Konzeptionsentwicklung für den Ganztag - Ulrike Glöckner - E-Book

Konzeptionsentwicklung für den Ganztag E-Book

Ulrike Glöckner

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Beschreibung

Konzeptions- und Qualitätsentwicklung bedingen sich gegenseitig und sind gleichzeitig ein nie endender Prozess. Also machen Sie sich auf den Weg! Dieses Buch dient Ihnen dabei als Kompass und zeigt Schritt für Schritt auf, wie Sie Ihre pädagogische Haltung, Ihre Vorgehensweisen und Alltagshandlungen begründet darstellen können. "Damit wir wissen was wir tun und wie wir was tun" ist dabei das Motto. Machen Sie sich gemeinsam auf den Weg  zu einer Konzeptionsentwicklung!

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Qualität in Ganztag, Hort und SchulkindbetreuungHerausgegeben von Dr. Manja Plehn

KONZEPTIONSENTWICKLUNG FÜR DEN GANZTAG

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2023

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Gesamtgestaltung und Satz: Sabine Ufer, Leipzig

Annett Jana Berndt, Radebeul

E-Book-Konvertierung: Newgen Publishing Europe

ISBN (Print) 978-3-451-39441-6

ISBN (EPUB) 978-3-451-82891-1

ISBN (PDF) 978-3-451-82892-8

Inhalt

Einleitung

1. Auf einen Blick: Grundlagen der Konzeptionsentwicklung

1.1 Was ist eine Konzeption?

1.2 Warum ist eine Konzeption notwendig?

1.3 Aufbau einer Konzeption – mögliche Inhalte & Struktur

1.4 Vorgehensweise bei der Entwicklung der Konzeption

1.5 Zeitschiene und Arbeitsverteilung

1.6 Textformulierung und Layout

1.7 Rolle der Leitung

1.8 Geeignete Methoden zur Erarbeitung

2. Konzeptionsbaustein I: Die Rahmenbedingungen

2.1 Das „Eiserne Dreieck der Strukturqualität“

2.2 Räume/Grundriss des Hauses

2.3 Gesetzliche Grundlagen

3. Konzeptionsbaustein II: Pädagogische Grundannahmen

3.1 Leitbild – das Bild vom Kind

3.2 Professionelle Haltung – Was ist das?

3.3 Bildungs- und Erziehungsbegriff

3.4 Erziehungsziele

3.5 Partizipation

3.6 Inklusion

3.7 Schutz des Kindes vor Gefährdung

3.8 Resilienz

4. Konzeptionsbaustein III: Methodische und didaktische Umsetzung

4.1 Freispiel

4.2 Räume

4.3 Essen im Ganztag

4.4 Hausaufgaben oder individuelle Lernzeit

4.5 Tagesablauf und Übergänge

4.6 Kinderkonferenz

4.7 Beschwerdemanagement

4.8 Angebote und Projekte

5. Konzeptionsbaustein IV: Kooperation mit verschiedenen Partnern

5.1 Zusammenarbeit im Team/in multiprofessionellen Teams

5.2 Kooperation Schule/Kinder- und Jugendhilfe

5.3 Kooperation mit Eltern und Familien

5.4 Zusammenarbeit mit außerschulischen Partner:innen

5.5 Kooperation mit dem Träger

5.6 Öffentlichkeitsarbeit

6. Konzeptionsbaustein V: Qualitätsmanagement

7. Evaluation und Weiterentwicklung der Konzeption

Literatur

Einleitung

Die Vorbereitungen laufen: Der Rechtsanspruch auf ganztägige Bildungs- und Betreuungsangebote für Kinder im Grundschulter wird ab dem Jahr 2026 umgesetzt. Bisher fehlt jedoch ein einheitliches Verständnis darüber, was einen guten Ganztag ausmacht. Umso drängender die Aufgabe, bestehende Konzepte zu überprüfen, zu entwickeln und in einen Prozess zu starten, an dessen Ende eine Konzeption für die eigene Einrichtung steht.

Dieses Buch enthält konkrete Ideen und Impulse, wie alle Menschen, die mit dem Thema Ganztag konfrontiert sind, sich auf den Weg begeben können, um gemeinsam eine Konzeption für einen gelingenden Ganztag zu entwickeln. Und mit „allen Menschen“ meine ich nicht nur die Verantwortlichen in Schule, Hort oder Schulkindbetreuung, sondern gleichermaßen die Kinder und Jugendlichen.

Es ist an der Zeit, alle Betroffenen an einen Tisch zu bitten, um bereits bestehende wirksame Konzepte anzuschauen und darauf aufbauend für den Standort eine pädagogische Konzeption zu entwickeln. Denn „guter Ganztag“ heißt, alle Angebote zusammenzudenken und den Ganztag als Einheit zu gestalten.

Wie kann der Ganztag zu einem Lern- und Lebensort werden? Dieser Ort soll für die Kinder und alle Akteur:innen im Ganztag attraktiv sein und sich im besten Fall an den Bedürfnissen aller orientieren. Durch den Wandel der Gesellschaft und die sich ständig verändernden Herausforderungen, mit denen sich Menschen konfrontiert sehen, braucht es pädagogische Antworten, die den Bedürfnissen von Kindern und Familien entsprechen.

Das heißt, den Ganztag neu zu denken, die Kompetenzen der verschiedenen Institutionen und Akteur:innen zu nutzen, formale und non-formale Bildung komplementär zu gestalten (vgl. Plehn 2023b): weg von tradierten Strukturen und hin zu bedürfnisorientiertem Arbeiten, wenn Kinder und Pädagog:innen bis zu acht Stunden oder sogar darüber hinaus sich in diesen Institutionen aufhalten.

Mit dem Ganztag erfolgt ein chancengerechtes und familienfreundliches Bildungs- und Betreuungsangebot, das Teilhabe fördert.

Ganztag kann unterschiedlich aussehen: Schule und Hort, Schule und Schulkindbetreuung, Schule und externe Partner:innen, Ganztagsschule gebunden, teilweise gebunden oder offen. Um die Qualität des Ganztags zu entwickeln, ist es sinnvoll, eine pädagogische Konzeption zu entwickeln. Der Hort muss es sogar, damit eine Betriebserlaubnis erteilt wird.

Durch die Konzeptionsentwicklung für den Ganztag gelingt eine notwendige Profilierung dieses Tätigkeitsfeldes. Mit allen Akteur:innen werden Ziele erarbeitet, ein Leitbild definiert und damit Identifikation hergestellt. Dieser gemeinsame Prozess ermöglicht allen Beteiligten eine fachliche Auseinandersetzung zum Wohl des Kindes und schafft die Basis, eine pädagogisch fundierte, facettenreiche Bildungsbegleitung zu gestalten – die vielleicht eine Herausforderung bedeutet für Konventionen des bestehenden Bildungssystems.

Je nachdem, in welchem Format Ihr Ganztag gelebt wird oder Sie ihn neu leben möchten, empfiehlt es sich, das Buch von Anfang bis Ende durchzuarbeiten.

Zum Einstig ins Thema erhalten Sie einen kurzen, prägnanten Überblick über die zentralen Aspekte und Grundlagen der Konzeptionsentwicklung. Hier werden auch Fragen zum „Wie entwickeln“ beantwortet: Sie finden hilfreiche Methoden, die Sie im Entwicklungsprozess einsetzen können. Die Rolle der Leitungen im Ganztag wird besonders betont.

Der folgende Konzeptionsbaustein I befasst sich mit den Rahmenbedingungen (Strukturqualität) des Ganztags wie Betreuungszeiten, Format, Personal etc. Der Konzeptionsbaustein II stellt die pädagogischen Grundannahmen (Orientierungsqualität) vor; als weitere Bausteine folgen die methodisch-didaktische Umsetzung (Konzeptionsbaustein III, Prozessqualität), die Kooperation mit verschiedenen Partner:innen (Konzeptionsbaustein IV) und schließlich im Konzeptionsbaustein V das Qualitätsmanagement.

Jeder Baustein beinhaltet einen

• kurzen fachlichen Input, der in das jeweilige Thema einführt,

• sowie eine Beschreibung der Methode, die zur Erarbeitung gewählt werden kann.

Grundlegende Informationen, wie Sie ihre Konzeption anschließend evaluieren und weiterentwickeln können, bilden den Abschluss des Bandes.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und Freude beim Entwickeln Ihrer Ganztagskonzeption.

Ulrike Glöckner

1. Auf einen Blick: Grundlagen der Konzeptionsentwicklung

Das Vorhaben, gemeinsam eine Konzeption für den Ganztag zu entwickeln, ist der erste Schritt. Gemeinsam bedeutet, dass alle Akteur:innen, die für den Ganztag verantwortlich sind, diese Aufgabe meistern wollen.

Die folgenden Inhalte dienen dazu, zu klären, wozu diese Konzeption nützlich ist und welche Inhalte sie haben soll. Die Darstellung einer möglichen Gliederung hilft Ihnen, den für das vorhandene Format des Ganztags passenden Konzeptionsaufbau zu finden. Bevor die Akteur:innen in die Entwicklung einsteigen, gibt es vorab einiges zu klären und vorzubereiten. Die vorgestellten Methoden zur Erarbeitung sollen Sie inspirieren, den für Ihr Konzeptionsteam passenden Weg einzuschlagen.

1.1 Was ist eine Konzeption?

Definition

Grundsätzlich ist eine Konzeption „… die verschriftlichte Arbeitsgrundlage des Trägers und der Mitarbeiter*innen einer Einrichtung (…) und verbindliche Grundlage für das Handeln der einzelnen Fachkräfte. Sie ist darüber hinaus ein wichtiges Instrument, das Profil einer Einrichtung nach außen zu vermitteln und die Arbeit für Eltern und Kooperationspartner transparent zu machen“ (Orientierungshilfe zur Erstellung einer pädagogischen Konzeption für Kindertageseinrichtungen des KVJS Baden-Württemberg, Mai 2015).

Für Kindertageseinrichtungen, deshalb auch für Horte, sind Konzeptionen für eine Betriebserlaubnis verpflichtend. Für den Ganztag ist es nicht verpflichtend, sondern dringend notwendig, um sich von tradierten Vorstellungen für die Kooperation Schule und der Kinder- und Jugendhilfe zu verabschieden und die Entwicklung als Chance und Gewinn zu betrachten.

Eine Konzeption ist verbindlich und, wie Armin Krenz definiert, „eine schriftliche Ausführung aller inhaltlichen Schwerpunkte, die in der betreffenden Einrichtung für die Kinder, die Eltern, die Mitarbeiter:innen selbst, den Träger und die Öffentlichkeit bedeutsam sind. (…) Jede Konzeption ist damit individuell und trifft in ihrer Besonderheit nur für diese spezifische Einrichtung zu, um das besondere Profil zu verdeutlichen und unverwechselbar mit anderen Institutionen zu sein“ (Krenz 1996: 13 f.).

Die Entwicklung der Konzeption ist ein Prozess. Hier werden auch ideelle Grundlagen des Handelns in der Einrichtung abgebildet; eine Konzeption dient der Überprüfbarkeit getroffener Vereinbarungen und der Weiterentwicklung (Pesch 1996: 174).

Die Erarbeitung der Konzeption ist ein längerer (Entwicklungs-)Prozess, der unter Beteilung aller Akteur:innen stattfinden soll. Damit ist gemeint: Kinder, Eltern und Träger werden miteinbezogen. Lehrkräfte, Schulsozialarbeit, pädagogische Fachkräfte mit den jeweiligen Leitungen planen und gestalten diesen Prozess. Die Konzeption stellt dann das Ergebnis des Kommunikationsprozesses aller Beteiligten dar – eine gemeinsam erarbeitete und beschlossene Plattform der pädagogischen Arbeit für den Ganztag, für den Hort, für die Schulkindbetreuung, für die Ganztagsschule. Sie zeigt sowohl den Ist-Stand als auch den Soll-Stand.

Hinweis

Entscheidend für das Gelingen der Entwicklung ist maßgeblich das Handeln der Leitungen, damit sind die Leitungen des Ganztags gemeint. Ist es die Schulleitung, die Leitung für den Nachmittag, den Hort? Wer zeigt sich verantwortlich bzw. wie kann die Öffnung des Ganztags mit welchen Kooperationspartner:innen gestaltet werden? Denn die Leitungen strukturieren den Prozess in machbare Schritte, motivieren ihre Teams und überprüfen am Ende die Ergebnisse auf Umsetzbarkeit. Und die Evaluation der Inhalte sichert die Weiterentwicklung der Konzeption und damit die Weiterentwicklung des Ganztags.

1.2 Warum ist eine Konzeption notwendig?

Aufgrund der stufenweisen Einführung des Rechtsanspruchs auf ganztägige Bildung von Kindern im Grundschulalter ab 2026 ist es unabdingbar, sich um ein gemeinsames Grundverständnis und um Qualitätsmerkmale zu kümmern. „Ganztagsbildung zielt (…) auf verschiedene Institutionalisierungsformen, in denen formale, non-formale und informelle Bildungsprozesse durch die organisatorische, inhaltliche und personelle Verschränkung zu einem integrierten Ganzen zusammengeführt werden“ (AGJ 2022: 4; vgl. Coelen & Otto 2008).

Manche Träger fordern bisher zumindest ein Kooperationskonzept von Schule und Kinder- und Jugendhilfe oder erarbeiten eine Konzeption in Anlehnung an das Sozialgesetzbuch 8 (SGB VIII).

Für die Kinder- und Jugendhilfe ist die Konzeption zunächst einmal die Voraussetzung für die Erteilung der Erlaubnis für den Betrieb einer Kindertageseinrichtung. Jede Einrichtung ist dazu verpflichtet, beim überörtlichen Träger eine Konzeption vorzulegen und diese kontinuierlich weiterzuentwickeln. In § 45 SGB VIII ist die Erteilung der Erlaubnis für den Betrieb einer Einrichtung festgelegt: „3 (3) Zur Prüfung der Voraussetzungen hat der Träger mit dem Antrag die Konzeption der Einrichtung vorzulegen, die auch Auskunft über Maßnahmen der Qualitätsentwicklung und -sicherung gibt.“

So bildet die Konzeption einen Teil der Qualitätsentwicklung, die ebenfalls gesetzlich verankert ist. In § 22a SGB VII heißt es: „Die Träger der öffentlichen Jugendhilfe sollen die Qualität der Förderung in ihren Einrichtungen durch geeignete Maßnahmen sicherstellen und weiterentwickeln. Dazu gehören die Entwicklung und der Einsatz einer pädagogischen Konzeption als Grundlage für die Erfüllung des Förderungsauftrages sowie der Einsatz von Instrumenten und Verfahren zur Evaluation der Arbeit in den Einrichtungen“ (§ 22a Abs. 1 SGB VIII).

Die Akteur:innen machen sich im Prozess der Konzeptionsentwicklung und der Evaluation ihre Arbeit bewusst und erarbeiten darüber hinaus Inhalte, die noch nicht in der Praxis vorhanden sind. Das heißt, die Konzeption zeigt, welches Profil sich der Ganztag gibt, welches (Qualitäts-)Niveau die Arbeit fundiert. Sie ist die individuelle Adaption des – gesetzlich festgeschriebenen – Erziehungs- und Bildungsauftrages.

Die Konzeption

• zeigt das Profil des Lern- und Lebensortes Schule

• schafft Identität für alle Beteiligten zum Wohl des Kindes

• ist die Grundlage der pädagogischen Arbeit für den ganzen Tag

• dient zur Qualitätsentwicklung und -sicherung

• sorgt für Transparenz gegenüber Eltern und Öffentlichkeit

• gibt Sicherheit und Orientierung für alle Akteur:innen im Ganztag und beugt Missverständnissen vor

• hilft neuen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen sich einzufinden und sorgt damit auch für eine höhere Mitarbeiter:innenbindung

1.3 Aufbau einer Konzeption – mögliche Inhalte & Struktur

1. Vorwort

Im Vorwort kommt der Träger zu Wort: Es finden sich Absichtserklärung, Motivation und die perspektivische Sicht des Trägers. Hinzu kommen Aussagen über Qualitätsentwicklung für die Kinder mittleren Alters, die Bedeutung einer hochwertigen Bildung, Erziehung und Betreuung.

Das Vorwort schreibt in der Regel der/die Verantwortliche des Trägers und zeigt sich damit verantwortlich für diese Arbeit. Selbstverständlich kann auch das Konzeptionsentwicklungsteam in Abstimmung mit dem Träger den Text verfassen.

→ Konzeptionsbaustein I, S. 27–42

2. Rahmenbedingungen (Strukturqualität)

Die Rahmenbedingungen sind auch als „Strukturqualität“ zu bezeichnen. Hier finden sich folgende formale Eckdaten, die der pädagogischen Arbeit einen Rahmen geben: Träger, Lage, Beschreibung des Sozialraumes, Öffnungszeiten, Betreuungsformen, Personal und -schlüssel, gesetzliche Grundlagen, Räume (evtl. mit Grundriss) etc.

→ Konzeptionsbaustein II, S. 43–73

3. Pädagogische Grundlagen (Orientierungsqualität)

Dieser Punkt ist der grundlegendste für die pädagogische Arbeit. Hier findet sich das Leitbild, das Bild vom Kind, die Haltung und Rolle der Pädagog:innen, die Definition von Bildung und Erziehung, Erziehungsziele, entwicklungspsychologische Erkenntnisse, Hinweise zu Partizipation, Inklusion, Kinderschutz und Resilienz.

→ Konzeptionsbaustein III, S. 74–97

4. Umsetzung der pädagogischen Arbeit (Prozessqualität)

Hier werden die Kernprozesse des täglichen Handelns und des Profils beschrieben und dargestellt, wie sich die Grundannahmen in der pädagogischen Praxis zeigen: Das freie Spiel/Gestaltung der Freizeit ist maßgebend für die Gestaltung des Tages; die Darstellung des Tagesablaufs, die Rhythmisierung; die Hausaufgaben oder individuelle Lernzeit, das Mittagessen, die Kinderkonferenz usw.

→ Konzeptionsbaustein IV, S. 102–107

5. Zusammenarbeit mit der Schule

Dieser Punkt erhält je nach Format des Ganztags eine unterschiedliche Gewichtung. Wird die Konzeption von allen Akteur:innen erarbeitet, sind die Inhalte bereits in den vorherigen Punkten verankert. Handelt es sich um ein additives Format, also Hort oder Schulkindbetreuung oder andere Kooperationen für den Nachmittag, wird dieser Gliederungspunkt ausführlicher bearbeitet.

→ Konzeptionsbaustein IV, S. 99–101; 108–111

6. Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams, mit Familien, Träger und anderen Institutionen

Hier werden die Ziele der jeweiligen Zusammenarbeit und beispielhaft deren Umsetzung dargestellt.

→ Konzeptionsbaustein IV, S. 112 f.

7. Öffentlichkeitsarbeit

Dieser Punkt beschreibt die verschiedenen Formate, mittels derer Öffentlichkeitsarbeit betrieben wird sowie die möglichen Ziele des Vorgehens.

→ Konzeptionsbaustein V, S. 114–118

8. Qualitätsentwicklung und -sicherung

Wenn die Einrichtung über ein bestehendes Qualiätsmanagementsystem verfügt, wird dieses beschrieben, oder es werden die Instrumente vorgestellt, mit denen Qualität entwickelt, gesichert und verbessert wird.

9. Schlusswort

Im Vorwort der Konzeption finden sich die ideellen Grundlagen und Werte sowie ggf. die Beschreibung der innovativen Dimension des Vorgehens. Denn für viele ist, wenn nicht gesetzlich erforderlich, die gemeinsame Entwicklung einer Konzeption ein Novum, der Beginn eines wichtigen, gemeinsam erarbeiteten Prozesses.

Im Abschnitt Rahmenbedingungen werden die Strukturen beschrieben, die für die pädagogische Arbeit gegeben sind. Hierzu gehören auch die jeweiligen gesetzlichen Bestimmungen auf nationaler und länderspezifischer Ebene sowie international gültige Rechte (z. B. Kinderrechte).

Die Beschreibung der pädagogischen Grundlagen – d.i. die Darstellung der Orientierungsqualität – und des zur Umsetzung nötigen Fachwissens aus den unterschiedlichen Disziplinen ist das Herzstück jeder Konzeption. Hier werden die das pädagogische Arbeiten bestimmenden Erkenntnisse benannt. Diese pädagogischen Grundannahmen definieren das WARUM der Arbeit. Auf diesem WARUM basiert die Umsetzung in die pädagogische Praxis.

Die Kooperation mit der Schule ist ein entscheidender Punkt, der auf jeden Fall mit der Schule zu erarbeiten ist, wenn nicht sowieso alle Akteur:innen an der Erarbeitung mitwirken.

Die Erläuterung der Zusammenarbeit mit dem Team, Eltern und Familien, Träger und anderen Institutionen erfolgt in separaten Gliederungspunkten. Darin werden jeweils die Ziele und die Art der Umsetzung beschrieben.

Hinweise zum Qualitätsmanagement runden die Konzeption ab: Wie kann gesichert und wertgeschätzt werden, was im Prozess erarbeitet und geleistet wurde? Welche Tools stehen zur Verfügung, um die Qualität immer wieder zu überprüfen und weiterzuentwickeln?

Jede Konzeption endet mit einem Schlusswort oder einem Ausblick. Hier können zum Beispiel nochmals die Kinder zu Wort und Bild kommen – vielleicht finden sich Aussagen dazu, was sie sich wünschen und was sie brauchen.

Hinweis

Prinzipiell gilt: Je wichtiger ein bestimmter Inhalt für den Ganztag ist, desto mehr Platz räumen ihm die Konzeptionsentwickler:innen ein.

1.4 Vorgehensweise bei der Entwicklung der Konzeption

In der Phase vor der eigentlichen Konzeptionserstellung sind folgende Fragen zu klären:

• Wer arbeitet an der Entwicklung mit? Gibt es ein Steuerungsteam, zusammengesetzt aus Ganztagsleitung und Schulleitung mit Mitarbeitenden aus den jeweiligen Teams?

• Wie viel Zeit wird für die Entwicklung eingeplant? Welches Format der Treffen ist geeignet: Kleinteams, alle Akteur:innnen, die Leitungen usw.?

• Wie können Kinder, Träger und Eltern beteiligt werden und zu welchen Themen?

• Wer soll die Konzeption lesen? Welche Zielgruppe(n) soll sie ansprechen?

• Welchen Umfang soll sie haben? Oder gibt es eine Kurz- und eine Langversion?

• Kann eine externe Prozessbegleitung die Konzeptionsentwicklung unterstützen?

Abb. 1: Beispiel einer Mindmap zur Erarbeitung einer Konzeption

Vor Beginn des Entwicklungsprozesses treffen die Teams folgende Vorbereitungen:

•Bildungsplan/pläne lesen – der von der Schule als auch der aus der Kinder- und Jugendhilfe. Einige Bundesländer (Thüringen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Sachsen) haben einen Bildungsplan für die Altersspanne 0-10 oder 0-18 Jahre.

•Mindmap erstellen – mit dieser Methode lassen sich anschaulich alle Inhalte einer Konzeption auflisten. Die Hauptgliederungspunkte werden als Äste dargestellt und die dazugehörenden Unterpunkte als Zweige (siehe Abb. 1).

Sind die wichtigsten Inhalte in der Mindmap gesammelt, geht es im nächsten Schritt um eine Ausdifferenzierung, nämlich darum, wer was mit wem erarbeitet. Entscheidungen werden in der Mindmap neben den Ästen oder Zweigen notiert oder es wird ein Maßnahmenkatalog erstellt und die Ergebnisse dort festgehalten:

WAS?

WER?Unterstützerinnen und Unterstützer?

Bis WANN?

Erledigt?

1.5 Zeitschiene und Arbeitsverteilung

Ist die Mindmap mit den Inhalten für die Konzeption erstellt, folgt die Analyse:

• Gibt es Inhalte, die bereits vorhanden sind, die vielleicht nur eine Auffrischung benötigen? Sind diese Inhalten noch aktuell?

• Welche Inhalte können von Einzelnen oder in Kleingruppen vorbereitet, dann im Plenum des Teams vorgestellt und die Veränderungen anschließend in den Text eingefügt werden?

• Wurde bereits ein Redaktionsteam festgelegt?

• Welche Inhalte sind gemeinsam (neu) zu erarbeiten?

• Welche Inhalte sind mit einer externen Begleitung zu erarbeiten?

Als Nächstes wird eine Zeitschiene festgelegt und für alle sichtbar visualisiert.

Tipp

Methode Zeitschiene

Die Monate werden für einen Zeitraum von einem Jahr angelegt und jeweils auf eine Moderationskarte geschrieben. Die zwölf (oder auch mehr) Karten sind am Boden ausgelegt, und jeder Monat wird nun gemeinsam überprüft: Wie viel Zeit, wie viele Teamsitzungen stehen für die Entwicklung der Konzeption zur Verfügung? Diese Zeiten werden jeweils auf einzelnen Karten notiert und unter die Moderationskarte mit dem betreffenden Monat gelegt. Man kann auch mit Haftnotizen arbeiten, um die Teilergebnisse besser verschieben zu können.

Im bereits angelegten Maßnahmenkatalog (s.o.) werden die Ergebnisse schriftlich festgehalten.

In Ordnern – sowohl manuell als auch digital – finden alle Materialien und die entstehenden Texte ihren Platz.

Hinweis

Die Dauer der Erstellung einer Konzeption hängt davon ab, ob es sich um eine Neuentwicklung oder eine Überarbeitung handelt. Für die Entwicklung einer neuen Konzeption ist mit einem Zeitraum von eineinhalb Jahren zu rechnen – auch davon abhängig, wie viele Menschen im Ganztag arbeiten.

1.6 Textformulierung und Layout

Bevor die Erarbeitung beginnt, legen die Akteur:innen, die Steuerungsgruppe oder das Team, spezifische Begrifflichkeiten, Schreibweisen und Formulierungsregeln fest. Ein gemeinsames Wording schafft und zeigt Verbindung.

Wording und Stil:

• Wie werden die Mitarbeitenden im Ganztag genannt?

• Wird die weibliche und/oder männliche, gegenderte oder neutrale Form verwendet: Mitarbeiterin, Mitarbeiter, Mitarbeiter:in oder Mitarbeitende?

• Wird von dem Kind oder den Kindern gesprochen (Singular oder Plural)? Bleibt es bei der allgemeinen Anrede oder wird präzisiert, wenn ja, wie: Schulkinder oder Kinder mittleren Alters?

• Welche Bezeichnung des Formates für den Ganztag wird gewählt?

• Passiv-Formen vermeiden, besser aktiv formulieren.

• Keine Konjunktive wie „könnte“, „müsste“ etc. verwenden.

• Pädagogische Fachbegriffe wie zum Beispiel „Resilienz“ oder „Inklusion“ kurz erklären.

• Verschiedene Gestaltungselemente wie Listen, Fotos, Tabellen etc. verwenden; wenig, und dafür prägnanten Fließtext formulieren, um „Bleiwüsten“ zu vermeiden.

• Sollte die Konzeption auch barrierefrei formuliert werden?

Layout:

• Wer könnte das Layout übernehmen? Gibt es Ressourcen im Umfeld?

• Existiert ein Logo bzw. Logos, die zum Einsatz kommen können?

• Gibt es bereits ein Corporate Design? Oder kann das parallel zum Prozess entwickelt werden?

• Wie viel Geld steht zur Verfügung, um das Produkt drucken zu lassen? Wie „wertig“ darf die Konzeption ausfallen? Diese Wertigkeit kann sich in Farb-, Papier und Fotoauswahl ausdrücken. Die Konzeption wird das Aushängeschild Ihrer Einrichtung/Institution und schafft Identifikation.

Gestaltungsideen:

• kurze Geschichten zu einem Erlebnis aus dem Alltag, zum Beispiel, wie Kinder ihre Ideen in die Gestaltung der Räume einbringen;

• Fotos, die die Kinder selbst aufgenommen haben;

• kurze Lerngeschichten, wie zum Beispiel über eine Freundschaft der Kinder;

• Zitate der Kinder;

• Zitate der pädagogischen Fachkräfte;

• Zitate von Persönlichkeiten;

• überraschende Überschriften (durchaus aus Slogans) zu den einzelnen Gliederungspunkten, zum Beispiel: „Unser Rahmen“ oder „Unsere Orientierung“, „Sie sind unsere Partner“, „So arbeiten wir“.

1.7 Rolle der Leitung