Kurbäder im Herzen Europas - Friederike Schmöe - E-Book

Kurbäder im Herzen Europas E-Book

Friederike Schmöe

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Beschreibung

Modern kuren und auf kaiserlichen Spuren wandeln, das geht an mancherlei Gesundbrunnen im Herzen Mitteleuropas. Kosten Sie in schmucken Kurpavillons von den Karlsbader Quellen oder spazieren Sie in Bad Muskau durch den Fürst-Pückler-Park. Wellnessen Sie sich durch Franken, Thüringen, Sachsen und Böhmen bis ins mondäne Bad Kissingen. Doch Achtung, Bismarck wäre dort fast einem Mordanschlag zum Opfer gefallen! Es gibt also viel zu erzählen - und zu lesen, in der Salzgrotte, der Schiefersauna oder am Ufer eines von Heilwasser gespeisten Sees.

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Seitenzahl: 162

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Lieblingsplätze

zum Entdecken

Kurbäder im Herzen Europas

In Franken, Thüringen, Sachsen und Böhmen

Schmöe / Steps / Steps

Impressum

Bildverzeichnis:

Bayerisches Staatsbad Bad Brückenau 14; Friederike Schmöe 16, 18, 20, 26, 30, 32, 36, 40, 42, 44, 46, 50, 52, 54, 70, 72, 74, 76, 96, 98, 100, 106, 108, 128, 130, 174, 176, 178; Bayer. Staatsbad Bad Kissingen GmbH Fotograf Heji Shin 22, 24; Staatsbad und Touristik Bad Bocklet GmbH Fotograf Markus Bollen 28; Thomas Balling 34; FrankenTherme Bad Königshofen 38; ThermeNatur Bad Rodach 48; Obermain Therme Bad Staffelstein 58; seeyou design – carsten steps 56, 60, 78, 80, 82, 84, 86, 88, 90, 92, 110, 112, 114, 116, 118, 120, 122, 132, 134, 136, 138, 140, 142, 146, 148, 150, 152, 154, 156, 158, 160, 162, 164, 166, 168, 170, 172, 180, 182, 184, 186, 188; Bayerisches Staatsbad Bad Steben 62, 64, 66; Spielbank Bad Steben 68; MEDIAN Klinik Bad Colberg 94; Michael Kremer Snapart Erfurt 102, 104; ARDESIA-Therme Bad Lobenstein Fotograf Karsten Schmidt 124; Stadtverwaltung Bad Lobenstein 126; Kurgesellschaft Schlema mbH 144.

Alle Seitenangaben im Buch beziehen sich auf die Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe.

Literaturverzeichnis:

Beitrag 12, S. 37: Annette von Droste-Hülshoff: Der Knabe im Moor. Ballade. Erschienen erstmals im Morgenblatt für Gebildete Stände Nr. 40, 1842. Vielfach neu abgedruckt und adaptiert.

Besuchen Sie uns im Internet:

www.gmeiner-verlag.de

© 2019 – Gmeiner-Verlag GmbH

Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

Telefon 0 75 75/20 95-0

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten

1. Auflage 2019

Lektorat: Anja Kästle

Satz/E-Book: Mirjam Hecht

Bildbearbeitung/Umschlaggestaltung: Benjamin Arnold

unter Verwendung eines Fotos von © Bayerisches Staatsbad Bad Steben GmbH

Kartendesign: maps4news.com / ©HERE

Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten

Printed in Germany

ISBN 978-3-8392-5994-8

Inhalt

Impressum

Karte

Massage, Moor und Selbstlabor

Vorwort

Franken

1  Königlich bayerisch

Staatsbad Bad Brückenau: Schlosspark

2  Hallihallo, wir radeln

Staatsbad Bad Brückenau: Deutsches Fahrradmuseum

3  Wellness für die Seele

Staatsbad Bad Brückenau: Marienkirche

4  Alphorn und Schokoeis

Stadt Bad Brückenau: Altstadt

5  Rakoczys und Pandurs heilende Kraft

Bad Kissingen: Wandel- und Brunnenhalle

6  Sporteln mit den »Fünf Bad Kissingern«

Bad Kissingen: Luitpoldpark

7  Der Duft eines Sommernachmittags

Bad Kissingen: Rosengarten

8  »Für das Beste der leidenden Menschheit«

Bad Bocklet: Brunnenbau

9  Lust auf eine Runde Padabhyanga?

Bad Bocklet: Kunzmann’s Hotel und Ayurveda-Zentrum

10  Erfrischendes Nass aus dem Wald

Bad Bocklet: Hubbrünnlein

11  Riemenschneiders cleveres Copyright

Bad Bocklet: St. Nikolaus und St. Katharina in Steinach

12  »O schaurig ist’s, übers Moor zu gehn«

Ausflug: Schwarzes Moor bei Fladungen

13  Sprudelnde Vitalität

Bad Königshofen: »FrankenTherme«

14  Voller Farbenpracht und Rätsel

Bad Königshofen: Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt

15  Bescheidenheit ist eine Zier

Bad Königshofen: Gradierpavillon

16  Italiens Flair im fränkischen Grabfeld

Bad Königshofen: Wallfahrtskirche Mariä Geburt Ipthausen

17  Eine Bastion aus alter Zeit

Ausflug: Kirchenburg in Ostheim vor der Rhön

18  Heilung aus den Tiefen der Erde

Bad Rodach: »ThermeNatur«

19  Ein Raum voller Licht und Magie

Bad Rodach: Johanniskirche

20  Wir Grenzlandleute

Bad Rodach: Georgenberg

21  Ein Fest für den Frieden

Ausflug: Friedensmuseum in Meeder

22  Das macht nach Adam Ries(e)

Bad Staffelstein: Rechenkünstler-Stadt

23  An der richtigen Stelle gebohrt

Bad Staffelstein: Obermain Therme

24  Pilgern im fränkischen Jura

Bad Staffelstein: Nothelferweg nach Vierzehnheiligen

25  Für Wasserratten und Saunafreaks

Bad Steben: »THERME«

26  Ein Guckloch zum Mittelmeer

Bad Steben: Wandelhalle

27  Buchen, Lärchen, Fichten

Bad Steben: Kurpark

28  Zahlensalat mit Leberkäs

Bad Steben: Spielbank

29  Obelix war doch in Oberfranken

Ausflug: Die »zwölf Apostel« von Langenbach

30  Weg mit dem Fitness-Tracker

Bad Alexandersbad: Zentrum

31  Prickelndes Champagnervergnügen

Bad Alexandersbad: Luisenquelle

32  Silbernes Licht auf grünen Wellen

Bad Alexandersbad: Waldbad

Thüringen

33  Der Klapperstorch liebt Salzluft

Bad Salzungen: Solewelt

34  Wo Fische auf Eichhörnchen treffen

Bad Salzungen: Hennebergisches Fachwerkhaus Charlottenhall

35  Romantische Stunden mit Seeblick

Bad Salzungen: Burgsee

36  Eine Burg voller Legenden

Ausflug: Wartburg bei Eisenach

37  Die Entspannungsoase im japanischen Stil

Bad Langensalza: Japanischer Garten

38  Im Garten des Travertins

Bad Langensalza: Natursteingarten TRACO-Park

39  Ein Urwald mitten in Thüringen

Ausflug: Hainich

40  Opferstätten der alten Germanen

Ausflug: Opfermoor Niederdorla

41  Der Winzling mit der tollsten Therme

Bad Colberg-Heldburg: Thüringens Terrassentherme

42  Wo die Helden wohnen

Bad Colberg-Heldburg: Stadt und Veste Heldburg

43  Eine Wanderung in die Vorgeschichte

Ausflug: Gleichberge

44  Ein Land, zwei Welten

Ausflug: Zweiländermuseum Rodachtal in Streufdorf

45  Das Meran Thüringens

Bad Berka: Kneippanlagen am Goethebrunnen

46  »Das Goethe-Bad im Grünen«

Bad Berka: Goethebrunnen

47  Ohne Kloß nix los

Bad Berka: Altes Brauhaus

48  Vital statt wintermüde

Bad Berka: Paulinenturm

49  Von Thüringen zur Expo und zurück

Bad Sulza: Toskana Therme

50  Das Erbe eines Politikers aus der Pfalz

Bad Sulza: Thüringer Weintor

51  Täuschend echt und keine Fälschung

Bad Sulza: Goethes Gartenhaus II

52  Wo Preußen beinahe unterging

Bad Sulza: Schloss Auerstedt

53  Täglich Nacktbaden ab der Mittagsstunde

Bad Klosterlausnitz: Kristall Sauna-Wellnesspark mit Soletherme

54  Wo der stärkste Mann Bier zapfte

Bad Klosterlausnitz: Meuschkensmühle im Mühltal

55  An den Wurzeln eines Longsellers

Bad Klosterlausnitz: Brehm-Gedenkstätte Renthendorf

56  Schiefersauna und Moormassage

Bad Lobenstein: »ARDESIA-Therme«

57  Baumtherapie im Schieferbad

Bad Lobenstein: Kurpark

58  Achtung, »Fässleseecher«!

Bad Lobenstein: Marktplatz und Rathaus

59  Am »Thüringer Meer«

Ausflug: Bleilochstausee

Sachsen

60  Schweben wie im Toten Meer

Bad Elster: Soletherme und Saunawelt

61  Schönheit des Lebens in Glas

Bad Elster: Marienquelle

62  Das erste und das letzte seiner Art

Bad Elster: König Albert Theater

63  Wie Perlen an einer Schnur

Bad Elster: Liebesweg

64  Vom Radiumbad zum Radonbad

Bad Brambach: Wettinquelle

65  Den Kumpels ein Gesicht geben

Bad Schlema: Museum Uranbergbau

66  Futtern wie die Wismut-Kumpel

Bad Schlema: Gaststätte »Zum Füllort«

67  Willkommen im Dunkelwald

Thermalbad Wiesenbad: Thermal-Heilkräuter-Zentrum

68  Was Bergbau und Weihnachten verbindet

Ausflug: Annaberger Sehenswürdigkeiten

69  Sachsens älteste und wärmste Quelle

Heilbad Warmbad: Silber-Therme

70  Schlafen wie die Präsidenten

Heilbad Warmbad: Wolkensteiner Zughotel

71  Auf dem Reifen ins Vergnügen

Bad Lausick: Kur- und Freizeitbad RIFF

72  St. Kilian, Silbermann, Trampeli, Eule

Bad Lausick: St. Kilianskirche

73  Das sagenhafte Vineta ist auferstanden

Ausflug: Leipziger Neuseenland

74  Ein Meisterwerk der Gartenkunst

Bad Muskau: Fürst-Pückler-Park

75  Falten ziehen magisch an

Bad Muskau: Geopark Muskauer Faltenbogen

76  Wandeln an den Originalschauplätzen

Bad Muskau: Strittmatters Laden in Bohsdorf

77  Der Wolf ist tot, es lebe der Wolf

Ausflug: Erlichthof Rietschen

Böhmen

78  Der kleine Junge mit dem Fisch

Franzensbad: Franzl-Plastik

79  Trinkkur nach Kaiserart

Franzensbad: Die Quellen

80  Von Amerika nach Milano

Franzensbad: Naturschutzgebiet und Camping Amerika

81  Oblaten, warm, frisch auf die Hand

Marienbad: Kurviertel

82  Marienbads charmantester Brunnenpavillon

Marienbad: Rudolfquelle

83  Fledermaus und Böhmenschmaus

Marienbad: Restaurant »Charlie«

84  Ein Muss für Kaiser, Könige und Künstler

Karlsbad: Quellen im Kurviertel

85  Die geheimnisvolle Quelle Nummer 13

Karlsbad: Becherplatz mit Becherovka-Museum

86  Wo James Bond beinahe sein Leben ließ

Karlsbad: Internationales Filmfestival am Grandhotel Pupp

87  Karlsbad aus der Vogelperspektive

Karlsbad: Aussichtsturm Diana

88  Schwanengesang des rasenden Reporters

Karlsbad: Goethesteig

Karte

Massage, Moor und Selbstlabor

Vorwort

Manchmal ist da so ein Augenblick der Sehnsucht. Wäre es nicht wunderbar, gerade jetzt für ein paar Stunden abzutauchen? Den Alltag auf später zu vertrösten, in sich hinein zu lauschen, den Bedürfnissen von Körper, Geist und Seele zu vertrauen und sich etwas zu gönnen, das mit Wohlbefinden, Zeithaben und Genießen zu tun hat? Ein solches Programm wird recht lieblos »Wellness« genannt – doch meinen Sie nicht auch, dass zwei Silben viel zu kurz sind, um das unterzubringen, was wirklich zählt? Nicht nur mal ein paar Stunden Therme mit Massage runterzurocken, sondern eine Grundhaltung zu leben, in der Raum und Zeit genug da sind, um dem Schönen und Wohltuenden nachzuspüren?

Mit diesem Grundgedanken gingen wir auf Recherchetour für dieses Buch. Jede von uns hat in den anderthalb Jahren des Entdeckens, Ausprobierens und Schreibens nicht nur in Salzgrotten auf inneren Rückzug geschaltet oder entlang eines beschaulichen Wanderweges im Frankenwald oder in der Lausitz endlich einmal wieder tief durchgeatmet. Vielmehr befanden wir uns in einer Art Selbstlabor: Was »Wellness« für uns bedeutet und warum es uns gerade die Kurbäder im Herzen Europas angetan haben, entdeckten wir mit jedem Besuch in Therme und Kurpark neu.

Einer der Gründe für die Auswahl ausgerechnet dieser großen mitteleuropäischen Region waren unsere persönlichen Vorkenntnisse. Manches Kurbad haben wir schon als Kinder besucht. Nicht zuletzt unser Krimiband Mörderische Prachtbäder, 2018 ebenfalls im Gmeiner-Verlag erschienen, hat uns auf den Geschmack gebracht. Von der Rhön über den Thüringer Wald, das Maintal, den Frankenwald und das Fichtelgebirge bis zum Erzgebirge und nach Böhmen reichte die Spanne der üblen Taten. Da musste doch noch mehr drin sein, dachten wir! Nicht nur fiesen Heiratsschwindlern und grausamen Mördern ist auf die Schliche zu kommen, sondern vielmehr der Atmosphäre, dem individuellen Geheimnis jedes Kurbades. Karlsbad ist sicher das mondänste unter den hier ausgewählten Orten – andere wie Bad Lobenstein oder Bad Muskau punkten mit viel unberührter Natur. Die Auswahl ist uns schwergefallen, denn die Gegend ist reich an Bädern; irgendwann musste daher auch die eine oder andere Entscheidung gegen einen bestimmten Ort fallen, was wir bedauern; der vorliegende Band erhebt jedenfalls keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Dies schließt ein, dass wir Lücken lassen – nicht jede Therme in jedem Bad wird besprochen, nicht jeder Kurpark genannt. Schließlich soll auch für die LeserInnen Raum bleiben, um dem auf die Spur zu kommen, was ihnen selbst guttut. Moorpackung statt Trinkkur? Eine Wiener Mélange in einem schicken Café statt einer Massage? Wenn unser Buch ein Ansporn für Sie ist, Ihre Bedürfnisse neu kennenzulernen, haben wir unser Ziel erreicht.

Gemeinsam ist allen hier vorgestellten Kurbädern, durch die wir so lange mit Notizblock, Kamera oder Fotoreporter gereist sind, eine historische Besonderheit: Sie gehören zu einer Grenzregion, die 40 Jahre lang durch den Eisernen Vorhang geteilt war und nun Stück für Stück wieder zusammenfindet. Die langsam verheilenden Narben im Erscheinungsbild der Städte und Landschaften haben fast etwas Menschliches: Sie machen bewusst, dass Heilung möglich ist, wenngleich sie ihre Zeit braucht. Sie kann nicht mit dem Timer vorangetrieben werden – ein Lerneffekt, der etwa im beschaulichen Bad Alexandersbad zu einem Kurerfolg explizit dazugehört. In manchen Kurbädern wurden wir als Recherchierende auf Händen getragen, zum Beispiel in Bad Sulza. In Bad Salzungen haben wir gefühlt, dass die Menschen zu ihrem Ort stehen und viele selbst mit anpacken.

Selbstverständlich ließen wir es uns nicht nehmen, neben den Kurbädern auch deren Umgebung zu ergründen. Lieblingsplätze außerhalb der Ortschaften sind mit dem Begriff »Ausflug« gekennzeichnet: etwa das Schwarze Moor in der Nähe der Rhönbäder oder der Muskauer Faltenbogen und das Umland von Bad Staffelstein.

Als Werbepublikation für einzelne Bäder und ihre Einrichtungen ist unser Buch nicht zu verstehen. Wir haben uns alle Plätze selbst angesehen und nach eigenem Gusto entschieden, sie hier aufzunehmen, weil sie uns gefielen.

Friederike Schmöe & Petra Steps

Franken

1  Königlich bayerisch

Staatsbad Bad Brückenau: Schlosspark

Bad Brückenau gibt es als Doppelpack. Da ist einmal die Stadt Bad Brückenau. Sie ist für das normale Leben ihrer Bürger da. Ich will vier Kilometer weiter, ins Staatsbad, das ist zum Kuren. Na gut, ein wenig überschneiden sich die Funktionen, aber doch nicht so sehr.

Die erste Haltebucht im Staatsbad an der Wernarzer Straße lockt: Ich fahre rechts ran. Steige aus. Unter mir liegt der Schlosspark in einer natürlichen Talsenke. Rechtwinklig, exakt. Eckige Gebäude, runde Gebäude, gerade Wege. Die Bäume grünen schon, erste Blumen schmücken die Beete. Ein paar Schritte weiter und ich stehe auf der Terrasse des Ristorante Castello Belvedere. Das klassizistische Gebäude bildet das untere Ende der Längsachse, die auf der anderen Hangseite beim Fürstenhof beginnt. Ich muss an einen Bastler denken, der eine Modelllandschaft für eine Spielzeugeisenbahn aufbauen wollte, nur in einer mondänen Version, um schließlich die Schienen mitsamt den Zügen wegzulassen. Die meisten Bastelarbeiten in dieser Kurwelt gehen auf König Ludwig I. von Bayern (1786–1868) zurück. Von meinem Aussichtspunkt sticht rechts der Quellentempel ins Auge, von ihm führt die Wandelhalle mitsamt ihrer Heilquellen-Lounge (hier darf man trinken, aber nur mit Gästekarte!) weiter in die Mitte des Parks. Ich spaziere die geschwungene Freitreppe hinunter, schlendere durch den überdachten Wandelgang, wo sich ein Eiscafé verbirgt. Schräg gegenüber liegt das Badhotel, in der Frühlingssonne genießen die Gäste ihr Mittagessen im Freien. Ohne Lärm oder andere Störungen, alles ist auf Kur eingestellt. Wellness, Ruhe, Genuss. Besonders majestätisch kommt das Kursaalgebäude mit seinem prächtigen Arkadenumgang daher. Auch dieses Schmuckstück geht auf König Ludwig I. zurück, welcher an prominenter Stelle ein paar Meter weiter als Standbild verewigt wurde. Die Affäre des Wittelsbachers mit Lola Montez begann in Brückenau. Eine der fünf Heilquellen ist nach der Tänzerin benannt. fs

Tipp: Leckeres italienisches Essen auf der Terrasse bei bester Aussicht über den Schlosspark gewünscht? Gibt es im Ristorante Castello Belvedere. Auch die eleganten Innenräume sind einen Aufenthalt wert.

Das Kursaalgebäude im Schlosspark-Ensemble ///

Bayerisches Staatsbad Bad Brückenau ///

 

Heinrich-von-Bibra-Straße ///

D-97769 Staatsbad Bad Brückenau /// 00 49 / 97 41 / 80 20 ///

www.staatsbad.de ///

 

Ristorante Castello Belvedere /// Wernarzer Straße 2 ///

D-97769 Staatsbad Bad Brückenau ///

00 49 / 97 41 / 9 39 07 12 /// www.castello-belvedere.de ///

2  Hallihallo, wir radeln

Staatsbad Bad Brückenau: Deutsches Fahrradmuseum

Ein Museumsbesuch an einem sonnigen Sonntag im Frühling? Die Dame, die heute das Deutsche Fahrradmuseum hütet, hat gar nicht mit Gästen gerechnet. Wir jedoch wollen es wissen, wie das so ist mit dem Fahrrad. Denn laut Eigenbeschreibung stellt man in Bad Brückenau die umfangreichste Sammlung historischer Fahrräder aus. Und ein Hochrad verbreitet ja immer noch eine gewisse Aura! Gleich im Eingangsbereich der wunderschönen Jugendstilvilla steht eins. Einfach so hingelehnt. Als könne man jederzeit aufspringen und losradeln. Wie lange man wohl üben muss, um diese Ungetüme zu besteigen und die Balance zu halten?

Im ersten Stock beginnen wir den Rundgang durch 200 Jahre Fahrradgeschichte. Die Konstruktion der Laufmaschine, gebaut von Karl Friedrich Drais (1785–1851), gab der individuellen Mobilität einen Schub. Wenngleich ein Rad lange Zeit teuer und damit ein Luxusobjekt war. Und was das Museum nicht alles präsentiert: Hochräder für Herren. Für Damen. Für Kinder. Für Radrennen. Sicherheitsräder. Dreiräder. Bambusräder. Tretkurbelräder. Militärräder. Die Ausstellungsräume sind gut bestückt, es gibt einen originalgetreuen Fahrradladen aus den 1930er-Jahren mit entzückenden Details wie Wimpeln und Lampen, eine historische Fahrradwerkstatt und etliche Hintergründe zur Entwicklung des Rads nicht nur in technischer, sondern auch in gesellschaftlicher Hinsicht. So erfahren wir, dass das Wirtschaftswunder dem Fahrrad den Todesstoß versetzte, das Ersparte floss nun ins Auto. Das »Klapprad« bekommt das Etikett »Irrtum der Fahrradgeschichte«, was mich tröstet, da ich mich auch einmal lustlos auf so einem unrund laufenden, schweißtreibenden Drahtesel abstrampelte.

Im Erdgeschoss wird die Entwicklung des motorisierten Zweirades dargestellt. Blechschilder mit alter Werbung geben der Atmosphäre einen nostalgischen Touch. Wer übrigens für sein altes, richtig altes Rad ein originales Ersatzteil benötigt, kann in Bad Brückenau fündig werden. fs

Tipp: Radfahren und Wellness gehören zusammen! Im Vital Spa & Garden des nahen Hotels Dorint erwartet Sie Erholung pur – in der Sauna, der Solegrotte, unter dem Wasserfall oder bei einer belebenden Massage.

Deutsches Fahrradmuseum /// Heinrich-von-Bibra-Straße 24 ///

D-97769 Staatsbad Bad Brückenau /// 00 49 / 97 41 / 93 82 55 ///

www.deutsches-fahrradmuseum.de ///

 

Dorint Resort & Spa Bad Brückenau /// Heinrich-von-Bibra-

Straße 13 /// D-97769 Staatsbad Bad Brückenau ///

00 49 / 97 41 / 8 50 /// www.hotel-bad-brueckenau.dorint.com ///

3  Wellness für die Seele

Staatsbad Bad Brückenau: Marienkirche

Der Himmel so blau. Dabei ist es noch früh im April. Dennoch werden heute die ersten Sonnenbrände eingefahren, davon ist auszugehen. Die Bäume sind noch fast kahl, wenig Schatten steht zu erwarten. Aber es lockt eben der tolle Himmel, lang vermisst, man will unbedingt draußen sein.

Ich spaziere das nördliche Ende des Schlossparks entlang auf die Marienkirche zu, deren strahlendes Weiß sich echt bayerisch vom blauen Himmel abhebt. Dabei liegt Bad Brückenau doch nahe der Rhön, ganz im Nordwesten Bayerns, fast in Hessen, näher an Frankfurt als an München. Der Dialekt ist fränkisch, nicht bairisch, aber Ludwig I., der Bad Brückenau oft besucht und baulich geprägt hat, war ein Wittelsbacher; also besteht hier eine sehr direkte Verbindung zwischen den Franken und den Bayern. Diese wird auch im Baustil ersichtlich und hat mit der Marienkirche zu tun: Der bayerische Hofbaumeister Eugen Drollinger, der auch im Auftrag des »Märchenkönigs« Ludwig II. tätig war, hat sie erbaut (wie übrigens auch die nahegelegene evangelische Christuskirche) und architektonisch an katholische Kirchen in Altbayern angeglichen: Ein Zwiebelturm ist das deutlichste Merkmal.

Im Inneren der Kirche umfängt mich Kühle. Der weiße Raum wirkt spartanisch, doch der Hochaltar und die beiden Nebenaltäre sorgen für barocke Einsprengsel. In den bunten Fenstern im Altarraum dominiert Rot. Sie zeigen die Heiligen Bonifatius (Patron des Bistums Fulda) und Kilian (Patron des Bistums Würzburg). Bad Brückenau wechselte aus den Händen des ersten in den Zuständigkeitsbezirk des zweiten, das wird damit angedeutet. Zwei Glasfenster mit Engelsdarstellungen, ebenfalls im Altarraum, wurden von Kurgästen gespendet. Besinnliches und Spirituelles passt recht gut zu einem Kuraufenthalt. Wellness für die Seele, gewissermaßen. Die ökumenische Kurseelsorge in Bad Brückenau kümmert sich genau um diese Belange und hilft auch bei praktischen Fragen rund ums Kranksein, Kuren und Genesen. fs

Tipp: Gutes Essen hält Leib und Seele zusammen. Im Gasthof zum Biber in Speicherz kosten Sie leckere Speisen aus der Rhön und auch manchen anregenden Tropfen aus dem Eichenholzfass.

Marienkirche /// Heinrich-von-Bibra-Straße 1 ///

D-97769 Staatsbad Bad Brückenau ///

 

Ökumenische Kurseelsorge /// Villa Schwan ///

Heinrich-von-Bibra-Straße 23 /// D-97769 Staatsbad

Bad Brückenau /// 00 49 / 1 57 / 33 68 76 76 ///

www.kurseelsorge-bad-brueckenau.de ///

 

Gasthof zum Biber /// Hauptstraße 15–19 ///

D-97786 Motten/Speicherz /// 00 49 / 97 48 / 9 12 20 ///

www.gasthof-zum-biber.de ///

4  Alphorn und Schokoeis

Stadt Bad Brückenau: Altstadt

Der Bär steppt nicht unbedingt in der Stadt Bad Brückenau, was umso angenehmer ist, je mehr man sich an den kleinen Dingen zu freuen weiß, die bekanntlich die gemächlichen sind. An einem richtig ordentlichen Schokoladeneis zum Beispiel. Einem hausgemachten. An einem jener unerwartet sonnigen Frühlingstage. Mit einem solchen in der Hand schlendere ich durch die Brückenauer Fußgängerzone. Ein Pärchen fragt, wo das Eis verkauft wird, bricht aber schnell in lautes Lachen aus, denn ein Café reiht sich ans andere, und Eis wird heute überall angeboten. Wartezeiten gibt es nicht. Sitzgelegenheiten zum Genießen des lang ersehnten Gefrorenen sind auch vorhanden, etwa auf den Treppenstufen, die zur Stadtpfarrkirche führen.

Aus der Kirche dringen konzertante Töne, die mir vertraut vorkommen. Ganz einordnen kann ich das Instrument jedoch nicht. Trompete? Posaune? Nur die Orgel lässt sich heraushören. Neugierig betrete ich die Kirche. Im Altarraum steht eine Frau und bläst – Alphorn! Ein in diesen Breiten eher seltenes Instrument, dessen warmer, voller Klang vortrefflich mit der Orgel harmoniert. Die Organistin und die Alphornistin üben für ein Konzert am nächsten Sonntag, wie sie mir berichten, und die herzlich ausgesprochene Einladung zu selbigem werde ich leider nicht annehmen können, denn in der kommenden Woche sitze ich schon wieder am heimatlichen Schreibtisch, um dieses Buch zu schreiben.

Ich wandere weiter ans Ufer der Sinn, bewundere das als »Klein-Venedig« titulierte Häuserensemble am Flüsschen und gehe weiter zum Pumpenhaus der Siebener Quelle im Siebener Park – sieben Brückenauer Bürger haben 1906 diese Quelle erbohrt. Etwas weiter finde ich auch einen Trinkbrunnen mit der Aufschrift »Heilquelle«, wo das gesunde Wasser ganz ohne Gästekarte getrunken werden kann. Angezeigt ist es zur Stärkung von Knochen und Gelenken, bei Rheuma und Gicht. Wohl bekomm’s! fs

Tipp: Zum Abtauchen lädt die ThermeSinnflut ein – Badevergnügen mit Tunnelrutsche, Sprungturm, Kletterwand, Wasserspielgarten. Wer in der Sauna dampft, kühlt sich später in einem herrlichen Garten ab.

Nähere Informationen zur Altstadt Bad Brückenaus

erteilt die Tourist Information /// Altes Rathaus ///

Alter Rathausplatz 1 /// D-97769 Stadt Bad Brückenau ///

00 49 / 97 41 / 8 04 11 /// www.bad-brueckenau.de ///

 

Therme Sinnflut /// Gänsrain 2 /// D-97769 Stadt Bad

Brückenau /// 00 49 / 97 41 / 91 12 55 /// www.therme-sinnflut.de ///

5  Rakoczys und Pandurs heilende Kraft

Bad Kissingen: Wandel- und Brunnenhalle

Ich nähere mich Bad Kissingen an einem heißen Augusttag mit gemischten Gefühlen. Das »Weltbad« wartet! Der Respekt vor der 1.200-jährigen Geschichte des Ortes liegt mir ein wenig im Magen. Wieder einmal habe ich zur Vorbereitung die Größen der Historie nachgelesen, die in Bad Kissingen kurten: Gioachino Rossini, Kaiserin Sissi, Zar Alexander II., König Ludwig II., Otto von Bismarck – auf den hierselbst sogar ein Mordanschlag verübt wurde. Um mir all die Berühmtheiten standesgemäß wandelnd vorzustellen, besuche ich als Erstes das Herzstück des Kurbetriebs gleich an der Saale: die berühmte Wandel- mit integrierter Brunnenhalle.