Kommando Spezialkräfte 3 - Division Spezielle Operationen - Heinz Duthel - E-Book

Kommando Spezialkräfte 3 - Division Spezielle Operationen E-Book

Heinz Duthel

0,0

Beschreibung

Kommando Spezialkräfte - Division Spezielle Operationen „Die Fähigkeit, im Notfall eigene Staatsbürger im Ausland aus Gefahr für Leib und Leben retten zu können, gehört zur grundlegenden Verantwortung eines jeden Staates.“ „Die Bundesregierung betrachtet die Vorgehensweise der Verbündeten als „nicht in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht“. Da wundert es kaum, dass es bei der Afghanistan-Mission der Nato knirscht und kracht. Die Kritiker halten den Deutschen vor, das Gegenteil von dem zu erreichen, was sie angeblich anstreben: „Die Krauts lassen die gefährlichsten Leute laufen und erhöhen damit die Bedrohung für die Afghanen und alle ausländischen Kräfte hier“, sagte ein britischer Offizier im Kabuler ISAF-Hauptquartier an der Great Massoud Road verständnislos.“ „Wir haben in Afghanistan gesehen, wie ekelhaft US-Soldaten mit Afghanen umgesprungen sind, Fußtritte und Kolbenstöße waren noch harmlos. Sie haben sie behandelt wie Untermenschen. Die Deutschen hätten auch erlebt, wie Amerikaner bei der Operation Anaconda ganze Dörfer platt machten und Türschlösser rausrissen: Hier Jungs, frei zum Plündern. Der hochrangige Ex-KSK-Mann sagt: Die Bilder von Abu Ghraib, das Foltern in irakischen Gefängnissen, haben mich absolut nicht überrascht. Offiziell heißt es im Verteidigungsministerium, KSK-Soldaten hätten in Afghanistan nur eine Hand voll Gefangene gemacht und die wieder laufen lassen. Wahr ist, dass wir immer Amerikaner dabei hatten, wenn Gefangene gemacht wurden. So haben die eben die Verdächtigen festgenommen, nicht wir. Eigentlich dürfen deutsche Soldaten Gefangene nicht an ein Land übergeben, in dem die Todesstrafe verhängt wird. Im Grunde ist es eine Sauerei, unsere Jungs mit ungeklärter Rechtslage da reinzuschicken, sagt der Ex-Offizier. Steht unser 28-jähriger Trooper mit einem Bein im Gefängnis, wenn die Amis seinen Gefangenen hinrichten?“ Das KSK bildet seine Soldaten weltweit an verschiedenen Orten aus. Der hohe Spezialisierungs- und Bereitschaftsgrad erfordert intensives Training, was dazu führt, dass ein Kommandosoldat etwa 250 Tage im Jahr „auf Übung“ ist. Kommando Spezialkräfte Spezialeinheit Großverband Brigade Bundeswehr Terrorismusbekämpfung Combat Search and Rescue Kommando (Militär) Militärberater Division Spezielle Operationen Asymmetrische Kriegführung Luftlandeaufklärer (Bundeswehr) Luftlandepioniere Fallschirmjägerbataillon 261 Luftlandeunterstützungsbataillon 262 Hans-Otto Budde Rainer Glatz Hans-Lothar Domrös

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 365

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



WIDMUNG

Adjudant Chef Baumgaertner, 1. Reg., 2 eme REP.

„Es gibt keinen Grund, über Schuld oder Unschuld zu

diskutieren. Wir wissen, dass er schuldig ist.“

INHALT

Kommando Spezialkräfte

GSG 9 der Bundespolizei

Brandenburg (Spezialeinheit)

Accuracy International

HK P12

Heckler & Koch

HK MP5

HK MP7

Beschusshemmende Weste

HK G36

Häuserkampf (Militär)

Raketenwaffe

Browning M2

Panzerabwehr

MILAN

Panzerfaust 3

Flugabwehrrakete

FIM-92 Stinger

Festrumpfschlauchboot

Verbandsabzeichen

Combat Search and Rescue

Großverband

Kriegsverbrechen

United States Special Operations Command

Krieg in Afghanistan seit 2001

Militärgeheimnis

Operation Enduring Freedom

Völkermord in Ruanda

Volker Rühe

Generalleutnant

Hartmut Bagger

Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik

Roman Herzog

Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestages

Luftlandebrigade 25

Kommando Luftbewegliche Kräfte/4. Division

Fernspäher

Fallschirmjägertruppe (Bundeswehr)

Gebirgstruppe (Deutschland)

Sankt Augustin

Scharfschütze

Geisel

Special Air Service

Sajeret Matkal

Helmut Willmann

Mendig

Baumholder

Generalmajor

Paradigma

Internationaler Strafgerichtshof für das ehemalige

Jugoslawien

Krieg gegen den Terror

International Security Assistance Force

Sicherheitsrat der Vereinten Nationen

Somalia

Klaus Reinhardt

Priština

Kosovo

KFOR

Oberst

Kandahar

Al-Qaida

Taliban

Schlacht um Tora Bora

Operation Anaconda

Reinhard Günzel

United States Central Command

Irakkrieg

Kabinett Schröder I

Kabul

Presidential Unit Citation

George W. Bush

Peter Struck

Murat Kurnaz

Gefangenenlager der Guantanamo Bay Naval Base

Wolfgang Schneiderhan (General)

Ehrenzeichen der Bundeswehr

Einsatzführungskommando der Bundeswehr

Luftbetankung

Rules of Engagement (Militär)

Task Force 47

Luftangriff bei Kunduz

Darmstädter Signal

Char Darah

Kunduz

Bürgerkrieg in Libyen

Operation Pegasus (2011)

Hans-Christoph Ammon

Verdeckte Operation

Vorgeschobener Beobachter

Luftnahunterstützung

Geiselbefreiung

Kombattant

Staatsbürger in Uniform

Öffentliches Recht

Kommando Führung Operationen von Spezialkräften Teilstreitkraft

Einsatzführungsstab des Bundesministeriums der Verteidigung

Dienststellung

Brigadegeneral

Heinz Feldmann

Rainer Hartbrod

Carl-Hubertus von Butler

Hans-Heinrich Dieter

Fred Schulz (General)

Pioniertruppe (Bundeswehr)

Wüste

Fallschirmspringen

HALO (Fallschirmspringen)

Flächenfallschirm

Amphibische Kriegsführung

Kampfschwimmer

Dschungelkrieg

Gebirgskrieg

Gebirgs- und Winterkampfschule

Kommando (Militär)

Waffenmeister

Hauptfeldwebel

United States Army Special Forces Command (Airborne)

Division (Militär)

Fallschirm

Intensivmedizin

Traumatologie

Einzelkämpferlehrgang

Ausbildungszentrum Spezielle Operationen

Division Spezielle Operationen

Geheimhaltungsstufe

Amt für den Militärischen Abschirmdienst

Combat Survival Course

Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages

Telekommunikation

Privates Sicherheits- und Militärunternehmen

Schalldämpfer (Waffe)

HK USP

HK69

Maschinengewehr

HK MG4

Feldjäger

G22 (Gewehr)

Johannes Rau

Truppengattung

Serval (Fahrzeug)

KOMMANDO SPEZIALKRÄFTE

„das Härteste, was man Menschen in einer Demokratie zumuten darf“

Von Bewerbern für den Dienst im KSK wird generell erwartet, dass sie folgende Grundvoraussetzungen erfüllen:

überdurchschnittliche körperliche Leistungsfähigkeit

Teamfähigkeit

Lernwilligkeit

psychische Belastbarkeit und Willensstärke

Stress-Stabilität

Verantwortungsbewusstsein und Verschwiegenheit

Leben in geordneten sozialen Verhältnissen

Das KSK bildet seine Soldaten weltweit an verschiedenen Orten aus. Der hohe Spezialisierungs- und Bereitschaftsgrad erfordert intensives Training, was dazu führt, dass ein Kommandosoldat etwa 250 Tage im Jahr „auf Übung“ ist.

„Die Fähigkeit, im Notfall eigene Staatsbürger im Ausland aus Gefahr für Leib und Leben retten zu können, gehört zur grundlegenden Verantwortung eines jeden Staates.“

Aufbau eines „Kommando Spezialkräfte (KSK)“. Die ursprünglichen Planungen, nur eine Truppe zur „Rettung und Evakuierung deutscher Staatsbürger und/oder anderer Personen in besonderen Lagen im Ausland“ erheblich erweitert, so kamen die Aufgaben „Gewinnung von Schlüsselinformationen in Krisen- und Konfliktgebieten“, der „Schutz von Personen in besonderer Lage“ und „Kampfeinsätze im gegnerischen Gebiet“ hinzu.

Ebenso lernen die KSK-Soldaten, wie man Geiseln aus Flugzeugen, Bussen und Zügen befreit, wurden sie zum britischen Special Air Service nach Hereford entsandt, wo die Calwer den Kommandokampf vertieften und danach nach Israel, wo sie von der Sajeret Matkal in Terrorismusbekämpfung geschult wurden. Schließlich wurde in den Vereinigten Staaten bei den Special Forces in Fort Bragg das Schießen auf große Distanzen vertieft, mit dem damals noch nicht in der Bundeswehr eingeführten Barrett M82.

Die Task Force K-Bar war der erste multinationale Spezialverband (Combined Joint Special Operations Task Force – South), der zunächst vom Oman aus, dann von vorgeschobenen Feldstützpunkten in Südost-Afghanistan unter dem Kommando von Captain Robert Harward (US Navy) von Oktober 2001 bis April 2002 Einsätze gegen die Taliban und mutmaßliche Al-Qaida-Aktivisten unternahm. Die insgesamt 42 Aufklärungs- und Überwachungseinsätze und eine unbekannte Anzahl von Kampfeinsätzen führten zur Gefangennahme (107 Mann) und zum Tod (115 Mann) zahlreicher Taliban und Al-Qaida-Kämpfer. Das KSK war daran beteiligt und hatte zunächst die Aufgabe, Netzwerke der Taliban zu ermitteln, identifizierte personelle Verbindungen durch Festnahmen zu unterbrechen und Waffenverstecke auszuheben. Dabei handelte es sich allerdings um eher wenig brisante Aufträge. Dies war einem anfänglichen Misstrauen der Amerikaner, Briten und Franzosen geschuldet, die die schwierigen Einsätze von bereits etablierten Spezialeinsatzkräften ausgeführt wissen wollten.

„Der Stern veröffentlichte in seiner Juli-Ausgabe 2005 die Kritik einiger KSK-Insider, die damit Missstände offenlegen wollten. Besonders angeprangert wurden die politische Verlogenheit, unter der die Kommandosoldaten in Afghanistan verheizt werden, die unzureichende militärische Vorbereitung der Einsätze und die Unzulänglichkeit der Führung, Spezialeinsätze zu planen und zu führen.“

„Wir haben in Afghanistan gesehen, wie ekelhaft US-Soldaten mit Afghanen umgesprungen sind, Fußtritte und Kolbenstöße waren noch harmlos. Sie haben sie behandelt wie Untermenschen. Die Deutschen hätten auch erlebt, wie Amerikaner bei der Operation Anaconda ganze Dörfer platt machten und Türschlösser rausrissen: Hier Jungs, frei zum Plündern. Der hochrangige Ex-KSK-Mann sagt: Die Bilder von Abu Ghraib, das Foltern in irakischen Gefängnissen, haben mich absolut nicht überrascht. Offiziell heißt es im Verteidigungsministerium, KSK-Soldaten hätten in Afghanistan nur eine Hand voll Gefangene gemacht und die wieder laufen lassen. Wahr ist, dass wir immer Amerikaner dabei hatten, wenn Gefangene gemacht wurden. So haben die eben die Verdächtigen festgenommen, nicht wir. Eigentlich dürfen deutsche Soldaten Gefangene nicht an ein Land übergeben, in dem die Todesstrafe verhängt wird. Im Grunde ist es eine Sauerei, unsere Jungs mit ungeklärter Rechtslage da reinzuschicken, sagt der Ex-Offizier. Steht unser 28-jähriger Trooper mit einem Bein im Gefängnis, wenn die Amis seinen Gefangenen hinrichten?“

GSG 9 der Bundespolizei

Staatliche Ebene Bund

Stellung der Behörde Spezialverband in der Bundespolizei (im Geschäftsbereich des BMI)

Aufsichtsbehörde(n) Bundesministerium des Innern (Abteilung B)

Gründung 26. Sept. 1972 als „Grenzschutzgruppe 9“, seit 1. Juli 2005 als GSG 9 der Bundespolizei

Hauptsitz Sankt Augustin

Behördenleitung Olaf Lindner (seit 10. Nov. 2005)

Anzahl der Bediensteten ca. 270–450

GSG 9 der Bundespolizei

Die GSG 9 der Bundespolizei (GSG 9 BPOL oder umgangssprachlich nur GSG 9), früher Grenzschutzgruppe 9, ist die Antiterroreinheit der deutschen Bundespolizei (früher Bundesgrenzschutz) mit Standort in Sankt Augustin-Hangelar. Nach der Umbenennung des Bundesgrenzschutzes trägt die GSG 9 ihren Namen weiter, nun jedoch mit dem Zusatz „der Bundespolizei“. Sie wurde am 26. September 1972 aufgrund der Erfahrungen beim Überfall eines palästinensischen Terrorkommandos auf die israelische Olympiamannschaft während der Olympischen Spiele in München gegründet.

Auftrag

Die GSG 9 ist auf Antiterrorkampf, Geiselbefreiung und Bombenentschärfung spezialisiert. Die Einheit der Bundespolizei wird heute vornehmlich zur Bekämpfung der Schwerstkriminalität eingesetzt, die für Beamte im Streifendienst oft zu gefährlich wäre. Im Jahr 2000 absolvierte die Einheit 26 erfolgreiche Einsätze. Dazu zählen sowohl die der GSG 9 originär zugedachten Einsatzaufgaben als auch Einsätze, bei denen sie andere Sicherheitsbehörden unterstützte. Seit ihrer Aufstellung hat die GSG 9 mittlerweile mehr als 1.600 Einsätze absolviert.

Anders als die Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Polizei, die für ähnliche Aufgaben gebildet wurden und den einzelnen Bundesländern unterstehen, ist die GSG 9 eine Einheit des Bundes und kann mit dem Einverständnis des Einsatzlandes außerhalb der Bundesrepublik eingesetzt werden. Im Gegensatz zur Bundeswehr ist hierfür kein Bundestagsmandat notwendig. Kriegseinsätze kann die GSG 9 mangels Kombattantenstatus, der dem Bundesgrenzschutz mit einem neuen Bundesgrenzschutzgesetz (BGSG) 1994 entzogen wurde, nicht mehr führen. In Folge dessen wurde das Kommando Spezialkräfte aufgestellt. Ebenfalls ist die GSG 9 nicht mehr für den Schutz der Botschaftsangehörigen zuständig. Dafür wurde 2009 eine neue Sondereinheit namens SIK gegründet.

Rechtsgrundlage für den Einsatz der GSG 9 ist das Bundespolizeigesetz (BPolG) als Teil des Besonderen Verwaltungsrechts.

Organisation (Stand 1981)

Die Antiterroreinheit gliederte sich 1980 nach offenen Quellen in eine Führungsgruppe, vier Einsatzeinheiten mit je 32 Mann, drei technische Gruppen und eine Versorgungseinheit.

Rekrutierung und Ausbildung

Zur Versetzung in die GSG 9 können sich ausgebildete Polizeivollzugsbeamte der Bundespolizei und der Polizeien der Länder bewerben. Sie werden einem „Eignungsauswahlverfahren“ (EAV) unterzogen, das jeweils im Mai und September eines jeden Jahres stattfindet. Die Bewerber werden von dem für sie zuständigen ärztlichen Dienst auf ihre gesundheitliche Eignung überprüft. Ein Ausschlusskriterium für die Verwendung in der GSG 9 ist beispielsweise das Tragen jeglicher Sehhilfen. Als Höchsteintrittsalter sind 31 Jahre festgesetzt. Das EAV umfasst ein dreitägiges Auswahltraining, bei dem die Bewerber unter anderem auf ihre körperliche Leistungsfähigkeit, motorischen Fähigkeiten und Ausdauer getestet werden (Bedingungen: 5000-Meter-Lauf in maximal 23 Minuten, 100-Meter-Sprint in maximal 13,4 Sekunden, Standweitsprung über mindestens 2,40 Meter, sieben Klimmzüge und beim Bankdrücken mindestens fünf Wiederholungen mit 75% des eigenen Körpergewichtes (mindestens 50kg) sowie die Bewältigung einer Hindernisbahn und eines Geschicklichkeitsparcours). Zudem werden mittels psychologischer Tests unter anderem die geistige Leistungsfähigkeit, Konzentration, Teamfähigkeit und das Persönlichkeitsprofil der Bewerber ermittelt. Diese müssen auch ihre Schießleistungen und die Fähigkeit zur sicheren Handhabung von Schusswaffen unter Beweis stellen. Das EAV endet mit einem persönlichen Abschlussgespräch in Form eines „multimodalen Interviews“. In der Regel bestehen 10 bis 15% der Bewerber, die jährlich im Oktober (Stand 2007) die insgesamt zehnmonatige „Basis- und Spezialausbildung“ beginnen. Diese umfasst die Basisausbildung (4 Monate), eine „Härtewoche“, die Spezialausbildung (entsprechend der geplanten taktischen Verwendung des jeweiligen Beamten) und die abschließende Ausbildungslaufbahnprüfung. Hat der Aspirant alle diese Stationen erfolgreich durchlaufen, bekommt er das Tätigkeitsabzeichen des Verbandes verliehen und wird als „Polizeivollzugsbeamter/-in für besondere Verwendung“ einer der folgenden Einsatzeinheiten zugeteilt:

Präzisionsschützen

Einsatztaucher in der maritimen Gruppe

Boarding-Spezialist in der Luftlandeeinheit

Sprengstoff- und Kampfmittelexperten

Beobachtungs- und IT-Techniker in der Dokumentationseinheit

Alle Einheiten können Einsätze absolvieren. Das Präzisionsschießen, Tauchen und Fallschirmspringen sowie der Observationsdienst sind nur „Zusatzqualifikationen“, falls spezielle Einsatzlagen es erfordern. Die Einsatztaucher der GSG 9 sind regelmäßig in Eckernförde, um dort unter anderem mit den Kampfschwimmern der Bundeswehr Erfahrungen über Ausbildungsverfahren und Ausrüstung auszutauschen. Die Fallschirmjäger der GSG 9 sind in den Sprungtechniken HAHO und HALO qualifiziert.

Die Polizeivollzugsbeamten der GSG 9 sind, wie alle Bediensteten im öffentlichen Dienst, zum Schweigen über den Inhalt ihrer Tätigkeit verpflichtet. Ihre Dienstpläne gelten als Verschlusssache.

Die GSG 9 übt auch im Ausland, wenn dort geeignetere Trainingsmöglichkeiten bestehen (beispielsweise Wüste oder Packeis).

Ausrüstung

Maschinenpistole Heckler & Koch MP7

Maschinenpistole Heckler & Koch MP5 in zahlreichen Versionen und Konfigurationen

Sturmgewehr Heckler & Koch G36, G36K und G36C

Maschinengewehr Heckler & Koch HK 21 bzw. G8

Scharfschützengewehr PSG-1

Scharfschützengewehr DSR-precision DSR 1

Scharfschützengewehr PGM Précision 338

Sturmgewehr SIG 551 und Modifikationen

Pistole Glock 17

Pistole Heckler & Koch HK USP

Geschichte

Aufstellung nach den Olympischen Spielen 1972

Die GSG 9 wurde nach der blutig verlaufenen Geiselnahme von München bei den Olympischen Spielen (Angriff am 5. September 1972) am 26. September 1972 aufgestellt. Während der Spiele nahm ein palästinensisches Terrorkommando (Schwarzer September) israelische Sportler als Geiseln. Beim misslungenen Zugriff durch reguläre Polizeikräfte (es gab zu diesem Zeitpunkt noch keine SEK/MEK in Deutschland) am Flugplatz Fürstenfeldbruck starben alle neun Geiseln, fünf der acht Terroristen und ein Polizeibeamter. Ulrich Wegener, Oberstleutnant im Bundesgrenzschutz, der bislang als Verbindungsoffizier des BGS beim Bundesministerium des Innern tätig war, wurde daraufhin von Minister Hans-Dietrich Genscher mit der Aufstellung einer schlagkräftigen Antiterroreinheit beauftragt. Im April 1973 meldete Wegener die Einsatzbereitschaft von zwei Einsatzeinheiten der GSG 9.

Die Bezeichnung „GSG 9“ erklärt sich aus der damaligen Struktur des Bundesgrenzschutzes, der zum Zeitpunkt der Gründung dieser Einheit aus vier Grenzschutzkommandos mit insgesamt acht Grenzschutzgruppen (GSG 1 bis 7 und See) bestand. Da die GSG 9 in keine der vorhandenen Strukturen eingegliedert wurde, erhielt sie folglich die Bezeichnung Grenzschutzgruppe 9. Diese Bezeichnung und den Status einer Grenzschutzgruppe behielt sie auch im Laufe der Umorganisationen beim Bundesgrenzschutz, auch während der Auflösung der Grenzschutzgruppen zu Gunsten der Grenzschutzabteilungen 1981 und bei der Umgliederung der Grenzschutzkommandos zu Grenzschutzpräsidien 1993 bei. Nach der Umbenennung des Bundesgrenzschutzes in Bundespolizei wurde die Abkürzung wegen ihrer Bekanntheit beibehalten, allerdings wurde der Zusatz „der Bundespolizei“ beigefügt. Die Langform wird dagegen seit der Umbenennung nicht mehr verwendet.

Operation Feuerzauber

Einer der größten und wohl bekanntesten Einsätze der GSG 9 war die Beendigung der Entführung des Flugzeugs „Landshut“. In der Nacht zum 18. Oktober 1977 wurden die Geiseln der von palästinensischen Terroristen der PFLP entführten Lufthansa-Maschine Landshut in Mogadischu befreit. Dieser Einsatz machte die GSG 9 weltbekannt und begründete erstmals ihr hohes Ansehen unter den Spezialeinheiten der Welt. Die Erstürmung von Flugzeugen gilt dabei als das schwierigste der möglichen Einsatzszenarien.

Einsatz in Bad Kleinen

Am 27. Juni 1993 versuchten 37 GSG-9-Männer und 60 weitere Beamte die RAF-Terroristen Wolfgang Grams und Birgit Hogefeld in Bad Kleinen festzunehmen. Während der Zugriff auf Hogefeld gelang, leistete Grams Widerstand. Im Verlauf des Schusswechsels kamen der 26-jährige Beamte Michael Newrzella und Grams ums Leben. Newrzella war der erste GSG-9-Beamte, der im Dienst getötet wurde. Eine offizielle Untersuchung stellte den Suizid von Grams fest.

Getötete und vermisste Beamte im Irak

Von den aufgrund der unsicheren Lage nach dem Krieg im Irak stationierten GSG-9-Beamten wurden seit dem 7. April 2004 zwei Beamte, Thomas Hafenecker und Tobias Retterath, vermisst. Die beiden Beamten waren Objekt- und Personenschützer an der deutschen Botschaft in Bagdad.

Nach ARD-Informationen wurden die Männer in einem Fahrzeugkonvoi vom jordanischen Amman nach Bagdad überfallen. Der Überfall habe sich in der Nähe Falludschas ereignet. Rebellen hätten den aus sechs Geländewagen bestehenden Konvoi verfolgt, nachdem er ihren Kontrollpunkt durchbrochen habe. Der Wagen der beiden Deutschen sei der Letzte gewesen; die Iraker hätten auf ihn mit Raketen und Gewehren geschossen, bis er mit zerschossenen Reifen von der Straße abgekommen und gegen ein Haus geprallt sei. Die Deutschen hätten keine Chance mehr gehabt.

Die beiden vermissten Deutschen seien tot. Sprecher der irakischen Rebellen entschuldigten sich für diesen „Unfall“, insbesondere bei den Angehörigen der Beamten. Man sei von einem Konvoi einer US-Spezialeinheit ausgegangen, obwohl deutsche Flaggen auf den Fahrzeugen angebracht waren.

Am 1. Mai 2004, mehr als drei Wochen nach dem Überfall, wurde die Leiche eines der beiden vermissten Beamten, Tobias Retterath, gefunden. Die sterblichen Überreste des zweiten Beamten, Thomas Hafenecker, gelten bis heute als vermisst.

Verhinderung von terroristischen Anschlägen

Am 4. September 2007 sollte ein Kommando der GSG 9 eine mutmaßliche islamistische Terrorgruppe, die später sogenannte Sauerland-Gruppe, in einem Ferienhaus im sauerländischen Oberschledorn festnehmen. Der Zugriff fand außerplanmäßig statt, nachdem ein Streifenpolizist bei einer Verkehrskontrolle versehentlich die Observation verraten hatte. Während zwei Verdächtige in der Küche festgenommen wurden, konnte ein dritter Verdächtiger durch einen Sprung aus dem Toilettenfenster entkommen; ein GSG-9-Beamter konnte ihm wegen seiner schweren Schutzkleidung nicht schnell genug folgen. Die Verfolgung übernahmen zwei BKA-Polizisten, denen es gelang, den Flüchtigen zu Fall zu bringen. Dabei konnte dieser einem BKA-Polizisten die Dienstwaffe entreißen und schießen, ohne jedoch jemanden zu treffen.

Die Festgenommenen müssen sich vor Gericht verantworten wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung (als deutsche Zelle der Islamischen Dschihad Union) und Vorbereitung eines Sprengstoffanschlags; ein Angeklagter zusätzlich wegen versuchten Mordes an einem Polizisten.

Die Sauerland-Gruppe wurde am 5. März 2010 verurteilt. Libyen-Affäre

Die Libyen-Affäre war eine 2008 bekannt gewordene Affäre bezüglich des privaten Ausbildungsengagement von Angehörigen deutscher Sicherheitskräfte in Libyen, in die auch ehemalige GSG 9-Beamte beteiligt gewesen sein sollen.

Operation Desert Fox

Der bis dahin größte Einsatz der GSG 9 war die Operation „Desert Fox“ zur geplanten Geiselbefreiung von fünf entführten deutschen Urlaubern, fünf Italienern, einer Rumänin und acht ägyptischen Begleitern im September 2008. Die elf Touristen und ihre acht ägyptischen Begleiter waren in der oberägyptischen Wüste entführt und dann ins Grenzgebiet zwischen Ägypten, Sudan, Libyen und dem Tschad verschleppt worden. Nach Agenturberichten hatten die Kidnapper sechs Millionen Euro Lösegeld gefordert.

Kurze Zeit später war die GSG 9 unter Mithilfe der Lufthansa und einer privaten Fluggesellschaft mit rund 150 Einsatzkräften sowie Material und Personal des THW vor Ort und schlug im südägyptischen Shark-el-Uweimat ihr Lager auf. Hinzu kamen Mitarbeiter des Bundespolizei-Flugdienstes, des Bundeskriminalamtes und des Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr.

Letztendlich kam die GSG 9 nicht zum Einsatz, da die Entführer ihre Geiseln zuvor freiließen.

Geplante Befreiung des entführten Frachters Hansa Stavanger

Für eine geplante Befreiung des am 4. April 2009 vor der somalischen Küste entführten deutschen Containerfrachtschiffes Hansa Stavanger stand eine größere Einsatzeinheit der GSG 9 vor Ort bereit. So wurden mehr als 200 Mann der Spezialeinheit sowie sechs Hubschrauber Anfang April 2009 nach Mombasa, Kenia, transportiert und um den 1. Mai 2009 ein Kommando auf dem amerikanischen Hubschrauberträger USS Boxer vor die Küste verlegt, um eine Befreiungsaktion des Frachters vorzubereiten. Die Ausführung dieser Aktion wurde wegen des zu hohen Risikos für das Leben der Geiseln und der Beamten seitens eines interministeriellen Krisenstabes der Bundesregierung, Innen-, Außen- und Verteidigungsministerium, gestoppt. Die Hansa Stavanger ist seit dem 3. August nach einer Lösegeldzahlung wieder frei.

Laut Medieninformationen vom 7. Juni 2009 entscheidet zukünftig der Bundesinnenminister über den Einsatz der GSG 9 zur Rettung deutscher Geiseln im Ausland. Die Zeitschrift Der Spiegel beruft sich auf einen Erlass des Abteilungsleiters Bundespolizei im Bundesinnenministerium, Christoph Verenkotte, vom 29. Mai 2009.

Das Bundespolizeipräsidium werde künftig lediglich beratende Aufgaben haben. Der damalige Grünen-Spitzenkandidat für die Bundestagswahl, Jürgen Trittin, kritisierte das Vorhaben scharf. Der jetzige Bundesfinanzminister und damalige Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) reiße mit diesem Erlass das alleinige Kommando über GSG-9-Aktionen zur Geiselbefreiung im Ausland an sich.

Vergleichbare Einheiten in der DDR

Die Hauptabteilung XXII (HA XXII) des MfS (Ministerium für Staatssicherheit) unterhielt ein Bataillon als Antiterror- und Spezialaufklärungseinheit mit fünf dezentralen Einheiten über das Staatsgebiet verteilt.

Bei der Volkspolizei gab es die Diensteinheit IX sowie die 9. Volkspolizei-Kompanie der Kasernierten Einheiten des Ministeriums des Innern in Potsdam/Eiche (Kaserne der 3. und 20. VP-Bereitschaft) mit einem ähnlichen Einsatzprofil.

In Bezirksbehörden der DVP/BDVP gab es kleinere Antiterroreinheiten vergleichbar den SEK aus Angehörigen der Dienstzweige der Volkspolizei/Diensteinheit IX.

Trivia

Die GSG 9 ist Mitglied des Atlas-Verbundes europäischer Polizei-Spezialeinheiten.

Die GSG-9-Kameradschaft e. V. ist ein im Vereinsregister des Amtsgericht Siegburg eingetragener Verein ehemaliger Beamter der GSG 9 der Bundespolizei, der am 31. Oktober 1982 in Sankt Augustin-Hangelar gegründet wurde. Eine Gemeinnützigkeit wird zur Zeit angestrebt.

Die genaue Mitgliederzahl wird von der Bundespolizei geheim gehalten.

Seit 1975 ist die Gemeinde Bischofsgrün im Fichtelgebirge die Patengemeinde der GSG 9 der Bundespolizei. Die Patenschaft wird durch gegenseitige Besuche und gemeinsame Veranstaltungen gepflegt.

Die GSG 9 konnte in den Jahren 2005 und 2006 einen internationalen Vergleichswettkampf, die Original SWAT World Challenge (OSWC) in den USA gegen ähnliche polizeiliche Spezialeinheiten der Vereinigten Staaten sowie Japans und Kanadas, für sich entscheiden.

Die GSG 9 organisiert seit 1983 den alle vier Jahre stattfindenden Wettbewerb Combat Team Conference, die „inoffizielle Weltmeisterschaft der polizeilichen und militärischen Spezialeinheiten“. Aktueller Sieger (2011) ist das SEK Baden-Württemberg, das seinen Titel von 2007 verteidigen konnte.

Die GSG 9 ist eine der vier Anti-Terroreinheiten, die bei dem bekannten Computerspiel Counter-Strike zur Auswahl stehen.

Literatur

Kerstin Froese, Reinhard Scholzen: GSG 9. Motorbuchverlag, ISBN 3613017938.

Lutz Hachmeister: Schleyer. Eine deutsche Geschichte. München 2004

GSG 9 auf Bundespolizei.de

GSG 9 Kameradschaft e. V.

GSG 9 bei Sondereinheiten.de

Brandenburg (Spezialeinheit)

„Brandenburger“ war die Bezeichnung für Angehörige einer Spezialeinheit des Amtes Ausland/Abwehr der Wehrmacht während des Zweiten Weltkrieges, zu deren Hauptaufgabe Operationen hinter den feindlichen Linien gehörten. Diese hatten die überraschende Einnahme operativ wichtiger Angriffsziele, Sabotage oder die Kooperation mit verbündeten politischen Gruppierungen zum Ziel. Ursprünglich waren die Brandenburger allerdings als Verfügungstruppe des militärischen Widerstandes vorgesehen, was sich aber infolge der Kriegsanforderungen nicht realisieren ließ. Häufig wurden Einsätze in Halbtarnung (übergeworfene Feinduniform) oder völkerrechtswidrig in Volltarnung (gesamte Ausrüstung und Uniform der Feindkräfte) durchgeführt. Die Angehörigen dieser Division kamen zumeist aus der Gebirgstruppe oder traten als Auslandsdeutsche und überzeugte Nationalsozialisten freiwillig ihren Wehrdienst in diesem Verband an. Aus diesem Grund hatte die Division einen hohen Anteil an Fremdsprachen kundigen Deutschen, die darüber hinaus teilweise noch mit den Lebensgewohnheiten im Einsatzraum vertraut waren. Im eigentlichen Sinn wurde die Division bis kurz vor Kriegsende nie geschlossen eingesetzt, sondern in einzelnen Kommandos den Heeresgruppen unterstellt. Dies führte dazu, dass diese „Kommandos der Brandenburger“ vielfach als infanteristische Einsatzreserve eingesetzt und damit „verheizt“ und der besondere Einsatzwert nicht genutzt wurde. Zum Einsatzbereich zählten sowohl das unmittelbare Frontgebiet in allen Feldzügen und auf allen Kriegsschauplätzen, als auch selbständig im südlichen Afrika, Afghanistan und im Nahen Osten sowie im Kaukasus. Im späteren Kriegsverlauf wurden Teile der Spezialeinheit auch im Kampf gegen Partisanen in Jugoslawien eingesetzt, bevor die Division in den letzten Kriegsmonaten mit Masse zu einer regulären Panzergrenadierdivision umgegliedert wurde.

Aufbau und Gliederung

Unterstellungsverhältnis

Zeit Kommandobehörde

10. Okt. 1939 – 1. Apr. 1943 OKW / Amt Ausland/Abwehr

1. Apr. 1943 – 15. Sept. 1944 OKW / Wehrmachtführungsstab

15. Sept. 1944 - Febr. 1945 OKH / Generalstab des Heeres

Febr. 1945 – 30. Apr. 1945 Panzerkorps „Großdeutschland“

30. Apr. 1945 – 10. Mai 1945 LIX. Armeekorps

Baulehrbataillon z.b.V. 800 (Frühjahr 1940)

Truppenteil Standort Sprachraum Bataillons-Stab Brandenburg

Kompanie Baden bei Wien russisch-baltisch

Kompanie Brandenburg englisch-nordafrikanisch

Kompanie Münstereifel tschechisch-jugoslawisch

Kompanie Niederrhein u.a. polnisch

Als dann im weiteren Kriegsverlauf fast ganz Europa und Teile Afrikas zum Kriegsschauplatz wurden, stiegen auch die Anforderungen an die Kommandoverbände, so dass es für sie nötig wurde zahlreiche neue Spezialeinheiten, wie z. B. eine Fallschirmjägerkompanie, aufzustellen. Am 20. November 1942 erhielt der stark angewachsene Verband deshalb die Bezeichnung Sonderverband Brandenburg. Diese administrative Einheit umfasste fünf Verbände in Regimentsstärke (drei Bataillone), eine Küstenjäger-Abteilung sowie eine Nachrichtenabteilung. Bereits am 1. April 1943 wurde der Sonderverband wiederum umbenannt und erhielt diesmal die Bezeichnung Division Brandenburg, was allerdings keinen wesentlichen Einfluss auf die Gliederung hatte.

Personelle Zusammensetzung

Die ersten Angehörigen der „K-Trupps“ waren Volksdeutsche. Sie meldeten sich freiwillig oder wurden wegen ihrer Sprachfertigkeiten gezielt angeworben. In der Regel hatten diese Männer überhaupt nicht oder zumindest nicht in der Wehrmacht gedient und waren nur kurz von der Abwehr II ausgebildet worden. Sie waren deswegen selbst keine Soldaten, sondern Zivilisten, obwohl sie von Wehrmachtoffizieren angeführt wurden. Dies änderte sich erst nach dem Polenfeldzug, als die Mitglieder der neu aufgestellten Kommandotruppen den Status von Wehrmachtsangehörigen erhielten, um zum einen die Möglichkeit zu disziplinarrechtlichen Maßnahmen zu eröffnen und zum anderen die Versorgung der Hinterbliebenen sicherzustellen.

Für die Rekrutierung der neuen Mannschaften stellte die Abwehr II hohe Anforderungen. „Die erste Voraussetzung war Freiwilligkeit, dann Wendigkeit und schnelle Reaktionsfähigkeit, die Gabe zu improvisieren, ein hohes Maß an Eigeninitiative auch beim letzten Schützen, gepaart mit ausgesprochenem Teamgeist; außerdem eine gewisse, wenn auch gebremste Abenteuerlust, Takt im Umgang mit Fremdvölkern und natürlich körperliche Leistungsfähigkeit. Dringend erwünscht waren gediegene Auslands- und Sprachkenntnisse, die so weit gehen sollten, dass der Betreffende überzeugend als britischer Offizier oder Rotarmist auftreten konnte.“ Den ersten Grundstock der Baulehrkompanien bildeten die Angehörigen der „K-Trupps“ (Schlesier, Volks- und Sudetendeutsche). Mit der Ausweitung der Kriegsschauplätze kamen auch Deutsche aus anderen Regionen, wie dem Baltikum, dem Balkan oder Südafrika hinzu, die sich über die NSDAP/AO zum Dienst in der Wehrmacht meldeten und sich damit dem möglichen Dienst in den Streitkräften ihrer neuen Heimatländer entzogen. Als sich die Nachricht von der neuen Elite-Einheit in der Wehrmacht herumsprach, meldeten sich Soldaten aus den regulären Heeresteilen. Erst als der Personalbedarf mehr und mehr wuchs, begannen Werbeoffiziere mit Anwerbungen in Truppenschulen der Wehrmacht. Bei der Auswahl von Rekruten wurde den Sprachkenntnissen und der Zuverlässigkeit größere Aufmerksamkeit gewidmet. Die Abwehr-Spezialausbildungen wurden dann in der Ausbildungsschule der Abwehr II („Quenzgut“) nahe Brandenburg an der Havel vorgenommen. Da mit zunehmendem Umfang der Sonderverbände der Bedarf an sprachkundigen Kommandosoldaten nicht mehr gedeckt werden konnte, ging man dazu über den militärischen Spezialisten sogenannte Kampfdolmetscher aus Einheimischen, zumeist Kriegsgefangene aus Minderheiten des Einsatzlandes, zur Seite zu stellen.

Kampfdolmetscher waren Muttersprachler aus dem Einsatzgebiet, die meist in ihren Heimatländern eine militärische Ausbildung durchlaufen hatten und teilweise hochqualifiziert waren. Bei Einsätzen hinter gegnerischen Linien fiel ihnen die Aufgabe zu, für die Tarnung der Einsatzgruppe beim Auftreffen auf Militärpolizisten oder gegnerischen Kontrollposten zu sorgen. Da in solchen Situationen keine Rücksprache zwischen Kampfdolmetscher und deutschem Kommandotruppführer möglich war, lag bei den Dolmetschern oft eine große Verantwortung für die gesamte Einheit. Besonders an der Ostfront war die Zahl der Kampfdolmetscher mit zunehmender Kriegsdauer oft größer als die Zahl der eigentlichen Kommandosoldaten.

Die Angehörigen der ersten neu aufgestellten Kommandotruppen waren meist ungedient und verfügten, abgesehen von den Angehörigen der ehemaligen „K-Trupps“, über keinerlei Einsatzerfahrung. Aus diesem Grund mussten 1939/1940 für die Besetzung der höheren Ränge zunächst Unteroffiziere von regulären Wehrmachtsverbänden und ältere Offiziere der Reserve, die über Kenntnisse über den Einsatzraum aus dem I. (Weltkrieg) oder Fachkenntnisse (Slawistik, Ethnologie) verfügten, herangezogen werden. Das Dienstverhältnis selbst entsprach dabei nicht immer dem sturen Prinzip von Befehl und Gehorsam, da es oft vorkam, dass bei Einsätzen auch einfache Mannschaften schnell Entscheidungen für die ganze Gruppe treffen mussten, wenn sie z. B. als Einzige in der Gruppe die Landessprache beherrschten. Dies änderte sich allerdings mit der zunehmenden Vertruppung der Kommandoverbände und ihrem Einsatz als reguläre Grenadierdivision.

Kommandeure

Zeit Name

10. Okt. 1939 – 12. Dez. 1940 Hptm. Theodor von Hippel

12. Okt. 1940 - Ende Okt. 1940 Maj.d.R. Hubertus von Aulock

30. Nov. 1940 – 12. Feb. 1943 OTL. Paul Haehling von Lanzenauer

12. Feb. 1943 – 10. Apr. 1944 Gen.Maj. Alexander von Pfuhlstein

10. Apr. 1944 – 20. Okt. 1944 Gen.Lt. Friedrich Kühlwein

20. Okt. 1944 – 10. Mai 1945 Gen.Maj. Hermann Schulte-Heuthaus

Nicht nur die Zugehörigkeit zur Kommandoeinheit, sondern selbst die Ausführung eines Kommandoauftrages beruhte auf absoluter Freiwilligkeit. So hieß es in einer Anweisung des Amtes Ausland/Abwehr vom 28. Juli 1943: „a) Die Beteiligung des deutschen Abwehrpersonals an einem Einsatz in Tarnkleidung zusammen mit russischen V-Leuten kann nicht befohlen werden. b) Freiwillige Teilnahme an Einsätzen in Tarnkleidung ist zulässig [...] Zu der Entscheidung zu a) haben folgende Erwägungen geführt: Kommandierungen zu Einsätzen in russischer Uniform zusammen mit russischen V-Leuten sind nicht angängig, da einem deutschen Soldaten wegen der möglichen Folge, als Spion behandelt zu werden, nicht befohlen werden kann, sich außerhalb des geltenden Kriegsrechts zu stellen, auch wenn dieses von der Sowjetunion nicht anerkannt wird.“ Dass dies in der Praxis auch tatsächlich so gehandhabt wurde, zeigt das Beispiel von zwei Unteroffizieren, die ausgebildet worden waren, über Irland abzuspringen und Verbindung zur IRA aufzunehmen und kurz vor Einsatzbeginn von diesem Auftrag zurücktraten. Der direkte Vorgesetzte der beiden Unteroffiziere bei der 14. Armee klagte sie wegen Feigheit vor dem Feind an. Die Klage wurde jedoch mit dem Verweis auf das Prinzip der Freiwilligkeit abgewiesen und keinem der Angeklagten entstanden im weiteren Verlauf des Krieges Karrierenachteile. Dieses Prinzip der Freiwilligkeit endete jedoch mit der zunehmenden Vertruppung der Einheit.

Einsatzverfahren

Die Unternehmen erfolgten sehr oft in Kooperation mit Einheimischen, die je nach Sichtweise als Widerstandskämpfer oder Kollaborateure betrachtet wurden. Dabei näherte man sich dem Zielobjekt in der Regel in Halb-, Voll- oder Mischtarnung. Bei der Halbtarnung wurden bei der Annäherung an das Objekt über der deutschen Uniform gegnerische Uniformteile oder Zivil getragen. Diese Tarnung wurde vor dem eigentlichen Kampf abgelegt. Von Volltarnung sprach man, wenn vollständige gegnerische Uniform auch während des Kampfes getragen wurde. Bei einer Mischtarnung traten nur einige der Soldaten in gegnerischer Uniform auf, während der größere Teil in deutscher Uniform von den Ersteren meist als angebliche deutsche Gefangene oder Deserteure durch die feindlichen Linien eskortiert wurde. Waffen und Munition versteckten die Abgeführten dann in oder unter ihrer Uniform. Zu Tarnzwecken wurden auch gegnerische Waffen und Fahrzeuge verwendet. Wie diese Mittel eingesetzt wurden, war den jeweiligen Einsatzführern überlassen, die allein für die Planung eines Unternehmens zuständig waren. Wenn ein Unternehmen direkt im Frontgebiet oder im unmittelbaren Hinterland erfolgte, unterstanden die Kommandoeinheiten den im jeweiligen Bereich zuständigen Kommandobehörden, wie Heeresgruppe, Armee oder Korps. Hierbei traten im Laufe des Krieges auch immer mehr Probleme auf, da diese die unterstellten Einheiten oder Verbände der Brandenburger ebenso wie die der Fallschirmjäger als infanteristische Reserve und Kampfgruppen einsetzten. Einsätze über größere Distanzen steuerte die Abwehr II selbst. Bei der konkreten Planung der Kommandounternehmen ließ man dem verantwortlichen Offizier im Sinne der Auftragstaktik volle Handlungsfreiheit, so dass es ihm überlassen blieb, auf welche Art der Auftrag durchgeführt wurde.

Einsätze

Die Soldaten der „Brandenburger“ agierten oft in kleinsten Gruppen, deren Tätigkeiten ein breites Aufgabenspektrum umfassten. Über viele dieser Einsätze liegen heute kaum mehr vollständige Akten vor und falls Dokumente überliefert sind, ist eine Zuordnung meist wegen der Verwendung von Decknamen kaum möglich. Nur wenige seriöse Veröffentlichungen liegen zu den Unternehmen vor. Aufgrund dessen ist es nicht möglich, eine vollständige Auflistung aller Einsätze zu erstellen und nur die Wichtigsten und Bekanntesten sind deshalb angeführt.

Kommandoeinsätze

Nach ihrer Aufstellung verwendete die Abwehr II die Soldaten der neuen Spezialeinheit zunächst zum Schutz der rumänischen Ölfelder und später auch der Chromerz-Zufuhren aus der Türkei.

Erst während des Unternehmens Weserübung (Angriff auf Dänemark und Norwegen) im April 1940 kamen kleinere Kommandotrupps zur Sicherung strategischer Objekte in Dänemark und Norwegen zum Einsatz.

Die ersten Einsätze in größerem Umfang fanden im Rahmen des Westfeldzuges statt. In der Nacht vom 9. zum 10. Mai 1940 eroberten Kommandos des Baulehrbataillons z. b. V. 800 im Tarneinsatz strategisch wichtige Brücken bei Maaseik (Belgien), Gennep, Berg, Uromon, Obicht und Stein in den Niederlanden. Am 27. Mai nahm ein weiteres Kommando die Meeresschleusen und Straßenbrücken bei Nieuwpoort in Belgien ein und verhinderte damit, dass der deutsche Vormarsch, wie bereits 1914, durch geplante Überschwemmungen aufgehalten wurde.

Während des Unternehmens Marita (Angriff auf Jugoslawien und Griechenland) gelang dem II. Bataillon des Lehrregiments Brandenburg z. b. V. 800 am 6. April 1941 die Einnahme einer strategisch wichtigen Brücke über den Vardar und des Eisernen Tores. Kurz darauf eroberte diese Einheit die Insel Euböa.

Weitere Einsätze zur Sicherung von strategischen Objekten fanden 1941 in der Eröffnungsphase des Krieges gegen die Sowjetunion statt. Am bekanntesten wurde die Einnahme der Düna-Brücken bei Dünaburg am 28. Juni 1941, bei dem Angehörige der 8. Kompanie die Brücke auf sowjetischen Beute-LKW überquerten, die Wachmannschaft überrumpelten und diese Stellung anschließend zwei Stunden lang gegen sowjetische Gegenangriffe hielten. Dabei fiel der Kompaniechef, Oberleutnant Hans-Wolfram Knaak, der postum zum Hauptmann befördert und mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet wurde.

Im Herbst 1942 lösten Angehörige des Lehrregiments als NKWD-Offiziere getarnt Verwirrung und Zersetzungserscheinungen hinter den Linien der Roten Armee im Raum Maikop (Kaukasus) aus. Von Juni 1942 bis Februar 1943 wurden auch auf dem Kriegsschauplatz Nordafrika Kommandoeinsätze gegen die alliierten Nachschublinien in Ägypten, Libyen und Tunesien durchgeführt.

Beispiel: Die Maas-Brücke bei Gennep 1940

Ein typisches Kommandounternehmen war der Einsatz bei Gennep 1940. Für den geplanten Westfeldzug war die Einnahme verschiedener Brücken über die Maas erforderlich. Schon Ende Januar 1940 wurde Ltn.d.R. Witzel (22 Jahre, Tarnname Wolf), von der 1. Kompanie des Baulehrbataillons z. b. V. 800 in die Zentrale der Abwehr II nach Berlin befohlen. Dort wurde er mit Luftaufnahmen von fünf Brücken vertraut gemacht, welche im Kommandoeinsatz eingenommen werden sollten. Witzel erhielt den Auftrag, Pläne zu erarbeiten, eine Kommandoeinheit aus dem Bataillon zusammenzustellen und eventuell Materialanforderungen bei der Abwehr II zu stellen. Zu diesem Zeitpunkt standen fast ausschließlich osteuropäische Freiwillige, aber keine holländisch-sprachigen Kommandosoldaten zur Verfügung. Wolf plante deshalb die Einsätze in „Mischtarnung“ durchzuführen. Bei drei Brücken sollten die Kommandos sich, als deutsche Deserteure in Begleitung von niederländischen Gendarmen getarnt, nähern. Die vierte Brücke sollte durch einen Trupp getarnt als Streckenarbeiter und die fünfte Brücke durch einen Trupp in Zivil genommen werden. Um die Tarnung zu vervollständigen, warb die Abwehr II gezielt „Kampfdolmetscher“ unter den Anhängern der Mussert-Bewegung (rechte holländische Oppositionsgruppe) in Deutschland an. Mitte Februar erfolgte die Aufstellung von Wolfs neuem Verband als 4. Kompanie des Baulehrbataillons z. b. V. 800. Ende des gleichen Monats wurden Abstimmungen zwischen der Kommandoeinheit und dem XXVI. Armeekorps getroffen, dem das Kommando für den Einsatz direkt unterstellt werden sollte. Im März 1940 wurde die Kompanie in ein Übungslager zwischen Kleve und Goch verlegt, wo man sich intensiv auf die Einsätze vorbereitete. Schwerpunkte der Ausbildung waren Nachtmärsche, Sprengstoffbeseitigung und Nahkampf. Da eine Aufklärung der Zielobjekte vor Ort nicht gestattet war, wurden die Truppführer anhand von „Sandkastenmodellen“ in ihren Auftrag eingewiesen. Die Leitung der Kompanie wurde mit dessen Ankunft Mitte April an Oberleutnant Walther übergeben.

Am 9. Mai traf der Einsatzbefehl des XXVI. Armeekorps ein, woraufhin Tarnkleidung, Waffen und Ausrüstung an die Einsatzkräfte ausgegeben wurden. Um 23 Uhr traten alle fünf Trupps den Marsch zu ihren jeweiligen Zielobjekten an. Oberleutnant Walther führte persönlich den Einsatz gegen die Eisenbahnbrücke bei Gennep. Der Trupp bestand aus sechs Kommandosoldaten und drei „Kampfdolmetschern“. Einer der Dolmetscher verweigerte an der Grenze jedoch den Weitermarsch und musste unter der Bewachung durch einen Deutschen zurückgelassen werden. An der Brücke traf der Trupp demnach mit nur noch sieben Mann ein, fünf deutschen „Deserteuren“ und zwei niederländischen „Gendarmen“. Auf dem Brückendamm wurden vier niederländische Wachposten erst getäuscht und dann lautlos überwältigt. Einer der Dolmetscher und zwei Kommandosoldaten (davon einer verwundet) blieben am Brückenaufgang zurück, während die übrigen vier über die 150 Meter lange Brücke gingen. Ein Wachposten ließ sie passieren, doch auf dem jenseitigen Ufer wurden sie von alarmierten niederländischen Soldaten empfangen und mit neun Mann Bewachung abgeführt. Kurz darauf tauchten jedoch deutsche Tiefflieger auf und im Durcheinander gelang es den Soldaten, die niederländische Wachmannschaft zu überwältigen. Die vier Kommandosoldaten griffen dann die Brücke von Westen aus erneut an. Dabei eroberten sie drei Bunker und nahmen einige niederländische Soldaten gefangen. Kurz darauf erschien ein deutscher Panzerzug, um die Brücke endgültig zu sichern.

Die Einnahme der Brücke bei Gennep war von großer operativer Bedeutung. Die 9. Panzerdivision konnte auf ihr die Maas überschreiten und einige Tage später Verbindung zu den bei Moerdijk gelandeten deutschen Fallschirmjägern herstellen. Drei weitere Kommandounternehmen gegen die Maasbrücken gelangen ebenfalls. In einem Fall rückten die deutschen Heeresverbände jedoch nicht schnell genug nach, sodass die Niederländer Zeit fanden, die Brücke zurückzuerobern und doch noch zu sprengen.

Einsätze im weiteren Ausland

Einzelne Soldaten oder Einheiten der Brandenburg-Verbände kamen auch im Rahmen eher politischer Missionen im Ausland zum Einsatz. Besonders geschah dies, um in Teilen des britischen Kolonialreiches Unruhen zu verursachen, welche die britische Regierung dazu zwangen, Truppen in diese Regionen zu verlegen. Ein bekanntes Beispiel für einen derartigen Einsatz bildete das Unternehmen Tiger in Afghanistan. Im April des Jahres 1941 entsandte das Amt Ausland/Abwehr des OKW den Offizier Dietrich Witzel mit zwei Funkern nach Kabul, um dort in der deutschen Gesandtschaft einen Stützpunkt der Abwehr einzurichten, der als Basis für geheimdienstliche Operationen gegen Britisch-Indien dienen sollte. Die Einreise nach Afghanistan erfolgte getarnt als Kurier des Auswärtigen Amtes über Moskau und Termez. Besonders der als „Fakir von Ipi“ bekannte paschtunische Stammesführer Mirza Ali Khan, der zum Dschihad gegen die britischen Kolonialherren aufgerufen hatte, sollte unterstützt werden. Doch zwei weitere „Brandenburger“, Manfred Oberdörffer und Fred Brandt, die getarnt als Lepra-Studiengruppe zu Mirza Khan unterwegs waren, gerieten im Juli 1941 in einen Hinterhalt, bevor sie ihren Auftrag erfüllen konnten. Oberdörffer fiel und wurde auf dem europäischen Friedhof in Kabul beigesetzt.

Für den Abwehrstützpunkt in Kabul, dem auch die Rolle der Vorhut eines - allerdings nie realisierten - Vorstoßes der Wehrmacht über den Kaukasus nach Indien zugedacht war, wurde jedoch eine ursprünglich gar nicht vorgesehene Aufgabe bald zur wichtigsten Aufgabe, nämlich die abwehrmäßige Verbindung zum antibritischen Untergrund in Indien. Der indische Nationalistenführer Subhash Chandra Bose war den Engländern entkommen. Über Kabul, wo er sich vergeblich um die Unterstützung Moskaus für seine Pläne bemüht hatte, gelangte er Ende April 1941 nach Berlin. Von dort aus setzte er seinen Kampf um die Befreiung Indiens von der britischen Herrschaft mit Unterstützung der Achsenmächte fort. Die Gesandtschaft und der Abwehrstützpunkt in Kabul wurden nun zum konspirativen Scharnier zwischen Bose in Deutschland und seinen Vertrauten im antibritischen Untergrund in Indien. Sie erhielten in Kabul auch Sabotage-, Funk- und Chiffrier-Ausbildung und gemeinsam mit ihnen wurden weitreichende Sabotagepläne erarbeitet. Wie aus heute zugänglichen alliierten Geheimakten zu entnehmen ist, gelang es ihnen allerdings doch noch, auch von sowjetischer Seite Unterstützung zu erhalten. Parallel zur Verbindung zur deutschen Seite hatten sie dann auch Kontakt zur sowjetischen Botschaft in Kabul.

Die Bedingungen für die konspirative Arbeit in Kabul verschlechterten sich jedoch angesichts des für die Achsenmächte negativen Kriegsverlaufs. Afghanistan blieb zwar bis zum Kriegsende neutral und die Gesandtschaft behielt ihren exterritorialen Status bis zum 8. Mai 1945. Im September 1943 mussten aber Witzel und einer seiner Abwehrfunker auf Druck der Alliierten, die in der Präsenz der „Brandenburger“ noch immer eine Bedrohung sahen, Afghanistan verlassen. Die Verbindung zu den indischen Bose-Anhängern wurde vorher an die japanische Botschaft in Kabul übergeben, nicht zuletzt auch weil Bose sich seit Frühjahr 1943 in Ostasien aufhielt.

In Russland wurde im Rahmen der deutschen Sommeroffensive in Richtung der kaukasischen Ölfelder zwischen dem 25. August und 10. Dezember 1942 das Unternehmen Schamil durchgeführt.

In Nordafrika wurde ein Sonderkommando der Brandenburger unter Führung des Hauptmanns Ladislaus Almásy im Rahmen der Operation Salaam eingesetzt. Die anschließende Operation Kondor unter Hauptmann Johannes Eppler konnte über einige Wochen im Jahre 1942 Informationen aus Kairo für das Afrikakorps beschaffen. Das Unternehmen Dora war ein Kommandounternehmen das im Juni 1942 ausgehend von der libyschen Hauptstadt Tripolis rund 4000km quer durch die Saharawüste bis zum zentralafrikanischen Tschadsee vor Tschadsee vorstieß.

Zum Einsatz zweier Wettertrupps unter Führung der Abwehr in der Arktis auf der Inselgruppe Spitzbergen siehe Wetterstationen der Wehrmacht in der Arktis. Völkerrechtliche Aspekte von Kommandoeinsätzen

Die Einsätze der „Brandenburger“ erfolgten oft in Halb-, Voll- oder Mischtarnung. Die „Brandenburger“ (und ebenso die ähnlich operierenden Kommandosoldaten anderer Nationen) verzichteten damit auf den Schutz, den die Haager Landkriegsordnung (HLKO) Kombattanten gewährt. Nach der HLKO gilt der Kombattantenstatus nur für die Personen, die a) zentraler Befehlsgewalt unterstehen, b) zur Erkennung ein Abzeichen oder eine Uniform tragen, c) die Waffen offen tragen, und d) selbst die Gesetze und Gebräuche des Krieges beachten (HLKO, Artikel 1). Falls ein Kommandosoldat also während eines Tarn-Einsatzes in Gefangenschaft geriet, hatte er als Nichtkombattant keinen Anspruch auf den durch die HLKO geschützten Status als Kriegsgefangener und wurde in der Mehrzahl der Fälle nach Artikel 29 und 30 der HLKO als Spion behandelt und infolgedessen in Übereinstimmung mit dem Kriegsvölkergewohnheitsrecht standrechtlich erschossen. Kehrte der Kommandosoldat jedoch wieder zum eigenen Heer zurück und wurde erst später gefangen genommen, so war er nach Artikel 31 als Kriegsgefangener zu behandeln und konnte wegen früherer Spionageaktionen nicht belangt werden. Aufgrund dieser Argumentationslinie wurden zahlreiche Kommandosoldaten nach dem Krieg auch vor alliierten Militärgerichten freigesprochen; so unter anderem in einem aufsehenerregenden Prozess gegen Otto Skorzeny und acht weitere Angeklagte der Panzerbrigade 150 z. b. V., die während der Ardennenoffensive hinter den alliierten Linien operiert und dabei amerikanische Uniformen getragen hatten (? siehe: Unternehmen Greif). Fünf Angehörige dieses Kommandounternehmens waren bereits 1944 gefangen genommen und standrechtlich erschossen worden. Das Gericht erklärte weiterhin, dass es sich bei einer Halbtarnung (nur Annäherung in gegnerischer Uniform) nicht um einen Missbrauch der gegnerischen Uniform (HLKO, Artikel 23) handelte, sondern um eine Form der Kriegslist, die in Artikel 24 der HLKO ausdrücklich erlaubt war. Dagegen ist der Einsatz der Volltarnung (Annäherung und Kampf in gegnerischer Uniform) nach wie vor als unvereinbar mit dem von der HLKO geschützten Kombattanten-Status angesehen worden.

Umgliederung zur regulären Heeresdivision

Zum Jahreswechsel 1942/43 erfolgte aus verschiedenen Gründen ein Umdenken gegenüber dem Sonderverband Brandenburg. Oft sahen Frontkommandeure in den ihnen nur kurzfristig unterstellten Einheiten eine Art „Feuerwehr“, die sie an den Krisenpunkten der Front einsetzten. Aufgrund der allmählich prekären Lage an den Fronten und um die großen personellen Verluste auszugleichen, musste die Einheit deshalb zunehmend als normale Fronttruppe verwendet werden. Dies geschah allerdings nie geschlossen, sondern immer nur bataillons- und regimentsweise. Zum anderen waren es höhere Offiziere des Sonderverbandes selbst, welche mehr sein wollten als bloße Verwalter von Bataillonen und Regimentern, die nur auf dem Papier eine Einheit bildeten. Nicht zuletzt trat ab dem Jahr 1942 auch eine deutliche Konkurrenz zur SS auf, welche erfolgreich versuchte, alle Kompetenzen in Sachen Kommandoeinsätze und Spionage an sich zu ziehen. Deshalb wurde die neu gebildete Division Brandenburg dem Wehrmachtführungsstab (WFSt) am 1. April 1943 direkt als reguläre Eingreifreserve unterstellt. Kommandoeinsätze wurden ab diesem Zeitpunkt entweder von Verbänden der Waffen-SS, dem Regiment Kurfürst oder der Frontaufklärungstruppe II durchgeführt, welche einen großen Teil des kommandogeschulten Personals des Sonderverbandes Brandenburg übernahmen (allein 350 in die Jagdverbände der Waffen-SS).

Das Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 steigerte dessen Misstrauen gegenüber der Wehrmacht und besonders auch gegen die Division Brandenburg, da diese eine Schöpfung des denunzierten Widerstandsangehörigen Admiral Wilhelm Canaris war. Außerdem rückte die Rote Armee Anfang September 1944 in Bulgarien ein und drohte bald die deutschen Heeresgruppen auf dem Balkan anzugreifen. Unter diesen Umständen entschloss sich die Wehrmachtführung am 13. September 1944 die Regimenter der Division Brandenburg im Raum Belgrad zusammenzuziehen und zu einer regulären Panzergrenadierdivision umzuwandeln. So wurde die Kommandoeinheit im Zuge dieser Entwicklung zunächst in eine motorisierte Infanteriedivision umgegliedert und erhielt am 15. September 1944 den Namen Panzer-Grenadier-Division Brandenburg. Dazu wurde das 3. Regiment, das gerade in Italien stand, herausgelöst und als M.G.-Bataillon Generalfeldmarschall Kesselring verselbständigt. Das Personal des 4. Regimentes wurde auf die Regimenter 1 und 2 aufgeteilt, die nunmehr als Jäger-Regiment 1 Brandenburg bzw. Jäger-Regiment 2 Brandenburg den Kern der neuen Division bildeten. Dabei wurden Mitte Oktober 1944 auch Teile der Sturm-Division Rhodos eingegliedert. Am 20. Dezember 1944 folgte der Zusammenschluss der Panzer-Grenadier-Division Brandenburg mit der Division Großdeutschland zum Panzerkorps „Großdeutschland“. Da die Division innerhalb weniger Monate schwere Verluste erlitt, wurde im Februar 1945 eine Umgliederung und Auffrischung erforderlich. Am 10. März 1945 kam der Verband deshalb als Panzer-Grenadier-Regiment Brandenburg wieder zum Einsatz.

Einsätze als regulärer Verband