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Nach ihren Überfällen waren die beiden Outlaws jeweils in der Felswüste verschwunden. Einige Aufgebote aus Tucson, Casa Grande und Maricopa mussten unverrichteter Dinge umkehren. Die Banditen hatten es verstanden, ihre Spur in der Wildnis auszulöschen. Nachdem das Gesetz nicht in der Lage war, den Halunken das blutige Handwerk zu legen, hatte sich McQuade entschlossen, Craft und Sumner der Gerechtigkeit zuzuführen.
Cover: STEVE MAYER
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Veröffentlichungsjahr: 2017
McQuade und die Colthaie von Tucson
Western von Pete Hackett
Pete Hackett Western - Deutschlands größte E-Book-Western-Reihe mit Pete Hackett's Stand-Alone-Western sowie den Pete Hackett Serien "Der Kopfgeldjäger", "Weg des Unheils", "Chiricahua" und "U.S. Marshal Bill Logan".
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author
© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
www.AlfredBekker.de
Der Umfang dieses Ebook entspricht 45 Taschenbuchseiten.
Zwischen den Gebäuden von Tucson nistete der Morgendunst, als McQuade das Boardinghouse verließ und zum Mietstall marschierte, um sein Pferd zu holen. Gray Wolf trottete neben dem Kopfgeldjäger her. Die ersten Vögel begrüßten mit ihrem Gezwitscher den beginnenden Tag, der sich im Osten über den Santa Catalina Mountains mit schwefelgelbem Licht ankündigte.
In der Tasche des braunen, zerschlissenen Staubmantels des Kopfgeldjägers steckten die Steckbriefe zweier Banditen, die in der Gegend den dritten Postkutschenüberfall verübt und dabei einen Kutscher der Overland Stage Line getötet und einen weiteren schwer verletzt hatten. Die Namen der beiden waren Milt Craft und Doug Sumner, beide waren noch keine dreißig Jahre alt, und auf jeden war eine Kopfprämie von fünfhundert Dollar ausgesetzt. Die Überfälle fanden zwischen Tucson und Maricopa statt.
Es gab einen älteren Steckbrief von den beiden Banditen, den der Sheriff des Yuma County erlassen hatte, und anhand dieser Fahndungsmeldung waren Craft und Sumner als die Postkutschenräuber identifiziert worden.
Nach ihren Überfällen waren die beiden Outlaws jeweils in der Felswüste verschwunden. Einige Aufgebote aus Tucson, Casa Grande und Maricopa mussten unverrichteter Dinge umkehren. Die Banditen hatten es verstanden, ihre Spur in der Wildnis auszulöschen. Nachdem das Gesetz nicht in der Lage war, den Halunken das blutige Handwerk zu legen, hatte sich McQuade entschlossen, Craft und Sumner der Gerechtigkeit zuzuführen.
Die Stadt mutete um diese frühe Morgenstunde wie ausgestorben an. McQuade schritt am Rand der Fahrbahn entlang, die von Wagenspuren zerfurcht und von Hufen aufgewühlt war. Hier und dort lag ein Betrunkener und schnarchte. Tucson war eine wilde, hemmungslose Stadt, nach Sonnenuntergang erwachte sie zu Sünde und Lasterhaftigkeit. Glücksritter, Abenteurer, Geschäftemacher, Liebensdienerinnen und – Banditen gaben sich in der großen Stadt an der Überlandstraße ein Stelldichein. Das Geld und die Revolver saßen locker. Es verging fast keine Nacht, in der nicht Schüsse donnerten und Blut floss.
Unter den Sohlen des Kopfgeldjägers knirschte der knöcheltiefe Staub, seine Sporen klirrten leise. Er hatte sich die Satteltaschen am Trageriemen über die Schulter gehängt, die Henry Rifle trug er rechts am langen Arm. Den Revolvergurt mit dem Holster, in dem der langläufige, schwere Coltrevolver steckte, hatte er über den Mantel geschnallt.
Als er in den Hof des Mietstalls einbog, war der Stallmann gerade dabei, das Stalltor zu öffnen. Es knarrte und quietschte in den Angeln. Erstes Tageslicht sickerte in den Stall. „Guten Morgen, McQuade“, grüßte der Stallbursche, ein bärtiger Oldtimer, der kaum noch Zähne im Mund hatte und der auf einem Priem herumkaute. „Gehst du wieder mal auf den Trail?“
„Ja. Hilfst du mir, den Falben zu satteln und zu zäumen?“
„Sicher, das ist mein Job. Wer ist es denn dieses Mal?“
Mit wenigen Worten klärte der Kopfgeldjäger den Stallburschen auf. Während er sprach, betraten sie den Stall. Der Stallmann holte den Falben aus der Box, McQuade legte dem Pferd den alten Sattel mit dem brüchigen Leder auf, der Stallbursche zäumte das Tier. Nachdem der Kopfgeldjäger die Satteltaschen festgeschnallt und das Gewehr im Scabbard versenkt hatte, führte er den Falben aus dem Stall. In dem Moment kam entferntes Rumpeln und Poltern auf, in die Geräusche hinein knallten Peitschen und wieherten Pferde.
„Ah“, kam es von dem Stallburschen. „Sie schicken wieder einen Wagentransport auf den Weg. Ich bin neugierig, ob er dieses Mal durchkommt oder ob er wieder den Apachen in die Hände fällt.“
McQuade zuckte nur mit den Achseln. Was sollte er darauf sagen? Cochise und seine Chiricahuas führten seit Jahren einen erbitterten Krieg gegen die Weißen. Der Tucson-Ring, ein Zusammenschluss von Geschäftsleuten, schürte skrupellos die Feindseligkeiten, denn in den Forts benötigte man Ausrüstung, angefangen beim Hufnagel bis hin zu Pferden, Sätteln, Waffen und Munition und was sonst noch alles nötig war, um Soldaten und Pferden das Überleben zu sichern. Große Umsätze brachten große Gewinne – und nur darum ging es. Dass das Land im Blut seiner Bewohner – ob rot oder weiß – regelrecht ertrank, war zweitrangig.
McQuade schwang sich aufs Pferd und trieb es mit einem Schenkeldruck an. „Hals- und Beinbruch, McQuade!“, rief der Stallmann.
„Danke!“ Der Texaner tippte lässig mit dem Zeigefinger seiner Rechten an die Krempe des schwarzen Stetsons. Der Falbe trug ihn hinaus auf die Straße, Gray Wolf folgte.
Ein Wagenzug, bestehend aus fünf Fuhrwerken, kam die breite Fahrbahn herunter. Vier Reiter begleiteten ihn - bezahlte Revolvermänner, die das sichere Durchkommen des Transports gewährleisten sollten. Es handelte sich um hartgesichtige, finstere Typen, die ihre Revolver an den Meistbietenden vermieteten und die keine großen Fragen stellten.
McQuade ließ die Wagenkolonne vorbei. Die bewaffneten Begleiter beachteten ihn nicht. Da sie in nordöstliche Richtung fuhren, vermutete der Kopfgeldjäger, dass das Ziel des Transports Camp Grant war.
McQuade folgte dem Wagenzug ein Stück, dann lenkte er den Falben in eine Seitenstraße, um zur Überlandstraße zu gelangen, die von Tucson aus in nordwestliche Richtung verlief.
Auf den Gräsern zu beiden Seiten des Weges lag der Tau. Die Sonne schob sich wie ein Fanal über die Berge und ihr grelles Licht flutete ins Land, der Morgendunst löste sich auf und die Hitze nahm schnell zu. McQuade erreichte die Poststraße, ritt über die Holzbrücke, die über den Santa Cruz River gebaut worden war, das staubige Band der Straße führte über einige Bodenwellen und als der Kopfgeldjäger einmal zurückschaute, konnte er die Stadt nicht mehr sehen.
Es war Juli und die Tage waren höllisch heiß. Seit Wochen hatte es nicht mehr nennenswert geregnet. Der Santa Cruz River führte kaum noch Wasser. Der Schlamm zu beiden Seiten des Rinnsales war trocken und rissig, das Gras hatte eine braune Färbung angenommen, die Sträucher verloren ihr Laub.
Bald stand die Sonne fast senkrecht über dem einsamen Reiter, eine grellweiße Scheibe, deren Ränder verschwammen und die das Auge blendete. Die Luft schien zu zittern, die Konturen verschwammen. Ein flirrender Hitzeschleier hing über dem Land, sogar das Atmen wurde zur Qual.
Gegen Mittag erreichte der Kopfgeldjäger die Stelle, an der der letzte Überfall stattgefunden hatte. Troy Howell, der County Sheriff, hatte ihm den Platz akribisch beschrieben, aber McQuade hätte ihn auch ohne diese Beschreibung gefunden, denn am Straßenrand lag ein totes Pferd, das den Kugeln der Banditen zum Opfer gefallen war. Unzählige Fliegen krochen auf dem Kadaver herum, der schon in Verwesung übergegangen war und einen penetranten Geruch verbreitete. Der Falbe unter McQuade prustete erregt und tänzelte auf der Stelle, als ihn der Kopfgeldjäger parierte.
McQuade ließ vom Sattel aus seinen Blick in die Runde schweifen. Hügel, Felsen in allen Größen und Formen, verkrüppeltes Strauchwerk, einige Kakteen – Hitze, Stechmücken, Geröll und Staub. Der heiße Wind hatte die Spuren verweht, doch von Troy Howell wusste der Texaner, dass sich die Banditen nach Osten in die Wildnis abgesetzt hatten.