Kurzgefasster Grundriss der Geheimlehre von H. P. Blavatsky - Dr. Franz Hartmann - E-Book

Kurzgefasster Grundriss der Geheimlehre von H. P. Blavatsky E-Book

Dr. Franz Hartmann

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Beschreibung

Nachdem die uns durch H. P. Blavatsky überlieferte Geheimlehre durch die vortreffliche Übersetzung von Dr. Froebe nun auch in Deutschland bekannt geworden ist, hat sich das Bedürfnis nach einer kurz gefassten Zusammenstellung der Grundzüge derselben geltend gemacht. Der folgende Grundriss soll dazu dienen, einen allgemeinen Überblick über das Ganze zu gewähren, ehe man das Studium der in dem großen Werke ausführlich behandelten Einzelheiten unternimmt. Auf diese Weise dürfte durch das Erscheinen dieses Buches denjenigen ein Gefallen erwiesen sein, welche die Geheimlehre gründlich kennenlernen wollen, und dasselbe auch dazu dienen, dem großen Werke von H. P. Blavatsky in weiteren Kreisen Eingang zu verschaffen. Inhaltsverzeichnis Vorbemerkungen Einleitung Erster Teil - Die Evolution des Weltalls Zweiter Teil - Die Entstehung des Menschen I. - Der Anfang des fühlenden Lebens Die Natur allein, ohne Hilfe von oben, wird nicht vollkommen Versuche zur Erschaffung des Menschen Die Entstehung der ersten Menschenrassen Die Entstehung der zweiten Rasse Entwicklungsgeschichte der zweiten Rasse Periode von den Halbgöttern bis zu den ersten Menschenrassen Die Evolution der Säugetiere. Der erste Sündenfall Die schließliche Evolution des Menschen Die Geschichte der vierten Menschenrasse Die Zivilisation und Vernichtung der vierten und fünften Rasse Die fünfte Rasse und ihre göttlichen Führer Schlussbemerkung

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Kurzgefasster Grundriss der Geheimlehre von H. P. Blavatsky

 

 

 

Dr. Franz Hartmann

 

 

 

 

 

 

Verlag Heliakon

 

2024 © Verlag Heliakon, München

Umschlaggestaltung: Verlag Heliakon

 

Titelbild: Pixabay (Wortflow)

 

Vertrieb: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

 

www.verlag-heliakon.de

[email protected]

 

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verfassers unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im In dnb.de abrufbar.

Inhaltsverzeichnis

Titelseite

Vorbemerkungen

Einleitung

Die Evolution des Weltalls

I.

II.

III.

IV.

V.

VI.

VII.

Die Entstehung des Menschen

I. - Der Anfang des fühlenden Lebens

II. - Die Natur allein, ohne Hilfe von oben, wird nicht vollkommen

III. - Versuche zur Erschaffung des Menschen

IV. - Die Entstehung der ersten Menschenrassen

V. - Die Entstehung der zweiten Rasse

VI. - Entwicklungsgeschichte der zweiten Rasse

VII. - Periode von den Halbgöttern bis zu den ersten Menschenrassen

VIII. - Die Evolution der Säugetiere. Der erste Sündenfall

IX. - Die schließliche Evolution des Menschen

X. - Die Geschichte der vierten Menschenrasse

XI. - Die Zivilisation und Vernichtung der vierten und fünften Rasse

XII. - Die fünfte Rasse und ihre göttlichen Führer

Schlussbemerkung

 

Vorbemerkungen

Nachdem die uns durch H. P. Blavatsky überlieferte Geheimlehre durch die vortreffliche Übersetzung von Dr. Froebe nun auch in Deutschland bekannt geworden ist, hat sich das Bedürfnis nach einer kurzgefassten Zusammenstellung der Grundzüge derselben geltend gemacht.

Der folgende Grundriss soll dazu dienen, einen allgemeinen Überblick über das Ganze zu gewähren, ehe man das Studium der in dem großen Werke ausführlich behandelten Einzelheiten unternimmt. Auf diese Weise dürfte durch das Erscheinen dieses Buches denjenigen ein Gefallen erwiesen sein, welche die Geheimlehre gründlich kennenlernen wollen, und dasselbe auch dazu dienen, dem großen Werke von H. P. Blavatsky in weiteren Kreisen Eingang zu verschaffen.

Was aber die Geheimlehre selbst betrifft, so bewahrheiten sich täglich die Worte von H. P. Blavatsky, welcher sagte: dass man durch ein kurzes Studium derselben einen tieferen Einblick in die Geheimnisse der Natur gewinnen kann, als dies durch einen vierjährigen Aufenthalt auf den Hochschulen und Universitäten möglich ist.

Übrigens wurden seit dem Erscheinen der ersten Ausgabe der Geheimlehre bereits verschiedene Entdeckungen auf dem Gebiete der Wissenschaft gemacht, wodurch die von H. B. Blavatsky gegebenen Andeutungen äußerliche Bestätigung fanden und weitere werden folgen, denn das Licht der Erkenntnis bricht sich in allen Fächern gewaltsam Bahn, und jeder Tag bringt uns der Erkenntnis der ewigen Wahrheit näher, welche die alleinige Grundlage aller wahren Religion, Philosophie und Wissenschaft ist.

Der Verfasser.

 

 

Einleitung

Die von H. P. Blavatsky in 1896 in Isis Unveiled und später in der Secret Doctrine veröffentlichten Lehren werden mit dem Namen Geheimlehre bezeichnet, und zwar nicht etwa deshalb, weil sie nicht geeignet wären, jedermann mitgeteilt zu werden, sondern sie sind deshalb geheim, weil es zu ihrem Verständnisse nötig ist, sich zu einem höheren Standpunkte, als demjenigen, welchen der erkenntnislose Materialist einnimmt, aufzuschwingen, ohne aber dabei der Fantasie Spielraum zu gewähren.

Mit anderen Worten, es bedarf hierzu eines gewissen Grades von höherer Einsicht und Intuition, welche aber nicht mit Schwärmerei zu verwechseln ist und den festen Boden der Selbsterkenntnis der Wahrheit nicht verlässt. Je mehr der Baum der Erkenntnis im Menschen zu geistiger Höhe emporwächst, umso mehr erweitert sich der Horizont der intellektuellen Wahrnehmung, und es stellen sich dem Auge des Geistes Tatsachen dar, welche den Kleinen im Tale verborgen, und deshalb für sie okkult oder geheim sind.

Die in der Geheimlehre enthaltenen Lehren sind weder von H. P. Blavatsky gedichtet oder erfunden, noch sind sie ihr durch Geister mitgeteilt worden, sondern sie sind angeblich einem der ältesten Manuskripte, dem Buche Dzyan (d. h. das Buch der geistigen Erkenntnis) entnommen, in welchem die Resultate der Forschungen der Adepten und Weltweisen zusammengestellt sind, und dessen Original sich im Besitze der Meister der Weisheit (in Tibet) befinden soll.

Die Geheimlehre ist, wie H. P. Blavatsky sagt: die Vereinigung von Religion, Philosophie und Wissenschaft, und dies ist folgendermaßen zu verstehen: Die einzige wahre Religion, welche in allen großen Religionssystemen enthalten ist, ist diejenige religiöse Erkenntnis, welche aus der Selbsterkenntnis der ewigen Wahrheit entspringt, und diese ist durch die eigene Veredelung des Gemütes und die Aufklärung des Verstandes bedingt.

Die Philosophie, im wahren Sinne des Wortes, bedeutet die Liebe zur Weisheit, und die Weisheit ist die Offenbarung und Verwirklichung des Wahren, Guten und Schönen in sich selbst.

Dass ohne die Liebe zur Wahrheit und die daraus entspringende Erkenntnis des Wahren auch kein wahres Wissen möglich ist, braucht nicht bewiesen zu werden, denn es versteht sich von selbst. Durch die Veredelung des Charakters und die Liebe zur Weisheit wird der Mensch einer höheren Erkenntnis fähig, während andererseits ein tieferes Eingehen in die Lehren der Weisheit, und eine Aufnahme des Geistes derselben im Herzen zur Veredelung seines Charakters beiträgt und ihn die Weisheit lieben lehrt.

Die okkulte Wissenschaft ist keine bloße Gedächtnissache, sondern vielmehr ein Resultat der eigenen geistigen Ernährung und des eigenen geistigen Wachstums, und den Beweis für die Wahrheit dieser Behauptung kann jeder darin finden, dass ihm beim wiederholten aufmerksamen Lesen der Schriften der Weisen immer wieder neue Tatsachen klar werden, die ihm am Anfange entgingen oder unverständlich schienen.

Wir nehmen in der Weisheit selbst zwei Elemente wahr, und zwei Wege sind es, die zu ihr führen, nämlich die Liebe und die Intelligenz. Die Liebe erhebt und die Erkenntnis erleuchtet. Keine von beiden ist ohne die andere vollkommen. Wer nach dem höchsten Wissen strebt, dessen Verstand sollte durch die göttliche Liebe zum Höchsten emporgehoben werden und seine Triebe von der Erkenntnis der Wahrheit durchdrungen und erleuchtet sein. Liebe ohne Verstand ist blind und verleitet zur Schwärmerei, während der Verstand ohne göttliche Liebe auf Abwege führt, die in den Abgrund der Gewissenlosigkeit und ins Verderben führen.

Dies ist aber mit anderen Worten das Licht der Gotteserkenntnis, welches kein Mensch sich durch sein egoistisches Streben und Haschen selber verschaffen kann, mit anderen Worten: es ist der Heilige Geist selbst, der durch seine Gnade oder Allgegenwart jeden erleuchtet, der durch das Aufgeben des Irrtums dieser Erleuchtung fähig ist. Ohne diesen Heiligen Geist der Selbsterkenntnis kann auch niemand zur wahren Erkenntnis gelangen.

Durch seine Kraft allein verschwinden die Wolken der Täuschung, welche der aufgehenden Sonne die Nebel der Nacht zerstreut. Somit sollte jeder, dem es um ein ernsthaftes Erforschen der Geheimlehre zu tun ist, danach trachten, selbstlos nach dem Höchsten zu streben, ohne eigennützige Absicht, so wie die Blume dem Licht entgegenstrebt, und sein Herz dem Heiligen Geist der Selbsterkenntnis öffnen, damit die Wahrheit in ihm offenbar werden kann.

Dann werden sich auch in ihm am Ende die Worte der Bhagavad Gita bewahrheiten, welche sagt: Nimm deine Zuflucht in Gott; dann wirst du durch seine Gnade den höchsten Frieden, das höchste Dasein erlangen. Durch das Eingehen in Mich erlangt der Mensch in Mir mein Bewusstsein, mein Wesen, meine Wahrheit, und wenn er Mich in Wahrheit völlig erkennt, so ist er auch gänzlich in Mir.

 

 

Erster Teil

Die Evolution des Weltalls

I.

1. Die ewige Natur in ihrem stets unsichtbaren Gewände war wieder während sieben Ewigkeiten in Schlummer gehüllt.

Zum Verständnis des Folgenden wird es nötig sein, sich vor allem darüber klar zu werden, dass dasjenige, was man Raum, Stoff, Kraft und Bewusstsein nennt, keine dem Wesen nach voneinander verschiedene Dinge sind, sondern nur gewisse Zustände oder Begriffe in Bezug auf das ewig Eine (das Brahm) bezeichnen, welches an sich selbst über alle menschlichen Begriffe erhaben ist, und da es alles umfasst, auch keinen Namen hat, der es von etwas anderem unterscheiden könnte.

Es ist das Wesen von allem, und was außer ihm zu sein scheint, ist nur Erscheinung (Maya) und au sich selbst wesenlos.

Die ewige Natur oder die Mutter könnte als das, was wir Raum (Mulaprakriti) nennen, bezeichnet werden; der Vater darin ist der schaffende Geist (Puruscha), der in allem enthalten ist, aber nur während der Evolutionsperiode (Manvantara) tätig ist.

Das unsichtbare Gewand ist die Welt der Ideen und Formen, welche während der Zeit der Ruhe (Pralaya) im Weltall enthalten sind, vergleichbar einem Zustande der Erstarrung, bis die Natur vom Schlummer erwacht und der Tag der Schöpfung beginnt.

Dieser und die folgenden Verse beschreiben den Zustand der Welt, als sie nach dem Aufhören der vorhergegangenen Schöpfungsperiode wieder einmal öde und leer war und der Geist Gottes über den Wassern schwebte.

Die sieben Ewigkeiten aber sind gleich der Dauer der sieben Perioden eines Manvantara, welche sich durch ein Maha Kalpa, einen Zeitraum von 311040000000000 von unseren Jahren erstrecken.

Dabei ist zu bemerken, dass sich diese Verse nur auf je ein Weltall oder Sonnensystem beziehen; denn während ein gewisses Sonnensystem sich in Pralaya befindet, kann die Evolution in anderen Sonnensystemen im vollen Gange begriffen sein.

2. Es gab keine Zeit; denn sie war im Schoße der Ewigkeit verborgen.

Da der Begriff der Zeit nur ein Begriff oder eine Vorstellung ist, so ist auch keine Zeit vorhanden für denjenigen, der sich von ihr keine Vorstellung macht. Der Begriff Zeit entsteht durch den Wechsel der in uns auftretenden Bewusstseinsformen; im reinen, wechsellosen Zustande des absoluten Bewusstseins ist kein Begriff von Zeit enthalten.

3. Denken, Fühlen und Wollen war nicht vorhanden; denn es gab keine Ah-hi (himmlische Wesen), welche diese Fähigkeiten enthielten.

Wie der Mensch während des tiefen Schlafes nicht denkt, will oder fühlt, deswegen aber doch nicht aufhört zu sein, und nach dem Erwachen wieder derselbe Mensch ist, wie zuvor, so ist es auch im Großen und Ganzen. Das Bewusstsein im absoluten Sinne ist unsterblich, aber es offenbart sich in den Formen als relatives Bewusstsein, indem es durch seine Beziehungen zu den erschaffenen Wesen relativ wird. Die Ah-hi sind der Inbegriff der geistigen Kräfte und Wesenheiten des Weltalls (die Elohims), deren Tätigkeit in der Natur das Rad der Evolution in Bewegung setzt und darin erhält. Sie sind die Kräfte, durch welche das Gesetz des Geistes in der Natur offenbar wird. Diese geistigen Kräfte oder Engel waren aber vor dem Anfange nicht vorhanden. Gott erschafft im Anfange erst seine heiligen Engel, d. h., er setzt durch das Erwachen seines Willens diese Kräfte in Tätigkeit, ehe er durch sie die Welt der Formen von Neuem ins Leben ruft.1

4. Die sieben Wege zur Seligkeit (Nirvana) existierten nicht. Die allgemeinen Ursachen des Leidens (Nidana und Maya) waren nicht vorhanden, denn es war niemand da, der sie hervorgebracht, oder ihnen unterworfen gewesen wäre.

Es war nichts von der allgemeinen Einheit Verschiedenes vorhanden, weil alles selber in der Einheit des Ganzen und Großen enthalten war, während die Vielheit der Formen, durch welche sich diese Einheit während der Evolutionsperiode zu offenbaren strebt, im latenten Zustande (nicht existierend) waren. Da die ganze Einheit in ihrem eigenen absoluten Selbstbewusstsein ruhte, so gab es auch nichts, das dieses Selbstbewusstsein nicht in sich selbst gehabt hätte.

In Wahrheit ist nichts als Gott; alle Formen, die Menschen mit eingerechnet, sind nur Erscheinungen, in denen sich die ewige Einheit als Vielheit offenbart. Alle lebendigen Wesen sind sozusagen nur die Schatten des einigen ewigen Lichtes, das in sich selbst nie aufhört zu sein, wenn auch die Formen, in denen es sich periodisch offenbart, aus dem Dasein verschwinden.

5. Das unendliche All war von Dunkel erfüllt, denn der Vater, die Mutter und der Sohn waren wieder Eins, und der Sohn war noch nicht erwacht, um im neuen Kreislauf seine Tätigkeit zu beginnen.2

Das Licht wohnt im Dunkeln und scheint in das Dunkel, und die Dunkelheit kann das Licht nicht begreifen. Das Dunkel ist der Grund (Vater und Mutter in Einem), aus welchem das Licht (der Sohn, das Leben) geboren wird. Wie das Dunkel Abwesenheit von Licht, so ist auch das Licht Abwesenheit von Dunkel.

Beide sind zwei Arten von Erscheinungen eines Einzigen, das in sich selbst weder Licht noch Dunkelheit ist. Beides sind nur relative Begriffe. Was für das materielle Auge Dunkelheit ist, ist für das geistige Auge vielleicht eine Fülle von Licht. Wenn im Menschen der göttliche Funke, der in der Dunkelheit wohnt, zum Lichte der Selbsterkenntnis kommt, dann wird in ihm der Sohn, der Erlöser geboren.

Was aber im einzelnen Menschen stattfindet, das geht auch im großen Ganzen vor sich; die ganze Welt ist ein Organismus, in welchem das geistige Licht durch die verschiedenen Bewusstseinsformen der Kreaturen zur göttlichen Selbsterkenntnis emporzudringen bestrebt ist, und dieses Emporwachsen der Formen kann nicht aus den von diesen Formen selbst erschaffenen Kräften, sondern nur durch die Kraft des in ihnen enthaltenen und sich offenbarenden göttlichen Lebensfunkens geschehen.

Desgleichen erschafft sich auch in der äußeren Natur kein Baum, keine Pflanze das Leben selbst, sondern das Allgemeinleben wird in den individuellen Organismen offenbar und die Kraft der Sonne wirkt in allen, während die Sonne selbst doch nicht vom Firmament heruntersteigt und das Licht derselben besteht, wenn auch die Formen vergehen.

Brahmâ (der Schöpfer) ist Vater, Mutter und Sohn in Einem, oder mit anderen Worten: Geist, Seele und Körper, aber erst dadurch, dass der Sohn geboren wird, wird der Vater zum Vater und kann sich selbst durch seinen Sohn (seine Erkenntnis) als den Vater erkennen. Desgleichen muss auch der Mensch erst werden, ehe er sich als das Gewordene erkennen kann, und er wird dadurch, dass er sich als dasjenige erkennt, was er in Wahrheit von Ewigkeit ist.

6. Die sieben erhabenen Beherrscher und die sieben Offenbarungen der Wahrheit hatten aufgehört zu sein, und das Weltall, die Geburt des Gesetzes der Notwendigkeit, war in Paranirvana gehüllt, um wieder ausgeatmet zu werden von dem, der ist und dennoch nicht ist. Nichts war.

Die sieben Herrscher sind die sieben Schöpfungsgeister oder Eigenschaften der Natur, von Jakob Böhme Quellgeister genannt, und in der Kirchensprache als Erzengel3 bezeichnet. Von den sieben Wahrheiten sind bis jetzt erst vier zur Offenbarung gekommen, da wir uns erst auf der vierten Stufe der Evolution befinden und erst vier Buddhas erschienen sind. Paranirvana ist ein Zustand der Vollkommenheit, den nur der Vollkommene begreifen kann und über dessen Begriff zu streiten ein philologisches Dreschen von leerem Stroh ist. Es ist das höchste Ideal, das sich im Menschen verwirklichen muss, damit es begriffen werden kann.

Unter dem Ausatmen ist das Aus- und Einströmen des Geistes in die leblosen (idealen) Formen gemeint, wodurch das Leben in den Kreaturen offenbar wird. Gott aber ist und ist nicht, d. h. er ist in sich selbst; das ewige Sein alles Seins, für uns ein Nichts, solange wir selbst das wahre Sein nicht in ihm erlangt haben und nur als Scheinwesen existieren. Es war nichts als die Einheit, und die Einheit hat keine Existenz, solange sie nicht als Eins in Beziehung zu Zahlenbegriffen tritt. Eine Bewegung existiert erst dann, wenn sich etwas bewegt.

7. Die Ursachen des Daseins hatten aufgehört zu wirken; was vorher sichtbar war, und das Unsichtbare waren in der Ruhe des ewigen Nichtseins, welches das eine Sein ist.

Die Ursache des (individuellen) Daseins ist vor allem der Drang nach individuellem Leben und Sonderheit, ein Aufgeben des Allselbstbewusstseins für eine veränderliche Bewusstseinsform. Das wahre Sein beginnt aber erst dann, wenn das wahre eine Wesen aller Dinge, abgesehen von den Arten seiner Erscheinung, in sich selbst erkannt wird. In dieser Erkenntnis der Einheit hört aber auch alle Täuschung auf, die das Erzeugnis der Vielheit der Erscheinungen ist.4

8. Nur das eine Sein erstreckte sich unbegrenzt, unendlich, unabhängig von anderen Ursachen, im traumlosen Schlafe, und das Leben pulsierte unbewusst im Weltenraume durch jene Allgegenwart, welche nur dem inneren eröffneten Auge des Dangma offenbar ist.

Die äußerliche Wissenschaft beschäftigt sich mit den Lebenserscheinungen der Formen, die höhere Wissenschaft mit dem Leben selbst. Erstere bedarf der Sinneswerkzeuge, um die Erscheinungen wahrzunehmen, letztere den eröffneten inneren Sinn, den niemand kennt als derjenige, der ihn besitzt. Dieser innere Sinn, das Auge des Dangma, ist die Wahrnehmungsfähigkeit des organisierten Geisteskörpers des Menschen, welcher nur durch die tatsächliche geistige Wiedergeburt des Menschen erlangt werden kann und welche ihm den Himmel seines göttlichen Selbstbewusstseins eröffnet. Deshalb heißt es, dass niemand das Reich Gottes sehen kann, es sei denn, dass er von neuem geboren werde.5

Das Unbewusstsein in Obigem bezieht sich auf ein relatives Bewusstsein. Man kann sich aller Dinge unbewusst und doch im höchsten Grade selbstbewusst sein. Gerade das Bewusstwerden der Dinge, die nicht wir selbst sind, beeinträchtigt das Offenbarwerden des vollkommenen Selbstbewusstseins. Geistige Bewusstlosigkeit tritt ein, wenn der Mensch das Selbstbewusstsein seiner eigenen höheren Natur im Taumel der Erscheinungen und Leidenschaften verliert.

9. Aber wo war Dangma, als die Weltseele (Alaya) des Universums in Paramartha (dem absoluten Sein) sich befand und das Rad der Evolution stille stand (verwaist war)?

Alle äußeren Erscheinungen in der Natur sind nur die äußeren Bilder und Symbole von dem, was in der Seele der Welt, beziehungsweise in den Seelen der einzelnen individuellen Erscheinungen vor sich geht.

Der Mensch in dem Innersten seiner Seele ist, wie auch Meister Eckhart uns lehrt noch immer in Gott und im Paradies (der inneren göttlichen Natur); nur erkennt er seinen himmlischen Ursprung und seine ewige Wohnung nicht, weil er, betrogen durch den Wahn des Sonderseins in seiner körperlichen Erscheinung, sich mit dieser identifiziert.

Erst wenn er diese Täuschung überwunden hat, kann er sich wieder als dasjenige, was er in Gott wirklich ist, erkennen, und wenn er zu dieser Erkenntnis während seines Lebens auf Erden gelangt ist, so tritt er auch nach dem Tode selbstbewusst wieder in dieses höhere Dasein ein. Stirbt er aber, ohne sein wahres Selbstbewusstsein in Gott erlangt zu haben, so ist allerdings sein Geist immerhin in Gott, aber seine Individualität ist sich ihrer Göttlichkeit nicht bewusst und wird wieder zum Irdischen angezogen, um aufs Neue in die Schule des Lebens zu gehen und durch Erfahrungen und Enttäuschungen angeleitet zu werden, nach der wahren Selbsterkenntnis zu streben.

Allerdings ist jeder Menschengeist unsterblich, aber der individuelle Mensch muss zur praktischen Erkenntnis seiner Unsterblichkeit gelangt sein, sonst nützen ihm alle seine Unsterblichkeitstheorien nichts, um seine Unsterblichkeit zu erfahren. Nur der von der Täuschung der Erscheinungen frei gewordene Mensch kann das wahre Sein in der Einheit in sich selbst und in allen Dingen erkennen. Das absolute Sein kann aber nie aufhören, denn mit der Vernichtung des Ewigen könnte es sich auch niemals mehr offenbaren und jede fernere Evolution von Welten hätte ein Ende. Deshalb spricht in der Bhagavad Gita Krishna (die Gottheit) zu Arjuna (den geistigen Menschen):

Wisse, das Er, der das All ausgebreitet hat, nie untergehen kann. Niemand kann die Vernichtung des Ewigen verursachen. Es wird nie geboren und stirbt nie.6

 

1 „Im Anfang waren die Elohim“, d. h. die schöpferischen Intelligenzen. (Moses I.)

 

2 „Im Anfang war das Wort, und das Wort war in Gott.“ (Johannes I.)

 

3 Quellengeister, Prinzipien oder Urkräfte.

 

4