Laut und deutlich schrieb ich's nieder - Maximilian Unger - E-Book

Laut und deutlich schrieb ich's nieder E-Book

Maximilian Unger

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Beschreibung

Siebenundzwanzig Geschichten - man könnte meinen, dem eigenen Alltag entnommen - vermitteln feinen Humor und bewirken doch manchmal ein Nachdenken ob des Hintergrundes.

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Werte Lesende

Zerrissen zwischen Verfassen von Gedichten und dem Niederschreiben von Vorlesegeschichten für meine Enkel, geisterte immer wieder die Satire durch meinen Denkapparat.

Stoff hierzu liefert das tägliche Leben in Hülle und Fülle, selbst der ironische Touch wird lebensnah mitgeliefert, man gehe lediglich mit offenen Augen durch das Leben.

Ich für meinen Teil muss nun aber darauf bestehen, dass die geneigte Leserschaft zur Kenntnis nimmt: Das vorliegende Buch enthält lediglich Geschichten, die meiner Fantasie entsprungen sind. Ergo sind Ähnlichkeiten mit realen Vorkommnissen und Personen als Zufall anzusehen. Natürlich ist es gewollt, wenn hie und da affirmativ eine Kongruenz festgestellt wird. Das bestätigt meine vorhin angeführte These vom, im trivialen Leben einbezogenen Sarkasmus.

Und wenn ich mich ab und zu selber in die Pfanne haue:

Solches ist mir natürlich nie passiert!

Viel Spaß beim Lesen,

Maximilian Unger

www.unger-max.com

Inhalt

Hausbau

Der Rohbau

Arbeiten am Dach

Heizungsservice

Der neue Swimmingpool

Festgefroren

Brennstoffpreise

Kaminsäuberung

Küchenkrise

Mädchen für alles

Gesangsverein

Dauernd am Computer

Es lebe die Technik

Videorecorder-Bedienungsmonopol

Allradauto

Vorhangschloss gestohlen

Kleinmaterial

Einkaufstag

Thermentag

Verrückt

Stressbekämpfung

Die Katze im Baum

Der Kirschbaum

Leere Etagen

Zimmer mit Waldblick

Anrufservice

Gestörte Kommunikation

Hausbau

Im Jahr 1951 kam ich zur Welt. Da ich schon bei meiner Geburt wusste, dass es mein Lebensziel wird, ein eigenes Heim zu schaffen, reichte ich bereits im Folgejahr 1952 ein Gesuch zur Einbringung eines Antrags betreffend Erteilung einer Baugenehmigung ein.

Diesem Ansuchen wurde 1962 stattgegeben, nachdem ich mein Bares, das ich mit Hunde-Gassi-führen verdient hatte, in einem Kuvert nachgereicht hatte.

Sofort nach Genehmigung der Antragsstellung reichte ich selbige ein. Es folgte ein dreizehnjähriger Schriftverkehr mit dem Bauamt, in dessen Verlauf ich diverse Pläne, sowie das Gutachten des Vermessungsamtes, des Kanalbauamtes, des Wasseramtes, des Umweltamtes und des Zwetschkenbaumpflanzamtes nachzureichen hatte.

Als zwischen 1976 und 1977 ein Stillstand der amtlichen Tätigkeiten eintrat, entschloss ich mich im frühen Frühjahr 1978 zu einer persönlichen Vorsprache im Amt. Ich erhielt umgehend einen Besprechungstermin für den 10. Herbst 1980, den ich auch pünktlich wahrnahm.

Um neun Uhr begann der Parteienverkehr, ich war bereits um acht Uhr vor Ort. Der zuständige Beamte entnahm um zehn Uhr dem Hubstapler, der die Kisten mit der Aufschrift ‚Unterlagen zum Baugesuch Unger‘ hereinbrachte, eine Akte nach der anderen, um sie genauestens einzusehen. Bereits um 15 Uhr des übernächsten Tages hatte er die Ursache der Unterbrechung der Bearbeitung entdeckt: Ich hatte zum Gesuch für die Errichtung von Bohnenstangen unpassende Stempelmarken geklebt. Die Bewilligung von Bohnenstangen mit vier Meter Höhe bedurfte der Entrichtung einer höheren Gebühr. Ich hatte nur den Betrag für drei Meter-Stangen entrichtet.

Eine unbürokratische Lösung durch den freundlichen Beamten (mein Kuvert wurde von diesem ohne allzu großes Widerstreben angenommen) erlaubte mir das Nachreichen der erforderlichen Stempelmarken ohne Strafgebühr, sodass ich bereits nach Ablauf eines weiteren Jahres die Nachricht, den Vor-Ort-Begehungstermin betreffend, in der Hand hielt.

Am Faschingsdienstag 1989 trafen der Leiter des Bauamtes mit zwei Sekretärinnen, der Rauchfangkehrer, der Stadtgärtner und der Amtsarzt, sowie der Verkehrsminister, der Finanzminister (ich hatte auch um einen Kredit angesucht) und der Verteidigungsminister (es war damals noch die Errichtung eines Luftschutzraumes vorgeschrieben) am geplanten Bauplatz zur örtlichen Begehung ein, um diese abzusagen. Ich hatte ein unzureichendes Quantum Getränke zum vorbereiteten Imbiss bereitgestellt (dazu muss ich anmerken, dass mir nicht bekannt war, dass die Herren Minister auch je einen Staatssekretär mitbringen würden).

Nachdem ich ein gerichtlich beeidetes Schriftstück vorgelegt hatte, aus welchem hervorging, dass für leibliches Wohl aller Besprechungsteilnehmer gesorgt sein wird, bekam ich für 1992 einen neuen Begehungstermin.

Diesmal hatte ich gut vorgesorgt. Der Tisch bog sich unter der lukullischen Last.

Alle wurden satt.

Es wurde ein historischer Tag. Alle meine Bauwünsche wurden erfüllt. Mit Ausnahme des Giebeldaches: Man schrieb mir stattdessen ein Flachdach mit Begrünung vor. Ausführung Blumenwiese!

Der Balkon wurde ebenfalls nicht genehmigt, gleichwohl befugte man mich, südseitig zwei Fenster weniger anzubringen, was einer nicht unbeträchtlichen finanziellen Einsparung entsprach.

Überdies legte man mir ein Papier vor, wonach die Errichtung einer Autogarage nicht dem Landschaftsschutzgesetz entspräche. Ich werde mein Auto verkaufen, dachte ich mir. Vielleicht auch die drei meiner Frau!

Eine weitere Baukostenreduzierung konnte ich durch die Streichung des Obergeschosses und durch die Reduzierung der Hauslänge von dreizehn auf vier Meter erwarten. Dafür durfte die Breite (sieben Meter) beibehalten werden.

An der beabsichtigten Außengestaltung wurde lediglich die Pflanzung des Rhododendronstrauches östlich der Trauerweide bemängelt. Hier sei eher eine Zwergmispel angebracht, erklärte der Stadtgärtner.

Der Verkehrsminister deutete an, dass die Errichtung einer Zufahrt auf Grund der Nichtgenehmigung der Garage nicht mehr als notwendig erachtet werde.

Nachdem nun in der Folge diese, und weitere einhundertzweiunddreißig Punkte, betreffend Änderungsvorschriften im Begehungsprotokoll protokolliert waren, wurde mir der Genehmigungsbescheid im Jahr 1995 übermittelt. Ich machte mich umgehend an die Bauausführung.

Nach zehn Monaten stand das Objekt. Es gefiel mir nicht. Die Zwergmispel war jetzt schon größer als das Haus und ich vermisste den Rhododendron.

Im elften Monat machte ich mich an den Abriss des Hauses. Um Abrissgenehmigung hatte ich nicht angesucht.

Franz-Xaver und der Rohbau

Endlich war der große Moment gekommen: Baubeginn! Wir waren im Begriff unser eigenes Heim zu errichten.

Der Maurer Franz-Xaver Gmalter hatte zugesagt, die Errichtung des Rohbaus zu übernehmen. In Schwarzarbeit! Ja, ja, liebe Freunde vom Finanzamt! Ich schreibe das furchtlos hier nieder! Laut und deutlich schreibe ich es hin! Man wird bald sehen, dass ich vom Finanzamt nichts zu befürchten habe, denn am Ende musste ich ohnehin selber ... aber fangen wir von vorne an:

Nach peniblem Überprüfen des Bestandes an bereitgestellten Bierkisten (selbstredend mit Inhalt) sagte Franz-Xaver: „Jetzt kaufst du erst einmal zwei Mischmaschinen, zusätzlich bestellst du drei bis vier – nein besser elf Lastwagenfuhren mit Mauerziegel und sechs Hilfsarbeiter. Ruf mich an, wenn alles bereit steht.“

Nach drei Tagen (ich hatte eine Ziegelfabrik aufgekauft) standen dreizehn mit Ziegeln beladene Lastwagen mit Anhänger und drei Mischmaschinen (ich wollte sicher gehen, bei der heutigen Anfälligkeit der Technik könnte es ja passieren, dass eine Mischmaschine ausfällt), sowie neun Hilfsarbeiter (auch die Zunft der Zureicher ist ausfallanfällig) vor der Baugrube.

Ich rief an.

„Hier Franz-Xaver Gmalter!“, meldete er sich.

„Hier ich!“, rief ich aufgeregt ins Telefon, etwas lauter als sonst, denn Franz-Xaver wohnt an die dreißig Kilometer entfernt in einem Bergdorf. „Du kannst kommen! Es steht alles bereit!“

„Gut! Wenn es nicht regnet, komme ich in drei Wochen. Am Samstag früh um ... sagen wir zehn Uhr dreizehn! Sollte es am Samstag regnen, komme ich zwei Tage früher!“

„Was in DREI Wochen? Das kann doch nicht dein Ernst sein!“ schrie ich verzweifelt in den Apparat, aber er hatte schon aufgelegt. Rasch wählte ich neuerlich seine Nummer.

„Hier Genoveva Gmalter!“

„Bitte den Franz-Xaver!“ stammelte ich verzweifelt in das Telefon.

„Das geht nicht! Er ist nicht mehr da!“ Schon war die Verbindung abermals unterbrochen.

Ich stieg ins Auto.

Ich sprang sofort wieder heraus und stellte den acht Hilfsarbeitern (einer war inzwischen erkrankt und wollte eben gehen) die zwölf Kisten mit Bier hin. Dann eilte ich wieder ins Auto, sichtete dabei, wie der neunte Zureicher rasch gesundete und sich zu den Bierkisten gesellte. Ich fuhr auf schnellstem Wege zu Franz-Xaver. Die fünf Anzeigen in Bezug auf Geschwindigkeitsüberschreitungen verbuchte ich später unter ‚Sonstiges‘ (hier muss ich unterbrechen und eine Rüge an das örtliche Finanzamt anbringen: die steuerliche Absetzung dieser Ausgaben wurde nebst den Getränkerechnungen nicht anerkannt).

Inzwischen war ich bei Franz-Xaver angekommen. Eigentlich bei seiner Frau, denn er war tatsächlich nicht da.

Sie erklärte mir: „Er ist im Nachbarort bei …“ (den Namen will ich nicht nennen – sie verstehen: Finanzamt).

Ich suchte diese Baustelle postwendend auf und bekam dort eine Abfuhr. Der Bauherr stellte sich, die Schaufel drohend erhoben, zwischen unser beider Maurer und Franz-Xaver erklärte mir hinter ihm stehend vor meinen grimmigen Blicken geschützt, dass er noch gute zwei Wochen hier zu tun hätte. Ich war verzweifelt.

Doch ich hatte schon immer die besten Ideen, wenn ich verzweifelt war. So auch diesmal. Ich fuhr geradewegs nach Sizilien.

Onkel Luigi gab mir zwölf Elitemitglieder seiner Familie mit auf den Weg.

Sechs grimmig blickende Mafiosi setzten den Bauherrn unter Druck und pressten ihm eine beträchtliche Summe heraus. Dafür hatte er ihre Zusage, den Maurer behalten zu dürfen. Die verbliebenen sechs entführten indessen selbigen von seiner Baustelle und brachten ihn auf meine.

Franz-Xaver fügte sich der Situation und nahm die Arbeit auf: „Drei Mann zur Mischmaschine! Sieben zu mir!“

Als dann die erste Mörtelmischung zugeführt wurde, griff er sich unvermittelt an den Kopf und murmelte: „Migräne.“

Ich bettete ihn in den Schatten, besorgte eine Krankenschwester und machte mich selbst ans Werk.

Nach drei Monaten hatte ich den Rohbau eigenhändig aufgemauert und konnte die Krankenschwester entlassen. Ich hatte nun selber Zeit, Franz-Xaver zu pflegen. Meine Fürsorge war gedeihlich. Noch in der selben Woche war er imstande, das Lager zu verlassen.

Nun lernte ich die humane Seite des Franz-Xaver kennen: er verrechnete mir nur zwei Monate seiner Anwesenheit. Aus Kulanz, wie er sagte.

Da soll mir einer schlecht über die Maurer reden!

Ich betreibe nun ein Transportunternehmen (die Kaution für die dreizehn Lastwagenzüge war höher als ihr Kaufpreis, also entschloss ich mich, sie zu kaufen).

So bin ich in der glücklichen Lage, zu dem einen im Einsatz sich befindlichen Lastwagenzug zwölf Ersatzfahrzeuge zur Verfügung zu haben. Man weiß ja nie …

Arbeiten am Dach

Ich habe mich schon an anderer Stelle darüber ausgelassen, inwieweit der Wahrheitsgehalt meiner Geschichten den tatsächlichen Gegebenheiten entspräche.

Doch die folgende Geschichte muss unter die Leute gebracht werden. Es würde mich verdrießen, wenn diese Kuriosa nur den Beteiligten zur Kenntnis bliebe.

Den Satellitenschirm am Dach anzubringen bedarf es keines Experten. Mit dieser unverzagten Denkweise ausgestattet, ließ ich es mir nicht nehmen, besagtes Ding selber auf das Dach zu schaffen.

Frohen Mutes machte ich mich ans Werk.

Bergseitig, da weniger Höhe zum Dach, stellte ich die Leiter an und schaffte die Teile über den Giebel auf die talseitige Dachfläche. Ich wollte den Satellitenschirm unbedingt an der talseitigen Dachneige montieren, da hier die Sicht aufs Dach nicht so frei gegeben war.