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Die Windkraft gilt als die Lösung für das Problem des Klimawandels und der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern. Von der Politik wird sie unter Ausblendung ökologischer, sozialer und gesellschaftlicher Probleme gepuscht. Mittlerweile hat sich ein so genannter öko-industrieller Komplex um diese Technologie gebildet, der mit allen Mitteln Kritik und offene Fragen versucht zu unterdrücken. Hier sind nun wesentliche Kritikpunkte an dieser Form der Stromgewinnung zusammengefasst und mit zahlreichen Links belegt.
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Dieter Hoffmann
Kritik der Windkraft
Ein Glossar zu den schädlichen Auswirkungen der Windkraft auf Mensch, Tier, Natur und Demokratie
Literaturplanet
Impressum
© Verlag LiteraturPlanet, 2023
Im Borresch 14
66606 St. Wendel
http://www.literaturplanet.de
Über dieses Buch: Noch immer besitzt die Windkraft-Lobby die Deutungshoheit über die von ihr verkaufte Technologie. So kann die Windkraft weiterhin massive Umweltschäden anrichten, die Tendenz zum Artenrückgang beschleunigen, das physische und psychische Wohlbefinden der Menschen schädigen und zur Aushöhlung von Demokratie und Rechtsstaat beitragen.
Informationen über den Autor auf Wikipediaund auf seinem Blog rotherbaron, wo auch eine Kurzfassung des Glossars als PDF abrufbar ist:Das Heilige Windrad als Höllenmaschine. Natur- und klimaschädliche Auswirkungen der Windkraft; vom selben Autor erhältlich: Hegel, die Dinosaurier und wir – und weitere Essays zum Natur- und Klimaschutz (2020). Unter dem Pseudnoym "Rothilda von Rotortod" ist 2020 der Roman Überdreht erschienen. Er fasst die aus dem Windkraftausbau resultierende Entfremdung von der Natur in das Bild eines Überwältigtwerdens der Menschheit durch Außerirdische.
Cover-Bild: Louis Le Breton (1818 – 1866): Buer (in der Schwarzen Magie ein Vorsteher der Hölle, dessen Glieder rad- bzw. sternförmig angeordnet sind und ihm eine flickflackartige Fortbewegung ermöglichen); 1863 (Wikimedia commons)
Das hier vorliegende Glossar ist zuerst 2016 und in einer überarbeiteten Fassung 2019 als PDF unter dem Titel Das Windstromkartell erschienen. Die jetzige Neuausgabe liegt nun auch als E-Book vor. Sie ist komplett neu gestaltet und aktualisiert worden.
Der Grund für die Neuausgabe ist mein Erstaunen darüber, dass eine derart umweltschädliche Technologie wie die Windkraft trotz der gut dokumentierten negativen Auswirkungen auf Artenschutz, menschliche Gesundheit und Demokratie noch immer als "Ökostrom" verkauft werden kann.Die Marketingstrategen, denen das gelungen ist, müssen wahrhaft sinistre PR-Genies sein. Jedes Propagandaministerium wäre neidisch auf sie.
Natürlich ist es im Prinzip nichts Neues, dass eine Lobby-Gruppe versucht, ihr Produkt mit allen möglichen Tricks in den Markt zu drücken, Kritik zu verharmlosen oder zu relativieren und notfalls auch jene zu verleumden, die ausrufen: "Der Kaiser ist nackt! Das schöne Öko-Gewand ist nur eine Illusion!" So ist einst auch die Atomstrom-Lobby vorgegangen, und deren Methoden unterschieden sich nicht groß von denen der Tabak-Lobby oder der Waffen-Lobby.
Der entscheidende Unterschied zu den Propaganda-Parolen der AKW-Lobby ist jedoch, dass es in diesem Fall unter kritisch denkenden, für eine humane Gesellschaft eintretenden Menschen einen breiten Konsens über die Schädlichkeit der jeweiligen Produkte und die Niederträchtigkeit der zu ihrer Verbreitung eingesetzten Methoden gab. Bei der Atomkraft gab es eine klare Grenzziehung zwischen jenen, die diese Technologie aus Gründen der Gewinnmaximierung und Wachstumsförderung nutzen wollten, und jenen, die es für unverantwortlich hielten, zur Befriedigung dieser Interessen die ungeheuren Gefahren der Atomkraft auszublenden.
Bei der Windstromindustrie sieht die Sache jedoch ganz anders aus. Ihren Propagandaabteilungen ist es gelungen, gerade jene für sich zu gewinnen, die für einen ökologischen Umbau der Gesellschaft eintreten. Gerade sie sind es, die es für eine "grüne" Idee halten, das gesamte Land mit gigantischen Stahlbetontürmen zuzustellen. Gerade sie verniedlichen die großflächige Natur- und Landschaftszerstörung zu einem Umbau, wie es ihn im Zuge der Veränderung von Natur in Kulturlandschaften im Lauf der Geschichte immer wieder gegeben habe.
Dies verleiht der Windkraft bis heute ein progressives Image. Noch immer wird sie nicht als das wahrgenommen, was sie ist: ein Kind der Wachstumsgesellschaft, mit dem diese ihre Existenz im postfossilen Zeitalter fortschreiben möchte. Während die Atomstromlobby als kriminelles Netzwerk skrupelloser Geschäftemacher galt, wird die Windkraftlobby noch nicht einmal als solche bezeichnet. Ihre Propagandaabteilungen erscheinen stattdessen als Beratungsagenturen, die der Politik aus reiner Menschenliebe Tipps für den beschleunigten Windkraftausbau geben.
So kommt bei jenen, die auf die Gefahren der Windenergie hinweisen, zum Leiden an der Natur- und Landschaftszerstörung das bittere Gefühl hinzu, auf verlorenem Posten zu stehen. Während auf der linken Seite des politischen Spektrums die Öko-Propaganda der Windstrom-Lobby verfängt, erliegt die alt- und neokonservativ-grüne politische Mitte dem Gewinnversprechen, mit dem der Windstromausbau und der Export der entsprechenden Technologie umkränzt wird.
Lediglich auf dem äußersten rechten Rand des politischen Spektrums machen sich einige den Unmut über den Windstromausbau zunutze. Dies geschieht jedoch in rein populistischer, stimmenfängerischer Absicht. Außerdem wird die Fremdbestimmung durch die Windstromindustrie hier mit dem Topos einer angeblichen "Überfremdung" durch die Migration verquickt.
So beschleicht Menschen, die sich der Windstrompropaganda widersetzen und sich für einen naturverträglichen Umbau der Gesellschaft einsetzen, heute oft ein Gefühl der Einsamkeit und politischen Heimatlosigkeit. Zwar gibt es mittlerweile über 1.100 Bürgerinitiativen gegen den unkontrollierten Windkraftausbau. In der öffentlichen Wahrnehmung überwiegt jedoch bis heute das positive Image der Windenergie.
Ist der Kampf also verloren? Nicht unbedingt! Zwar wird die Windkraft noch immer als Heilsbringerin gehypt. Allen Ausbauparolen zum Trotz war die Anzahl der Windkraftanlagen an Land in Deutschland jedoch 2022 nicht höher als 2017. Der Protest vor Ort scheint also doch etwas zu bewirken.
Außerdem sollte man die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Widerstands auch besser gar nicht erst stellen. In der Anti-AKW-Bewegung fühlten sich viele ebenso von der Übermacht der Atomstrom-Lobby erdrückt wie heute die Anti-WKA-Bewegung von der Windstrom-Lobby. Dennoch haben sie nicht aufgegeben und so lange auf die Gefahren der Atomkraft hingewiesen, bis die Politik ihre Bedenken zur Kenntnis genommen hat.
In diesem Sinne bleibt auch mir nichts anders übrig, als die vorhandenen Studien und Fakten zu den schädlichen Auswirkungen der Windkraft und zu den Propagandamethoden der Windstrom-Lobby immer wieder neu aufzubereiten und zu verbreiten. Vielleicht lässt sich so ja mit vereinten Kräften mit der Zeit doch ein Keil in das Lobby-Bollwerk treiben.
Noch ein Wort zu den beigefügten Links: Diese neigen leider dazu, ein Eigenleben zu führen und sich immer wieder durch die Hintertür des Netzes zu verabschieden. Notfalls müssen dann eben die Titel der einzelnen Artikel kopiert und in die Suchmaschine eingegeben werden. So können den meisten scheinbar entschwundenen Links die Tarnkappen doch wieder entrissen werden.
Anzahl Windkraftanlagen an Land: Angaben nachStatista.com
WannimmerdieWeltgemeinschaftangesichtsderdrohendenKlimakatastrophezuentschlossenem Handelnaufgerufenwird,präsentiertsichdieWindstromindustriealsRetterinhöchsterNot.Diesist bei den alljährlichen internationalen Klimakonferenzen nicht anders als bei der Bewegung derFridaysforFuture, als deren natürlicher Verbündeter die Windstromlobby sichdarstellt.
Die Gas- und Erdölverknappung infolge des Ukraine-Kriegs hat die Branche dazu genutzt, ihr Produkt als "Friedensenergie" zu verkaufen. Dabei wird geflissentlich unterschlagen, dass russisches Gas bis vor Kurzem noch ein wichtiger Bestandteil der Energiestrategie der Bundesregierung war, um die selbst von glühenden Windkraftbefürwortern gefürchtete "Dunkelflaute" abzufedern.
WersichnähermitderWindkraftbeschäftigt,wirdkaumverstehen,wiedarindieLösung allunsererKlimasorgengesehenwerdenkann.Windenergieistnichtnurunvereinbarmiteinem umfassendenNatur-undArtenschutz.Sieistdarüberhinausauchineffizientundgesundheitsschädlich.
ErstaunlicherweisewirdineinemGroßteilderMediendieMärvondersauberenWindkraftaber nachwievoralsunhinterfragbaresDogmaakzeptiert.KritischeReportagengibteszwarmittlerweile zurGenüge,dochhatdieWindkraftsichbisheuteihrgrünesImagebewahrt.AndersalsdieAtomkraft,überderengrundsätzlicheUnbeherrschbarkeitinzwischenKonsensherrscht,wirddieWindkraftnochimmerunterdiesauberenAlternativenzufossilenBrennstoffenundderAtomkraft eingereiht.
DefactozerstörtdieWindkraftjedochdas,wassiezuschützenvorgibt:dieNatur.IndemsiegleichzeitigunserLand–bzw.,wennesnachdenPlänenderWindstrombetreibergeht,ganzEuropaoder amliebstengleichdieganzeWelt–ineinreinesIndustriegebietverwandelt,führtsiezueinerumfassendenEntfremdungvonderNatur.SoerschwertsieesnachfolgendenGenerationen,daswiederaufzubauen,wasihreElternzerstörthaben,dasiedurchdievollendeteEntfremdunggarnichtmehr nachvollziehen können, was sie verlorenhaben.
Wasmichnachwievorumtreibt,istdieFrage,mitwelchenMittelnesderWindkraftlobbygelingt,ihreInteressengegenjedeökologischeundökonomischeVernunftdurchzusetzen.Wiekommtes, dass die fast schon sektiererische Energie, mit der Windstromkritiker als Häretiker diffamiertwerden, nichtalssolcheerkanntundentsprechendzurückgewiesenwird?WarumgelingtesdenWindkraftapostelnnochimmer,sichimöffentlichenDiskursihrImagealsSaubermannriegezubewahren?
Mit anderenWorten:WiefunktioniertihrPropagandaapparat?WelcheMittelwendensiean,umihre InteressenalsmitdemGemeinwohlübereinstimmenddarzustellen,undwiesiesetzensiediesekonkretdurch?
ZunächsteinmalstehtdieWindkraftfürdasVersprechen,dasswirunsereLebens-undWirtschaftsweiseauchnachdemEndederfossilenEnergieträgerohneAbstrichefortführenkönnen.SieversinnbildlichtdamitinsehrdrastischerWeisedieebensonaturzerstörerischewieklimaschädlicheFratzederWachstumsideologie.
DerBoden,aufdemdieWindkraftpropagandagedeiht,istdieAngstvon BevölkerungundRegierenden,ihrenLebensstandardbeieinemVerzichtauffossileBrennstoffeeinzubüßen.Siesuggeriert,dasseinewachstumsorientierteWirtschaftsformundeinumfassenderKlimaschutzproblemlosmiteinandervereinbarsind.
SoerzeugtsiedasGifteinerIllusion,dasesihren Anhängern erlaubt, ihren klimaschädlichen Lebenswandel ohne Abstriche fortführen zu können. AuchdeshalbschadetsiedemKlimalangfristignichtwenigeralsdasGiftderSchadstoffe,diesie einzudämmen vorgibt.
DaderWiderstandgegendieWindenergieindenletztenJahrenjedochnichtsdestotrotzstarkzugenommenhat,reichtdasSpielenaufderAngstklaviaturalleinnichtmehraus.VielmehrsetztdieWindkraftlobbyihreInteressenvielerortsinzwischenmitDruckmittelndurch,dieeinstigeAtomkraftlobbyisten vor Neid erblassen lassen würden.
AuchhierübergibteszwarBerichte,dochtauchendieseoftnurinregionalenMedienaufodersind nichtanprominenterStelleplatziert.DiehiervorliegendeÜbersichtnimmtdiemituntersubtilen, manchmalunmoralischen,zuweilenaberauchoffenkriminellenFormenderWindkraft-"Förderung" deshalbsystematischunterdieLupe.
Muirhead Bone (1876 – 1953): Kriegszeichnung aus dem nordfranzösischen Estrées-Deniécourt (1918); Wikimedia commons
GrundsätzlichsinddieWindkraftlobbyistenbestrebt,ihreAnlagenalsSegenfürMenschundNaturdarzustellen.WennderAugenschein–wieetwaimFallvonVogelleichenunterWindkraftanlagen– etwasanderesnahelegt,wirdaufdieVerharmlosungsstrategieausgewichen:VögelsterbenanFensterscheibenundaufStraßen,alsokannmansieauchdurchWindkraftrotorenschreddern.
Dieser zweckrationaleLegitimationsansatzmüssteinletzterKonsequenzauchzurRechtfertigungvonMord führen:MenschensterbenimStraßenverkehrundimKrieg,alsokannichauchmeinenNachbarnerschießen.
EineandereRechtfertigungsstrategieerklärtdasregionaleArtensterbenzueinemnotwendigenOpferaufdemAltarderWeltrettung:DieWindkraftrettetdasKlima,alsodenganzenPlaneten–dafür müssen einzelne Lebewesen oder auch ganze Arten geopfertwerden.
Dieser Logik ist die Bundesregierung2017mit einem Gesetz gefolgt, welchesdasTötengeschützterArteninbestimmtemUmfangerlaubt.DerGesetzesentwurfwurdedabeigeradezuhandstreichartiginsParlamenteingebracht:DieNaturschutzverbändebekamenEnde2016,kurzvorWeihnachten,geradeeinmal14TageZeit,umdazu Stellung zunehmen.
Die "zwingendenGründedesüberwiegendenöffentlichenInteresses",dielautGesetzestexteinAbsehenvomTierschutzerlauben,werdeninderüberarbeitetenFassungausdrücklichauf "Vorhaben privaterTräger"ausgedehnt,sofern "öffentlicheBelangeihreRealisierungerfordern"(vgl.Bundesnaturschutzgesetz,§45,Abs.7).Wasdamitgemeintist,erläutertderNachsatz: "ZudiesenBelangen gehörtderAusbauderErneuerbarenEnergien".Diesbedeutetnichtsanderes,alsdassderTier-und Naturschutz privatwirtschaftlichen Interessen geopfertwird.
DamitistdieMaskegefallen.DerWindkraftlobbyhatihrNetzausAbhängigkeitenundEinflussmöglichkeitenmittlerweilesodichtgespannt,dasssieesnichtmehrnötighat,Windkraftanlagenalsnaturverträglichhinzustellen.DaswirtschaftlicheInteresse,unterfüttertvonWeltuntergangsszenarienundderAngstvorEinschränkungenbeimenergieintensivenLebensstilderWohlstandsgesellschaft, reichtaus,umauchnochdieletztenHindernissefürdenAusbauderWindenergieausdemWegzu räumen. Wer braucht schon Natur, wenn er Windkraft habenkann?
MittlerweileistdieBranchesogardazuübergegangen,denArtenschutzgrundsätzlichinFragezu stellen.AufeinerLiniehiermitliegtdieForderung,Naturschutzverbänden,diedenNaturschutzauch beimBauvonWindkraftanlagenernstnehmen,dieöffentlicheFörderungzuentziehen(nachzulesen ineinemoffenenBriefvonJohannesLackmann,demGeschäftsführervonWestfalenWind,andasBundesumweltministerium).
Insgesamt bewegt sich die Gesetzgebung immer stärker auf die Positionen der Windkraftindustrie zu. Davon zeugt auch das 2020 beschlossene "Investitionsbeschleunigungsgesetz", das der Ankurbelung von Investitionen nach der Coronakrise dienen sollte.
Zu diesem Zweck wurden Instanzenwege bei Einspruchsverfahren gegen Infrastrukturprojekte verkürzt und Umweltverträglichkeitsprüfungen reduziert. Damit sollte ausdrücklich auch der Bau von Windkraftanlagen gefördert werden. So heißt es in dem Gesetz:
"Widerspruch und Anfechtungsklage eines Dritten gegen die Zulassung einer Windenergieanlage an Land mit einer Gesamthöhe von mehr als 50 Metern haben keine aufschiebende Wirkung".
Dies entspricht einer Legalisierung der gängigen Praxis von Windkraftfirmen, die benötigten Waldflächen schon vor etwaigen Einspruchsverfahren zu roden. Hinzu kommt noch eine Verkürzung des Instanzenweges, indem die Verfahren gleich an den Oberverwaltungsgerichten verhandelt werden.
Durch das Gesetz wurden also Naturschutz und demokratische Mitbestimmungsrechte explizit im Interesse der Windstromlobby eingeschränkt.
Dies alles geschieht vor dem Hintergrund eines dramatischen Artenschwundes. Laut einer aktuellen Studie von Catherine Finn und anderen von der Belfaster Queen's University, die die globale Bestandsentwicklung von 71.000 Wirbeltier- und Insektenarten untersucht haben, ist bei 48 Prozent aller Spezies ein Rückgang der Populationen zu beobachten. Bei an Land lebenden Insekten beträgt die Zahl sogar 66 Prozent. Zudem gibt es eine hohe Dunkelziffer, die ein noch größeres Ausmaß des Artensterbens befürchten lässt.
Matthias Glaubrecht, Professor für Biodiversität der Tiere an der Universität Hamburg, hat den politisch Verantwortlichen vor diesem Hintergrund "biologische[s] Analphabetentum" vorgeworfen. Der Artenschutz dürfe nicht isoliert betrachtet werden, sondern müsse in alle die Natur betreffenden Entscheidungen einfließen:
"Wer glaubt, mit ein paar Bienenhotels hier, einem Lerchenfenster da oder gar einer begrünten Hausfassade in der schönen neuen 'smart city' sei es in Zukunft getan, hat diese verspielt."
Breuer,Wilhelm: Lizenz zum Töten. Das Ausmaß an Tierverlusten an Windkraftanlagen.Nationalpark4/2015, S. 30 – 33 (PDF)
Finn, Catherine / Grattarola, Florencia / Pincheira-Donoso, Daniel: More losers than winners: investigating Anthropocene defaunation through the diversity of population trends. In: Biological Reviews, 15. Mai 2023 (Early View / Vorabveröffentlichung); Zusammenfassung der Ergebnisse auf wissenschaft.de: Podbregar, Nadja: Artenschwund bisher unterschätzt.23. Mai 2023
Glaubrecht, Matthias:Artenschutz als ignoriertes Thema: Das biologische Analphabetentum der Politik bringt uns noch alle um. In: Der Tagesspiegel, 16. Januar 2022
Investitionsbeschleunigungsgesetz:Entwurf eines Investitionsbeschleunigungsgesetzes; (PDF), 2. August 2020; im Kabinett beschlossen am 20. August 2020; zitierte Passagen: S. 7 und 22
Lackmann, Johannes (Geschäftsführer von WestfalenWIND): Offener Brief an Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium; 20. Mai2019
NABU:NeueAttackenaufdenArtenschutz.ZurÄnderungdesBundesnaturschutzgesetzes;Dezember2016
Romberg, Johanna: Windenergie und Vögel: "Die Opferzahlen sind viel höher als gedacht". Interviewauf geo.de, Juli2019
FürWindrädersiehtdasBaurechteinvereinfachtesGenehmigungsverfahrenundeineverkürzte Umweltverträglichkeitsprüfungvor(vgl.StichwortEinschränkung demokratischer Mitbestimmungsrechte).Esgibtallerdingsauch Fälle,indenenselbstdieseeingeschränktenPrüfverfahrennichtodernurunzureichendangewendet werden.
Diese Gefahr bestehtinsbesonderedann,wennschonVorverträgemitderjeweiligenKommuneabgeschlossenwordensind.Gerichte haben in diesen Fällen in der Vergangenheit immer wieder Baustopps verhängt oder sogar Betriebsgenehmigungen entzogen.
Die politische Reaktion darauf war nicht etwa eine verstärkte Kontrolle bei den Genehmigungsverfahren. Vielmehr hat die Politik dem Druck der Windkraftlobby in Richtung auf eine Einschränkung der Umweltverträglichkeitsprüfungen, eine Beschleunigung der Genehmigungsverfahren und eine Einschränkung der Einspruchsmöglichkeiten immer weiter nachgegeben (vgl. Stichwort Aushebelung des Artenschutzes).
BayerischesVerwaltungsgerichtWürzburg: Baustopp für sechs Windkraftanlagen im Landkreis Haßberge [wegen nicht ordnungsgemäßer Durchführung der vorgeschriebenen Umweltverträglichkeitsprüfungen]; 31. März 2015 (PDF)
Bonnekoh,Johannes:AufdemKohlbergwurdenFaktengeschaffen. come.on.de, 23. Februar 2017
Fischer, Matthias: [Petition zur] Überprüfung der Genehmigung der Errichtung von zehnWindkraftanlagenimWaldgebietUckley[imbrandenburgischenKönigsWusterhausen];openpetition.de,2016[Petitionwirdu.a.mitderunvollständigenDurchführungderUmweltverträglichkeitsprüfung und dem intransparenten Genehmigungsverfahren begründet]
Fuldainfo.de:RegierungspräsidiumKasseluntersagtBetriebdesWindparksHofbieber. Fulda.info.de, 3. Mai2018
Seel,Peter:Friesenhagen/Freudenberg:TrotzWindrad-Baustopp:InvestorstelltMontagealsNotwehrdar. Rhein-Zeitung, 8. März 2018.
DieRotorenvonWindkraftanlagensindJahrfürJahrfürdenTodTausenderVögelverantwortlich.GenaueZahlensindnichtleichtzusammenzustellen,davonSeitenderWindkraftbrancheundihrerpolitischenFörderernaheliegenderweisekeinInteresseaneinersystematischenErhebungdernötigen Daten besteht.
In der PROGRESS-Studie, deren Ergebnisse im Juni 2016 veröffentlicht wurden, ist dies dennoch versucht worden (PROGRESS steht für "Prognosis and assessment of collision risks of birds at wind turbines in northern Germany"). Die mit großem Aufwand durchgeführte Feldstudie kommt zu dem Schluss, dass insbesondere Greifvögel durch die Rotoren gefährdet sind. Statistisch betrachtet kommt im Schnitt Jahr für Jahr an jeder zweiten Windkraftanlage in Deutschland ein Mäusebussard zu Tode. Dies entspricht aktuell einer Zahl von 15.000 getöteten Mäusebussarden pro Jahr – was in der Studie als "bestandsgefährdend" eingestuft wird.
Die Fokussierung auf Greifvögel muss allerdings nicht notwendigerweise bedeuten, dass kleinere Vögel weniger häufig in die Rotoren hineingeraten. Denn von den im Wortsinn "federleichten" Körpern bleibtin einem solchen Fall nicht viel übrig.UndbeiKollisionenmitOffshore-AnlagenwerdendietotenKörpervonderMeeresströmungerfasstundweggetrieben.
Soist manbeidenOpfernvonWindkraftanlageninderVogelwelt zumeist aufregionaleZählungen angewiesen,diesichzudemoftnuraufeinzelneVogelartenbeziehen.FürdieFeldlerche,diedurch ihrenzurRevierabgrenzunggenutztenSingflugbesondersgefährdetist,existiertbeispielsweiseeine UntersuchungausPortugal.DemnachistihrdortigerBestanddurchWindkraftanlagenum7Prozent zurückgegangen.
Für das indische Westghats-Gebirge ist nachgewiesen worden, dass der Bestand an Raubvögeln sich dort durch Windkraftanlagen um drei Viertel reduziert hat.DiesdeutetauchaufdiefatalenAuswirkungenhin,welchedieNovellierungdesBundesnaturschutzgesetzeshabenkann.Denndiese sieht ein Absehen vom Tierschutz Absehen vom Tierschutz zum Zweck des Windkraftausbaus ja ausdrücklich vor (vgl. Stichwort Aushebelung des Artenschutzes).
InanderenFällenlassensichauchindirekteBedrohungenvonVögelndurchWindkraftanlagennachweisen.SoändertetwadasRotkehlchenimUmkreisderWindkraftanlagenseinenGesang.Offenbar alsFolgedesineinemniedrigenFrequenzbereichangesiedeltenInfraschalls,dendieAnlagenemittieren,weichendieTiereaufhöhereFrequenzbereicheaus.IhreFähigkeit,auchinniedrigerenFrequenzenzusingen,istjedochinsbesondereinderBrutzeiteinwichtigerSchutzmechanismus,dadies etwaigen Fressfeinden die Existenz eines potenteren Gegnersvortäuscht.
InDeutschlandwirdbesondersdemRotmilanBeachtunggeschenkt,dahierzulanderunddieHälftedesweltweitenBestandslebt–insgesamtetwa12.000Paare.DiesesinddurchWindkraftanlagennichtnurunmittelbarinihremBestandbedroht.VielmehrerschwerendieAnlagenihnenauchdieVermehrung.
DadieElterntiereinderBrutzeitvermehrtaufBeutefanggehenmüssen,sindsiegeradedannbesondersdurchWindkraftanlagenbedroht.Diejährlichrund300Rotmilane,diealleinin BrandenburgderWindenergiezumOpferfallen,bedeutendaherlautEinschätzungvonWilhelmBreuer,GeschäftsführerderGesellschaftzurErhaltungderEulen(EGE),bei1.650dortlebenden Brutpaaren (Stand 2015) eine massive Bedrohung für den Erhalt derArt.
DieVogelschutzwartenderdeutschenBundesländerhabenvordiesemHintergrundEmpfehlungen erarbeitet,diedieBedrohungdesRotmilansdurchdieWindenergiezumindestbeschränkensollten. DemnachsollteineinemUmkreisvon1.500MeternumdieNesterderRotmilaneundvon4.000MeternumihrebekanntenNahrungshabitatekeineneueWindkraftanlagemehrgebautwerdendürfen.
DieVeröffentlichungdieserEmpfehlungenistvondenzuständigenUmweltministerienderLänder aufDruckderWindkraftlobbyzweiJahrelangverhindertworden.AlsdieseBlockadehaltungöffentlichwurdeunddahernichtmehrhaltbarwar,gingmanzueinerRelativierungstaktiküberundlegte dieVerantwortungfürdenSchutzderVögelindieVerantwortungderLänder,dieteilweisedeutlich laxereEmpfehlungenzumSchutzdesRotmilansaussprachen.
ParalleldazusindVersucheunternommenworden,denEinflussderVogelschutzwartenzurückzudrängen.2017schließlichistesderWindkraftlobbygelungen,eineÄnderungdesBundesnaturschutzgesetzesdurchzusetzen,diedenArtenschutzendgültigaufdemAltardesWindkraftausbausopfert(vgl.StichwortAushebelungdesArtenschutzes).
SoweitregionaldennochArtenschutzbelangegeltendgemachtwerden,schreckenProfiteurederWindenergieallerdingsauchnichtdavorzurück,dieHindernissefürdenBauihrerAnlagenschlicht durchAnwendungvonGewaltaus dem Weg zu räumen(vgl. Stichwort Gezielte Tötung von Vögeln).
Baumgärtner, Maik:Windkraft kontra Vogelschutz: Das Kettensägen-Massaker im Namen der Energiewende.DerSpiegel, 16. Februar 2018 (Heft7).
Breuer,Wilhelm: Lizenz zum Töten. Das Ausmaß an Tierverlusten an Windkraftanlagen.Nationalpark4/2015, S. 30 – 33 (PDF).
Ders./Brücher,Stefan/Dalbeck,Lutz: Der Uhu und Windenergieanlagen. Erkenntnisse, Vermutungen und Schlussfolgerungen.NaturschutzundLandschaftsplanung 47 (2015), H. 6, S. 165 –172
Eifel-Mosel-Zeitung:Werden Schwarzstorch, Milan & Co. der Windkraft geopfert?15. Mai 2013.
Eversberg,Annette:ProblemefürdenVogelschutz [ZurNABU-StudieüberWindkraftundVogelschutz]. Deutschlandfunk, 28. März2007
Flade,Martin:VonderEnergiewendezumBiodiversitäts-Desaster–zurLagedesVogelschutzesinDeutschland. In: Vogelwelt133, 2012, S. 149 –158 (PDF)
Kramper,Gernot:Raubvögeldezimiert: So haben Windkraftanlagen in Indien die Raubvögel dezimiert. Stern, 12. November2018.
Krüger, Oliver: Windkraft und Greifvögel: Probleme und mögliche Lösungen. In: Deutsche Wildtier Stiftung (Hg.): Windkraft und Naturschutz – Was Experten dazu sagen, S. 17 – 30. Hamburg 2019 (PDF); vgl. auch das Interview mit Oliver Krüger in Der Falke 63 (2016), H. 3, S. 40 f.: Windenergie und Mäusebussard: "Wir haben eine potenziell bestandsgefährdende Entwicklung" (PDF).
LänderarbeitsgemeinschaftderVogelschutzwarten:AbstandsempfehlungenfürWindkraftanlagenzuVogellebensräumenundBrutgebietenausgewählterVogelarten (Helgoland-Papier); April2015 (PDF)
Mlodoch, Peter:Vogelschutzwarte behält ihren Status.[zu den Plänen des damaligen grünen UmweltministersStefanWenzel,inNiedersachsendenStatusderStaatlichenVogelschutzwartezu ändern]. Weser-Kurier, 1. August2015
Romberg, Johanna: Windenergie und Vögel: "Die Opferzahlen sind viel höher als gedacht". Interviewauf geo.de, Juli2019
Sexton,Chrissy:WindTurbineshurttherobin’sabilitytodefenditsterritory. Earth.com,27.Dezember2018;ZusammenfassungeinerStudievonMarkWhittingham,ProfessorfürangewandteÖkologie an der Universität Newcastle
IndenAnfangsjahrendesWindkraftboomskonntenKartografierungenbedrohterbzw.besonders geschützter Tierarten oft bedenkenlos ignoriert werden (vgl. Stichwort Missachtung vonExpertengutachten).MittlerweilehatsichinderBevölkerungdieSensibilitätfürdiebelastendeWirkung von Windkraftanlagen für die Vogelwelt jedoch deutlicherhöht.
DieFolgehiervonistallerdingsnichtetwa,dassdieWindkraftbranchebeimBauihrerAnlageneinegrößereRücksichtnahmeandenTaglegt.Vielmehrkommtesimmerwiedervor,dassBrutplätzevon bedrohtenVogelartenimVorfeldvonGenehmigungsverfahrenfürWindkraftanlagengezieltzerstört werden.TeilweisewurdensogarHorsteabgesägtundGreifvögelvergiftet.
FürdenZeitraumvon2010bis2015verzeichnetderNABU42Fälle,indenenHorstevonGreifvögelnimZusammenhang geplanteroderbestehenderWindkraftanlagenzerstörtwurden.DieslegtlautEinschätzungdesVerbandesnahe,dassauchbeieinemTeilder63fürdasJahr2015gemeldetenTötungenvonRaubvögeln ein Zusammenhang mit der Errichtung von Windparksbesteht.
EinsolchesVerhaltenwirdauchdadurchprovoziert,dassvonderWindkraftlobbyimmeroffensiver dieNotwendigkeiteinesbesonderenVogelschutzesbeimBauvonWindkraftanlagenbestrittenwird. SosprichtsichJohannesLackmann,GeschäftsführervonWestfalenWIND,ineinemoffenenBriefan dasBundesumweltministeriumausdrücklichgegenden"IndividuenschutzeinzelnerZugvögel"aus, verlangt also explizit die Opferung von Vögeln für denWindkraftausbau.
InderTatsindimAnschlussandieNovellierungdesBundesnaturschutzgesetzes(vgl.StichwortAushebelungdesArtenschutzes)vereinzeltbereitsWindkraftanlageninBrutgebietenbedrohterVogelartengenehmigtworden.DasRegierungspräsidiumDarmstadthatmitHinweisaufdieseNovellierung sogarexplizitdieTötungvonWespen-undMäusebussarddurchWindkraftanlagenfürzulässigerklärt.
DeutscheWildtierStiftung:MitderKettensägegegendenVogelschutz.DeutscheWildtierStiftungverzeichnetZunahmekriminellerMachenschaftenbeimBauvonWindkraftanlagen; 2.Dezember2015
Dirr,Herrmann: OVAG darf töten:RegierungspräsidiumDarmstadtgenehmigtoffizielldieTötungvonWespen-undMäusebussardenfürdenBauvonWindkraftanlagen; 9. November2018
Köhler,Ursel:Zerstörter Seeadlerhorst: Staatsanwaltschafta ermittelt.SchleswigerNachrichten,4. März2015
Lackmann,Johannes:OffenerBriefzumThemaWindenergieundArtenschutz.WestfalenWIND,3. Mai 2019.
Lachmann, Lars:Horstewerdenabsichtlichzerstört.ZahldesMonats:40FällevonGreifvogelverfolgungim Zusammenhang mit Windkraftanlagen. NABU, 2. Dezember2015
NABU:Greifvögelwerdenweiterillegalverfolgt.63dokumentierteFälleimJahr2015;11.Januar2016
Schauka,Frank:StorchenneststörteinWindkraftgebiet–jetztistesweg;ThüringerAllgemeine,13.