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Es war ein regnerischer, kühler Tag, als ich in Clarendon eintraf. Maskierte hatten drei Heimstätten am Salt Fork Red River überfallen, und das pikante an der Sache war, dass es sich um farbige Siedler handelte; Afroamerikaner, die mit dem Sieg der Union über den Süden ihre Freiheit erlangt hatten und seitdem Bürger Amerikas waren wie auch die Weißen, die sie früher für sich auf ihren Baumwollplantagen schuften ließen oder auf andere Weise versklavten. Es hatte Tote gegeben.
Mehr wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Cover: Steve Mayer
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Band 7
Marshal Logan und der Ku Klux Klan
Western von Pete Hackett
U.S. Marshal Bill Logan – die neue Western-Romanserie von Bestseller-Autor Pete Hackett! Abgeschlossene Romane aus einer erbarmungslosen Zeit über einen einsamen Kämpfer für das Recht.
Ein CassiopeiaPress E-Book
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© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
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Es war ein regnerischer, kühler Tag, als ich in Clarendon eintraf. Maskierte hatten drei Heimstätten am Salt Fork Red River überfallen, und das pikante an der Sache war, dass es sich um farbige Siedler handelte; Afroamerikaner, die mit dem Sieg der Union über den Süden ihre Freiheit erlangt hatten und seitdem Bürger Amerikas waren wie auch die Weißen, die sie früher für sich auf ihren Baumwollplantagen schuften ließen oder auf andere Weise versklavten. Es hatte Tote gegeben.
Mehr wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Clarendon war County Sitz und so gab es seit kurzer Zeit in der Stadt einen Sheriff. Vor seinem Büro saß ich ab, leinte mein Pferd am Holm an und klopfte gleich darauf gegen die Tür.
„Herein!“, erklang es, ich drehte den Knopf, drückte die Tür auf und betrat das Office. Der Geruch von Bohnerwachs stieg mir in die Nase. Ein Mann saß hinter dem Schreibtisch, vor ihm stand ein Schachbrett mit einfachen, schwarzen und weißen Figuren und ich sagte mir, dass es dem Ordnungshüter hier wohl an Arbeit mangelte, wenn er sich einen solchen Zeitvertreib suchen musste.
Seine Augen weiteten sich ein wenig, als sich sein Blick an dem Stern an meiner Brust festsaugte, im nächsten Moment schaute er mir ins Gesicht und sagte: „Sie kommen sicher aus Amarillo, Marshal.“
Eine ziemlich überflüssige Bemerkung.
„Guten Tag, Sheriff“, grüßte ich und nickte. „Mich schickt Richter Humphrey. Es geht um die Überfälle am Salt Fork Red River. Verbrechen gegen das Heimstättengesetz sind Bundessache.“
„Wer hat Sie denn informiert?“ Er fixierte mich starr, als versuchte er in meinem Gesicht die Antwort auf seine Frage abzulesen.
„Wir erhielten auf Umwegen Kenntnis von den Verbrechen“, versetzte ich. „Zwischen Clarendon und Amarillo verkehren Postkutschen. Es wäre eigentlich Ihre Aufgabe gewesen, das Distrikt Gericht zu informieren.“
Der Sheriff zuckte fast gleichmütig mit den Schultern. „Amarillo ist fast siebzig Meilen von Clarendon entfernt. Wenn ich richtig informiert bin, dann verfügt das Distrikt Gericht sowieso über viel zu wenige Marshals. Darum habe ich selbst die Ermittlungen aufgenommen.“
Während er sprach, hatte ich Zeit, mir ein Bild von dem Sheriff zu machen. Er war ungefähr vierzig Jahre alt und seine glatten Haare begannen sich schon grau zu färben. Sein Gesicht war hager, die Augen waren von brauner Farbe, seine Lippen waren schmal, was seinem Gesicht einen energischen Ausdruck verlieh. Sein kantiges Kinn verriet Energie und Durchsetzungsvermögen.
„Und, haben Sie schon irgendwelche Erkenntnisse gewonnen?“
Er schüttelte den Kopf. „Die Schwarzen sprechen vom Ku Klux Klan. Sie haben berichtet, dass die Reiter weiße Kapuzen und Umhänge trugen und nach jedem Überfall ein Holzkreuz verbrannten.“
Ich hatte schon von dieser Organisation gehört, die Ende 1865 gegründet wurde. Ziel des Klans war die Unterdrückung der Schwarzen, da seine Mitglieder die von der Union eingeführte Gleichstellung von Schwarzen mit der weißen Bevölkerung unter keinen Umständen akzeptieren wollten. Durch Einschüchterung, Brandstiftung, körperliche Gewalt, Entführung und Mord sollten die Schwarzen an der Wahrnehmung und Ausübung ihrer damals neu erworbenen Bürgerrechte gehindert werden.
Im Panhandle hatten wir noch nie mit dem Ku Kux Klan zu tun.
„Wer kann dahinter stecken?“, fragte ich.
Der Sheriff verzog den Mund und zuckte erneut mit den Achseln. „Das weiß Gott.“
„Sind die überfallenen Siedlerfamilien noch auf ihren Heimstätten?“
„Ray McCoy und Butch Irby haben die Maskierten aufgehängt, Clyde Douglas wurde erschossen.“ Der Sheriff schüttelte den Kopf. „Nein, die Siedler befinden sich nicht mehr auf ihrem Land, die Familien der getöteten Farmer haben die Gegend fluchtartig verlassen.“
„Kann die Green Belt Ranch dahinter stecken?“
Wieder war die Antwort zunächst ein Achselzucken, dann knurrte der Gesetzeshüter: „Ich schließe es nicht aus, will es aber auch nicht behaupten, Marshal. Ich habe mit Ralph Thornton, dem Vormann der Ranch, gesprochen. Er weiß von nichts.“
„Gibt es jetzt noch farbige Siedler am Salt Fork Red River?“
„Lionel Lewis ist noch da. Seine Siedlungsstelle finden Sie ziemlich weit im Osten, fast an der Grenze zum Collingsworth County.“
„Konnten Sie irgendwelche Spuren sichern?“, fragte ich.
„Verbrannte Hütten, Patronenhülsen, verkohlte Holzkreuze, Hufspuren – und die Toten. Ich glaube, das reicht nicht, um Schlüsse auf die Täter ziehen zu können.“
„Das ist in der Tat nicht viel“, murmelte ich. „Können die Täter hier in der Stadt leben?“
Die Brauen des Sheriffs schoben sich zusammen. „Das soll wohl ein Witz sein?“
„Können Sie es ausschließen? Die Schwarzen sind nicht besonders gut angesehen beim überwiegenden Teil der weißen Bevölkerung. Solange sie als Sklaven für die Großgrundbesitzer tätig waren, stellte man sie auf eine Stufe mit Tieren, jetzt darf man sie nicht mehr versklaven, aber ihre Stellung in der amerikanischen Gesellschaft – besonders auch hier in Texas – hat sich kaum verbessert.“
Die Hand des Sheriffs wischte ungeduldig durch die Luft. „Ich wüsste es, wenn es rassistische Strömungen oder Tendenzen in Clarendon gäbe.“
„Natürlich“, knurrte ich. „Wo finde ich die Siedlungsstellen?“
Der Ordnungshüter beschrieb mir den Weg und schloss mit den Worten: „Sie reiten umsonst hinaus, Marshal. Die Überfälle geschahen vor über zwei Wochen. Es hat seit Tagen geregnet. Wenn es Spuren gegeben hat, die ich vielleicht übersehen habe, dann hat sie der Regen weggeschwemmt. Den Weg zu den Heimstätten können Sie sich sparen.“
„Wurden die Parzellen in der Zwischenzeit anderweitig vergeben?“
„Nein.“
Ich verabschiedete mich von dem Sheriff und brachte mein Pferd in den Mietstall. Der Stallbursche war ein Mann von etwa fünfunddreißig Jahren, mittelgroß und untersetzt. Er war dabei, bei einer Box ein zerbrochenes Brett auszuwechseln. Als ich mein Pferd am Zaumzeug in den Stall führte, legte den Hammer weg, wischte sich die großen Hände an der blauen, fleckigen Hose ab und kam näher. „Hallo, Marshal. Lange nicht gesehen.“