#Me Too Kaviar unter Verdacht - Rainer Kretzschmar - E-Book

#Me Too Kaviar unter Verdacht E-Book

Rainer Kretzschmar

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Beschreibung

Holbein, unnachahmlicher Krimiautor und Profiler. Anonym angezeigt wegen sexualisierter Gewalt. Mit dem Deckel einer Kaviardose. An weiblicher Brust. Untersuchungshaft droht. Holbein ermittelt unter Zeit- und Leidensdruck selbst. Findet die Angebliche und bringt sie allein aus Recherchegründen dazu, ihren Körper nach Verletzungen untersuchen zu dürfen. Aussichtslos beginnt der verwickelte Kampf gegen ein kriminelles, internationales Konsortium unter Führung einer Chinesenmafia. Es geht um seine ewige, kapriziöse Geliebte, die unerreichte Wissenschaftlerin mit den drei Doktortiteln. Janadine Dornier soll bei ihrem Forschungsaufenthalt zum Corona-Ausbruch in Wuhan an der Verbreitung des Virus beteiligt gewesen sein. Jetzt aber einen in Pillenform leicht applizierbaren Impfstoff entwickelt haben. Für erst mal eine Milliarde Chinesen. Rettung des Wirtschaftsstandortes. Durchschaubar der niederträchtige Erpressungsversuch dieser Mafia, sie zurückzuholen. Holbein, inzwischen aus Untersuchungshaft befreit, brütet mit Janadine und dem Baron, seinem alten, hochver-sierten, adeligen Gönner ein Hightech Rettungsszenarium aus. Dank dessen neuester Generation von KI Androiden, die als absolute Fakes von echten Menschen nicht mehr zu unterscheiden sind. Chat GPT zum Anfassen. So abgesichert kehren die beiden zurück nach China. Die Erpresser ziehen die gefakte Anzeige zurück. Janadine bietet dafür ihre Vakzine an. Allerdings unter der Bedingung, dafür den monströsen russischen Kriegsdiktator und Völkerrechtsverächter verschwinden zu lassen. Der Eklat ist vorprogrammiert. Der Leser darf gespannt sein. Im Hintergrund die aktuelle Weltlage, Pandemie, Ukrainekrieg und Menschenrechtsverletzungen. Unter der für den Autor typisch satirischen Verfremdung.

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ÜBER DEN AUTOR …wurde bereits alles in seinen Büchern gesagt. Rainer Kretzschmar, Diplom-Soziologe und Pferdewirtschaftsmeister in Bad Saulgau, Oberschwaben. Seine Krimis – satirisch ironisch. Seine Science-Fiction am wissenschaftlichen Fortschritt orientiert. Ohne Tote, gegen das monotone Klischee: Leiche – Mordkommission – Spurensicherung – „hatten Sie Feinde?“. Stattdessen Explosionen des Unerwarteten. Belegt durch aktuellste Veröffentlichungen. Immer am Pulsschlag unserer Hightech-Welt. Mit seinem groß- und einzigartigen Profiler Holbein und dessen waghalsig- abenteuerlichen Einsätzen.

ÜBER DIESES BUCH

Holbein, unnachahmlicher Krimiautor und Profiler. Anonym angezeigt wegen sexualisierter Gewalt. Mit dem Deckel einer Kaviardose. An weiblicher Brust. U-Haft droht.

Holbein ermittelt unter Zeit- und Leidensdruck selbst.

Findet die Angebliche und bringt sie – allein aus Recherchegründen – dazu, ihren Körper nach Verletzungen untersuchen zu dürfen.

Aussichtslos beginnt der verwickelte Kampf gegen ein kriminelles, internationales Konsortium unter Führung einer Chinesenmafia. Es geht um seine ewige, kapriziöse Geliebte, die unerreichte Wissenschaftlerin mit den drei Doktortiteln. Janadine Dornier soll bei ihrem Forschungsaufenthalt zum Corona-Ausbruch in Wuhan an der Verbreitung des Virus beteiligt gewesen sein. Jetzt aber einen in Pillenform leicht applizierbaren Impfstoff entwickelt haben. Für erst mal eine Milliarde Chinesen. Rettung des Wirtschaftsstandortes.

Durchschaubar der niederträchtige Erpressungsversuch dieser Mafia, sie zurückzuholen.

Holbein, inzwischen aus Untersuchungshaft befreit, brütet mit Janadine und dem Baron, seinem alten, hochversierten, adeligen Gönner ein Hightech- Rettungsszenarium aus. Dank dessen neuester Generation von KI-Androiden, die als absolute Fakes von echten Menschen nicht mehr zu unterscheiden sind. (Chat GPT zum Anfassen).

So abgesichert kehren die beiden zurück nach China. Die Erpresser ziehen die gefakte Anzeige zurück. Janadine bietet dafür ihre Vakzine an. Allerdings unter der Bedingung, dafür den monströsen russischen Kriegsdiktator und Völkerrechtsverächter verschwinden zu lassen.

Der Eklat ist vorprogrammiert. Der Leser darf gespannt sein.

Im Hintergrund die aktuelle Weltlage, Pandemie, Ukrainekrieg und Menschenrechtsverletzungen. Unter der für den Autor typisch-satirischen Verfremdung.

IN MEMORIAM MAD

Frauen möchten in der Liebe Romane erleben, Männer Kurzgeschichten.

Daphne du Maurier.

Überall schätzt eine Frau einen perfekten Gentleman, nur nicht im Bett.

Noël Coward.

Witz ist wie Kaviar. Er sollte nur in kleinen Bissen genossen werden und nicht dick aufgetragen wie Marmelade.

Noël Coward.

Wer liebt den echten Kaviar, gerät allzu leicht in Fake-Gefahr!

Unbekannter Heimatdichter

Dies ist ein Roman. Aus der Handlung entspringende Aktionen und Akteure zwingen den Autor zu dem ausdrücklichen Hinweis, dass es sich in seiner Darstellung um reine Fiktion handelt. Ähnlichkeiten zu diesen oder anderen lebenden Personen oder Ereignissen wären demnach rein zufällig.

Inhaltsverzeichnis

PROLOG

TEIL I

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

TEIL II

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

TEIL III

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

TEIL IV

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

TEIL V

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

TEIL VI

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

TEIL VII

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

TEIL VIII

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

Kapitel

EPILOG

PROLOG

„Unsre Liebe war beinahe schon vergangen

da schlitzte ich die Kehle der Kathrein.

Das heißt: Sie liebte mich, solange sie lebte,

und wegen dem bisserl Schlitzen wird sie nicht böse sein.

Also was kann eine Frau da noch verlangen?

Nach dem Tod hab ich sie stets noch mehr verehrt.

Kam der Tod auch etwas schnell - das ist nur originell,

und bis heut’ hat sich noch keine beschwert.“

Georg Kreisler (der mit dem Park-Taubenvergiften).

Frivolität des vergangenen Jahrtausends.

Die neue sittliche Auffassung von Ethik und Würde sei dem davor! Nicht zuletzt auch Holbeins Ablehnung von Romanleichen.

Heute # MeToo. Klagt sexuellen Missbrauch an. Selbst im englischen Königshaus. Aber Holbein?

Dieser Hashtag neigt gelegentlich zur Übertreibung.

TEIL I

1.

Holbein an seinem Schreibtisch. Kennen alle.

Ex-Profiler und Krimiautor. Im Begriff zu altern.

In allen Ehren. Immer am Pulsschlag der Zeit.

Jetzt starrt er mehr verwundert als verstört auf das amtliche Schreiben vor sich.

Einschreiben mit Rückschein. Sowas!

Vorladung beim Staatsanwalt. Anhörung. Beschuldigung? Keine Ahnung. Steuerbetrug? Versehentlicher Totschlag? Nötigung?

Sowas immer ungelegen und verstörend.

Den wütenden Faustschlag auf seinen Eichenschreibtisch verkneift er sich. In schmerzlicher Erinnerung. Das brachte nur angeknackte Mittelhandknochen.

Beschuldigtenvorladung von der Polizeibehörde.

Vorwurf „Sexualisierter Gewalt“… Tat, Tatort, Tatzeit… kein Name. Keine Person. Nicht mal öffentliches Ärgernis.

Er muss lachen. Vorlage für seinen nächsten Roman. Aber zu der Anschuldigung fällt ihm nichts ein. Welches weibliche Wesen sollte so eine infame Behauptung gegen seine stets doch delikaten Zuneigungsbeweise vorbringen? Ein Rache-Fake? Rufmord? Neider?

Holbein lehnt sich zurück. In seinem ergonomischen Schreibtischsessel mit Kipp- und Wipp-Funktion.

Romanansatz?

Auf die Vorladung antworten? Natürlich nicht.

Darum sollte sich sein alter Freund und Rechtsbeistand. Dr. Jus Torquer kümmern. Dessen Vornahme Justus ihm immer schon suspekt. Im Hinblick auf seinen Beruf. Aber immer zur Stelle, wenn’s mal brenzlig wurde.

So liegt das Schreiben schon seit einer Woche da. Ohne Antwort. Permanenter Reizstoff. Sicher haltlose Beschuldigung. Schmierenkomödie. Doch arg belastend.

Tür Klingel. Hunde kläffen pflichtschuldig. In der Video-Gegensprechanlage zwei Polizeibeamte.

- Ja, bitte!

- Es geht um die Beschuldigtenvorladung, der Sie bisher nicht gefolgt sind.

- Muss ich auch nicht. Als Schriftsteller bediene ich mich nur ungern überalterter Klischees. Aber in diesem Falle: Alles Weitere von meinem Anwalt! Tut mir leid.

Mürrischer Rückzug der Exekutive. „Guten Morgen“. Reiner Hohn.

Holbein hatte längst seinen Rechts-Spezi angerufen. Der kann Akteneinsicht verlangen. Das Nötige veranlassen. Den Tatvorwurf erst mal klären Und womöglich den Namen der Anzeigenden.

2.

Holbein erwischt sich beim Zweifeln.

Gutes Gewissen? Er immer. Selbstverständlich stets unbestechlich. Selbstredend seine Affären mit dem schönen Geschlecht bestens literaturkonform. Selbst seine gern beschriebenen leisen Zudringlichkeiten der Vergangenheit, romanhaft. Und immer nur in begehrlichem Einvernehmen. Wie jeder Leser, kennerhaft – erst recht jede Leserin – bestätigen würde. Aber niemals eine Hand auf dem Po der Bedienung.

Doch die Medien. Ihn graust. „Berühmter Profiler, Schriftsteller, alter Tugendbold, Grapscher. In seinen Romanen ohne Leichen. Aber Frauenkörpern Gewalt antun … Jetzt MeToo-Verdacht!“

Unschuldsvermutung? Die schreibende Konkurrenz wird wie die Geier über ihn herfallen. Gefundenes Fressen für das Literarische Quintett. Die Yellow Press jubiliert.

Schweißtreibender Gedanke. Erst mal mit den Hunden raus.

Endlich Anruf Justus Torquer:

- Hallo, großer Schriftversehrter, habe deine Nachricht und Aktenzeichen bekommen. Alles im Griff. Wir sollten den Casus Belli aber persönlich besprechen. Warum? Bin seit zehn Jahren auf Sexualstrafrecht spezialisiert. Eine solche Anschuldigung ist mir jedoch bisher noch nicht untergekommen. Also treffen wir uns bei dir oder bei mir?

- Habe Rehrücken vom Jäger meines Vertrauens. Und frische Steinpilze. Oder lieber Kaviar? Wir machen uns einen nostalgischen Abend. Dieses Wochenende wäre ideal.

- Bestens. Komme Samstag gegen 18 Uhr. Keinen Kaviar oder vielleicht doch …könnte ins Programm passen.

- Wieso das?

- Alles Weitere vor Ort. Salut!

Geheimnisreiches Getue. Sonst nicht seine Art. Jus stets sachlich als Jurist. Also, „ … weiß nicht, was soll es bedeuten…“. Holbein, nicht Heine. Und weiter … „das hat mit ihrem Singen, die Lorelei getan.“ Bloß kein Lore-Leih-Roman.

Holbein spürt seine Gelassenheit schwinden. Der coole Profiler ruft sich zurück. Seiner unwürdig. Er wird sich doch nicht ins Bockshorn jagen lassen. Von einer nur vage angedeuteten Chimäre. Die womöglich auch noch mit Kaviar zusammenhängen kann. Rein vorsorglich kontrolliert er seine Vorräte im Kühlschrank.

3.

Holbein an seiner Küchenarbeitsplatte.

Löst fachmännisch den Rehrücken aus. Entfernt gekonnt die Silberhaut. Würzt nach kurzem Anbraten. Und vakuumiert das zarte Fleisch für das Sous-vide Garen. Programmiert das Wassergerät auf 54°C und 70 Min. Für die Zubereitung der Rotweinsauce sichert er sich mit seiner Lieblingsschürze. Beschriftet in Erinnerung an den alten Kollegen Mario Simmel. Mit dessen Welterfolg „Es muss nicht immer Kaviar sein“. Um ein Plagiat zu vermeiden, hat Holbein das „nicht“ geschwärzt. Entspricht so auch besser seiner Ernährungsphilosophie.

Das Wort „Kaviar“ triggert erneut die Suchfunktion des Profilers: keine Kongruenz zu vorstellbaren Verletzungen der Moral. Mit der körnigen, sanft-weichen Substanz kann man Frau doch nicht wehtun …?

Ohne Küchenpersonal ist die Sous-vide-Methode von großem Vorteil. Kein langes Brutzeln. Nur noch Beutel auf. Und in die erwärmte Sauce. Holbein deckt den Tisch in der Bibliothek.

Die Hunde melden. Justus T. Pünktlich wie ein höflicher König. Im Oldtimer Jaguar XK-150DHC. Cabrio. Bordeauxrot. Offen. Der alte Angeber.

Das Hoftor öffnet sich auf Holbeins Knopfdruck.

Der Hausherr geht seinem Gast entgegen.

- Da muss ich mich erst dem Verdacht des Frauenschänders aussetzen, um dich hier begrüßen zu können!

- Viel Feind, viel Ehr. Nur deshalb komm ich her. Reimt sich auch auf Jus Torquer!

Laut lachend beim Händeschütteln.

- Komm rein, alter Spötter. Du darfst durstig sein.

- Konsumierst du immer noch das braune Tresterzeug aus Frankreich?

- Und wie … steht schon auf dem Tisch.

Holbein nimmt ihm die noble Lederjacke ab. Und die nostalgische Bullani Haube. Lässt ihm sein Anwaltsköfferchen.

Anstoßen mit den gut gefüllten Gläsern Marc de Bourgogne.

- Auf deine Unschuld, alter Jungfher (gegendert)!

- Da bin ich mir ganz sicher. Und du?

- In dubio… aber bei dir weiß man/frau ja nie. Besser nicht auf nüchternen Magen. Frage nur rein vorsorglich: Wirklich keiner Schuld bewusst?

- Du willst doch hoffentlich bis zum Essen bleiben!

- Also gut, kennst du eine Frau T. Burker?

- Nie gehört. Künstlername? Erinnert an Tarana Burke.

Die Erfinderin von #.

- Guter Hinweis. Mir gar nicht aufgefallen.

- Zur Sache Jus: Kaviar, der ins Programm passen könnte?

- Hast du welchen?

- Natürlich immer. Soll ich …?

- Es genügt schon eine leere Dose.

- Machst du Witze?

- Bestimmt nicht. Hol mal eine, will dir was zeigen…

Holbein aus der Küche zurück. Reicht Jus eine leere 500g Dose mit dem blauen Etikett.

Der zieht eine Havanna Montechristo No.2 aus seinem Köfferchen. Format „Piramides“, am Ende angespitzt. Erleichtert das korrekte Anschneiden.

- Halte die mal bitte und gib mir die Dose.

Holbein beobachtet skeptisch das Manöver.

Der Strafrechtler öffnet die Dose. Nimmt in jede Hand eine Hälfte. Klappt sie um das Ende der Zigarre. Und kappt mit dem nur 0,24mm starken Blechen die Spitze wie mit einem Zigarrenabschneider.

- Verstanden?

Holbein schüttelt sich.

- Willst du damit etwa andeuten …?

Nach einer auffallend langen Pause die Antwort:

- Die Anzeigende behauptet eine Verletzung ihrer Brust mit dem Deckel einer Kaviardose. Nach anfänglich einvernehmlichem Sex…

Holbein ringt mit seiner Contenance.

- Das darf doch nicht wahr sein! Ekelerregende Zote! Wem fällt denn eine derart absurde Perversität ein?

- Bleib ruhig. Bisher nur eine unbewiesene Behauptung. Geht noch weiter. Setz dich lieber und gieß uns nochmal ein.

- Noch mehr bringt mein Glas zum Überlaufen.

- Bloß nicht auch noch Alkoholmissbrauch.

Holbein stürzt den Marc runter. Sonst bestimmt nicht seine Art.

Sein Gegenüber trinkt zurückhaltend. Autofahrer!

- Also juristisch ausgedrückt geht es um Körperverletzung in Tateinheit mit Sachbeschädigung.

Aufgebrachte Ungläubigkeit. Bei dem für seine Coolness bekannten Profiler.

- Machst du Witze oder sitze ich im falschen Film?

- Bin nicht für schlechte Witze. Das weißt du doch. Wenn du eine Pause brauchst, warten wir bis nach dem versprochenen Rehrücken.

- Das hätte grade noch gefehlt. Dass mir das Reh in der Kehle steckenbleibt. Nur raus mit weiteren Ungeheuerlichkeiten.

- Hab ja schon angedeutet, dass mir so etwas auch noch nie begegnet ist, und ich es nie für möglich gehalten hätte.

- Nun spuck’ s schon aus.

- Du sollst dabei ein wertvolles, goldenes Brustwarzenpiercing beschädigt haben!

Schallendes Lachen aus Holbeins breiter Brust.

- Wenn ich das in meinem Club erzähle (schon wieder Simmel) … verbieten sie mir das Schreiben. Das passt ja auf keine Roman-Haut (Pergament). Doch erst mal was Essen. Zum Glück hast du ja alles im Griff wie behauptet.

Ab in die Küche. Glasiert den Rücken mit einer Mischung aus erhitzter geklärter Butter und Honig. Die Rotweinsauce flambiert er mit hochprozentigem Wachholderschnaps. Und verbrennt so seine ursprüngliche Aggressivität.

4.

- Voilà: Rehrücken nach Wüstlings-Art.

Erst mal eine gute Unterlage schaffen. Ehe wir zu weiteren Details kommen.

Knopfdruck, hätte man früher gesagt.

Hinter ihm eine Service-Roboterin im klassischen Bedienungs Outfit. Offenes weißes Blüschen. Mit Einblick. Sehr kurzes Röckchen. Serviert den Braten mit Sauce und Beilagen.

Jus staunt nicht schlecht. Besonders, als die künstliche Intelligente auch noch den Rotwein tropfenfrei einschenkt.

Holbein genießt grinsend diese Überraschung. Er schätzt moderne Spielereien.

- Kannst ihr ruhig den Po tätscheln. Vinylgepolstert. Das stört sie nicht. Du siehst, wenn ich mich an Frauen vergehen wollte … Vielleicht hilft’s dir bei meiner Verteidigung. Im Prozess.

- Dazu sollte es besser nicht kommen.

- Warum nicht? Reizvolles Szenario für meinen Roman. Prosit! Auf meinen Freispruch!

- Prosit, aber stelle dir das alles nicht so einfach vor.

„Recht haben und Recht kriegen“ – Du weißt. Semper aliquid haeret.

Sie trinken sich zu. Der überwältigende Bratenduft duldet kein weiteres Geplänkel.

Justus Torquer begeistert. Mit dem Messer zart wie Butter.

- Guten Appetit! Alles zu Ihrer Zufriedenheit, Monsieur? Das erotisierend dunkle Timbre der Roboterin. Sie verabschiedet sich mit einem charmanten Kleinmädchen-Knicks. Der kurze schwarze Rock wippt. Selbst die Hüften bewegen sich in motorischem Rhythmus.

- Erkläre dir gleich, warum. Hör zu! Die Anschuldigungen verblüffen durch sehr präzise und nachprüfbare Details. Zum Beispiel: Tatort Leipzig. Anlässlich der Buchmesse 2020, Grand Hotel. In der Suite deines Freundes Jericho vom LKA. Bezahlt von einem Scheich aus Abu Dhabi. Begegnungen auf dem Flur.

Holbein legt sein Besteck quer auf dem Teller ab. Appetit vergangen.

Justus lässt sich nicht beirren.

- Stell mir das Ganze so vor: Du schmeichelst ihr im Bett mit überraschendem Prozedere. Hast das Kaviar-Döschen mitgenommen. Offen… Als du plötzlich das Piercing vor deinen Augen oder deinem Mund pendeln siehst. Schmierst du eine Handvoll Kaviar …

- Das Maß ist voll! Zügle deine ausufernde Phantasie! Du glaubst doch nicht im Ernst …

- Hier geht es nicht ums Glauben – unterbricht ihn der Jurist – es geht um Glaubwürdigkeit. Dann erzähl du doch mal, wie’s in Wirklichkeit war.

- Jeder, der mich kennt, weiß von meiner unüberwindbaren Idiosynkrasie gegen weibliche Verstümmelung durch Piercings. In keinem einzigen meiner Romane findet sich ein Geschöpf mit solchen Implantaten. Verbindet sich bei mir mit dem Bild des Beißers aus James Bond-Filmen. Der mit Stahlzähnen Elektrokabel zerstören kann …

- Tut mir leid, schon wieder zu unterbrechen, aber wenn du den Vergleich mit dem Beißer vor Gericht vorgetragen hättest, würde dich der Staatsanwalt sofort zerreißen. Von einer gestörten Beißhemmung bei dir ausgehen und die Übersprungshandlung mit Blechdeckeln für gegeben annehmen.

- Gut, dass es noch nicht so weit ist. Das Verteidigungsplädoyer hältst du ja. Aber weiter im Text: Es gibt in der Tat ein weibliches Wesen, auf den der Tatort Leipzig zutreffen könnte. Allerdings mit anderem Namen. Und ohne jedes Piercing, versteht sich. Geschah auch nicht in der beschriebenen Suite. Sondern ganz wo anders.

- Namen können sich ändern. Durch Heirat zum Beispiel. Aber dem können wir ja leicht nachgehen. Oder besser du zunächst. Bist schließlich im weitesten Sinne ortskundig …

- Du nimmst weitere Akteneinsicht und fühlst mal den vorliegenden Beweisen auf den Zahn. Stellt sich doch die Frage, warum so spät erst diese Anzeige. Und welche Kratzer am Gold Nippelpiercing.

Beide trinken synchron von dem roten Grand Cru. Jus kann nicht über Nacht bleiben. Wichtiger Termin am nächsten Morgen. Da muss die süße Service-Roboterin mit Black Sheep Coffee helfen. Uganda Mokka. Sehr dunkle Trommelröstung. Nicht für schwache Gemüter empfohlen. Der Advokat schüttelt sich, seinen Schlabber aus dem Fertigbeutel der Kanzlei gewohnt:

- Willst Du mich vergiften, alter Angeber, mit diesem Absud der Schwärze, gib mal Wasser und viel Milch. Dann flattere ich nach Hause.

5.

Holbein am Morgen durch Hämmern geweckt.

Es sind seine ergrauten Zellen. Die auf den Busch klopfen:

Erst mal ein globales Profil, statt diffuser Recherche!

Im Morgenmantel zum Schreibtisch. Während der PC sich konfiguriert, erscheint auch schon die KI-Tee-Fee. Mit dampfendem Darjeeling first flush. Wieder der köstliche Knicks einer zu jungen Konkubine.

Holbein bedankt sich mit kleinem MeToo-freien Klaps. Trinkt einen Schluck. Sofort öffnet sich sein Profil-Programm.

Warum eine solch perverse Anschuldigung?

Was steckt dahinter?

Vergewaltigungsfantasien bei Frauen. Laut Experiment der der Universität von Texas: Schaltkreise von Panik und sexueller Erregung im Gehirn verbunden. Durch Furcht Lust steigern (Erregungstransfer).

Manche mögen Knabbern und Beißen an den Brustwarzen…

Sado oder Maso?