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Sind auch Sie umgeben von Fast Learnern und Top-Achievern, die morgens sauber delivern, mittags einmal alles durchchangen, nachmittags die Partnerlandschaft optimieren und on top noch abends ihr Mindset reflektieren? Doch wo bitte sehr ist da der Benefit? Dieses amüsant-ambitionierte Wörterbuch entlarvt die neuesten Floskeln des Bürophrasendschungels, der immer weiter auch in unser Privatleben hinüberwuchert. Es erklärt Ihnen, wie Sie das nächste Ding languagen, Ihre Chefin mit freshen Visionen überzeugen – und wo Sie vielleicht Ihre persönliche Schwurbelgrenze ziehen sollten.
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Hermann Ehmann
Läuft!
Neue unverzichtbare Bürofloskeln
C.H.Beck
Sind auch Sie umgeben von Fast Learnern und Top-Achievern, die morgens sauber delivern, mittags einmal alles durchchangen, nachmittags die Partnerlandschaft optimieren und on top noch abends ihr Mindset reflektieren? Doch wo bitte sehr ist da der Benefit? Dieses amüsant-ambitionierte Wörterbuch entlarvt die neuesten Floskeln des Bürophrasendschungels, der immer weiter auch in unser Privatleben hinüberwuchert. Es erklärt Ihnen, wie Sie das nächste Ding languagen, Ihre Chefin mit freshen Visionen überzeugen – und wo Sie vielleicht Ihre persönliche Schwurbelgrenze ziehen sollten.
Hermann Ehmann ist promovierter Sprachwissenschaftler. Sein Spezialgebiet und Steckenpferd ist der Sprachwandel. Bei C.H.Beck sind von ihm erschienen: die vier Bände seines Lexikons der Jugendsprache (affengeil, 1992; oberaffengeil, 1996; voll konkret, 2001; endgeil, 2005) sowie Ich bin da ganz bei Ihnen! Das Wörterbuch der unverzichtbaren Bürofloskeln (32017).
Vorwort oder: griffiger One-Pager
Einleitung: Worthülsen – alles wertlose Wörter?
I. Optimierung der Kommunikationsperformance! Blenderfloskeln von A bis Z
Top 15 der Wichtigtuerphrasen
Top 15 der Hinhalte- und Durchhalteplattitüden
Top 15 der Antreiber- und Manipulationsfloskeln
Top 15 der Weichspül-Euphemismen
II. Keine Aktien drin! Alltagstaugliche Businessfloskeln von A bis Z
Top 15 der umgangssprachlich adaptierten Phrasen
III. «Ich bin kein Freund großer Worte …» Unverzichtbare Keynote-Phrasen
«Best of» der (un)verzichtbaren Keynote-Phrasen
Wie besser machen?
Kritisches Nachwort
Literaturverzeichnis und Web-Empfehlungen
Bücher
Youtube-Videos
Interessante Webseiten
Artikel in Zeitschriften und Zeitungen (die meisten auch online abrufbar)
Seit meinem Bürofloskel-Wörterbuch Ich bin da ganz bei Ihnen! (2014) hat sich buzzwordmäßig viel getan. Vieles, was vor zehn Jahren «nur» in Büros üblich war, hat es inzwischen in den Allgemeinjargon geschafft. Und der Business-Slang selber hat sich seither rasant weiterentwickelt.
Grundlage dieses Lexikons bildet eine umfangreich angelegte Rechercheaktion. Das Buch ist in drei thematische Kapitel aufgeteilt, wobei die Grenzen naturgemäß fließend sind: Am Anfang stehen die Blenderfloskeln und -phrasen der neuen Bürowelt, gefolgt von den Wörtern, die Sie ganz problemlos auch im gechillten Gespräch unter Freunden verwenden können. Am Schluss stehen die Phrasen, mit denen Sie jede noch so lahme Keynote flott kriegen. Sollten Sie die eine oder andere Floskel vermissen, lohnt sich sicher ein Blick in den Vorgängerband Ich bin da ganz bei Ihnen!
Tauchen Sie also ein in die Busy-bossy-Sondersprachen-Anderswelt. Halten Sie sich (und Ihren Kolleg/innen) den Spiegel vor, und entscheiden Sie von Fall zu Fall, wie sehr Sie sich inspirieren oder infizieren lassen wollen und wo Sie Ihre individuelle Schwurbelgrenze ziehen. Ich hoffe, dass Sie in diesem kreativen Wörterbuch jede Menge amüsanter Anstöße für Ihr ganz spezielles Wording finden werden (und gewiss auch manches abschreckende Beispiel). Viel Spaß beim Schmökern, Querlesen und Weiterspinnen! Und denken Sie stets dran: Zu viele Plattitüden verderben den Redebrei …
München, im Februar 2021
Hermann Ehmann
Können Sie am Ende des Tages nach dem x-ten All-Hands-Event und diversen Extrameilen noch ganz unaufgeregt eine freshe Keynote fürs Kickoff halten? Haben Ihre Kolleginnen/Mitarbeiter auch prodynamische Visionen für einen agilen Knowhow-Transfer in der modernen VUCA-Welt? Dann sollten wir uns zeitnah austauschen, vollumfänglich committen, einen crossdivisionalen Transformationsprozess auf Green-Deal-Basis andenken … und nachhaltig aufs Gleis setzen.
Verbale Seifenblasen, sinnlose Plattitüden, wertlose Wörter – wie schnell mutiert im alltäglichen Modern Business manche Luftnummer zur Lachnummer und so mancher Vorstandsvorsitzende zum Phrasenkasper! Doch warum tun wir uns eigentlich dieses abgedrehte Floskelkarussell mit tonnenweise heißer Luft an, dass uns die Ohren nur so klingeln? Warum jenen verschwurbelten Schaumschläger-Sonderjargon, den es offensichtlich erstmal zu erwerben gilt, ehe sich auf der Überholspur mit High-Level-View durchstarten und careermäßig was reißen lässt? Oder lassen wir ihn uns einfach überstülpen und übernehmen das Sprachtuning peu à peu, mehr oder weniger unbewusst?
Klar, man(n) muss im Business halt irgendwie miteinander reden, auch wenn man (sich) vielleicht nicht wirklich was zu sagen hat. Rührt sie daher, jene Flucht in kunstvoll gegossene Formeln und Phrasen, in zur Sprache gebrachte Sprach- und Hilflosigkeit? Wer als ambitionierter Opinion-Leader all seine Hausaufgaben gemacht, ehrgeizige sportliche Herausforderungen angenommen und einen dezidierten Maßnahmenkatalog vorgelegt hat, verfügt zwar sicher über gute Karten, sein Nullwachstums-Vorjahresergebnis zu toppen und zukünftig im grünen Bereich aufzuschlagen. Doch hat er auch verbal eine Top-Perfomance hingelegt?
Viele der auf den ersten Blick banal scheinenden Plattitüden sind allerdings gar nicht so wertfrei oder wertlos, wie es vielleicht scheint, sondern semantisch sogar äußerst «werthaltig». Nicht selten werden sie gezielt als – schon von den großen Rednern der Antike gepflegte – rhetorische Verschleierungstaktik eingesetzt, um Vorhaben oder Sachverhalte zu beschönigen. Beispiele gefällig? Verschlanken, freistellen, gesundschrumpfen – sie alle bedeuten nichts anderes als «kündigen» und sind Euphemismen mit Tarneffekt. Oder: Wer als visionärer Begeisterungsträger etwas bewegen will, wird keinen Stein auf dem anderen lassen – also: Schluss mit lustig! Hinter einem Change- bzw. Transformationsprozess verbirgt sich eine Gehirnwäsche im Sinne der Corporate Identity, eine Personalstandsbereinigung oder Headcountreduktion ist in Wahrheit eine Massenentlassung, das Outplacement ein schöneres Wort für «Kündigung» und das Offboarding-Management eine Fragebogenaktion mit (Über-)Lebensberatung für Gefeuerte.
Natürlich geht es ganz oft auch darum, einzulullen, weichzuspülen und vordergründig bauchzupinseln, um die anderen so besser antreiben und unter Druck setzen zu können. Beispiele: der Upgrader, eine denglische Wertschätzungsfloskel (?) für Key-Performer; die Sprinterprämie, eine Abfindung für die, die freiwillig gehen; Leistungsreserven abrufen – sich quälen bis zum Umfallen; oder battlen, was auch nicht mehr bedeutet als «sich einsetzen».
Und bitte, wer möchte nicht gern up-to-date erscheinen? Hippe Beispiele: Agree, committen, Compliance, Drive, Kick-off, Mega-Performance, No-Brainer, Triple-win oder wrap up (= zusammenfassen).
Sicher, Klappern gehört zum Handwerk. Doch wo verläuft die Grenze zur Lächerlichkeit? Beim Keynote-Speaker, jenem Anglizismus mit allerhöchstem Wichtigkeitsfaktor, der doch nur die Eröffnungsrednerin bei einer High-Potential-Veranstaltung meint? Oder erst beim hochkomplexen Abstimmungsprozess, einer Aufplusterungsplattitüde, die bedeutet: «Da wird sich die nächsten Monate mit Sicherheit nix tun …»? HILFE!
Viele Menschen quälen sich im Modern Business mit Formulierungen wie suboptimaler Output, Over-Performer, rework oder low level, weil das jeder so macht – gleichzeitig spüren sie, wie sich etwas in ihnen sträubt. Die sprachliche Fassade unserer Up-or-out-Businesswelt lässt fraglos manchmal tief blicken.
Deshalb: Mischen wir ruhig zum Spaß mit, optimieren wir Wording und Kommunikationsperformance – doch werfen wir nicht gedankenlos mit Hülsen um uns! Gehen wir nicht denen auf den Leim, die über Sprache gezielt manipulieren und sie als Machtinstrument missbrauchen wollen! Raffen wir uns wenigstens gelegentlich auf zum Plattitüdenprotest angesichts des hyperinflationären, aber wertlosen Wörterwulsts! Und registrieren wir, wenn wir selber in einen unwürdigen Busy-bossy-Slang abzugleiten drohen. Andernfalls machen wir uns zu Handlangern derer, die das Ziel haben, uns weichzuspülen und zu verblöden – um uns anschließend besser eintüten zu können.
Immerhin: Wo Business-Kommunikation irgendwo zwischen mittelprächtig und steigerungsfähig angesiedelt ist, bleibt zumindest noch jede Menge Luft nach oben. Die dürfen – und sollten – wir nutzen …
«Ich highlightete, du highlightetest, er/sie/es highlightete …
sie highlighteten … gehighlighted, highlightend …
ich werde highlighten, du wirst highlighten …
Alle Textsegmente können mit Mausklick gehighlighted werden.»
www.duden.de
Sie highligtheten, highlightend, gehighlighted! – Du highlige Sch …! Wie drollig. Soll man als leidenschaftlicher User des deutschen Sprachschatzes darüber weinen oder lachen? Wenn sich sogar die heilige DUDEN-Redaktion diesbezüglich straight committed – kann man dann getrost über seinen eigenen Schatten springen? Oder eben gerade nicht?
Bullshit-Slam – «der beste Humbug aller Zeiten!»
«Imponieren statt informieren!» So lautete die Devise beim Comedy-Wettbewerb «Bullshit-Slam», der von 2014 bis 2017 durch Deutschland tourte und von den Verlagen Piper und Rowohlt gesponsert war. Intention: Satire pur. Dem Blender-Bullshit-Business-Bingo den Spiegel vorhalten. Karikieren, was das Zeug hält. Fassade war alles, Kongruenz nichts. Nichts war zu banal, nichts zu peinlich. Botschaft: «Hirn selber anschalten!»
Gewinner des ersten Bullshit-Slams wurde 2014 der ZEIT-Wissen-Redakteur Max Rauner mit «Neutrino Healing – Die Heilkraft der Elementarteilchen». Bei den Vorträgen imitierten die Teilnehmer ironisch «das inhaltlose Geschwurbel von Managern und Werbern» (O-Ton des Veranstalters). Hier ein Slam-Zitat: «Was war das wichtigste Learning für mich als Senior Practice Mindset Capability Manager in Bezug auf transformational Change, was ich mitnehmen darf? Ganz einfach: auf jeder Stage immer wieder eine solide Status-quo-Analyse aus der Helikopterperspektive vornehmen!»
Klar, das sind Extrembeispiele eines Hardcore-Aufschneidergeschwurbels. So redet normalerweise niemand. Oder doch?
Nun, manches lässt sich tatsächlich so aufschnappen, wenn man die Ohren spitzt, Firmen-Websites und Managerreden durchforstet oder Belegschaftsschreiben auswertet. Der folgende Auszug aus der Mail eines bayerischen Mittelständlers (Automobilzulieferer) kann als exemplarisch – und gleichzeitig austauschbar – gelten: