Unterwegs mit Florian FritzOrientiert im LatiumDas Latium ist ...… eine Region mitten in Italien… mehr als nur Rom… eine uralte Kulturregion… Wirkungsort berühmter Ordensleute... einfach köstlich... ein unerwartetes InselparadiesErlebnis KulturAuf den Spuren von Etruskern und RömernKirchen, Klöster und PalästeMittelalterliche OrtskerneFeste und BrauchtumErlebnis NaturSehenswerte SchutzgebieteEinsame HochebenenFür GipfelstürmerTäler, Höhlen und KraterDas Latium mit KindernAb ins Wasser!Monster und HöhlenErlebnis- und FreizeitparksAbenteuer AntikeUn gelato, per favore!Bei schlechtem WetterUnterwegs im LatiumLago di BolsenaWas anschauen?Was unternehmen?Wo essen gehen?Wo baden?Was einkaufen?BolsenaSehenswertesBagnoregioSehenswertesPraktische InfosMontefiasconeSehenswertesPraktische InfosMarta, Capodimonte und GradoliMartaCapodimonte und die InselnWestlich von CapodimonteGradoliSüdwestlich des Lago di BolsenaTuscaniaSehenswertesPraktische InfosCaninoThermen von VulciDie Ruinen von 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Zwei Legenden: Martyrium und Blutwunder am SeeUnterirdisches Viterbo – Viterbo SotterraneaManierismusVicino OrsiniDie Familie FarneseKurzer Überblick über die etruskische GrabkulturEine kleine Geschichte über den Dom und die Menschen von RietiCammino di FrancescoDer heilige FranziskusTrauer, warten – und etwas Hoffnung: Amatrice nach dem ErdbebenOlivenöl: eine ErfolgsgeschichteLapis TiburtinusDer heilige BenediktEssen bei AntonelloDie besten Weinerzeuger der RegionDie Adelsfamilie ChigiCasale del Giglio: prämierter Weinbau in der Pontinischen EbeneDie Via Appia Antica – eine der ältesten Straßen EuropasDie römischen Zisternen von PonzaDas Manifest von Ventotene – Urdokument der europäischen UnionAnagni: Heimat von vier PäpstenDie Pinsa Romana – nicht antik, aber lecker!Die Schlacht von MontecassinoLa Lupa CapitolinaDer VatikanWichtige BuslinienRömische SpezialitätenDas Latium in ZahlenAlbergo diffuso – eine Idee zur Wiederbelebung sterbender OrteDrei Sterne, drei Hauben, drei GläserDie Infiorata – Blumenpracht im Namen Gottes
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GPS-Wanderung 1: Wanderung auf den Monte TerminilloGPS-Wanderung 2: Runde um den Lago di RascinoGPS-Wanderung 3: Rundwanderung auf den Monte CirceoGPS-Wanderung 4: Von Gaeta auf den Monte OrlandoGPS-Wanderung 5: Auf die Cima del Redentore bei Formia GPS-Wanderung 6: Von Ponza auf den Monte della GuardiaGPS-Wanderung 7: Wanderung zur Abbazia di Trisulti und ins Valle dei Santi
Sehenswertes
Basilica di Santa Cristina: Die Kirche, die am 10. Mai 1078 von Papst Gregor VII. persönlich geweiht wurde, besteht aus drei Teilen: der romanischen Basilika mit Renaissancefassade im Florentiner Stil und Glockenturm aus dem 13. Jh., der 1693 erbauten Cappella del Miracolo mit der neoklassizistischen Fassade (im Jahr 1863 fertiggestellt) und, im Berg, der Grotte der heiligen Christina mit den Katakomben.
Außen Renaissance, innen Romanik: Basilica di Santa Cristina
In der „Kapelle des Blutwunders“, die man über das linke Seitenschiff der Basilika betritt, werden hinter goldenen Türen drei Marmorplatten mit den Blutstropfen der Heiligen aufbewahrt. Den vierten überlieferten Blutstropfen sieht man durch die Scheibe des Reliquiars von 1940 im Kuppelraum
Im links neben dem Hauptaltar der Kirche gelegenen Vorraum der aus dem Felsen gehöhlten Grotte der heiligen Christina steht gleich zur Rechten unter einem von vier antiken Säulen getragenen Überbau der Altar, an dem sich das weiter oben beschriebene Eucharistie-Wunder vollzogen haben soll. Im Gewölbebogen links davon, durch den man die mit Fresken aus dem 15. Jh. geschmückte Grotte betritt, ist schwach die älteste bekannte Darstellung des Märtyrer-Wunders zu erahnen. Die Stufen im Andachtsraum führen hinunter zu einem großen Steinsarkophag aus spätkaiserlicher Zeit. An seiner Rückwand ist ein Stück herausgebrochen und eine Marmorurne mit der Inschrift Hier ruht der Leib der heiligen Märtyrerin Christina eingesetzt. Man fand darin eine Silbermünze aus dem 10. Jh. und Knochenreste eines Menschen, der nicht älter als 14 Jahre gewesen sein kann. Rechts ist der Eingang zur Katakombe, die zwischen dem 3. und 5. Jh. von der frühchristlichen Gemeinde Bolsenas als Friedhof genutzt wurde. Die Grabnischen waren meist mit Tontafeln verschlossen, darauf eingeritzt einfache Graffiti oder Malereien. Es fällt auf, dass links des zentralen Gangs besonders viele Gräber eng aneinanderliegen. Dies deutet darauf hin, dass hier das Grab der Heiligen vermutet wurde, dem man möglichst nah sein wollte.
♦ Catacombe di S. Cristina, tägl. geöffnet, im Sommer 10-12 und 16-18 Uhr, im Winter 10-12 und 15.30-17 Uhr. Eintritt 5 €, für Kinder 3 €. KircheS. Cristina: im Sommer 7-12.30 und 15.30-19.30 Uhr, im Winter 7-12.30 und 15-18 Uhr. Infos unter www.basilicasantacristina.it.
Balkon mit Seeblick im Zentrum
Castello Monaldeschi: Den Bau der ersten Burg an dieser Stelle begann man im Jahr 1295. Im 14. Jh. wurde sie erheblich zerstört. Nur der untere Teil des Hauptturms und der Mauer zum See blieben erhalten. Zweihundert Jahre später bauten die Fürsten Monaldeschi den Hauptturm wieder auf und errichteten über den Ruinen die heutige Burg mit den fünf Nebentürmen. Wie damals ist das Innere nur über eine Zugbrücke zu erreichen. Dort befindet sich das Heimatmuseum Museo Territoriale del Lago di Bolsena, das sich mit der Entwicklung dieses Gebiets und der Stadt befasst. Angefangen mit anschaulichen Tafeln über den Vulkanismus und die Entstehung des Sees, werden Funde der Pfahlbausiedlung von Gran Carro aus prähistorischer Zeit sowie Zeugnisse aus etruskischer, römischer und mittelalterlicher Epoche bis hin zur Neuzeit gezeigt. Ein Besuch lohnt bereits wegen des herrlichen Ausblicks von den Zinnen der Burg. In den Räumen der Burg gibt es auch ein Aquarium, das die reiche Fisch- und Muschelwelt des Sees näherbringt - ein Spaß insbesondere für kleinere Kinder!
♦ Museum und Aquarium, tägl. 10-13 und 15-19 Uhr, Sa/So 10-19 Uhr. Eintritt 5 €, erm. (6-14 und über 64 Jahre) 3,50 €. Derzeit nur nach Voranmeldung über die Webseite (www.acquariodibolsena.it) oder Tel. 0761-798630.
Volsinii Scavi: Wenn Sie hinter der Burg der Straße links neben der Kirche San Salvatore in Richtung Orvieto folgen, erreichen sie nach ca. 200 m den Eingang von Volsinii Scavi, dem Ausgrabungsgebiet der antiken Stadt Volsinii (hinter dem grünen Zaun rechts der Straße). Man sieht zwischen Olivenbäumen - auch hier gibt es immer wieder herrliche Durchblicke auf den See - Teile des noch nicht vollständig ausgegrabenen Amphitheaters, von Thermenanlagen, Wohnhäusern mit Fußbodenfragmenten und Reste des Mauerrings.
♦ Di und Do 14-19 Uhr, Mi und Fr 8-13.30 Uhr, Sa 8-13 Uhr, So/Mo geschlossen.
Basis-Infos
Information Auf der zentralen Piazza Matteotti 9. Während der Saison Mo-Sa 9-12.30 und 16.30-19.30 Uhr, So 9.30-12.30 Uhr, Tel. 0761-799923, www.visitbolsena.it, www.bolsenasee.org, www.lagodibolsena.org, www.simulabo.it (Webseite zu den Museen rund um den See). TouristenzeitungCorriere della Tuscia, in deutscher Sprache gratis in vielen Hotels und Restaurants zu erhalten.
Verbindungen Von Orvieto über die SS 71 bis zur Abzweigung Bolsena, 23 km; von der Autobahn in Richtung Florenz (A 1) Abfahrt „Orvieto“ oder von Rom aus über die Via Cassia (80 km).
Buslinien nach Orvieto (2-mal tägl.) und nach Viterbo; weitere Regionalbusse fahren nach Montefiascone und Gradoli. Um nach Marta zu gelangen, muss man in Montefiascone umsteigen.
Parken: Großer Parkplatz (1€/Std.) an der zentralen Piazza Martiri di Nassiriya , dort auch ein Wasserspender.
Markt Jeden Di bis 13 Uhr auf der Piazza Matteotti.
FesteFronleichnamsprozession: Hier, wo das Fronleichnamsfest seinen Ursprung hat, ist die Prozession natürlich ein ganz besonderes Ereignis. Der Weg hinauf zur Burg wird über eine Länge von gut einem Kilometer mit Bildern und kunstvollen Ornamenten aus Blütenblättern geschmückt. Am Fronleichnamstag beginnt die Prozession mit Kardinal, Musikkapellen und Teilnehmern in historischen Gewändern um 18 Uhr.
Das wichtigste Volksfest wird zu Ehren der heiligen Christina vom Abend des 23. Juli bis zum nächsten Mittag gefeiert. An diesen
Zwei Legenden: Martyrium und Blutwunder am See
Der heute nach seinem Hauptort Bolsena benannte See war im Mittelalter unter dem Namen Lago di Santa Cristina bekannt. Die damalige Namenspatronin des Sees wuchs der Überlieferung nach Ende des 4. Jh. n. Chr. in Volsinii (heute Bolsena) als Tochter des römischen Stadtpräfekten auf. Durch eine Dienerin wurde sie zum Christentum bekehrt, was schwere Zerwürfnisse mit ihrem Vater nach sich zog. Der stand nämlich ungünstigerweise in Diensten des obersten Christenverfolgers Kaiser Diokletian und veranlasste allerlei martialische Folteranwendungen, um seine Tochter auf den römischen Pfad der Tugend zurückzubringen: Mal badete man sie in brennendem Öl, mal steckte man sie in einen glühenden Ofen, mal warf man sie mit einem Stein beschwert in den See, mal wurde sie aufs Rad gebunden, um ihr die Glieder zu brechen ... Christina überlebte all das auf wundersame Weise, körperlich völlig unversehrt und im christlichen Glauben gestärkt. Das Ende kam dennoch, und es kam vergleichsweise unspektakulär: durch zwei schnöde Pfeile, die ihr Herz durchbohrten.
Leidensgeschichten dieser Art sind obligatorischer Bestandteil christlicher Märtyrerlegenden, die heilige Christina von Bolsena macht da keine Ausnahme. Über ihre tatsächliche historische Existenz ist dagegen nichts verbürgt, möglicherweise wird mit ihr lediglich das historische Ereignis der Christenverfolgung personalisiert. Ein Indiz dafür könnte die weitgehend identischen Vita der heiligen Christina von Tyrus (heute Sur im Südlibanon) sein, deren Existenz auch nicht belegt ist und deren Legende sich schon früh mit der Christinas von Bolsena vermischte. Beider Heiligen wird am 24. Juli
eines jeden Jahres gedacht, in Bolsena beginnen die Feierlichkeiten der dortigen Ortsheiligen bereits am Vorabend und ziehen sich mit Prozessionen und einem Mysterienspiel bis in den eigentlichen Namenstag hinein.
Bolsena verfügt darüber hinaus über eine der heiligen Christina geweihte Kirche (Basilica di Santa Cristina), in der sich ihr (angebliches) Grab befindet und die im Jahr 1236 Schauplatz eines Blutwunders wurde: Damals machte ein an den Grundfesten des Glaubens zweifelnder böhmischer Priester auf einer Pilgerreise nach Rom Station in Bolsena und zelebrierte dort eine Messe. Seine Zweifel galten der „Wesensverwandlungslehre“, die besagt, dass sich Brot und Wein während der Eucharistie in Leib und Blut Christi verwandeln. Als der Priester im allerheiligsten Augenblick die Hostie und damit das Brot über den Kelch hielt, bat er um ein göttliches Zeichen, das seine Zweifel zerstreuen möge. Und tatsächlich quoll plötzlich Blut aus der Hostie und tropfte auf das Tuch, auf dem Kelch und Hostienschale standen. Das räumte nicht nur den persönlichen religiösen Zweifel des Böhmen aus, sondern hatte langfristige Auswirkungen auf die gesamte katholische Kirche. Denn das Blutwunder von Bolsena begründete das Fronleichnamsfest, das „Fest des heiligsten Leibes und Blutes Christi“, und damit eines der Hochfeste des Kirchenjahres. Das blutbefleckte Tuch wurde damals übrigens zeitnah ins nahe gelegene bedeutendere Orvieto gebracht, wo es bis heute in einem kostbaren Reliquiar verwahrt wird. Dem eigentlichen Ort des Geschehens, der Kirche der heiligen Christina in Bolsena, blieben nur die „Kollateralschäden“: ein paar Blutstropfen auf dem Marmor des dortigen Altars. Eine kleine Andachtskapelle zwischen Kirche und Grotte mit dem Grab der Heiligen erinnert an das Eucharistie-Wunder.
Mysterienspielen nimmt die ganze Stadt teil. Prozessionen führen an mehreren aufgebauten Bühnen vorbei, auf denen Bewohner von Bolsena in erstarrter Pose als „lebende Bilder“ Stationen aus dem Martyrium der Christina nachstellen.
Prachtvoll ist auch die Prozession der Statue von San Rocco am Abend des 16. August aus der Kirche Santa Cristina bis zum Brunnen auf der Piazza 1 Maggio, dessen Wasser gesegnet wird.
Während der Sommermonate findet auf dem See unter großer Anteilnahme der Bevölkerung eine Regatta von Fischerbooten aus den verschiedenen Anliegergemeinden des Bolsena-Sees statt.
Sprachschule Scuola Italiana Senzaparole, bietet in der Zeit von April bis Okt. in familiärer Atmosphäre Unterricht in 6 Kenntnisstufen (nach Einstufungstest) für 1-6 Personen, wobei der Schwerpunkt bei der Kommunikation und einer eher spielerischen Sprachvermittlung liegt. An zwei Tagen der Woche wird zusätzlich ein Kulturprogramm angeboten. Gegen eine Gebühr werden preiswerte Privatunterkünfte, Hotels, Campingplätze oder ein Jugendherbergsplatz vermittelt. Kursort in Bolsena: Viale Colesanti 34, Tel. 333-6589823. Nähere Informationen und Anmeldeunterlagen bei Senzaparole, Lange Reihe 117, 20099 Hamburg, Tel. 040-243739 (Mo-Do ab 15.30 Uhr), www.senzaparole.de.
Übernachten
Hotels**** Hotel Columbus, zentral am unteren Platz, ca. 50 m vom Seeufer entfernt, 36 gut ausgestattete Zimmer. Gepflegte Atmosphäre, passables Restaurant mit Seeblick. DZ/FR 90-160 €. Viale Colesanti 27, Tel. 0761-799009, www.hotelcolumbubolsena.it.
*** Loriana Park Hotel, an der Uferpromenade. Zweigeschossige, moderne Hotelanlage mit mehreren Häusern, Grünanlage, Pool und direktem Seezugang. Vom Restaurant aus hat man Seeblick. Parkmöglichkeiten am Haus. Die ordentlichen, großen Zimmer verfügen teilweise über Terrasse oder Balkon (ohne Seeblick). DZ/FR 100-160 €, Halb- und Vollpension möglich. Viale Cadorna 33, Tel. 0761-799273, www.hotellagodibolsena.it.
*** Le Naiadi Park Hotel, etwas außerhalb, direkt am Seeufer gelegen. Die Lage ist zwar ruhig, zu Störungen kann es aber manchmal durch Busgesellschaften kommen, die das Haus wohl regelmäßig frequentieren. Gleicher Besitzer wie Hotel Loriana. Gute Zimmer, einige mit Balkon und Seeblick, kleiner Garten, zwei Pools, großes Restaurant. DZ/FR 70-160 €, Halb- und Vollpension möglich. Viale Cadorna 95, Tel. 0761-799017, www.hotelbolsena.it.
*** Zodiaco, kleines charmantes Hotel in der Altstadt mit nur 12 einfach eingerichteten Zimmern, z. T. mit Balkon. DZ/FR 75-110 €. Via IV Novembre 8, Tel. 0761-798791.
Ferienwohnungen/-häuser Es gibt ein vielfältiges Angebot, deutschsprachige Vermittlung durch Agenzia Ombrellone, einen deutschen Reisevermittler mit Sitz in Elsenfeld, Tel. 06022-5997391.
Markt am Hauptplatz von Bolsena
AgriturismoAgriturismo Battaglini, am Rand von Bolsena gelegen, ca. 100 m vom Strand entfernt. 3 Apartments in einem landschaftstypischen Haus. 700 €/Woche. Via della Chiusa 51, Bolsena, Tel. 328-2881506, www.agriturismo-bolsena.it.
La Riserva Montebello, am Kraterrand oberhalb von Bolsena gelegen, fantastischer Blick auf den See und die umliegenden Dörfer. Die Anlage ist überaus gepflegt, es gibt einen Pool und ein gutes Restaurant (Schwerpunkt ist Fisch aus dem See). Die 27 Zimmer haben alle Seeblick und sind geschmackvoll rustikal eingerichtet. DZ/FR 46-66 €. Strada Provinciale Bolsenese km 2,5, Tel. 0761-798965, www.lariservamontebello.com.
Arlena, Landhaus von 1850 in einem schönen Garten mit großer Liegewiese. Vermietet werden 8 Apartments (für 2 bis 7 Pers.) mit Seeblick; zum Seeufer führt ein Feldweg durch die Kiwiplantage. Apartment für 2 Pers. 450-750 €/Woche, für 4 Pers. 550-1000 €/Woche. SS 2 Cassia bei km 108,150, Tel. 0761-799538, www.arlena.it.
Camping Das Verbot des Wildcampens wird besonders in der Hauptsaison streng durchgesetzt.
In der Zeit von April bis September stehen zahlreiche Plätze mit direktem Seezugang zur Verfügung (da es im August voller wird, ist dann eine Reservierung anzuraten), hier einige Empfehlungen:
Mein Tipp **** Lido Camping Village, bester und größter Platz am See. Schwarzer Sandstrand, eine abgegrenzte, kindersichere, stehtiefe Badebucht, sehr gute Sportmöglichkeiten, Café, Supermarkt, Kinderbetreuung (3-15 Jahre), Disco, Animation, regelmäßig Open-Air-Buffet, organisierte Ausflüge. 600 Stellplätze, Bungalows und Apartments. Saubere Sanitäranlagen. Gutes und preiswertes Selbstbedienungsrestaurant - das Erlebnis, den Insalata Camping Lido mit einem Glas Rotwein beim Sonnenuntergang auf der Terrasse am Strand zu genießen, ist kaum noch zu toppen! Stellplatz und 2 Personen 25-32 €, Bungalows ab 70 €/Tag, Pool 3 €/Tag. Geöffnet April bis September. Via Cassia bei km 111,5, ca. 1,5 km südl. von Bolsena. Tel. 0761-799258, www.lidocampingvillage.it.
Camping Massimo, sehr sauber, familiäre Atmosphäre, kindergeeigneter Strand, alter Baumbestand. Es gibt eine kleine Bar mit Laden und eine Trattoria mit wechselnden Tagesgerichten zu moderaten Preisen. 4 Apartments mit Seeblick und 2 Bungalows. Stellplatz und 2 Personen 20-35 €, Apartment oder Bungalow (4 Pers.) 870-1190 €/Woche. Via Cassia km 116,3 (ca. 3,5 km westlich von Bolsena), Tel. 0761-798738, massimo.info/de/camping
*** Blu International Camping, 180 Stellplätze, alter Baumbestand, Laden und Restaurant mit Pizzeria. Stellplatz und 2 Personen 20-26 €, Mobile Homes für 4 Pers. 50-100 €/Tag. Via Cassia km 111,65 (südl. von Bolsena), Tel. 0761-798855, www.blucamping.it.
Essen & Trinken
Trattoria da Picchietto, Via Porta Fiorentina 15. Dieser traditionsreiche Familienbetrieb mit dem überaus freundlichen Service, seinem stimmungsvollen Garten und den typischen Spezialitäten der Region ist sehr zu empfehlen (z. B. pizzaiola, ein Fischgericht mit Tomatensoße, oder coregone, ein Fisch aus dem See in süßlicher Soße, und der sehr gute Aal). Menü um 20 €. Mo Ruhetag. Tel. 0761-799158, www.trattoriapicchietta.it.
La Pineta, Viale A. Diaz 48. Ausgezeichnete, typische Küche, angenehmes Ambiente. Menü um 25 €, Do Ruhetag, Tel. 0761-799801.
Pizzeria Tanaquilla, Via Marconi 100. Bis spät in die Nacht kann man hier Kleinigkeiten, gute Salate und fantasievoll belegte Pizza essen, dazu gibt’s Bier vom Fass. Das Lokal ist besonders bei Jugendlichen beliebt und samstags wird es sehr voll. Mi geschlossen, nur abends geöffnet. Tel. 0761-799686, www.tanaquilla.it.
Eis/WeinEnoteca Gelateria Santa Cristina, Corso della Repubblica 8. Bietet wunderbares hausgemachtes Eis und mehr ... www.gelateria-bolsena.it.
Pizza und Sonnenuntergang am Lago: Bella Italia!
Auf den Hügeln oberhalb des Sees besitzt Vittorio Puri (dem in Viterbo auch noch eine Schnapsbrennerei gehört) einige gute Weinlagen. Er produziert einen vorzüglichen Est! Est!! Est!!! di Montefiascone und den interessanten Chardonnay Il Vaiano. Der Verkauf der Azienda Agricola Villa Puri (auch gutes Olivenöl und Grappa) ist in der Via Marconi 86, Tel. 0761-797138, www.villapuri.it.
Sport
Schwimmen Die Ufer sind fast überall zugänglich, es wechseln Schilf- und Strandabschnitte, deren feiner schwarzer Sand sich bei Sonne sehr aufheizt und hartnäckig auf feuchter Haut klebt.
Wassersport An warmen Frühjahrs- und Herbsttagen wehen der Tramontana oder der Scirocco mit Windstärke 4, 5 oder noch darüber. Selbst im Sommer kommt der Wind in Stärke 3-4 (in Böen 5) regelmäßig spätestens am Nachmittag und entwickelt eine Thermik, die der des Gardasees vergleichbar ist. Der See ist daher bei Surfern und Seglern beliebt. Auch das massentaugliche Stand-up-Paddling wird immer beliebter.
Es gibt mehrere Surfschulen, darunter eine auf dem Campingplatz Lido (s. o.) oder Bolsena Yachting in Bolsena, Via Gramsci 1 A, Tel. 0761-798717, www.bolsenayachting.com. Dort auch Verleih von Segelbooten und Katamaranen. Von Frühjahr bis zum Herbstanfang gibt es unterschiedliche Regatten, z. B. die InternationalChallengeTrophy im April, den Preis der Stadt Bolsena im Juni oder das Santa-Cristina-Segeln im August. Achtung: Bei starkem Wind sollte man wegen des hohen Wellengangs auf keinen Fall mit dem Boot hinausfahren.
Radfahren In Bolsena kann man die Uferpromenade entlangradeln (ca. 3 km), aber dann muss man zurück auf die schmale, kurvenreiche Straße, was bei dem dichten Verkehr (besonders auf der Via Cassia von Bolsena in Richtung Montefiascone) nicht ungefährlich ist. Die vielen Steigungen vom Seeufer zum Kraterrand (immerhin bis zu 300 m Höhenunterschied) erfordern zudem einige Kondition. Am Ostufer führt eine ungeteerte Straße sehr schön direkt am See entlang.
Fahrradverleih z. B. in Bolsena, Via Gramsci, oder auf den Campingplätzen.
Wandern Die waldreiche Landschaft lädt geradezu zum Wandern ein. Ausgewiesene Wanderwege sind jedoch rar; organisierte Wanderungen vom Campingplatz Lido aus (s. o.) oder bei der Touristeninformation in Bolsena, Piazza Matteotti, nachfragen.
Seerundfahrt Ob Bootstouren von den Häfen in Bolsena, Capodimonte oder Marta möglich sind, erfahren Sie im Touristenbüro in Bolsena, Piazza Matteotti, oder bei AltoLazio an der Uferpromenade von Bolsena, Tel. 0761-798033, www.navigazionealtolazio.it, bzw. bei La Bussola in Capodimonte, Tel. 0761-870760, www.navigabolsena.com.
Bagnoregio
Ein Erlebnis der ganz besonderen Art ist der Besuch des nur noch über eine Fußgängerbrücke mit dem Stadtteil Bagnoregio verbundenen Civita di Bagnoregio, das als „sterbende Stadt“ schaurig-faszinierend und wunderschön hoch oben auf einem steil abfallenden Felsplateau inmitten einer zerklüfteten Felslandschaft liegt.
Städtischer Mittelpunkt der 12 km östlich von Bolsena liegenden Gemeinde ist der wesentlich jüngere frühere Vorort Bagnoregio. Zu eigener Bedeutung ist er nur deswegen gekommen, weil die einstmals blühende Handelsstadt Civita bis auf den historischen Kern weggebrochen ist. Bagnoregio ist ein lang gestreckter Ort, dessen Häuser sich beiderseits der Hauptstraße über mehr als einen Kilometer nach Osten ziehen. Deshalb sollte man mit dem Auto fast bis zum östlichen Ende fahren, wo es ausreichend Parkmöglichkeiten (beschildert und entlang der Straße) gibt.
Stadt und Umgebung sind von schwerer Erosion des vulkanischen Tuffsteingebirges betroffen, das sich vor einer Million Jahren auf nicht tragfähigen Ton- und Sandschichten aufgetürmt hat. Der Boden duldet keine Bebauung und keinen Bewuchs mehr. Zwei Flüsschen und Regenwasser schwemmen seit Tausenden von Jahren die unteren Schichten weg, was zu einem schleichenden Verfall, aber auch zu regelmäßig auftretenden, dramatischen Erdrutschen führt. So hat sich der Geländesattel, der beide Ortsteile miteinander verbindet, seit dem Erdbeben von 1695 und einem großen Erdrutsch 1764, als die bis dahin auf einer Höhe verlaufende Verbindung unterbrochen wurde, durch weitere 134 Erdrutsche um etwa 40 m gesenkt. Durch aufwändige bauliche Maßnahmen, etwa in den Feld eingelassene Stützpfeiler, versucht man den auf dem Felsen thronenden Ortsteil zu stabilisieren. Anschaulich dokumentiert wird das im Museo geologico e delle frane von Civico anhand von Schautafeln und Fotos.
Der Charme Civitas bestand lange Zeit darin, dass man sich hier in den wenigen erhaltenen Resten einer einstmals reichen Handelsstadt befand, die jahrhundertelang in Agonie verfallen war. In den letzten Jahren hat allerdings ein Wandel eingesetzt, der sich unter anderem dadurch ausdrückt, dass seit 2015 Eintritt verlangt wird. Seither sind mehrere Restaurants entstanden, der zentrale Platz wurde renoviert und eine etruskische Kammer kann besichtigt werden. Der Preis ist auch in chinesischen Yuan angeschrieben, was damit zu tun hat, dass viele asiatische Reiseveranstalter die „sterbende Stadt“ in ihr Programm aufgenommen haben. Die Einheimischen hoffen, dass das Geld aus Fernost sinnvoll in den Erhalt des Ortes und die Infrastruktur investiert wird. Ob sich diese Hoffnung erfüllt - die Betonung liegt auf „sinnvoll“ - oder die Investitionen mittelfristig zur „Disneylandisierung“ dieses einmaligen Ortes führen werden, bleibt abzuwarten.
Sehenswertes
Den ersten Blick auf Civita hat man vom Belvedere di San Francesco Vecchio am östlichen Ende von Bagnoregio. An diesem Platz befand sich einst ein vom heiligen Franziskus gegründetes Kloster, in dem Bonaventura studierte. Noch bis 1901 führte von diesem Platz eine Allee zur „sterbenden Stadt“, bis auch die wegbrach. Heute nimmt man am besten den Weg über die Via Bonaventura Tecchi in den Stadtteil Mercatello. Von dort gelangt man über weitere Aussichtsterrassen schließlich zu einer Fußgängerbrücke, dem einzig noch existierenden Zugang nach Civita. Jahrelang war der Ort nur über einen steilen Pfad vom Tal aus zu erreichen.
Spektakuläre Lage auf dem bröckelnden Tuff: Civita di Bagnoregio
Die schmale, 300 m lange, fragil wirkende Brücke wurde in den 1960er Jahren unter schwierigen Bedingungen hoch über einem tiefen Taleinschnitt erbaut. Allein schon der Weg zu dem auf einem rundum steil abfallenden Felsen zusammengedrängten Städtchen ist unbeschreiblich schön: Links und rechts der weite Blick in die von der Erosion zerrissene Landschaft, vor einem das Städtchen, das ebenso wenig festen Boden unter sich zu haben scheint wie man selbst. Die Brücke endet unterhalb des alten Stadttores aus dem 13. Jh.
Der Boden, den man nun betritt, ist seit der Etruskerzeit besiedelt. Im Felsen unterhalb Civitas wurde in den 1930er Jahren ein Tunnel etruskischen Ursprungs entdeckt, der zu einer großen Nekropole gehörte. Selbst das Stadttor zeigt im Inneren noch etruskische Mauerreste. Der verbliebene Kern des einstmals weit größeren, nach einer Ost-West-Achse ausgerichteten Plateaus beinhaltet die Reste der alten Akropolis mit Tempel und Forum (heute Kirche und Piazza San Donato). Die darauf zuführende Straße folgt noch der Hauptstraße (Decumanus) der antiken Stadt. Heute stehen links und rechts Gebäude und Palazzi und kurze Seitensträßchen zweigen ab. Im Sommer ist es durchaus belebt, etwa 200 Menschen wohnen dann dauerhaft hier; sie arbeiten in der Gastronomie und in Souvenirgeschäften oder verbringen ihren Urlaub in dem Örtchen. Im Winter sind es nur noch etwa 30 Bewohner, die die Stellung halten.
Vom Stadttor aus bewegt man sich auf der Hauptstraße ostwärts und erreicht nach etwa 100 m Piazza und Kirche San Donato. Die Kirche geht im Kern wahrscheinlich auf das 6. Jh. zurück, wurde aber im 16. Jh. so tiefgreifend umgebaut, dass man nur noch am Glockenturm ältere Mauerschichten (mit zahlreichen antiken Fragmenten) erkennen kann. Das Innere wirkt heute fast wie eine kleine bäuerliche Kirche. Sie birgt das Grab der heiligen Viktoria (251 Märtyrertod) in der Kapelle links vom Hauptaltar sowie das des heiligen Hildebrand, der von 856-873 Bischof dieser seiner Geburtsstadt war.
In einer Nische des Altarraums findet sich ein wertvolles, farbig gefasstes Holzkruzifix (15. Jh.) aus der Donatello-Schule. Das Kruzifix spielt nach wie vor in der Karfreitagsprozession nach Bagnoregio eine bedeutende Rolle.
Dass das aus der Schule Peruginos stammende Fresko der verehrten „Befreiungsmadonna“ im linken Seitenschiff heute wieder zu sehen ist, ist dem Erdbeben von 1695 geschuldet. Lange war es, wie zu Zeiten der Pest üblich in öffentlichen Räumen, mit desinfizierend wirkender Kalktünche überzogen und so in Vergessenheit geraten. Nach dem Beben wie durch ein Wunder erschienen, wird das liebliche Bildnis von Madonna mit Kind seither besonders verehrt und der Jungfrau zum Gedenken alljährlich am ersten Sonntag im Juni ein Fest veranstaltet. An diesem Tag findet auch die Tonna, ein Eselwettrennen, draußen auf der Piazza statt. Etwa ein Dutzend der sympathischen Lasttiere tritt dann (mit mehr oder weniger großer Begeisterung) auf der improvisierten Kreisbahn so lange in Zweierrunden an, bis der Sieger feststeht.
Gegenüber der Kirche steht das alte Rathaus mit dem für die Gegend von Viterbo so typischen Protterlo, der Außentreppe mit Balkon. Eine ganze Platzseite nehmen Reste des Bischofspalastes mit Gerichtsgebäude und Gefängnis ein. Auf der anderen Platzseite beherbergt der Palazzo Alemanni-Mazzocchi (1585) heute das Museo geologico e delle frane. Auf mehreren Etagen wird dort die geologische Beschaffenheit der Gegend ebenso anschaulich dargestellt wie die zahlreichen Erdrutsche der letzten Jahrhunderte und ihre Auswirkungen sowie die Versuche der letzten Jahrzehnte, die „sterbende Stadt“ mittels aufwändiger technischer Konstruktionen zu retten.
Den Weg durch den Ort weiter fortsetzend, schaut man in malerische Winkel, abrupt endende Gässchen und kleine Innenhöfe und kann am Ortsende in einen „Künstlergarten“ eintreten, von dem man eine fantastische Aussicht hat. Allerdings wird hier ein freiwilliger Obolus verlangt, der darin besteht, dass man ein Produkt des am Eingang sitzenden „Künstlers“ erwerben muss, um hineingelassen zu werden. Er bietet vor allem Olivenöl, Marmeladen und Ähnliches aus seinem Agriturismo an.
♦ 5 € Eintritt zur „sterbenden Stadt“. Alternative ist die Civita di Bagnoregio Travelcard für 12 €, die einen Audioguide und Degustationsmöglichkeiten beinhaltet. Sie ist 24 Std. gültig und kann wie das normale Ticket online erstanden werden.
Museo geologico e delle frane,Palazzo Alemanni, Piazza San Donato. Di-Do 9.30-13 und 14-18 Uhr, in der Nebensaison nur Fr-So geöffnet. Eintritt frei. Tel. 328-6657205, www.museogeologicoedellefrane.it.
Praktische Infos
Information www.civitadibagnoregio.cloud.
Verbindungen Von der Autobahn A 1, Abfahrt „Orvieto“ über die Via Cassia (SS 71) in Richtung Bolsena, Montefiascone bis zur Abzweigung nach Bagnoregio; von Montefiascone über die SS 71 in Richtung Orvieto, ca. 9 km nach Montefiascone rechts abbiegen und noch 5,5 km. Von Bolsena ca. 10 km in Richtung Orvieto bis zur SS 71, dort links ab in Richtung Montefiascone, nach knapp 8 km links abbiegen und noch 5,5 km weiter.
Malerisch: Gasse in Bagnoregio
Parken Alle Parkplätze befinden sich am östl. Ende des langgezogenen Ortes Bagnoregio - durch diesen in jedem Fall noch durchfahren! Ganz am Ende der Straße dann mehrere kleine, beschilderte Parkmöglichkeiten (alle 2 €/Std.), die letzte unmittelbar am Beginn der Fußgängerbrücke.
ÜbernachtenAlma Civita, B&B, Zimmer von schlichter Eleganz in einer kürzlich schön renovierten mittelalterlichen Ölmühle mitten in der Altstadt auf dem Felsen. 2 Zimmer und ein Apartment (2 Pers.) stehen den Gästen zur Verfügung. DZ/FR 120-140 €, Apartment 200 €/Tag. Via della Provvidenza, Tel. 0761-792415, www.almacivita.com.
Agriturismo Buonasera, Ca. 2 km von Bagnoregio entfernt liegt das alte, aufwändig renovierte Bauernhaus mit 13 Gästezimmern für 2-4 Pers. und 2 Apartments für 4 Pers. (Bad mit Whirlpool, Kochgelegenheit, Waschmaschine), Pool und Mountainbike-Verleih. DZ/FR 80-90 €, Apartment 205 €. Loc. Buonasera, Tel. 0761-792397, www.agribuonasera.it.
Agriturismo La Capraccia, In dem liebevoll restaurierten, verwinkelten Bauernhaus von 1610 befinden sich 6 rustikale Apartments (Bruchsteinmauerwerk, Balkendecken) jeweils mit Kochgelegenheit. Man hat einen tollen Panoramablick bis zum Bolsena-See; ein Pool ist vorhanden. Apartment (2-6 Pers.) 60-150 €. Via Nino Brixio, Loc. Capraccia, Tel. 329-1805515, www.lacapraccia.it.
Mein Tipp EssenRistorante Alma Civita, gehört zum gleichnamigen B&B, gehobene regional geprägte Küche auf zwei Ebenen (ein Raum ist eine Felsenhöhle) und mit netten Tischen im Freien in einer engen Gasse, traditionelle und saisonale Gerichte in einem außergewöhnlichen Ambiente. Di Ruhetag, werktags in der Nebensaison nur mittags. Tel. 0761-792415, www.almacivita.com.
In den verwinkelten Gassen des Ortes und an der Piazza finden sich außerdem mehrere Bars und Enotecas, in denen man auch einkaufen kann. Ein idealer Platz für einen Aperitivo ist die Bar Andrea an der zentralen Piazza San Donato.
Wein Von Bagnoregio lohnt ein Ausflug zu zwei bemerkenswerten Weingütern, die herausragende Qualität zu vergleichsweise günstigen Preisen bieten:
Das erste ist Mottura in Civitella d’Agliano (von Bagnoregio in Richtung SS 71, kurz nach dem Ortsausgang links die schmale Straße in Richtung Viterbo, nach ca. 3 km links ab, gut 13 km weiter vorbei an S. Michele in Teverina bis nach Civitella d’Agliano). Bereits seit über zwölf Jahren werden die Weinberge hier biologisch bewirtschaftet und vorbildlich gepflegt, was sich eindeutig in der Qualität der Weine bemerkbar macht. Der Chef des Hauses, Sergio Mottura, ist ein international anerkannter Experte für die Rebsorte Grechetto, herausragend sind deshalb auch die beiden Weißweine dieser Sorte Poggio della Costa und Latour a Civitella. Neben ihnen lagern auch beachtliche Spumante in den sehenswerten Gewölben unter dem Firmensitz am Dorfplatz des Ortsteils Poggio della Costa. Kontakt: Azienda Agricola Sergio Mottura, Civitella d’Agliano, Tel. 0761-914533, www.sergiomottura.com, Besichtigung und Probe nach Vereinbarung. Im Ort wird auch ein kleines, feines Hotel mit Restaurant betrieben: **** La Tana dell’Istrice, DZ/FR ca. 150 €. Piazza Unità d’Italia 12.
Ebenfalls einen Besuch wert ist das noch junge, aber viel versprechende Weingut D’Amico im winzigen Ort Vaiano (direkt am Ortsausgang von Bagnoregio links auf die schmale Straße abbiegen und ca. 15 km weiter bis nach Vaiano). Inmitten der Reben liegt im Herzen des Gutes die herrschaftliche Villa Tirrena, umgeben von einem prachtvollen Garten, der auch besichtigt werden kann. Um den optimalen Ausbau der qualitätvollen Chardonnays und Merlots zu gewährleisten, wurde eigens ein Tunnel in den Tuffstein gegraben. Bei Kerzenlicht und klassischer Musik kann man dort die kunstvoll im Holzfass gereiften Weißweine Falesia und Calanchi di Vaiano und auch die perfekt gemachten Rotweine (nach vorheriger Vereinbarung) probieren. Kontakt: Paolo e Noemia d’Amico, Castiglione in Teverina, Tel. 0761-948034, www.paoloenoemiadamico.it.
Montefiascone
Von Bolsena führt die Via Cassia mit herrlichem Panoramablick den Hügel hinauf nach Montefiascone. Schon von Ferne ist auf der höchsten Stelle des Kraterrands das Wahrzeichen der Stadt, die Kuppel des Doms Santa Margherita, zu erkennen.
Einige Päpste kamen im Sommer gerne her, vor allem wegen der schönen Landschaft und der entspannenden Ruhe, was man bis heute gut nachvollziehen kann. Bekannt wurde der Ort durch seinen Wein Est! Est!! Est!!!,