Leben, das wächst - Annette Jantzen - E-Book

Leben, das wächst E-Book

Annette Jantzen

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Beschreibung

Eine Schwangerschaft ist eine besondere Zeit – eine Zeit der Erwartung und neuer Erfahrungen, und diese sind weder niedlich noch eindeutig. Das Werden des Lebens ist zerbrechlich und gewaltig zugleich, und damit ist die Schwangerschaft auch eine Zeit für Spiritualität und die Erfahrung, Teil einer Lebenskraft zu sein, die größer ist als menschliche Möglichkeiten. Dieses Buch begleitet Frauen in dieser besonderen Zeit und verbindet damit die Themen "Schwangerschaft" und "Spiritualität". Es öffnet Räume und gibt Worte für die schönen und die belastenden Zeiten der Schwangerschaft und für die Erfahrung, am Werden des Lebens Anteil zu haben.

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LEBEN,DASWÄCHST

Annette Jantzen

LEBEN,DASWÄCHST

Schwangerschaftund Spiritualität

Inhalt

Einleitung

Am Anfang

Gebete

Wortwolken-Gebet

Erfahrung: Der Test

Fragen

Übung: Naturerfahrung

Die kleinen, unwillkürlichen Sätze I

Die Bibel zu … der Empfängnis

Ins Leben tragen

Gebete

Wortwolken-Gebet

Erfahrung: Das unbekannte neue Leben

Die kleinen, unwillkürlichen Sätze II

Übung: Atmen

Die Bibel zu … der Entwicklung des Kindes im Mutterleib

Wenn das Leben nicht mehr wächst

Gebete

Wortwolken-Gebet

Erfahrung: Etwas stimmt nicht

Übung: Abschied

Die Bibel zu … Fehlgeburten

Die Bibel zu … Warum-Fragen

Helle Stunden

Gebete

Wortwolken-Gebet

Erfahrung: Neue Maßstäbe

Übung: Positives teilen

Die Bibel zu … weiblichen Gottesbildern

Dunkle Stunden

Gebete

Wortwolken-Gebet

Erfahrung: Die erste Schwangerschaft

Erfahrung: Die zweite Schwangerschaft

Fragen

Übung: Schutzraumzeit

Die Bibel zu … Mühen in der Schwangerschaft

Wachsen und Werden

Gebete

Wortwolken-Gebet

Erfahrung: Das erste Spüren

Fragen

Übung: Das Kind segnen

Gebete

Die Bibel zu … Kindsbewegungen

Auf die Geburt hin

Gebete

Wortwolken-Gebet

Erfahrung: Warteschleife

Erfahrung: Die Haarbürste

Fragen

Die kleinen, unwillkürlichen Sätze III

Übung: Lebensbaum

Die Bibel zu … der Geburt

Nach der Geburt

Einleitung

„Spiritualität“ ist ein großes Wort für etwas eigentlich ganz Einfaches: Verbundenheit mit dem Grund unserer Lebendigkeit. Und „schwanger“ ist ein kleines Wort für etwas eigentlich gigantisch Großes: Ein neuer Mensch entsteht. Ein neuer Mensch, den es vorher noch nie gegeben hat, einzigartig und voller Möglichkeiten, wächst heran, krempelt den Stoffwechsel seiner Mutter einmal um, zeigt seine Anwesenheit und bleibt doch noch ein Geheimnis. Der Blickwinkel dieses Schwangerschafts-Begleitbuchs ist nicht der eines Ratgebers, sondern auf die innere Wirklichkeit gerichtet, auf die religiösen und vor allem die spirituellen Seiten der Schwangerschaft. Es bietet darum neben sortierenden Texten, Gebeten und Erfahrungsberichten von mir und anderen, denen ich an dieser Stelle danke, immer wieder Praxisanleitungen zu Gebet und Meditation und Möglichkeiten, selbst etwas zu notieren und so das Buch wie ein Schwangerschafts-Tagebuch zu nutzen:

Denn Spiritualität hat vor allem mit uns selbst zu tun, mit unserem Zugang zum Göttlichen, mit unseren Lebensbildern und unseren Deutungen. Darum erklärt das Buch auch nicht, wie Spiritualität in der Schwangerschaft „geht“, sondern möchte Anstöße bieten, die eigenen spirituellen Quellen (weiter) freizulegen, aus ihnen zu schöpfen, sie in Worte und Bilder zu bringen und so die Wahrnehmung für die eigene Spiritualität zu schärfen. Denn oft verändert sich die eigene Spiritualität in der Schwangerschaft, vor allem wird sie präsenter: Viele Schwangere machen Erfahrungen wie diese: „Ich habe viel mehr mit Gott gesprochen, weil ich so etwas Zerbrechliches mit mir getragen habe und darum auch viel mehr Sorgen hatte, mit denen ich irgendwo hin musste …“

Die Schwangerschaft als spirituelle Erfahrung zu erleben geht Hand in Hand damit, die eigene Spiritualität durch die Schwangerschaft zu entdecken. Das ist übrigens etwas anderes, als die körperlichen, gerade auch die belastenderen, als negativ erlebten Aspekte der Schwangerschaft, die Ängste und Dunkelheiten in dieser Zeit auszublenden. Sie gehören bei vielen Menschen zum Erleben einer Schwangerschaft dazu, wie die hellen Seiten auch. Spiritualität ist nicht nur etwas für die leichten, gottvollen Momente des Lebens, sondern auch für die dunklen Stunden, wo wir an unsere Grenzen kommen.

Spiritualität, wie ich sie verstehe, ist nicht etwas rein Geistiges, sondern hat immer auch mit uns als körperlichen Wesen zu tun, und in der Schwangerschaft umso mehr. Die körperlichen Aspekte der Schwangerschaft sind darum Ausgangspunkt und Teil des spirituellen Erlebens. Darauf gehen Übungen und Gebetstexte in diesem Buch deshalb auch ein.

Das Buch ist grob nach den einzelnen Abschnitten der Schwangerschaft gegliedert. Natürlich ist es auch möglich, quer zu lesen und Übungen, Gebete, Anregungen und Texte zu kombinieren oder zu bearbeiten, wie es gerade passt.

Und schließlich: Gottesbilder verändern sich im Laufe des Lebens, auch eine Schwangerschaft kann dazu beitragen. Die Sprachgewohnheiten geben Gott meistens ein männliches Geschlecht, und diese Sprache prägt unsere Gottesvorstellungen, auch wenn wir theoretisch der Aussage zustimmen, dass Gott sich nicht auf ein Geschlecht einengen lässt. In diesem Buch finden sich darum einerseits weibliche Gottesanreden und andererseits die Schreibweise „G*tt“. Der Stern steht dafür, dass G*tt immer mehr ist als ein Name, dass G*ttes Name letztlich unaussprechlich ist und dass G*tt die Kategorien unseres Denkens und Sortierens sprengt. Er soll helfen, die inneren Bilder zu weiten. Wie die Leser*innen dieses Buches G*tt letztlich ansprechen, ist selbstverständlich ihre persönliche Sache.

Am Anfang

Wir wissen, wie ein Mensch entsteht, wir können die Befruchtung untersuchen, nachweisen, technisch unterstützen. Und gleichzeitig ist es jedesmal ein Wunder – so ein fehleranfälliger, fragiler Prozess, der, einmal in Gang gesetzt, einfach abläuft mit allen Möglichkeiten des Scheiterns und Gelingens. Verschiedene Religionen treffen unterschiedliche Aussagen darüber, wann im Verlauf der Schwangerschaft der Zeitpunkt ist, ab dem man vom Embryo als einem beseelten Menschen sprechen kann.

Häufig geht es dabei heute auch um medizinethische Fragen, um Fragen nach Untersuchungen oder auch nach dem Schwangerschaftsabbruch. Im Christentum hat sich die Ansicht durchgesetzt, ab dem Zeitpunkt der Befruchtung von einem Menschen zu sprechen, weil das entstehende Leben alle Möglichkeiten hat, ein Mensch zu werden, und weil dieser Prozess dem inneren Bauplan der Zellentwicklungen entspricht.

So wichtig diese Überlegungen sind, es gibt noch einen anderen Blickwinkel auf den Beginn einer Schwangerschaft: Es ist Leben, das wächst. Es ist wie alles Leben erst anfanghaft und voller Möglichkeiten vorhanden und doch schon unterscheidbar von anderen Organismen. Es ist verwoben mit dem Leben um sich herum und davon abhängig, es ist schon da und noch ein Geheimnis, noch im Werden. Auch die Frage nach der Seele ist von dieser Perspektive nicht so zu beantworten, als wäre es wichtig, ob es einen fixen Zeitpunkt gibt, ab dem es sie gibt.

In der Bibel ist das hebräische Wort für Seele „Näfäsch“, das wörtlich übersetzt eigentlich „Kehle“ heißt: denn es ist der Atem, der uns lebendig macht, und auf der Ebene der religiösen Deutung ist es der Atem, der von G*tt kommt und uns lebendig macht. Interessanterweise ist damit das, was mich als Individuum lebendig macht, das gleiche wie das, was mich mit allem anderen Leben verbindet. Ein Embryo, später ein Fötus atmet natürlich noch nicht selbst, aber da er vom Stoffwechsel der Mutter versorgt wird, kann man sagen, dass er durch sie Anteil an diesem Lebensatem hat. Ein ungeborenes Kind kann uns zeigen, wer wir sind: Wir sind im Werden, und angewiesen auf das Leben, das uns umgibt, wir sind gefährdet und geborgen. Schwanger zu sein heißt dann, deutlicher als sonst im Leben auf beiden Seiten zu stehen: selbst angewiesen zu sein und diejenige, auf die ein anderes Leben angewiesen ist, Geschöpf zu sein und selbst neuem Leben ins Dasein zu helfen, körperlichen Prozessen ausgesetzt zu sein und sie aktiv zu erleben.

Am Anfang der Schwangerschaft steht darum eine große Umstellung, und das bedeutet für viele Schwangere auch ambivalente Gefühle, wenn Freude und Furcht sich abwechseln. Nicht nur, wenn die Schwangerschaft unerwartet ist, können sich Gefühle von Überforderung und Abwehr einstellen. Gerade bei einer ersten Schwangerschaft kann das Menschen unerwartet treffen. Weil negative Gefühle sehr von den Bildern abweichen, die wir über das Erleben einer Schwangerschaft kennen, sind die Folge oft Selbstzweifel und Schuldgefühle. Wir leben aber nicht, um kulturellen Bildern zu entsprechen, sondern um mit und an unseren Erfahrungen zu wachsen. Religiös betrachtet, heißt das, auch die Ambivalenzen zu bebeten und sich darin einzuüben, sich vor G*tt nicht zu zensieren.