Lake Paradise – Ein Ort für Träume - Manuela Inusa - E-Book

Lake Paradise – Ein Ort für Träume E-Book

Manuela Inusa

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Beschreibung

Wiedersehen in «Lake Paradise»: ein neuer Band von Spiegel-Bestsellerautorin Manuela Inusa Seit gut zwei Jahren führt Trish Price den Tiersalon in Lake Paradise. Täglich steht sie in ihrer pinkfarbenen Schürze im Salon und shamponiert Hunde ein, kürzt Wellensittichen die Schnäbel oder Hamstern die Krallen. Und zumindest was ihre Arbeit und die Beziehung zu ihren beiden Schwestern betrifft, ist Trishs Leben sehr erfüllend. Nur in Liebesdingen hatte sie bisher kein Glück. Allerdings kommt ein Kunde auffällig häufig in den Salon: Wyatt O'Nelly, der Sheriff von Lake Paradise und alleinerziehender Vater der kleinen Abigail. Neben dem Meerschweinchen seiner Tochter, den Katzen seiner Mutter und dem Kanarienvogel seiner Tante bringt er nun auch noch die Haustiere der Nachbarn vorbei ... Idyllisches Kleinstadtsetting, berührende Schicksale – beglückende Lesestunden.

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Seitenzahl: 378

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Manuela Inusa

Lake Paradise – Ein Ort für Träume

Roman

 

 

 

Über dieses Buch

Ein Sommer voller Herzklopfen

 

Seit gut zwei Jahren führt Trish Price den Tiersalon in Lake Paradise. Täglich shampooniert sie Hunde ein, kürzt Wellensittichen die Schnäbel oder Hamstern die Krallen. Und zumindest was die Arbeit und die Beziehung zu ihren beiden Schwestern betrifft, ist Trishs Leben sehr erfüllend. Nur in Liebesdingen hatte sie bisher kein Glück. Ein Kunde kommt in letzter Zeit allerdings auffällig häufig in den Salon: Wyatt O’Nelly, der Sheriff von Lake Paradise und alleinerziehender Vater. Regelmäßig bringt er das Meerschweinchen seiner Tochter und die Katzen seiner Mutter vorbei. Er ist eben sehr hilfsbereit und aufmerksam. Aber Trish hat gelernt, nur sich selbst zu vertrauen und sich voll und ganz um ihre jüngeren Schwestern zu kümmern. Da ist für große Gefühle also eigentlich gar kein Platz …

Vita

Manuela Inusa wurde 1981 in Hamburg geboren und ist gelernte Fremdsprachenkorrespondentin. Aber schon als Kind wollte sie Autorin werden. Nach ersten Erfolgen im Selfpublishing kam der große Durchbruch mit der «Valerie Lane»-Reihe. Auch mit den «Kalifornischen Träumen» eroberte sie die Spiegel-Bestsellerliste. In dieser Reihe nimmt sie uns mit ins idyllische Lake Paradise im Herzen der USA, einen fiktiven Ort mit vielen liebenswerten Figuren und berührenden Schicksalen. Nach «Ein Zuhause für das Glück» und «Wo Herzen sich begegnen» ist dies der dritte Band. Manuela Inusa lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in ihrer Heimatstadt.

Impressum

Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Hamburg, September 2023

Copyright © 2023 by Rowohlt Verlag GmbH, Hamburg

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages.

Covergestaltung ZERO Werbeagentur, München

Coverabbildung Shutterstock

Schrift Droid Serif Copyright © 2007 by Google Corporation

Schrift Open Sans Copyright © by Steve Matteson, Ascender Corp

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

ISBN 978-3-644-01140-3

www.rowohlt.de

Für meine treuen Leser*innen,

ohne die ich keine Autorin sein könnte

1

Es war ein gewöhnlicher Donnerstagmorgen in Lake Paradise, Nebraska, einem Viertausend-Einwohner-Städtchen, das auf den meisten Landkarten nicht einmal zu finden war. Doch wer diesen idyllischen Ort kannte, der wusste, dass er etwas ganz Besonderes war. Dass man hier auf die freundlichsten Menschen stieß, auf die sympathischsten Geschäfte, auf den schönsten Stadtplatz – jetzt im Sommer mit fröhlichen bunten Blumen geschmückt – und auf einen See, der nicht nur zum Schwimmen oder Kanufahren, sondern auch zum Spazierengehen und Picknicken einlud. Lake Paradise war ein Städtchen, das seinesgleichen suchte, und die Bewohner wussten zu schätzen, welch wundervollen Heimatort sie sich zum Leben ausgesucht hatten.

«Guten Morgen, Ladys, wie geht es euch heute?», begrüßte der Inhaber des Paradise Cafés seine drei treuesten Gäste. Murielle, Delores und Sadie waren jeden Morgen um acht im Café anzutreffen. Die drei waren auch als das Tratschtrio der Stadt bekannt und wussten immer die aktuellsten Neuigkeiten zu erzählen.

«Uns geht es ganz wunderbar, Nolan, danke», erwiderte Delores, mit dreiundsiebzig die Älteste der drei. «Und dir?»

«Mir geht’s super», sagte Nolan.

Das zu hören, machte Delores glücklich, denn Nolan hatte es die vergangenen zwei Monate nicht leicht gehabt. Nachdem herausgekommen war, dass er schon seit einiger Zeit eine heimliche Affäre mit Jamie hatte, dem Restaurantbesitzer von nebenan, war ein riesiger Aufruhr in ihrem sonst so harmonischen Städtchen ausgebrochen. Jamies Frau Ricarda hatte ihren untreuen Gatten rausgeworfen, und die Pizzeriainhaberin Halle, die gut mit Ricarda befreundet war, hatte Jamie und Nolan Hausverbot erteilt. Aus Solidarität, versteht sich. Der Supermarktbesitzer Rupert, der mit Halle liiert war, hatte daraufhin dasselbe getan – aus Solidarität zu Halle. Zwei ganze Monate hatten sich die Lager in Lake Paradise gespalten, man war entweder Team Ricarda oder Team Nolan & Jamie.

Natürlich war es schrecklich, was passiert war, und Ricarda tat Delores leid, doch wie viel schlimmer wäre es gewesen, wenn die Arme ein ganzes Leben mit einem Mann verbracht hätte, der sich verstellte? Sobald sie über den Betrug und den Verlust hinweggekommen wäre, würden Delores, Sadie und Murielle schon ein wenig nachhelfen und Ricarda einen netten neuen Mann finden. Einen, der nicht schwul war.

Murielle würde sich ja am liebsten jetzt schon auf die Suche machen, das wusste Delores, doch es war noch zu früh. Bis es so weit war, sollte ihre Freundin schön weiter nach einer neuen Frau für ihren Sohn Wyatt Ausschau halten, den Sheriff der Stadt, der, wie sie alle fanden, endlich wieder jemanden an seiner Seite brauchte.

«Man sieht dir an, dass es dir besser geht», sagte nun Sadie zu Nolan. Sadie war die Inhaberin des Ice Cream Paradise und arbeitete als Einzige der drei noch in Vollzeit. Delores war bereits in Rente, und Murielle half lediglich an drei Vormittagen in der Woche in der Stadtbücherei aus.

«Ja, das finde ich auch», meinte Murielle. «Und sag mal, Nolan, kann es sein, dass ich dich gestern in Ruperts Supermarkt gesehen habe?»

Nolan, der heute eine grüne Fliege zu seinem schwarzen Hemd trug, strahlte. «Ja, er lässt mich endlich wieder rein. Und das ist wirklich gut, denn er hat diese Woche meine Lieblingsgummischlangen im Angebot. Die sauren.»

Murielle lachte. «Ja, die mag Abigail auch am liebsten. Ich habe gleich zugeschlagen und fünf Tüten gekauft.» Abigail war Murielles fünfjährige Enkelin, die sie immer dann betreute, wenn Wyatt für Recht und Ordnung sorgte.

«Ich bin froh, dass sich die Dinge wieder normalisieren», sagte Sadie, und die anderen konnten ihr nur zustimmen.

«Also, was darf ich euch denn heute bringen?», fragte Nolan und hielt Notizblock und Stift bereit.

«Ich hätte gerne einen Milchkaffee und ein Croissant», sagte Delores.

«Hast du heute wieder diese leckeren Plunderteilchen mit Aprikose da?», erkundigte sich Sadie.

Nolan drehte sich zur Theke. «Du hast Glück, zwei sind noch übrig.»

Sadie lachte. «Eins reicht mir, danke. Und dazu möchte ich einen Früchtetee, bitte.»

Nolan notierte es und wandte sich Murielle zu.

«Ich nehme einen Latte macchiato und einen Bagel mit Lachs und Frischkäse», sagte sie.

«Alles klar, kommt sofort.» Nolan ging hinter die Theke, und die drei wandten sich wieder wichtigeren Themen zu.

«Sagt mal, habt ihr Lexi in letzter Zeit gesehen?», fragte Murielle. «Also, entweder hat sie zu viel gefuttert oder …»

«Du willst doch nicht etwa andeuten, dass …?» Sadie sah ihre Freundin mit großen Augen an.

«Was denn?», fragte Delores, die wie immer ein wenig schwer von Begriff war.

«Na, sie könnte schwanger sein», meinte Murielle.

«Huch!», machte Delores. «Sie und Aaron sind doch erst seit letztem Herbst ein Paar.»

«Na und?», fragte Murielle. «Ich würde mich für die beiden freuen.»

Als Nolan kurz darauf mit ihren Getränken kam, wurde er natürlich gleich ausgequetscht.

«Ich weiß von nichts», sagte er, obwohl es nicht stimmte. Denn Lexi, die eine gute Freundin von ihm war, hatte ihm bereits vor einigen Wochen gestanden, dass sie Nachwuchs erwartete. Er hatte sich gewundert, warum sie gar keinen Kaffee mehr bestellte, und da hatte sie ihm anvertraut, dass sie, seit sie schwanger war, versuchte, auf Koffein zu verzichten.

«Wie schade, dass du auch nichts weißt», sagte Sadie genau in dem Moment, als Trish Price durch die Tür trat.

Wie passend, dachte Murielle, denn Trish war Lexis beste Freundin, solange sie denken konnte. «Guten Morgen, Trish!», rief sie der vierundzwanzigjährigen Brünetten zu.

«Guten Morgen, ihr drei.» Trish trat zu ihnen.

«Du, sag mal, kannst du uns sagen, weshalb Lexis Bauch auf einmal so … rund aussieht?»

«Rund?» Trish lachte. «Na, dann hat sie wahrscheinlich zu viel Sushi gegessen oder so.» Sie zwinkerte Nolan zu.

«Sushi, ja?» Sadie schüttelte enttäuscht den Kopf.

«Na, ich bin mir da nicht so sicher, ob ihr uns nicht doch etwas verheimlicht», meinte Murielle und sah von Trish zu Nolan, die beide ganz unschuldig dreinblickten.

«In spätestens neun Monaten werden wir es wohl erfahren», sagte Delores, zuckte die Achseln und nahm einen Schluck ihres Milchkaffees.

«Wenn sie jetzt schon einen runden Bauch hat, dann wird es wohl keine neun Monate mehr dauern», sagte Murielle.

Und während die drei noch weiter über Lexis Bauch fabulierten, wandte Trish sich an Nolan.

«Kann ich einen Pfefferminztee und einen Blaubeermuffin zum Mitnehmen haben?»

«Aber sicher.»

Nolan schenkte Trish ein Lächeln, und sie lächelte zurück. Ja, das Leben war schön. Wie könnte es anders sein am freundlichsten Ort der Welt?

2

Trish schloss die Tür ihres Tiersalons auf, des Animal Paradise, den sie vor fast genau zwei Jahren eröffnet hatte. Wie jeden Morgen war sie guter Dinge und freute sich, den Tag nicht nur mit den Tieren der Stadt und ihren Besitzern verbringen zu dürfen, sondern auch mit ihrer besten Freundin Lexi, die sie seit letztem Jahr bei der Arbeit unterstützte. Lexi hatte zuvor im Maismuseum gearbeitet, das aber kaum Besucher hatte, weshalb leider kein Budget mehr für zwei Angestellte vorhanden gewesen war. Die Leiterin Edda hatte Lexi schweren Herzens verkündet, dass sie sie gehen lassen musste, und diese hatte daraufhin ohne Job dagestanden. Trish hatte ihr natürlich sofort angeboten, bei ihr im Tiersalon mit einzusteigen, da es nicht nur mehr als genug zu tun gab, sondern auch weil sie ihre Freundin zu gerne an ihrer Seite hatte. Schon bei der Eröffnung hatte sie Lexi ein Jobangebot gemacht, doch diese hatte lieber im Museum bleiben wollen. Trish konnte es ja verstehen, die Arbeit im Maismuseum hatte Lexi aus der schlimmsten Phase ihres Lebens geholfen. Denn es war eröffnet worden, kurz nachdem Lexis Verlobter Keith tödlich verunglückt war. Das Renovieren, Einrichten und schließlich die Beschäftigung als Kassiererin und Museumsführerin hatten ihr einen neuen Sinn im Leben gegeben – deshalb hatte Trish sich auch sofort Sorgen gemacht, als ihrer Freundin gekündigt wurde. Glücklicherweise hatte sie Lexi dann schnell überzeugen können, doch noch bei ihr im Animal Paradise anzufangen. Und seitdem machte die Arbeit gleich doppelt so viel Spaß.

 

Nachdem sie ihr Frühstück genossen hatte, zog sich Trish ihre pinkfarbene Schürze über und bereitete alles für die ersten Besucher vor.

«Guten Morgen», hörte sie wenig später ihre Freundin durch den Salon rufen.

«Du bist zu spät!» Trish spielte die strenge Chefin.

«Nur zehn Minuten», erwiderte Lexi.

«Zehn Minuten sind zehn Minuten, die ziehe ich dir vom Lohn ab.»

Lexi machte ein Gesicht wie einer der kleinen Welpen, die sie oft badeten und frisierten. «Es tut mir leid. Verzeihst du mir?»

«Na gut. Aber nur, wenn du mir erzählst, weshalb du zu spät bist. Deine Morgenübelkeit hast du doch überwunden, dachte ich?»

«Ja, die ist zum Glück vorüber», sagte Lexi, nahm ihre Schürze vom Haken und band sie sich um. «Aaron und ich waren die halbe Nacht wach, weshalb ich heute Morgen verschlafen habe.»

«Oho! Ihr wart die halbe Nacht wach?» Trish zwinkerte ihrer Freundin zu.

«Haha. Nicht, was du gleich wieder denkst. Es ging um Aarons Umzug. Er muss jetzt nur noch einmal zurück nach New York und ein letztes Projekt abschließen. Dann mietet er sich einen Möbelwagen und bringt all seine Sachen her.»

«Und dann bleibt er für immer hier!» Sie freute sich für Lexi, dass es endlich so weit war. Denn die letzten vier Jahre hatte Aaron in New York gelebt und dort als Architekt gearbeitet. Er stammte zwar aus Lake Paradise, war aber als Sohn des reichsten Mannes der Stadt aufgewachsen und mit dreizehn Jahren aufs Internat geschickt worden. Ganze zwölf Jahre war er seinem Heimatstädtchen und auch seiner Familie ferngeblieben, hatte gleich nach dem Internat in Yale studiert und war anschließend nach New York gegangen. Er war letztes Jahr eigentlich auch nur nach Lake Paradise zurückgekehrt, weil sein Grandpa Alfred gestorben war und Aaron zur Beerdigung gehen wollte. Bei der Gelegenheit hatte er Lexi wiedergetroffen, die er noch aus der Grundschule kannte, und sie hatten sich ineinander verliebt.

«Ja, ich kann es kaum erwarten», erwiderte Lexi.

«Ich habe das noch vor ein paar Monaten nicht für möglich gehalten», sagte Trish. «Ich meine, Aaron war einfach so ein typischer New Yorker. Und ich kann mir bei ihm nicht vorstellen, dass er in einer der Maisfabriken seines Dads eine Stelle als Vorarbeiter annimmt oder so.»

«Oh Gott, nein, das wird auch niemals passieren. Aaron ist Architekt mit Leib und Seele.»

«Also will er den Beruf hier weiter ausüben?» Trish wiegte den Kopf hin und her. «Versteh mich nicht falsch, aber wer will denn hier schon was gebaut haben – außer einer neuen Scheune oder einem Schuppen in seinem Garten?»

«Hm, ja, es wird sicher nicht ganz leicht.» Lexi kaute auf ihrer Lippe herum. «Aber außerhalb der Stadt bauen sie doch seit Jahren diese neuen Wohnviertel. Vielleicht findet sich da Arbeit für ihn. Oder er nimmt Projekte an, die etwas weiter weg sind, dann würde er halt pendeln. Aber erst mal hat er ja eh vor, das Haus seines Grandpas umzubauen, das er geerbt hat.»

Trish kannte das Haus gut, das eigentlich eher eine Villa war. «Wollt ihr etwa da einziehen?»

Lexi strahlte, wie nur eine Schwangere es konnte. Ihre Wangen schimmerten rosa, und ihre Augen funkelten. «Das haben wir uns so gedacht, ja.»

«Wow! Das hast du ja noch gar nicht erzählt!»

«Das haben wir ja auch erst letzte Nacht so richtig festgelegt», sagte Lexi.

«Das finde ich super, ehrlich. Aber was passiert dann mit deinem Haus?» Darin hatten früher einmal Lexis Großeltern gewohnt, doch seitdem Ursula verstorben und Murphy ins Seniorenheim am See gezogen war, wohnte Lexi dort. Eigentlich hatte sie in der Paradise Street zusammen mit Keith eine Familie gründen wollen, doch dann war alles anders gekommen.

«Helena könnte einziehen», meinte Lexi.

«Bleibt sie denn jetzt sicher hier?» Trish wusste, dass Lexis ältere Schwester den Sommer mit ihren Kindern in Lake Paradise verbrachte, weil sie Eheprobleme hatte.

«Ich hoffe es. Ich möchte nicht, dass sie und die Kinder zurück nach Kansas City gehen.»

Ja, das konnte Trish gut verstehen. Nicht nur, weil Helenas Mann sie betrogen hatte, sondern auch, weil Lexi ihre Schwester die letzten Jahre so vermisst hatte und sie viel lieber wieder um sich hätte. Besonders jetzt, wo sie schwanger war.

«Du, übrigens …» Trish nestelte an ihrer Schürze herum.

«Oh-oh. Was ist passiert?» Lexi sah sie ängstlich an. Sie ahnte es wohl schon.

«Die Tratschtanten wissen Bescheid.»

«Oh, Mist!», entfuhr es ihrer Freundin. «Wer hat es ausgeplaudert?»

«Niemand. Sie sind ganz allein darauf gekommen. Murielle hat mich gefragt, wieso dein Bauch so rund ist.»

Lexi blickte an ihrem Bäuchlein hinunter, das wirklich ein wenig runder war als sonst. Allerdings hatte sie gehofft, es noch ein paar Wochen verstecken zu können. Denn obwohl die ersten drei Monate bereits überstanden waren, wusste Trish, dass Lexi noch immer voller Furcht war, sie könnte wieder eine Fehlgeburt erleiden – wie nach dem Tod von Keith. Damals hatte sie von einem Tag auf den anderen ohne Verlobten und ohne Baby dagestanden. Es war also nur allzu nachvollziehbar, dass ihre Freundin besorgt war. Aber leider war es nun aus mit dem Versteckspiel.

«Fällt es denn wirklich schon so sehr auf?», fragte Lexi und strich sich über den Bauch.

«Nur wenn man es weiß. Na ja, und jetzt weiß es bald die ganze Stadt.»

«Hast du Murielles Verdacht etwa bestätigt?»

«Nein, natürlich nicht! Ich hab gesagt, du hättest wahrscheinlich nur zu viel Sushi gegessen.»

Lexi lachte. «Ausgerechnet Sushi? Dir ist schon klar, dass ich das überhaupt nicht mehr esse, oder?»

«Wieso denn das? Du und Aaron, ihr liebt es doch! Du hast extra für ihn einen Sushi-Kurs belegt.»

«Ja, schon. Aber als Schwangere darf ich keinen rohen Fisch zu mir nehmen.»

«Aaah! Na, es gibt ja aber auch Sushi ohne Fisch. Ich esse gerne das mit Avocado.» Trish war schon ihr halbes Leben lang Vegetarierin.

«Ja, da hast du recht. Aber ich mag halt das mit Lachs am liebsten, und weil Aaron das weiß, haben wir dem Sushi während der Schwangerschaft abgeschworen.»

«Oh Gott, wie süß. Er macht da mit?»

«Ja. Ist er nicht ein Schatz?»

«Und ob! Aber weißt du denn wirklich, ob er in New York nicht heimlich welches isst?» Trish zwinkerte ihr schelmisch zu.

Lexi rollte die Augen. «Ich denke, ich könnte es ihm verzeihen. Ist ja nicht dasselbe wie etwa eine Affäre.»

Sie mussten wohl beide an die arme Helena denken.

«Da hast du auch wieder recht», stimmte Trish ihr zu. «Auf jeden Fall solltest du dir schon mal überlegen, wie du reagierst, wenn Murielle, Sadie oder Delores dich ansprechen. Denn das werden sie ziemlich sicher bald tun.»

Lexi seufzte.

In dem Moment betrat Howie den Laden. Der Supermarktbesitzer hatte seinen Hund Flax dabei, weil der gebadet werden sollte.

«Guten Morgen, Howie», begrüßte Trish ihn.

«Guten Morgen, ihr beiden. Kann ich Flax bei euch lassen und ihn in einer halben Stunde wieder abholen? Ich muss dringend nach nebenan zu Rupert, denn ich habe gehört, dass der doch tatsächlich ab heute frisch gebackene Brezeln anbietet. Davon muss ich mich mit eigenen Augen überzeugen.»

Die beiden Supermarktbesitzer waren seit Jahren verfeindet und immer darauf aus, den anderen in allem zu überbieten.

«Mhmmm, frische Brezeln», sagte Lexi, und Howie sah sie böse an. «Was denn? Sind doch lecker», verteidigte sie sich.

Trish musste sich ein Lachen verkneifen, denn sie hatte gelernt, dass weder Howie noch Rupert es lustig fanden, wenn man über solche Dinge lachte. «Wir kümmern uns um Flax, Howie», sagte sie daher schnell, nahm die Leine entgegen und kraulte den Collie hinterm Ohr.

«Danke euch.»

Howie war schon fast aus der Tür, als Lexi ihm hinterherrief: «Grüß Rupert von mir!»

Der Supermarktbesitzer blieb kurz stehen, und Trish konnte sehen, wie sich sein Nacken verkrampfte, doch dann lief er auch schon weiter.

«Du solltest es dir nicht mit ihm verscherzen», mahnte Trish. «Sonst bekommst du noch Hausverbot.»

«Glaubst du wirklich, Howie würde einer Schwangeren Hausverbot erteilen?»

«Er weiß doch aber gar nicht, dass du schwanger bist», warf sie ein.

«Sagtest du nicht, das Tratschtrio ahnt etwas? Dann, glaube mir, wird auch Howie es spätestens heute Abend wissen.»

«Ja, da könntest du allerdings recht haben.»

Lexi blickte Howie gedankenverloren durchs große Fenster hinterher. Dann stutzte sie plötzlich. «Oh, guck mal, Wyatt steht da draußen und winkt.» Sie winkte zurück. «Wie niedlich, oder?»

«Was ist daran niedlich?», fragte Trish, während auch sie eine Hand hob.

«Na, er wirkt beinahe schüchtern, wie er da so steht und dir zuwinkt.»

«Also, erstens winkt er doch ganz offensichtlich uns beiden zu, und zweitens sieht er nicht besonders schüchtern aus. Wäre auch ein bisschen blöd, wenn er als Sheriff so wirken würde.»

Lexi schaute sie stirnrunzelnd an. «Also, dass du das nicht siehst …»

«Na, was denn?»

Ihre Freundin schüttelte den Kopf. «Ach, gar nichts.»

«Nun sag schon!»

«Nichts, Trish. Wahrscheinlich bilde ich es mir ja auch nur ein. Komm, lass uns jetzt Flax baden.»

Mit diesen Worten wandte sich Lexi ab und begann damit, die Wanne für den Hund vorzubereiten.

Trish starrte ihre beste Freundin sprachlos an. Lexi konnte doch nicht irgendwelche Andeutungen machen und dann einfach das Thema abhaken, ohne ihr irgendeine Erklärung zu liefern. Aber schließlich schob sie es schlicht auf die Hormone. Immerhin war Lexi schwanger und benahm sich schon seit einiger Zeit ein wenig seltsam. Und ja, sie könnte recht haben, bis heute Abend würde es die ganze Stadt wissen.

3

Wyatt senkte seinen Arm. Er stand auf dem Stadtplatz und sah nach dem Rechten. In seiner Sheriffuniform hatte er Einfluss, das wusste er, und immer wieder kam jemand zu ihm, um ihm irgendetwas zu berichten oder sich über irgendjemanden zu beschweren.

«Aus Moeshas Haus war gestern Abend ganz schön laute Musik zu hören», hatte der alte Hank heute Morgen auf dem Weg zur Bio-Bäckerei geklagt.

«Sie hat bestimmt nur für den Gospelchor geprobt», hatte Wyatt erwidert.

«Aber muss sie das denn abends machen? Kannst du nicht mal mit ihr sprechen und ihr sagen, dass sie dieses Proben auf den Nachmittag verlegen soll?»

«Nachmittags steht sie doch in ihrem Blumenladen», erinnerte er Hank.

«Na, wenn sie es schon abends machen muss, dann soll sie wenigstens leiser singen.»

«Okay, okay, ich rede mit ihr.»

Bei dem Gedanken an das Gespräch seufzte Wyatt innerlich und fragte sich gleichzeitig, warum Hank seine Nachbarin nicht einfach selbst bitten konnte, ein wenig leiser zu singen. Aber so war das in ihrem hübschen Städtchen, die Leute wollten keinen Streit – abgesehen von Howie und Rupert, die ständig miteinander zankten. Ansonsten war aber jeder auf Harmonie aus, und wenn dann doch mal jemand unglücklich wegen seines Nachbarn war, musste halt Wyatt ran. So wie in der letzten Woche, als Delores und George sich bei ihm beklagt hatten, dass Shane Doyle, der Sohn vom Bürgermeister, seine Unterhosen zum Trocknen in den Garten hängte. Sie fühlten sich beim Nachmittagskaffee auf der hinteren Veranda gestört, wenn diese «Reizwäsche» dort einfach so hing und im Wind hin und her wehte. Ob es denn wirklich Reizwäsche sei, hatte Wyatt nachgefragt, wie Tangas etwa? «Nein, nein», hatte Delores erwidert. «Aber die Boxershorts haben Tiger- und Zebramuster und sehen sehr nach Stripclub aus.»

Wyatt hatte lachen müssen, denn woher wollte Delores bitte wissen, was Stripper trugen? Die Frau war dreiundsiebzig und seit über fünfzig Jahren verheiratet, und sie sah nicht gerade danach aus, als wenn sie die Nächte in irgendwelchen Stripclubs verbringen würde. Mal davon abgesehen, dass es in Lake Paradise überhaupt keine solchen gab.

«Ja, Delores, ich werde mit Shane sprechen», hatte er gesagt und es dann auch getan.

Denn darin bestand Wyatts Hauptaufgabe: mit den Bewohnern von Lake Paradise reden, Streit schlichten und für Harmonie sorgen. Dass wirklich mal etwas passierte, das man auch nur ansatzweise als Straftat bezeichnen konnte, kam äußerst selten vor. Zuletzt war es Gene Keller gewesen, der auf den neuen Partner seiner Ex-Frau Savannah losgegangen war. Wyatt hatte Gene über Nacht in die Zelle stecken müssen. In die einzige Zelle, die das kleine Polizeirevier hergab.

Das Revier befand sich an der Ecke Paradise Boulevard und Paradise Place, gleich neben der Autowerkstatt und gegenüber der Paradise Tavern, der einzigen Kneipe der Stadt. Was gut war, denn so konnte Wyatt – oder wer auch immer gerade Dienst hatte – ein Auge darauf haben. Hin und wieder trank jemand zu viel und machte Radau, und ab und zu gab es sogar eine Prügelei, doch die meiste Zeit über war alles friedlich. Wyatt saß abends meist in seinem Büro und löste Kreuzworträtsel oder las ein Buch. Dann und wann kam es sogar vor, dass er an seinem Schreibtisch einnickte, einfach weil so unglaublich wenig passierte in einem Städtchen wie Lake Paradise. Als er noch Streifenpolizist in Omaha gewesen war, hatte das ganz anders ausgesehen. Da hatte es immer was zu tun gegeben.

Vor rund zehn Jahren, gleich nach der Polizei-Ausbildung, war Wyatt nach Omaha gezogen, wo er eine Anstellung gefunden hatte. Dort hatte er in einem Kino Hannah kennengelernt, sie war ihm in der Popcornschlange aufgefallen. Sie hatten sich unterhalten und Nummern ausgetauscht. Ein paar Jahre waren sie wirklich glücklich gewesen, doch dann war Hannah schwanger geworden und hatte sich von Grund auf verändert. Es war ihm so vorgekommen, als wenn sie gar keine Mutter sein wollte, als wenn sie keine Verantwortung tragen und den Rest ihres Lebens gar nicht mit ihm und dem Kind verbringen wollte. Ihrem zauberhaften Mädchen, dem sie den Namen Abigail gaben. Schon direkt nach der Geburt verhielt sich Hannah abweisend der Kleinen gegenüber, sie kümmerte sich nicht, schien sich nichts aus ihrer Tochter zu machen. Wyatt nahm an, dass es sich um eine postnatale Depression handelte – und sprang ein. Er nahm eine berufliche Auszeit und sorgte für Abigail, während Hannah sich mit Freundinnen traf, nach Miami reiste oder die Nächte durchfeierte. Mehr als einmal fragte er seine Frau, was denn nur los sei und was er tun könne, um sie wieder glücklich zu machen, doch sie wusste selbst keine Antwort. Eines Tages dann, als er von einem Parkspaziergang mit Abigail zurück nach Hause kam, waren Hannahs Sachen weg, und es lag ein Brief auf dem Küchentisch.

Lieber Wyatt,

ich muss gehen. Ich bin einfach nicht dafür bestimmt, Ehefrau und Mutter zu sein. Du bist so ein guter Vater, ich bin mir sicher, du schaffst das auch allein.

Ich werde euch nie vergessen.

Hannah

Das war’s. Nur diese wenigen Zeilen. Kein Es tut mir leid. Kein Ich liebe dich. Kein Ich komme zurück, wenn es mir besser geht. Er hatte nie wieder etwas von Hannah gehört und eine Weile lang nicht einmal gewusst, wo sie sich aufhielt. Er hatte seine Tochter von da an allein aufziehen müssen – was blieb ihm auch anderes übrig?

Als Abigail knapp ein Jahr alt war, stand er vor der Wahl, ob er sie in eine Kita in Omaha geben sollte, um seine Arbeit wieder aufzunehmen, oder ob er zurück in seine Heimatstadt kehren sollte, wo seine Mutter ihn nur liebend gern unterstützen würde. Wie es der Zufall – oder das Schicksal? – wollte, war Sheriff Morgan in Lake Paradise kurz davor, in Rente zu gehen, und suchte nach einem Nachfolger. Und so ergaben sich die Dinge: Wyatt und Abigail zogen nach Lake Paradise, seine Mom freute sich wie verrückt, und er schlüpfte in die braune Sheriffuniform.

Ein paar Tage nachdem er zurück war, stieß er in Jamie’s Food Paradise auf Trish und Lexi, die am Nebentisch saßen. Wyatt aß gerade einen Burger mit seinem alten Freund Eric, und er konnte nicht anders, als immer wieder zu Trish zu schielen. Er hatte sie als junges Mädchen in Erinnerung – immerhin war sie acht Jahre jünger als er –, doch jetzt war sie eine wunderschöne junge Frau.

Klar, Trish war eigentlich viel zu jung für ihn, gerade einmal zwanzig, und sie würde sich ganz bestimmt nicht auf einen alleinerziehenden Vater einlassen. Aber sie ging ihm von da an nicht mehr aus dem Kopf. Wenn er sie traf, wurde ihm ganz warm ums Herz, und wenn sie ein paar Worte miteinander sprachen, musste er sich zwingen, tief durchzuatmen und ihr in die Augen zu sehen. Trish war etwas ganz Besonderes. Sie war schön, freundlich, immer gut gelaunt. Und sie war so stark. Wyatt hatte natürlich auch von dem Unglück gehört, bei dem Trishs Eltern ums Leben gekommen waren. Seitdem kümmerte sie sich um ihre beiden jüngeren Schwestern Becky und Annie, und sie machte das ganz wundervoll. Trish war die geborene Mutter. Wie sehr wünschte Wyatt sich jemanden wie sie für seine kleine Abigail. Nein, nicht jemanden wie sie – er wünschte sich Trish! Und nicht nur für seine Tochter, sondern auch für sich, als Frau an seiner Seite.

Leider sah Trish die Sache ein wenig anders beziehungsweise ihn. Sie sah ihn nämlich gar nicht. Für sie war er nicht viel mehr als der Sheriff der Stadt, einfach jemand, der nach Lake Paradise gehörte wie der Cafébesitzer Nolan oder der Supermarktbesitzer Rupert. Doch er war niemand, in den sich eine junge Frau verliebte, nein, davon war er weit entfernt. Und Wyatt wusste nicht, ob sich das jemals ändern würde.

Wieder blickte er zu ihr hin, sah sie durchs Schaufenster des Animal Paradise, wie sie mit Lexi lachte und begann, Howies Hund einzushampoonieren. Flax schüttelte sich, und Trish wurde ganz nass, doch sie schien es nicht zu stören, ganz im Gegenteil: Sie lachte nur noch mehr.

Er wandte sich ab, ließ seinen Blick über den Stadtplatz wandern. Es war ein wirklich heißer Sommertag, die Schulferien waren noch in vollem Gange, und ein paar Kinder fuhren mit ihren Fahrrädern den Paradise Boulevard entlang. Sie hielten vor der Eisdiele, die Sadie in den Sommermonaten immer schon ein wenig früher öffnete. Nachdem sie die Kinder bedient hatte, entdeckte sie Wyatt und winkte ihn herbei.

Er schlenderte über den Platz. «Guten Morgen, Sadie.»

«Guten Morgen, Wyatt. Ist es nicht ein schöner Tag?»

«Allerdings. Meine Mom will heute mit Abigail zum Schwimmen an den See gehen.»

«Ja, das hat sie eben beim Frühstück erzählt. Wie schade, dass du Dienst hast und nicht mitgehen kannst.»

«Ach, vielleicht schaue ich später einfach mal am Lake Paradise vorbei. Womöglich gibt es dort Streit um die Liegeplätze, oder einer nimmt dem anderen seinen Wasserball weg. Da muss ich doch einschreiten.» Er zwinkerte ihr zu.

«Na, und ob.» Sadie betrachtete ihn. «Du, sag mal, was gab es denn da eben so Spannendes?»

Verwirrt sah er Sadie an.

«Na, ich hab dich beobachtet. Du konntest deinen Blick ja gar nicht vom Animal Paradise abwenden.»

Wyatt merkte, wie er errötete. «Ach», winkte er ab. «Flax hat Trish und Lexi mit Wasser nass gespritzt, das war lustig anzusehen.»

«Soso …» Sadie schmunzelte. «Na komm, mein Guter, ich geb dir ein Eis aus. Welche Sorte hättest du gern?»

«Um zehn Uhr morgens?» Er lachte.

«Warum denn nicht? Es ist schon jetzt so heiß.»

«Na gut, zu einem Gratiseis sollte ich wohl nicht Nein sagen.» Er lächelte und betrachtete die verschiedenen Sorten. Abigail nahm in letzter Zeit am liebsten das blaue Bubblegum-Eis. Wyatt entschied sich aber für Zitrone.

«Danke, Sadie», sagte er, als er die Waffel entgegennahm.

«Aber gerne, mein Lieber.»

Er leckte an seinem Eis und marschierte los. Immer dem Ärger entgegen, den es in Lake Paradise so selten gab. Was zwar an sich eine gute Sache war, doch als Polizist war es manchmal doch ganz schön eintönig.

Als er am Animal Paradise vorbeikam, sah er noch einmal unauffällig hinein. Trish. Ach, wenn sie ihn doch endlich wahrnehmen würde.

4

Trish hatte kaum die Haustür geöffnet, als ihre jüngste Schwester ihr hysterisch entgegengelaufen kam.

«Trish, Trish, es ist was passiert!»

Sofort stieg große Sorge in ihr auf. «Was denn, Annie, was ist passiert?»

«Die Toilette ist verstopft, und das Wasser läuft über! Das ganze Bad ist schon überflutet!»

«Warum hast du mich denn nicht angerufen?», fragte Trish und lief in schlimmster Erwartung in Richtung Bad.

«Es ist gerade erst passiert», sagte die Fünfzehnjährige.

Trish blieb in der Badezimmertür stehen und wagte einen Blick hinein. Puh! Es war weit weniger schlimm als befürchtet. Das Bad war nicht überflutet, wie Annie gesagt hatte, sondern der Boden war nur ein wenig nass.

«Okay, das kriegen wir wieder hin. Wo ist der Pümpel?»

«Damit hab ich es schon versucht», erzählte Annie und reichte ihr das Teil, das hinter der Tür stand.

Trish seufzte und machte sich selbst daran, das Problem anzugehen. So hatte sie sich ihren Feierabend zwar nicht vorgestellt, aber was sollte sie tun? Sie war nun mal das Oberhaupt dieser Familie.

Leider war es ihr auch nach fünf Minuten Pumpen nicht gelungen, die Verstopfung zu lösen. «Sag mal, was steckt denn da nur fest? Hast du irgendwas ins Klo geworfen? Eine Binde oder so?»

«Nein! Ich weiß auch nicht, wie das gekommen ist. Vielleicht ist etwas reingefallen», vermutete Annie.

Trish legte die Hände an die Hüften und überlegte. Irgendetwas war anders als sonst, sie wusste nur nicht genau, was. Dann wurde es ihr schlagartig klar. «Der Spülstein ist weg! Er muss reingefallen sein.»

«Oh nein, du hast recht. Tut mir leid, falls ich das war.»

«Alles gut, Süße. Wir müssen nur irgendwie Hilfe beschaffen, damit wir wieder aufs Klo gehen können.» Leider war ihr Haus schon ziemlich alt – eines der ältesten in Lake Paradise –, und es verfügte nur über ein einziges Bad.

«Sollen wir Halle anrufen?», fragte Annie und begann, an einer ihrer blonden Haarsträhnen zu kauen. Im Gegensatz zu Trish und Becky war sie nicht brünett.

«Lass das!», sagte Trish und zog ihrer Schwester die Strähne aus dem Mund. «Hm. Eigentlich würde ich Halle nicht so gerne anrufen.» Das tat sie nur im Notfall, einfach weil sie nicht wollte, dass ihre Tante dachte, sie kämen nicht allein zurecht.

Damals nach dem Tod ihrer Eltern hatte Halle, die jüngere Schwester ihrer Mutter, die Fürsorge für sie, Becky und Annie übernommen und war sogar für ein paar Monate bei ihnen eingezogen. Trish hatte aber gleich gemerkt, dass Halle im Grunde kein Mutterersatz sein wollte, und so hatte sie, sobald sie die Highschool beendet hatte, vorgeschlagen zu übernehmen. Halle war zwar noch der offizielle Vormund für ihre Schwestern, aber Trish kümmerte sich von nun an um sie, was ihr auch überhaupt nichts ausmachte, da sie sich schon immer nahegestanden hatten und durch das tragische Unglück nur noch enger zusammengewachsen waren. Halle wiederum war die Erleichterung anzusehen gewesen. Sie war wieder ausgezogen, hatte sich um ihr eigenes Leben gekümmert und die Pizzeria eröffnet. Es war, als wäre ihrer Tante klar geworden, wie schnell alles vorbei sein konnte, und als wollte sie nur noch Dinge tun, die sie glücklich machten. Und drei Mädchen im Alltag zu versorgen, stand nun mal nicht auf ihrer Liste. Es war okay, Trish war ihr nicht böse. Wie hätte sie es sein können? Denn Halle hatte sichtlich ein schlechtes Gewissen, rief täglich an und erkundigte sich, ob es ihnen gut ging. Oder sie brachte eine Pizza vorbei. Sie unterstützte Trish und ihre Schwestern auch finanziell, nachdem die Ersparnisse der Eltern aufgebraucht waren. Alison und Cooper Price hatten leider keine Lebensversicherung hinterlassen – wie hätten sie auch ahnen sollen, dass ihr Flugzeug abstürzen würde?

Und nun war Trish halt zuständig für alles. Seit sie den Tiersalon eröffnet hatte, kamen sie auch gut über die Runden. Außerdem hatte sich Trish alle möglichen Kenntnisse und Fähigkeiten angeeignet, die im Alltag gebraucht wurden. Doch verstopfte Toiletten waren leider noch immer nicht ihr Fachgebiet.

«Wir fragen Zac», beschloss sie. Der Automechaniker, der seine eigene Werkstatt leitete, wohnte glücklicherweise gleich gegenüber und hatte ihnen schon mehrfach aus der Patsche geholfen.

«Gute Idee», sagte Annie und lief gleich los, um bei ihrem Nachbarn anzuklopfen.

Keine drei Minuten später kam ihre Schwester, mit Zac im Schlepptau, zurück.

«Hey, Trish», sagte er und grinste sie an. «Ich höre, ihr habt ein kleines Problem?»

Trish strich sich das dunkelbraune Haar hinter die Ohren und deutete zu der Toilette, die bis obenhin mit Wasser gefüllt war.

«Na, das sollten wir doch wieder hinbekommen», meinte Zac und griff nach dem Pümpel, den Annie ihm sogleich reichte.

Trish beobachtete Zac dabei, wie er über der Kloschüssel stand und seine starken Arme auf und ab bewegte. Ihr Nachbar war ein wirklich heißer Kerl mit seinem dunklen Haar, das ihm immer ein wenig ins Gesicht hing, mit der Jeans, dem weißen T-Shirt und den Timberland-Boots – ein Outfit, das er in seiner Freizeit fast immer trug. Er wirkte auf sie wie eine Mischung aus James Dean und John Travolta in Grease, und Trish war schon einige Male schwach geworden. Wenn sie es richtig in Erinnerung hatte, waren Zac und sie bereits viermal zusammen in der Kiste gelandet, wovon Annie natürlich nichts wusste.

«Problem behoben», sagte Zac nach nicht einmal zwei Minuten und trat beiseite.

Trish staunte nicht schlecht. «Wie hast du das denn bitte hinbekommen? Du hast auch nicht viel mehr gemacht als ich zuvor.»

«Tja, das ist Können, meine Liebe.»

«Klar! Wahrscheinlich hatte ich alles schon so weit gelockert, dass es für dich ein Klacks war», erwiderte sie spöttisch.

Zac lachte. «Wenn du es so sehen willst, dann bitte. Hier ist übrigens der Übeltäter.» Er hielt ihr den Spülstein hin.

Trish nahm den kleinen Kosmetikmülleimer, und Zac ließ das Ding hineinfallen. Dann wusch er sich die Hände und ging aus dem Bad, während Annie sich daranmachte, das Wasser vom Boden aufzuwischen.

«Lass nur, Annie, ich mach das gleich.»

«Nein, nein, schon gut. Ist ja meine Schuld.»

So war Annie. Für alles übernahm sie die Verantwortung, und sie wollte immer alle zufriedenstellen. Becky war da ganz anders. Auch sie war ein liebes Mädchen, und doch war sie ein bisschen eigennütziger und selbstverliebter als ihre jüngste Schwester. Na ja, mit siebzehn durfte man das vielleicht auch sein. Da hatte man viel im Kopf: Jungs und Mode und auf welches College man nach dem letzten Highschooljahr gehen wollte. Trish war das nie vergönnt gewesen, sie hatte mit siebzehn ihre Eltern verloren, und ihr ganzes Leben war auf den Kopf gestellt worden.

«Danke, Zac, dass du deinen Feierabend geopfert hast», sagte Trish und geleitete ihn zur Haustür.

«Hab ich doch gerne gemacht.» Er blieb vor ihr stehen und sah ihr ins Gesicht. «Vielleicht revanchierst du dich ja irgendwann bei mir?»

Sie lachte. «Wenn deine Toilette mal verstopft ist?»

«Du weißt doch, was ich meine.» Er trat ein wenig näher an sie heran und legte eine Hand an ihre Hüfte.

Schnell machte sie sich los, Annie war schließlich in der Nähe. «Ja, vielleicht irgendwann mal. Im Moment habe ich da … so eine Art Beziehung, weißt du?» Trish datete zwar gerne und viel, aber wenn etwas Festes lief, dann waren andere Männer tabu.

«Ach ja? Mit wem denn?»

«Du kennst ihn nicht.»

«Woher willst du das wissen?»

Sie seufzte. «Er heißt Simon, lebt in Swan City und arbeitet als Laborassistent – kennst du ihn?»

«Nee, ich glaube nicht. Ich meine, ich kenne zwar etliche Typen namens Simon, die Laborassistenten sind, aber keiner von denen wohnt in Swan City.»

«Haha.»

«Und du bist sicher, dass Simon was dagegen hätte, wenn wir uns ein bisschen amüsieren würden?»

«Ganz sicher sogar.»

Zac verzog den Mund. «Na gut. Dann sag mir Bescheid, wenn es aus ist zwischen euch.»

«Mache ich.»

Tatsächlich könnte das sogar ziemlich bald der Fall sein, dachte Trish, da sie nämlich nie sehr lange mit einem Mann zusammenblieb. Sie fand einfach keinen, mit dem sie es länger aushielt als zwei, drei Monate. Irgendwie hatten sie alle etwas an sich, das sie störte. Caleb sprach mit Ende zwanzig schon davon, was er alles vorhatte, wenn er eines Tages in Rente ging, Emilio wollte sie beim zweiten Date schon seiner Mutter vorstellen, und Steven hatte sich die Fußnägel im Bett geschnitten! Dazu kam, dass die meisten der Typen nicht verstanden, dass Trish sich um ihre Schwestern kümmern musste. Dass sie auch mal ein Date absagte, weil Annie eine Theateraufführung in der Schule hatte oder weil Becky unter Liebeskummer litt. Aber ihre Schwestern standen bei ihr nun mal an erster Stelle. Immer. Und wer damit nicht klarkam, war sowieso gleich raus.

«Schönen Abend noch, Zac. Ich zeige mich noch auf andere Weise erkenntlich, ja?»

«Ja? Wie denn?»

«Ich backe dir einen Kuchen. Welchen isst du am liebsten?»

«Hmmm … eine Schichttorte. Erdbeer-Sahne. Mit meinem Namen in Blattgold draufgeschrieben.»

Sie konnte nur den Kopf schütteln. «Bist du wieder lustig.»

Zac zeigte ihr ein breites Lächeln. «Kauf mir einfach einen Muffin bei Nolan, und alles ist cool.»

«Wir werden sehen. Jetzt aber gute Nacht.» Sie musste ihn quasi aus dem Haus schieben, weil er gar nicht gehen wollte.

«Gute Nacht, Trish. Ich werde von dir träumen.»

Sie schloss die Tür und lehnte sich von innen dagegen. Ihr war richtig heiß geworden bei Zacs eindeutigem Angebot. Und das war wahrscheinlich schon Grund genug, nicht länger mit Simon zusammenzubleiben, oder?

Sie hörte im Bad etwas scheppern und erinnerte sich wieder an Annie, die am Boden hockte und das Chaos zu beseitigen versuchte. Und deshalb eilte sie ihr nun zu Hilfe. Denn das war jetzt ihr Leben. Sie kannte gar kein anderes mehr.

5

Delores trat durch die Tür ins Café. Heute war wieder einer dieser Tage, an denen ihre Knie ihr zu schaffen machten. Vielleicht lag es an der schwülen Hitze, vielleicht aber auch nur an ihrem Alter. George hatte sie gebeten, heute doch mal zu Hause zu frühstücken, aber ausgerechnet heute wollte sie unbedingt ihre Freundinnen sehen – es hatte sich nämlich seit gestern einiges getan. Trotzdem hatte sie sich wie jeden Morgen zusammen mit George an den Küchentisch gesetzt, einen Kaffee getrunken und ein wenig Obst gegessen, und dann war sie zum Paradise Café geeilt, natürlich nicht, ohne ihrem Liebsten das Versprechen zu geben, heute besonders gut auf sich aufzupassen und nach dem Frühstück noch bei Eric in der Praxis reinzuschauen.

«Delores! Da kommst du ja endlich!», rief Murielle ihr entgegen, als sie sich erschöpft auf den Stuhl fallen ließ.

«Meine Knie …», gab sie zur Antwort und versuchte durchzuatmen.

«Oje, du Arme», sagte Sadie. «Ist es heute so schlimm?»

«Ja. Ich will auch gleich noch zu Eric. Vielleicht kann er mir eine neue Salbe verschreiben. Aber egal jetzt, lasst uns über Wichtigeres reden. Was wissen wir Neues von Lexi?» Sie sah Sadie an. «Du hast mich ja gestern Abend noch angerufen und mir erzählt, dass Savannah die Schwangerschaft quasi bestätigt hätte.»

Savannah war Sadies Nichte und die Inhaberin des einzigen Hotels der Stadt, des Paradise Inn – und sie war die beste Freundin von Lexis Schwester Helena. Wenn es also eine wissen musste, dann Savannah.

«Nun ja, sie hat es zumindest nicht abgestritten», korrigierte sich Sadie, bei der es am Vorabend noch ganz anders geklungen hatte.

«Na, wie auch immer», meinte Murielle und verschränkte ihre Hände. «Ich habe gestern noch mit ein paar Leuten gesprochen, und Lori aus der Drogerie meinte, dass Lexi schon seit Wochen Vitamintabletten dort einkauft.»

«Also, das sagt dann ja wohl alles, oder?», meinte Sadie.

«Oh, wie schön, dann ist es also wahr?» Delores war voller Vorfreude, denn sie liebte Kinder, auch wenn sie leider nicht mit eigenen gesegnet war. Doch sie verbrachte nur zu gerne Zeit mit ihnen und vergötterte auch Murielles Enkelin Abigail, die ihrer Meinung nach viel zu selten mit ins Café gebracht wurde.

«Offensichtlich!» Murielle nickte überzeugt. Dann winkte sie Nolan herbei. «Delores ist jetzt da, wir würden also gerne bestellen.»

Heute war Freitag, und da hatte sie nicht allzu viel Zeit, da sie um halb zehn in der Bibliothek sein musste. Es waren neue Bücher eingetroffen, Spenden von Vincent Highmore, die katalogisiert, mit einem Aufkleber versehen und in die Regale eingeräumt werden mussten.

Nolan trat an ihren Tisch und nahm ihre Bestellung auf. Er sah Murielle auf diese bestimmte Weise an, die wohl sagen sollte: Na, hast du wieder keine Ruhe gegeben, bis du hattest, was du wolltest?

«Möchtest du mir etwas sagen, Nolan?», fragte sie freiheraus.

Doch der Cafébesitzer winkte ab. «Nein, nein, alles gut. Gebt mir fünf Minuten für eure Bestellung.»

Sobald Nolan wieder hinter der Theke stand und zusammen mit seiner Mitarbeiterin Rhonda das Frühstück für die drei Tratschtanten zubereitete, rümpfte Murielle die Nase. Sie wollte gerade etwas sagen, als die Tür geöffnet wurde. Sogleich sahen alle drei Tratschtanten hinüber zu den beiden Frauen, die jetzt eintraten.

«Donna! Helena!», rief Sadie ihnen zu. «Was für eine Überraschung, euch hier um diese Uhrzeit zu sehen.»

Das Mutter-Tochter-Gespann trat näher. «Guten Morgen, ihr drei», sagte Donna. «Ja, Ian unternimmt heute einen Angelausflug mit Leslie und Mattie, und daher dachten wir uns, wir frühstücken mal auswärts.»

Das freute Delores sehr. Sie hätte es zwar lieber gehabt, wenn Helenas Kinder mit von der Partie gewesen wären, doch dass die drei ihre gesamten Ferien in Lake Paradise zu verbringen schienen, war ja bereits eine schöne Überraschung. Inzwischen waren sie auch schon zweimal bei ihr und George vorbeigekommen, gemeinsam hatten sie dann mit Helena auf der Veranda gesessen, und Leslie und Mattie hatten im Garten Fangen oder Verstecken gespielt.

Wie schön wäre es doch, wenn Helena zurück nach Lake Paradise kehren würde, dachte sie, Kansas City war einfach viel zu weit weg.

«Was für eine nette Idee», sagte Murielle und betrachtete Donna neugierig. Also, wenn sie das mit Lexi ganz genau wissen wollten, wer könnte ihnen dann mehr Auskunft geben als deren Mutter?

«Du, sag mal, Donna …» Murielle rutschte ein wenig nervös auf ihrem Stuhl herum. «Wie geht es denn Lexi?»

«Ihr geht es sehr gut. Aaron wird nun bald nach Lake Paradise ziehen», gab sie preis, und die drei Tratschtanten warfen einander eindeutige Blicke zu.

«Soso, Aaron zieht also nach Lake Paradise. Welch freudige Neuigkeit», meinte Sadie.

«Tut er das denn aus einem bestimmten Grund?», wagte Murielle sich hervor.

«Nun, die beiden sind sehr verliebt ineinander und wollen zusammenleben. Gibt es einen besseren Grund?», fragte Donna schmunzelnd.

«Was genau wollt ihr eigentlich wissen?», mischte Helena sich nun ein und sah Murielle direkt ins Gesicht.

«Na, wenn du schon so fragst …» Murielle straffte die Schultern. «Wir haben da ein Vögelchen zwitschern hören, dass es vielleicht bald Nachwuchs gibt bei Lexi und Aaron?» Sie formulierte es als Frage, damit Donna oder wahlweise auch Helena nur noch mit Ja oder Nein antworten mussten.

Aber so einfach machten Mutter und Tochter es ihr dann doch nicht.

«Welches Vögelchen hat euch das denn gezwitschert?», fragte Donna und lachte, als wäre die Vorstellung vollkommen unsinnig.

«Nun ja, Lori aus der Drogerie meinte, Lexi besorge sich so Vitamine … und Savannah hat es zumindest nicht abgestritten. Also …» Murielle war sich plötzlich gar nicht mehr so sicher, und zum Affen machen wollte sie sich natürlich auch nicht. Die Fakten sprachen doch aber für sich, oder etwa nicht? Und tatsächlich sah Donna nun auch so aus, als würde sie etwas verheimlichen.

«Na, ich glaube, ich wüsste es, wenn ich Grandma werden würde», sagte Donna jedoch und lachte erneut. «So, und nun wollen Helena und ich uns mal einen Tisch suchen. Lasst es euch schmecken, ihr Lieben.»

«Ja, ihr euch auch», erwiderte Sadie.

Als Mutter und Tochter sich an einen Ecktisch gesetzt hatten, meinte Delores: «Hm, es ist wohl doch nichts dran an der ganzen Sache.»

Murielle sah sie mit gerunzelter Stirn an. «Hast du denn nicht mitbekommen, dass Donna gelogen hat?»

«Hat sie das?» Delores war verwirrt. Würde Donna das wirklich tun?

«Eindeutig!», sagte auch Sadie. «Donna ist beim Lügen rot geworden. Nun, vielleicht sind die ersten drei Monate noch nicht rum, und sie wollen es vorerst noch für sich behalten.»

«Wir bleiben auf jeden Fall an der Sache dran», sagte Murielle und stürzte sich auf den Cupcake, den Nolan ihr soeben hingestellt hatte.

Nachdem alle Bestellungen auf dem Tisch standen, verschwand Nolan, der das ganze Gespräch aufmerksam verfolgt hatte, schnell wieder hinter die Theke, bevor die drei auch ihn wieder ausfragen konnten.

6

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