Liebe im Wolfspelz - Vanessa Carduie - E-Book

Liebe im Wolfspelz E-Book

Vanessa Carduie

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Beschreibung

So hatte sie sich ihren Urlaub wirklich nicht vorgestellt. Statt sich vom Beziehungsstress zu erholen, wird die junge Werwölfin Sophie bei einem Ausflug angeschossen. Ihr Retter René traut seinen Augen kaum, als anstelle des verletzen Wolfes plötzlich eine junge Frau vor ihm liegt. Unfreiwillig kommen sie einander näher. Doch Ärger lässt nicht lange auf sich warten, denn Menschen dürfen nicht wissen, dass es übernatürliche Wesen gibt. Bevor René sich versieht, wird er mit den dunklen Geheimnissen und Abgründen der Schattenwelt konfrontiert, die ihn das Leben kosten könnten. Hat ihre Liebe eine Chance oder werden sie die Unterschiede für immer entzweien? Ein Muss für die Fans der Schattenseiten-Trilogie.

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Inhaltsverzeichnis

Missglückter Ausflug (Sophie)

Eine Begegnung (René)

Erwachen (Sophie)

Verblüffende Wandlung (René)

Eine unwillige Patientin (Sophie)

Verwirrung (René)

Kleine Schritte (Sophie)

Wolfröschen (René)

Hunger (Sophie)

Status Quo (René)

Zwickmühle (Sophie)

Entzückende Aussichten (René)

Plitsch, Platsch (Sophie)

Grenzerfahrungen (René)

Wahrheiten (Sophie)

Vorsichtige Annäherung (René)

Nerds (Sophie)

Süße Träume (Sophie)

Erwachen (René)

Verbotene Früchte (Sophie)

Bittersüß (René)

Eine folgenschwere Entscheidung (Sophie)

Peinlichkeiten und Zwickmühlen (René)

Unheimliche Begegnungen (Sophie)

Vorboten (René)

Rosenduft (Sophie)

Mondscheinwalzer (René)

Abschied (Sophie)

Ein letzter Kuss (René)

Ein hitziges Wiedersehen (Sophie)

Der böse Wolf (René)

Geheimnisse (René)

Veränderungen (Sophie)

WTF (Sophie)

Unerfüllte Sehnsüchte (Sophie)

Optische Täuschung? (René)

Die Offenbarung (Sophie)

Ein Traum? (René)

Komplikationen (Sophie)

Ein Hauch von Normalität (Sophie)

Neue Wege (Sophie)

Ein überraschender Gast (René)

Turteltauben (Sophie)

Heikle Gespräche (Sophie)

Werpire (Sophie)

Der Rabe (René)

Ein ungewöhnliches Familientreffen (René)

Des Pudels Kern (René)

Schattenwelt für Anfänger (René)

Blutige Fakten (René)

Familienprobleme (Sophie)

Albtraum (René)

Die Ruhe nach dem Sturm (Sophie)

54. Besuch aus der Vergangenheit (Bianca)

Anfang und Ende (René)

Danksagung

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DAS BUCH

So hatte sie sich ihren Urlaub wirklich nicht vorgestellt. Statt sich vom Beziehungsstress zu erholen, wird die junge Werwölfin Sophie bei einem Ausflug angeschossen. Ihr Retter René traut seinen Augen kaum, als anstelle des verletzen Wolfes plötzlich eine junge Frau vor ihm liegt.

Unfreiwillig kommen sie einander näher. Doch Ärger lässt nicht lange auf sich warten, denn Menschen dürfen nicht wissen, dass es übernatürliche Wesen gibt.

Bevor René sich versieht, wird er mit den dunklen Geheimnissen und Abgründen der Schattenwelt konfrontiert, die ihn das Leben kosten könnten. Hat ihre Liebe eine Chance, oder werden sie die Unterschiede für immer entzweien?

Ein Muss für die Fans der Schattenseiten-Trilogie.

DIE AUTORIN

Vanessa Carduie erblickte an einem grauen Herbstmorgen 1988 in Dresden das Licht der Welt. Geschichten faszinierten sie von klein auf, und bald folgten die ersten eigenen Erzählungen. Sie hat Biologie studiert und widmet sich seit einigen Jahren aktiv ihrer Schreibleidenschaft. Ihre Geschichten sind eine Mischung aus Liebesroman, Krimi und Fantasy, je nachdem, an welchem Projekt sie gerade arbeitet. Mit ihren Büchern möchte sie ihre Leserinnen und Leser zum Lachen, Weinen und manchmal auch zum Nachdenken bringen. Dafür beschreitet sie auch gern ungewöhnliche Wege.

 

http://www.vanessa-carduie.com/

https://www.facebook.com/VanessaCarduieAutorin

Liebe im Wolfspelz

Eine Schattenseiten-Geschichte

Vanessa Carduie

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Text Copyright © 2020 Vanessa Carduie

Dieses Buch unterliegt dem deutschen Urheberrecht. Das Vervielfältigen oder Veröffentlichen dieses Buches oder Teilen davon, ohne Zustimmung der Autorin, ist untersagt.

Coverdesign: Yvonne Less - art4artists.au

Korrektorat: Sandra Grüter

Lektorat: Jeanette Lagall - lektorat-lagall.de

1. Auflage (01.10.2020)

Vanessa Carduie

Bärwalder Str. 3 01127 Dresden

Missglückter Ausflug (Sophie)

Es ist eine lauschige Sommernacht. Der Vollmond steht hoch am Himmel und wirft sein silbriges Licht auf die Heide. Bis vor wenigen Minuten genoss ich diesen Anblick und die Weite der nur leicht bewaldeten Landschaft, nun jedoch renne ich um mein Leben. Meine Pfoten graben sich in den weichen, sandigen Boden, während ich mich durch die wenigen Bäume und Gestrüpp kämpfe, um so viel Deckung wie möglich zu haben. Meine linke Flanke brennt. Blut sickert aus der Wunde und färbt mein helles Fell rot.

So hatte ich mir meinen kleinen Ausflug nicht vorgestellt. Wer hätte ahnen können, dass ich ausgerechnet an so einem abgeschiedenen Ort auf einen Haufen schießwütiger Jugendlicher treffe? Das stand definitiv nicht im Reiseführer. Mich wurmt es, dass ich diese Mistkerle nicht gewittert habe, sonst hätte ich einen großen Bogen um sie gemacht. Nicht ohne Grund sind wir Werwölfe normalerweise im Rudel unterwegs. Nun ist es zu spät. Wüste Beschimpfungen und knackende Äste kündigen meine Verfolger an. Sie sind zum Glück ein Stück entfernt, aber ich spüre, wie sehr mich der Blutverlust schwächt. Als ich ein Motorenbrummen hinter mir höre, fluche ich in Gedanken. Offenbar sind sie mit fahrbaren Untersätzen unterwegs, die sie für eine Hetzjagd brauchen und irgendwo in der Nähe ihres Schießstandes versteckt hatten. Für einen kurzen Moment hatte ich gehofft, dass ich sie abhängen kann, aber mit einem Quad oder Motorrad können sie mich locker einholen. Ich beiße die Zähne zusammen und beschleunige das Tempo. Irgendwann müssen sie doch aufgeben, denke ich verzweifelt. So schnell wie möglich hetze ich durch das Gelände, in der Hoffnung, die Straße zu erreichen und so meine Spuren zu verwischen. Wenn ich der asphaltierten Strecke ein Stück folge, hinterlasse ich keine Spuren, könnte in einer Kurve in das angrenzende Waldstück abbiegen und in die entgegengesetzte Richtung laufen, bevor meine Häscher mich erwischen. Zwar bin ich vor einer Stunde noch freudig von meinem kleinen Ferienhäuschen losgelaufen, doch das liegt mittlerweile zu weit entfernt, um darin Schutz zu suchen. In diesem Moment hasse ich es, dass ich meine menschliche Gestalt zu Vollmond nicht nach Belieben annehmen kann. Auf eine nackte Frau würden sie wahrscheinlich nicht aus Spaß schießen. Nur würde mich das vor neue Probleme stellen, denn ich traue den Idioten auch andere Schandtaten zu und kann mir leider keine Kleider herzaubern. Als ich Scheinwerferlicht durch die spärliche Bewaldung sehen kann, atme ich erleichtert auf. Bald habe ich es geschafft, die Straße ist nicht mehr weit. Ich bete, dass mein Plan aufgeht. Lange halte ich das Tempo nicht mehr durch, und meine Wunde muss dringend versorgt werden. So schnell heile ich dann doch nicht.

Als meine Pfoten den warmen Asphalt berühren, spüre ich neben dem Schmerz auch Erleichterung. Diese verfliegt jedoch augenblicklich, als meine Beine unter mir nachgeben und ich mit voller Wucht auf die Straße krache. Die Scheinwerfer, über die ich mich aus der Ferne noch gefreut habe, rasen auf mich zu. Verzweifelt versuche ich, wieder auf die Pfoten zu kommen, doch mein Körper will mir nicht gehorchen. Meine zittrigen Glieder bewegen sich keinen Zentimeter. Verdammt! Ich will noch nicht sterben! Mein ängstliches Heulen schallt durch die Nacht, dann schließe ich die Augen und versinke in der Schwärze der drohenden Ohnmacht. Immerhin bekomme ich nicht mit, wie ich überfahren werde …

Gelächter und Reifenquietschen dringen wie aus weiter Ferne an meine Ohren, dann nichts mehr.

Eine Begegnung (René)

Ein herzzerreißendes Heulen lässt mich zusammenzucken. Als ich den Wolf wenige Meter vor mir auf der Straße liegen sehe, steige ich in die Eisen und mache eine Vollbremsung. Die Reifen quietschen gequält, und das Auto bockt widerwillig. Schließlich komme ich zum Stehen. Sofort reiße ich die Tür auf und stürze nach draußen. Ich traue meinen Augen kaum, als ich den riesigen, ungewöhnlich hellen Wolf entdecke. Nur wenige Zentimeter liegen zwischen dem mächtigen Körper und den Autoreifen. Mit klopfendem Herzen und schwitzenden Händen schleiche ich näher zu diesem faszinierenden Geschöpf. Jeder weiß, dass verletzte Tiere gefährlich werden können. Es rührt sich nicht, aber das kann sich von einer Sekunde zur anderen ändern. Erschrocken keuche ich, als ich die dunkelrote Lache entdecke, die sich unter dem Wolf gebildet hat. Offenbar ist er schwer verletzt. Was soll ich nur tun? Wenn ich ihn hier liegen lasse, wäre das sein sicherer Tod. Klar, ich könnte die Polizei rufen, aber die würde das Tier wahrscheinlich erschießen. Hämisches Johlen dringt an mein Ohr.

„Haben wir das Vieh erwischt?“

„Hast du das Quietschen nicht gehört?“

„Scheint, als wäre es überfahren worden.“

„Shit. Dann holen sie bestimmt die Polizei oder diese bescheuerten Umweltfuzzies, die uns diese verdammten Wölfe eingeschleppt haben.“

Wut steigt in mir auf, als ich die Gruppe Halbstarker erblicke, die sich gerade auf Quads durch das Gestrüpp kämpft und ganz offensichtlich schuld an der Verletzung dieses wunderschönen Tieres ist. Was für Arschlöcher! Wenn die den Wolf in die Finger bekommen, quälen sie ihn bestimmt zu Tode. Ich renne zum Auto und reiße den Kofferraum auf. Dort krame ich nach einer Decke und kehre damit zu dem Wolf zurück. Kurz entschlossen greife ich unter den mächtigen Körper. Unter Ächzen hieve ich das Tier auf die Decke und wickle es darin ein. Dabei komme ich nicht umhin, die seidige Struktur des hellen Fells zu bewundern. Doch schnell reiße ich mich zusammen. Ich habe keine Zeit für solche abwegigen Gedanken, wenn ich das Tier retten will. Das Bündel trage ich zum Auto und lege es vorsichtig ab. Dabei rutscht der Stoff ein Stück herunter, und erschrocken blicke ich in goldene Augen, die mir seltsam menschlich vorkommen. Sich nähernde Motorengeräusche lösen mich aus meiner Starre. Das hast du dir sicherlich nur eingebildet. Ich knalle den Kofferraum zu und schwinge mich hinters Lenkrad. Dann gebe ich Gas und sehe im Rückspiegel, wie vier dunkle Gestalten auf Quads auf die Straße rasen und die Fäuste schütteln.

„Was sind das für Irre, die aus Spaß auf Wildtiere schießen und sie quer durch die Heide jagen?“. Ich bedaure es sehr, dass ich ihnen die Polizei nicht auf den Hals hetzen kann. Aber wenn der Wolf eine Überlebenschance haben soll, muss ich ihn schnell in Sicherheit bringen und versorgen. „So ein schönes Tier …“Ich hoffe, dass ich es retten kann und nicht von ihm angefallen werde.

Tatsächlich ist diese Aktion ziemlich lebensmüde. Aber was hätte ich sonst tun sollen? Obwohl ich kein Tierarzt bin, hoffe ich, dem Tier trotzdem helfen zu können. Vielleicht sind meine merkwürdigen Kräfte wenigstens einmal zu etwas gut. Seit ich denken kann, habe ich eine besondere Verbindung zu Getier aller Art. Ein Schlüsselereignis geschah in meiner Kindheit, als ich im Zoo plötzlich vor dem Tigergehege stand und in meinem Kopf hören konnte, wie der Kater gelangweilt Tauben zählte. Natürlich glaubte mir niemand. Nur der Tiger bemerkte, dass ich ihn offenbar verstanden hatte. Viele Jahre besuchte ich ihn und führte heimliche Gespräche, bis er schließlich starb. Das war ein schwarzer Tag in meinem Leben, weil ich Micha lieb gewonnen hatte. Tatsächlich schnappte ich auch von anderen Tieren Gedanken auf, aber nur bei meinem schwarzen Kater Kasimir, der mir einige Jahre später zulief, entstand wieder so eine tiefe Freundschaft daraus wie bei ‚meinem‘ Tiger.

Ursprünglich wollte ich Tierarzt werden, aber dieser Traum zerschellte schnell an der harten Realität. Es gehört schließlich mehr dazu, als sich nur mit einem Tier zu unterhalten, und ich bin einfach nicht dafür gemacht, Tiere aufzuschneiden oder einzuschläfern. Je älter ich wurde, desto mehr verdrängte ich daher diese ‚nutzlose‘ Fähigkeit. Heute habe ich einen für viele Leute langweiligen Bürojob als Modellierer in der IT-Branche, der allerdings gut bezahlt wird. Tatsächlich bereitet es mir Freude, mich mit diversen Modellen und Statistiken auseinanderzusetzen. Außerdem hatte ich schon immer ein gutes Händchen für Zahlen und finde die meisten Menschen auf Dauer anstrengend. Ganz im Gegensatz zu Tieren, weshalb ich gern in der Natur bin. Durch meinen gutbezahlten Beruf konnte ich mir vor einigen Jahren ein ruhig gelegenes Ferienhäuschen an der Grenze zur Lüneburger Heide zulegen, in dem ich so viel Zeit wie möglich verbringe. Ich genieße die Ruhe und Einsamkeit hier, die nur sehr selten von Menschen gestört wird. Dafür freue ich mich immer sehr über meine tierischen Besucher.

Als ich zehn Minuten später vor dem kleinen, von Bäumen gesäumten Häuschen parke, steigt meine Aufregung. Wölfe fallen in der Regel keine Menschen an. Das sind dumme, alte Märchen, die einzig dazu da waren, Kinder zu erschrecken, und eine Legitimierung für den Abschuss der Tiere bildeten. Wenn ich jedoch einen verletzten Wolf in mein Haus lasse, sieht es anders aus. Er kann mir dort schließlich nicht ausweichen. Irgendwie muss ich mich doch schützen können, ohne das arme Ding einzusperren. Mein Gesicht hellt sich auf, als mir die alte Hundeleine und das dicke Lederhalsband einfallen, die noch von den Vorbesitzern stammen. Immerhin etwas. Auch wenn die mich wohl nicht retten werden, falls der Wolf mich doch fressen will. Schnell steige ich aus, eile ins Haus und suche alles zusammen, was ich benötige. Im Licht der Küchenlampe fällt mir das erste Mal auf, dass meine linke Hand deutliche Blutspuren aufweist. In der Aufregung war mir das entfallen. Hoffentlich ist der Wolf noch nicht gestorben und kann gerettet werden.

Bang kehre ich zum Auto zurück und hieve meine Fracht ins Haus. Erleichtert stelle ich fest, dass der Wolf noch atmet und die Decke noch nicht vollkommen blutdurchtränkt ist. Behutsam lege ich ihn auf dem Küchentisch ab und öffne dann vorsichtig den dicken Stoff. Die Augen des Tiers sind geschlossen, trotzdem komme ich nicht umhin, die Schönheit dieses Wesens zu bewundern. Noch nie war ich einem wilden Tier so nah. Auch wirkt dieser Wolf anders als die aus den Tierparks und Fernsehdokumentationen. Sein Fell schimmert im Licht fast golden, und ihm fehlt die typische dunkle Zeichnung seiner europäischen Artgenossen. Mit zitternden Händen befestige ich das Halsband dort, wo es hingehört, und knote das andere Ende der Leine am Tischbein fest. Ein Vorteil von Echtholzmöbeln ist, dass sie verdammt schwer sind, und dieses Exemplar stammt noch von den Vorbesitzern, die es offenbar größer mochten. Normalerweise ist das lästig, nur diesmal nicht. So habe ich immerhin genug Platz, um den Wolf zu versorgen, und selbst ein panisches Tier sollte das Teil nicht einfach verrücken können. Dann mache ich mich auf die Suche nach der Verletzung. Vorsichtig drehe ich den Wolf auf die andere Seite und stelle fest, dass es sich um eine Wölfin handelt.

„Hoffentlich bist du nicht trächtig oder hast Welpen, die du versorgen musst“, murmle ich. Ehrfürchtig streichle ich über das unglaublich weiche Fell. Umso mehr erschreckt es mich, als ich die blutende Wunde an der linken Flanke des Tieres entdecke. Geronnenes Blut verklebt die dichten Haare und verhindert, dass ich die Ursache erkennen kann. Mit einem feuchten Lappen reinige ich die Stelle und schneide vorsichtig mit einer kleinen Schere die Haare rings um die Verletzung ab.

„Was zur Hölle! Haben diese Idioten etwa auf dich geschossen?“, fluche ich entsetzt. Ich bin kein Experte, aber das erkenne selbst ich. Sanft taste ich das Gewebe rings um die Wunde ab. Tatsächlich kann ich etwas Hartes erspüren, das definitiv nicht dorthin gehört. „Wie bekomme ich das Ding nur aus dir raus, ohne noch mehr Schaden anzurichten?“

Ratlos blicke ich auf die Wunde, da kommt mir plötzlich eine Idee. Ich laufe zur kleinen Abstellkammer, in der ich mein Werkzeug aufbewahre. Dort befindet sich auch eine lange, schmale Zange, die mir vielleicht helfen könnte. Das Ding ist nagelneu, trotzdem befeuchte ich es ausgiebig mit Desinfektionsmittel und wasche mir gründlich die Hände. In diesem Moment bin ich dankbar für das Praktikum beim Tierarzt, auch wenn es mir damals gezeigt hat, dass ich für diesen Beruf nicht geeignet bin. Einige hilfreiche Sachen habe ich immerhin gelernt. Schweiß bildet sich auf meiner Stirn, als ich die Wunde behutsam auseinanderziehe und nach dem Übeltäter suche. Ich will der Wölfin keine neuen Schmerzen zufügen, doch ich habe nichts, womit ich das Tier zusätzlich betäuben könnte. Glücklicherweise scheint sie davon nichts mitzubekommen, denn sie zuckt nur kurz, als ich mit der länglichen Zange in der Wunde herumstochere. Ich empfange auch keine Gedankenfetzen, die anzeigen würden, dass sie ins Bewusstsein zurückkehrt. Nach ein paar Fehlschlägen bekomme ich die Kugel endlich zu fassen.

„Hab ich dich!“ Triumphierend halte ich das Projektil in die Höhe. Frisches Blut sickert aus der Verletzung und holt mich schnell auf den Boden der Tatsachen zurück.

„Verdammt! Ich muss wohl nähen, sonst verblutet sie mir auf dem Tisch.“

Hektisch laufe ich ins Schlafzimmer und suche nach dem Reisenähset, das ich bis dato als vollkommen überflüssig angesehen habe. Ich desinfiziere alles, so gut es geht, und mache mit zitternden Händen ein paar Stiche. Mich schüttelt es dabei. Es ist ein sehr befremdliches Gefühl, mit einer Nähnadel durch Haut und Gewebe zu stechen.

„Schön ist es nicht, aber es wird hoffentlich ausreichen“, brumme ich und reinige Wunde, Hände und Werkzeuge. Dann bedecke ich die Stelle mit einer Kompresse und klebe sie so gut es mir möglich ist auf die Verletzung. Schließlich befestige ich alles mit einer Mullbinde.

„Puh!“ Mit dem Arm wische ich mir über die Stirn und betrachte mein Werk. „Für einen Amateur nicht schlecht. Hoffen wir mal, dass das arme Tier meinen Rettungsversuch überlebt und meine Mühe zu schätzen weiß.“

Ich wickle die Decke wieder um den großen Leib und platziere die Wölfin unter dem Tisch. Dann stelle ich ihr noch eine Schüssel mit Wasser hin, bevor ich das Licht ausschalte und mich geschafft ins Bad schleppe. Dort wasche ich mich gründlich und betrachte mein noch immer leicht gerötetes Gesicht. Aus dem Spiegel blickt mir ein müder, etwas zu schmaler Typ mit grünen Augen entgegen, dessen schwarze Haare ein bisschen zerrupft wirken. Offenbar hat mich diese Aktion ganz schön mitgenommen. So viel Action bin ich Einzelgänger wirklich nicht gewöhnt.

„Hoffentlich geht das gut“, murmle ich, bevor ich todmüde in mein Bett falle.

Erwachen (Sophie)

Licht und Schmerzen wecken mich. Ich fühle mich, als wäre ich überfahren worden. Vielleicht bin ich das ja auch, denn meine letzte Erinnerung ist ein Auto, das auf mich zurast. So gut wie jeder Knochen in meinem Körper tut weh. Stöhnend greife ich mir an den Kopf und zucke zusammen, als ich etwas um meinen Hals spüre. Shit! Haben mich diese Verrückten doch erwischt? Vorsichtig öffne ich die Augen und starre auf das Holz vor meiner Nase. Ich brauche einen Moment, um zu begreifen, dass ich unter einem Tisch und nicht in einem Sarg liege. Dann bemerke ich die grobe Decke, die den Großteil meines Körpers bedeckt. Neben dem Geruch meines Blutes kann ich noch eine andere Duftnote wahrnehmen, die wohl zum Besitzer dieser Sachen gehört. Scheinbar hat mich jemand als Wolf aufgesammelt und mit nach Hause genommen, denn das, was ich erkennen kann, sieht sehr nach großer Wohnküche aus. Zumindest kann ich von meiner Position aus links von mir ein Sofa und an der Wand rechts so etwas wie einen Kochbereich erkennen. Auf der Suche nach einem Fluchtweg entdecke ich eine große Terrassentür und auf der gegenüberliegenden Seite einen Türrahmen, hinter dem eine Treppe ins Obergeschoss führt. Ein stechender Schmerz lenkt meine Aufmerksamkeit auf die Verletzung in meiner linken Seite. Ich kann noch immer nicht fassen, dass diese Idioten auf mich geschossen haben. Offenbar haben sie nichts Lebenswichtiges erwischt, sonst wäre ich schon lange tot. Neugierig schlage ich die Decke zurück und blicke auf den Verband, der durch die Verwandlung etwas lockerer sitzt, als er sollte. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass meine Angreifer sich die Mühe machen würden, mich hinterher wieder zusammenzuflicken. Nur schade, dass ich meinem Retter nicht wirklich danken kann. Diese Überlegung bringt mich dazu, dem komischen Ding um meinen Hals auf den Grund zu gehen. Meine Hand zittert, als ich danach taste. Ich fühle ein dickes Lederband, das mit einer Leine verbunden ist. Angeleint, wie ein Köter. Dieser Gedanke beschert mir eine unangenehme Gänsehaut. Zwar wurde ich offenbar zusammengeflickt, aber ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist, weiß ich noch nicht. Mein Retter könnte durchaus ein Verrückter sein, der sich wilde Tiere zum Vergnügen hält oder illegal verkauft, und wie er auf eine nackte Frau reagiert, die wehrlos in seiner Küche liegt, kann auch niemand sagen. Ich muss mich von diesem lästigen Halsband befreien und schleunigst von hier verschwinden! Als ich mich aufrichte, um mit beiden Händen an das Halsband zu gelangen, stoße ich gegen etwas Hartes. Es scheppert laut und kalte Flüssigkeit spritzt gegen meine Hand. Scheiße! Hoffentlich hat das keiner gehört.

Als ich eilige Schritte höre, steigt Panik in mir auf. Verdammt, was soll ich nur machen? Man darf mich nicht sehen. Mit zitternden Fingern fummle ich am Verschluss des Halsbandes herum, doch ich bekomme es einfach nicht auf. So eine Scheiße!

Noch bevor ich mich verstecken oder verwandeln kann, geht die Tür auf, und ein entsetztes Keuchen ertönt. „Was? Spinne ich?“

Resigniert schließe ich die Augen. Zu spät. Das gibt richtig großen Ärger …

Verblüffende Wandlung (René)

Fassungslos starre ich auf die Gestalt unter meinem Küchentisch. Dort, wo ich vor wenigen Stunden eine verletzte Wölfin zurückgelassen habe, schauen eindeutig menschliche Füße aus der Decke, die in schlanke Waden übergehen. Was zur Hölle ist hier los? Habe ich Wahnvorstellungen, oder liegt da wirklich eine nackte Frau unter meinem Tisch?

Langsam gehe ich in die Hocke und vergewissere mich, dass der Wolf nicht über einen Menschen hergefallen ist und ihn unter die Decke gezerrt hat. Große blaue Augen schauen mich ebenso erschrocken an, wie ich wirken muss. Lange, blonde Haare verdecken den Großteil des Gesichtes, aber das ist eindeutig eine junge Frau, kein Wolf. Das dunkle Lederband um ihren Hals verscheucht die letzten Zweifel. Irgendwie ist aus dem verletzten Tier ein Mensch geworden. Nur, wie ist das möglich?

„Du bist wirklich hier, oder?“, flüstere ich.

Ängstlich mustert sie mich und versucht, sich so klein wie möglich zu machen. Ihre Hände umklammern die Decke, um ihre Blöße vor mir zu verstecken.

„Ich tu dir nichts, versprochen.“

Die Zweifel stehen ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Ihr Blick wandert von der Hundeleine zur Tür und wieder zu mir. Ich kann verstehen, dass sie verschwinden will. Mir würde es auch nicht anders gehen.

„Das mit der Leine tut mir leid. Ich wusste mir letzte Nacht nicht besser zu helfen, wollte dich aber nicht im Auto einsperren.“

Als ich mich zu ihr nach vorne beuge, zuckt sie zusammen und will von mir wegkriechen. Ihr leiser Schmerzensschrei geht mir durch Mark und Bein.

„Bitte nicht bewegen. Ich habe zwar die Kugel entfernt, aber die Wunde sah böse aus. Wenn du jetzt wegläufst, wird sie bestimmt wieder aufreißen und bluten.“

Resigniert schließt sie die Augen und sinkt ermattet auf den Boden zurück.

„Ich nehme dir nur das Halsband ab und lasse dich sofort in Ruhe“, versichere ich ihr. Auf allen vieren nähere ich mich ihr, um sie nicht noch mehr in Panik zu versetzen. „Soll ich dich ins Krankenhaus fahren? Ich bin kein Arzt, wenn …“

„Nein! Bitte nicht“, fleht sie mit schwacher Stimme.

„Aber du hast eine Schussverletzung!“

„Ich werde es überleben.“

„Hoffentlich ... Ich wüsste nicht, wie ich der Polizei erklären sollte, wie eine tote Frau mit Schussverletzung in mein Haus gekommen ist, ohne verdächtig zu erscheinen.“ Meine Hände zittern leicht, als ich ihre blonde Mähne zur Seite schiebe und das Halsband entferne. Ihre Haut unter meinen Fingern fühlt sich seltsam gut an. Doch schnell verdränge ich das – und die Tatsache, dass sie unter der Decke nackt ist.

„Soll ich dich zum Sofa tragen? Es ist bestimmt unbequem auf dem Fußboden. Möchtest du etwas trinken? Hast du Hunger?“ Ich unterbreche mein nervöses Geplapper.

„Danke“, murmelt sie und reibt sich über den Hals. „Hättest du zufällig ein paar Kleider für mich?“ Scheu blickt sie mich an.

„N-natürlich“, stammle ich und springe auf die Füße.

„Darauf hätte ich Dummkopf auch selbst kommen können“, schelte ich mich, während ich in mein Schlafzimmer im Obergeschoss hetze und den Kleiderschrank durchwühle. Ein Holzfällerhemd und eine Jogginghose fallen schließlich in die engere Auswahl. Ich grüble noch, ob ich ihr eine meiner Unterhosen mitbringen soll, als es unten kracht. Mit den Sachen in der Hand stürme ich aus dem Zimmer und die Treppe hinunter. Ich traue meinen Augen kaum, als ich den Wolf an der Haustür entdecke. Das imposante Tier liegt auf dem Boden und wimmert leise. Ein roter Fleck breitet sich auf meinem behelfsmäßigen Verband aus. Offenbar wollte mein Gast stiften gehen, scheiterte jedoch an der Schwere der Verletzung.

„Ach verdammt! Du hättest nicht heimlich davonschleichen müssen. Ich habe nicht vor, dich hier festzuhalten“, seufze ich und gehe zu ihr. „Bitte nicht beißen. Ich will dir wirklich nur helfen.“

Eine unwillige Patientin (Sophie)

Das kann doch nicht wahr sein! Was habe ich verbrochen, dass mir so etwas passiert? Stechender Schmerz schießt bei jeder Bewegung durch meinen Körper. Das mit der Wandlung war eine beschissene Idee … Kraftlos liege ich im Flur dieses Menschen und mache damit die ganze Angelegenheit noch schlimmer. Nun weiß er definitiv, dass ich eine Werwölfin bin. Eine Tatsache, die noch sehr gefährlich für mich und andere werden könnte. Die Schattenwelt hat ihre eigenen Regeln, und ihre Bewohner leben nicht ohne Grund im Geheimen. Weshalb ich mich schleunigst verkrümeln sollte. Zu meiner Überraschung fühle ich mich schlecht, weil ich heimlich abhauen wollte, ohne ihm vorher für seine Hilfe gedankt zu haben. Aus irgendeinem Grund bezweifle ich, dass der junge Mann, der mir gerade Kleider holen will, ein Irrer ist, der mich gefangen halten oder mich belästigen will. Dafür wirkte er zu nett und zu schüchtern. Natürlich kann ich mich täuschen, doch meine Instinkte sollten mich vor Gefahren warnen, und im Moment schweigen sie. Immerhin hat er mir das Leben gerettet und mich vor einem schrecklichen Tod bewahrt. Das ist ein Pluspunkt. Sein Verhalten war auch tadellos, weshalb meine Angst während unseres kurzen Gespräches nachgelassen hat. Vielleicht sind es auch der Blutverlust und die Erschöpfung, die meinem Verstand einen Streich spielen und mich in falscher Sicherheit wiegen. Ich habe keine Ahnung. Nun bleibt mir ohnehin nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass der Mann, dessen Namen ich nicht weiß, nicht durchdreht und von meinem Retter zum Henker mutiert.

Als ich seine Schritte höre, schließe ich resigniert die Augen. Ich bin ihm hilflos ausgeliefert. Das ist so entwürdigend. Panik will sich trotzdem nicht einstellen. Vielleicht hat mein Kopf doch ein wenig unter der Ohnmacht gelitten. Ohne eine Regung zu zeigen, ertrage ich seine besorgte Schelte und lasse zu, dass er mich zurück ins Wohnzimmer trägt. Ein bisschen tut er mir leid, weil er als Mensch deutliche Mühe hat, mich in meiner Wolfsform hochzuwuchten. Von daher nehme ich ihm seinen erleichterten Seufzer auch nicht übel, als er mich auf dem Sofa ablegt. „Ich will dir nicht zu nahe treten, aber du bist als Wolf wirklich kein Fliegengewicht. Ewig kann ich dich nicht hin und her tragen.“

Mit erhobenen Augenbrauen sehe ich ihn an. Sehr charmant.

‚Das war ich schon immer. Kannst du dich bitte zurückverwandeln? Ich muss mir deine Verletzung ansehen. Du blutest wieder.‘

Erschrocken hebe ich den Kopf. Diese Worte hat er nicht laut ausgesprochen. Selbst wenn, dann wäre es sehr seltsam, dass er genau wusste, was ich gedacht habe. ‚Wie ist das möglich?‘

Er zuckt mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. In meiner Familie bin ich der Einzige, der das kann. Mir hat natürlich niemand geglaubt, als ich in kindlicher Freude erzählt habe, dass ich mich mit einem Tiger unterhalten kann.“

Fasziniert betrachte ich meinen Retter genauer. Er hat schulterlange, schwarze Haare, die sich an den Enden ein wenig ringeln, ein kantiges Gesicht mit freundlichen grünen Augen, und er wirkt vollkommen menschlich auf mich. Doch irgendeinen Funken Magie muss er in sich tragen, sonst hätte er unmöglich in Gedanken mit mir kommunizieren können.

„Ich bin übrigens René“, sagt er und geht zurück in den Flur, um die Kleider aufzuheben, die er dort fallengelassen hat. Diese legt er nun neben mich. „Hier sind ein Hemd und eine Hose. Soll ich dir noch Boxershorts geben?“

Mir widerstrebt es zwar, fremde Unterwäsche zu tragen, aber alles ist besser als nichts. ‚Ja, bitte.‘

Er nickt und wendet sich zur Tür. „Nicht weglaufen. Ich bin gleich wieder da.“

Sobald er den Raum verlassen hat, konzentriere ich mich darauf, meine menschliche Gestalt anzunehmen. Meine innere Wölfin hadert kurz mit sich und gibt schließlich nach. Zitternd richte ich mich auf, greife nach dem Hemd und streife es mir über. Jede Bewegung tut weh, und die Wandlung hat mich mehr Kraft gekostet, als sie sollte. „So eine verdammte Scheiße!“, fluche ich leise. „Wenn das herauskommt, bringen sie mich um.“

„Wer?“

Renés Stimme lässt mich zusammenzucken. Er wirft mir schwarze Boxershorts zu und dreht mir den Rücken zu, um mir etwas Privatsphäre zu geben. „Warum solltest du bestraft werden? Dich trifft doch gar keine Schuld.“

So schnell es meine Schmerzen zulassen, ziehe ich Unterwäsche und Hose über. „Das ist bedeutungslos. Wir dürfen uns den Menschen nicht offenbaren. Es ist zu gefährlich und könnte uns alle das Leben kosten.“

„Mhm“, brummt er ungehalten. „Von mir wird es keiner erfahren. Mir würde ohnehin niemand glauben, und ich gehöre auch nicht zu den Plaudertaschen.“

„Es gab schon immer selbsternannte Jäger, die uns Wölfe oder die anderen zur Strecke bringen wollten.“ Geschafft lasse ich mich gegen die Sofalehne sinken. So schlapp wie ich mich fühle, muss ich eine Menge Blut verloren haben. Ich ziehe die Nase kraus, weil ich leicht nach Schweiß rieche und noch den Dreck meines nächtlichen Ausflugs auf meiner Haut spüre. So gern ich duschen würde, es geht nicht. Ohne Hilfe würde ich das wahrscheinlich nicht schaffen. Mit einer offenen Wunde wäre das auch keine gute Idee. Dafür ist der Geruch der geliehenen Kleidung angenehm – vielleicht ein bisschen zu sehr.

„Wenn du angezogen bist, würde ich mir gern deine Verletzung ansehen. Mir wäre es wirklich lieber, wenn du einen Arzt aufsuchen würdest.“ Noch immer mit dem Rücken zu mir stehend, hält er einen kleinen Verbandskasten und eine weiße Sprühflasche hoch.

„Da ich die Verwundung überlebt habe, wird der Rest auch so heilen. Aber du kannst gern einen Blick darauf werfen.“ Mit diesen Worten lege ich mich auf die unverletzte Seite und ziehe das geliehene Hemd nach oben. Zögerliche Schritte nähern sich dem Sofa. René starrt mich einen Herzschlag lang an, bevor er sich zusammenreißt und das Sani-Kit und Desinfektionsmittel auf dem kleinen Sofatisch ablegt.

„Tut mir leid. Ich kann nur noch nicht fassen, dass du und der Wolf eine Person seid“, gesteht er. „Wirken Schmerzmittel bei dir? Ich habe ein paar da, aber nichts übermäßig Starkes.“

„Schon gut. Und, ja, zum Glück wirken sie, wenn auch nicht so lange wie bei Menschen.“ Aufmerksam beobachte ich ihn, als er die Verletzung begutachtet. Durch die Verwandlungen klebt der alte Verband nur noch an ein paar Stellen fest und die Mullbinde liegt eher locker um meine Taille. Vorsichtig entfernt er alles, tupft das frische Blut weg und staunt nicht schlecht.

„Wow! Du heilst verdammt schnell. Die Fäden sollte ich wohl besser heute noch ziehen, damit sie nicht einwachsen. Ist das der Grund, warum du nicht ins Krankenhaus willst?“

Ich nicke. „Ja, die Leute würden nur anfangen, unangenehme Fragen zu stellen.“

„Das verstehe ich. Aber selbst mit deiner Heilungsrate wird es wohl ein paar Tage dauern, bis die Verletzung dir keine Probleme mehr macht“, verkündet er besorgt.

Genervt streiche ich mir eine blonde Strähne aus dem Gesicht. „So hatte ich mir meinen Urlaub nicht vorgestellt …“

„Das glaube ich dir aufs Wort.“

Mein Retter ist ganz auf sein Tun konzentriert, sodass ich ihn in Ruhe betrachten kann, während er Wundsalbe auf eine frische Kompresse gibt und diese mit Pflasterband festklebt. Was ich sehe, gefällt mir erstaunlich gut. Sein schmales Gesicht wird teils von seinen schulterlangen schwarzen Haaren verdeckt. Automatisch wandert mein Blick von seinen moosgrünen Augen zu seinen anziehenden Lippen. Als mir bewusst wird, dass ich ihn anstarre, konzentriere ich mich auf seine Hände, die mich geschickt versorgen. Seine Finger sind schlank und kräftig, die Haut ist leicht gebräunt. Auf die Mullbinde verzichtet er diesmal, wofür ich dankbar bin, denn dafür müsste er mir noch näher kommen. Trotz der Schmerzen sind seine Berührungen angenehm, was mich irritiert. Ich bin schließlich in diese Einöde geflüchtet, um mich von Männern und den damit einhergehenden Problemen zu erholen.

„Wie heißt du eigentlich?“

„Sophie“, antworte ich automatisch, bis mir einfällt, dass es besser gewesen wäre, nichts zu sagen. Ich möchte nicht, dass wir uns annähern, auch wenn das undankbar erscheinen dürfte. Menschen und übernatürliche Wesen können auf Dauer einfach nicht miteinander. Für mich würde es jede Menge Ärger geben, wenn ich mich mit einem Menschen einlasse und er die Wahrheit wüsste.

„Ein schöner Name“, murmelt er leise.

„Mhm“, brumme ich nur, was dazu führt, dass René rote Ohren bekommt.

„Das sollte keine Anmache sein, auch wenn du wirklich hübsch bist“, rechtfertigt er sich schnell und bringt sich damit noch mehr in Verlegenheit. „Oh, ich …“ Hektisch sammelt er das Verbandsmaterial ein und stolpert dann vom Sofa weg.

„Du hast bestimmt Durst oder Hunger. Ich mache Frühstück.“

Verwirrt schaue ich ihm nach und muss lächeln. Süß ist er ja.

Verwirrung (René)

Verdammt! Ich benehme mich wie ein liebestoller Teenie. Sophie muss mich für total bescheuert halten. Frustriert lehne ich die Stirn gegen den Kühlschrank und versuche mit dieser total verrückten Situation klarzukommen. Ich habe nie an solchen übernatürlichen Kram wie Werwölfe geglaubt. Nun plötzlich einen im Haus zu haben, ist schon krass. Dass es sich dabei auch noch um eine attraktive junge Frau handelt, die meine Hilfe braucht – aber nicht will –, macht die ganze Sache noch komplizierter. An ihrer Stelle wäre ich auch misstrauisch ...

Ich reiße mich zusammen und mache uns ein reichhaltiges Frühstück. Während das Rührei brutzelt, beruhigen meine Nerven sich langsam. Ich kann Sophie nicht zwingen, mit mir zu reden oder mich zu mögen. Sobald sie ohne meine Hilfe zurechtkommt, wird sie auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Das ist mir bewusst, und ich verstehe es. Wahrscheinlich bin ich nur so fasziniert und verunsichert, weil sie ein Wesen aus einer anderen Welt ist, das für mich bisher nur in Filmen und Büchern existierte. Das mag merkwürdig klingen, aber obwohl ich mit einer besonderen Gabe gesegnet bin, habe ich nie größeres Interesse an übernatürlichen Themen gehabt oder gedacht, dass diese Fantasiewesen wirklich existieren könnten.

Diese eigenartige Verbundenheit stammt sicherlich nur davon, dass sie die erste Person ist, die mir auf Anhieb glaubt, dass ich mit Tieren reden kann. Ich atme tief ein und aus, bevor ich den Herd ausschalte und den Tisch decke. Da ich förmlich aus dem Wohnbereich geflüchtet bin, habe ich vergessen zu fragen, was mein Gast trinken möchte. Nun habe ich sowohl Kaffee als auch Tee aufgebrüht.

Kurz halte ich inne und überlege, ob Sophie kräftig genug ist, um hier in der Küche zu essen. Plötzlich ertönt ihre Stimme hinter mir. „Das riecht gut.“

Überrascht drehe ich mich um und sehe die junge Frau am Tresen lehnen, der den Koch- und den Wohnbereich voneinander trennt. Vom Alter her würde ich sie auf Mitte Zwanzig schätzen, damit wäre sie ein paar Jahre jünger als ich. Sie ist auch etwas kleiner und wirkt in meinen Kleidern zerbrechlich. Ihre blonden Haare hat sie zu einem Zopf geflochten, wodurch ich ihr zartes Gesicht das erste Mal vollständig sehen kann. Sophies unnatürliche Blässe rührt wahrscheinlich vom Blutverlust her.

„Ich hätte das Essen auch zu dir gebracht“, antworte ich und betrachte sie besorgt. „Bist du sicher, dass du so lange sitzen kannst?“

Sophie nickt und stößt sich vorsichtig vom Tresen ab. „Das sollte gehen. Kann ich dir helfen?“

„Du bist verletzt, also setzt du dich brav hin. Mir ist ohnehin nicht mehr zu helfen“, antworte ich mit einem Augenzwinkern. „Ich sehe schon Wölfe, wo keine sind.“

Obwohl mein Witz ein bisschen lahm ist, lächelt sie leicht. Langsam geht sie auf den Küchentisch zu und lässt sich auf einen der Stühle sinken. „Tut mir leid, dass ich dir so viele Umstände bereite. Sobald ich wieder halbwegs fit bin, lasse ich dich in Ruhe. Natürlich komme ich auch für deine Unkosten auf.“

Beleidigt verschränke ich die Arme vor der Brust. „Du kannst so lange bleiben, wie du möchtest. Wehe, du gibst mir Geld! Ich helfe dir, weil es das Richtige ist. Mein Schweigen musst du nicht erkaufen. So arm bin ich nicht, dass deine Anwesenheit mich in den Ruin treiben könnte.“

Sie schaut mich kurz verdattert an. „Ich … So war es nicht gemeint.“

„Wirklich?“

Verlegen blickt sie auf den Tisch. „Für mich ist das auch neu. Ich habe noch nie einem Menschen anvertraut, was ich bin. Uns wird von klein auf beigebracht, dass wir dieses Geheimnis unter allen Umständen bewahren müssen.“

„Ich schweige wie ein Grab, versprochen“, versichere ich ihr. Automatisch gehe ich zu ihr und streiche bei diesen Worten leicht über ihre Hand, ziehe meine Finger jedoch erschrocken zurück, als mir bewusst wird, was ich da tue. Ich gehöre eigentlich nicht zu den Leuten, die andere ständig antatschen müssen, vor allem keine Fremden. „Entschuldige. Möchtest du Kaffee oder Tee?“

„Kaffee mit Milch wäre toll.“

„Kommt sofort.“ Schnell hole ich beides und schenke ihr ein. „Am besten du dosierst die Milch selbst.“

Nachdem Sophie versorgt ist, fülle ich meine eigene Tasse mit Kaffee. Den Tee werde ich später trinken. Morgens brauche ich oft eine Ladung Koffein, um in die Gänge zu kommen.

„Möchtest du Rührei?“

Sophie nickt. „Gern.“

Ich fülle unsere Teller und stelle den Rest zurück auf den Herd. „Lass es dir schmecken. Wenn du so schnell heilst, brauchst du sicherlich auch etwas mehr Nahrung, oder?“

Kleine Schritte (Sophie)

Ich zögere, bevor ich nicke. René gibt sich alle Mühe, nicht neugierig zu sein, aber ab und an scheitert er. Es ist irgendwie süß, wie erschrocken er schaut, wenn er sich wieder einmal verplappert hat. Vorsicht, Mädchen. Er darf dir nicht gefallen, ermahne ich mich in Gedanken. Mir tut es bereits jetzt viel zu leid, dass ich so wortkarg sein muss. Doch ich kann die Sicherheit meiner Leute nicht so leichtfertig aufs Spiel setzen, und für René dürfte es auch unangenehm werden, wenn jemand herausfindet, dass er über uns Bescheid weiß.

Während des Frühstücks sprechen wir wenig. Das liegt vor allem an meinen einsilbigen Antworten, die René irgendwann so sehr verunsichern, dass er gar nichts mehr sagt.

Er muss denken, dass ich ihn scheußlich finde und nichts mit ihm zu tun haben möchte. Tatsächlich könnte er nicht falscher liegen. Zwar ist er deutlich größer und schlanker, als ich es sonst bevorzuge, doch bei René passt es einfach. Mit seinen schulterlangen schwarzen Haaren, die sein eher schmales Gesicht betonen, und den freundlichen Augen wirkt er wie ein Gelehrter. Trüge er eine Brille, wäre er das perfekte Klischee. Seine schüchterne Art ist eine angenehme Abwechslung zu dem testosterongeladenen Gehabe der Wölfe, mit denen ich sonst zu tun habe. Dabei ist mein Retter durchaus männlich und kann sich sehr wohl durchsetzen, wie er immer dann beweist, wenn es um meine Gesundheit geht. Bei ihm ist eindeutig mehr Köpfchen als Muskeln vorhanden, obwohl er kein Hänfling ist. Trotzdem ist es erstaunlich, dass er mich durch die Gegend getragen hat. Ich bin kein Schwergewicht, aber knapp sechzig Kilo muss man als Mensch erst einmal stemmen können. Obwohl er sich vorhin scherzhaft beschwert hat, konnte er mich doch ohne Probleme hochhieven, was mich vermuten lässt, dass doch etwas mehr Kraft in ihm steckt, als ihm bewusst ist. Während er die Reste unseres Frühstücks wegräumt und abwäscht, ertappe ich mich dabei, dass ich ihn heimlich beobachte und mir erschreckend gut gefällt, was ich sehe. Dass er genießbares Essen zubereiten kann – egal wie einfach es sein mag, ist noch ein Pluspunkt. Ich selbst bin eine totale Niete in der Küche, deswegen habe ich mich für meinen Urlaub mit Fertignahrung eingedeckt, die ich nur erwärmen muss. Das bekomme ich immerhin gebacken.

Dank des leckeren Essens und des Kaffees kehren die Lebensgeister langsam in meinen Körper zurück. Meine linke Seite schmerzt noch immer, aber ich habe zumindest nicht mehr das Gefühl, gleich aus den Latschen zu kippen. Nun macht sich jedoch ein dringendes Bedürfnis bemerkbar und stellt mich vor ein neues Problem. Unruhig rutsche ich auf meinem Stuhl hin und her, bevor ich meine Scham überwinde und René anspreche.

„Entschuldige, könntest du mir bitte das Badezimmer zeigen?“

René dreht sich zu mir um. „Klar, es ist oben, die zweite Tür links.“

Zweifelnd werfe ich einen Blick durch die offene Tür in den Flur, wo eine Treppe in das obere Stockwerk führt. Schon der kurze Weg vom Sofa in die Küche war ein Kraftakt. In meinem aktuellen Zustand käme ich nicht weit. „Könntest du vielleicht …?“

Ich kann genau sehen, wann bei ihm der Groschen fällt. „Oh, natürlich!“ Er schlägt sich mit der Hand gegen die Stirn. „Tut mir leid. Ich stehe gerade ein bisschen neben mir.“ Schnell kommt er zu mir. „Reicht es, wenn ich dich stütze? Zur Not kann ich dich auch tragen oder zumindest schleifen. Ich bin leider nur ein Bürohengst und kein Bodybuilder.“

„Stützen reicht vollkommen“, versichere ich ihm.

Vorsichtig legt er seinen Arm um meine Taille und zieht mich auf die Füße. Ein stechender Schmerz durchfährt mich, als ich die Wunde belaste, doch ich beiße die Zähne zusammen. Offenbar sieht man mir meinen miserablen Zustand an, denn René wird ganz blass.

„Verdammt! Ich wollte dir nicht wehtun.“

„Soweit ich mich erinnern kann, hast du nicht auf mich geschossen, sondern mich zusammengeflickt“, entgegne ich mit einem schiefen Lächeln. „Ohne deine Hilfe wäre ich tot und könnte mich nicht über derlei Zipperlein beschweren, also mach dir keine Gedanken.“

Im Schneckentempo bewegen wir uns durch die Wohnung. Als wir endlich an der Treppe ankommen, fühle ich mich, als wäre ich einen Marathon gelaufen. Schweiß steht auf meiner Stirn, und irgendwie scheint sich die Welt um mich zu drehen.

„Halt dich an mir fest. Du klappst gleich zusammen.“

Gerade als ich widersprechen will, knicken meine Beine unter mir weg. Glücklicherweise fängt René mich auf. Trotz meines geschwächten Zustands wundere ich mich über seine guten Reflexe. Behutsam schiebt er mir die Hände unter Arme und Beine und trägt mich die Treppe hinauf ins Bad. Obwohl er vorhin noch behauptet hat, dass ich schwer wäre, erklimmt er die Stufen erstaunlich flott und ohne ins Schwitzen zu kommen.

„Ich verordne dir Bettruhe. Ganz offensichtlich bist du noch zu schwach, um herumzulaufen.“

Stumm nicke ich. Was sollte ich auch erwidern? Er hat recht. Zudem löst seine Nähe seltsame Gefühle in mir aus. Ich muss mich echt zusammenreißen, um mich nicht seufzend an ihn zu schmiegen und meine Nase in seiner Halsbeuge zu vergraben oder ihn gar zu küssen. Wie ich auf derlei absurde Gedanken komme, kann ich mir selbst nicht erklären.

Langsam setzt er mich auf dem WC ab. „Kommst du alleine klar? Wenn du fertig bist oder Hilfe brauchst, ruf einfach, ja?“

Ich nicke und verfluche meine Schwäche. „Danke.“

Sobald ich alleine bin, ziehe ich mir mit zitternden Händen Hose und Unterwäsche herunter und verrichte meine Notdurft. Eigentlich hatte ich gehofft, heute Abend wieder in meiner Unterkunft zu sein. Aber so wie es mir gerade geht, würde ich wahrscheinlich stürzen und verdursten, weil ich zu schwach bin, um mich zu bewegen.

„So eine verdammte Scheiße!“, fluche ich leise.

Nachdem ich mich erleichtert und wieder angezogen habe, fühle ich mich etwas besser. Ich wasche mir Hände und Gesicht und sehne mich insgeheim nach einer Dusche. Doch mein Zustand ist kritisch genug, sodass ich diesen Wunsch vorerst beiseiteschiebe und nach René rufe, damit er mir zeigt, wo ich mich hinlegen kann. Höflich klopft er an die Badezimmertür, bevor er mich aufsammelt und in sein Schlafzimmer trägt. Dass es seins ist, erkenne ich an Renés typischem Geruch. Außerdem sieht man sehr deutlich, dass er heute Morgen aus dem Bett gestürzt ist, als ich unten so einen Lärm veranstaltet habe. Die Decke hängt halb auf dem Boden, und das Kopfkissen sieht noch zerknautscht aus. Unwillkürlich stelle ich mir meinen Retter friedlich schlafend vor und überlege, wie es wäre, mich an ihn zu schmiegen und ihn mit einem Kuss zu wecken. Erschrocken über meine Gedanken zucke ich zusammen.

„Ich denke, du bist im Bett am besten aufgehoben“, sagt René, dem meine Reaktion zum Glück entgangen ist. Verlegen mustert er das Chaos im Zimmer. „Normalerweise ist es hier ordentlicher. Ich bin heute früh mehr oder minder aus dem Bett gefallen, als ich unten Geräusche gehört habe. Leider gibt es kein zweites Schlafzimmer, aber ich werde einfach für diese Zeit auf dem Sofa schlafen. Irgendwo muss eigentlich noch eine zweite Garnitur Bettzeug herumschwirren.“ Sanft setzt er mich auf der Matratze ab und deckt mich zu. „Ich hoffe, es stört dich nicht, wenn du übergangsweise in meiner Bettwäsche schlafen musst.“

Bevor er weiterreden kann, lege ich ihm meine Hand auf den Arm und gebe mein Bestes, um das seltsame Prickeln in meinen Fingern zu ignorieren. „Mach dir bitte keine Umstände. Ich kann genauso gut auf dem Sofa schlafen.“ Vielleicht hören dann auch diese seltsamen Fantasien auf.

„Kommt gar nicht in Frage! Du bist verletzt. Außerdem wäre dort der Weg zum Bad viel zu weit. Du bleibst hier.“

Nachdenklich betrachte ich das große Bett. Mir widerstrebt es, einem fremden Mann so nah zu sein. Die meisten würden so eine Chance nutzen, um sich an mich heranzumachen. Bei René kann ich mir das nicht wirklich vorstellen, und ich will auch nicht, dass er meinetwegen auf dem schmalen Sofa liegen muss. Für mich wäre es halbwegs okay, aber René könnte nicht gut darauf liegen, ohne sich zusammenzufalten. „Ich möchte dich nicht aus deinem Bett vertreiben. Es ist genug Platz für uns beide“, höre ich mich sagen, bevor ich darüber nachgedacht habe, denn meinem Seelenfrieden zuliebe sollte ich lieber auf getrennten Schlafplätzen bestehen. Warum bringt er mich so durcheinander?

Überrascht schaut er mich an, dann schüttelt er den Kopf. „Nein, lass gut sein. Du brauchst Ruhe, und ich könnte eh nicht schlafen, aus Angst, dass ich dir vielleicht mit einer unbedachten Bewegung wehtun würde. Außerdem will ich …also ich will dir nicht … äh, ich will mich dir nicht aufdrängen. Wir kennen uns schließlich nicht.“ Eine zarte Röte legt sich auf seine Wangen, was mich vermuten lässt, dass dieser schüchterne Kerl durchaus schmutzige Gedanken haben kann. Allerdings hält er an seinen ritterlichen Grundsätzen fest – und sich, so gut es möglich ist, von mir fern.

Wir diskutieren noch eine Weile, doch letztendlich setzt René sich durch. Frustriert blicke ich ihn an. „Du bist ein Sturkopf!“

Er zuckt nur mit den Schultern und zwinkert mir zu. „Vielleicht. Fakt ist doch, dass du den Schlaf nötiger hast als ich. Mich bringen ein paar Nächte auf dem Sofa nicht um.“

„Grr!“ Erschöpft lasse ich den Kopf auf das Kissen sinken und werde sofort von Renés Duft eingehüllt.

„Ich bringe dir jetzt erst einmal eine Schmerztablette, okay? Dann mache ich mich auf die Suche nach dem Bettzeug.“

Bewegungslos harre ich aus und versuche zu ergründen, warum mich dieser Mann so durcheinanderbringt Als er mit einem Glas Wasser und einem Blister Schmerztabletten wiederkommt, bin ich immer noch nicht schlauer. Wie auch? Umgeben von seinem Geruch, tauchen ungebetene Bilder von zerwühlen Laken und innigen Umarmungen vor meinem geistigen Auge auf. Um mich abzulenken, greife ich nach dem Tablettenblister und überprüfe ihn unauffällig. Mein Gastgeber wirkt zwar harmlos und übt eine seltsame Anziehungskraft auf mich aus, aber ganz so schnell sollte ich meine Vorsicht nicht über Bord werfen. Wenn er mir irgendwelche Drogen unterjubeln würde, wäre ich ihm hilflos ausgeliefert. Allerdings scheint es sich wirklich um ganz normales Ibuprofen zu handeln. René hilft mir, mich aufzurichten. „Hier. Nimm das und ruh dich aus.“

Ich schlucke brav das Schmerzmittel, dann lasse ich mich wieder zurücksinken. „Danke.“

„Kein Problem. Ich lasse dich jetzt in Ruhe. Ruf einfach, wenn du etwas brauchst.“ Mit diesen Worten verlässt er den Raum und lässt die Tür eine Handbreit geöffnet. Müde schließe ich die Augen und gebe mich geschlagen. Ich vergrabe meine Nase im Kissen und inhaliere mit einem Seufzen Renés angenehmen Geruch. Als mir bewusst wird, was ich da tue, balle ich die Hände zu Fäusten. Shit. Das ist gar nicht gut.

Wolfröschen (René)

Als ich eine halbe Stunde später nach Sophie sehe, ist sie eingeschlafen. Sie in meinem Bett vorzufinden, hat eine seltsame Wirkung auf mich. Eigentlich sollte es befremdlich sein, stattdessen fühlt es sich irgendwie richtig an. Du drehst langsam am Rad, was?, verhöhnt mich meine innere Stimme. Sie ist eine Werwölfin und legt ganz offensichtlich keinen Wert darauf, dich näher kennenzulernen. Sobald sie fit genug ist, wird sie aus deinem Leben verschwinden. Finde dich damit ab und lass die Finger von ihr.

Mir ist das durchaus bewusst. Trotzdem finde ich sie sehr anziehend, auch wenn ich mir wirklich keine Hoffnungen machen sollte. So eine attraktive Frau wird sich wohl kaum mit einem Außenseiter wie mir abgeben. Doch als ich sie vorhin nach oben trug, fühlte ich mich regelrecht unter Strom gesetzt. Auch jetzt, wo ich sie nur betrachte, spüre ich wieder dieses seltsame Prickeln. Ihre Nähe stellt merkwürdige Dinge mit mir an und weckt in mir den Wunsch, sie an mich zu ziehen und ihre vollen Lippen zu küssen. Dabei bin ich eigentlich nicht der Typ, der sexuelle Fantasien über fremde Frauen hat. Allerdings scheint meinem Körper das vollkommen egal zu sein, denn er reagiert automatisch auf Sophies Gegenwart und folgt Höhlenmenschinstinkten, von denen ich bisher gar nicht wusste, dass ich sie habe. Ja, ich finde Sophie anziehend und, so ungewöhnlich es auch für mich ist, gerade würde ich verdammt gern zu ihr unter die Decke schlüpfen und erkunden, was sich unter ihren geliehenen Kleidern verbirgt. Erschrocken über meine Gedanken, rufe ich mich zur Ordnung. Reiß dich zusammen, oder willst du als notgeiler Spanner enden?! Sophie gehört außerdem in eine andere Welt. Nur ein blöder Zufall hat uns für kurze Zeit zusammengebracht. Bei meinem Glück hat sie einen Freund oder Mann, der auf sie wartet. Egal, sie ist tabu. Also beherrsch dich und hilf ihr, schnell gesund zu werden!

Ich straffe meine Schultern und gehe wieder nach unten. Meine Suche vorhin hat nur eine dicke Wolldecke zutage gefördert, aber damit kann ich leben. Es ist warm genug, und für die paar Nächte wird es kein Problem sein. So gut es geht, richte ich mein Nachtlager her und lege mich zum Test auf das Sofa. Unzufrieden verziehe ich das Gesicht, weil es nicht sonderlich angenehm ist und ich mich falten muss, um darauf Platz zu finden. Zum Sitzen ist die Couch bequem genug, aber für jemanden von meiner Größe ein Stück zu kurz zum Liegen. Ich stopfe mir eins der Sofakissen unter den Kopf und lege die Füße über die Armlehne. „Zum Glück neige ich nicht dazu, mich im Schlaf großartig zu bewegen, sonst würde ich schnell auf dem Boden landen“, murmle ich, denn das Polster der Sitzfläche endet wenige Zentimeter neben meiner rechten Schulter. „Irgendwie wird das schon funktionieren“, versuche ich mir einzureden. Eine Alternative gibt es schließlich nicht, wenn ich Sophie nicht belästigen will.

Nachdem das geklärt ist, gehe ich zurück in die Küche und stöbere in meinen Vorräten. So schnell wie Sophie heilt, wird sie nahrhaftes Essen benötigen. Am besten mit viel Eisen, um den Blutverlust auszugleichen. Schnell stelle ich fest, dass ich spätestens in zwei Tagen einkaufen muss. Zu zweit werden wir meine Vorräte schnell aufbrauchen. Ich entscheide mich für Pasta mit Spinat für das Mittagessen und bereite die Mahlzeit schon einmal vor. Als das erledigt ist, stehe ich ratlos in meiner Küche. Da ich Sophie noch nicht wecken will, verlasse ich das Wohnzimmer und betrachte meine kleine Terrasse. Als ich das Ferienhaus übernommen habe, war der Garten ziemlich verwildert. Mittlerweile habe ich einige Beete angelegt, die je nach Jahreszeit in verschiedenen Farben blühen, und es gibt auch eine kleine Kräuterspirale. Die Arbeit im Garten macht mir erstaunlich viel Spaß. Es ist befriedigend, etwas mit seinen Händen zu erschaffen. Auch kleinere Reparaturen am Haus kann ich mittlerweile allein erledigen. Als ich mir unwillkürlich vorstelle, dass Sophie gemütlich auf der Terrasse sitzt und mich mit einem Lächeln zu sich auf den Liegestuhl zieht, fluche ich leise.

„Was hat diese Frau nur an sich, dass sie mir permanent im Kopf herumspukt?!“

Normalerweise neige ich nicht dazu, mich in Fantasien zu verlieren. Ich kenne die Werwölfin nicht, und sie hat mir bisher auch keinen Hinweis gegeben, dass sie mich sympathisch findet. Im Moment ist das hier eine reine Zweckgemeinschaft. Sie braucht meine Hilfe und ist daher natürlich bemüht, mich nicht zu verärgern. Da ich ohnehin ein ruhiger Typ bin, wird es in dieser Richtung keine Probleme geben. Mich verwundert nur, dass ich ihr gegenüber so unsicher bin und in diese seltsamen Tagträume verfalle. Das Leben ist nun einmal nicht rosarot mit großer Liebe und Happy End. Eigentlich war ich auch nie auf der Suche danach. Zudem haben meine bisherigen Beziehungen dafür gesorgt, dass ich eher wenig Lust verspüre, mich noch einmal einer Frau zu öffnen, nur um dann sitzen gelassen zu werden, weil ich zu langweilig und zu anständig bin. Frustriert beschließe ich, die Beete vom Unkraut zu befreien. Vielleicht hilft es mir, auf andere Gedanken zu kommen.

Hunger (Sophie)

Ein leckerer Geruch weckt mich. Irritiert öffne ich die Augen und fühle Panik in mir aufsteigen, weil ich für einen Moment nicht weiß, wo ich mich befinde. Diesmal liege ich in einem fremden Schlafzimmer, aber immerhin ist das Bett gemütlich und die andere Seite leer. Vorsichtig drehe ich mich um, und sofort steigt mir ein angenehmer, eindeutig männlicher Duft in die Nase, der das Bild meines Retters in meinem Kopf entstehen lässt. René. In meinem leicht benebelten Zustand seufze ich verträumt und wünsche mir, dass er hier bei mir wäre. Beinahe kann ich seine Lippen auf meinen spüren … Ich schrecke hoch, als es vor der Tür scheppert. Oh Gott! Was habe ich gerade gedacht?

„Super. Ich bin so ein Trottel“, flucht René leise. „Hoffentlich ist sie nicht vor Schreck aus dem Bett gefallen.“ Bei dieser Bemerkung muss ich schmunzeln. Kurz darauf klopft es leise. Einer spontanen Eingebung folgend, stelle ich mich schlafend und schließe meine Augen nur so weit, dass ich durch einen winzigen Spalt Richtung Tür schielen kann. Langsam öffnet sie sich, und mein Retter erscheint mit einem Tablett in der Hand. Ein abgedeckter Teller, ein Glas und eine kleine Flasche Saft befinden sich darauf. Nun weiß ich, woher der leckere Geruch kommt, der mich geweckt hat. Vorsichtig stellt René alles auf dem kleinen Tisch neben dem Bett ab. Dann dreht er sich zu mir und zögert. Nervös wischt er sich die Hände an seiner Hose ab, bevor er sich auf die Matratze setzt und sich zu mir beugt. Gespannt und irgendwie aufgeregt halte ich den Atem an. Sanft umfasst er meine Schulter und schüttelt sie leicht. „Sophie, aufwachen. Ich habe dir etwas zu essen gebracht.“

Ich entscheide mich dafür, nicht zu reagieren. So vorsichtig, wie René mich wecken möchte, würde es ohnehin nicht funktionieren. Dieser scheint ratlos zu sein.

„Es ist zwar schade um das Essen, aber du brauchst sicherlich deinen Schlaf“, flüstert er mehr zu sich selbst. Mich beschleicht ein seltsames Verlustgefühl, als er seine Hand zurückzieht. Unbewusst rücke ich näher zu ihm. Ich will einfach nicht, dass er jetzt geht.

Er seufzt leise. „Ich sollte die Finger von dir lassen.“ Trotzdem spüre ich, dass er zärtlich über meine Wange streicht. Ein Prickeln durchläuft meinen Körper, obwohl diese Berührung so leicht, kaum wahrnehmbar ist. „So wunderschön, ob nun als Wolf oder Mensch …“ Seine Worte lassen mein Herz höher schlagen und verstärken dieses eigenartige Verlangen, ihm ganz nah zu sein. Ich habe beileibe schon einfallsreichere Komplimente bekommen, doch bei René spüre ich, dass er es ernst meint. Bevor ich weiß, was ich da tue, habe ich sein Handgelenk umfasst. Erschrocken zuckt er zurück, doch ich lasse nicht locker.

„Oh! Ich … Es tut mir leid. Ich wollte nicht …“

Weiter kommt er nicht. Ich ziehe ihn zu mir herunter und küsse ihn. Völlig überrumpelt dauert es einen Herzschlag, bis er auf meine Attacke reagiert. Sanft erwidert er den Druck meiner Lippen, und ich seufze zufrieden. Doch bald ist mir das nicht mehr genug. Ich will ihn ganz nah bei mir spüren und schlinge meine Arme um seinen Hals. René verliert das Gleichgewicht und landet halb auf mir. Schmerz durchzuckt mich und klärt meinen benebelten Verstand. Was zur Hölle mache ich eigentlich?!

„Oh Gott! Es tut mir leid! Habe ich dir wehgetan?“ So schnell es geht, richtet René sich auf und schaut mich voller Sorge an.

Ich ziehe die Stirn kraus und atme flach, um den Schmerz zu vertreiben. Das ist wohl die Strafe für meine leichtsinnige Handlung.

„Sophie?“

Ich drehe den Kopf und betrachte den Mann, der mir noch immer viel zu nahe ist. „Schon okay. Es ist meine Schuld. Ich hätte dich nicht zu mir ziehen sollen.“ Und erst recht nicht küssen dürfen …

Obwohl ich den letzten Teil des Satzes nicht ausspreche, scheint René ihn in Gedanken ähnlich vervollständigt zu haben. Äußerlich gelassen zucke ich mit den Schultern, während in mir ein wahrer Aufruhr tobt. „Keine Ahnung, was ich mir dabei gedacht habe. Ich wusste wohl für einen Moment nicht, wen ich vor mir habe“, lüge ich. Kurz kann ich Schmerz in seinen Augen sehen, dann setzt er einen neutralen Gesichtsausdruck auf. „Ich lasse dich jetzt besser alleine. Ruf einfach, wenn etwas ist.“

„René, ich …“, beginne ich und bereue mein abweisendes Verhalten, obwohl es nur vernünftig ist. Doch er schüttelt nur den Kopf und geht zur Tür. „Lass gut sein. Wir wissen beide, dass aus uns nichts werden kann – denn offensichtlich bin ich nicht der, den du haben willst.“

Seine Worte treffen mich mehr, als sie dürften. Dabei entsprechen sie nur der Wahrheit, die eigentlich von mir hätte kommen müssen. Jedoch stimmt der letzte Teil seiner Aussage nicht. Mein Körper will René eindeutig, nur weiß ich ganz genau, dass das in einer Katastrophe enden würde. Traurig blicke ich ihm nach und verfluche alle, die mich in diese verzwickte Situation gebracht haben. So eine verdammte Scheiße! Was mache ich nur?

Mit dem Arm über den Augen liege ich in Renés Bett und kann nicht fassen, was gerade passiert ist oder besser, was ich getan habe. Obwohl es nur ein leichter, kurzer Kuss war, fühle ich mich, als hätte René mich gebrandmarkt. Jede Zelle meines Körpers schreit nach mehr, einzig mein geschwächter Zustand und das letzte bisschen Verstand halten mich davor zurück, zu ihm zu gehen und zu beenden, was wir gerade angefangen haben. Verdammt noch mal! Ich bin doch keine läufige Hündin. Normalerweise kann ich meine Gelüste gut kontrollieren. Irgendetwas hat dieser große, schlanke und eher zurückhaltende Mensch an sich, das mich magisch anzieht.

Doch darf ich dem nicht nachgeben. Davon abgesehen, dass ich eine Werwölfin bin, gibt es noch ein weiteres Problem: Enrico, meinen untreuen Noch-Verlobten. Spätestens nach der Begegnung mit René ist für mich klar, dass ich nicht nur die Hochzeit absagen, sondern mich endgültig von Enrico trennen muss. In diesem Moment ärgere ich mich maßlos, dass ich mich von meinen Eltern überreden ließ, in Ruhe über diese Sache nachzudenken, statt die Verlobung – nein, am besten gleich die ganze Beziehung – sofort zu beenden. Sie und auch Enrico haben mich regelrecht bedrängt, die Hochzeit doch stattfinden zu lassen, weil ich deutlich gemacht habe, dass ich keine Lust mehr auf diese Farce hatte.

Nachdem ich meinen Noch-Verlobten in flagranti mit einer Dame erwischt hatte, von der ich bisher dachte, dass sie meine Freundin sei, wurde mir langsam klar, dass so einiges in unserer Beziehung nicht mehr stimmte. Unter Protest meiner Familie zog ich zunächst zu meiner besten Freundin Pia, um Abstand zu gewinnen. Mir war schließlich bewusst, dass Beziehungsprobleme ihre Ursache auf beiden Seiten haben. Vielleicht war ich ihm nicht mehr aufregend genug, oder ich hatte seine Bedürfnisse ignoriert? Eine ganz kurze Zeit dachte ich tatsächlich, dass wir das wieder hinbekommen könnten. Enrico hatte sich auch mächtig ins Zeug gelegt, um mir zu beweisen, wie viel ich ihm angeblich bedeutete. Und für kurze Zeit war die Versuchung, ihm zu glauben, groß gewesen. Bis ich vor ein paar Tagen mitbekommen habe, dass er sich weiterhin mit anderen Frauen trifft. Gott, wie dumm ich war! Voller Wut und Schmerz habe ich ein paar Sachen gepackt und bin hierher in die Einsamkeit der Lüneburger Heide geflohen, um mir eine Auszeit zu nehmen. Ich wollte für einige Tag einfach niemanden sehen. Dummerweise bin ich so überstürzt abgereist, dass ich Enrico noch gar nicht darüber aufgeklärt habe, dass unsere Hochzeit niemals stattfinden wird. Eigentlich hätte ich vorher reinen Tisch machen und mich vor meiner Abreise direkt von ihm trennen sollen. Ganz offensichtlich war ich an diesem Tag nicht bei Verstand, sonst hätte ich das Problem schon geklärt.

Jedenfalls hatte ich der Liebe abgeschworen, wollte mich nie wieder so hinters Licht führen lassen. Genau aus diesem Grund kann ich nicht fassen, dass ich mich in den erstbesten Mann verliebe, der mir über den Weg läuft. Tja, da hat der Vorsatz ja eine ganze Woche gehalten. Auch wenn Enrico für mich gestorben ist, kann ich mich nicht einfach auf einen anderen Mann einlassen. Offiziell bin ich noch vergeben, und mein Noch-Verlobter dürfte alles andere als begeistert sein, wenn er herausfindet, dass er plötzlich Konkurrenz bekommen hat. Werwölfe sind da recht empfindlich und mögen es nicht, wenn man ihrem Eigentum – und ihren Frauen – zu nahe kommt. Natürlich ist es in den Augen der Männer vollkommen okay, wenn Enrico mich betrügt, aber wehe, ich tue dasselbe. Das wäre ein handfester Skandal und dürfte sehr unschön für meinen neuen ‚Lover‘ ausgehen.