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31 Geschichten, die alle einen wahren Hintergrund haben, laden den Leser meistens zum schmunzeln ein. Aber auch historische Information "Flucht über die Ostsee" und "Ungebetene Gäste" werden fesseln.
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Seitenzahl: 96
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Keks zum Kaffee
Hundebesitzer ganz allgemein
Altersweitsicht
Herbert – ein anatomisches Wunder
Sicher ist sicher
Der Treffpunkt
Verständigungsprobleme
Ungebetene Gäste
Buhhhhh
Das Weihnachtsgeschäft
Früher war alles anders
Herbstliche Putzaktion
Es ist Vorschrift
Einmal musste es passieren
Der kleine Unterschied
Eine Freundin in Bremen
Auf einem deutschen Amt
Blechkuchen
Wildverbiss
Pferdeboxen frei
Flucht über die Ostsee
Kleider machen Leute
Maulwurfplage
Eine vollendete Geheimsprache
Glauben
Beerdigung
Der nette Wasserprüfer
Im Osten
Rumsteher
Aufklärung
Kindermund
Unlängst, an einem Nachmittag, betraten Herr Behrens und seine Frau ein Cafe in einem Bremer Park. Woher sie stammen spielt hier und in der weiteren Folge keine Rolle.
Sie hatten den warmen Sommertag genutzt und sind auf den schönen Wegen zwischen den vielen bunten Blumen spazieren gegangen. Jetzt sind sie ermattet und Durst haben sie auch bekommen.
Gut besucht ist das Restaurant, man könnte meinen, dass ganz Bremen hier Platz genommen hat. Gerade jedoch, als sie auf die total belegte Terrasse traten, wird ein Tisch mit wunderbarem Ausblick auf den angrenzenden kleinen See frei. Oh, was haben wir uns gefreut, erinnern sich Herr Behrens und seine Frau später, das passte, jetzt konnten wir den Tag ruhig ausklingen lassen, ohne uns über irgend etwas zu ärgern. Ja, wir wollten uns nur schöne Gedanken machen und in Ruhe eine Tasse Kaffee trinken.
„Und dann das, sagt die Frau von Herr Behrens zu ihrem Mann, kaum dass wir saßen musste ich mich dann doch noch fürchterlich ärgern“.
Also, am Ober hat es nicht gelegen, der war wirklich flink und freundlich. Ohne große Wartezeit dampfte schon bald das schwarze Gebräu vor uns auf dem Tisch und alles wäre gut gewesen wenn da nicht das Ärgernis gewesen wäre.
Fein in Kunststoff verpackt, lag es auf der kleinen Untertasse, genau vor meinen Augen, sagt die Frau von Herrn Behrens, ein „CoffeeCookie“.
„Anfangs glaubte ich erst an eine Rateaufgabe oder ein Horoskop wie bei den Japanern“, doch dann fühlte ich, dass es sich um einen kleinen Keks handelte“. „Das war ja nicht so schlimm, aber richtig geärgert habe ich mich dann über die Rückseite der Verpackung“.
„Du kannst dich sicherlich erinnern was ich mich aufgeregt habe“. Dort wurde doch beschrieben woraus dieser Keks hergestellt ist. Aber, und das ist doch eine Frechheit, der deutsche Kekshersteller aus Mayen beschrieb sein Produkt nur in italienischer und niederländischer Sprache.
Sie saßen schon längere Zeit am Tisch zusammen, hatten aber bisher noch kein Wort miteinander gesprochen, als Herr Behrens plötzlich zu seiner Frau sagte: “Findest du nicht auch, dass Hundebesitzer ganz allgemein echte Tierfreunde sind und dass sie ihre täglichen Begleiter heiß und innig lieben”? “Wie kommst du denn plötzlich da drauf, antwortet verwundert Frau Behrens. “Na ja, das kann ich dir mal ganz genau erklären”.
“Also, ganz oft habe ich schon gesehen, wie sie hingebungsvoll neben ihrem Tier her laufen, meistens allerdings schweigend. Manchmal aber treffen sie einen anderen Hundefreund. Dann begrüßt man sich freundlich, tauscht ein paar Artigkeiten aus, lobt den fremden Hund, und klagt, bevor man weiter geht, ein bisschen über das Bremer Wetter.
“Anders ist es allerdings, finde ich, bei den ganz großen Tierliebhabern, also die die gleich zwei Hunde spazieren führen”. “Die haben es unheimlich schwer, die kommen bei ihrem Spaziergang nämlich so richtig außer Atem”.
“Großartig sieht es aus, sagt Herr Behrens zu seiner Frau, wenn sie beide Arme, regelrecht versteift, weit nach vorn gestreckt haben und dabei den Griff der beiden Hundeleinen in jeder Hand festhaltend, als müssten sie bei Sturm mit einem Lenkdrachen kämpfen”. “Die Tiere zerren ja pausenlos an den Leinen, geben keine Ruhe”. Breitbeinig und in bedenklicher Rückenlage stemmen sie sich so gegen diese Gewalt” “Ja, man kann es deutlich sehen, der wahre Hundefreund nimmt das alles gern in Kauf, er opfert sich halt für sein Tier auf”.
“Und, sagt Herr Behrens zu seiner Frau weiter, wahre Hundefreunde kümmern sich von morgens bis abends um das Wohlergehen ihres Lieblings”.
“Sie machen sich permanent Sorgen über das richtige Futter, um das besondere Geschmackserlebnis für ihren anspruchsvollen Vierbeiner”. Natürlich kaufen sie nur Futter ohne Gentechnik, Geschmacksverstärker oder Konservierungsmittel und als Leckerli verspeist ihr Liebling sicherlich auch edles Gebäck aus der Hundekeksmanufaktur.
Natürlich machen sie sich auch Gedanken über das was von der Nahrung am nächsten Tag übrig bleibt. Deshalb gehen sie mit ihrem Liebling täglich "gassie". Wirklich, sie opfern sich auf, tun alles, kein Weg ist ihnen zu weit. Meistens bewältigen sie Entfernungen, natürlich zu Fuß, die sie eigentlich sonst nur mit dem Auto fahren. Doch für ihren treuen Begleiter tun sie alles, eigentlich bemerken sie es kaum noch. Selbst bei schlechtestem Wetter sind sie unterwegs, laufen klaglos durch Häuserreihen und Natur."Hundi" braucht natürlich unbedingt Bewegung und die tägliche Toilette. Und aus diesem Grund laufen sie besonders weit weg vom eigenen Wohn-bereich um dann das zu entsorgen was vom Futter übrig geblieben ist.
“Und, sagt Herr Behrens, sie bemerken es sofort”. Ganz still stehen sie bei ihrem Hund und schauen ihm wohlwollend bei seinem großen Geschäft zu, sie beobachten ihn genau, es soll ja alles seine Richtigkeit haben. Den schwarzen Plastikbeutel haben sie bereits aus der Jackentasche gefummelt und halten in fest in der Hand. Nun warten sie geduldig bis sich das Tier von seiner Not befreit hat. Dann ein schneller Handgriff, schon ist der Beutel mit der Hinterlassenschaft gefüllt und sofort fest verknotet.
“Ganz besonders lustig finde ich, sagt Herr Behrens zu seiner Frau, wenn sie dann das labile Kunststoffbehältnis, richtig stolz, mit einer Hand hin und her schwenken. Es soll ja jeder sehen, dass sie ordentlich sind und den Beutel bis nach Hause tragen”.
“Aber, und das kann ich dir sagen, sagt Herr Behrens, manchmal schlägt das Schicksal hart und unerbittlich zu”. Dann verlieren die Hundefreunde nämlich auf tragische Weise diesen schwarzen Beutel”.
Oft kann man einen liegen sehen, im Gras nahe eines Weges, am Stamm eines dicken Baumes, oder auch im Rinnstein, am Straßenrand. Sicherlich ist der so furchtbar glatte Kunststoffbeutel den Hundebesitzern einfach so, unbemerkt, aus der Hand geglitten Wie tragisch, sicherlich ein großer schmerzlicher Verlust. Wie oft habe ich diese Tierfreunde schon bedauert.
“Stell dir mal vor, sagt Herr Behrens zu seiner Frau, heute aber, und das ist ja merkwürdig, sah ich eine schwarze Tüte, an ein eisernes Torgatter angehängt, in ungefähr 1,80m Höhe, weit abseits vom Weg”. “Was meinst du denn, fragt Herr Behrens seine Frau, kann denn ein Hundeliebhaber eine schwarze Plastiktüte mit dem Darminhalt seines geliebten Hundes so verloren haben”? “Nein, das glaube ich nicht, sagt die Frau von Herrn Behrens zu ihrem Mann, sicherlich wollte er die Plastiktüte dort nur kurzfristig deponieren um sie später, auf dem Heimweg, wieder abzuholen”.
Nun hängt sie da vergessen und Herrchen ist sicherlich traurig, grämt sich, weiß bestimmt nicht mehr wo er sie deponiert hat.
“Wenn ich doch nur wüsste wer die vielen schwarzen Beutel verloren hat, ich würde sie den Besitzern gern kostenlos zurück bringen und ihnen so aus ihrer seelischen Not helfen, das kann ich dir versichern”, sagt Herr Behrens zu seiner Frau.
Still und leise, ohne Vorboten, ist es geschehen. Anfangs unbewusst, später aber immer öfter fiel es ihm dann auf, das Lesen wurde beinahe täglich anstrengender. In der ersten Zeit hatte er überhaupt nicht darüber nachgedacht, hatte sich keine Gedanken gemacht, hatte es einfach ignoriert. Nun aber ging es nicht mehr.
Jetzt ist es wohl soweit, wahrscheinlich bin ich altersweitsichtig geworden, welch furchtbarer Gedanke, grübelte Herr Behrens laut. Aber, und da beruhigte er sich selbst, es hätte ja auch noch schlimmer kommen können. Mich hätten zum Beispiel auch andere Altersgebrechen, wie die Altersinkontinenz, der Altersstarrsinn oder ganz furchtbar, die Altersdemenz treffen können, meinst du nicht auch, sagt Herr Behrens zu seiner Frau. Richtig glauben konnte er jedoch noch nicht daran. Still hoffte er, dass das nur eine kurze Übergangsepisode sei. Es wird sich schon wieder regulieren, beruhigte er sich. Nein, es tat sich aber nichts, Besserung trat nicht mehr ein. Nach langem Zögern lies sich deshalb ein Besuch beim Optiker nicht umgehen.
Diese Empfehlung des Fachmanns verunsicherte ihn total. Trotz der im allgemeinen bekannten Vorurteile, und der ganz besonders unheilvollen Geschichten die grässliche Angst einflößten, empfahl der Fachmann eine Gleitsichtbrille. Zu oft hatte er doch schon von den beinahe unüberwindbaren Schwierigkeiten, die mit einer solchen Brille aufgetreten sein sollen, von anderen gehört. Er hatte von den riesigen Problemen, wie verschwommenes Sehen, Gleichgewichtsproblemen oder Treppenstürzen gehört. Es grauste ihm regelrecht.
Der Optiker bemerkte wohl seine Ängste und redete behutsam, erklärte, versuchte zu beruhigen, wirklich, er gab sich große Mühe. Seine ruhigen, einfühlsamen Gespräche überzeugten Herrn Behrens schließlich sich doch für eine solche Sehhilfe zu entscheiden.
Vorsichtig und besonders misstrauisch hat er nun an einem Sonntagnachmittag seine neue Gleitsichtbrille erstmals aufgesetzt. Wie angenehm, empfand er, wirklich das Ergebnis war total überzeugend. Er kam sich wie in den Jungbrunnen gefallen vor. Es war verblüffend, plötzlich kann er seine Umwelt wieder gestochen scharf wahrnehmen. Kann alle Straßenschilder wieder lesen, und auch die Treppen ohne zu stolpern problemlos rauf und runter rennen. Wundervoll, empfindet er.
Schockiert war er allerdings über das Bild welches er am Morgen im Spiegel sah. Nein, was er dort nach langer Zeit wieder deutlich erkannte begeisterte ihn nicht so sehr.
Ärgerlich ist, empfand er, auch die Tatsache, dass ihm vorher niemand gesagt hat, dass er jetzt plötzlich auch den Staub und die Spinnweben in seinem Arbeitszimmer gestochen scharf sehen kann.
Dass Herbert, so möchte ich ihn nennen, ohne Pause reden kann ist seinen Freunden seit Jahren bekannt. Doch es fällt ihnen kaum noch auf, längst haben sich alle daran gewöhnt, bemerken es nur noch im Unterbewusstsein.
Schon früh erreicht heute die Radfahrtruppe ihr Tagesziel – zu früh eigentlich um umzukehren.
Wir sollten etwas spazieren gehen, das lockert auf und tut den Beinen sicherlich gut. Sehr massiv sind jedoch die Einwände einiger Freunde, weil sie an unterschiedlichen, meistens aber schlimmen Kniebeschwerden litten. Auch Herbert gehört zu ihnen. Starke Schmerzen im rechten Knie quälen ihn, eigentlich schon vom frühen Morgen an. Trotzdem beschloss die Mehrheit schließlich nach langer Diskussion, wir wollen doch marschieren.
Herbert läuft klaglos, man sieht ihm seine großen Schmerzen überhaupt nicht an. Fest hat er seine Zähne zusammen gebissen. Wirklich er lässt sich nichts anmerken. Anerkennung und Bewunderung erfährt er dadurch von allen Seiten.
Das Höchstmaß an Bewunderung erlangte er allerdings wegen seiner besonderen, anatomischen Fähigkeit. Obwohl er ja, wegen seiner großen Schmerzen, die Zähne fest zusammen gebissen hatte, brachte er es trotzdem fertig, eine dreiviertel Stunde lang ohne Pause zu reden.
Natürlich wussten sie, dass sie nicht die besten Kicker waren, aber darauf kam es ihnen auch gar nicht an. Diese dritte Mannschaft einer Bremer Behörde hatte einfach Freude am Betriebsfußball.
Um ihren Sport ausüben zu können hatten sie sich deshalb schon vor Jahren einem Fußballverein in der Pauliner Marsch angeschlossen. Hier war in den Sommermonaten immer ein Nebenplatz für sie reserviert und gekreidet. Gern spielten sie auf dem weit vom Vereinsheim entfernten Rasen allerdings nicht, aber es machte ihnen inzwischen nichts mehr aus, sie haben sich damit abgefunden. Oft genug wurden nämlich ihre kleinen Beschwerden über den so weit entfernten Nebenplatz vom Platzwart einfach damit abgeschmettert, dass untere Mannschaften stets auf einem Nebenplatz zu spielen hätten. Der Hauptplatz, direkt am Vereinsheim, so sagte er immer, sei nur für die besseren Mannschaften vorgesehen.