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Der Autor war selbst Jahrzehnte Angehöriger der Berufswehr. Jetzt im Ruhestand erwachte das Interesse für die Feuerwehrhistorie. Bereits vor vielen Jahren begann er mit dem Sammeln von Anekdoten und heiteren Begebenheiten rund um die Feuerwehr.
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Mich hat ja keiner gefragt
Feuer auf der Wache
Ich kann baden wo ich will
Einfach nur gut gefragt
Das ist ja Wildverbiss
Heute passt Renate auf
Das ist ja ein Öler
Eine plötzliche Fahrradpanne
Jede Wache hat ihren Theo
Ein unverhoffter Hauptgewinn
Eine Kohlfahrt – oder Hermanns herzliche Bitte
Fassadenkletterer
August, oder tolle Herbstrabatte
Wir sollten ihn schütteln
Bedenkliche Sehschwäche
Ist doch Ehrensache
Herr Schmidt
Einfach verschwunden
Weil die Golffreunde schon warten
Schuld war die Wespe
Fahrraddiebstahl
Mit dem Begriff „Feuerwehr“ verbindet die Bevölkerung eine schnelle und sachkundige Hilfe in allen Lebenslagen. Ihre Aufgabe beschränkt sich nicht nur auf die Bekämpfung oder Verhütung von Bränden. In jeder Notlage, wie zum Beipiel bei Verkehrsunfällen, oder Katastrophen wie Überschwemmungen ist die Feuerwehr immer hilfreich zur Stelle.
Der Autor war selbst Jahrzehnte Angehöriger der Berufsfeuerwehrwehr. Jetzt im Ruhestand erwachte das Interesse für die Feuerwehrhistorie. Bereits vor vielen Jahren begann er mit dem Sammeln von Anekdoten und heiteren Begebenheiten rund um die Feuerwehr.
Es war wieder ein Sonntag. Wunderbares Wetter herrschte. Das nutzten die Feuerwehrbeamten um die Bereitschaftszeit auf dem Hof der Feuerwache zu verbringen. Der Sonnenschein und die angenehme Temperatur minderten die herrschende Langeweile ein wenig. So saßen die Kollegen am Nachmittag gut gelaunt nebeneinander auf der großen Holzbank die an der Gebäuderückwand zum Hof stand und redeten viel. Das Gesprächsthema war wie immer gleich. Jeder wollte, besonders die Älteren, gern eine selbst erlebte Feuerwehrgeschichte erzählen. Alles sind kleine Episoden aus längst vergangener Zeit. Im allgemeinen sind es lustige Ereignisse, die wohl mal so oder ähnlich geschehen sind, obwohl man manchmal an ihrer Wahrheit zweifeln konnte. Phantastisch klangen sie jedoch alle.
Hermann, der älteste Kollege im Kreis, der so gut erzählen kann, beginnt gerade wieder und er beteuert dabei immer fest, dass alles wirklich mal so gewesen ist, genau so wie ich es euch jetzt erzähle. „Also es war zu der Zeit als die Feuerwachen noch keine Rundsprechanlage für Durchsagen hatten und die Einsatzkräfte dadurch über Messingglocken, die überall im Wachgebäude und auf dem Hof angebracht waren, alarmiert wurden. Auch die Einsatzfahrzeuge fuhren noch ohne Funk, beginnt Hermann langsam.
Es ist wieder die Geschichte die sie eigentlich alle schon kennen und die sie schon oft von ihm gehört haben. Trotzdem hören sie ihm wieder gern zu, er kann doch so gut erzählen. Angezweifelt wird sie nicht, man glaubt sie ihm einfach.
„Ich kannte den alten Wilhelm sogar noch“, beginnt Hermann immer. „Als ich noch ein ganz junger Feuerwehrmann war habe ich mit Wilhelm eine kurze Zeit hier auf dieser Wache noch Dienst gemacht“. „Er war ja damals schon recht alt und stand kurz vor seiner Pensionierung“. „Ich erinnere mich gern an ihn, er war wirklich ein echtes Unikum, der Wilhelm Dierks“.
„Auch damals saßen wir, wie heute, bei gutem Wetter oft zusammen und manchmal, wenn er gut gelaunt war und wenn man ihn bat, erzählte Wilhelm diese unglaubliche Geschichte.
Also Kollegen, so begann Wilhelm dann immer, es war so Mitte der 1950iger Jahre, zu dieser Zeit waren Ortskenntnisse noch ganz besonders wichtig für uns Feuerwehrleute. Straßenschulung gehörte deshalb noch zum täglichen Unterricht. Die Einsatzfahrten waren nämlich ohne Straßenkenntnisse besonders schwierig, beinahe unmöglich. Noch kurz vor dem Verlassen der Wache wurde vom Fahrzeugführer sofort die Besatzung befragt ob jemand die Straße des Einsatzortes genau kenne. Ein Nachfragen bei der Einsatzleitzentrale, so wie es heute kein Problem ist, war ja damals überhaupt nicht möglich. Die Einsatzfahrzeuge fuhren doch noch ohne Feuerwehrfunk. Mit dieser Technik wurden die Fahrzeuge erst viele Jahre später ausgerüstet. Bei einer Straßenunsicherheit half nur ein Nachschlagen in der Bremer Straßenkarte. Manchmal, wenn es gerade passte, konnte man auch bei der Einsatzleitzentrale über einen Standfeuermelder nachfragen. Diese wohl 1,50 Meter hohen, roten Melder standen damals alle 300 bis 400m am Straßenrand. Sie waren auch für die Bevölkerung gedacht um einen Notfall über den Knopf der sich hinter einer Glasscheibe befand, zu melden. Per Telefonhörer war es für die Einsatzkräfte aber möglich über diese Standfeuermelder Kontakt mit der Zentrale aufzunehmen.
„Also, die eigentliche Geschichte, erzählte Wilhelm immer, spielte sich so Ende November ab.
In der Zentrale auf der Hauptfeuerwache 1 am Wandrahm war an diesem Tag ein Notruf eingelaufen: „Hier ist Friedmann, aus dem Nelkenweg“, meldete sich eine aufgeregte männliche Stimme. „Ich benötige dringend Hilfe, kommen sie schnell, mit meinem Ölofen im Wohnzimmer ist etwas nicht in Ordnung. Er qualmt ganz fürchterlich“. Der Zentrallist überlegte nicht lange, denn er wusste dass der Nelkenweg zum Ausrückebezirk der Feuerwache 4 gehört. Sofort benachrichtigte er über Telefon den Zentrallisten Willi, der dort in der kleinen Zentrale seinen Dienst verrichtete. „Willi, schicke mal schnell dein Löschfahrzeug in den Nelkenweg, in das Kleingartengebiet am Flughafendamm zu Friedmann, da soll es Probleme mit einem Ölofen geben“.
Willi drückt sofort den Knopf für den Glockenschlag 22, es ist das Zeichen für das LF und schreibt gleichzeitig auf einen kleinen Zettel den Einsatzort und Namen, Nelkenweg und Friedmann.
Dem Fahrzeugführer des Löschfahrzeugs, der in die kleine Zentrale gelaufen kam, reichte er diesen als Gedankenstütze. Sofort meldete Willi der Hauptzentrale über Telefon dass das LF 4 die Wache verlassen habe und dass sie mit Alarm fahren.
Schnell erreichte das Einsatzfahrzeug das Kleingartengebiet, der Weg dorthin war ja nicht sehr weit, vielleicht nur 3 bis 4 Kilometer, nur der Nelkenweg war nicht zu finden. Fahrer und Fahrzeugführer waren total verzweifelt.
Sie fuhren ohne Pause aber offensichtlich immer nur im Kreis, erzählt Hermann.
Still lauschten die Kollegen, obwohl sie die Geschichte ja schon oft von ihm gehört hatten. „Ja, und was passierte dann, fragt schließlich der Jüngste auf der Bank, der die Geschichte noch nicht kannte“. „Ja, also es war so. Die Einsatzkräfte fanden also den Einsatzort nicht. Kreuz und quer fuhren sie durch die schmalen Wege des Kleingartengebietes, sie konnten den Nelkenweg aber nicht finden“. Nachfragen auf Feuerwache 1 über Standfeuermelder war ja nicht möglich, den gab es dort im Kleingartengebiet nicht.
Die Besatzung des Fahrzeugs saß indes ganz still und ruhig und wartete offensichtlich ab.
Plötzlich kam dem Fahrzeugführer aber die rettende Idee. Er drehte sich zu seinen Leuten um und fragte den jüngsten Kollegen: „Mensch Emil, da fällt mir doch gerade ein, dass du hier im Kleingartengebiet wohnst, weißt du denn nicht wo der Nelkenweg ist“?
Und was glaubt ihr hat er völlig ruhig geantwortet: „Natürlich kenne ich den Weg, ich weiß auch wo er ist, aber mich hat ja keiner gefragt“.
Die Wachbesatzung saß an diesem sonnigen Sonntagnachmittag fast komplett wieder auf dem Hof um Wilhelm herum. Sie sind ganz still, warten. Erwartungsvoll hoffen sie, dass Wilhelm ihnen eine neue Geschichte erzählt. Sie wissen ja, es könnte heute vielleicht das letzte mal ist, dass sie ihm zuhören können, denn Wilhelm steht kurz vor seiner Pensionierung. Und so sind sie alle ganz still und warten ruhig. Oft haben sie hier schon gesessen und Wilhelm zugehört. Er weiß ja so viel aus längst vergangener Feuerwehrzeit zu erzählen. Die meisten Geschichten allerdings kannten sie natürlich und haben sie in den vergangenen Jahren schon oft gehört, trotzdem sie freuen sich immer wieder darauf. Manchmal erzählt er nämlich überraschend auch eine neue, unbekannte Geschichte und so ein Tag war heute.
Es macht ihm offensichtlich richtig viel Spaß zu erzählen, besonders wenn er darum gebeten wird: „Wilhelm erzähl doch noch einmal von früher“. Sie wollten alles hören und im Gedächtnis behalten, denn wenn Wilhelm nicht mehr im Dienst ist sind die Geschichten bestimmt verloren. Heute war ein richtigen Glückstag für die Kollegen, denn für alle überraschend fiel ihm tatsächlich noch eine neue, unbekannte, eine unglaubliche Geschichte ein, eine die keiner bisher gehört hatte. Langsam begann
Wilhelm zu erzählen. Also Kollegen, es war gleich nach dem zweiten Weltkrieg. Es war im eiskalten Winter 1946/47.
Bremen war ja ganz schlimm durch Bomben zerstört, überall lagen nur noch Trümmer wo man auch hinsah.