Love me, Idiot! - Tara Sivec - E-Book

Love me, Idiot! E-Book

Tara Sivec

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Beschreibung

Männer vom Mars, Frauen von der Venus? Alles Quatsch, findet Jenny, auch mit Blick auf ihre glücklich verliebten Freunde Claire und Carter. Nach vier Jahren Ehe weiß sie: Männer kommen von der Tankstelle und Frauen vom Sofa. Liebe da, Sex weg – das muss anders werden! Ihr erster Versuch, ihrem geliebten Drew die Kleider vom Leib zu reißen, endet im Ehekrach. Sein zweiter Versuch der köstlichen Verführung scheitert ebenso spektakulär. Die Folgen sind dramatisch: Eheberatung, Selbsthilfe-CDs, aber nichts klappt. Bis Drews Papa eingreift. Sextipps vom eigenen Vater? Nichts schlimmer als das! (Aber wenn's doch hilft …)

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Die AutorinTara Sivec ist Bestsellerautorin, Ehefrau, Mutter, Chauffeur, Fußballtrainerin, Babysitter, Köchin, Sarkasmusexpertin - und der lustigste Mensch, den sie selbst je getroffen hat. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Ohio und freut sich bereits auf den Tag, an dem alle drei erwachsen sind und endlich ausziehen. Nach vierzehn Jahren als Maklerin beschloss Tara, einen Stift in die Hand zu nehmen und lieber damit zu schreiben, als sich vor Langeweile ein Auge auszustechen. Sie ist die Autorin der sensationellen E-Book-Bestseller-Serie Chocolate Lovers.

Das Buch

Männer vom Mars, Frauen von der Venus? Alles Quatsch, findet Jenny, auch mit Blick auf ihre glücklich verliebten Freunde Claire und Carter. Nach vier Jahren Ehe weiß sie: Männer kommen von der Tankstelle und Frauen vom Sofa. Liebe da, Sex weg – das muss anders werden! Ihr erster Versuch, ihrem geliebten Drew die Kleider vom Leib zu reißen, endet im Ehekrach. Sein zweiter Versuch der köstlichen Verführung scheitert ebenso spektakulär. Die Folgen sind dramatisch: Eheberatung, Selbsthilfe-CDs, aber nichts klappt. Bis Drews Papa eingreift. Sextipps vom eigenen Vater? Nichts schlimmer als das! (Aber wenn's doch hilft …)

Tara Sivec

Love me, Idiot!

Roman

Aus dem Amerikanischen von Viktoria Weiss

Forever by Ullsteinforever.ullstein.de

Neuausgabe bei Forever Forever ist ein Digitalverlag der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin Dezember 2016 (1) © für die deutsche Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2015 © November 2012 by Tara Sivec Titel der amerikanischen Originalausgabe: Troubles and Treats (2012) Umschlaggestaltung: zero-media.net, München Titelabbildung: © FinePic® Autorenfoto: © Delia D Blackburn Photography Übersetzung: Viktoria Weiss ISBN 978-3-95818-143-4  Hinweis zu Urheberrechten Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken, deshalb ist die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben. In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich die Ullstein Buchverlage GmbH die Inhalte Dritter nicht zu eigen macht, für die Inhalte nicht verantwortlich ist und keine Haftung übernimmt.

Ich widme dieses Buch meinen Lesern. Ihr habt einen Blick in das Buch einer unbekannten Autorin gewagt, und weil es euch gefallen hat, habt ihr der ganzen Welt davon erzählt. Dafür werde ich euch ewig dankbar sein.

Kapitel eins

Du hast meinen Schwank kaputtgemacht!

Kerzen – erledigt.

Blumen – erledigt.

Deo – Mist. Hab ich ans Deo gedacht?

Ich hebe einen Arm und schnüffele. Alles in Ordnung. Jetzt bleibt nichts mehr zu tun, als darauf zu warten, dass Jenny von ihrem Mädelsabend zurückkommt. Seit der Geburt unseres Sohnes Billy vor drei Monaten zwingen Claire und Liz Jenny nämlich alle paar Wochen, das Haus zu verlassen und mit ihnen was trinken zu gehen. Ich liebe meine Frau wirklich sehr, aber sie davon zu überzeugen, unsere Kinder für ein paar Stunden zurückzulassen, ist ungefähr so schwer, wie mich zu überreden, ein T-Shirt ohne Aufdruck anzuziehen.

Heute habe ich eines an, auf dem steht: »Ich wär lieber reich als sexy – aber was will ich machen?«

Andererseits macht Reichtum ja auch sexy, oder? Money, money, money.

Jenny hätte ihre Verabredung für heute Abend beinahe auch wieder abgesagt – doch das konnte ich auf keinen Fall zulassen. Ich habe nämlich eine Überraschung geplant, und damit alles funktioniert, muss sie eine Weile aus dem Haus sein.

Ich musste tatsächlich eine geschlagene Stunde lang bitten und betteln, bis sie eingewilligt hat, auszugehen und sich zu amüsieren. Anschließend schloss sie sich eine halbe Stunde im Schlafzimmer ein und heulte, weil sie dachte, ich hätte sie satt und wollte sie loswerden. Da habe ich mich schon zum hundertsten Mal gefragt: Wohin, verdammt noch mal, ist meine witzige, schamlose, sexsüchtige Frau verschwunden?

Die Tage, an denen wir auf dem Heimweg nach einem Abendessen am Straßenrand anhielten, um es auf dem Rücksitz zu treiben, sind längst Vergangenheit. Vorbei die Nächte, in denen wir Betäubungscreme für Analverkehr auf meinen Schwanz geschmiert haben, um zu sehen, ob ich damit noch einen Orgasmus spüren würde. Konnte ich übrigens nicht. Und Jenny hatte acht Stunden lang kein Gefühl mehr in Zunge und Lippen. Liebe Kinder, bitte probiert das nicht aus.

Um genau zu sein, sind die Zeiten vorbei, in denen wir überhaupt Sex hatten. Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt, mir im Bad einen runterzuholen, sobald meine Frau eingeschlafen ist. Wirklich ein trauriges, einsames Leben, wenn man sein Handy mit aufs Scheißhaus nehmen muss, um beim Wichsen zur YouPorn-App seine Frau nicht zu wecken. Das Schlimmste daran ist der SpongeBob-Duschvorhang im Bad. Könnt ihr euch vorstellen, wie schwierig es ist, eine Erektion aufrechtzuerhalten, während dich SpongeBob mit großen Kulleraugen anschaut und in deinem Kopf dauernd der Song Jellyfish, Jellyfish, Jellyfish dudelt?

Okay, so schlimm ist es auch wieder nicht (ist es doch!), aber trotzdem. Es geht ums Prinzip. Im letzten Jahr hing ich jede verdammte Nacht mit dem Handy in der einen Hand und meinem Schwanz in der anderen überm Klo. Dabei hatte ich ständig Angst, das Handy könnte ins Wasser fallen. Was zum Glück nur einmal passiert ist. Es wird euch freuen zu hören, dass ein Porno auch unter Wasser weiterläuft. Der Ton ist dann ein bisschen undeutlich, das heißt »Ooooooh, mach’s mir härter!« klingt mehr wie »Uaaaaaah, mwaa haaadagurgel!«

Als unsere Tochter Veronica vor drei Jahren auf die Welt kam, kannte Jennys sowieso schon bemerkenswerte Libido keine Grenzen mehr. Als wäre ein Traum wahr geworden. Wir hatten am Morgen Sex, als Zwischenmahlzeit zum Mittagessen, als Snack am Abend, auf der Wickelkommode, in der Supermarkt-Toilette, in drei Swimmingpools in der Gegend und im Whirlpool vom Nachbarn. Außerdem gab es da noch diese total verrückte Nacht mit dem Klettergerüst im Park, freilaufenden Hühnern und einer Packung Wunderkerzen.

Jenny war unersättlich, und ich fragte mich tatsächlich, ob mein Schwanz vom übermäßigen Gebrauch irgendwann kaputtgehen würde.

Die Leute würden sagen: »Oh Mann, hast du das von Drew gehört? Sein Schwanz ist abgefallen. Er hat sich tatsächlich von seinem Körper abgelöst und ist auf den Boden geplumpst. Dabei hatte er gerade mit seiner Frau lautstarken Sex auf dem Dach ihres Hauses, also alles gut.«

Ehrlich gesagt, hab ich keine Ahnung, warum sich dann auf einmal alles änderte. Billy war ein Wunschkind, also kann es kaum sein, dass die erneute Schwangerschaft ein Schock war, der sich wie ein Eimer mit Eiswasser auf ihre Vagina ausgewirkt hat. Es war, als hätte am Tag des positiven Schwangerschaftstests ihre Muschi ein Schild rausgehängt: »Außer Betrieb«.

Zutritt verboten. Wartungsarbeiten im Gang. Zombies fressen dein Gesicht auf, wenn du dich dieser Muschi näherst.

Ich hab alles versucht. Ich hab ihr liebe Dinge ins Ohr geflüstert wie »Mein Schwanz vermisst deine Muschi so sehr« oder »Ich hab gehört, in deinem Liebeskanal ist schon lange kein Rohr mehr verlegt worden«. Keine Reaktion. Ich weiß, ich kann es auch nicht glauben.

Die Schwangerschaft mit Billy war wesentlich anstrengender als die mit Veronica, das war mir klar. Jenny war ständig übel, und Veronica machte diese Ich-bin-eine-fiese- schreckliche-fürchterliche-entsetzliche-Zweijährige-Phase durch. Nein, kein Witz. Zur Hölle mit den Zweijährigen. Es hätte mich nicht gewundert, wenn uns unsere süße kleine Tochter im Schlaf die Köpfe abgeschnitten und an einen tollwütigen Hund verfüttert hätte, während sie durch eine Überdosis Süßigkeiten total auf Zucker war. In der einen Minute umarmte sie uns und sagte, dass sie uns liebhatte. Und in der nächsten Minute rannte sie im Kreis, verlangte schreiend nach Schokolade und schmiss uns Spielsachen an den Kopf. Jenny war mit den Nerven total am Ende wegen Veronicas Benehmen, und außerdem war ihr dauernd übel wegen der Schwangerschaft. Also war Sex erst mal auf Eis gelegt. Also auf das Eis in der Gefriertruhe von irgendjemandem, der zwanzig Meilen entfernt wohnte.

Aber heute Abend werde ich alles wieder in Ordnung bringen. Ab jetzt gibt es wieder Sex, ihr Schlampen!

Noch mal Wichsen in SpongeBobs Gegenwart ertrage ich einfach nicht. Außerdem hab ich inzwischen jedes verdammte Video gesehen, das YouPorn jemals produziert hat – zweifach. Und sämtliche Storys auf Erotica.com hab ich auch gelesen. Als ich dann auch noch anfing, die Geschichten zu verfolgen, weil ich wissen wollte, wie das Ganze ausging, statt nur wegen der Sex-Szenen, da wusste ich, dass ich knietief in der Scheiße stecke.

Die letzten Wochen hab ich damit verbracht, einen perfekten Plan zu entwickeln. Carter hatte vorgeschlagen, ich solle mich mal mit Jenny zusammensetzen und ihr von meinen Problemen erzählen. Aber so was machen doch nur Weiber. Ich muss mich nicht ausheulen und über meine Gefühle sprechen. Ich brauche einfach nur Sex mit meiner Frau.

Ich bin so nervös, dass ich wie festgewachsen auf dem Sofa hocke und zur Tür starre. Um neun Uhr höre ich Jennys Wagen in der Einfahrt, kurz darauf ihren Schlüssel im Schloss.

»Wo sind die Kinder?«, fragt sie, kaum dass sie über die Schwelle getreten ist, und sieht sich im Wohnzimmer um.

»Die hab ich schon ins Bett gebracht«, berichte ich stolz.

Jenny ist immer beunruhigt, wenn sie mich zur Schlafenszeit mit den Kindern allein lässt. Ich glaube echt, sie rechnet damit, beim Heimkommen unsere Tochter mit von Limonade grün gefärbten Haaren vorzufinden, während unser Sohn an einem schwarzen Filzstift saugt, mit dem er sich zuvor das Gesicht beschmiert hat. Das ist nur ein einziges Mal passiert, aber man könnte meinen, ich hätte das Haus niedergebrannt oder die beiden auf dem Schwarzmarkt verkauft. Und überhaupt, die Tatsache, dass sich ein drei Monate alter Junge ohne Spiegel ein perfektes Hitlerbärtchen auf die Oberlippe und einen Harry-Potter-Blitz auf die Stirn malen kann, ist doch ziemlich beeindruckend, oder?

Mir entgeht nicht, dass Jennys Lächeln verschwindet, sobald sie begreift, dass die Kinder bereits schlafen und sie sie nicht mehr ins Bett bringen kann. Sie lässt sich kaum je die Chance entgehen, sie zu baden und ihnen eine Gute-Nacht-Geschichte vorzulesen.

Es gab mal eine Zeit, da hätte sie sich keinen Blowjob entgehen lassen. Ahhhh, süße Erinnerungen.

»Hast du dich mit den Mädels gut amüsiert?«

Sie zuckt mit den Schultern, während sie ihre Tasche und ihre Jacke auf den Tisch in der Diele legt.

»War okay. Ich hatte keine Lust auf Alkohol, deshalb hielten mich Claire und Liz wahrscheinlich für eine langweilige Abstirnenzlerin.«

»Du meinst, Abstinenzlerin?«, hake ich nach.

»Mir egal, bin zu müde.« Sie lässt sich neben mich auf die Couch plumpsen und lehnt den Kopf an die schwarzen Polster.

Verdammt! Claire und Liz hatten nur eine Aufgabe, eine einzige Aufgabe – meine Frau betrunken zu machen. Sie muss einen in der Krone haben, sonst funktioniert das hier nicht! Wenn ich die beiden das nächste Mal sehe, sind sie so was von gefeuert. Also gut, dann ziehen wir das hier eben nüchtern durch.

»Ich hab eine Überraschung für dich. Geh schon mal rauf ins Schlafzimmer und mach es dir gemütlich«, erkläre ich ihr mit einem Augenzwinkern.

Sie sieht mich einen Moment lang seltsam an, dann erhebt sie sich von der Couch und geht zur Treppe.

Ich warte so lange auf dem Sofa, während ich vor Nervosität innerlich förmlich auf und ab hüpfe. Ich fühle mich wie ein Kind an Weihnachten. Ich kann es kaum erwarten, dass Jenny sieht, was ich oben vorbereitet habe. Ich weiß, auch in nüchternem Zustand wird sie dieses großartige Geschenk zu schätzen wissen. Das wird alles wieder in Ordnung bringen. Da bin ich mir ganz sicher. Mit dem phantastischen Einkauf in Liz’ Sexshop werde ich den Fluch über unserer Ehe ein für alle Mal brechen. Ich bin so verdammt genial, dass ich es selbst kaum aushalte. Sie wird einen Blick ins Schlafzimmer werfen und mich für den »Ehemann des Jahres« nominieren. Gnädig werde ich diese Auszeichnung entgegennehmen und so tun, als hätte ich keine Ahnung, wie hammermäßig toll ich eigentlich bin.

Wahrscheinlich werde ich eine Rede vorbereiten müssen und einen Smoking ausleihen, denn ich bin echt verdammt wichtig. »Ich möchte dem Fußvolk danken. Und mit Fußvolk meine ich die da draußen, die immer noch keinen Sex haben, die nicht so großartig sind wie ich.«

Ich höre Billy im Kinderzimmer quäken und wäre ungelogen beinahe die Treppe raufgerannt, um ihn zu fragen, was ihm eigentlich einfällt. Ich habe strenge Anweisungen erteilt, dass er nach dem Einschlafen keinen Mucks mehr von sich zu geben hat. Es ist, als hätte dieses Kind nicht einen Pieps von dem verstanden, was ich ihm gesagt habe.

Nach ein paar Sekunden verstummt Billy wieder, und ich spreche ein stummes Dankgebet. Außerdem darf ich nicht vergessen, ihm morgen ein neues Spielzeug zu kaufen, um mich dafür zu entschuldigen, dass ich beinahe in sein Zimmer geplatzt wäre und ihn ein Riesenarschloch genannt hätte.

Etwas verwundert bin ich allerdings schon, dass Jenny immer noch keine Glücksschreie ausgestoßen hat, aber wahrscheinlich will sie die Kinder nicht erschrecken. Total verständlich. Sie hält ihre Erregung im Zaum und wartet darauf, dass ich zu ihr komme, damit sie mir gebührend danken kann, mit meinem Schwanz in ihrem Mund. Diese Einstellung gefällt mir.

Ich gebe Jenny noch ein paar Minuten, um die Überraschung zu genießen und sich an den Gedanken zu gewöhnen. Dann springe ich vom Sofa auf und nehme zwei Stufen auf einmal, so eilig habe ich es, ins Schlafzimmer zu kommen.

Mit einem fetten Grinsen im Gesicht und einem schmerzhaften Ständer in der Hose flitze ich den Flur hinunter und öffne die Zimmertür, voller Vorfreude auf die bevorstehende Nacht. Bei dem Anblick, der sich mir bietet, bleibe ich jedoch wie angewurzelt stehen. Ich finde einfach keine Worte für dieses Horrorszenario.

»Drew, das ist das beste Geschenk, das ich jemals bekommen habe! Ich bin begeistert!«, flüstert Jenny. »Und die ganzen Kerzen?! Die sind wirklich die perfekte Beleuchtung dafür!«

Ich stehe erstarrt in der Schlafzimmertür und würde am liebsten weinend auf die Knie fallen. Aber nicht im Sinne von »Lieber Gott, ich bin ja so glücklich!«, sondern »Was, zum Teufel, ist hier eigentlich los?«.

Ich hatte nämlich in dreistündiger harter Arbeit während Jennys Abwesenheit in einer Ecke unseres Schlafzimmers eine Sexschaukel aufgehängt. Eine Schaukel, um mich nicht mehr verschaukelt zu fühlen. Das Ding ist echt der Hammer, und ich hätte mir beinahe schon während der Installation einen runterholen müssen. Ich stellte mir dauernd vor, wie Jenny nackt darin hing und darauf wartete, von mir genagelt zu werden. Dreimal war ich im Baumarkt, um weiteres Material zu besorgen. Letztendlich musste ich einen Teil der Deckenverschalung entfernen, um die Balken dort oben zu verstärken. Dazu brauchte ich Kantholz und den Rat von fünf verschiedenen Typen aus dem Baumarkt, die nun alle sehnsüchtig auf einen detaillierten Bericht des Abends warteten.

Jetzt würde ich mit beschämt gesenktem Haupt dorthin zurückkehren, anstatt wie ein Gott hineinzutänzeln und ihnen von dem heißen Sex zu erzählen, den wir von der Decke hängend erlebt hatten. Ich würde nicht mit einer phantastischen Story aufwarten können, wie jemand die Cops rief, weil aus unserem Schlafzimmer animalische Geräusche drangen und durch zu heftiges Schaukeln Fenster zu Bruch gingen. Nun konnte ich nur davon berichten, wie ich heulend wie ein kleines Mädchen auf dem Boden hockte.

Beim Einschlafen werde ich in Zukunft das Bild vor Augen haben, wie Jenny komplett angezogen unseren drei Monate alten Sohn in den Armen hält und in unserer SEXSCHAUKEL wiegt.

»Aber … das ist meine Schaukel!«, heule ich und bemühe mich, nicht mit dem Fuß aufzustampfen.

»Sch, er ist gerade erst wieder eingeschlafen«, wispert Jenny und wirft mir einen strengen Blick zu, während sie sanft hin und her schwingt und dabei liebevoll Billy betrachtet – IN MEINER VERDAMMTEN SEXSCHAUKEL!

»Sex … ich … die Schaukel … übel … Sex … Kotz.«

Unsinn. Das ist es, was aus meinem Mund kommt. Purer Unsinn.

Das Geschenk, das unser Sexleben wiederbeleben sollte, wurde zu einer Wiege degradiert.

Kotz.

»Komm her und setz dich zu mir auf die Schaukel, Drew. Hier ist viel Platz«, sagt Jenny sanft mit Blick auf Billy.

Neben meiner Frau auf einer Sexschaukel zu sitzen und KEINEN Sex zu haben? Ich kapier einfach nicht, was hier gerade abgeht. Spricht sie noch meine Sprache?

»No hablo SEX! Billy blöd! Ich wollen!«, jammere ich und stampfe dieses Mal wirklich mit dem Fuß auf.

»Drew! Verdammt, was ist heute nur mit dir los?«, flüstert Jenny laut.

MEIN PENIS IST AM ABKRATZEN UND MEINE AUGEN BLUTEN! Das ist los mit mir!

»Du verdirbst mir mein Geschenk«, beschwert sie sich.

»Und du hast meinen Schwanz kaputtgemacht!«, flüstere ich wütend zurück.

»Ich hab deinen Schwank kaputtgemacht? Was meinst du damit? Ich hab noch nie einen Schwank angerührt.«

Glaub mir, ich weiß nur zu gut, dass du meinen »Schwank« NIE angerührt hast. Dieses Geflüster hat offensichtlich keinen Sinn.

Resigniert ziehe ich mein Handy aus der Hosentasche und schlurfe Richtung Bad, während ich mich durch die neuesten Erotica.com-Updates scrolle.

»Wo gehst du denn hin?«, fragt Jenny leise, während sie mir dabei zusieht, wie ich mit eingeklemmtem Schwanz durch unser Schlafzimmer gehe.

»Zu einer Grillparty, wo Misty und ihre Freundin Buffy ihren Highschool-Biolehrer in ein Klo drängen und wissen wollen, wie das nun genau mit der Theorie des Dreiers funktioniert«, murmele ich traurig.

Kapitel zwei

Negativ, Ghostrider

Jenny und ich sind seit … äh … ungefähr vier Jahren verheiratet. Oder sind es drei? Unsere Tochter Veronica ist drei, und Jenny war bei unserer Hochzeit definitiv noch nicht schwanger. Also, vier minus eins ist drei, … dann werden es wohl drei Jahre und ein paar Zerquetschte sein.

Unsere Hochzeit war der absolute Hammer! Ein unglaublich romantischer, perfekter Tag. Unsere Freunde und Familie haben uns nämlich nach Las Vegas begleitet! Und das Beste daran? Ihr ahnt es schon, wir wurden von Elvis getraut. Nicht vom echten Elvis. Was ich so gehört hab, hat man den neulich irgendwo in Piedmont, South Dakota, gesehen. Der Typ in Las Vegas war von Kopf bis Fuß eine Imitation, aber er war trotzdem verdammt gut. Jenny hatte ich mit einem T-Shirt überrascht, das ich während der Zeremonie tragen sollte. Darauf prangte in Druckbuchstaben das Wort »Bräutigam«, das aber durchgestrichen war, und darunter stand: »Sklave der Braut«.

Schon als ich Jenny das erste Mal begegnete, wusste ich, dass ich ihr hörig sein würde, und das ist total okay für mich. Wenn ich sie nicht hätte, säße ich vermutlich im Knast und würde dem Typ mit den meisten Zigaretten hinterherlaufen. So ist es deutlich besser. An dem Tag, als wir uns kennenlernten, hatte sie gerade eine Sexspielzeugparty organisiert und ihre Waren selbst getestet. Ich wusste nicht, ob ihr Strahlen vom gerade erlebten Orgasmus stammte, jedenfalls war sie die heißeste Braut, die ich jemals gesehen hatte. Umgehend verabschiedete ich mich von der Vielweiberei und wollte nur noch sie.

Seit damals habe ich keine einzige Sekunde bereut, die ich mit ihr verbracht habe. Deswegen ist es auch so dringend nötig, dass ich jegliche Probleme, die wir irgendwie haben, so schnell wie möglich kläre.

»Also, wie lange hattest du denn nun WIRKLICH keinen Sex mehr mit Jenny?«, fragt Jim.

Meine Kumpels wissen alles über den Vorfall mit der Sexschaukel. Sosehr es mich auch schmerzte, den Horror dieser Nacht noch einmal zu durchleben, wussten sie doch von meinem Plan und erwarteten deshalb einen vollständigen Bericht. Die Typen im Baumarkt haben heute Abend bereits eine Mahnwache mit brennenden Kerzen für mich abgehalten. Es war wirklich bewegend, aber ich fühle mich seither total emotional und so. Als ich anschließend zur Arbeit kam, fing ich an, unkontrollierbar zu schluchzen und Wörter wie »Wiege« und »schlafender Penis« zu murmeln. Und als ich dann auch noch »Mein Kind ist eine Ausgeburt des Satans« heulte, wussten sie, dass etwas schiefgelaufen war.

Nachdem ich ihnen von meinem Sexstörkind erzählt und ihnen den mit Reis gefüllten Gefrierbeutel gezeigt habe, in dem mein Handy ruht, können sie sich vorstellen, was für ein legendärer Abend im Parritt House das gewesen ist.

»Zuerst zu den wichtigen Dingen: Warum steckt dein Handy in einer Tüte mit gekochtem Reis?« Carter greift über den Tisch, um den Beutelinhalt zu betasten. Ich schlage seine Hand weg und ziehe die Tüte näher zu mir her.

Wir machen gerade Mittagspause im Automobilwerk und sitzen in der Kantine. Weil wir drei immer noch Nachtschicht arbeiten, ist es für uns ganz normal, um halb zwölf in der Nacht Mittagspause zu machen.

»Mir ist das Handy ins Klo gefallen«, murmele ich.

»Schon wieder?«, fragt Jim lachend.

»Halt’s Maul, Arschloch. Ich war mittendrin und wollte eine Seite weiter scrollen. Verdammter Touchscreen. Dabei hab ich mir nicht einmal einen runtergeholt. Ich saß auf dem Badewannenrand. Und die Story war gerade richtig gut. Buffy sagte auswendig die Theorie des Dreiers auf, und Misty wollte sie für ihr Wissen belohnen. Ich wollte herausfinden, ob Misty den pinkfarbenen Jeansrock und das weiße Oberteil anhatte, wie in der Geschichte über die Schulabschlussfeier. Das war ein echt süßes Outfit.«

Die beiden starren mich so lange an, dass ihnen bestimmt die Gesichtszüge eingefroren sind.

»Du musst wirklich verdammt dringend mit einer Frau schlafen. Am besten jetzt sofort«, verkündet Carter. »Der Reis soll zu diesem Zweck übrigens nicht gekocht sein, du Genie. Und warum, um alles in der Welt, ist er braun?«

Ich verdrehe die Augen. Es ist doch offensichtlich, dass der Reis in meiner Geschichte nur eine untergeordnete Rolle spielt.

»Das ist Uncle-Ben’s-Reis mit Rindfleischgeschmack. Wir hatten keinen normalen mehr«, erkläre ich. »Können wir jetzt bitte wieder zum Punkt kommen? Was soll ich bloß machen?«

»Hör damit auf, deine Kronjuwelen samt Zepter über stehenden Gewässern zu bearbeiten«, witzelt Jim.

»Ich bearbeite gar nichts. Ich streichle zärtlich. Ich mag meinen Penis. Er ist ein braver Kerl. Meine Kronjuwelen haben damit gar nichts zu tun. Moment mal, spielt ihr dabei etwa mit euren Eiern?«

Jim zuckt mit den Schultern, während er von seinem Mortadella-Sandwich abbeißt. »Manchmal schon. Ab und zu ist es ganz schön, die Jungs mit einzubeziehen, damit sie sich nicht vernachlässigt fühlen.«

»Finde ich auch. Ein paar Streicheleinheiten untenrum sind nicht zu verachten. Kommt darauf an, wo man ist und ob man den richtigen Winkel hinbekommt, um sie in die Party mit einzubeziehen. Wenn ich alleine bin, hab ich sie gerne in der Hand. Und Claire schiebt sie mit den Fingern hoch, so dass ihr Mund dann –«

Carter bricht mitten im Satz ab, als er mich wimmern hört.

»Tut mir leid, Mann«, meint er verlegen.

Das passiert in letzter Zeit leider häufig. Carter und Jim erzählen irgendeine heiße Geschichte, wie sie mit ihren Frauen Sex hatten. Und dann hören sie plötzlich auf, weil sie merken, wie ich sie anstarre, jedes Wort gierig verfolge und mich dabei am Tischbein reibe.

»Ich kapier’s einfach nicht. Du und Claire, ihr habt zwei Kinder, seid seit fast sieben Jahren verheiratet und habt immer noch tollen Sex. Was mache ich verdammt noch mal falsch?«, frage ich und schiebe meinen Teller zur Seite.

»Ich glaube nicht, dass der Fehler bei dir liegt. Ihr habt nur gerade eine Durststrecke. Das passiert jedem mal«, versucht Jim mich zu beruhigen.

»Dann hast du das mit Liz auch erlebt?«, frage ich und fühle mich schon wieder etwas besser.

»Nein, absolut nicht. Wir treiben es immer noch wie die Tiere. Mit ›jedem‹ meinte ich die anderen«, verkündet Jim, den Mund voller Pommes. »Aber mal ganz im Ernst: Wann hattet ihr das letzte Mal Sex?«

Ich sitze ganz still und tue eine Minute lang so, als würde ich überlegen. Dabei ist das wirklich nicht nötig. Ich weiß ganz genau, wie lange es her ist.

»Guter Sex oder Sex-Sex?«, frage ich.

»Das ist die blödeste Frage, die ich je gehört habe. Wir sind Männer. Sex ist immer gut«, meint Jim.

»Falsch, Ghostrider. Ist nicht drin. Wenn Claire nicht durchstartet, dann kann ich es auch nicht genießen«, erwidert Carter.

»War das gerade ein Top Gun-Zitat?«, fragt Jim.

»Äh, na klar. Der beste Film aller Zeiten. Ich spür die Gier … die Gier nach Tempo in mir!«, ruft Carter und haut mit der Faust in die Luft.

»Okay, Homo. Wenn du einen Haufen schwitzender Männer mit nacktem Oberkörper ganz großartig findest, dann bist du leider aus dem Rennen, Süßer. Dem Hetero-Rennen«, verkündet Jim.

»Fick dich.«

»Schon klar. Ich hatte neulich schon das Gefühl, dass du beim Pinkeln heimlich einen Blick auf meine Rakete geworfen hast. Machst du mit Claire im Schlafzimmer Rollenspiele? Nennt sie dich Iceman und du sie Maverick?«, fragt Jim lachend.

»HALLO«, rufe ich. »Mann mit Problem! Können wir uns bitte wieder etwas Wichtigem zuwenden?«

»Sorry, aber ich finde es durchaus wichtig, über Carters sexuelle Vorlieben zu sprechen«, erwidert Jim, woraufhin Carter ihn gegen den Arm boxt.

»Also gut, zurück zur ursprünglichen Frage. Wie lange ist es her?«, fragt Carter. »Und damit meine ich nicht dieses Intermezzo nach Billys Geburt, als du nur mit der Schwanzspitze ran durftest. Ich spreche von richtigem Kontakt, tief rein. Sex, bei dem du nach deiner Mami rufst.«

»Hey, Carter, wenn ich mich recht erinnere, hast nur du beim Sex nach deiner Mami gerufen«, meint Jim lachend.

»Fick dich. Ich hab NICHT nach meiner Mami geschrien, sondern ich wollte Claire einen Heiratsantrag machen«, widerspricht er.

»Zwölf Monate, dreizehn Tage, neun Stunden und siebenunddreißig Minuten«, verkünde ich ihnen. Nach einem Blick auf die Uhr korrigiere ich mich: »Nein, falsch, fünfunddreißig Minuten.«

»Großer Gott«, murmelt Jim, blankes Entsetzen im Gesicht.

»Du weißt das auswendig?«, hakt Carter nach.

»Versucht ihr zwei Arschgesichter doch mal, mit euren Frauen KEINEN Sex zu haben, und berichtet mir dann, ob ihr die Tage zählt oder nicht«, schimpfe ich.

»Hast du versucht, mit ihr darüber zu sprechen, wie ich es dir geraten habe?« Carter wirkt dabei ziemlich selbstgefällig.

»Ja, hab ich. Also lass mich, verdammt noch mal, damit in Ruhe.«

Der Lautsprecher unterbricht unser Gespräch und teilt uns mit, dass wir noch fünf Minuten haben, ehe das Fließband wieder startet. Wir stehen alle vom Tisch auf, packen die Reste unseres Essens ein und machen uns auf den Weg durch die Cafeteria zu den Türen, die in die Fabrikhalle führen.

»Hast du mit ihr wie immer geredet, oder hast du versucht, mal kein Arschloch zu sein?«, fragt Jim, während er seinen Abfall in den Mülleimer stopft.

»Halt’s Maul. Bei meiner Frau bin ich kein Arschloch«, verteidige ich mich.

»Ach ja? Wenn ich mich recht erinnere, hast du den Elvis-Verschnitt bei eurer Hochzeit gebeten, in Jennys Ehegelübde die Zeile ›Ich verspreche, immer ein Lächeln im Gesicht und Sonne im Herzen zu haben, wenn ich meinem Mann einen blase‹ einzufügen«, erinnert Jim mich.

»Na und? Das ist ein ganz legitimer Spruch, der Teil jeder Hochzeit sein sollte«, verteidige ich mich. »Willst du eine Frau, die dabei immer nur finster schaut?«

Wir kehren an unsere Plätze am Fließband zurück. Jim begleitet uns, obwohl er eigentlich am anderen Ende der Fabrikhalle bei einem Treffen der Vorarbeiter erwartet wird.

»Also gut, du hast verschiedene Möglichkeiten. Erstens, du kannst dich mit Jenny zusammensetzen und sie geradeheraus fragen, warum sie keinen Sex mehr mit dir haben will. Und ich meine damit, sie liebevoll und nett zu fragen, ob sie irgendwelche Probleme hat. Erkundige dich immer zuerst, wie es ihr geht. Wenn du dauernd nur von dir und deinem vernachlässigten dritten Bein laberst, wird dich das nicht weiterbringen. Du musst ihr das Gefühl geben, dass es dir um sie geht«, erklärt Jim.

»Aber ich kümmere mich doch um sie. Es ist mir wichtig, wie es ihr geht und wie sie sich fühlt.«

»Also schön. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass es dir wichtiger ist, wie sie zu deinem Pimmel steht«, meint Jim.

»Das stimmt«, gebe ich traurig zu.

»Dann solltest du folgende Begriffe und Formulierungen vermeiden: bumsen, anal, Blowjob, Schwanzspitze oder Er lächelt, wenn du ihn in den Mund nimmst«, rät mir Jim.

»Was, um alles in der Welt, soll ich dann noch sagen? Das sind die ganzen guten Wörter«, jammere ich.

»Und genau damit hast du sie sechs Wochen nach Billys Geburt zum Sex überredet. Ich vermute ja, dass sie dein ›nur die Schwanzspitze‹ wörtlich genommen hat, und deine Aussage ›Wenn deine Muschi nach Billys Geburt noch wund ist, können wir es gerne auch anal machen‹ war bestimmt auch nicht hilfreich«, fügt Carter hinzu.

»Ich weiß immer noch nicht, was daran so schlimm war. Ich wollte bloß nett sein, damit sie sich wieder besser fühlt.«

Nachdem wir die gesamte Schwangerschaft über keinen Sex hatten und ich danach noch mal sechs Wochen warten musste, bis ihre ganzen Weichteile wieder zusammengewachsen waren, war ich echt verzweifelt. Dass ich ihr von meinen ganzen Alpträumen nach Billys Geburt erzählt hatte, war wahrscheinlich keine Glanzleistung. Aber eines Nachts, als ich schreiend aus einem bösen Traum aufgewacht war, zwang sie mich dazu. Zu dem Zeitpunkt befand ich mich noch im Halbschlaf, deshalb kann ich für meine Äußerungen nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Mir war schon klar, dass es keine gute Idee war, die Geburt unseres Sohnes mit dem Film Alien zu vergleichen, wo das kleine Monster durch die Bauchdecke dieses Typen stößt. Aber ich war wirklich nicht richtig wach! Stellt euch all das Blut vor, die Klumpen, den Schleim und die Schmiere, während dieses kleine seltsame Ding jemandem den Magen zerfetzt, um nach draußen zu gelangen. Und jetzt dasselbe Schauspiel mit der Vagina deiner Frau. Die Vagina, die ich viele Jahre lang berührt, geleckt und verehrt habe. Es dauerte eine Weile, bis er draußen war.

Bei Veronicas Geburt hatte Jenny einen Kaiserschnitt, daher konnte ich nicht sehen, was unterhalb ihres Halses passierte. Ich weiß nur noch, dass ich Freudentränen weinte, als sie uns das Baby überreichten. Die Krankenschwester half mir dabei, ihr den ersten Strampler anzuziehen, auf dem stand: »Sprich gefälligst anständig. Das verdammte Baby kann dich hören.« Wie gebannt starrte ich abwechselnd auf Jenny und unser kleines Mädchen und wusste, dass ich noch nie so glücklich gewesen war.

Bei Billy gab der Arzt grünes Licht für eine natürliche Geburt, da der Kaiserschnitt wegen Veronicas niedriger Herzfrequenz und nicht wegen Komplikationen auf Jennys Seite nötig gewesen war. Jenny entschied sich bewusst für diese Erfahrung. Und es war grauenvoll. Eigentlich hätte es ein wundervolles, unglaubliches Erlebnis sein sollen zu sehen, wie die Frau, die ich liebte, unseren Sohn zur Welt brachte. Aber das war es nicht. Es wurde geschrien, geheult und geflucht – und das war nur mein Anteil. Was Jenny brüllte, als sie bemerkte, dass ich ans Fußende des Bettes gewandert war und gebannt den Ort des Geschehens beobachtete, wollen wir lieber verschweigen. Und als ich dann dort stand, konnte ich nicht mehr weg. Ich fühlte mich wie gelähmt, wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Oder wie ein Mann, der zusieht, wie die Muschi seiner Frau zerstückelt wird. Ich rechnete fast damit, hinter mir den Geburtshelfer mit einem Schlachtermesser in der Hand zu sehen, so schlimm war sie unten herum zugerichtet. So viele Flüssigkeiten waren zwischen ihren Beinen hervorgesickert, dass ich überhaupt nicht mehr wusste, was eigentlich vor sich ging und wie sich aus einer einzigen Vagina so viel Schmiere ergießen konnte und sie trotzdem noch am Leben war. Eigentlich hätte sie längst abgesoffen sein müssen.

Dass ich all das Jenny ein paar Wochen nach Billys Geburt um drei Uhr früh erzählte, war möglicherweise Teil unseres Problems. Mit ihr jetzt noch mal über etwas so Gewaltiges zu sprechen, scheint deshalb nicht die allerbeste Idee zu sein.

»Was schlägst du sonst noch vor?«, frage ich Jim, während das Fließband anläuft und ich meinen hydraulischen Bohrer von seinem Regalplatz über meinem Kopf herunterhole.

»Tja, du könntest deinen Dad bitten, sie zu beschatten. Vielleicht hat sie ja Geheimnisse vor dir«, meint Jim lässig, ehe er zu seinem Meeting abzischt.

Mein Dad ist nämlich Privatdetektiv, der sich auf untreue Ehegatten und Schadensersatzbetrug spezialisiert hat. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Jenny garantiert nichts auf dem Kerbholz hat, was die eine dieser beiden Sachen betrifft, also bleibt noch die andere.

Oh Gott, könnte das tatsächlich unser Problem sein? Warum bin ich da nicht schon viel früher draufgekommen?

Ich bin total erschüttert, dass meine süße, liebevolle Jenny zu so etwas fähig ist und mich die ganze Zeit belogen hat.

Warum hat sie nichts gesagt? Warum, mein Gott, WARUM?

Der Grund, warum sie nicht mehr mit mir schlafen will, ist eine vorgetäuschte Verletzung, von der sie mir nie erzählt hat. Jetzt versucht sie, ihre Chefin Claire zu schröpfen, indem sie von ihr Schmerzensgeld verlangt.

Kapitel drei

In Herrlichkeit schwellen

»Was? Drew hat eine Wiege an der Decke installiert? Das klingt irgendwie komisch«, meint Claire, während sie den Stapel Rechnungen unterschreibt, die ich ihr ausgedruckt habe.

Als ich vor sieben Jahren meinen Job in der Computerfirma verlor, in der ich seit dem College gearbeitet hatte, hatte mich meine beste Freundin Claire gefragt, ob ich in ihrem Schokoladenladen aushelfen würde, den sie mit Liz, meiner anderen besten Freundin, führte. Nachdem ich mich dort ein paar Monate lang um alle Computer- und Design-Angelegenheiten gekümmert hatte, ergab sich eine andere Jobmöglichkeit für mich. Trotzdem unterstütze ich Claire weiterhin so oft wie möglich. Nach Veronicas Geburt wollte ich sowieso keinen ganz normalen Ganztagsjob mehr. Claire hatte mir eine volle Stelle angeboten, und Liz hat mich ebenfalls um Hilfe gebeten.

Das ist jetzt auch schon wieder drei Jahre her, und ich bin inzwischen Vertriebsleiterin von Sexy Snacks. Das Geschäft brummt.

Vor ein paar Jahren haben Claire und Liz beschlossen, ihren Laden in ein Franchiseunternehmen zu verwandeln. Mittlerweilen gibt es im Süden zehn Filialen von Sexy Snacks.

Oder ist es im Westen? Das kann ich mir nie merken. Geologie ist einfach nicht meine Stärke … oder Genealogie … oder dieses andere Fach, das mit »G« beginnt und auf »ie« endet.

Da Claire und Carter zwei Kinder haben, Liz und Jim drei und Drew und ich ebenfalls zwei, sind wir zum Glück alle sehr familienorientiert. Die Kinder sind im Laufe der Woche alle irgendwann mal mit im Laden, und ich kann im Notfall auch von zu Hause arbeiten und fehlende Stunden wieder reinholen.

»Doch! So was Cooles hab ich noch nie gesehen. Es besteht aus Riemen, die fast wie Autogurte aussehen und von der Decke hängen. Ich konnte mich ganz bequem reinsetzen und Billy im Arm halten. Das Teil hat auch noch so komische Löcher, die wohl für die Beine gedacht sind. Aber ich wusste nicht, wozu die gut sein sollen, drum hab ich es gelassen. Weil es auch keine Rückenlehne gibt, hab ich mich einfach an der Wand abgestützt, wenn ich nicht geschaukelt habe. Du hättest sehen sollen, wie schnell Billy da wieder eingeschlafen ist. Es war phantastisch.« Nebenher scanne ich die unterschriebenen Rechnungen ein.

»Guten Morgen, Ladys!«, ruft Liz, die durch die Verbindungstür zum anderen Teil des Ladens hereinschneit und sich auf der kleinen Couch im Büro niederlässt. »Hast du die Bestellung für nächste Woche schon ausgedruckt? Ich muss aufpassen, dass wir genug von dem Erdbeer-Gel dahaben, das den Würgereiz unterdrückt. Ich schwöre bei Gott, Mrs Molnar trinkt das Zeug wie Wasser. Entweder das, oder sie braucht eimerweise Betäubungscreme, um Bobs Riesenei in den Mund zu kriegen.«

Beim Gedanken an Mr Molnar und seinen Penis erschaudern wir alle drei. Vor ein paar Wochen war er zu Liz in den Laden gekommen und hatte uns alles über seine Herzoperation erzählt. Dabei hatte er uns nicht nur die Narbe gezeigt, die längs über seinen gesamten Oberkörper verlief, sondern auch noch die Auswirkungen der Narkose auf sein Gemächt. Einer seiner Hoden war zu vierfacher Größe angeschwollen. Er sah aus wie eine Grapefruit, die sich an einen Zahnstocher schmiegt, neben dem eine Dörrpflaume hängt.

»Können wir bitte so früh am Morgen nicht über Bobs Riesenei reden? Ich hatte eine richtig gute Nacht und möchte noch in all ihrer Herrlichkeit schwellen«, teile ich ihnen mit.

»Schwelgen. Es heißt in Herrlichkeit SCHWELGEN«, korrigiert Liz mich.

»Ach, wie auch immer. Du weißt schon, was ich meine.«

Die Leute ziehen mich immer auf, weil ich Wörter verwechsle. Ich bin wirklich nicht blöd. Ich weiß, was ich sagen möchte. Aber wenn es dann aus meinem Mund kommt, ist es meistens irgendwie verdreht.

»Also, was ist gestern noch passiert, nachdem du Lahmarsch uns an der Bar zurückgelassen hast?«, fragt Liz. »Nein, warte!! Oh mein Gott! Ich weiß, was passiert ist, du kleines Flittchen! Drew hat dir endlich sein Geschenk gegeben, stimmt’s?«

Verwirrt schaue ich Liz an.

»Woher weißt du von Drews Geschenk?«, frage ich.

»Hallo?! Er hat es schließlich bei mir gekauft!«, antwortet Liz, während sie von der Couch aufsteht, Papiere aus dem Drucker nimmt und überfliegt.

»Ach, das war deine? Hast du sie für alle drei Mädchen verwendet? Ich kann mich gar nicht erinnern, dass du davon je erzählt hast«, hake ich nach und fahre nebenbei den Computer runter.

»Was redest du denn da für einen Scheiß? Welche Mädchen?«

»Äh, deine Töchter? Wen sollte ich sonst meinen?«

Und da hält Liz MICH für doof.

Liz legt die Papiere auf den Schreibtisch und stützt die Hände in die Hüfte.

»Warum, um Himmels willen, sollte ich so was mit meinen Töchtern benutzen? Das ist ja ekelhaft«, ereifert sie sich.

Ekelhaft? Was sollte daran ekelhaft sein?

»Oh mein Gott«, murmelt Claire hinter vorgehaltener Hand, mit großen Augen.

Und dann fängt sie an zu lachen. Sie krümmt sich nach vorne und hält sich den Bauch mit beiden Händen.

»Oh Gott! Ich kann nicht mehr! Verflixt, das tut so weh«, heult sie zwischen all dem Schnauben und Kichern.

»Was ist, verdammt noch mal, so lustig?« Langsam bin ich echt genervt.

»Ja, bitte klär uns auf, Claire«, fordert Liz streng. »Eine Schaukel, wie Jenny sie von Drew bekommen hat, ist kein Witz. Das Ding ist das Top-Modell. Er hat einen Haufen Geld dafür ausgegeben.«

»Himmel hilf! Das ist eine echte STERNSTUNDE!«, prustet Claire, als sie sich endlich wieder aufrichtet und sich die Tränen aus den Augen wischt.

»Wieso hast du gesagt, es wäre ekelhaft? Was kann an einer Wiege schon widerlich sein? Hat jemand draufgekotzt?«, frage ich Liz. »Du hast die Mädchen doch nicht nackt drauf gestillt, oder?«

Daraufhin bekommt Claire einen erneuten Lachanfall, und Liz starrt mich mit entsetzter Miene an.

»Gütiger Gott. Bitte sag mir, dass du das nicht getan hast. Nein … bitte … nein«, stammelt sie.

Was haben sie nur alle für ein Problem? Das war das Netteste, was Drew seit langem für mich getan hat, und nun lachen alle darüber.

»Jetzt mag ich auch nicht mehr darüber reden. Ihr macht euch bloß über Drew lustig, weil er so aufmerksam ist«, jammere ich.

»Oh nein. Du musst Liz unbedingt erzählen, wie aufmerksam Drew war. Bitte. Bitte berichte Liz, wie toll dein Abend noch war, nachdem du uns verlassen hast. Sprich laut und deutlich und lass nichts aus«, bettelt Claire mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Ich verdrehe die Augen. Wie kann man sich wegen einer Wiege nur so lächerlich verhalten?

»Also gut. Aber ich will kein Wort von euch hören.«

Beide verschließen pantomimisch die Lippen und werfen den Schlüssel weg.

»Ihr wisst ja, wie müde ich war, als ich gestern Abend die Bar verlassen habe. Billy schläft noch nicht durch, und ich brauche immer ewig, bis er sich wieder beruhigt hat. Als ich heimkam, meinte Drew, er hätte oben eine Überraschung für mich. Ich dachte, es wäre mal wieder eine lahme Ausrede dafür, dass er Sex haben will.«

Claire schnaubt und tut dann so, als würde sie ersticken, als ich ihr einen bösen Blick zuwerfe.

»Ich bin also raufgegangen, und natürlich ist Billy genau da weinend aufgewacht. Ich hab ihn aus seiner Wiege genommen, bin ins Schlafzimmer gegangen und hab gesehen, dass Drew dort einen Haufen Kerzen angezündet hat. Ich hab mich mehrfach beschwert, dass unser Nachtlicht zu schummrig ist, wenn ich Billy zwischendurch füttere, und die Kerzen waren wirklich perfekt. In der Zimmerecke, wo bisher die Wiege stand, hing auf einmal eine andere von der Decke«, schließe ich und werfe den beiden einen selbstzufriedenen Blick zu.

So, und jetzt sollen sie sich gefälligst nicht mehr über Drew lustig machen. Mein Gatte ist ein absolutes Riesenbaby, aber manchmal tut er richtig nette, unerwartete Dinge. Das letzte Mal ist schon eine Weile her, doch das hier macht alles wieder gut.

»Moment mal. Ich brauch noch kurz«, sagt Liz und packt Claire am Ellbogen. Die beiden drehen sich von mir weg.

Ich werfe ihnen einen genervten Blick zu.

»Ihr braucht gar nicht so zu tun. Ich sehe genau, wie eure Schultern beben! Ich weiß, dass ihr zwei lacht.«

Die Mädels reißen sich schließlich zusammen, wenden sich mir zu und bemühen sich um einen ernsten Gesichtsausdruck.

»Dann hattet ihr gestern Abend also keinen Sex?«, fragt Liz verwirrt.

»Nein, ich hab dir doch eben erzählt, wie müde ich war, und dann ist auch noch Billy aufgewacht, als ich heimkam. Aber, bei Gott, die Schaukel war DER HIT! Er ist sofort wieder eingeschlafen, und ich bin dort dann auch gleich weggenickt. Jetzt weiß ich, warum du mir nie davon erzählt hast, als die Mädchen noch klein waren. Du hattest wahrscheinlich Angst, ich würde sie dir klauen. Kein Wunder, dass sie so brav durchgeschlafen haben.«

Liz nickt mit geschlossenen Augen und hebt die Hand, als wolle sie »STOPP!« sagen.

»Entschuldige, aber ich brauch noch mal eine kleine Auszeit«, sagt sie und krümmt sich wie Claire zuvor lachend vornüber.

»Was soll denn der Scheiß?«, brülle ich.

»Ich glaube, Liz will dir verklickern, dass du dein Baby in einer SEXschaukel in den Schlaf gewiegt hast«, kichert Claire.

Ich starre sie verständnislos an.

»EINE. SEX. SCHAUKEL. Die ist dazu da, um Sex darin zu haben, und nicht, um darin dein Baby zu wiegen«, erklärt Claire.

»Wie du das gesagt hast!«, prustet Liz, als sie sich wieder aufrichtet und sich dabei die Augen zuhält. »Gütiger Himmel, ich kann dich gar nicht mehr ansehen!«

Um Gottes willen.

»Ich hab meinen Sohn in einem Ding in den Schlaf gewiegt, in dem Leute bumsen?«, flüstere ich geschockt.

»Äh, ja. Deswegen heißt sie auch SEXschaukel«, meint Claire.

»Hast du eigentlich deine Beine in die Steigbügel gesteckt?«, fragt Liz lachend.

»Steigbügel? Oh Gott. Ich glaube, da hab ich die Ersatzfläschchen reingestellt«, stöhne ich.

»Hilfe, jetzt geht es wieder los!«, prustet Claire und fängt vor lauter Lachen an zu würgen. »ICH MUSS GLEICH KOTZEN!«, kreischt sie zwischen ihren Lachsalven.

»Ich hasse euch beide. Ihr seid so blöd!«

Ich fühle mich schrecklich. Nicht nur, weil meine Freundinnen total doof sind, sondern auch weil mein Mann etwas vorhatte, das cool und sexy sein sollte, und ich hab es versaut.

Was ist nur los mit mir?

Mit mir konnte man früher echt Spaß haben – ich war zu allen Schandtaten bereit. Ich hätte als Allererste wissen müssen, was eine Sexschaukel ist. Immerhin hab ich mal einen Abguss von meiner Vagina gemacht und ihn Drew zu einem besonderen Anlass geschenkt. Wir haben sogar ein Heim-Sex-Video gedreht und auf YouPorn hochgeladen. Ohne Gesichter natürlich. Es gibt doch gewisse Dinge, die meine Oma nicht sehen muss. Allerdings frage ich mich, was meine Oma auf YouPorn verloren haben sollte, wo sie doch eindeutig die Altersgrenze überschritten hat, bis zu der Sex legal ist. Muss man nicht mit siebzig einen Test machen, wenn man weiterhin Sex haben will? Oder vielleicht geht’s da auch um den Führerschein? Nein, ich bin mir ziemlich sicher, dass es mit Sex zu tun hat. Jedenfalls hätte ich eine Sexschaukel sofort erkennen müssen.

Solche Dinge sind in letzter Zeit immer öfter passiert. Drew versucht, das Feuer zwischen uns wieder anzufachen, und ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll, oder hab einfach keine Lust dazu. Meine Freundinnen führen perfekte Ehen inklusive erfülltem Sexleben und haben nebenbei auch noch ihre Kinder großgezogen. Drew und ich haben das nach Veronicas Geburt vor gut drei Jahren auch ganz passabel hingekriegt. Unsere Beziehung wurde immer gefestigter, und wir hatten andauernd Sex. Aber sobald ich mit Billy schwanger war, hörte das alles mit einem Schlag auf. Plötzlich musste ich das höllische Töpfchentraining mit einem Kleinkind, einen Ganztagesjob und eine Schwangerschaft unter einen Hut bringen, bei der ich ständig kotzte. Das soll nicht heißen, dass ich meinen Mann nicht begehre oder liebe, aber Schlaf hat einfach die oberste Priorität. Obwohl ich flexible Arbeitszeiten habe, gibt es trotzdem eine Menge zu tun. Außerdem arbeitet Drew ja Nachtschicht, so dass ich abends die meisten Dinge alleine erledigen muss.

Es war früher nie ein Problem für mich, um vier Uhr morgens für einen Quickie aufzuwachen, wenn er von der Arbeit heimkam. Ich mochte es total, mit ihm im Halbschlaf zu vögeln, angenehm warm von einer Nacht unter der Bettdecke. Dann fand ich heraus, dass ich mit Billy schwanger war. Als er es danach das erste Mal versuchte, drohte ich ihm: Sollte er mit seinem Lümmel auch nur in meine Nähe kommen, würde ich all seinen Freunden erzählen, dass er bei der Arbeit gerne meine Seidentangas trug, weil er das Gefühl so mochte, wie sie ihm beim Vorbeugen in die Pospalte glitten. Nach diesem Zwischenfall rannte ich jedes Mal zum Kotzen ins Bad, wenn sein Penis auch nur in fünf Meter Entfernung auftauchte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er das persönlich nahm. Doch ich konnte ja auch nichts dafür, dass mir vom Anblick seines Schwanzes jedes Mal übel wurde. Eigentlich hat er einen sehr hübschen Penis, ich hab ihn sogar mal gezeichnet. Es war eher die Tatsache, dass er mich wie eine einäugige Qualle anschaute, wegen der mir flau wurde. Und sobald Billy auf der Welt war, war ich viel zu erschöpft, um an Sex auch nur zu denken.

Unser Sohn schläft nachts IMMER NOCH NICHT durch. Im Moment ist mir eine ungestörte Nacht einfach viel wichtiger als Sex. Okay, ich nehme das zurück. Ich will durchaus Sex. Aber leider nie zu den passenden Gelegenheiten. Denn jedes Mal, wenn ich Lust darauf habe, schläft Drew entweder gerade oder er ist bei der Arbeit. Und es passiert nie, wenn wir im selben Raum sind. Ich kann nicht einmal mehr ordentlich masturbieren. Als ich es das letzte Mal versuchte, schlief ich mit dem Vibrator in der Hand ein. Während er noch lief.

Drew fand mich dann beim Heimkommen im Bett liegend, den Arm zur Seite gestreckt und mit einem großen rosafarbenen Vibrator in der Hand, dem allmählich der Saft ausging. Statt wirrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr machte er eher wirr-rrr-wirrrr-r … … rr. Ich hatte nicht verhindern können, dass mich das Surren in den Schlaf lullte. Jetzt weiß ich auch, warum Babys ihre vibrierenden Wippen so lieben. Drew war ganz begeistert, als ich in der folgenden Woche im Supermarkt Batterienachschub besorgte, und achtete darauf, dass mein Nachtkästchen damit gut bestückt war. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich ihn im Bad weinen hörte, als er merkte, dass ich sie zwar für meinen Vibrator brauchte, den aber unter die Matratze legte, um schneller einschlafen zu können. Jedenfalls gab er so komische Geräusche von sich, und als ich an die Badezimmertür klopfte, meinte er nur, er sei gerade beim Lesen.

Ich muss irgendetwas tun, um unser Liebesleben wieder zu erigieren.

Erigieren? Gibt es das Wort überhaupt? Eigentlich ist das doch genau das richtige Wort, oder? Na ja, wie dem auch sei.

Als Erstes muss ich was unternehmen, um wieder in Form zu kommen. Drei Monate nach der Geburt fühle ich mich immer noch wie ein Wal. Ich bin zwar die Babypfunde relativ schnell losgeworden, aber ich habe das Gefühl, dass mein Hintern immer noch riesig ist. Außerdem muss ich mich um meine Vagina kümmern. Die fühlt sich beim Sex für ihn garantiert nicht mehr so an wie vorher. Obwohl wir seit Billys Geburt eigentlich keinen Sex mehr hatten. Ich hatte ihn mal halb reingelassen, doch als er eine Bemerkung über meine schlaffe Muschi machte, hab ich ihn sofort rausgeschmissen. Jede Menge Frauen bringen Kinder auf natürlichem Weg auf die Welt und haben hinterher keine ausgeleierte Muschi. Ich hab das im Internet nachgeschlagen. Und ich hab versucht, meine mit Hilfe eines Spiegels und einem Bein auf dem Waschbecken anzuschauen. Das war direkt nachdem ich mit Billy aus der Klinik nach Hause gekommen war. Was für eine furchtbare Sauerei. Wahrscheinlich hätte ich einfach noch ein paar Wochen warten sollen. Jedenfalls kann ich seither kein rohes Hackfleisch sehen, ohne erschrocken die Beine zusammenzupressen.

Im Prinzip hab ich Angst davor, mit meinem Mann Sex zu haben. Dabei hat er meine Vagina immer gemocht. Er besitzt sogar ein T-Shirt, auf dem steht: »Ich liebe die Vagina meiner Frau.« Was, wenn sich Sex mit mir jetzt anfühlt wie mit einer Schüssel Wackelpudding? Das ist überhaupt nicht sexy, vor allem wenn der Wackelpudding grün ist. Ich behaupte ja nicht, dass meine Muschi grün ist, aber sie ist bestimmt total schlaff. Ich hab ein bisschen gewackelt, als ich da über dem Spiegel hing, und sie hat definitiv gewabbelt. Vaginas sollten niemals ausgeleiert sein.

Ich werde ab jetzt bei der Arbeit früher Schluss machen und zu einem Yogakurs gehen. Wenn ich meinen Körper in Form bringe, fühle ich mich bestimmt besser. Und dann kann ich Drew bitten, mir im Haushalt zu helfen, damit ich nicht immer so schrecklich müde bin. Drew muss heute Abend nicht arbeiten, deshalb ist er den ganzen Tag zu Hause bei den Kindern. Vielleicht bringt ja etwas Beugen und Stretching die Dinge wieder in Ordnung, so dass ich mir keine Sorgen mehr machen muss, meine Schamlippen könnten durchhängen oder hin und her schlackern. Man sollte niemals einen Knoten ODER eine Schleife daraus machen können.

Kapitel vier

Herabschiffende Hunde

»ER HAT ZU SCHEISSE KACKE GESAGT!«

Ich pruste laut heraus und hebe die Hand, damit mich meine Tochter abklatschen kann.

Ich muss einfach immer lachen, wenn Veronica aus dem Film zitiert, dem sie und ihr Bruder ihre Namen verdanken: Billy Madison. Wir liegen zusammengekuschelt auf der Couch und sehen uns den besten Film aller Zeiten an, während Billy neben uns in seiner Wiege schläft.

Ein paar Minuten später kommt Jenny zur Tür herein. Eigentlich humpelt sie eher herein und hinkt quer durchs Zimmer, bis sie es zur Couch geschafft hat. Dann lässt sie sich neben Veronica plumpsen und küsst sie dabei auf den Kopf.

»Mama, hast du ein Aua?«, fragt Veronica.

Ich beobachte entsetzt, wie sich Jenny einen Hocker heranzieht und ihr Bein darauf ablegt. Dann lehnt sie sich zurück und zieht Veronica auf ihren Schoß.