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Dieses E-Book entspricht 176 Taschenbuchseiten ... Sie ist allein mit diesem fremden Mann auf einer griechischen Insel. Sie will nichts von ihm, denn sie liebt nur Frauen. Aber die Vergangenheit holt sie ein: In ihren Träumen sieht sie sich immer wieder nackt und gefesselt den Peitschenhieben von Nonnen ausgesetzt. Sie muss etwas unternehmen, um die Erinnerungen zu bewältigen! Wird es ihr helfen, wenn sie den Mann bittet, die Szenen von damals mit seiner Hilfe noch einmal zu erleben? Wird sie sich ihm offenbaren können – nackt und gefesselt – und wird sie durch den realen Schmerz den Schmerz von damals überwinden können? Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.
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Seitenzahl: 235
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Impressum:
Leck mich, fick mich, schlag mich | Erotischer Roman
von Svenja Mund
Ich wurde in einem kleinen Dorf in der Nähe von Köln geboren, wo ich auch die Zwergschule besucht habe, die es damals dort noch gab. Ich weiß nicht, ob es meinem Intellekt geschadet hat; jedenfalls konnte ich trotzdem studieren – Biologie und Landwirtschaft an verschiedenen Universitäten in Deutschland. Gelebt habe ich damals in Wohngemeinschaften ohne feste partnerschaftliche Verbindung, was meiner eher lockeren Einstellung zum anderen Geschlecht entgegenkam. Eine Karriere im klassischen Sinne ist mir leider versagt geblieben, ich war weder Ministerin noch Mitglied des Aufsichtsrates einer großen Bank. Aber das macht ja nichts, Quotenfrau zu sein ist bestimmt nicht meine Aufgabe! Ein Mann muss einen Baum pflanzen, einen Sohn zeugen und ein Buch schreiben, so heißt es doch. Und eine Frau? Ich jedenfalls habe vier Bäume gepflanzt – nein, pflanzen lassen, es gibt eben noch Kavaliere! (Keine deutschen Eichen, es sind japanische Pflaumen, glaube ich.) Söhne habe ich zwei – von verschiedenen Vätern. Und nun ein Buch, welches zu schreiben die schwierigste Aufgabe war. Thema: Erotik, die ich in so vielfältiger Weise genossen habe. Ich hoffe, dass Sie, liebe Leserin, lieber Leser, ein wenig an diesem Genuss teilhaben können.
Lektorat: Nicola Heubach
Originalausgabe
© 2019 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © Guryanov Andrey @ shutterstock.com © Jane Rix @ shutterstock.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783964777720
www.blue-panther-books.de
Kapitel 1
Das Zimmerchen unter dem Dach des Turms, das zu dieser Pension gehörte, wurde allmählich warm – wie jeden Morgen, wenn die griechische Sonne langsam das Firmament emporkroch. Das Fenster war offen, kein Luftzug, nur das leise Rauschen des nahen Meeres.
Svenja hatte sich auf den Rücken gelegt, tief atmete sie den Duft der Nacht: Es roch nach Sex, nach ihren nächtlichen Ekstasen, nach ihrer beider Säfte. Es roch nach Schweiß – das reinste Aphrodisiakum.
Maria kam zurück vom Klo, mit den Fingern streifte sie über Svenjas Haut, ihre Brüste, ihren Bauch, kurz kraulte sie ihr Schamhaar, dann stellte sie sich ans Fenster und schaute verträumt über das weite Meer hinaus.
Svenja betrachtete sie, ihren wunderbaren Hintern, die leicht geöffneten Schenkel, zwischen denen sie die kleinen Wülste ihrer Schamlippen sehen konnte.
Als ob sie diese Blicke gespürt hätte, so erregend und zärtlich, wandte Maria sich ihr zu. Sie sahen sich an, schamlos betrachteten sie gegenseitig ihre Nacktheit. Maria mochten die Blicke der Freundin auf ihrer Haut, wie sie genüsslich jeden Winkel erforschten, wie sie vom Gesicht über den Hals zu den Brustwarzen wanderten, weiter runter zum Bauch, um sich dann zwischen den Schenkeln festzusaugen.
Ein lustvolles Kribbeln durchfuhr Svenjas Körper, langsam öffnete sie sich, Stück für Stück spreizte sie ihre Beine, die Liebste sollte alles sehen, noch einmal wollte sie deren Hände spüren, deren Zunge. Sie wollte ihr ihre Säfte geben, wenn sie, Lippen auf Lippen, ihre Möse aussaugte.
»Komm!«
Mit langsamen, wiegenden Bewegungen näherte sich Maria ihr, kniete am Fußende des Bettes nieder, den Blick auf die gekräuselten Schamlippen ihrer Freundin gerichtet, aus denen sich obszön erste Tröpfchen des kostbaren Elixiers hervorwagten. Zart strichen ihre Hände über die dargebotenen Flächen der Schenkel, näher, immer näher.
Svenja spürte das Kitzeln der langen dunklen Haare, die Wangen. Sehnsüchtig wartete ihr Innerstes auf den ersten Kuss dieses Morgens. Wohlig stöhnte sie auf, reckte ihr Becken den Liebkosungen entgegen. Das Knabbern der Zähne an ihren Schamlippen ließ sie jubilieren. Marias Zunge ertastete die wollüstigen Lippen, bohrte sich dazwischen, sanfter Fick, dann das erregende Spiel mit ihrer lüsternen Perle.
»Ich will dich! Komm näher! Gib mir deine Höhle der Lust, Liebste, gib mir deine Möse, damit ich dich so zart liebkosen kann, wie du es mit mir tust.«
Maria lachte, erhob sich, kniete sich zwischen Svenjas Schenkel. Mit beiden Händen strich sie darüber, über die Hüftknochen weiter rauf zu den von ihr so geliebten Brüsten, den schönen Titten mit den vorwitzigen Knospen drauf. Sie knetete, streichelte, zupfte mit den Zähnen. Dann streckte sie sich und ließ ihre eigenen Brüste über Svenjas Gesicht gleiten. Spielerisch versuchte diese, danach zu schnappen.
Die Frauen kicherten und alberten.
Dann drehte Maria sich mit schwungvoller Bewegung um und ließ ihren Hintern über Svenjas Gesicht kreisen, weit geöffnete Beine, das Loch der Löcher immer dichter vor deren Gesicht. Gierig schlabberte Svenjas Zunge nach dem kostbaren Saft, der sich zwischen Marias Schamlippen ergoss.
Sie ließen sich Zeit, wollten nichts überstürzen. Es war ihr letztes Liebesspiel vor der langen Trennung. Noch einmal wollten sie sich fühlen, die Haut der Liebsten spüren, und das ekstatische Zucken, wenn sie von der Lust überwältigt wurden.
Kapitel 2
Ihr weniges Gepäck hatten sie hinten im Auto verstaut. Schweigend fuhr Svenja das kleine Auto durch die trockene griechische Landschaft an der Südküste dieser wunderbaren Insel, dann bog sie ab auf eine holprige Straße, die sie über das Gebirge nach Heraklion führte. Gegen elf Uhr mussten sie am Flughafen sein.
Svenja und Maria mochten beide nicht den dramatischen Abschied. Ein letzter Kuss, eine letzte Umarmung, dann verschwand Maria im Gewühl auf der anderen Seite der Sperre.
Reglos und innerlich leer verharrte Svenja in der Abflughalle. Mit den Händen wischte sie ein paar Tränen fort, dann riss sie sich zusammen. Ein Kaffee würde ihr jetzt guttun. Sie schaute sich um. Nirgendwo konnte sie ein gemütliches Café in der riesigen Halle entdecken und war enttäuscht. Ihr Flieger ging erst gegen fünfzehn Uhr, sie hätte also Zeit gehabt, es sich in einem Café gemütlich zu machen. Aber so kaufte sie sich notgedrungen ein Sandwich und einen Coffee to go und begab sich nach draußen vor das Flughafengebäude. Dort setzte sie sich auf ihre Tasche. Still beobachtete sie das Menschengewühl. Rechts war die stark befahrene Straße, wo auch die Busse und Taxis hielten, dahinter die Stationen der Leihwagen, an der sie vorhin ihr Auto abgegeben hatten und hinter sich hörte sie die startenden Jets. In einem davon saß ihre liebe Maria und flog zurück nach Kairo zu ihrem Mann und ihrer Familie – weit weg von Hamburg, das sie selbst am Abend erreichen würde.
Inzwischen war es kurz nach Mittag, die Sonne brannte unerbittlich. Immer mehr Menschen versammelten sich, hasteten mit ihren Gepäckstücken in die Abflughalle, kamen wieder raus, Kindergeschrei, Ansagen der Lautsprecher.
Svenja erhob sich und ging hinein. In der Abflughalle war alles noch viel chaotischer, sie schien völlig überfüllt. Gestikulierende und fluchende Menschen, andere stillstehend und auf die Anzeigentafeln starrend. Svenja spürte, dass irgendetwas nicht stimmte … Jetzt sah sie es auf der Anzeigetafel: Alle Flüge waren gestrichen! Streik des Bodenpersonals!
Wie gelähmt blieb Svenja stehen. Dann drängelte sie sich durch die Massen, immer wieder hielt sie Ausschau nach Maria. War sie noch von hier fortgekommen?
Svenja lief zur Information. Dort befand sich ein unübersehbares Knäuel von Menschen. Alle hatten den gleichen Gedanken, es gab kein Durchkommen.
Immer wieder gab es Ansagen in verschiedenen Sprachen. Gerüchte kursierten, man müsste versuchen, einen der anderen Flughäfen zu erreichen. Nein, da würde doch auch gestreikt werden, dachte Svenja, in ganz Griechenland würden sie streiken! Svenja überlegte, ob sie vielleicht mit dem Schiff fahren könnte, so käme sie wenigstens zum Festland. Sie wollte ein Taxi nehmen, denn Taxifahrer wussten immer alles, auch sicher, wie man zum Festland kommen könnte.
Hastig wühlte Svenja sich zurück durch die Menschenmassen, um wieder nach draußen zu gelangen. Aber außer der Luft war hier nichts besser. Immer mehr Busse spuckten Urlauber aus, die von ihren Hotels kommend auf ihren Abflug warteten. Der Streik hatte sich wohl noch nicht herumgesprochen. Endlich war sie an der Straße. Aber kein Taxi weit und breit, und wenn eines kam, wurde es von Hilfesuchenden umringt.
Verzweifelt blieb Svenja stehen. Sie hatten den Wagen abgegeben und ihr Zimmer war bestimmt schon anderweitig vergeben.
Svenja, beruhige dich! Du musst jetzt ganz cool überlegen, was zu tun ist!, sagte sie sich.
Ein kurzer Blick zu den Leihwagen. Auch dort eine riesige Menschenansammlung, nichts ging mehr. Erschöpft lehnte sie sich an ein Geländer. Was sollte sie als Erstes tun? Sie brauchte ein Bett. Das gab es hier in der Nähe bestimmt nicht mehr. Also eine Fahrgelegenheit. Die gab es auch nicht mehr.
Ihr kam Nico, der Besitzer ihrer kleinen Pension an der Südküste, in den Sinn. Er war ein netter Kerl. Vielleicht hatte er seine Zimmer noch nicht alle besetzt. Wenn ja, könnte er ihr eine Liege geben. Notfalls könnte sie dort auch am Strand schlafen. Aber wie sollte sie dahin kommen? Kein Leihwagen, kein Taxi. Mit dem Bus! Und welchem? Sie konnte ja nicht einmal die kyrillischen Zeichen auf den Anzeigeschildern der Busse lesen. Trampen. Das würde bestimmt funktionieren, aber mit Risiko, denn sie war eine blonde Deutsche – und dann in einsamer Landschaft des Gebirges über die Straße nach Süden … Egal! Sie brauchte eine Unterkunft!
Also ging sie zur Hauptstraße und stellte sich an den Rand und wartete in der Hitze, während sie ihren Daumen raushielt.
Ein Geländewagen kam. Zu spät erkannte sie, dass dort ein Mann am Steuer saß. Allein! Sie wollte ihren Daumen sinken lassen, aber der Typ hielt schon an.
»Where do you wanna go?«, fragte er. Dunkle Haare, Dreitagebart, kariertes Hemd, freundliches Gesicht.
»I … I must go to the southcoast«, radebrechte sie. Warum sprach sie nur so schlecht Englisch als Lehrerin? »Äh … First some kilometers to the west, threre is the exit to the south.«
»Sie sind Deutsche?«, fragte er.
Svenja nickte. Der Kerl war also auch Deutscher. Was für ein Glück!
»Ja, können Sie mich bis zur Abfahrt der Straße an die Südküste mitnehmen?«
»Wenn Sie wissen, wo Sie rausmüssen, steigen Sie ein.«
Er nahm seine Reisetasche vom Beifahrersitz, um ihr Platz zu machen.
Svenja stieg ein und er fuhr los. Unauffällig betrachtete sie ihn. Er beachtete sie nicht, konzentrierte sich auf den Verkehr.
»Ich glaube, es ist die dritte Ausfahrt«, sagte sie. Wenn sie sich den Weg doch besser gemerkt hätte, als sie mit Maria hier entlanggefahren war!
Das Gelände rechts und links der Autobahn war vollkommen zugebaut, die Ausfahrten dicht hintereinander. Als sie sich der dritten näherten, verlangsamte er das Tempo.
»Sie sind sicher, dass Sie hier rauswollen?«
Svenja sagte nichts. Sie war sich überhaupt nicht sicher!
Aber dann war er schon abgebogen. Es kamen mehrere Verkehrsinseln in Sicht, wo er anhielt. Svenja bedankte sich und stieg aus. Sie waren immer noch mitten in städtischem Gebiet. Verloren stand sie auf der Insel herum und hatte nicht die geringste Ahnung, was sie nun tun sollte.
Der Typ im Geländewagen war noch nicht weggefahren, offensichtlich hatte er ihre Situation erkannt. Die Autofahrer hinter ihm hupten. Schließlich bog er verbotswidrig nach rechts und hielt wieder neben ihr. Wortlos stieg sie ein.
Er fuhr ein paar Straßen entlang und hielt vor einem Straßencafé.
Überrascht sah Svenja ihn an.
»Hier trinken wir erst mal einen Kaffee. Ich lade Sie ein«, sagte er und zeigte dem Kellner zwei Finger.
Dieser nickte.
Direkt neben dem Auto nahmen sie an einem der Tische Platz.
Der Mann wandte sich ihr zu. »Und jetzt erzählen Sie mal: Was ist los und wo wollen Sie hin?«
Am liebsten hätte Svenja losgeheult, riss sich aber zusammen und berichtete von ihrer misslichen Lage. Der Mann holte eine Karte aus seinem Wagen und breitete sie auf dem Tisch aus, während der Kaffee gebracht wurde.
»Wir sind hier.« Er zeigte mit dem Finger auf die Karte. »Diese Straße führt tatsächlich nach Süden, aber nicht bis zur Küste. Ihre Straße ist dort. Sie hätten nach Osten fahren müssen.«
Hilflos sah sie ihn an.
Er klopfte ihr beruhigend auf die Schulter und sagte: »Jetzt trinken Sie erst mal einen Raki, das ist ein griechischer Schnaps. Der Tsikoudia ist hier auf Kreta besonders gut.« Er orderte das Getränk, ohne ihre Antwort abzuwarten.
Dann machte er einen Vorschlag: »Entweder, ich fahre Sie zurück bis zur Hauptstraße nach Süden, wo wir etwa gegen halb fünf ankommen werden. Wobei ich nicht weiß, ob das eine gute Idee ist, dann noch den Weg an die Küste anzutreten, denn die werden Sie nicht im Hellen erreichen. Oder Sie kommen mit zu mir. Ich habe im Westen im Gebirge ein Appartement gemietet, da ist Platz für vier Personen. Sie schlafen unten, ich oben. Da können Sie bleiben, bis der Streik vorbei ist.«
Svenja kippe den Schnaps hinunter und schenkte sich sofort einen neuen ein, den sie auch gleich schluckte. Sie hatte ja wohl keine Wahl …
»Machen Sie mir das Angebot, weil Sie sich die eine oder andere Nacht mit mir erhoffen?«, fragte sie ihr Gegenüber ganz direkt.
Der lachte. »Ich werde Sie packen, Ihnen die Klamotten vom Leib reißen und über Sie herfallen!«
»Sie nehmen mich nicht ernst!«
»Entschuldigung. Aber ich bin nicht auf Kreta mit der Erwartung auf irgendwelche Abenteuer. Ich werde Sie nicht anrühren!«
Svenja schwieg einen Moment, lächelte dann, als sie sagte: »Sie finden mich also unattraktiv?«
»Das nicht«, grinste er, »aber wirklich, Sie schlafen unten und ich oben. Sonst nichts. Versprochen.«
Sie spielte mit dem Glas und nach einem Moment des Überlegens sagte sie: »Okay, ich nehme Ihr Angebot an.«
Er bezahlte. »Gut, dann lass uns los. Ich bin Hannes.«
»Svenja«, stellte sie sich vor.
Gemeinsam stiegen sie wieder ein.
Verstohlen betrachtete Svenja den Mann am Steuer. Sie konnte nichts Nachteiliges feststellen. Er war nett, höflich, redete nicht so viel. Hinter den Sitzen war ein größerer Gegenstand verstaut, flach, etwa ein Meter im Quadrat, eingehüllt in eine dazu passende Tasche. Aber auch das schien ihr nicht gefährlich.
»Warum hast du denn als einzelner Urlauber ein so großes Appartement gemietet?«, wollte sie dann doch wissen. Das zumindest erschien ihr ungewöhnlich.
»Das ist das Einzige, zu dem eine Dachterrasse gehört«, sagte er lächelnd.
»Du magst also Dachterrassen?«
»Ich sitze gern da oben. Man hat einen wunderbaren Blick auf das Gebirge und runter bis zum Meer.«
Soso, dachte Svenja, fragte aber nicht weiter nach.
Inzwischen hatte die Dämmerung eingesetzt. Hannes bog von der Autobahn ab. Über kleinere Straßen ging es ins Landesinnere, wo sie verschiedene Dörfer passierten und dann hinauf ins Gebirge fuhren. Ab und zu konnte Svenja neben der immer schmaler werdenden Straße die eine oder andere Hütte erkennen. Geläut von Viehglocken und Hundegebell war zu hören und weit unten im Tal waren die Lichter der Stadt zu erkennen. Mühsam arbeitete sich der Landy den steilen Weg hinauf. Es war sehr einsam hier. Und dunkel …
Ein mulmiges Gefühl beschlich Svenja. Wenn Hannes hier anhielt und über sie herfiele, würde das kein Mensch mitkriegen …
Nein, das würde er nicht tun. Und wenn doch? So weit konnte sein Appartement doch nicht entfernt sein! Sie waren vor über dreißig Minuten von der Autobahn abgebogen, und irgendwelche Hinweisschilder zu einer Pension in den Bergen konnte sie auch nicht sehen.
Die Straße wurde immer schlechter. Svenja suchte nach Lichtern an der Bergseite, nach Leuchtreklamen von Hotels oder dergleichen. Aber es gab nichts.
Sie sah zu Hannes. »Ist es noch weit?«
»Wir sind gleich da, ein paar Minuten noch.« Ruhige Stimme, er konzentrierte sich aufs Fahren.
Gleich da! Wo? Da, wo er über sie herfallen wollte? Sie würde sich wehren!
Svenja, du spinnst! Der tut dir nichts!, beruhigte sie sich innerlich. Und wenn doch?
Er war stärker als sie. Wahrscheinlich wollte er erst Sex, bevor er sie umbrachte. Ja, das war ihre Chance! Sie würde sich zum Schein auf Sex mit ihm einlassen.
»Hab ich doch gewusst, dass du mich ficken willst«, würde sie sagen, ihn anlachen, ihn anfassen. Sie würde sich ausziehen, ihn mit ihren Brüsten ablenken. Sie würde ihn bitten, seinen Schwanz lutschen zu dürfen. Und dann würde sie ihn abbeißen und gleichzeitig so fest an seinen Eiern reißen wie sie konnte! Ja, so würde sie es machen. Sie hätte dann Zeit genug, mit dem Auto zu flüchten.
Wieder blickte sie ihn von der Seite an. Er starrte in die Dunkelheit, auf den Lichtkegel, den die Scheinwerfer auf den Schotter der Straße warfen.
Ich in vorbereitet! Wag es nicht, mich anzufassen!, sagte sie sich und ballte innerlich die Fäuste. Nicht zu früh eingreifen! Angespannt wartete sie auf den Moment, in dem er von der Straße in den Busch fahren würde.
Sie durchquerten einen kleinen Wald. Gleich. Gleich würde es losgehen!
Hinter einer Kurve tauchte eine Laterne die inzwischen asphaltierte Straße in ein mattes Licht, rechts wieder weiter Blick ins Tal, links eine Natursteinmauer, auf der das beleuchtete Emblem der Anlage stand: »Spíti Danae«
»So, da wären wir«, sagte Hannes lächelnd.
Svenja fiel ein Stein vom Herzen und sie schämte sich wegen ihres Misstrauens.
Die beiden stiegen aus, wobei Hannes sein Gepäck im Auto ließ, Svenja ihre Reisetasche aber lieber mitnahm.
Die Treppe, der sie nun folgten, führte sie in einen kleinen Innenhof. Eine Tür öffnete sich und ein Mann im Alter von Hannes trat heraus. Freundschaftlich begrüßten sich die beiden und umarmten sich.
»Ach, Hannes«, lachte der andere Mann und kam auf Svenja zu, »du hast gleich deine Muse mitgebracht!«
»Svenja, das ist Alex«, machte Hannes die beiden miteinander bekannt.
Alex umarmte sie genauso herzlich wie Hannes eben zuvor. »Die Muse Svenja, die Göttin der Künste«, sagte er und strahlte sie an. »Dein Name verrät mir, dass du die Göttin der nordischen Künste bist.«
Svenja, die seine herzliche Begrüßung erwidert hatte, wollte da was richtigstellen, aber Alex nahm die beiden rechts und links in den Arm und führte sie ins Innere der Anlage. Es war einfach wunderbar hier! Dezentes Licht beleuchtete das Ensemble an geschickt wieder hergerichteten Bauten dieser alten Domäne, Blumen überall und sogar ein Swimmingpool.
Eine der Türen öffnete er und sagte: »Voilá, euer Domizil! Tretet ein und habt viel Spaß miteinander.« Dann verabschiedete Alex sich.
Hannes führte Svenja herum. Unten war die Küche, rechts daneben ein Wohnbereich mit Fernseher und modernster Technik. Dahinter, durch einen Paravent abtrennbar, der untere Schlafraum, ihr Domizil. Auch hier war ein Eingang, der auf eine kleine Terrasse führte. Neben der Küche führte eine Treppe nach oben, hier war das Bad, noch ein paar Stufen weiter, der andere Wohnbereich, auch mit einer Terrasse versehen. Überall nobles Inventar und geschickt im historischen Stil dekoriertes Ambiente. Fantastisch!
Hannes holte sein Gepäck rein, Svenja machte es sich bequem. Als er fertig war, klopfte er brav an die Wand, bevor er ihren Bereich betrat, und fragte: »Hast du Lust, mit mir zu Abend zu essen?«
»Klar. Ist denn was da?«
»Unten hat Alex einen kleinen Laden eingerichtet. Hier gibt es ja kein Geschäft im Dorf. Was man von Alex’ mitnimmt, schreibt man auf und bezahlt bei Abreise.«
»Na, das nenn ich Vertrauen! Bringst du mir was mit?«
»Komm doch mit runter, wir suchen uns zusammen etwas aus.«
Kapitel 3
Mit Brot, Käse, Wurst und zwei Flaschen Rotwein kamen beide ins Zimmer zurück.
»Alle Lebensmittel sind von der Insel«, betonte Hannes. »Alex meint, dass die kretischen Produkte die Besten seien. Ich lad dich ein auf meine Terrasse, da hat man einen wunderbaren Blick ins Land.«
Svenja verstand, warum Hannes sich hier eingemietet hatte. Sie musste sich das Domizil merken, falls sie sich noch mal mit Maria hier treffen würde.
»Das ist also die Dachterrasse, die du so liebst … Ich muss zugeben, es ist wunderbar hier.«
»Nein, nein, die Dachterrasse ist hier drüber, hinten führt eine schmale Treppe hinauf. Ich zeig’s dir morgen.«
»Und warum ist die so wichtig für dich?«
»Da kann ich gut zeichnen. Ich zeichne gern.«
»Du malst Bilder? Ein Künstler also. Deswegen hat Alex mich auch als deine Muse bezeichnet, nicht wahr?«
»Wahrscheinlich. Aber ich zeichne keine Menschen. Nur Landschaften und Pflanzen, hauptsächlich Tiere.«
»Aber da oben gibt es doch gar keine Tiere«, sagte sie grinsend.
Hannes lachte. »Für ein Bild mache ich erst eine Skizze und halte darin die wesentlichen Merkmale fest. Ein Pferd, zum Beispiel, hält ja nicht stundenlang still, bis ich fertig gezeichnet habe. Wenn ich dann Zeit und Muße habe, vervollständige ich das Bild in aller Ruhe.«
»Ist das komische Paket da hinten deine Staffelei?«
Er nickte. »Ganz recht.«
»Sind da Skizzen drin, die du auf dem Dach noch fertigstellen willst?«
»So ist es.«
Sie lachten sich an.
»Tiere zeichnen …«, sinnierte Svenja. »Wie kommt man darauf?«
»Ich habe eine Professur an der Zoologie in Frankfurt. Zu zeichnen angefangen habe ich, um die typischen Merkmale einer Art oder Rasse besser hervorzuheben. Auf Fotografien kommt das nicht immer ausreichend zur Geltung.«
»Aha«, sagte Svenja und dachte: Ein Professor, soso. Danach sah er nun eigentlich nicht aus.
»Auf Kreta gibt es eine Ziegenart, die nur hier vorkommt. Durch die Insellage hat sie sich anders entwickelt als ihre Artgenossen. Deswegen bin ich auch hier. Oben im Gebirge ist ein Tal, in dem diese fast ausgerottete Art noch lebt.«
»Deswegen hast du dir auch einen Geländewagen gemietet?«
»Genau. Ich will morgen da hin. Wenn du willst, kannst du ja mitkommen.«
Svenja lachte. Warum eigentlich nicht, dann würde sie wenigstens von ihrem Dilemma abgelenkt werden und auch noch andere Bereiche der Insel kennenlernen.
»Und dich hat der Urlaub hierher getrieben?«, fragte er.
Sie schwieg einen Moment, dann antwortete sie: »Tja, könnte man so nennen.« Und auf seinen fragenden Blick hin fuhr sie fort: »Ich habe mich mit meiner Freundin hier getroffen. Wir kennen uns schon von der Schule her.«
»Und wo ist deine Freundin jetzt?«
»Ihr Flieger wurde noch abgefertigt. Sie ist jetzt wieder in Kairo.«
»Aha.«
»Wir … Wir sind ein Liebespaar. Ich bin lesbisch, musst du wissen.« Kurz sah sie zu ihm auf, eine Reaktion erwartend, aber Hannes sah sie nur interessiert an. Also fuhr sie fort: »Das sind wir schon seit Schulzeiten. Damals hatten wir den ersten Sex miteinander und sie ist bis heute meine einzige große Liebe. Unsere Wege haben sich getrennt, aber zweimal im Jahr treffen wir uns irgendwo am Mittelmeer.« Wehmut lag in ihrer Stimme.
Einen Moment schwiegen sie.
»Und warum zieht ihr nicht zusammen?«, fragte Hannes.
»Maria ist in Kairo verheiratet. Mit einem reichen Mann. Er darf von unserer Liebe nichts wissen.«
»Und du, Svenja? Hast du in Deutschland auch eine Freundin?«
Sie zuckte mit einer Schulter. »Ab und zu mal. Nichts Festes. Das kann ich nicht.«
»Wegen Maria?«
»Vielleicht. Weiß nicht.«
Die Stimmung war plötzlich sehr vertraut. Lange schwiegen sie und genossen den wunderbaren Blick.
Nachdem sie die zweite Flasche Rotwein zur Hälfte geleert hatten, verabschiedeten sie sich mit einer angedeuteten Umarmung und jeder ging in sein Bett.
Svenja war froh, dass Hannes so ein lieber Mann war und dass, trotz ihrer Befürchtungen, nichts passiert war. Beruhigt schlief sie ein.
Kapitel 4
Nach einem ausgiebigen gemeinsamen Frühstück brachen Svenja und Hannes auf. Die Sonne brannte unerbittlich vom wolkenlosen Himmel, aber im Gebirge war es doch angenehm kühl. Sonnenschutz wäre wichtig, hatte Hannes sie ermahnt. Der holprige Weg, mehr war das nicht, führte sie über den Bergrücken in ein enges saftig begrüntes Tal. Hier wehte kein Lüftchen, die Hitze ließ die Luft flimmern.
Hannes sah aus wie auf einer Safari: Khaki-Hemd, kurze Hose, Sonnenhut. Svenja hatte lächeln müssen, als er so zum Frühstück erschienen war. Aber es stand ihm. Er war überhaupt ein attraktiver Kerl, die Frauen liefen dem Herrn Professor bestimmt nach. Sie selbst hatte sich mit hellen Shorts und T-Shirt bekleidet, Sport-BH drunter und Jacke drüber.
Am Ziel, in dem Tal, schwitzen sie. Die Jacke hatte Svenja längst auf den Rücksitz geworfen. Hannes hatte genug zu trinken mitgenommen. An einem ruinenhaften Mauerwerk parkte er den Landy.
»Das war mal ein Kloster«, erklärte er. »Die Nonnen haben in dieser Einsamkeit den lieben Gott gesucht … äh … Bist du gläubig?« Offensichtlich wollte er in dem Fall nicht ihre Gefühle verletzen.
»Nein«, kam es prompt und bestimmt, »kein Stück!«
Kurz sah er sie wegen dieser heftigen Reaktion an. Dann zeigte er nach vorn. »Wir gehen an der Mauer entlang. Da hinten stehen noch mehr Reste des Klosters, auch die ehemalige Kapelle. Das ist unser Ziel.«
Er ging voran, eine kleinere Staffelei unterm Arm und eine Tasche voll mit Wasserflaschen in der Hand. Svenja trottete still hinterher.
Nur das Schiff der Kapelle stand noch, drum herum war ein ebenes Stück Grün, bewachsen mit lockerem Buschwerk. Hannes trat ein. Hinter einem der leeren Fensterhöhlen baute er seine Staffelei auf und setzte sich auf einen Felsen davor. Er musste hier schon mal gewesen sein, so zielsicher wie er sich verhielt. Svenja deutete er an, sich neben ihn zu setzen. »Jetzt müssen wir ganz still sein«, sagte er.
Sie schaute hinaus, betrachtete die Fläche draußen und roch seinen frischen Schweiß. Er ihren bestimmt auch. Ihr Hemdchen klebte an der Haut. Irgendwie war ihr unheimlich, nicht vor ihm. Wenn er was von ihr gewollt hätte, hätte er schon bessere Gelegenheiten gehabt – gestern Nacht zum Beispiel. Nein, es war die Umgebung, das Kloster … Und sah sie da nicht Grabsteine zwischen dem Grün?
»Ist das da ein Friedhof?«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
»Die haben ihre Toten immer um die Kirche herum begraben«, flüsterte er zurück. »Stört es dich?«
»Ist unheimlich.«
Ein merkwürdiges, Svenja unbekanntes Gefühl beschlich sie. Einerseits die nahen Toten, die sie erschaudern ließen, andererseits so dicht neben diesem Mann, der leicht bekleidet und verschwitzt war. Es war eine intime, ja fast erotisch Stimmung.
Hannes griff zum Stift.
Ein Knacken im Gehölz ließ Svenja aufschrecken. Vorsichtig schoben sich zwei Ziegen auf ein freies Stück und begannen zu grasen. Hannes grinste ihr zu und Svenja stieß einen erleichterten Seufzer aus. Weitere Ziegen folgten. Acht Tiere waren es.
Hannes zeichnete mit weichem Stift, zügig brachte er Striche und Schattierungen auf das Blatt Papier. Svenja war beeindruckt, wie exakt er die wesentlichen Merkmale der Tiere festhielt. Dann ein neues Blatt, noch ein Tier. Mehrere. Noch ein Blatt.
Weitere Ziegen traten auf die lichte Fläche.
Hannes zeichnete und zeichnete, was das Zeug hielt. Dann suchten die Tiere wieder den Schatten auf. Sie knabberten Blätter von den Büschen und allmählich verschwanden sie wieder im schützenden Gebüsch.
Hannes strahlte sie zufrieden an, zeigte ihr stolz seine Werke und sie nickte anerkennend. Erst jetzt wurde ihr wieder bewusst, in welcher Anspannung sie war.
Hannes reichte ihr Wasser und sie trank eine ganze Flasche leer. Er auch.
In dem alten Gemäuer war es noch schattig und einigermaßen erträglich gewesen, draußen schlug die Hitze unerbittlich zu. Das Wasser schwitzten sie umgehend wieder aus. Hannes zog sein Hemd aus, Svenja wartete und überlegte einen Moment. Konnte sie es wagen, ohne ihn zu animieren? Was sollte es, sie trug ja einen Sport-BH. Also, raus aus dem Shirt. Verstohlen betrachtete sie seinen Oberkörper: muskulös, ein wenig gebräunt. Wenn sie auf Männer stände, wer weiß …
Sie glaubte, auch seine Blicke zu spüren. Sie hatte nichts zu verbergen, fand sich wohlgeformt. Ihr Bauch war fast flach, ihre Brüste nicht zu groß und nicht zu klein, alles in allem war sie wohl proportioniert. Aber diese Gedanken beschäftigten sie nur kurz. Denn Hannes ging wieder voran. Ein plötzlicher Schauer der Angst ließ sie zurückschauen. Sie versuchte, das Gestrüpp zu durchdringen. Svenja, da ist niemand, versuchte sie sich zu beruhigen.
Endlich waren sie beim Auto. Hannes verstaute umständlich seine Staffelei, stieg dann in aller Ruhe ein, startete und fuhr über den holprigen Weg zurück. Noch einmal schaute sie sich um: Kein Mensch da! Aber erleichtert war sie erst, als sie auf die schmale Asphaltstraße einbogen.
Kapitel 5
Abends gab es wieder ein nettes Beisammensein auf Hannes’ Terrasse. Beide genossen den guten Wein und das leckere Essen. Dann ins Bett.
Svenja hatte unruhige Träume. Sie wälzte sich hin und her, wachte immer wieder Schweiß gebadet auf. Erinnerungen kamen in ihr hoch. Oder waren es nur schlimme Fantasien? Nonnen in langen schwarzen Kutten lachten satanisch, standen um sie herum, während sie sich nackt auf dem Boden wälzte. Peitschenhiebe schlugen auf ihre Haut, kichernde junge Frauen in grauen Gewändern … Sie wollte fliehen, wurde gepackt, klatschende Schläge auf ihren nackten Hintern, es schmerzte, sie hörte sich schreien, höhnisches Gelächter der Umstehenden, wieder Flucht. Nein, sie war festgebunden, an den Füßen. Dicke Stricke, die auseinandergezogen wurden. Schamlos starrten Umstehende zwischen ihre Schenkel, schlugen mit der Peitsche auf ihre Schamlippen, fester, sie schrie, Schmerz, was für ein fürchterlicher Schmerz. Die Lederriemen schnitten tief in ihr Fleisch, tiefer, immer tiefer, geifernde Gesichter in Anbetracht ihrer Pein, sie würden ihren Unterleib aufreißen, spalten … nein!
»Neeeeiiin!!!«
Starke Hände hoben sie vom Boden, ihre Fesseln lösten sich, die Stricke fielen herab, sanftes Schaukeln, weich wurde sie gebettet in wohligem Flaum, sie fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Kapitel 6