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Der Clown Macolieta lebt in einer rigorosen Unordnung mit seinen Büchern, aufziehbaren Blechfiguren, Schminktöpfen, Jonglierbällen, einer Sonnenblume als einziger Pflanze und einer Spinne als Haustier. Seine Kunststücke zeigt er bei Kindergeburtstagen, zu denen er mit zwei Freunden in einem kleinen gelben Auto fährt, in dem «Yellow Submarine» von den Beatles läuft. Er ist verliebt in die Französin Sandrine, doch er traut sich nicht, ihr das zu sagen. Abends spielt er Schach in einer Bar, und wenn er allein ist, schreibt er in sein blaues Buch – über sein Alter Ego, den Clown BalancÍn. Der hat alles, was ihm fehlt: Geld, Erfolg, ein Publikum, das ihn feiert, eine Frau, die ihn liebt. In einem phantasievollen ironischen Gedankenspiel werden die beiden Lebensläufe immer stärker ineinander verwoben, bis Balancin aus dem Buch heraus ins Dasein tritt. Was ist die Wirklichkeit? Das, was wir uns vorstellen, oder das, was wir leben? Mit Poesie, Humor und philosophischem Witz führt uns Rolando Villazón in eine Welt der unbegrenzten Möglichkeiten, voller Zauber und Magie. Und am Ende ist jedes Leben ein Kunststück.
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Seitenzahl: 367
Rolando Villazón
Kunststücke
Roman
Aus dem Spanischen von Willi Zurbrüggen
Ihr Verlagsname
Der Clown Macolieta lebt in einer rigorosen Unordnung mit seinen Büchern, aufziehbaren Blechfiguren, Schminktöpfen, Jonglierbällen, einer Sonnenblume als einziger Pflanze und einer Spinne als Haustier. Seine Kunststücke zeigt er bei Kindergeburtstagen, zu denen er mit zwei Freunden in einem kleinen gelben Auto fährt, in dem «Yellow Submarine» von den Beatles läuft. Er ist verliebt in die Französin Sandrine, doch er traut sich nicht, ihr das zu sagen. Abends spielt er Schach in einer Bar, und wenn er allein ist, schreibt er in sein blaues Buch – über sein Alter Ego, den Clown BalancÍn. Der hat alles, was ihm fehlt: Geld, Erfolg, ein Publikum, das ihn feiert, eine Frau, die ihn liebt.
In einem phantasievollen ironischen Gedankenspiel werden die beiden Lebensläufe immer stärker ineinander verwoben, bis Balancin aus dem Buch heraus ins Dasein tritt.
Rolando Villazón, wurde 1972 in Mexiko-Stadt geboren, als Enkel des Wieners Emilio Roth. Villazón besuchte die deutsche Schule in Mexiko- Stadt und begann seine künstlerische Ausbildung am dortigen Konservatorium. 1999 hatte er seinen internationalen Durchbruch und wurde zu einem der bedeutendsten und beliebtesten Sänger seiner Generation. Neben seiner Gesangskarriere arbeitet er auch als Opernregisseur und ist für sein zeichnerisches Talent bekannt.
Für Lucía, immer. Und für Alejandro Radchik.
«Was schreibt er da bloß alles in sein blaues Buch?», fragt Max mit Stentorstimme.
«Sein Leben in einer Parallelwelt», antwortet Claudio bedächtig.
Etwas heult. Etwas schmerzt.
Macolieta sitzt mit dem blauen Buch auf dem Schoß in seinem Bett, kann aber nicht mehr schreiben. Er seufzt, blättert zur ersten Seite zurück und liest noch einmal den ersten Absatz.
Du bist aufgewacht, ohne die Augen zu öffnen. Diesmal ist es wahr. Diesmal bist du nicht mehr du selbst, sondern bist im Körper und im Leben eines anderen aufgewacht. Hinter dir lässt du den Unentschlossenen, den im Dickicht seiner endlosen Fragen nach Antworten Suchenden. Du hast das alte Ich wie eine nutzlose Haut abgeworfen, und wenn du jetzt die Augen aufschlägst, wirst du feststellen, dass du in einem Flugzeug nach Barcelona sitzt; dein Name ist Balancín, und neben dir ist, im Schlaf deine Hand festhaltend, sie, Verlaine, deine Antwort.
Etwas heult. Etwas schmerzt.
Der im Mondlicht tanzende Staub lässt die Linien der Wände, Möbel und Türen seines Zimmers verschwimmen, genau wie in jener Nacht vor Jahren, als er, um das einsetzende Heulen zum Schweigen zu bringen, anfing, in dem blauen Buch die schillernden Abenteuer des Clowns Balancín und seiner geliebten Verlaine aufzuschreiben; die Geschichte dieses fantastischen Lebens, das zu führen er sich vorstellte, wenn er Sandrine gefolgt wäre. Seines Lebens in einer Parallelwelt. Er hat Seite um Seite vollgeschrieben, doch das Heulen hört nicht auf. Und Balancín – mit Verlaine an seiner Seite – ist ein berühmter Künstler mit Engagements in Theatern und Zirkussen auf der ganzen Welt geworden, während Macolieta immer noch im selben Zimmer hockt und sich mit Fragen quält.
Er legt das Buch neben das Bett. Bevor er das Licht löscht, streichelt er mit dem Schatten seiner Hand den schlanken Schatten der Sonnenblume, die in einem Topf am Fenster steht. In der Nacht gleiten durch rissige Membranen geflüsterte Nachrichten aus der parallelen Welt. Macolieta ist eingeschlafen. Später wird sich das Heulen mit dem Flüstern und seinen Träumen verbinden. Er weiß, woher es kommt, will aber nicht daran denken.
Was da heult, was da schmerzt, ist das Fehlen von Sandrine.
Die Wahrheit ist die Wahrheit,
ob Agamemnon sie sagt oder sein Schweinehirt.
AGAMEMNON: Einverstanden.
SCHWEINEHIRT: Das überzeugt mich nicht.
Antonio Machado, Juan de Mairena
Er wachte auf, ohne die Augen zu öffnen. Ein kalter, stechender Schmerz im Magen hinderte ihn, die Lider zu bewegen. Diesmal war es tatsächlich so weit; diesmal war Macolieta nicht mehr er selbst und erwachte im Körper und im Leben eines anderen. Er hatte dieses beklemmende Gefühl schon öfter gehabt, doch es war eher wie ein leichtes Jucken gewesen, ein vorübergehender unbehaglicher Kitzel, von dem am Ende nur das erlösende Gelächter blieb, das die dunkle Vorahnung zerschlug.
Jetzt erkennt er, dass diese flüchtigen morgendlichen Körperreaktionen nur die Vorboten waren, Begleiterscheinungen der diesmal wirklich stattfindenden Metamorphose. Er ist sich sicher, nicht in seiner eigenen Haut zu stecken, fremde Träume geträumt zu haben, und in einem Zimmer aufzuwachen, das die Erinnerungen eines anderen birgt, in dem die Minuten eines Lebens dahinkriechen, das nicht das seine ist.
Er hat Angst wie jemand, der mitten in der Nacht aufwacht, weil ihm der Arm eingeschlafen ist, der einen dumpfen Schmerz in der Brust verspürt, still liegen bleibt und kalt schwitzend auf den todbringenden letzten Schlag des Herzens wartet, während eine Lawine von Erinnerungen sein Inneres in Aufruhr versetzt. Denn wenn er die Augen aufschlägt, wird er das Letzte verlieren, das er noch besitzt von dem, was ihn bis gestern ausgemacht hat: das Bewusstsein seiner selbst. Wenn das Licht dieses Schicksalstages auf seine Netzhaut trifft, wird ihm sein Ich langsam, aber unausweichlich, entgleiten, so wie sich die Erinnerung an einen Traum auflöst, den wir nicht vergessen wollen, der aber unbarmherzig aufgesogen wird vom letzten Nebelschweif, der unter den ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages verdampft. Und in diesen kurzen Albtraumminuten, auf diesem letzten Stück des abschüssigen Tunnels, dessen Wassermassen ihn unerbittlich fortreißen werden von dem, der er war, und hinspülen zu dem, der er sein wird, in diesen kurzen Minuten wird Macolieta Zeit haben, den ganzen Schrecken eines Mannes zu empfinden, der weiß, dass er ertrinken wird, und dessen wild rudernde Arme schon nicht mehr der eigenen Rettung dienen, sondern eher ein Abschiedsgruß an das Leben sind.
Er wird den blauen Vorhang mit dem quadratischen Flicken nicht mehr sehen, der das von einer Zigarette eingebrannte Loch verdeckt; nicht mehr seinen maulbeerfarbenen Lesesessel, und auch nicht das Regal, in dem sich Bücher und Zeitschriften in rigoroser Unordnung stapeln und mit seinen gesammelten Blechspielzeugen eine Wohngemeinschaft bilden. Auch seinen Schreibtisch wird er nicht mehr sehen, dessen Arbeitsfläche in Beschlag genommen ist von drei Schminktöpfen, einer winzigen Gitarre, vier bunten Jonglierbällen, drei riesigen orangefarbenen Knöpfen, mehreren roten Nasen, zwei gelben Taschentüchern, jeder Menge Puder und einer Spinne. Nichts von dem wird er sehen, sondern all das andere: andere Möbel, andere Gerätschaften, andere Schatten, die sich in Ecken eingenistet haben, die ihnen nicht gehören.
Verzweifelt wird er dorthin eilen, wo sich früher der Schminkspiegel mit seiner Umrandung aus Glühbirnen befand, von denen nur noch vier ihren Dienst taten, und an dessen Stelle ihm jetzt ein grauenhafter Art déco-Spiegel den entsetzten Blick aus fremden Augen zeigen wird, die groteske Schreckensfratze eines unbekannten Gesichts, die schaurige Spärlichkeit neuer Augenbrauen, das unmögliche Spiegelbild von jemandem, den er noch nie im Leben gesehen hat. In genau diesem Moment, wenn sein Mund sich öffnet, um den erwarteten Entsetzensschrei auszustoßen, und sich zu einem O rundet, bis er groß wie die Trichteröffnung ist, durch die der letzte Bewusstseinstropfen rinnt, und aus dem Schrei ein Gähnen wird, wenn er in seiner neuen Haut und mit seiner gebrauchten Erinnerung zum Bad schlendert, pfeifend unter die Dusche steigt und sich fragt, woher er diese komische Melodie wohl hat, genau in diesem Moment wird die Verwandlung vollendet sein.
Verdammt!, denkt Macolieta, sagt es aber nicht, weil er sich auch nicht zu sprechen traut. Er weiß – Ah, diese Gewissheit, die wie ein Zahnschmerz ist. Woher weiß er? –, dass auch seine Stimme anders sein wird, schrill, misstönend, unfähig, zu singen und die Stimmen von Comicfiguren nachzuahmen, sein spezielles Lachen wie von hicksenden Ameisen im Gänsemarsch, das die Kinder so mögen.
Das alles wird es nicht mehr geben.
Das Stück Pizza von gestern Abend, das er zum Frühstück essen wollte?
Nicht mehr da.
Die herrliche Sonnenblume in ihrem Tontopf?
Nicht mehr da.
Die nagelneue grüne Perücke?
Nicht mehr da. Verschwunden, verschwunden.
Und das blaue Buch?
Wieder dreht es ihm den Magen um. Auch das blaue Buch wird in dieser anderen Welt geblieben sein, auf dem Nachttisch neben dem Bett, aufgeschlagen auf der letzten beschriebenen Seite:
… in deinem weiten Clownskostüm wirbelst du wie ein tanzender Regenbogen über die Bühne, hast die letzten Seidentücher in die Luft geworfen, und sie fallen genau dorthin, wo du sie haben willst, nachdem du mit deinen Kunststücken unter den Lichtern und ihren Schatten die Illusion vom Fliegen und Träumen geschaffen hast. Das Orchester spielt die letzten Takte der Melodie, mit deren Ersterben die stumme Grenze zwischen zwei Nummern erreicht wird. Die Vorstellung geht zu Ende. Du hast dein Publikum auf einen fantastischen Weg vom Lacher zum Seufzer bis zur Verzückung geführt. Dein Herz rast. Was empfindest du? Erleichterung? Nachlassen von Spannung? Freude? Alles? Der Schlussakkord erklingt, und der Applaus des begeisterten Publikums ist wie der prasselnde Flügelschlag eines Schwarms aufflatternder Vögel. Der Applaus: explodierende Sonnen, die das Zirkusrund erwärmen; ein frischer Sommerregen; ein tauender Eisberg, dessen Schmelzwasser dich mitreißt bis an den Rand der Glückseligkeit. Die Welt lacht dich an, Clown. Du hast Verlaine, die Gefährtin deines Lebens, die deinen jugendlichen Hirngespinsten Flügel verliehen hat. Und du hast das Abenteuer auf den Brettern, die die Welt bedeuten, mit ihren Kämpfen, grandiosen Höhepunkten, vernichtenden Stürmen, ihrem Lorbeer und ihren Abstürzen. Du hast dieses Publikum, die unermessliche Umarmung Tausender Herzen. Du bist dir des unaussprechlichen Glücks bewusst, die Höhenluft der Bühnenkunst zu atmen und jenen erhabenen Augenblick herbeizuführen, in dem Lachen, Magie und Träume jedes Mal neu lebendig werden. Weißt du eigentlich, wie reich du bist, Balancín?
Und als du schon glaubtest, die Vorstellung beenden zu können, das Orchester die letzten Takte spielte, die das finale Schattenspiel deiner virtuosen Hände vor der weißen Wand begleiten, da fordert das Publikum eine unerwartete Zugabe, noch einmal die Nummer mit den Tüchern. Nicht endenwollender Applaus. Und wieder tanzen die Tücher wie Kometenschweife. Der Schweiß rinnt dir von der Stirn und vermischt sich mit einer verschämten Träne aus deinem Auge.
Ja, Balancín, du weißt, wie reich du bist.
Das blaue Buch?
Verdammte Metaphysik. Nicht mehr da. Auch verschwunden.
Macolieta könnte heulen und in seinen Tränen ertrinken, doch davor rettet ihn eine andere Gewissheit: Das Bild wird noch da sein. (Woher hat er all diese schrecklichen Gewissheiten heute Morgen; er, der sonst in Zweifeln versinkt?) Nur noch das Gemälde; das einzige Bild, das dank einer Wette die Wände seiner Wohnung ziert.
Es war in einer Tequilakneipe in der Innenstadt. Sie tranken dort ein paar Gläschen, nachdem sie auf der Jagd nach Raritäten durch die Antiquariate der Stadt gezogen waren. Er und seine beiden unzertrennlichen Freunde: Max, ein Koloss wie ein Nashorn ohne Horn und Clown aller Clowns; und Claudio, langer Lulatsch, Leser, Philosophierer und Pfeifenraucher. Er erklärte gerade die verschiedenen monistischen Theorien als materialistische Alternative zum kartesianischen Dualismus. Geist und Körper eins, nichts da mit Seele, mit Geist, der die Maschine steuert, jeder mentale Vorgang auch ein körperlicher. Nachdem sie schon reichlich Tequila intus hatten, wurden Claudios Satzgirlanden zunehmend verworrener, und in Macolietas schwammigem Hirn blieben nur noch Wortungetüme wie Anomaler Monismus, Analytischer Behaviorismus und Materialistischer Reduktionismus hängen sowie etwas über Kandinskys Farben und das dringende Bedürfnis, jetzt pinkeln zu müssen. Um den philosophischen Sturzbach einzudämmen, der sie mehr berauschte als der Saft der Agaven, kam Max das im Fernsehen übertragene Fußballspiel zwischen Gestreiften und Blauen gerade recht. Er brachte Claudio zum Schweigen, indem er Macolieta eine Wette anbot: Wenn die Blauen gewannen, würde Max seinem Nachbarn, dem Maler, das Gemälde abschwatzen, das Macolieta einmal gesehen und sofort voller Begeisterung als Porträt seiner eigenen Seele erkannt hatte, und es ihm schenken; verlören die Blauen, müsste Macolieta ihm zwei seiner aufziehbaren Blechspielzeuge überlassen. Diesem schien es das Risiko wert zu sein, zwei seiner geliebten Blechfiguren aufs Spiel zu setzen und dafür die Chance zu bekommen, das Bild seiner Seele zu gewinnen. Er schlug ein. Und da geschrieben stand, dass die Blauen sogar auch das Rückspiel gewinnen würden, standen einen Monat später Max und Claudio vor Macolietas Tür – unangemeldet, wie immer – mit dem Bild und einer Flasche Bordeaux unter dem Arm.
«Ich habe dein Gemälde ergattert», witzelte Max. «Obwohl das MoMA alles täte, um es bei seinen van Goghs und Pollocks hängen zu haben. Aber ich halte mein Versprechen, und nun müssen wir uns eben damit begnügen, es nur in deinen vier Wänden betrachten zu können.»
Claudio entkorkte die Flasche, sie füllten die Gläser mit rotem Wein, leerten sie, füllten sie erneut, und nachdem sie sie zum dritten Mal geleert hatten, wurde die Dauerausstellung an der Wand gegenüber Macolietas Wohnungstür offiziell eröffnet.
Und jetzt, wenn er die Augen aufschlägt, wird alles anders sein; alles, außer diesem Gemälde, Überbleibsel aus einer unwiederbringlich verlorenen Welt oder Verbindungsglied zwischen zwei parallelen Universen.
Das Bild ohne Rahmen (vielleicht aber hat es jetzt einen), auf dem zwei eigenartige Gestalten sich bei den letzten Zügen einer Schachpartie gegenübersitzen. Links auf einer unbehauenen Holzbank ein Satyr vor den weißen Figuren. Aus dem wirren Gestrüpp seiner schwarzen Mähne ragen zwei stumpfe Hörner und die spitzen Ohren. Sein Grinsen, als Vorspiel unflätigen Gelächters – wie ein Wolkenbruch über einer Prozession –, wird betont von eines Spitzbarts fahlem Haar. Auf dem nackten Oberkörper ist ein geflügeltes Herz tätowiert, und zwischen seinen Bocksbeinen spottet eine maßlose Erektion jeder Scham. Die rechte Hand umfasst in der Mitte einen Stock, dessen oberes Ende ein Harlekinkopf mit einer Schellenkappe ziert. Die Linke schwebt vor oder nach einem Zug nah über dem Schachbrett. Sein trunkener, spöttischer Blick ist auf das hagere Antlitz des Gegners gerichtet.
Ein fahrender Ritter spielt die schwarzen Figuren; er ist eine Art gen Himmel lodernde Flamme, wie ein Heiliger von El Greco. Die tiefliegenden wässrigen Augen sind konzentriert auf seine letzten Bauern, den Springer und den Turm gerichtet, die sich noch für das Leben des dunklen Königs in die zweifarbig quadrierte Schlacht werfen. Im Schwung seiner Lippen liegt eine rätselhafte Ruhe, doch die aufstrebenden Linien des Körpers sind Ausdruck einer beherrschten Spannung. Vom Zeigefinger und vom Daumen seiner auf dem Tisch ruhenden Rechten rinnen dünne rote Fäden, die zu zwei Blutstropfen werden. Die schwarzen Figuren sind mit spitzen Stacheln bedeckt. Schwert und Schild lehnen am herrschaftlichen Stuhl. In der Mitte des Wappenschilds erhebt sich ein erhabener Pegasus mit ausgebreiteten Schwingen und wieherndem Maul auf die Hinterbeine. Sie sitzen mitten in einer großen Stadt, und was wie eine lästige Wolke von Insekten aussieht, die beide Spieler umschwirren, ist in Wirklichkeit eine Schlacht. Winzige, mit Schwertern, Dreizacks, Lanzen, Pfeilen und Bogen bewaffnete Engel und Dämonen führen einen unerbittlichen Krieg. Überall sieht man von Pfeilen durchbohrte, blutüberströmte Teufel, enthauptete Engel, feuerspeiende, blonde Locken versengende Drachen, tödliche Umarmungen, verzweifelte Flucht, aufgespießte Erzengel und lauernde Dämonen. Unter dem Schachtisch hockt ein Gnom, der das Schlachtengetümmel ringsum ebenso ignoriert wie die beiden Spieler. Er hat ein längliches Werkzeug in der Hand, mit dem er die Mundöffnung einer Maske zu runden scheint, die er mit der anderen Hand festhält. Zwischen seinen gekreuzten Beinen hat sich ein graues Tier zusammengerollt, eine Katze vielleicht, die das Gesicht abwendet und dem Betrachter des Bildes den Rücken zukehrt. Und auf dem Boden, verstreut zwischen den Leichen des biblischen Gewürms, liegen weitere, schon fertige Masken. Macolieta ist wie verzaubert von diesem Bild. Sein Porträt. Der einzige Schmuck, der die Wände seiner Wohnung ziert.
Eines Nachmittags – Macolieta hatte sich ein Bier geholt und betrachtete versonnen das Gemälde – kam ihm der Gedanke, die Schachpartie zu Ende zu spielen, um herauszufinden, wer sie gewinnen würde, der Satyr oder der Ritter. Er holte das quadrierte Wachstuch, mit dem er vier Mal die Woche ins Café an der Ecke ging, um dort mit Don Eusebio Schach zu spielen, und stellte die Figuren so auf wie auf dem Bild. Er spielte und erzielte ein Remis. Er spielte noch einmal, wieder ein Remis. Längst hat er die Übersicht über all die Partien verloren, die er seit jenem Nachmittag gespielt hat. Die Stunden, die er damit verbracht hat, einen überraschenden Zug zu entdecken, eine Variante, ein unerwartetes Opfer oder einen Schlüssel, der den einen oder anderen Spieler zum Sieg führt. Alles vergebens.
Remis. Jedes Mal Remis.
«Hast du gewusst, dass die Spiele auf dem Bild immer mit Remis enden?», fragte Macolieta Max eines Tages, während er versuchte, mit einem Korken und mehreren Stecknadeln ein Gefängnis für die Schreibtischspinne zu bauen, die ihn in der Nacht fies gebissen hatte.
«Platon zufolge ist das Denken ein Dialog der Seele mit sich selbst. Also Remis», entgegnete Claudio anstelle von Max, der damit beschäftigt war, den Affen mit den Becken und die Ente auf dem Dreirad für das Wettrennen gegen den Anspitzroboter und das Klapperkrokodil aufzustellen, die Claudio bereits aufgezogen hatte.
«Ja, aber mich interessiert, ob der Maler es so geplant hat oder ob das reiner Zufall ist.»
Statt einer Antwort setzte der mechanische Radau ein, mit dem die Blechfiguren ihrem Ziel entgegeneilten, hörte man die Anfeuerungsrufe von Max und Claudio, dann das begeisterte Klatschen des einen und das Gejammere des anderen, und nach einem Moment der Stille den gellenden Schmerzensschrei Macolietas, dem eine Stecknadel in die Handfläche gedrungen war und der das missglückte Korkgefängnis jetzt wütend in den Papierkorb warf.
Später, als sie sich verabschiedeten, fasste ihn Claudio an den Schultern und fragte ihn in ernstem Ton:
«Glaubst du, dass Eschers unmögliche Treppen reiner Zufall sind? Glaubst du, dass der Wechsel vom Zirkus zur Irrenanstalt in Cortázars Rayuela reiner Zufall ist? Dass das D-Moll, das Mozart für Don Juans Höllenfahrt wählte, Zufall ist?»
«Glaubst du, dass die Freiheit der Spinne reiner Zufall ist?», gab Max feixend zurück.
Dann verschwanden die beiden ohne weitere Worte.
Für immer, denn seine unzertrennlichen Freunde Claudio und Max würde es in dem neuen Leben auch nicht mehr geben. Bloß noch das Gemälde mit dem respektlosen Satyr, dem würdevollen, melancholischen Ritter, dem rätselhaften Gnom und seinen Masken, mit dem Schrecken der miniatürlichen Schlacht und dem Schachspiel ohne Sieg.
Die Geräusche der erwachenden Stadt dringen durch die Ritzen des Hauses und verdichten sich zu weckendem Gesumm. Der Tag beginnt, die Straße wird lebendig, Macolieta kann nicht länger liegen bleiben. Seine Lider schmerzen, weil er sie schon so lange zugekniffen hält. Was sein muss, wird sein.
Wild entschlossen und angespannt wie jemand, der mit spitzen Fingern den Deckel einer Mülltonne anhebt, weil er fürchtet, darin einer riesigen Spinne oder einer ihn japsend anspringenden Ratte zu begegnen, fährt er mit der Hand tastend an seine Wange. Doch anstelle der befürchteten ölig glatten Oberfläche eines Käfers fühlen seine Fingerkuppen den sanft schabenden Gruß einer scheuen Ansammlung weicher Stoppeln, die weit davon entfernt sind, Bart genannt werden zu können.
«Bin ich etwa doch immer noch ich?», denkt er. Hoffnung. Es gibt aber überhaupt keinen Grund, anzunehmen, dass dieser andere nicht auch unrasiert sein könnte. Also fährt er sich weiter wie rasend übers Gesicht, über die Knubbelnase, die Wangenknochen, die geschlossenen Lider und die buschigen Augenbrauen, gräbt seine Finger ins Haar, kneift sich ins Ohr, schreit «Aahhh!» und reißt die Augen auf.
Ahh, alles noch da. Der violette Sessel, die Invasion auf dem Schreibtisch, das überbevölkerte Bücherregal, die unvollendete Schachpartie, das Porträt seiner Seele an der Wand, der blaue Vorhang mit dem Zigarettenbrandloch, der ihm heute wie an jedem anderen Morgen beim Zurückziehen das Stückchen Stadt zeigen wird, das ihm täglich seine Vorstellung gibt.
Er schiebt das blaue Buch etwas zur Seite, damit er den Wecker sehen kann, und als er feststellt, dass er noch eine Stunde schlafen kann, bevor der Wecker klingelt, lässt er den Kopf wieder ins warme Kissen sinken.
«Schließlich und endlich», sagt Macolieta zur Sonnenblume am Fenster und zur Spinne auf dem Schreibtisch, und seine Stimme – noch schwer von der Nacht und rau von Tabak – ist unverwechselbar die eigene, «wachen wir immer in der Haut eines anderen auf. Nur unsere Schreckgespenster, die bleiben dieselben.» Monisten, Dualisten, Existentialisten, zum Teufel mit ihnen!
Macolieta findet jedoch keinen Schlaf. Knack knack knack machen die Erinnerungen, die sich recken und strecken und ihm Bruchstückchen aus seiner Vergangenheit erzählen, als wollten sie ihren Beitrag leisten zur Bestätigung seines soeben wiedergewonnenen Ichbewusstseins.
Ich. Yo.
Yo,yo.
Das Jojo, das an seiner Hand auf und ab hüpft. Nicht das rote Jojo, das in der Nachttischschublade liegt, sondern das andere, das beim Vorwärtswurf – der Vorstufe zur Figur «Rund um die Welt» – in den Fernseher des Hotelzimmers flog, in dem er und Ximena sich gerade geliebt hatten.
«Was war das?», rief sie erschrocken, als sie mit ihren herrlichen nackten Tropenbrüsten und dem einer reifen Frucht gleichenden, immer noch von Schweiß und Speichel feuchten Körper aus dem Bad gestürzt kam.
«Ein Jojoismus», erwiderte er, auf den Fernseher deutend, aus dessen zertrümmerter Mattscheibe Rauch kräuselte und knisternde Funken sprühten.
Ximena lief zur Tür und schloss zwei Mal ab, dann raffte sie ihre Kleider zusammen.
«Jetzt haben wir ein Problem. Die Hotelleitung nutzt solche Vorkommnisse gerne aus … Erpressung, du weißt schon. Wenn mein Mann hiervon erfährt, ich schwöre dir … Wer kommt denn auch auf die Idee, nach dem Ficken Jojo zu spielen, verdammt!»
«Na ja, andere rauchen hinterher. Da kommt es leicht zu einem Zimmerbrand. So gesehen, ist meins ungefährlicher.»
«Und was machen wir jetzt?»
Sie hörten näher kommende Schritte.
«Wir klettern aus dem Fenster», antwortete er vergnügt, «und dann nehmen wir die Beine unter die Arme.»
Sie befanden sich in einem Stundenhotel im Norden der Stadt, in dem die Freunde klandestiner Liebe mit ihren Autos in die Garage fuhren und mit dem Fahrstuhl direkt vor ihre Zimmertür gebracht wurden. Da er aber kein Auto besaß und sie allein bei dem Gedanken, ihr blauer Atlantic könnte von einem Bekannten ihres Mannes oder ihres fünfzehnjährigen Sohnes erkannt werden, den blanken Horror bekam, richteten sie es so ein, dass sie sich an der Rezeption begegneten, wo sich der jeweilige Portier stets nur mit äußerster Mühe das Lachen verkneifen konnte, wenn er dem abenteuerlich mit Cowboyhut (sie), Mickeymausmütze (er), Sonnenbrille (beide) und sogar mit falschem Bart (sie natürlich) verkleideten Liebespaar die Schlüssel überreichte und das Geld kassierte.
Knack! Die Erinnerungen lassen nicht locker.
Vor einem Monat hatte das mit ihnen angefangen. Sie – fünfzehn Jahre älter als er – war rettungslos diesem jungen Körper verfallen, den sie in den Armen hielt; der Energie dieser dreiundzwanzig Jahre, die mit der glühenden Ungeduld eines Fünfzehnjährigen hervorbrach. Dass er sich so eruptiv gebärdete, lag an der fast fünfjährigen Abstinenz, zu der ihn seine religiöse Berufung verpflichtet hatte. Sie liebten sich auf eine hungrige und ungelenke Weise, bei der Ellenbogen im Weg waren und Beine sich verhakten, Slips in Kniekehlen hingen und halb ausgezogene Socken an den Füßen, wo gebissen wurde und gekratzt, wo fiebernde, endlos dauernde Küsse zu einem Kampf um die Zunge des anderen zu entarten schienen. Sie waren nicht verliebt. Für Ximena war es eine ganz gewollt unbeherrschte Sucht nach Sex mit jungen Männern; und bei ihm war es die ungestüme Freude seiner befreiten Sinne.
«Was ist da drinnen passiert?» Die alarmierte Stimme des Portiers auf der anderen Seite der Tür. (Der Fernseher war mit beträchtlichem Knall implodiert.) Sie wechselten rasche Blicke und zogen sich genauso hastig und linkisch an, wie sie sich umarmten, und noch bevor der Portier den Generalschlüssel zum zweiten Mal im Schloss gedreht hatte, waren sie aus dem Fenster gestiegen und hatten die Flucht ergriffen.
«Ich will nicht, dass uns jemand sieht», rief sie voller Panik. «Lauf du nach da, und wenn sie dich erwischen, erwähne ja nicht meinen Namen. Wir treffen uns in einer Stunde am Parkplatz. Sollte ich nicht da sein, sehen wir uns morgen. Ruf mich auf keinen Fall an.»
Damit verschwand sie um die Straßenecke und hinterließ ein zitterndes Wölkchen aus flatternden Nerven und Zorn.
«Bis an diesen Punkt wolltest du gelangen», sagt Macolieta in sein Kissen, «zu den knackend sich lösenden Erinnerungen, zu dem Moment, in dem das Schiff in Brand gesetzt wurde.»
Tatsächlich war er sich in dieser Stunde, in der er die Restbestände seiner filterlosen Zigaretten verpafft hatte, darüber klargeworden, dass sein Leben in einer Sackgasse endete; ähnlich der, an deren Mauer er jetzt lehnte, die mit übereinanderklebenden Reklameplakaten so zugekleistert war, dass man nicht mehr wusste, was man kaufen sollte. Und in wenigen Wochen wurde von ihm erwartet, dass er seine Gelübde von Gehorsam, Keuschheit und Armut erneuerte.
Gehorsam? Gerade war er aus einem Stundenhotel entwischt und qualmte in dieser verdammten Sackgasse eine Zigarette nach der anderen, anstatt in der Hochschule zu büffeln, wohin der Orden ihn geschickt hatte, um ihn zum Lehrer ausbilden zu lassen. Nicht zu reden davon, dass er immer häufiger nachts aus dem Seminar ausbüchste, um in einer Dominokneipe die Nacht durchzuspielen. Das alles würde nicht besser werden, da war er sicher.
Keuschheit? Die Ausrede, seine erotischen Abenteuer mit Ximena seien nur eine vorübergehende Abhängigkeit, die er nach ein paar Wochen in den Griff kriegen und aus der er am Ende mit gestärkter Moral hervorgehen würde, war bloß eine kindische Rechtfertigung, um sein Gewissen zu beruhigen, denn er wusste genau, dass er diesen Hunger so bald nicht stillen konnte.
Armut? Das einzige Gelübde, um das er sich keine Sorgen machte, würde er aus reiner Trägheit brechen. Allein durch Gewohnheit würde er – wie die meisten Menschen – in ein etabliertes Dasein hineingleiten, mit Jahreswagen, mit Eigenheim samt Fitnessraum, Videothek und Köchin, mit immer modischeren Anzügen und immer teureren aftershaves, mit Restaurant- und Kinobesuchen und Strandurlaub, und ehe er es sich versähe, hätte er das asketische Ideal hinter sich gelassen und führte das Leben eines Familienvaters ohne Familie.
Und damit nicht genug, dachte er in dieser Stunde, während ihm der Zigarettenqualm in die Augen stieg, hat die Heilige Römisch-Katholische und Apostolische Mutter Kirche nichts anderes im Sinn, als aus mir eine politische Partei zu machen, die Partei der Institutionalisierten Spiritualität, anstatt eine sprudelnde Quelle für all jene, die es nach dem wahren Sinn des Lebens dürstet.
Das Schlimmste aber ist, dachte er schließlich weiter, die erlöschende Zigarettenglut im Aschenbecher ausdrückend, während die Sekunden der letzten Minute dieser so entscheidenden Stunde verrannen, dass ich meinen Glauben verliere.
Knack, knack.
Er kehrte weder zum Parkplatz zurück noch in Ximenas Arme. Auch in der Hochschule ließ er sich nicht mehr sehen. Mit der Schuhsohle zerdrückte er die Glut seiner Kippe auf dem Asphalt, ging die Gasse zurück und sehr spät in der Nacht noch ein letztes Mal ins Seminar, um seine Gitarre zu holen, seine Wäsche in einen Rucksack zu stopfen, ein Buch von Meister Eckhart einzupacken (das er später gegen Das Leben Jesu von Renan tauschen würde, und dieses wiederum gegen die Autobiografie von Gandhi), und um eine kurze Notiz für Bruder Miguel zu hinterlassen. Knack!
Lieber Bruder, ich muss gehen, und es schmerzt mich, dass meine Abtrünnigkeit Sie traurig macht, aber ich weiß, Sie werden mich verstehen. Ein künftiger Schäfer kann und darf nicht darauf hoffen, eine Herde zu hüten, wenn er den Glauben an den Oberhirten verloren hat. Ich werde mich auf die Suche nach Antworten machen, und wenngleich ich weiß, dass jener, welcher sich auf diese Suche begibt, am Ende nur noch mehr Fragen findet, vertraue ich doch darauf, dass mir unterwegs die eine oder andere Wahrheit aufleuchtet. Ich bete zu Gott für meinen Glauben und bin überzeugt, dass Er, wenn Er existiert, ihn wieder in meinem Herzen entzünden wird. Nichts ersehne ich mehr in diesem Leben als das. Ich umarme Sie voller Dankbarkeit von ganzem Herzen. Leben Sie wohl.
Dann ging er und stieg in den erstbesten Bus, als die ersten Strahlen der Morgensonne die schmutzige Luft über der großen Stadt verfärbten, verbrannte hinter sich das Schiff der Kutten, Psalmen und Gebete, der Abstinenz der klösterlichen Gemeinschaft.
Knack, knack, knack.
Nachdem er das Kloster hinter sich gelassen hatte, fand er sich im wahrsten Sinne des Wortes auf der Straße wieder. Er schlief auf Parkbänken und in den Ecken von Busbahnhöfen. Um ein paar Münzen für Essen zu verdienen, spielte er Gitarre oder erzählte Witze an jeder Straßenecke, die weit genug vom Kloster oder von der Hochschule entfernt war. Denn nichts schreckte ihn mehr als der Gedanke, einem der Brüder oder ehemaligen Mitschüler zu begegnen, oder – schlimmer noch – Ximena. Wie sie ihn wohl hasste, weil er ohne ein Wort verschwunden war! Wenn er das nötige Geld beisammenhatte, ging er in die Bibliothek am Rande des Parks und vergrub sich in die Literatur. Der Typ, der dort arbeitete und nach einer Weile anfing, ihm Lesetipps zu geben, und mit dem er bald darauf lange, philosophische Gespräche führte, war Claudio.
Knack, knack, das ist jetzt nicht das Geräusch der Erinnerungen, sondern eher das laute Rascheln der Zeitung, in der er die Stellenanzeigen sucht. Und: Bingo! Ein umrahmtes Rechteck sucht Clowns. Ordentliche Bezahlung, Maske obendrein. Knack, knack, klopf, klopf, sein Fingerknöchel pocht an die Tür der in der Anzeige angegebenen Adresse. Und wer ist der Koloss, der ihm öffnet, ihn in die Garderobe der Clowns steckt, ihm ein Kostüm reicht, die Schminktöpfe zeigt, eine rote Nase ins Gesicht drückt und ihn ohne weitere Erklärung zu seinem ersten Auftritt führt? Max.
Die Erinnerungen, knack, knack, knack, führen ihn – neben den Auftritten auf Kindergeburtstagen und dem Lesen dicker Bücher – zu Geschichten von Liebe und haltlosem Begehren, die auf Ximena folgten und in der Wohnung, die er sich irgendwann mietete, ihre Bühne hatten. Knack, eine Collage von Gesichtern, Gesprächen, Atemhauch und weichen Lippen, Gerüchen, Haaren und Blicken, salzigem Dunkel, huschenden Zungen, Seetang und Tränen. Knack, das Band der Erinnerungen wird immer länger, wird zu einer Nabelschnur, die ihn fortreißt. Vorwärts, danach die Monate der Leere. Knack, knack, noch ein wenig später, knack, wollen sie den Finger in die Wunde seines Herzens legen, das man über eine Fußmatte aus Tränen betritt: Willkommen. Er soll in diesen Raum seines Herzens eintreten, im blauen Licht der Abwesenheit der Augen von Sandrine, der kleinen französischen Clownin, deren warme Lippen die seinen nie berührten.
Knack.
Claudio sagt, dass Wunden unerwartete Risse in der undurchdringlichen Mauer des Unbewussten sind, die es uns ermöglichen, in einen anderen Bereich unserer Innenwelt vorzudringen. Heute aber will Macolieta die Gebühr von Schmerz und Tränen nicht entrichten, die für das Betreten dieses Raums gefordert wird. Heute will er auf der anderen Seite bleiben; und um sich gegen die Begehrlichkeiten der zerrenden Nabelschnur, des erinnerlichen Knackens und des Geistes von Sandrine zur Wehr setzen zu können, will er sich Schwert und Schild aus den Erinnerungen eines anderen schmieden, aus den Erinnerungen seiner Figur, Balancín.
Er schleudert die Decke von sich und springt aus dem Bett.
«Guten Morgen, Sonnenblume!»
Er nimmt das blaue Buch, schlägt es auf der dritten Seite auf, die vor langer Zeit schon beschrieben wurde, führt einen Hieb mit der Hand durch die Luft, mit dem er das Knacken der Erinnerung auf Abstand hält, und deklamiert für die Sonnenblume und die Spinne:
Du steckst in deinem schwarzen Anzug, den du bei einem Fabrikverkauf zum halben Preis erstanden hast. Um den langweiligen weißen Kragen deines Hemdes hast du eine extra für diesen Anlass gewählte Krawatte gebunden. Sitzen. Du sitzt, bist aber in Bewegung, genau wie die Seele im Körper. Das Kreischen von Metall und der Geruch von verbranntem Gummi: die Metro. Paris. In den Händen (die Fingernägel abgekaut, im Moment ist der kleine Finger zwischen den Zähnen) hältst du eine alte Ausgabe der Biografie von Albert Fratellini; doch anstatt im Geiste noch einmal alles durchzugehen, womit du dich an diesem Vormittag vorstellen willst, gehen dir wie eine aufrührerische Hintergrundmusik Lieder von Silvio Rodríguez durch den Kopf: «Ein Herz wollt über einen Abgrund springen, jubelnd voller Übermut, jetzt hörst du es jammern und nicht mehr singen, am dunklen Grund liegt es in seinem Blut.» Vor einem Jahr hast du diese Reise schon einmal gemacht und bist nur mit einer leeren Tüte von McDonald’s in deine Clownlehrlingswohnung zurückgekehrt. Die Akademie der Zirkuskünste, bei der du deine Vorstellung abgeliefert hast, hat dich damals nicht angenommen. Nach dieser Absage, die wie eine ins Gesicht geworfene Vanilletorte an dir klebte, hast du deine letzten Euros für einen dieser schrecklichen Hamburger ausgegeben. «Wer mich begraben will im Reich des Fahlen, weil meine Lieder nicht mehr erklingen, dem will ich das Lied von erloschenen Sonnen singen, die weinen und warten, wieder die Welt zu überstrahlen.» Mit deinem noch weiß geschminkten Gesicht bist du losgezogen, um in einer Metrostation deine Kunststücke vorzuführen, hast voller Freude den begeisterten Applaus einesClochards auf dem nächsten Bahnsteig entgegengenommen, und als du das nötige Kleingeld beisammenhattest, bist du in den Zug gestiegen und nach Hause gefahren, in die tröstenden Arme deiner treuen Verlaine. «Dein kleiner Mund nimmt meinen Kuss, erobert, besiegt, bläst niemals zum Rückzug. Unser beider Leiber im Schweiß vereint, Singen und Klingen und fiebriges Schwingen.» Und jetzt bist du wieder da, nachdem du unzählige Stunden mit Verlaine geprobt und hart an der Vervollkommnung deines Programms und deiner Kunststücke gearbeitet hast. Diesmal wird es keine Rückkehr nach Hause geben, denn dein Leben, dein ganzes Leben ist jetzt darauf gerichtet, deinen Traum verwirklicht zu sehen. Du knabberst an deinem kleinen Finger und wischst dir den Schweiß von der Stirn. Deine Augen sind über die Absätze geflogen, in denen Albert erzählt, wie ein sterbenskrankes kleines Mädchen dank der Privatvorstellung der drei Fratellini-Clowns wieder gesund geworden ist, aber die Geschichte ist nicht wirklich bei dir angekommen, weil immer noch die misslungene Vorstellung in deinem Kopf herumspukt und an deinen Nerven zerrt, genau wie die Stimme von Silvio Rodríguez, die sich wie ein gläserner Vorhang vor dein Denken senkt.
Jetzt kommt die Station, an der du aussteigen musst, und als du nach draußen kommst, empfängt dich die kalte Morgenluft mit weißen Schneehandschuhen und dem bunten Kleid des Zirkuszelts, in dem …
Das Telefon klingelt.
… in dem Balancíns Witze so kraftvoll und präzise durch die Manege flogen wie von griechischen Helden geschleuderte Speere. Und diesmal war man bezaubert von seinen Vorführungen und bot ihm Engagements in allen Zirkussen des Landes an. Es gab ein Feuerwerk, die Gesichter strahlten wie Kometenschweife, und so begannen die unaufhaltsame Karriere und das Nomadenleben des Clowns Balancín.
«Applaus!», fordert Macolieta. Doch bevor die Sonnenblume ihren gelben Beifall spenden kann, hat er schon den Hörer abgenommen.
«Max hat angerufen», verkündet die näselnde Stimme des Direktors der Event-Agentur für Kindergeburtstage, für die Macolieta arbeitet. «Er kann heute nicht kommen. Ich habe aber keinen Ersatzclown, der dich begleiten könnte. Tut mir leid; wenn du keinen zweiten Clown auftreiben kannst, muss ich deine heutigen Engagements an ein anderes Team geben. Du weißt ja, wie unleidlich die Kunden werden, wenn statt der gebuchten zwei Clowns nur ein einziger kommt. Hast du eine Idee?»
Sie arbeiten in Zweierteams, und der Kunde kann nach den Bildern und Beschreibungen auf ihrer Internetseite wählen: «Los Chips, die Clowns aus dem Wilden Westen, lassen es auf Ihrem Kindergeburtstag krachen», oder «Fliegen Sie mit den Space-Clowns zum Mond», oder «Gönnen Sie Ihren Kindern ein spannendes Match mit den Fußball-Clowns». Macolieta und Max treten als Musik-Clowns auf. Max spielt drei Instrumente, und Macolieta singt und begleitet sich dabei auf seiner Minigitarre. Ihr Programm besteht aus der Generalprobe zu einem Konzert, in die sie die Kinder einbeziehen und auch Erwachsene, die Lust dazu haben. Für Macolieta ist es das höchste Glück im Leben, und das Geld, das er auf Kindergeburtstagen verdient, ist sein einziges regelmäßiges Einkommen, das er unter der Woche mit Auftritten auf Straßen und Plätzen aufbessert. Er kann also nicht zulassen, dass durch das Fortbleiben von Max, diesem Riesenhornochsen, sein Lebensglück geschmälert wird und sein Tagesverdienst den Bach runtergeht.
«In einer halben Stunde kommt Ersatz», beschied er dem Direktor. «Geben Sie ihm bitte ein Kostüm und die Adressen der Geburtstagsfeiern. Der Mann heißt Claudio.»
Er legt auf und wählt Claudios Nummer. Nach neun oder zehn Mal Klingeln, was normal ist, da Claudio um diese Zeit sicher noch schläft oder gerade erst ins Bett gegangen ist, weil er die Gewohnheit hat, freitags die ganze Nacht durchzulesen, meldet sich eine belegte Stimme:
«Wer ist denn da?»
«Du musst mir meinen Auftritt retten, Claudio. Mach dich gleich auf die Socken in die Calle de los Reflejos, Nummer zwölf, dritter Stock, Appartement achtzehn. Hast du das? Da klopfst du an, sagst, wer du bist, ich meine, du sagst, dass du Claudio bist, schläfst du noch?, ziehst dir die Sachen an, die man dir gibt, schminkst dir das Gesicht weiß, ich gebe deiner Maske hier den letzten Schliff, und vergiss nicht die Liste mit den Adressen, zu denen wir müssen … Hallo?»
Doch statt einer Antwort hört er nur mehr das Besetztzeichen. Claudio hat aufgelegt. Auf dem Schreibtisch hört er die Spinne umherkrabbeln, und es klingt wie unterdrücktes Kichern.
«Das ist nicht witzig, Langer!», ruft er und wählt noch einmal. «He, das war keine Bitte», blafft er los, bevor Claudio einen Ton sagen kann. «Du verdienst dir ein paar Mäuse und rettest mich vor dem sicheren Hungertod. Alles klar?»
«‹Wozu suche ich mir einen Freund?›», zitiert Claudio mit seiner belegten Stimme Seneca. «‹Damit ich für jemand sterben kann. Damit ich jemand in die Verbannung folgen kann, dessen Tod ich entgegentreten und für den ich alle Mittel aufbieten werde, um ihn zu retten.› Ich war schon beim Anziehen.»
«Salve, Claudio.»
«Aber ich muss dich warnen. Als Clown bin ich eine absolute Niete. Ich kann nicht mal einen Luftballon aufblasen. Es sei denn, es ist ein grüner.»
«Ich habe ein Maschinchen zum Aufpumpen, und du bekommst alle grünen Luftballons. Versprochen. Ich sehe dich in zwei Stunden hier bei mir.»
Er legt auf und geht zu der aufgeblühten Sonnenblume, nimmt sie liebevoll hoch und trägt sie näher ans Fenster. Dann zieht er den blauen Vorhang auf und öffnet es. Ein Schwall von morgendlichem Straßenlärm und blendendem Sonnenlicht quillt ins Zimmer. Er kann von hier oben die Autos sehen, die schleichend den Park umrunden und wie Wölfe lauernd nach Parklücken suchen. Die Sonnenblume rückt er mitten in den Sonnenstrahl. Unten rechts ins Café an der Straßenecke kommen die wenigen Gäste, um mit Don Eusebio Schach zu spielen. Gegenüber – modern und arrogant – ein neueröffneter Starbucks, der jetzt schon bis auf den letzten Platz besetzt ist. Daneben befindet sich ein Tacostand, und links davon, auf der anderen Straßenseite am Rande des Parks, die noch geschlossene Enrique-Alfaro-Bibliothek, in der wochentags Claudio arbeitet.
«Soll ich Ihr Auto waschen?», ruft Toño, der Autowäscher, grüßend nach oben.
«Hab immer noch keins!», antwortet Macolieta und grüßt zurück.
«Na gut, dann nächstes Mal», lacht Toño über ihren allmorgendlichen Scherz.
Er holt sein zweifarbiges Clownskostüm aus dem Schrank und hängt es neben den Spiegel mit den Glühbirnen (von denen nur noch vier ihren Dienst verrichten). Die Schuhe Größe fünfzig stellt er unter den Schreibtisch, geht dann pfeifend zur Dusche und fragt sich dabei, woher er diese komische Melodie wohl hat. Als das kalte Wasser auf ihn herabrauscht, stimmt er die Tarantella von Rossini an und tanzt dazu wie ein Pinguin.
Im Schlafzimmer lärmt der Wecker los und klingelt während der gesamten zwanzig Minuten, die das Konzert für Stimme, Shampoo und platschendes Wasser des Clowns Macolieta dauert.
Eine Linie vom Schlaf zum Bewusstsein: aufwachen. Vom Bett zum Bad eine weitere Linie, und noch eine vom Bad in die Küche. Dort gibt es eine Menge zusätzlicher Linien: vom Kühlschrank zur Pfanne; vom Brot, das schon grüne Flecken hat, zum Toaster, der jeden Moment seinen Geist aufzugeben droht; vom Backherd zum Tisch und vom Tisch zum Briefkasten. Und wenn das Telefon klingelt, eine weitere Linie; und wenn jemand an die Wohnungstür klopft, noch eine Linie. Linie vom Wohnzimmer voller Zeitungen zur Dusche. Linie Bad-Zimmer-Tür, die anschließt an die Linie Flur-Treppe-Schauspiel des Lebens auf der Straße wochentags oder Flur-Treppe-Straße-Kindergeburtstage an Samstagen und Sonntagen. Linie vom Schachbrett zu Don Eusebio abends; Linie Hunger-Tacostand und Linie zur Apotheke. Linien, die sich die ganze Zeit über kreuzen mit der Linie Claudio oder der Linie Max. Verbindungslinie zur Linie Was-hast-du-für-herrliche-Augen-darf-ich-dich-zu-einem-Drink-einladen. Linie Bar-Taxi-Bett. Linien, die sich winden, verwirren, erforschen; Linien, die glitschig werden oder glühend. Linie Kuss-Umarmung-Nacktheit-Stöhnen-Explosion-Jojo-Abschied. Linien, die Nacht und Tag verbinden und – von der Bettlakenwüste aus – zurückführen ins alltägliche Gewirr der Linien der Einsamkeit.
Weben wir also mit unseren Linien ein Spinnennetz über dem Nichts, auf dem wir Tag und Nacht unsere nervösen Beinchen bewegen, denkt Macolieta, während er sein Kinn mit Rasierschaum einseift und sich zu rasieren beginnt, obwohl er sein Gesicht hinter dem Schleier des beschlagenen Spiegels nur erahnen kann. Je dichter wir die Fäden weben, desto sicherer ist der Schritt von einem zum anderen. Eines Tages kommt dann der letzte Sturm, reißt unser Gespinst auseinander und lässt uns in den Schlund des Abgrunds stürzen. Danach nichts. Wer glaubt heute noch ans Paradies?
Das Rasiermesser zieht sanft eine Schneise durch die Bartstoppeln, und Macolieta denkt an einen Sonntagvormittag zurück, an dem er und Claudio nebeneinander in einem Park im Gras lagen, rauchten und Wolkenformenerkennen spielten.
«Glaubst du an Gott, Claudio?», hat er gefragt, eine Pferdekopfwolke betrachtend.
«Ah, die Gretchenfrage der Menschheit», antwortete Claudio und fügte nach einem Zug aus seiner Pfeife hinzu: «Platon meint, wenn Einer oder Eines nicht ist, dann ist nichts.»
«Okay, ich nehme das als ein Ja.»
«Es gibt Fragen, die darf man nicht einsilbig beantworten. Das Wort Gott ist so abgegriffen! Es klafft ein Abgrund zwischen dem Wort und dem, was es bezeichnet.»
«Glaubst du, dass es ein Leben nach dem Tod gibt?»
«Ich glaube es lieber nicht. Epikur meint, der Tod sei Nichts für uns, denn was sich auflöst, verliert sein Empfinden, und was kein Empfinden hat, ist Nichts.»
«Kann man denn an Gott glauben, ohne das Versprechen auf ewiges Leben?»
«Ich glaube, dass man das immer gekonnt hat. Aber nach Darwin müsste das Verb in dieser Frage nicht können lauten, sondern müssen. Die Antwort, will mir scheinen, ist irrelevant», sprach der qualmende Lulatsch.
«Und die Religion?»
«Meinst du die Heiligkeitserfahrung oder das rituelle Drumherum? Glauben ist eine Sache; ganz was anderes natürlich ist der Baukasten mit seinen Einzelteilen und der Bauanleitung darin.»
«Immer dieselben Sackgassen, dieselben Windungen.»
«Sprachlabyrinthe», sagte Claudio und nahm die Pfeife aus dem Mund. «Wir müssten definieren, was Religion für uns bedeutet. Kunst, Kultur, Sprache, Gesellschaft, Geschichte, Religion, das alles sind Begriffe, die wir nie mit letzter Präzision definieren können. Wittgenstein hat in seinem Tractatus geschrieben, der Tod sei nicht ein Bestandteil des Lebens, sondern dessen Ende. Und er hat geschrieben, wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen.»
Also schwiegen sie und schauten einer Wolke nach, die die Form eines sechsbeinigen Einhorns anzunehmen begann.
«Mist! Schon wieder geschnitten!», ruft Macolieta und betastet die frisch rasierte Wange.
Rasierschaum, Stoppelhärchen und ein Blutstropfen auf dem Rasiermesser lösen sich im Wasser des Waschbeckens auf. Mit dem Handrücken wischt er noch einmal den Dampfvorhang vom Spiegel und sieht sein Gesicht mit Seifenschaumwolken auf den Wangen und einem Fragezeichen zwischen den Augen.
Seine Gedanken schweifen jetzt zu einem anderen Tag, an dem er und Max als Clowns verkleidet unter einem Vordach einen Regenschauer abwarteten, um danach zum nächsten Kindergeburtstag zu eilen.
«Glaubst du an das ewige Leben, Max?»
«Ah, du wieder mit deinen Fragen, Maco», lachte Max mit einem Stück abgebissenen Apfels im Mund. «Also, ich glaube, wir sind ungefragt in die Arena dieses Zirkusses namens Leben geworfen worden. Da laufen wir jetzt einigermaßen orientierungslos herum und versuchen, unsere bestmögliche Vorstellung in einem Stück zu geben, das schon eine ganze Weile andauert und von dem kein Mensch weiß, wovon es handelt. Mmmm, der Apfel ist aber lecker! Manche glauben, dass wir am Ende dem Autor des Stücks begegnen, und andere glauben, dass am Ende gar nichts ist. Und da niemand weiß, wie es wirklich ist, sehe ich für mich die Sache so, dass wir unseren Auftritt so gut wie möglich hinlegen, ihn genießen, dann einen Abgang machen, Trommelwirbel und aus. Ewiges Leben ist die Erinnerung der anderen an das, was wir gemacht haben. Weißt du, was ekelhafter ist, als in einen Apfel zu beißen und einen Wurm zu entdecken? Nein? Na, einen halben Wurm zu entdecken!»
Nach diesen Worten vernichtete er den Apfel mit zwei Bissen, während sich die Schleusen des Himmels noch weiter öffneten und der Regen zu einem wahren Wolkenbruch wurde.