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Kriminalfälle auf Sylt aufgeklärt vom SONDERDEZERNAT H1.
Das E-Book Krimis aus Tinnum auf Sylt - SONDERDEZERNAT H1 wird angeboten von Books on Demand und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Sültz bücher, Sueltz books, Uwe H. Sültz, Renate Sültz, Sylt
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Seitenzahl: 56
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Renate & Uwe H. Sültz – SÜLTZ AUF SYLT – Kriminalgeschichten von der Insel – Krimis aus Tinnum auf Sylt - SONDERDEZERNAT H1
SONDERDEZERNAT HÖRNUM 1
Wie alles begann:
Seinen Colt trug er locker im Halfter. Den Hut trug er tief ins Gesicht gezogen. Der lässige Gang dazu. Und jeden Morgen stieg er in die riesige schnaufende Eisenbahn, um ins Sheriff-Office zu kommen. Genau so stellte sich der 8-jährige Martin den Job seines Vaters vor … genau so!
Nun, so war der Beruf von Kriminalhauptmeister Werner Feddersen nun wirklich nicht, ganz im Gegenteil. Familie Feddersen wohnte in Hörnum auf Sylt. Zurzeit taten zwei Polizeibeamte in der Dienststelle Süd ihren Dienst. Es war Anfang der 1960‘er Jahre. Jeden Tag fuhr Kriminalhauptmeister Feddersen mit der Sylter-Inselbahn bis Westerland, in der dortigen Dienststelle wurden Neuigkeiten ausgetauscht. Von dort ging es dann weiter bis nach List. Wenn Kriminalhauptmeister Feddersen dann endlich wieder bei seiner Familie war, waren die Stiefel und die Uniform vollkommen sandig. Seine Browning HP ließ er meist verschlossen im Waffenschrank zu Hause. Seine Frau Sabine brachte zunächst einmal die komplette Dienstkleidung wieder in Ordnung, während ihr Mann das Mittagessen verschlang und auf die vielen Fragen seines Sohnes eingehen musste. „Papa, musstest du heute deine Waffe benutzen? Wie weit schießt eigentlich so eine Browning? Und was heißt HP?“ Martin war jeden Tag von diesem Beruf beeindruckt und vom Vater sehr fasziniert. „Nein, Sohn, auch heute waren alle auf der Insel so brav wie du. Da musste ich weder jemanden verhaften, noch einsperren. Und das Schießeisen sollte man am besten nie benutzen. Das HP bedeutet übrigens High Power“, antwortete der Vater. „Ja, High Power kenne ich aus meinen Batman-Heften. Und so eine Kanone hat mein Vater auch.“ Stolz machte sich Martin auf in sein Zimmer, um in seinen Comic-Heften zu lesen.
„War es wirklich ein ruhiger Tag?“, fragte Sabine. „Eigentlich schon, Schatz. Ich telefonierte heute mit Hans in NRW. Er fragte mich, ob ich mit dem Schießeisen gut auskommen würde, dabei habe ich doch noch gar nicht damit geschossen“, lachte Werner. „Hoffentlich stellt man unserer Dienststelle bald einen Dienstwagen zu Verfügung. Demnächst sind auch Aufgaben auf dem Festland zu erledigen“, so Werner weiter.
Werner und Hans Schemberg, mit dem heute telefoniert wurde, kennen sich aus dem Zweiten Weltkrieg. Beide sind jetzt 42 Jahre alt und dienten auf dem Schlachtschiff Tierpitz. Beide hatten das große Glück, ausgerechnet an dem Tag, als die Tierpitz 1944 im Krieg versenkt worden ist, an Land gewesen zu sein. Hans Schemberg ging dann zur Polizei in NRW und Werner trieb es durch die Liebe in den Norden. Freunde sind sie ein Leben lang und werden es nach den Erlebnissen immer bleiben.
Was Werner seiner Frau nicht sagte, dass es immer mehr Schmuggler an den Häfen gab. Ein Polizeibeamter wurde in List gestern Abend zusammengeschlagen. Die vier Dienststellenleiter von Hörnum, List, Keitum und Westerland trafen sich daher öfter, um über eine bessere Koordination und ein schnelleres Eingreifen zu diskutieren. Beim nächsten Treffen wurde auch der Dienstleiter der Wasserschutzpolizei von Schleswig-Holstein eingeladen.
Der Alltag von Kriminalhauptmeister Feddersen war also doch eher trist bis Anfang der 1960’er Jahre. Dann kam der große Boom auf die Insel, damit auch ganz neue Probleme. Am Morgen des 6. Juni 1964 wurde Kriminalhauptmeister Feddersen zu einem Tatort in Tinnum gerufen. Übrigens hatte der Kommissar nun seinen ersten Dienstwagen, einen VW Käfer. Ein Urlauber wurde durch einen viel zu schnell fahrenden Wagen angefahren. Leider überlebte der Urlauber nicht. Alle warteten auf Kriminalhauptmeister Feddersen.
„Moin, Herr Kriminalhauptmeister. Können wir den Toten abholen lassen?“, fragte ein Beamter der Dienststelle Westerland. „Ich will erst noch einen Blick werfen“, entgegnete Feddersen. Der Mann wurde auf dem Bürgersteig erwischt. War es Alkohol am Steuer? Es gab keine Bremsspuren. Der Bordstein war beschädigt. Kriminalhauptmeister Feddersen fiel weiterhin auf, dass die Armbanduhr des Toten blaue Lackspuren aufwies. „Lagebesprechung in der Dienststelle“, ordnete Feddersen an. „Was haben wir? Fahrerflucht. Einen Lacksplitter in Blaumetallic. Seitdem Sylt boomt, ist hier die Hölle los. Alkohol am Steuer. Geschwindigkeitsüberhöhung. Einbrüche und unser Schmuggelproblem“, fasste Kriminalhauptmeister Feddersen zusammen. „Wir müssen uns zusammenschließen, auch mit der Wasserschutzpolizei. Lasst uns ein Dezernat gründen und beantragen“, so Feddersen weiter. „Dann brauchen wir ein Morddezernat, ein Umweltdezernat, ein Schmuggeldezernat…!“, sagte ein Kollege. „Halt, halt, Jürgen! Machen wir es kurz“, schlug Feddersen vor, „ich dachte dann an ein Sonderdezernat für alle unsere Belange.“ „Du hattest ja immer schon die Idee und hast dein Hörnum mit dem Hafen gut im Griff. Dann schlage ich Sonderdezernat H1 vor. H wie Hörnum“, sagte Kriminalobermeister Gerd Hamelau aus List. Alle waren sich darüber einig und einigten sich auch, auf Kriminalhauptmeister Feddersen als Dezernatsleiter.
Einige Tage später fuhren Sabine und Werner Feddersen zum Essen nach Westerland. Danach gab es noch ein gutes Glas Wein in Kampen. Hier war ordentlich etwas los. Schicke und teure Autos, Champagner, ein Outfit eleganter als das andere. An der Bar bestellten beide ein Glas Wein und freuen sich auf das neu gegründete Sonderdezernat H1. Aber so richtig freuten sich die Eheleute nicht in dieser Umgebung. „Werner, lass‘ uns gleich nach Hause fahren, das ist doch nicht unser Ding hier“, sagte Sabine. „Du hast recht, nehmen wir lieber gemütlich noch ein Glas Wein bei uns, mein Schatz“, so Werner. „Aber warte einmal, ich habe da etwas bemerkt, gehe bitte schon zu unserem Auto.“
Sabine verließ die Bar, Werner bezahlte und ging dann auf einen Mann zu, der sich eine Zigarre mit einem Hundertmarkschein anzündete. „Moin, Kriminalhauptmeister Feddersen, Kripo Sylt.“ „Was ist los, ist das etwa verboten?“, motzte der Gast. „Nein, aber ich rieche Heroin. Gegen das Verbrennen von ihrem Geld ist nichts einzuwenden. Weisen Sie sich bitte aus“, so der Kriminalhauptmeister. „Hab‘ jetzt nichts dabei, alles im Porsche“, schnauzte der Mann. „Dann gehen wir jetzt zu ihrem Wagen“, ordnet Feddersen an.
Am Porsche 911 angekommen, öffnete der Mann seinen Kofferraum vorne und griff nach seiner Jacke. „Was ist das denn? Hat ihnen die blaue Farbe ihres nagelneuen Porsche nicht gefallen?“, staunte der Kommissar. Er sieht, dass der Kofferraum in Blaumetallic lackiert war, während der Lack außen in Viperngrünmetallic war. „So ist es, war eine Scheiß Farbe“, lallte der Mann, der anhand seiner Papiere Detlef Kofner hieß. Kommissar Feddersen schaute sich den Porsche nun ganz genau an. „Mmh, Stahlfelgen auf diesem Porsche, gehören da nicht diese neuen Fuchsfelgen drauf?“
Feddersen ließ Detlef Kofner abführen. Zum einen konnte er nicht mehr mit seinem Auto wegen des Alkoholkonsums fahren. Zum anderen wegen Verdachts auf Tötung eines Fußgängers mit Fahrerflucht.
Nun ging alles sehr schnell. Beamte in Keitum fanden die Lackiererei, in der der Porsche umlackiert wurde. Die Fuchsfelgen standen auch noch in der Halle. Eine Felge hatte eine schwere Beschädigung.
So nahm alles seinen Lauf.
Und was Porsche angeht, Kriminalhauptmeister Feddersen musste nun öfter als Sonderdezernatsleiter aufs Festland und fährt nun einen Porsche 356, mit Blaulicht natürlich.
Inseldiamanten
Es war kein Blitzüberfall in Kampen. Nicht einmal eben mit der Knarre rein, Geld raus und abhauen. Von der Insel kommt niemand unerkannt. Schon gar nicht in den 1970er Jahren. Außerdem kannte Kriminalhauptmeister Werner Feddersen alle. Also, so ging es nicht.