vor dem westlichen Ufer. Es ist eine Art Selbstbestrafung.«
»Sie werden also gar nicht in den Kerker der Verdammnis geworfen?«
»Die Insel ist der Kerker. Sie leben in einer Realität, die sie sich selbst geschaffen haben. Sie könnten jederzeit die Insel verlassen. Aber die meisten tun es nicht. Sie leben und sterben dort und fangen wieder von vorn an.«
Eine ganz eigene Hölle. »Nonna meinte, die Sternenhexen seien die Wächter zwischen den Ebenen gewesen. Wieso brauchen die Menschen und die Malvagi Wächter, wenn sie doch freiwillig hierbleiben?«
»Vielleicht sind die Seelen der Sterblichen und meine Brüder nicht alles, worüber sie wachen.«
Vage und frustrierend, wie üblich. »Ich verstehe nicht, wieso ich überhaupt getestet werden muss.«
»Dann schlage ich vor, dass du meine frühere Warnung beherzigst und dich darauf konzentrierst zu überleben.«
Er sagte das zugleich als Herausforderung und als hochmütigen Befehl, keine Fragen mehr zu stellen. Ich machte mir zu viele Sorgen, um mich weiter mit ihm auseinanderzusetzen. Der drohende Tod hing über mir, tief und dunkel wie aufziehende Wolken. Und dieser dämliche Fürst musterte mich wieder von oben bis unten. Dabei blieb sein Blick an meinen weichen Rundungen hängen.
Ich trug kein Amulett – es war noch immer in seinem Besitz –, also konnte es keine Verwirrung darüber geben, wohin er schaute. Obwohl ich den Umhang trug, spürte ich die Hitze seines Blicks wie eine körperliche Berührung.
Die Gedanken an den Tod waren verflogen. »Gibt es ein Problem mit meinem Mieder?«
»Scheint, als hätte die Prüfung begonnen. Ich habe nur deinen Umhang angesehen.«
Ich ließ die Luft langsam ausströmen und verkniff mir diverse farbenfrohe Flüche.
Er grinste, als würde ihm mein Zorn unendlich viel Vergnügen bereiten. Immer noch lächelnd machte er sich zügig an den Abstieg. Trotz Schnee und Eis waren seine Schritte fest und sicher.
Ich konnte es kaum glauben … Trat er den Schnee fest, damit ich in meinen zarten Schuhen gut darin laufen konnte? Da waren sie wieder, die tadellosen Manieren der Dämonen.
Er tat wirklich alles, um mich sicher bei Pride, dem Fürsten des Stolzes, abzuliefern.
Und wenn wir gerade von dieser Sünde sprachen … Ich reckte das Kinn. In meinem Ton und Auftreten lag mehr Hochmut als bei jeder sterblichen Königin. Und wieso sollte ich mich auch nicht überlegen fühlen? Ich stand kurz davor, zur Herrscherin über die Unterwelt zu werden. Es war an der Zeit, dass Wrath seiner neuen Königin Respekt zollte. »Ich kann sehr wohl selbst laufen. Du kannst dich trollen.«
»Ich habe dich eigentlich nicht für jemanden gehalten, der sich ins eigene Fleisch schneidet.«
»Wenn ich nicht ohne Hilfe durch Schnee stapfen kann, dann kann mir auch gleich die Kehle aufschlitzen und die Sache beenden. Ich brauche niemanden, der mir das Händchen hält, auch dich nicht. Lass mich in Ruhe. Ohne dich komme ich besser voran.«
Er blieb stehen und warf einen Blick über die Schulter. Jetzt war jede Wärme und jedes Necken aus seiner Miene verschwunden. »Kämpfe gegen den Sündenpass, oder ich überlasse dich deiner hochmütigen Selbstüberschätzung. Wenn du bereits jetzt die ersten Anzeichen einer Sünde zeigst, bist du viel anfälliger dafür, unter ihren Einfluss zu geraten. Und das ist meine letzte Warnung und Hilfestellung. Richte dich danach oder lass es bleiben.«
Ich biss die Zähne zusammen und gab mein Bestes, dem Pfad, den er mir bahnte, zu folgen. Mit jedem Schritt tiefer in die Unterwelt hatte ich das Gefühl, ein Stück von mir zu verlieren. Ich fragte mich, ob man mich überhaupt noch wiedererkennen würde, wenn ich zurück nach Hause kam.
Wie als Antwort auf meine kreisenden Gedanken und Sorgen begann Wut in mir zu köcheln, während wir schweigend Kilometer um Kilometer zurücklegten. Ohne Zweifel war dies die Prüfung des Zorns. Er war mir vertraut, ja, willkommen. Obwohl ich eigentlich darauf achten sollte, mich mit Stolz in Einklang zu bringen, nährte ich im Stillen meine Wut, während wir den Pfad hinabstiegen, einen gefrorenen Fluss überquerten und auf einer etwas breiteren, flachen Hochebene mit Blick über einen kleineren Gebirgszug stehen blieben.
Ansammlungen von Nadelbäumen, die mich an die Skizzen von Zedern und Wacholderbäumen in Nonnas Grimoire erinnerten, standen im Osten in einem Halbkreis.
Über ihnen rollten zornige Wolken über den Himmel. Blitze schlugen wie die Zunge eines riesigen Untiers aus ihnen, und der Donner folgte nur einen Herzschlag später. Ich beobachtete, ohne zu blinzeln, wie die dunkle Masse herangaloppierte. Ich hatte schon viele Gewitterstürme miterlebt, aber keinen, der schneller war als die Göttin auf einem Rachefeldzug. Es war, als wäre die Atmosphäre selbst besessen.
Oder diese Welt ärgerte sich über ihre neueste Bewohnerin und brachte ihre Abneigung zum Ausdruck. Sie hatte offenbar viel mit Wrath gemeinsam.
Einige Minuten später unterbrachen wir unseren unbarmherzigen Marsch.
»Das muss reichen.«
Wrath zog seine Anzugjacke aus und hängte sie sorgfältig über einen Ast. Ich hatte falsch gelegen: Sein Dolch steckte nicht in der Jacke. Er trug ein ledernes Schulterholster über seinem tintenschwarzen Hemd. Als Wrath sich drehte, glänzte das goldene Heft des Dolchs. Er knöpfte die Ärmel auf, krempelte sie hoch und fing an, eisbedeckte Äste zu sammeln.
»Was wird das?«
»Eine Notunterkunft. Wenn du nicht gerade in einem Eissturm schlafen willst, dann schlage ich vor, dass du einige Äste mit Tannennadeln besorgst und das Eis von ihnen herunterschlägst. Wir können sie als eine Art Bett benutzen.«
»Ich teile nicht das Bett mit dir.« Aus mehreren Gründen, deren offensichtlichster der war, dass ich die Verlobte seines Bruders war. Trotz des Überlebensaspekts konnte ich mir kaum vorstellen, dass der Teufel es guthieß, wenn ich mich an einen anderen Höllenfürsten schmiegte.
Wrath brach einen Ast von der nächsten Zeder ab und sah mich an. »Wie du willst.« Er machte eine ausladende Armbewegung. »Aber ich werde dich nicht gesund pflegen, wenn du krank wirst.« Sein Blick war hart und durchdringend. »Wenn du nicht erfrieren willst, dann solltest du dich etwas beeilen.«
Ich wollte nicht schon wieder auf Zorn oder Stolz – oder sonst irgendeine Sünde – geprüft werden, schluckte meinen Protest hinunter und machte mich auf die Suche. Ich fand einige Äste nur wenige Schritte von Wrath entfernt und befreite sie, so schnell ich konnte, von Schnee und Eis. Erstaunlicherweise waren meine Bewegungen genauso flink wie die des Dämonenfürsten. In wenigen Augenblicken hatte ich fast mehr beisammen, als ich tragen konnte. Was gut war, weil meine Finger von der Kälte und Feuchtigkeit längst rot und steif wurden.
Ich brachte einen ganzen Armvoll zurück zu unserem Lagerplatz. Die Wolken waren ein einziger wütender Strudel und der Donner ließ den Boden beben. Uns blieben selbst mit Glück nur noch wenige Minuten, bevor die ersten Tropfen fallen würden. Wrath hatte bereits einen kleinen kreisförmigen Unterschlupf unter einem der dichteren Bäume gebaut und war dabei, Schnee um die Äste aufzuschichten, die er in den Boden gerammt hatte. Die äußeren Wände waren nun fest, das Dach mit Ästen gedeckt. Wir würden uns wohl auf der Seite zusammenrollen müssen, um beide hineinzupassen. Ich konnte mir nicht vorstellen, in dieser Höhle aus Schnee und Eis zu überleben, aber Wrath schien sie für sicher zu halten.
Ich sah hinauf. Der große Baum über uns würde uns zusätzlichen Schutz bieten. Wrath hatte einen guten Ort gewählt.
Ohne sich zu mir umzudrehen, streckte er den Arm aus. »Her damit.«
Ich tat, wie er mir ziemlich barsch geheißen hatte, und reichte ihm Nadelzweig für Nadelzweig, während ich mir vorstellte, wie ich ihm damit eins über den Kopf zog. Er reihte sie nebeneinander und sorgte dafür, dass der gesamte Boden von zwei Schichten bedeckt war.
Seine Bewegungen waren schnell und effizient, als hätte er das hier schon tausendmal getan. Und wahrscheinlich hatte er das auch. Ich war nicht die erste Seele, die er für den Teufel gestohlen hatte. Aber ich würde seine letzte sein.
Sobald alle Zweige verteilt waren, fing er an, sein Hemd aufzuknöpfen. Mächtige Muskeln arbeiteten, als er sein Hemd ablegte, das Lederholster aber anbehielt, und ich konnte nicht anders, als die Schlangentätowierung anzustarren, die sich um seinen rechten Arm bis über die Schulter wand. Sie wirkte größer hier, detaillierter und stechender.
Was vielleicht daran lag, dass seine Haut vor der blassen Landschaft dunkler aussah und die metallisch goldenen Linien mehr hervorstachen.
Ich räusperte mich. »Wieso ziehst du dich aus? Wirkt hier die Magie des Sündenpasses auch auf dich?«
Er sah auf. Schweiß durchnässte die dunklen Haare auf seiner Stirn, was ihn zur Abwechslung einmal menschlich aussehen ließ. »Zieh dein Korsett aus.«
»Wohl kaum.« Ich sah ihn ungläubig an. »Was in den sieben Höllen soll das hier werden?«
»Ich gebe dir etwas zum Anziehen, damit du dir in diesem Metall nicht deinen Allerwertesten abfrierst.« Er hielt mir sein Hemd hin, zog es aber zurück, bevor ich es zu fassen bekam. Seine Augen glitzerten fröhlich. »Es seid denn, du schläfst lieber nackt. Das liegt ganz bei der Dame.«
Mein Gesicht wurde heiß. »Wieso zauberst du nicht einfach mehr Kleidung herbei?«
»Jede Verwendung von Magie während deiner ersten Reise durch den Sündenpass wird als Einmischung gewertet.«
»Du hast einen Umhang hergezaubert.«
»Bevor wir in die wahre Unterwelt gereist sind.«
»Und worin willst du schlafen?«
Seine Miene wurde auf finstere Weise verschmitzt. Er zog eine Augenbraue hoch.
Oha.
Ich verfluchte diese Welt und den Teufel und marschierte mit dem Hemd in unsere Höhle aus Eis und Schnee. Schnell legte ich den Umhang ab und auf den Boden. Als Gentleman blieb Wrath draußen – lang genug, um seine Jacke zu holen – und musterte mich ausgiebig, als er schließlich ebenfalls in die Höhle kam. So viel zu guten Manieren.
Seine Lippen zuckten, während ich mich wand und versuchte, das vermaledeite Kleidungsstück herumzudrehen, um an die Schnürung heranzukommen, ohne ihn dabei zu berühren. Es bewegte sich einfach nicht. Und er genauso wenig. Ich funkelte den Dämon finster an, als wäre meine aktuelle Zwickmühle allein seine Schuld. Er schien sich über meine Wut unbändig zu freuen, dieser Heide.
»Ich brauche deine Hilfe«, sagte ich schließlich. »Ich kann es nicht allein ausziehen.«
Der Höllenfürst inspizierte mein Korsett mit demselben Enthusiasmus, als hätte ich ihn gebeten, bei Vollmond ein Sonett aufzusagen, folgte aber meinem Wunsch. »Dreh dich um.«
»Guck nicht so begeistert, sonst denke ich noch, du magst mich.«
»Sei froh, wie es ist. Wenn ich dich mögen würde, wäre das sehr gefährlich.«
Ich schnaubte. »Wieso? Weil du mich für alle anderen Dämonenfürsten verderben würdest?«
»So in der Art.«
Er lächelte und bedeutete mir, mich umzudrehen. Geschickt bewegten sich seine Finger entlang der Bänder, die kreuz und quer über meinen Rücken verliefen, zupften und öffneten sie mit militärischer Präzision.
Ich hielt mein Oberteil vorn fest, um nicht plötzlich halb nackt dazustehen. Einen Augenblick später klappte das Rückteil auseinander und entblößte meine Haut. Frostgeküsste Luft umströmte mich.
So schnell war ich noch nie aus einem Korsett befreit worden. Entweder hatten ihn seine übernatürlichen Sinne geleitet, oder er hatte sehr viel Erfahrung darin, Frauen zu entkleiden.
Ungebeten schoss mir ein Bild von ihm beim Liebesspiel mit einer Frau in verblüffend lebhaften Details durch den Kopf. Ich sah perfekt gefeilte Nägel, die sich in seinen Rücken krallten, lange, gebräunte Beine, die sich um seine Hüfte schlangen, und hörte leises Stöhnen, während seine Stöße rhythmisch kamen.
Bei dem Gedanken erfasste mich ein düsteres Gefühl. Ich biss die Zähne zusammen und musste mir, während ich mich umdrehte, eine ganze Tirade von Vorwürfen verkneifen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben, ich sei …
»Eifersüchtig.« Wrath hatte meinen Stimmungswandel sofort erfasst.
»Hör auf, meine Gefühle zu lesen.« Ich zwang mich, ihn anzusehen. Seine Miene war völlig ausdruckslos. Jeder Anflug von trockenem Humor oder Boshaftigkeit war verschwunden. Er stand unbeweglich da, als würde er sich dazu zwingen, zum Eisblock zu erstarren. Offensichtlich war ihm der Gedanke, mich auf diese Weise zu berühren, zuwider.
»Der Sündenpass wird dich weiter prüfen.« Er bemerkte meine tief geröteten Wangen, sagte aber nichts dazu. Kurz wanderte sein Blick zu meinem Hals. »Unterdrück deine Gefühle, so gut du kannst. Sie werden von hier an nur noch intensiver werden. Abgesehen von der Angst gedeiht diese Welt zu gleichen Teilen durch Sünde und Verlangen.«
»Ist Verlangen nicht dasselbe wie Wollust?«
»Nein. Es kann einen nach Reichtum, Macht und Status verlangen. Nach Freundschaft oder Rache. Verlangen ist komplexer als einfache sündige Lust. Verlangen kann sogar gut sein. Oder Unsicherheiten offenbaren. Diese Welt wird von denen beeinflusst, die sie regieren. Im Laufe der Zeit hat sie gelernt, mit uns allen zu spielen.«
Wrath trat beiseite, nahm seine Krone ab und legte sich auf die Zweige, so weit von mir entfernt wie nur möglich. Trotzdem würden wir viel zu eng beieinander schlafen. Zwischen uns war kaum eine Handbreit Platz.
Eifersüchtig. Bei der Vorstellung, wie er es mit einer anderen trieb wie ein Karnickel.
Die Vorstellung war lächerlich, vor allem nach seinem Verrat, aber das Gefühl der Eifersucht verschwand nicht sofort. Ich fluchte leise und konzentrierte mich noch mehr darauf, meine Gefühle unter Kontrolle zu bekommen. Das Letzte, was ich brauchte, war, dass diese Welt mich noch tiefer in die sieben Todsünden zog.
Ich ließ das metallene Folterwerkzeug fallen und zog sein Hemd an. Es war mir viel zu groß, aber das war mir egal. Es war warm und roch nach ihm. Nach Minze und Sommer. Und nach etwas unmissverständlich Männlichem.
Mein Blick wanderte zum Dämonenfürsten. Er war noch immer obenrum frei, trotz der Kälte. Abgesehen von seinen eng anliegenden Hosen trug er nur das Schulterholster und den Dolch. Es würde eine lange, elende Nacht werden. »Ziehst du deine Jacke nicht wieder an?«
»Hör auf mit den schmutzigen Gedanken und ruh dich aus.«
»Ich hätte dich töten sollen, als ich die Gelegenheit hatte.«
Er rollte herum. Sein Blick wanderte langsam von meinen Augen über die Wangenbögen zu meinen Lippen. »Schlaf«, sagte er einen langen Augenblick später.
Ich seufzte, legte mich hin und zog den Umhang wie eine Decke über mich. Die kleine Kammer füllte sich schnell mit dem Duft nach Kiefer und Zeder. Draußen heulte der Wind. Kurz darauf begannen die Eiskristalle ihren Angriff auf unseren Unterschlupf, aber nichts drang herein.
Ich lag einige Zeit da und lauschte, bis der Atem des Dämons langsam und gleichmäßig geworden war. Als ich mir sicher war, dass er schlief, spähte ich wieder zu ihm hinüber. Er wirkte vollkommen sorgenfrei. Der tiefe Schlummer des gefährlichsten aller Raubtiere. Ich betrachtete die schimmernde Tinte auf seiner Schulter, die lateinischen Zeilen, die noch zu blass und vage waren, um sie zu entziffern.
Wider besseres Wissen ließ ich meine Neugier darüber wachsen, was ihm so wertvoll und wichtig war, dass er seinen Körper dauerhaft damit kennzeichnete. Ich wollte seine Seele spalten und ihn lesen wie ein Buch, seine tiefsten Geheimnisse ergründen und herausfinden, was ihn zu dem gemacht hatte, der er war.
Was ziemlich dumm war.
Ich versuchte, nicht darauf zu achten, dass die Tätowierung, die auch ich trug, mittlerweile elegant über seinen Ellbogen hinausgewachsen war. Die zwei Halbmonde, die Wildblumen und die Schlangen erinnerten mich an ein Märchen, das ich zu Hause in einem Fresko eingefangen gesehen hatte. Irgendetwas mit Göttern und Untieren.
Mit aller Kraft versuchte ich, nicht darüber nachzudenken, wie sehr ich seine Tätowierung berühren und nachzeichnen wollte, zuerst mit den Fingerspitzen und dann mit dem Mund. Kosten, erforschen …
Vor allem verbot ich es mir, daran zu denken, ich könnte diejenige sein, die er vor sich aufs Bett gelegt und in die er eingedrungen war. Sein harter, muskulöser Körper, der sich auf meinem bewegte, tief in meinem …
Ich verdrängte diesen lustvollen Gedanken und war erschrocken über seine Intensität.
Verfluchter Sündenpass. Offensichtlich war dies die Prüfung auf Wollust, und angesichts meines Bettnachbarn war sie gefährlicher als jede Höllenbestie, die dort draußen auf der Jagd nach meinem Blut umherstreifte. Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, aber irgendwann schlief ich ein.
Etwas später erwachte ich wieder. Der Eissturm war noch in vollem Gange, aber er war es nicht, der mich geweckt hatte. Warmer Atem kitzelte mich in gleichmäßigen, rhythmischen Zügen am Nacken. Irgendwann während der Nacht musste ich mich an den Dämon geschmiegt haben.
Wrath lag hinter mir, einen schweren Arm besitzergreifend über meine Taille gelegt, als wollte er jeden herausfordern zu stehlen, was er als das Seine beansprucht hatte. Ich sollte wohl lieber von ihm wegrücken. Und nicht nur aus Gründen des Anstands. So nah bei ihm zu sein war ein Spiel mit dem Feuer, dessen Brandkraft ich bereits kennengelernt hatte. Aber ich wollte mich nicht bewegen. Sein Arm auf meinem Körper gefiel mir, das Gewicht, das Gefühl und der Duft, der mich umschlang wie eine Python. Ich wollte, dass er mich als die Seine beanspruchte, fast so sehr, wie ich wollte, dass er mein war.
In dem Augenblick, als mir dieser Gedanke kam, verstummten seine regelmäßigen Atemzüge.
Ich rutschte zentimeterweise nach hinten, drückte mich an seine Brust, wollte noch mehr Körperkontakt.
Sein Griff um mich wurde etwas fester. »Emilia …«
»Ja?«
Der sinnliche Unterton meiner Stimme, das Verlangen, das ich nicht verbergen konnte, überraschte uns beide. Ich erkannte diese offen lüsterne Version von mir kaum wieder. Zu Hause brachte man den Frauen bei, dass diese Bedürfnisse falsch und böse waren. Männer konnten ihren niederen Instinkten frönen, ohne gottlos genannt zu werden. Sie waren Lebemänner, Schürzenjäger – anstößig, aber sie wurden nicht für ihr Verhalten geächtet.
Ein Mann mit einem gesunden sexuellen Appetit wurde als erstklassiger Fang betrachtet, voller Lebenskraft. Als erfahren, sollte er je beschließen zu heiraten. Frauen hingegen sollten jungfräulich bleiben, unbefleckt. Als wären unsere Bedürfnisse dreckig und schändlich.
Ich war kein Mensch und auch kein Mitglied des Adels – die unter noch mehr Beschränkungen litten, als ich sie ertragen musste –, aber auch ich wurde mit diesen Vorstellungen erzogen.
Jetzt allerdings befand ich mich nicht mehr in der Welt der Sterblichen. Ich war nicht mehr gezwungen, nach ihren Regeln zu spielen.
Ein Schauer der Überraschung überrollte mich. Ich wusste nicht, ob es mir Angst machte, diese Fesseln hier abzuwerfen, oder ob ich es kaum erwarten konnte. Oder vielleicht wusste ich es doch, und genau das machte mir Angst. Ich wollte etwas, vor dem man mich gewarnt hatte. Und jetzt musste ich nur noch die Hände danach ausstrecken und es mir nehmen. Es war an der Zeit, mutig und kühn zu sein.
Anstatt mich von der Angst beherrschen zu lassen, konnte ich furchtlos werden. Und zwar jetzt gleich. Ich schmiegte mich wieder an Wrath. Die Entscheidung war gefallen. Er fuhr mit einer Hand an der Knopfleiste meines Hemds entlang und spielte mit den Knöpfen. Ich musste mir auf die Lippe beißen, um nicht hörbar nach Luft zu schnappen.
»Dein Herz schlägt sehr schnell.«
Sein Mund streifte mein Ohrläppchen, und ich – die Göttin verfluche mich – bog mich ihm entgegen. Dabei spürte ich, wie sehr ihm unsere Position gefiel.
Seine Erregung ließ mir einen Schauer über den Rücken rieseln, bis hinab zu meinen Zehen. Ich durfte das hier nicht wollen. Ich durfte ihn nicht wollen. Aber ich konnte das Bild von ihm im Bett mit einer anderen Frau nicht löschen, genauso wenig wie das Gefühl, das es in mir erzeugte. Ich wollte diejenige sein, die er verführte. Ich wollte, dass er mich auf diese Art begehrte. Und nur mich. Es war ein altes, ein Urgefühl.
Eins, das meinem zukünftigen Ehemann nicht gefallen würde, aber das war mir egal. Vielleicht würde ich von nun an nur noch nach der Anerkennung eines einzigen Wesens streben: meiner eigenen. Zur Hölle mit dem Rest. Wenn ich schon die Königin dieses Reichs werden sollte, dann würde ich jeden Aspekt davon – und mein wahres Ich – annehmen.
»Sag es«, raunte er mit einer Stimme, die wie Seide über meine Haut strich.
»Was?«, hauchte ich tonlos.
»Ich bin deine liebste Sünde.«
Ich wusste nicht, ob ich überhaupt noch in ganzen Sätzen sprechen konnte. Wrath hatte mich schon einmal gelockt, mich sogar leidenschaftlich und heftig geküsst, aber er hatte noch nie versucht, mich zu verführen.
Er öffnete den ersten Knopf an meinem Hemd – seinem Hemd – und ließ sich dabei unendlich Zeit, bis er langsam zum nächsten wanderte. Alle rationalen Gedanken verflüchtigten sich. Seine Berührung reduzierte mich auf ein einziges, primitives Bedürfnis: Verlangen. Nackt, ungezügelt und endlos. Ich spürte weder Scham noch Sorge oder Angst.
Mein Brustkorb hob und senkte sich passend zu meinem immer schneller werdenden Puls. Der nächste Knopf ging auf. Gefolgt von einem weiteren. Ich verlor die Kontrolle über meine Emotionen. Ein prickelndes Feuer verzehrte mich. Es war ein Wunder, dass der Schnee unter uns noch nicht geschmolzen war.
Wenn er mich nicht gleich berührte, Haut auf Haut, würde ich verbrennen. Der fünfte Knopf sprang auf. Es blieben nur noch wenige übrig. Ich war kurz davor, das vermaledeite Hemd aufzureißen. Als würde er mein Drängen spüren oder endlich seinem eigenen stattgeben, ließ er die restlichen Knöpfe schnell folgen und schob den Stoff beiseite.
Über meine Schulter betrachtete er meinen nackten Oberkörper. Sein Blick verfinsterte sich, während seine schwielige Hand über meine glatte Haut fuhr.
Er war so zärtlich, so bedacht. Langsam streichelte er mir übers Schlüsselbein. Als er seine Hand auf mein Herz legte und es schlagen spürte, als wäre es die Quelle aller Magie, wollte ich ihn auf den Boden werfen und ihn mir hier und jetzt nehmen. Seine sanfte Berührung passte so gar nicht zu der gewaltigen, furchterregenden Macht, die von ihm ausging.
»Hast du Angst?«
Wohl kaum. Ich war verzückt. Ihm völlig ausgeliefert. Obwohl ein Blick in seine erregte Miene nahelegte, dass dies auch andersherum der Fall sein könnte. Ich schaffte es, den Kopf zu schütteln.
Seine Finger wanderten tiefer, zeichneten die Kurve unter meinen Brüsten nach, erkundeten meinen Bauch und spielten mit dem Schlangengürtel, den ich noch trug und ganz vergessen hatte. Wenn ich mich leicht drehte und nach oben stemmte, konnte er ihn mit Leichtigkeit öffnen. Was der Grund war, wieso er innehielt. Er wartete auf meine Entscheidung. Ich hielt es für offensichtlich, was ich wollte.
»Sag es.«
Ich wollte es ihm lieber zeigen. Entschlossen drehte ich mich um, schlang einen Arm um seinen Hals und fuhr mit den Fingern durch sein schwarzes Haar. Wir waren vielleicht in der Hölle, aber er wirkte wie ein Engel.
Seine ungehorsamen Hände wanderten wieder nach oben und berührten meine Brüste. Er drückte sie leicht, und seine raue Haut rieb verlockend über meine.
Er fühlte sich so gut an, wie ich es in Erinnerung hatte. Noch besser sogar. Ich konnte nicht anders, als leise aufzustöhnen, als seine andere Hand endlich meinem unausgesprochenen Wunsch folgte und tiefer glitt. Er streichelte über meine Rippen, den Bauch und hielt genau dort inne, wo ich seine Berührung am dringendsten brauchte.
Eine honigartige Wärme sammelte sich in meinem Bauch.
Endlich ließ er die Finger unter mein Rockband gleiten und berührte die weiche Haut zwischen meinen Schenkeln flüchtig. Beim Fluch der Göttin. Seine Lügen, sein Verrat, alles war mir egal. Nichts hatte Bedeutung außer seinen Händen auf meinem Körper.
»Bitte.« Ich zog ihn an mich. Seine weichen Lippen streiften meine. »Küss mich.«
»Sag es.« Sanft drehte er mich wieder mit dem Rücken zu ihm, zog meinen Po an sich und gab mir einen Vorgeschmack darauf, was gleich kommen konnte. Seine pulsierende Erregung fachte die Flammen meiner Leidenschaft noch weiter an. Ich wünschte, er würde genau so weitermachen, aber ohne Kleidung zwischen uns. Ich rieb mich an seiner Härte, und der Rest seiner Selbstbeherrschung verflog. Er küsste mich gierig, hungrig.
Er umfasste meine Hüfte und ließ die andere Hand unter meinen Rock wandern. Streifte über meinen Knöchel, die Wade hinauf, auf der Suche nach seinem Ziel, während seine Küsse intensiver wurden und sich unsere Zungen umspielten. Fast hatte er mein feuchtes, sich nach seiner Berührung sehnendes Zentrum erreicht.
Genau dort wollte ich ihn. Ich stöhnte seinen Namen, als er schließlich …
»Auch wenn sich deine Illusion äußerst interessant anhört«, erklang Wraths seidige Stimme in unserer kleinen Behausung, »solltest du lieber deine Kleidung wieder anziehen. Es ist weit unter dem Gefrierpunkt.«
Ich fuhr hoch, saß kerzengerade in der Dunkelheit und blinzelte. Was in allen sieben Höllen …
Es dauerte einen Augenblick, bis sich mein Atem beruhigt und ich mich orientiert hatte. Das Hemd, das er mir geborgt hatte, lag in einem kleinen Haufen neben meinem Umhang, und meine nackte Haut zog sich in der eisigen Luft zusammen. Meine Röcke waren hochgeschoben und bauschten sich um meine Taille, als hätte ich sie mir vergeblich vom Leib reißen wollen.
Ich starrte völlig verwirrt auf den erkaltenden leeren Platz neben mir.
»Stimmt etwas nicht?« Vielleicht ließ meine neue Verbindung zu Haus Stolz es nicht zu, dass wir einander zu nahe kamen. »Haben wir irgendeine Regel gebrochen?«
»Ich habe dich gewarnt.« Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, aber sein zufriedenes, allzu süffisantes – und sehr männliches – Lächeln war nicht zu überhören. Bei mir läuteten die Alarmglocken. »Deine Gelüste werden dich verhöhnen und bis zur Besinnungslosigkeit verführen, wenn du sie nicht unter Kontrolle hast. Dies ist das Reich der Sünde und des Verlangens. Es lebt von deinen Lastern genauso wie ein Mensch von Luft und Wasser. Sobald du für einen Augenblick die Kontrolle verlierst, wird es sich auf dich stürzen. Und keineswegs immer so, wie du es vermutest. Wenn du zum Beispiel Hassgefühle entwickelst, wird es dich womöglich prüfen, ob auch das Gegenteil stimmt.«
»Ich …« Du liebe Göttin. Mein lustbenebelter Verstand hatte endlich begriffen, was hier vorgefallen war. Wrath hatte gesagt, dass es sich um eine Illusion gehandelt hatte. Oder eher um einen Albtraum. Ich vergrub das glühende Gesicht in den Händen und versuchte fieberhaft, einen Zauberspruch zu finden, der mich im Erdboden versinken lassen würde. »Also war es nicht echt … nichts davon?«
»Eins kann ich dir versprechen«, kam seine Stimme tief und sinnlich aus der Dunkelheit. »Wenn ich dich berühre, wirst du keinen Zweifel daran haben, dass es echt ist.«
Frustriert, beschämt und hochwütend darüber, dass ich mich auch nur für eine Sekunde zu solch einem Verlangen nach ihm hatte hinreißen lassen, schnappte ich mir das Hemd und zog es mit groben Bewegungen an, bevor ich mich wieder auf die Seite fallen ließ. »Da hält sich aber jemand für den Größten.«
»Sagt die, die sich gerade daran gerieben hat …«
»Rede weiter und ich ersticke dich in deinem verfluchten Schlaf, du Dämon.«
Wraths leises Lachen wühlte mich nur noch weiter auf, und meine Fantasie flog direkt in den feurigen Pfuhl der Hölle zurück. Mein verräterischer Verstand wiederholte immer wieder ein kleines Wort. Er hatte gesagt, wenn er mich berührte, nicht falls. Als hätte er vor, diese erotische Fantasie irgendwann in der Zukunft in die Realität umzusetzen. Es dauerte sehr lange, bis ich wieder in den Schlaf gefunden hatte.
Aber dieses Mal träumte ich nicht davon, wie mich der verbotene Fürst verführte.
Ich träumte von einem grausamen, gewaltsamen Mord. Und von einer schönen Frau mit Augen aus Sternenlicht, die einen Rachefluch in die dunkelste aller Nächte schrie.
Am verstörendsten von allem war das Gefühl, sie zu kennen. Und ihr Fluch galt niemand anderem als mir.