Lassiter 2722 - Pete Hackett - E-Book

Lassiter 2722 E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Lester Duncan stemmte sich am Tisch in die Höhe, lächelte und sagte an den neunjährigen Jimmy und die elfjährige Kathy gewandt: "Sobald ihr mit dem Frühstück fertig seid, kommt ihr mit euren Schulsachen heraus. Ich spanne schon mal das Pferd vor den Wagen. - Und dass ich keine Klagen mehr von eurer Lehrerin höre. Das gilt vor allem für dich, Jimmy. Man hat Respekt vor Erwachsenen. Klar?"
"Ja, ja, schon gut, Dad." Die Augen des Neunjährigen blitzten. "Die Lehrerin ist immer so ungerecht. Sie ..."
"Wenn sie wieder einmal ungerecht zu dir ist", mischte sich Sarah Duncan ein, die Mutter der beiden Kinder, "dann sagst du es mir oder deinem Dad, und wir reden mit ihr."
Ihr Mann nickte ihr zu, ging zur Tür, öffnete sie und trat hindurch. Da peitschte ein Schuss, und der Farmer brach wie vom Blitz getroffen zusammen.

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Inhalt

Cover

Das Farmersterbenvon Lamesa

Vorschau

Impressum

DasFarmersterbenvon Lamesa

von Pete Hackett

Lester Duncan stemmte sich am Tisch in die Höhe, lächelte und sagte an den neunjährigen Jimmy und die elfjährige Kathy gewandt: »Sobald ihr mit dem Frühstück fertig seid, kommt ihr mit euren Schulsachen heraus. Ich spanne schon mal das Pferd vor den Wagen. – Und dass ich keine Klagen mehr von eurer Lehrerin höre. Das gilt vor allem für dich, Jimmy. Man hat Respekt vor Erwachsenen. Klar?«

»Ja, ja, schon gut, Dad.« Die Augen des Neunjährigen blitzten. »Die Lehrerin ist immer so ungerecht. Sie...«

»Wenn sie wieder einmal ungerecht zu dir ist«, mischte sich Sarah Duncan ein, die Mutter der beiden Kinder, »dann sagst du es mir oder deinem Dad, und wir reden mit ihr.«

Ihr Mann nickte ihr zu, ging zur Tür, öffnete sie und trat hindurch. Da peitschte ein Schuss, und der Farmer brach wie vom Blitz getroffen zusammen.

Der trockene Knall war noch nicht verhallt, als Sarah, wie von einer Tarantel gestochen, aufsprang und zu ihrem Mann eilte, der verkrümmt auf der Seite lag. Der gebrochene Blick seiner Augen war starr auf den Fußboden gerichtet.

Sarah warf sich neben ihm auf die Knie nieder. »Lester!«, brach es über ihre bebenden Lippen. »Mein Gott, Lester, sag was!«

Sie rüttelte ihn an der Schulter, nahm seine Hand und strich ihm über die dunklen Haare. Schließlich begriff sie, dass ihr Mann tot war. Die Kugel hatte ihn ins Herz getroffen. Sein grünes Hemd wies mitten auf der Brust ein kleines, blutig gerändertes Loch auf.

Ein Schrei staute sich in Sarah und wollte ihr schmerzhaft in die Kehle steigen, doch Sie unterdrückte ihn und warf sich weinend auf den reglosen Körper.

Die beiden Kinder waren herangetreten und schauten betroffen und fassungslos auf ihren toten Vater und ihre verzweifelt weinende Mutter. Sie waren alt genug, um zu begreifen, was geschehen war.

Das Mädchen kniete neben seiner Mutter nieder und nahm die schlaffe Hand des getöteten Vaters. »Ma«, flüsterte Kathy, »warum hat man Dad erschossen? Er hat doch niemand etwas getan!«

»Wir sind einem Teufel in Menschengestalt im Weg, Kathy«, entrang es sich Sarah, die den Oberkörper wieder aufgerichtet hatte. Sie versuchte wegen der Kinder ihre Empfindungen wenigstens ein wenig unter Kontrolle zu bekommen, bebte jedoch innerlich. Ihre geröteten Augen schwammen in Tränen, die über ihre krankhaft bleichen Wangen rannen. Entsetzen und Verzweiflung prägten jeden Zug in dem schmalen, verhärmten Gesicht der Vierunddreißigjährigen.

Der neunjährige Jimmy war zu keiner Reaktion fähig. Seine Mundwinkel zuckten...

Eine gute Stunde später hielt Sarah den leichten Farmwagen mit den niedrigen Bordwänden vor dem Sheriff's Office in Lamesa. Die beiden Kinder saßen neben Sarah auf dem Wagenbock. Ihren toten Mann hatte sie auf die Ladefläche gelegt und eine Decke über ihn gebreitet.

Sie schlang die langen Zügel um den Bremshebel und sagte: »Bleibt auf dem Wagen, Kinder. Ich sage dem Sheriff Bescheid.«

Sie war inzwischen ziemlich gefasst. Verstandesmäßig schien sie den Tod ihres Mannes verarbeitet zu haben.

Sie stieg vom Wagenbock. Einige Passanten, die sich in der Nähe befanden, näherten sich. Einer beugte sich über die Ladefläche des leichten Fuhrwerks und hob die Decke etwas an.

»Großer Gott«, entfuhr es ihm, als er das bleiche Gesicht mit den glasigen Augen sah. »Das – das ist Lester Duncan vom Sulphur Springs Creek. Er ist tot.«

Sarah war schon ins Office getreten.

Sheriff Wade Carrington stand am verstaubten Fenster. Er hatte Sarah mit dem Fuhrwerk vorfahren sehen. In seinem knochigen Gesicht mit dem mächtigen dunklen Schnurrbart arbeitete es. »Was ist geschehen?«, fragte er.

Er schien es gehört zu haben, als der Mann beim Fuhrwerk ziemlich laut verkündet hatte, wer unter der Decke lag.

Sarah berichtete mit knappen Worten, was sich auf der Farm zugetragen hatte.

»Haben Sie jemand gesehen, Ma'am?«, fragte der Gesetzeshüter.

»Ich muss den Mörder nicht gesehen haben, Sheriff«, stieß Sarah hervor, »um zu wissen, wer hinter diesem feigen Mord steckt! Wollen Sie den Namen hören?«

Der Sheriff schüttelte den Kopf. »Das ist der zweite Mord innerhalb weniger Tage. Ich weiß, dass jeder Randolph Russel von der Double-R verdächtigt. Aber...« Er brach ab, fasste sich und sagte dann: »Ich werde mit einem Aufgebot zu Ihrer Farm reiten, Ma'am, und versuchen, Spuren zu finden. Wahrscheinlich wird das aber nichts bringen. Der Mörder ist ein Meister seines Fachs. Er hat, als er Slim Hastings aus dem Hinterhalt erschoss, nicht den geringsten Hinweis darauf hinterlassen, woher er gekommen ist und wohin er sich gewandt hat.«

»Suchen Sie ihn auf der Double-R, Sheriff!«, riet Sarah mit Nachdruck.

Der Sheriff konnte dem Blick ihrer vom Weinen geröteten Augen nicht standhalten, und geradezu abrupt wandte er sich ab, um zum Gewehrschrank zu gehen und sich dort eine Winchester zu angeln. »Es tut mir leid um Ihren Mann, Ma'am«, murmelte er mit belegter Stimme. »Ich versichere Ihnen meine Anteilnahme. Glauben Sie mir, ich werde mein Möglichstes tun, um den Mörder Ihres Mannes zu überführen. Bringen Sie Lester zum Bestatter. – Werden Sie und die Kinder auf die Farm zurückkehren?«

»Ich wüsste nicht, wohin ich mich sonst wenden könnte, Sheriff«, versetzte Sarah verbittert.

»Ich rate dennoch davon ab«, sagte der Gesetzeshüter. »Es gibt mehrere Farmen am Sulphur Springs Creek. Vielleicht können Sie bei jemand unterkommen.«

»Wenn das Farmersterben so weitergeht, Sheriff, dann gibt es bald keine Farmen mehr am Creek. Und der Mann, der die ganzen Toten auf dem Gewissen haben wird, hat dann erreicht, was er wollte. Er wird auf dem Farmland seine Rinder stehen haben und zu den Mächtigen im County gehören. Doch niemand wird nach den Männern und ihren Familien fragen, die voller Hoffnungen, voller Illusionen in diesen Landstrich gekommen und der Unduldsamkeit dieses Mannes und seiner Satansbrut zum Opfer gefallen sind.«

»Es gibt nicht den geringsten Beweis für diese Behauptung«, knurrte der Sheriff ungehalten. »Und solange kein Beweis erbracht werden kann, sollten Sie sich hüten, Ma'am, Russel des gemeinen Mordes oder der Anstiftung zum Mord zu beschuldigen. Und jetzt gehen Sie bitte, bringen Sie Ihren Mann zum Bestatter, und lassen Sie mich meine Arbeit tun.«

Eine Woche später passierte Lassiter die ersten Häuser von Lamesa. Vor ihm lag eine breite, staubige Mainstreet. Die Gebäude, die zu beiden Seiten erbaut worden waren, hatten zumeist falsche Fassaden. Hier und dort hatten sich unter den Vorbauten oder an den Stepwalks Tumbleweeds verfangen, die der Wind aus der Prärie in die Stadt getrieben hatte.

Es war die heißeste Zeit des Tages, und die Bewohner hielten Siesta. Wie leer gefegt lag der Ort vor Lassiters Blick.

Er ritt mitten auf der Hauptstraße. Um die stampfenden Hufe seines Pferdes wirbelten kleine Staubfahnen.

Ein Stück weiter, auf der rechten Seite der Fahrbahn, nahm er ein Hotel wahr, etwa dreißig Yards weiter einen Saloon. Auf der Fläche dazwischen war ein Sonnenschutz aus ineinander verflochtenen Ästen und Zweigen errichtet, der auf vier dünnen, von Hitze und Regen verkrümmten Stangen ruhte. Darunter saßen drei ältere Männer an einem Tisch und würfelten. Ein Gitternetz aus Licht und Schatten fiel auf sie.

Lassiter lenkte sein Pferd auf das Trio zu. Die Männer unterbrachen ihr Spiel und schauten ihm neugierig entgegen. Er parierte den Vierbeiner, und das leise Klirren der Gebisskette sowie das Pochen der Hufe versanken.

Lassiter beugte sich ein wenig im Sattel vor, tippte an die Krempe seines Stetsons und sagte: »Howdy. Ich will euch nicht stören. Nur eine Frage: Gibt es in der Stadt einen Mietstall? Wenn ja, wo finde ich ihn?«

»Das waren zwei Fragen, Stranger«, erwiderte einer der Männer, ein graubärtiger Oldtimer mit einem etwas schiefen Grinsen um den Mund.

»Sorry«, versetzte Lassiter. »Ich hoffe, ich überfordere Sie nicht.« Er grinste ebenfalls nach diesen Worten.

»Den Mietstall finden Sie hinter dem Saloon«, erklärte der Graubärtige. »Darf ich Ihnen auch eine Frage stellen, Fremder?«

Lassiter und legte beide Hände übereinander auf das Sattelhorn. »Was möchten Sie wissen?«

»Sind Sie auf dem Weg zur Double-R, zu Randolph Russel also?«, stellte der Oldtimer seine Frage.

Die Blicke der beiden anderen Würfelspieler hingen erwartungsvoll an Lassiters Gesicht.

»Wer ist Randolph Russel?«, erkundigte sich Lassiter. »Und warum fragen Sie, ob ich auf dem Weg zu ihm bin?«

»Bleiben Sie länger in Lamesa?«, kam sofort die Gegenfrage.

»Mal sehen«, versetzte Lassiter.

»Ich rate Ihnen, so schnell wie möglich weiterzureiten, Stranger«, erwiderte der Graubärtige. »Hier kann es bald recht bleihaltig werden. Leute, die ihren Revolver in der Art wie Sie tragen, sind dann möglicherweise gefragt. Sich einzumischen kann aber sehr schnell mit einem Ritt in die Hölle enden.«

»Man hat hier also keine guten Perspektiven«, knurrte Lassiter. »Haben Sie Lust, mir mehr zu erzählen? Hier scheint es zu brodeln. Solche Geschichten interessieren mich, Sir.«

»Es ist keine gute Geschichte, Stranger«, erwiderte der Oldtimer. »Und wenn Sie keinen besonderen Grund haben, in der Gegend zu bleiben, rate ich Ihnen, so viele Meilen wie möglich zwischen sich und diesen Landstrich zu bringen. Die Zündschnur, die das Pulverfass zur Explosion bringen wird, glimmt schon.«

»Sie sprechen in Rätseln, Sir«, erklärte Lassiter. »Falls dieser Randolph Russel ein Problem mit Heimstättern oder Farmern hat, weiß ich davon ein Lieb zu singen. Ich komme aus New Mexico, genau gesagt aus dem Lincoln County...«

»Großer Gott! Da drüben war ja einiges los! Auf welcher Seite haben Sie gekämpft? Auf der der Regulatoren?«

Lassiter nickte. »Ja. Wir wurden vom Gouverneur begnadigt. Daraufhin habe ich New Mex verlassen. Ich bin gewissermaßen auf der Durchreise.«

»Wenn Sie nicht wieder Ähnliches erleben möchten wie im Lincoln County, dann sollten Sie sich meinen Rat zu Herzen nehmen, Stranger«, erklärte der Oldtimer. »Die Farmer am Sulphur Springs Creek sind der Double-R ein Dorn im Auge, und in den vergangenen zwei Wochen wurden zwei der Farmer aus dem Hinterhalt erschossen. Russel weist jede Schuld von sich. Mit seinen Drohungen, die er zuvor gegen die Farmer ausstieß, wollte er – so seine Beteuerungen – nur erreichen, dass sie Korridore zwischen ihren Ländereien öffnen, damit seine Rinder ungehindert zum Fluss gelangen können. Das alte Lied: Viehzüchter gegen Farmer. Der Satan mischt die Karten für ein höllisches Spiel. Wir hoffen nur, dass sich die Stadt nicht hineinziehen lässt. Hier haben verschiedene Leute nämlich großes Interesse, dass die Farmer bleiben, dass vielleicht sogar noch mehr von ihnen am Creek siedeln.«

»Gibt es denn hier keinen Sheriff?«, erkundigte sich Lassiter.

»Doch. Sein Name ist Wade Carrington. Wade ist ein alter Haudegen, aber seine Ermittlungen sind bisher im Sand verlaufen. Wer immer es auch war, der die beiden Farmer abgeknallt hat – er ist ausgesprochen professionell vorgegangen. Nicht mal die Hülsen der Patronen hat er zurückgelassen. Seine Spur hat sich im Fluss verloren.«

»Hatten die Farmer, die getötet wurden, Familien?«

»Natürlich. Slim Hastings hinterlässt seine Frau und zwei fast erwachsene Töchter, Lester Duncan seine Frau und zwei Kinder im Alter von neun und elf Jahren. Es ist an Tragik kaum zu überbieten. Aber es gibt Menschen, denen Skrupel fremd zu sein scheinen. Um ihrem Willen Geltung zu verschaffen, gehen sie über Leichen.«

»Sie sprechen von Russel, wie?«, fragte Lassiter.

»Kann sein. Ich will mich nicht festlegen.«

»Das ist vielleicht vernünftig«, befand Lassiter. »Befinden sich die Frauen und ihre Kinder noch auf den Farmen?«

»Wohin sollten sie denn gehen? Die Farmer sind vor vier Jahren an den Fluss gekommen und haben von der Regierung Land übernommen. Sie haben ihr Geld in das Land gesteckt und mit ihrem Schweiß gewissermaßen den Boden getränkt. Sie mussten Schulden bei der Bank aufnehmen, und den Familien ist nicht genug geblieben, um irgendwo anders Fuß zu fassen. Also sind sie gezwungen, zu bleiben.«

»Hört sich an, als führten sie dort draußen am Fluss einen Kampf ums Überleben«, meinte Lassiter.

»Im wahrsten Sinne des Wortes«, versetzte der Oldtimer mit Bitterkeit im Tonfall. »Kaum jemand gibt ihnen eine Chance.«

»Wie viele Farmen gibt es am Fluss?«, wollte Lassiter noch wissen. »Farmen, die Russel – um es mit Ihren Worten auszudrücken, Sir – ein Dorn im Auge sind?«

»Insgesamt sind es sieben«, erhielt er zur Antwort.

Lassiter tippte erneut gegen die Krempe seines Stetsons, zerrte das Pferd um die linke Hand und trieb es an.

Hinter sich hörte er wieder die Würfel im Becher klappern...

Lassiter brachte sein Pferd in den Mietstall, der zum Saloon gehörte, nahm seine Satteltaschen und die Winchester und ging in das Hotel.

Er bekam ein Zimmer, brachte die Satteltaschen und das Gewehr hinauf und begab sich in den Saloon, um etwas zu essen.

Er hatte sich in Big Spring aufgehalten, als ihn die Nachricht von der Ermordung der Farmer im Dawson County erreichte. Näheres hatte in der Depesche nicht gestanden. Nur der Name der Stadt, in deren Einzugsgebiet die heimtückischen Morde geschehen war. Er war sofort losgeritten.

Nun wusste er schon mehr. Der Name Randolph Russel hatte sich regelrecht in sein Bewusstsein gebrannt. Der Rinderzüchter fühlte sich offenbar von den Farmern eingeengt und befand sich auf Konfrontationskurs mit ihnen. Sein Name war auf jeden Fall mit den Morden in Verbindung zu bringen.

Lassiters Job war es, der Sache auf den Grund zu gehen und das Morden zu beenden.

Nach dem Mittagessen setzte er sich in den Schaukelstuhl, der auf dem Vorbau des Saloons stand, rauchte ein Zigarillo und dachte über das, was er gehört hatte, nach. Schließlich holte er aus dem Hotelzimmer die Satteltaschen und die Winchester, ging in den Mietstall und bat den Stallmann, sein Pferd zu satteln.

Schon wenig später verließ Lassiter die Stadt. Er ritt auf einem scheinbar häufig benutzten Reit- und Fahrweg am Fluss entlang, auf dessen Ostseite die Stadt entstanden war.

Bereits nach etwa über einer Meile zügelte er sein Pferd vor einem Stacheldrahtzaun, von dem aus sich ein riesiges Weizenfeld am Fluss entlang erstreckte. Der Weizen war noch grün. Er brauchte noch, bis er geerntet werden konnte.

Hier begann das Farmland. Bis zu dem Zaun war Lassiter über Weideland geritten. Rinder hatte er jedoch nicht gesehen. Lassiter vermutete, dass die Rinderranch von Randolph Russel viel weiter flussabwärts zu finden war und die Farmer mit ihren eingezäunten Parzellen seinen Rindern den direkten Zugang zum Fluss verwehrten, sodass sie weite Umwege zurücklegen mussten, um zur Tränke zu gelangen.

Zum Fluss hin hatten die Farmer keine Zäune gezogen. Lassiter lenkte sein Pferd um das Ende des Zauns herum und ritt am Ufersaum weiter. Der Creek führte nicht viel Wasser. Angeschwemmtes Astwerk moderte im Uferschlamm vor sich hin.

Nach einer Weile gelangte Lassiter auf einen schmalen Weg, der zwischen dem Weizen- und einem Maisfeld vom Fluss wegführte. Er folgte ihm. Etwa fünfhundert Yards musste er reiten, dann erreichte er die Gebäude einer Farm.

Alles wirkte ärmlich. Die Dächer des Wohnhauses, eines Stalls und zweier Schuppen waren mit Grassoden abgedeckt, die Gebäude waren aus Feldsteinen und Holz errichtet. Die beiden Fenster des Wohnhauses waren nicht verglast, sondern bildeten zwei kleine, dunkle Rechtecke in der Wand. Dazwischen war die Haustür, grob aus Brettern zusammengezimmert. In einem Pferch standen vier Ziegen. Hühner pickten in den Staub auf der Suche nach etwas Fressbarem.

Am Rand des Hofes zügelte Lassiter das Pferd.

In diesem Moment sah er, wie aus einer der Fensterhöhlungen der Lauf einer Henry Rifle geschoben wurde. Ein metallisches Knacken ertönte, als der Hahn gespannt wurde, dann erklang die klirrende Stimme einer Frau.

»Sie befinden sich hier auf dem Gebiet der Lewis-Farm, Mister! Das ist Privatbesitz, und Sie haben hier nichts zu suchen! Also reiten Sie dorthin zurück, wo Sie hergekommen sind!«

»Langsam, Lady, ganz langsam!«, rief Lassiter. »Warum so unfreundlich? Ich hörte mal, dass man hier in Texas ganz besonders gastfreundlich sein soll. Gilt das auf dieser Farm nicht?«