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Seitenzahl: 158
KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN
Band 418
Textanalyse und Interpretation zu
Molière
LE MALADE IMAGINAIRE
Martin Lowsky
Alle erforderlichen Infos für Abitur, Matura, Klausur und Referat plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen
Zitierte Ausgabe:Molière:Le Malade imaginaire. Comédie en trois actes. Hg. v. Monika Schlitzer. Stuttgart: Reclam, 2010. Mit einer Angabe wie „II, 5, S. 49“ nennen wir den Akt, die Szene, die Seitenzahl in dieser Ausgabe. Über den Autor dieser Erläuterung: Dr. Martin Lowsky, Studium der Romanistik, Mathematik und Vergleichenden Literaturwissenschaft in Tübingen und Heidelberg, Promotion 1975. Abhandlungen, auch Bücher, zur deutschen und französischen Literatur (Bloch, Fontane, May, Arno Schmidt, Storm, Valéry, Voltaire) und zur Pädagogik (Erich Fromm). Redaktionstätigkeit für das Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft (Hansa Verlag Husum) und die Forschungen zu Paul Valéry/Recherches Valéryennes (Romanisches Seminar der Universität Kiel). Unterricht an einem Gymnasium in Kiel.
Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52 a UrhG: Die öffentliche Zugänglichmachung eines für den Unterrichtsgebrauch an Schulen bestimmten Werkes ist stets nur mit Einwilligung des Berechtigten zulässig.
2. Auflage 2016
ISBN: 978-3-8044-6991-4
© 2013 by Bange Verlag GmbH, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelbild: Der eingebildete Kranke: Inszenierung in der ‚Komödie im Bayerischen Hof’ in München, Regie: Nikolaus Paryla © Dorothee Falke/Cinetext
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INHALT
1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht
2. Molière: Leben und Werk
2.1 Biografie
2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
Daten und Fakten
Kultur und Geist der Zeit
Das Theater
Die ‚bienséance‘
2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken
3. Textanalyse und -Interpretation
3.1 Entstehung und Quellen
3.2 Inhaltsangabe
3.3 Aufbau
Die drei Handlungen
Schauplatz und Chronologie des Geschehens
3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken
Argan
Angélique
Béline
Toinette
Monsieur Purgon
Die Ärzte Diafoirus, Vater und Sohn Thomas
Cléante
Béralde
3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen
Sprachliche Besonderheiten – sprachlicher Wandel
Begriffe aus der Medizin
3.6 Stil und Sprache
Was ist eine Molière’sche Komödie?
Die Komik im Malade imaginaire
Grobe Späße – die Farce im Malade imaginaire
Molières Stilfiguren
Sprachliche Vielfalt: die kurzen Sätze und ihre Spannung
Sprachliche Vielfalt: die langen Sätze und ihre Eleganz
3.7 Interpretationsansätze
Le Malade imaginaire: eine Charakterkomödie (une comédie de caractère)
Molière kritisiert die Menschen
Belachenswert und gefährlich: der Mensch als Gegner seiner Mitmenschen
Belachenswert und gefährlich: der Mensch als Gegner des Fortschritts
Der ‚terrorisme intellectuel‘
Molière ist kein Gesellschaftskritiker
Der Schluss des Malade imaginaire: zukunftsfreudig oder pessimistisch?
Molières ästhetische Feinheiten: le théâtre total
4. Rezeptionsgeschichte
5. Materialien
Passagen aus Molières Werken
Wichtige Deutungen
Blicke auf andere Schriftsteller
Molières besonderer Humor
Le Malade imaginaire ist auch heute aktuell
6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen
Aufgabe 1 *
Aufgabe 2 ***
Aufgabe 3 **
Aufgabe 4 *
Literatur
Zitierte Ausgabe
Werkausgaben
Übergreifende Darstellungen
Speziell zum Malade imaginaire:
Medien
Internet-Adressen
Damit sich jeder Leser in unserem Band rasch zurechtfindet und das für ihn Interessante gleich entdeckt, hier eine Übersicht:
Im 2. Kapitel beschreiben wir Molières Leben und den zeitgeschichtlichen Hintergrund.
Molière lebte von 1622 bis 1673. Er führte als Leiter einer Theatergruppe ein Wanderleben und war ab 1658 ein erfolgreicher Autor, Theaterdirektor und Schauspieler in Paris. Er starb kurz nach der vierten Aufführung des Malade imaginaire.
Es war das Zeitalter Ludwigs XIV. und des Absolutismus. Zugleich gewann das Bürgertum an Macht.
Das kulturelle Leben blühte: Die drei Großen sind Corneille, Racine (beide Verfasser von Tragödien) und Molière (Komödien).
Im 3. Kapitel bieten wir eine Textanalyse und -interpretation.
Le Malade imaginaire – Entstehung und Quellen:
Molière schriebLe Malade imaginaireEnde 1672, die Uraufführung war am 10. Februar 1673.
Das Thema Medizinverspottung war nicht neu in Molières Werk. 1672 lag es besonders in der Luft.
Inhalt:
Die Komödie umfasst drei Akte.
Der Bürger Argan fühlt sich krank und lebt in Abhängigkeit von seinem Arzt. Seine zweite Frau Béline trachtet nach seinem Erbe.
Er will seine Tochter mit einem Arzt verheiraten.
Das kluge Dienstmädchen Toinette ersinnt einen Trick: Dadurch bemerkt Argan die Falschheit seiner Frau. Seine Tochter darf ihren Geliebten heiraten. Argan wird selbst Arzt.
Chronologie und Schauplätze:
Die Komödie spielt in Argans Krankenzimmer, in einem vornehmen Haus in Paris.
Das Geschehen spielt an zwei Tagen und umfasst weniger als 24 Stunden.
Personen:
Die wichtigsten Personen sind
Argan:
reicher Bürger, abhängig von seinem Arzt,
zumeist ängstlich,
Angélique, seine Tochter:
verliebt,
allmählich selbstbewusst werdend,
Béline, seine zweite Frau:
geldgierig,
falsch,
Toinette, das Dienstmädchen:
klug,
schlagfertig und hilfsbereit,
Purgon sowie Diafoirus, Vater und Sohn Thomas; Ärzte:
engstirnig,
teils rücksichtslos, teils dumm,
Thomas soll Angélique heiraten.
Stil und Sprache Molières:
Wir beschreiben
was eine Molière’sche Komödie ist,
die Komik Molières,
die groben Späße,
die Stilfiguren.
Interpretationsansätze:
Le Malade imaginaire ist eine Charakterkomödie.
Das Werk kritisiert die Menschen, die
Gegner ihrer Mitmenschen sind,
Gegner des Fortschritts sind,
einen ‚terrorisme intellectuel‘ verbreiten.
Molière ist kein Gesellschaftskritiker.
Durch seine ästhetischen Feinheiten ist Le Malade imaginaire ein ‚théâtre total‘.
Molière (1622–1673) © ullstein bild – Roger-Viollet
JAHR
ORT
EREIGNIS
ALTER
1622
Paris
Jean-Baptiste Poquelin wird in Paris geboren; Tag der Taufe: 15. Januar. Er ist der älteste Sohn von Jean Poquelin und Marie, geb. Cressé. Die Familie wohnt im ‚Quartier des Halles‘, in der Rue Saint-Honoré. Jean Poquelin ist ein erfolgreicher ‚tapissier‘ (Tapezierer und Raumausstatter), der auch den Hof beliefert und ab 1631 den Titel ‚Valet de chambre du roi‘ (königlicher Kammerdiener) trägt.
1631
Paris
Jean-Baptiste tritt in das ‚Collège de Clermont‘ (heute: Lycée Louis-le-Grand) in der Rue Saint-Jacques ein. Die Unterrichtssprache ist Latein. Es werden antike Autoren wie die Lustspieldichter Terentius und Plautus behandelt. Auf seinen Schulwegen erlebt Jean-Baptiste die Straßentheater und Gaukler-Auftritte im Bereich des Pont-Neuf.
9
1632
Paris
Tod der Mutter.
10
1640
Orléans
Beginn des Jura-Studiums, in dem er 1643 die ‚licence en droit‘ erlangen wird.
18
1643
Paris
Jean-Baptiste bricht seine Karriere ab. Er gründet zusammen mit Madeleine Béjart (1618–1672) die Schauspieltruppe ‚L’Illustre Théâtre‘. Madeleine ist zeitweise seine Geliebte.
21
1644
Paris
Jean-Baptiste Poquelin nimmt den Künstlernamen Molière an.
22
1645
Paris
Pleite des ‚Illustre Théâtre‘. Molière als Schuldner kurzzeitig in Haft. Molière und Madeleine Béjart beginnen mit einer neu zusammengesetzten Truppe ein Wanderleben, das bis 1658 währt.
23
1647
Toulouse
Glanzvolles Auftreten der Truppe. Zahlreiche weitere Auftritte in Süd- und Südwestfrankreich in den folgenden Jahren; z. B. in Montpellier, Carcassonne, Dijon, Béziers. Molière sammelt Erfahrungen als Schauspieler, Regisseur, Theaterleiter und Autor von Theaterstücken.
25
1654
Lyon
Molière führt das erste von ihm geschriebene Stück auf: die Farce L’Étourdi.
32
1658
Paris
Nach 13 Jahren in der Provinz kehren Molière und Madeleine Béjart mit ihrer Truppe zurück. Molières große Pariser Zeit beginnt. 24. Oktober: Die Truppe spielt im Louvre eine Tragödie von Corneille (Nicomède) und als Zugabe die von Molière verfasste Farce Le Docteur amoureux. Von dieser Zugabe sind die Zuschauer und insbesondere der 20-jährige König Ludwig XIV. begeistert. Die Truppe, die aus vier Schauspielern und sechs Schauspielerinnen besteht, darf fortan im Petit-Bourbon spielen, der Aufführungsstätte der italienischen Komödianten, mit denen sie sich tageweise abwechseln wird.
36
1659
Paris
Les Précieuses ridicules werden aufgeführt; ein durchschlagender Erfolg.
37
1661
Paris
Molières Truppe bekommt den besten Theatersaal in Paris, den im Palais-Royal, zugewiesen.
39
Schloss Vaux-le-Vicomte (45 km südöstlich von Paris)
Aufführung von Les Fâcheux bei einem Sommerfest, das der Finanzminister Fouquet für den König veranstaltet. Das Stück ist Molières erste Ballettkomödie; die Musik ist von dem in Paris lebenden Italiener Jean-Baptiste Lully (eigentlicher Name: Giovanni Battista Lulli; 1632–1687). Mit Lully wird Molière bis 1672 zusammenarbeiten.
1662
Paris
Molière heiratet Armande Béjart (1642 oder 43–1700), die Schwester oder Tochter von Madeleine Béjart.L’École des femmes wird aufgeführt.
40
1664
Paris
19. Januar: Molières und Armandes Sohn Louis wird geboren, der König ist Pate. Am 10. November stirbt Louis.
42
1665
Paris
Dom Juan wird aufgeführt. Molières und Armandes zweites Kind Madeleine-Esprit wird geboren; Taufe am 4. August. (Madeleine-Esprit lebt bis 1723.)
43
Versailles
Bei ihrem Aufenthalt im Jagdschloss erklärt sich Ludwig XIV. zum Schirmherr von Molières Truppe, die nun ‚Troupe du Roi‘ heißt.
1666
Paris
Le Misanthrope wird aufgeführt.
44
1668
Paris
L’Avare wird aufgeführt.
46
1669
Paris
Le Tartuffe wird zum ersten Mal öffentlich aufgeführt. Das Stück stammt von 1664; auf Verlangen der Kirche, die darin nicht nur die religiösen Heuchler, sondern überhaupt die Religion verspottet sieht, hat Molière das Stück mehrfach bearbeiten müssen.
47
Chambord im Tal der Loire
Aufführung der Ballettkomödie Monsieur de Pourceaugnac anlässlich der königlichen Herbstjagd.
1670
Chambord
Die Ballettkomödie Le Bourgeois gentilhomme wird aufgeführt, wieder anlässlich der Herbstjagd.
48
1672
Paris
17. Februar: Tod Madeleine Béjarts. Der Komponist Lully trennt sich von Molière, gründet eine Musik-Akademie (‚Académie royale de musique‘) und sorgt dafür, dass der König anordnet, nur er dürfe größere Musikveranstaltungen durchführen. Molière arbeitet nun mit dem Komponisten Marc-Antoine Charpentier zusammen. Molières und Armandes drittes Kind Pierre wird geboren; getauft am 1. Oktober. Pierre stirbt nach wenigen Tagen. Molières Familie zieht in eine vornehme Wohnung der Rue de Richelieu.
50
1673
Paris
10. Februar: Le Malade imaginaire wird aufgeführt, eine Ballettkomödie. Molière spielt die Hauptrolle. 17. Februar: Am Abend, nach der vierten Aufführung des Malade imaginaire, stirbt Molière. Er hat während der Aufführung einen Hustenanfall erlitten, der zu einem Aderriss in der Lunge geführt hat. 21. Februar: Molière wird kirchlich bestattet. Diese Bestattung hat Ludwig XIV. angeordnet; als Schauspieler war Molière exkommuniziert und eigentlich von kirchlichen Riten ausgeschlossen.
51
Zu Molières Tod: Molière war durch die Bronchitis und die Anstrengungen der vergangenen Wochen geschwächt. Auch wird vermutet, er habe ein Magengeschwür gehabt und daher schon seit Jahren Hustenanfälle erlebt. Der Aderriss in der Lunge, der zum Tod geführt hat, war aber ein Zufall. Molière hat sich nicht, wie manche meinen, totgearbeitet. Gegner Molières haben schadenfroh betont, er sei gerade da gestorben, als er einen eingebildeten Kranken gespielt und die Ärzte verspottet habe.
Molière war Autor, Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter. Er hat in seiner Pariser Zeit über 30 Stücke geschrieben und mit seiner Truppe diese und weitere – insgesamt 95 Stücke von verschiedenen Autoren – auf die Bühne gebracht. Er hat fast immer die Hauptrolle übernommen.
Molière ist im Laufe seines Lebens wohlhabend geworden. Da die Truppe die Einnahmen auf alle Mitwirkenden gemäß ihren Funktionen verteilte, erhielt er, der Autor, der Regisseur, der Schauspieler, das Dreifache dessen, was ein Schauspieler erhielt.
Molières Geburtshaus und die Häuser, die er bewohnt hat, stehen heute nicht mehr. Dort, wo früher der Theatersaal des Palais-Royal war – gegenüber dem Louvre –, ist heute das Gebäude der Comédie-Française.
ZUSAMMENFASSUNG
Molière (1622–1673) lebte im Zeitalter des Absolutismus: Der französische König Ludwig XIV. herrschte unumschränkt.
Der größte Teil der Bevölkerung Frankreichs lebte im Elend, oft sogar in Hungersnot.
Das Bürgertum gewann an Macht, das geistige und kulturelle Leben blühte auf.
Die Tragödien von Corneille und Racine und die Komödien von Molière waren die bedeutendsten Werke ihrer Zeit. Die Epoche wurde später ‚die Klassik‘ (‚le classicisme‘) genannt.
Daten und Fakten
Als Molière (1622–1673) geboren wurde, hatte Paris etwa 300 000 Einwohner. Frankreich hatte 18 Millionen Einwohner, und seine Fläche war um ein Fünftel kleiner als heute. Die Bevölkerungsdichte war damit ein Drittel der heutigen. Noch nicht zu Frankreich gehörten die Gegenden um Lille (Flandern), um Straßburg (das Elsass) und um Besançon (die Franche-Comté). Frankreich beherrschten König Ludwig XIII. und sein Premierminister Kardinal Richelieu. Auf Ludwig XIII. folgte Ludwig XIV.; hierzu diese Daten:
1643–1715
Ludwig XIV. (Louis XIV) König von Frankreich. Er ist 1643 erst 5 Jahre alt, die Regentschaft führen seine Mutter Anna von Österreich (Anne d‘Autriche) und Kardinal Jules Mazarin.
1661
Ludwig XIV., ‚le Roi-Soleil‘, ergreift selbst die Macht.
1682
Das Schloss von Versailles wird eingeweiht. Der Bau beginnt 1661 an der Stelle eines kleinen Jagdschlosses. Die französischen Könige, die bislang im Louvre in Paris residierten, residieren seitdem in Versailles.
Einige Ereignisse, die große Teile der Bevölkerung betrafen:
1640–1652
Schwere Hungerjahre in vielen Gegenden Frankreichs, verursacht durch wachsende Steuern, Missernten in verschiedenen Regionen und hohe Nahrungsmittel-Transportkosten, erhoben von gewinnsüchtigen Unternehmern.
1648
Ende des Dreißigjährigen Krieges, Frankreich gewinnt das Elsass.
1650
Aufstand des Adels gegen Mazarin: Adelige, die sich ‚la Fronde‘ nennen, wollen vom Königshaus Macht übertragen bekommen; ohne Erfolg.
1661/62
Wieder schwere Hungerjahre. Auch später lebt die Masse im Elend; wegen der hohen Militärausgaben für seine Eroberungskriege lässt Ludwig XIV. das Land von brutalen Steuereintreibern überziehen.
1667
Frankreich erobert Flandern, das im Besitz Spaniens ist. Ludwig XIV. ist der mächtigste Herrscher Europas.
1672/73
Krieg gegen Holland.
1678
Frankreich erobert die Franche-Comté.
Kultur und Geist der Zeit
Die Bevölkerung war in drei Stände (‚ordres‘, ‚états‘) eingeteilt. Diese waren der Klerus (le clergé; le Premier état), der Adel (la noblesse; le Deuxième état) und die Übrigen: die Bürger, die Arbeiter und die Bauern, die also ‚le Tiers état‘ (d. h. le troisième état) bildeten. Die ersten beiden Stände, Klerus und Adel, machten nur vier Prozent der Bevölkerung aus. Nimmt man als weitere einflussreiche Schicht die Bürger hinzu (les bourgeois), diesen kleinen Teil des Tiers état, so kommt man auf neun Prozent.
Um die Kultur und die geistige Kreativität dieser Zeit zu erfassen, müssen wir unseren Blick auf die Teile der Bevölkerung richten, die daran Anteil hatten. Es waren nur die genannten neun Prozent. Größerenteils lebten diese Kreise in Paris; man fasste sie mit dem Ausdruck ‚la cour et la ville‘ zusammen. ‚La cour et la ville‘ sind der Klerus, der Adel und die Bourgeoisie von Paris. Unter diesem Blickwinkel lässt sich die Zeit Molières mit diesen drei Begriffen kennzeichnen: Absolutismus, Bürgerlichkeit und Klassik.
‚L’absolutisme‘: Louis XIV herrschte unumschränkt, ‚absolut‘: „L’État, c’est moi“, war seine Devise. Er sah sich keinem Menschen gegenüber verantwortlich, nur vor Gott wollte er sich recht-fertigen.
‚La bourgeoisie‘: Zugleich war diese Epoche ein bürgerliches Zeitalter, denn das Bürgertum gewann an Macht. Die Bürger (les bourgeois) waren Teil des Tiers état, sie waren seine Spitze: Kaufleute, Fabrikanten, Rechtsanwälte, Ärzte, auch Schriftsteller, und andere. Manche von ihnen, die Bankiers etwa, waren sehr reich. Der König zog sie als Ratgeber an seinen Hof, ließ seine Finanzen von ihnen verwalten und durch ihre Kredite aufbessern und setzte sie als Steuereintreiber ein. Der König bediente sich des Bürgertums, aber förderte es auch; für das kulturelle Leben war er der „Supermäzen“[1].
Der bürgerliche Nicolas Fouquet (oder Foucquet) war sein erster bedeutender Finanzminister; allerdings fürchtete Ludwig XIV. seinen Einfluss, er ließ ihn in Willkürakten verhaften und lebenslänglich einsperren. Fouquets Nachfolger wurde Ende 1661 der ebenfalls bürgerliche Jean-Baptiste Colbert, Sohn eines Tuchhändlers. Aus einer bürgerlichen Architektenfamilie stammt Louis Le Vau, der Baumeister des Schlosses von Versailles.
Der König hatte, indem er das Bürgertum förderte, eine Taktik: Er hielt damit den Adel in Schach, von dem er Aufstände – wie den der ‚Fronde‘ von 1650 – befürchtete.
‚Le classicisme‘: Die Epoche war eine Glanzzeit des Geistes. Sie wurde später „l’époque classique“, „le classicisme“, die ‚Klassik der französischen Literatur‘ genannt; zuerst von dem Philosophen und Schriftsteller Voltaire, der 1751 in seinem Geschichtswerk Le siècle de Louis XIV diese Zeit als „classique“ bezeichnet hat. Es gab viele Schriftsteller, sie schufen große Werke: Theaterstücke, Dichtungen, literaturtheoretische Abhandlungen.
‚Absolutisme‘, ‚bourgeoisie‘ und ‚classicisme‘ – mit diesen Vorstellungen lässt sich beschreiben, wie das Weltbild der Menschen war.
Der ‚absolutisme‘ bewirkt: Die Menschen haben ein klares politisches Weltbild: Der König ist der Herr des Staates; seine Herrschaft, seine Entscheidungen und seine Ansichten sind nicht anzweifelbar.
Die große Rolle der ‚bourgeoisie‘ bewirkt: Der Mensch fühlt sich als Einzelwesen, er wird nicht mehr durch seine Herkunft, etwa durch seine adeligen Vorfahren, definiert.
Der ‚classicisme‘, die reiche literarische Produktion, bewirkt: Der Mensch hat den Wunsch, sich zu bilden und sich als Bestandteil einer großen, in die Antike zurückreichenden Lebenskultur zu sehen.
Der ‚classicisme‘, diese literarische Blüte, stand mit dem Absolutismus in Verbindung: König Ludwig XIV. war interessiert an Kunst und Schauspiel und Tanz. Zugleich war der ‚classicisme‘ mit dem Bürgertum verknüpft, denn die allermeisten Schriftsteller gehörten dem Bürgertum an, nicht dem Adel.
Wir stellen den ‚classicisme‘ mit seinen Höhepunkten und mit seiner zweifachen Ausrichtung in einem Schema dar (siehe die folgende Seite).
Das Theater
Wir nennen in unserem Schema die Tragödien, Komödien und anderes. Gehen wir hierauf und auf das Theaterleben genauer ein! Das Theater spielte eine große Rolle im kulturellen Leben Frankreichs und insbesondere in der Stadt Paris. Seit der Renaissance galt das Theater als ‚eine Schule der Sitten‘ (‚une école des mœurs‘), die den menschlichen Geist verfeinert.
Diese Schauspiele wurden gespielt:
Tragédie: Sie hatte das höchste Ansehen unter den Schauspielen. Für sie galten strenge Normen: Die Tragödie bestand aus fünf Akten. Sie behandelte einen historischen Vorfall oder eine antike Legende und entwickelte daran seelische Konflikte. Außerdem beachteten die Tragödien die ‚Regel der drei Einheiten‘: ‚Unité de temps‘: Die Handlung spielt binnen höchstens 24 Stunden. ‚Unité de lieu‘: Die Handlung spielt an demselben Ort, das Bühnenbild wechselt nicht. Dieser Ort ist zumeist ein Vorzimmer in einem Palast. ‚Unité d’action‘: Es gibt nur einen Handlungsfaden, keine Nebenhandlungen und Abschweifungen.