König Putin - Harald Kunde - E-Book

König Putin E-Book

Harald Kunde

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Beschreibung

Es geschah Ende 2034, dass sich die drei Könige Putin, Trump und Xi Jinping auf eine Dreiteilung der Welt einigten... Das einzige Land, das sich erfolgreich der Vereinnahmung durch die drei Weltmächte widersetzte, war ausgerechnet das kleine Island. König Trump hatte erst einmal seine Berater konsultieren müssen, um zu erfahren, wo dieses Land lag. In einem Telefonat teilte ihm Putin mit, dass er dieses Eiland nicht haben wollte. Als Trump erfuhr, dass das Land voller Vulkane und Gletscher wäre, verkündete er, dass auch Trans-Amerika diese »Shit-Hole-Insel« nicht haben wolle. Zumal er über den Namen eines dieser Vulkane gestolpert war: Eyjafjallajökull. Alle seine Nackenhaare hatten sich gesträubt, als er wieder und wieder versucht hatte, diesen Namen zu lesen. Ein solcher Name grenzte aus Sicht von Trump an eine Unverschämtheit. Einen Vulkan mit einem derart zungenbrecherischen Namen zu belegen. Sollten sie ihn doch behalten, ihren Eierlukull-Vulkan. Dabei hatten die Wissenschaftler behauptet, auf Inseln käme es zu Verzwergung. Diese Namen sprachen eine andere Sprache! Es bestärkte König Trump wieder einmal in seiner Einschätzung von Wissenschaftlern. Diese Eierköpfe hatten keine Ahnung. Xi fand es unter seiner Würde, sich mit einem solch trostlosen Eiland überhaupt zu beschäftigen. Und so kam es, dass Island als einziges Land unabhängig blieb. Wie das Leben so spielt...

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Für meine Töchter Melanie und Mona

Inhaltsverzeichnis

König Putin

Die Geschichte vom Profiler

Leben in Zeppelinen

Was ist mein Fernziel?

Über die Wahrheit

Auf der Demenzstation

Einleitung

Frau Klein

Marlene

Wilfried

Die Frau mit den schnellen Schuhen

Sturz

Das Ende

Frau Klein

König Putin

oder Die Aufteilung der WeltScience-Fiction

Wir schreiben das Jahr 2036.

Der Profiler lag in seinem Krankenbett und sinnierte, wie es dazu gekommen war. Gemeint war diese Dreiteilung der Welt. Und dass er jetzt jeden Tag zum Frühstück diese Kaviarbrötchen kriegte. Er konnte sie nicht mehr sehen! Wie viele Jahre war er diesen Corona-Viren und den auf Menschen übergesprungenen H5N1-Viren, den H5N1m-Viren, entkommen?! Allen Subtypen von Covid 19 und H5N1m war er entkommen. Und nun hatte ihn ein neuartiges Virus, das angeblich Antikörper vernichtete, erwischt. So war das Leben. Es ging zu Ende. Aber wie hatte die Misere begonnen?

Das Unheil begann damals in der ersten Hälfte der 20er-Jahre dieses Jahrhunderts, als ein Labor der Firma Alphabet im Silicon Valley dieses Mittel gegen das Altern entdeckt hatte. Es war ihnen gelungen ein Virus zu züchten, das bei der Zellteilung verhinderte, dass sich Endstücke der Chromosomen, die sogenannten Telomere, verkürzten. Sie hatten es A3- Virus (»Alphabet anti aging virus« oder kurz »Triple-A-Virus«) getauft. Das Triple-A-Virus war durch gezielte Mutation des Tollwut-Virus geschaffen worden. Erster Schritt war eine Mutation derart, dass das Virus nicht nur Nervenzellen, sondern alle Zellen des Körpers befiel. Das resultierende Virus behielt dabei seine Grundeigenschaft: Es konnte die Blutschranke zum Gehirn überwinden und sich dann entlang der aktiven Ketten über die Synapsen zwischen den Neuronen über das gesamte Gehirn ausbreiten – und seine unheilvolle oder im Triple-A-Virus heilsame Wirkung entfalten. Voraussetzung war allerdings eine Personalisierung. Durch eine geeignete Proteinhülle musste das Virus vor dem Immunsystem des Probanden geschützt werden. Die Entwicklung dieses Proteins machte das Verfahren sündhaft teuer, sodass sich diese Verlangsamung der Alterung nur reiche Menschen leisten konnten. Warum nur Verlangsamung der Alterung? Nun, das Virus konnte leider nicht das gesamte Gehirn erreichen. So konnten nicht alle Bereiche des Frontalhirns erreicht werden, was u.a. bedeutete, dass der Verfall der Impulskontrolle nicht aufgehalten werden konnte. Dasselbe galt für Bereiche der sogenannten Spiegelneuronen, in denen besonders das Empathie-Zentrum betroffen war und für ein paar andere Bereiche des motorischen Zentrums.

Der damalige Präsident der USA, Donald Trump – er war zum zweiten Mal Präsident der USA geworden -, verhängte kurz nach der Entdeckung ein Exportverbot. Es stellte sich aber schnell heraus, dass es dafür schon zu spät war. China war eines der ersten Länder, in denen das Verfahren kopiert wurde. Russland folgte kurz danach. Donald Trump war auch einer der ersten VIPs, an denen das Verfahren angewendet wurde. Das schien damals ethisch vertretbar, da seine Empathie und Impulskontrolle ohnehin kaum entwickelt waren. Einzig die Auswirkungen auf das motorische Zentrum bereiteten den Beratern Sorge. Man konnte damals noch nicht genau abschätzen, welche Teile betroffen sein würden. Der Präsident wischte aber seinerzeit alle Bedenken seiner Berater einfach beiseite. Und das hatte seinen Grund.

Die Republikanische Partei hatte in der Zeit sowohl im Senat als auch im Repräsentantenhaus eine Zweidrittelmehrheit erreicht. Es bestand die reelle Chance, die Verfassung zu ändern und diese unsägliche Beschränkung auf 2 Präsidentschaftsperioden zu kippen. Und es gelang. Trump hatte jetzt die Möglichkeit, ähnlich wie der Staatspräsident Chinas, Xi Jinping, Präsident auf Lebenszeit zu werden. Und da kam dieses Verfahren zur Verlangsamung des Alterns aus dem Silicon Valley gerade recht. Alles passte.

Xi fand das zwar nicht, aber er war ein sehr geschmeidiger Mensch. Nicht nach innen! Nur nach außen, versteht sich. Er war 1953, im Jahr der Schlange, geboren, sodass die Geschmeidigkeit – zumindest aus Sicht chinesischer Astrologie – selbstverständlich war. Es gab ja zu den 12 Tierkreiszeichen 5 Elemente: Erde, Holz, Feuer, Wasser und Metall, sodass sich wesentliche Eigenschaften menschlicher Charaktere alle 60 Jahre wiederholten – aus chinesischer Sicht. 1953 stand im Zeichen des Wassers. Xi war also, etwas präziser, eine Wasserschlange. Sein Kollege Trump war, nebenbei bemerkt, 1946, also im Jahr des Hundes mit Element Feuer geboren. Er war damit nach chinesischer Astrologie ein sogenannter Feuerhund. Von daher war sein etwas jähes Temperament aus chinesischer Sicht nur verständlich. Man konnte mithin aus guten Gründen nachsichtig sein.

Trumps Kollege Putin in Russland hatte es Trump vorgemacht. Auch er hatte Anfang der 20er-Jahre die Verfassung so ändern lassen, dass er die Macht ohne zeitliche Beschränkung auf 2 Perioden behalten konnte, indem er zunächst eine Verfassung entwerfen ließ, in der der Präsident fast absolutistische Vollmachten hatte. Begründet wurde diese Stärkung des Präsidentenamtes mit den Bedrohungen von außen und dass es deshalb einen starken Präsidenten brauchte. Außerdem wurde in der Verfassung internationales Recht weitgehend zugunsten von russischem Recht außer Kraft gesetzt. Zustimmung von den Nationalisten im Land und einem Großteil der Bevölkerung war gewiss. Zumal Putin immer darauf hinwies, dass es nicht um ihn ginge, sondern um das Land. Eine schicksalhafte Fügung, nämlich das weltweite Auftreten des Corona-Virus in der Zeit, erlaubte es, größere Ansammlungen zu verbieten. Dadurch gab es in ganz Russland keine größeren Demonstrationen gegen die neue Verfassung. Da es in der neuen Verfassung um ein völlig neu zugeschnittenes Präsidentenamt ging, griff die alte 2-Amtszeiten-Regelung nicht mehr. Ende der 20er-Jahre wurde dann noch ein zusätzlicher kleiner Passus zur Stärkung der Mitwirkung des Volkes aufgenommen: Das Volk sollte die Möglichkeit erhalten, zu bestimmen, ob ein amtierender Präsident die Möglichkeit erhalten sollte, noch einmal anzutreten. Niemand konnte ernstlich etwas gegen ein solches Plebiszit haben. Der Rest war Geschichte. Putins chinesischer Kollege Xi hatte sich ja schon vor Jahren zum Präsidenten auf Lebenszeit gemacht. Xi wusste, dass Putin 1952 und damit im Jahr des Drachen mit Element Wasser geboren war. Seine Berater rieten ihm daher, Vorsicht gegenüber dem Kreml-Chef walten zu lassen. Allerdings verstanden sich Wasserdrachen und Wasserschlangen gemäß chinesischem Horoskop i.a. gut. Das Wasser mäßigte die Gefährlichkeit des Drachen, machte ihn sozusagen auskömmlicher. Trotzdem: Der Drache galt in China als das mächtigste Symbol, weil er viele Eigenschaften der anderen Symbole in sich vereinen konnte.

Diese drei Staatenlenker waren zur damaligen Zeit die mächtigsten Männer der Erde. In diesem Bewusstsein hatten sie dann 2026 das Format der G3 gegründet. Das G7-Format hatten sie abgeschafft. Es gab noch das G20-Format, in das sie aber später nur noch ihre Stellvertreter entsandten. In der G3-Gründungssitzung, die damals auf Einladung des russischen Präsidenten Putin in Sotschi stattfand, diskutierten die drei Staatenlenker zum ersten Mal jenes Vorhaben, die Welt in 3 Interessenssphären aufzuteilen. Die Aufteilung selbst sollte in einem Folgetreffen erfolgen. Tatsächlich dauerte es dann noch über 8 Jahre, bis man sich über die regionale Aufteilung einigte. In der Gründungssitzung selbst stritten die drei Staatenlenker lange darüber, welchen Titel sie zukünftig tragen sollten. Sie einigten sich dann auf den Titel »König«. Mancher mag sich fragen, warum sie angesichts der zu erwartenden Größe ihres jeweiligen zukünftigen Einflussgebietes nicht gleich den Titel Kaiser wählten. Aber das war kein Thema. Man vermutete, dass jeder der drei letztlich nach der alleinigen Macht strebte und da brauchte es natürlich noch eine mögliche Steigerung im Titel. Deshalb waren alle drei mit der Wahl des Titels »König« zufrieden.

Im September 2034 war es dann zu diesem denkwürdigen Treffen in der Antarktis gekommen. Die drei Staatenlenker hatten sich lange auf keinen Tagungsort einigen können, weil sie überall Abhöreinrichtungen vermuteten. Deshalb war die Wahl schließlich auf die Antarktis gefallen. Eine Schweizer Firma hatte Ende der 20er-Jahre den Auftrag erhalten, dort ein riesiges Hotel im Eis zu bauen. Die Architektur sollte atemberaubend werden. Das Hotel war weitläufig mit einer Glaskuppel überdacht, die so groß war, dass sogar Raum für einen kleinen Golfplatz war. Sowohl die USA als auch China und Russland hatten jeweils ein umfangreiches Qualitätssicherungsteam in das Projekt entsandt. Diese Teams überwachten jeden Schritt der Ausführung. Wegen immer wiederkehrender großer Abbrüche an der Grenze von Land- und Meereis, aufgrund deutlich gestiegener Temperaturen in der Antarktis, war die Auswahl des Ortes auf der riesigen Eisfläche schon eine Herausforderung gewesen. Die Bauphase dann erst recht. Das Projekt zog sich über 5 Jahre hin. Proteste der Umweltbewegungen der Erde hatten die 3 Könige als lächerlich und kleinkariert abgetan. Auch die Empörung, als entschieden wurde, große Kolonien von Kaiserpinguinen abzudrängen, weil deren Hinterlassenschaften das Eis bis ins Weltall sichtbar ockergelb färbten, beeindruckte sie nicht.

Die Vorbereitungen für dieses Treffen im Eis hatten viel Zeit beansprucht. Nicht nur bei den Beratern, die um die möglichen Alternativen einer Aufteilung gerungen hatten, sondern auch bei den Staatenlenkern selbst. Alle drei hatten sich auf Empfehlung ihrer jeweiligen strategischen Berater einer sogenannten Faszienversteifung des Gesichts unterzogen. Die Faszien sind bekanntermaßen eine Struktur aus klebrigen Fäden und Bändern, die eine Art flexibles Gerüst unter der Haut bilden und diese so geschmeidig und weitgehend faltenfrei halten. Die Versteifung diente nun dazu, die Gesichtszüge i.w. unbeweglich zu machen. Insbesondere die Faszien um die Augen waren hier sehr wichtig. Was war der Grund für diese Maßnahme? Nun, es ging darum, bei den Verhandlungen um die Aufteilung ein Pokerface zu haben, sich möglichst keine Regung anmerken zu lassen. Das hatte u.a. den sogenannten Krokodil-Effekt zur Folge, d.h. die Augen waren unbeweglich und ähnelten in ihrer Starrheit denen eines Krokodils. Der Mundbereich war aus naheliegenden Gründen ausgespart. Da sich dieser Bereich somit als einziger während eines Gesprächs bewegte, führte dies dazu, dass ein Gegenüber verstärkt auf den Mund schaute, um kleinste Regungen zu erkennen, getreu dem Motto des früheren amerikanischen Präsidenten George Bush sen.: „Read my lips!“. So waren Menschen halt über die Äonen der Evolution geprägt: Sie fokussierten auf Bewegung.

König Trump und seine Berater flogen als erste mit mehreren großen Hubschraubern der Army ein. Er und alle seine Begleiter trugen große Sonnenbrillen gegen das gleißende Licht von Sonne und Eis des antarktischen Frühlings, Es war September. Und natürlich steckten alle in wärmenden Schneeanzügen in den Farben der amerikanischen Nationalflagge. Denn trotz Frühlingszeit in der Antarktis stiegen die Temperaturen hier selten über minus 20°C. König Trump fand sich in seiner Einschätzung zum Klimawandel bestätigt. Außerdem war doch, seiner Ansicht nach, klar, dass angesichts solcher Temperaturen hier etwas Erwärmung der Erde nur positiv sein konnte. Als König Trump mit seiner Entourage Richtung Konferenzsaal wandelte, ignorierte er das ganze Geschrei der Pressemeute, die seinen Weg begleitete. Da war es wieder. Dieses merkwürdige Phänomen, dass auf Trumps rechter Seite eine größere Lücke in seiner Entourage war, so als würden seine Berater, Mitarbeiter und Minister seine Nähe meiden. Aber nur auf dieser Seite. Ein Rätsel. Doch es blieb nicht viel Zeit, darüber zu rätseln, denn draußen auf dem Eis war soeben König Putin mit seiner Entourage gelandet. Die Presseleute wandten sich größtenteils ab und eilten zur Landestelle. König Trump stieg zusehends die Zornesröte ins Gesicht, als er sah, wie sich der russische König geradezu aalte in der Aufmerksamkeit dieser Pressegeier. Er hatte keine Lust, sich das anzusehen, und eilte mit seinem Anhang weiter Richtung Hoteleingang. Er war nicht wenig überrascht, als er dort einen Pulk rot gekleideter Menschen sah und in ihrer Mitte jemand, der aussah wie König

Xi. Ein Empfangskomitee? Beim Näherkommen sah er es: Das war tatsächlich König Xi! Wie hatte es dieser Hurensohn geschafft, vor ihm da zu sein? Und wieso hatten ihn seine Berater nicht darüber informiert. König Trump fühlte sich, als ob er gleich platzen würde. Er musste unbedingt sofort eine seiner »Anti-Raging-Pills« nehmen. Einer seiner Sicherheitsleute hielt ihm bereits in weiser Voraussicht die schneller wirkende flüssige Variante hin, in einem kleinen goldenen Gefäß. Wenn Blicke hätten töten können, wäre der Security Mann jetzt tot umgefallen - und dies trotz Faszienversteifung im Gesicht seines Chefs. König Trump riss dem Mann das Gefäß aus der Hand, öffnete den Verschluss und schüttete sich die Flüssigkeit blitzschnell in den Rachen. Schon wenig später gelang es ihm, ein Grinsen aufzusetzen und er schritt auf König Xi zu, um ihn zu begrüßen.