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Mal selbst Opfer: Der große Holbein, bekannter Krimiautor unglaublicher Ereignisse. Und Profiler. Entführt unter die größte Wüste der Welt. Rub al-Chali, Vereinigte Arabische Emirate, VAE. In ein paradiesisches Überlebensexil für Milliardäre. Unauffindbar. Unter Tage. Super Hightech. Top Secret. Orientalischer Luxus. Natürlich wieder zauberhafte Gespielinnen. Wie man sie aus seiner Begleitung kennt. Plötzlich aufs Rätselhafteste zurück am heimischen Schreibtisch! Holbein vor seinem Laptop. Alles nur geträumt? Niemals. Hacker infizierten seinen PC mit Malware. Mind-Control. Die eine virtuelle Umgebung als real empfinden lässt. Tachistoskopische Einblendungen. Wenige Millisekunden. Von einem zweiten Störreiz überlagert. Direkt ins Unterbewusstsein Terrorfahnder vom LKA verdächtigen ihn der Mittäterschaft. In einer den Weltfrieden bedrohenden Untergrundzelle. Das kann der Profiler nicht auf sich sitzen lassen. Er rüstet eine Wüstenexpedition aus. Um dem kriminellen Treiben vor Ort nachzugehen. Gerät in die skrupellosen Fänge internationaler Geheimorganisationen. Und sticht in ein politisches Wespennest, von dem die Weltöffentlichkeit erst viel später erfährt. Die Drahtzieher wollen mit Holbeins aktuellem Roman ihre alptraumhaften Machenschaften als reine Fiktion abtun. Im Fokus der Überwachungsgigant China. Die Wüste mutiert zum Höllenspektakel.
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Seitenzahl: 203
ÜBER DEN AUTOR …wurde bereits alles in seinen Büchern gesagt.
Rainer Kretzschmar, Diplom-Soziologe und Pferdewirtschaftsmeister in Bad Saulgau, Oberschwaben. Seine Krimis – satirisch ironisch. Seine Science-Fiktion am wissenschaftlichen Fortschritt orientiert. Ohne Tote, gegen das monotone Klischee: Leiche – Mordkommission – Spurensicherung – „hatten Sie Feinde?“. Stattdessen Explosionen des Unerwarteten. Belegt durch aktuellste Veröffentlichungen. Immer am Pulsschlag unserer Hightech-Welt. Mit seinem groß- und einzigartigen Profiler Holbein und dessen waghalsig abenteuerlichen Einsätzen.
Diesmal verschlägt es ihn in die ehemaligen Gefilde von Tausendundeine Nacht.
ÜBER DIESES BUCH
Mal selbst Opfer: Der große Holbein, bekannter Krimiautor unglaublicher Ereignisse. Und Profiler. Entführt unter die größte Wüste der Welt. Rub al-Chali, Vereinigte Arabische Emirate, VAE.
In ein paradiesisches Überlebensexil für Milliardäre. Unauffindbar. Unter Tage. Super Hightech. Top Secret. Orientalischer Luxus. Natürlich wieder zauberhafte Gespielinnen. Wie man sie aus seiner Begleitung kennt. Plötzlich aufs Rätselhafteste zurück am heimischen Schreibtisch! Holbein vor seinem Laptop. Alles nur geträumt? Niemals.
Hacker infizierten seinen PC mit Malware. Mind-Control. Die eine virtuelle Umgebung als real empfinden lässt. Tachistoskopische Einblendungen. Wenige Millisekunden. Von einem zweiten Störreiz überlagert. Direkt ins Unterbewusstsein
Terrorfahnder vom LKA verdächtigen ihn der Mittäterschaft. In einer den Weltfrieden bedrohenden Untergrundzelle. Das kann der Profiler nicht auf sich sitzen lassen.
Er rüstet eine Wüstenexpedition aus. Um dem kriminellen Treiben vor Ort nachzugehen. Gerät in die skrupellosen Fänge internationaler Geheimorganisationen. Und sticht in ein politisches Wespennest, von dem die Weltöffentlichkeit erst viel später erfährt. Die Drahtzieher wollen mit Holbeins aktuellem Roman ihre alptraumhaften Machenschaften als reine Fiktion abtun. Im Fokus der Überwachungsgigant China.
Die Wüste mutiert zum Höllenspektakel…
Wenn du klaren Auges ins Leben schaust, so wirst du bald erkennen, wer unter allen Feinden des Menschen sein größter ist …
Karl May
Das Glück ist eine Oase, die zu erreichen nur träumenden Kamelen gelingt.
(Weisheit der Tuareg)
Dies ist ein Roman.
Aus der ungewöhnlichen Handlung entspringen geheime Akteure, die den Autor zu dem ausdrücklichen Hinweis zwingen, es handele sich in seiner Darstellung um reine Fiktion. Ähnlichkeiten zu diesen oder anderen lebenden Personen oder Ereignissen sind demnach rein zufällig.
Prolog
Teil I
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Teil II
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Teil III
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Teil IV
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Teil V
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Teil VI
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Teil VII
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Teil VIII
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Teil VIV
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Epilog
Holbein am Schreibtisch.
Auch wenn er gerade mal nicht schreibt.
Überprüft seine emotionale Intelligenz. Seine Empathie. Für Euch. Liebe Lesende. Verstehende.
Kontrolliert seine textuelle Programmierung.
Dazu liest er sich selbst!
Keine Überheblichkeit. Redlichkeit. Unvorhersehbar bleiben.
Vergleicht sich mit Neuerscheinungen. Vorwiegend Schrott. Anmaßend? Nein. Genauso sieht es auch der kleine Dicke. Druckfrisch. Zu später Stunde. In den Fußstapfen des großen Literaturkritikers, Marcel der Reiche.
Von wegen selbstherrlich:
Betreutes Schreiben. Holbein arbeitet ständig unter Kuratel. Einer gnadenlos kritischen Graueminenz. Selbst vom Fach. Somit datengeschützt. Mit ihm feilscht er um jedes Wort. Für seinen neuen Roman. Das muss die Welt wissen.
Zeit, ihn endlich zu befreien.
Seinen wunderbaren Jaguar XKR-S. Zum Oldtimer gereift. Aber übersät mit lackätzenden Streusalzflecken des langen Winters.
Ab in die Waschanlage.
Schande! Oldtimer Missbrauch!
Aufschrei kenntnisgeprägter Lesergemeinde. Dagegen fügt der Autoautor an:
Zu einem alten Kumpel, der noch teil-nostalgisch reinigt.
Vorsichtige Handvorwäsche. Mit Schwamm, Schaum und sanfter Brause. Dann hochmoderne Waschwalzen. Lackschonendes Textilmaterial. Gelenke, die sich ergonomisch den Konturen des Autos anpassen. Liebevoll. Diese Formen. Bis zu einer Neigung von 25 Grad am Heck. Wesentlich schonender als sandige Handschuhe.
Holbein drosselt seine flotte Fahrweise.
Entgegenkommender olivgrüner Laster. Quetscht sich an den Straßenrand, bis… sich Stoßstange und Kühler in Augenhöhe über seiner langen Motorhaube aufbauen. Ein dumpfer Aufprall. Gnädiges Aus dem Bewusstsein. Überschlag in den Straßengraben.
Dahin solide englische Wertarbeit.
Hilfreiche Hände zerren ihn aus der obenliegenden Tür seines Luxusgefährts. Ist nochmal glimpflich abgegangen. Registriert er unbewusst.
Stichflamme wirft einen seiner Samariter zurück. Versengtes Haar und Augenbrauen. Holbeins Thermorezeptoren schlagen Alarm. Wecken gnadenlos auf. Er riecht Verbranntes. Spürt sich auf einer Trage. Wird in einen Kleintransporter verfrachtet. Mercedes Sprinter weiß. Den hatte er doch im Rückspiegel gesehen.
Ihm fallen wieder die Augen zu. Die Ladefläche schwankt. Wohl hohe Geschwindigkeit. Schmerzhafte Schlaglöcher deutscher Nebenstraßen bringen ihm zu Bewusstsein, dass etwas passiert sein muss.
Träumt er? Halb komatöses Delirium? Aber da war kein Licht am Ende eines Tunnels.
Und der Geruch …keineswegs verbrannt. Shams El Emarat-Khususi, Arabiens paradiesische Düfte …
Holbeins atheistische Redlichkeit verbietet ihm jeden Gedanken an ein Paradies. Aber die 72 Jungfrauen …
Blinzelt mit einem Auge.
Eine junge Frau! Über ihn gebeugt. Lange schwarze Wimpern. Tiefschwarze Kurzhaarfrisur. Der Duft. Für ihn. Der Einblick in ihren Arztkittel lässt sein zweites Auge spontan aufspringen.
- Gleich sind wir beim Krankenhaus, Sie hatten einen Unfall. Bleiben Sie ganz ruhig, wird alles geregelt.
Fast möchte er diesen herrlich sinnlichen Lippen folgen. Warme Stimme. Englisch mit arabischem Akzent. Können solche Lippen lügen? Aber die kurvenreiche Reise führt in kein Klinikum der Region. Ein Martinshorn aus anderer Richtung.
Seine geschundene Anatomie. Gebrochen scheint nichts. Kein Knirschen in den Knochen. Spürbar kein Blut. Sicher ein paar Prellungen für die nächsten Tage. Blutergüsse. Jede Bewegung eine Qual. Fühlt sich hilflos. Zerschlagen. Der Kastenwagen holpert unbarmherzig.
Die Knie seiner Nurse jetzt in Augenhöhe. Verlockender als jedes Tunnellicht. Verdammt! Augen zu!
Doch sie kümmert sich nicht um ihn. Er scheint ja schwer schockiert. Sie lehnt nach vorn zu den zwei Männern in der Fahrerkabine. Arabisches Palaver. Versteht nur Ali. Nichts von Baba. Räuberbande?
Kaum auszuhalten die immense Spannung. Was gibt es Schlimmeres für einen Profiler, als nicht zu wissen was passiert!
Seine ergrauten Zellen wohlsortiert. Arbeiten langsam wieder logisch und präzise. Unfall … Ja, aber die Helfer keine Rettungssanitäter. Der Sprinter hat nichts von einem Krankenwagen. Sein holder Engel prüft jetzt gekonnt seine Schmerzreflexe. Da wo’s weh tut. Indianer zeigt keinen Schmerz und Holbein keine Reaktion. Bloß nicht mit einer Spritze kommen lassen.
Sie lächelt selbstzufrieden. Wendet sich wieder im Knieschwenk nach vorn.
Holbein behält seinen Verdacht natürlich unter der Decke. Die ihn warmhält. Aber nicht verrät, wohin die Reise geht …
Der Sprinter bremst abrupt.
Holbein blinzelt vorsichtig. Wie bewusstlos. Stellt sich weiter schlafend. Beobachtet unauffällig den schwarzen Engel im weißen Kittel. „Madame Sanitaire“? Doppeldeutiges Fremdwort für die dubiose Krankenschwester. Die fixiert ihn jetzt auf der Trage. Mit zwei Klebestreifen. Im Brust- und Fußbereich. Ruhiggestellt für den Weitertransport. Als käme er aus der Psychiatrie. Damit er nicht weglaufen kann? Ali und Baba. Die beiden Schwarzbärtigen, steigen aus.
Reißen die Doppeltür hinten auf. Die fahrbare Trage brutal hoch. Nach draußen. Und ab damit. Das hilflose Opfer zugedeckt unter klinischer Alufolie.
Holbein sieht nichts mehr. Und ihn sieht auch keiner.
Halt am Krankenhaus? – Bestimmt nicht. Es riecht nach Kerosin.
Blind deutet Holbein den Lärmpegel. Kein Zweifel: Flugbetrieb! Dafür spricht auch sein von Hand geschobenes Shuttle-Gefährt. Schlaglochlos auf einem Zubringer. Beton oder Asphalt.
Stopp. Ali und Baba disputieren. Die warme Stimme von Madame Sanitaire eiskalt dagegen. Hat eindeutig das Sagen. Ein paar Handgriffe. Die Trage vom Chassis getrennt. Angehoben. Und über Stufen eine kurze Gangway hoch. Enge Wendung seitwärts.
Holbein weiß jetzt was gespielt wird. Baut sein Orientierungspuzzle zusammen. Kann nur die Kabine eines Privatjets sein. Der Geruch nach nobler Lederausstattung. Profiler-Irrtum ausgeschlossen. Aber …
Starke Hände klappen die Trage zur Sitztrage hoch. Ziehen die Alufolie weg. Stülpen Holbein eine Kapuze ohne Sehschlitze über den Kopf. Wollen ihn offenbar blind halten. Warum?
Keiner spricht mit ihm. Auch nicht der schwarze Sani-Engel. Aus dem Cockpit englische Brocken. Wohl der Pilot.
Die Außentür wird geschlossen. Der Jet rollt an. Nimmt lautstark und rasant Fahrt auf. Bis zum Abheben.
Holbein versucht sich zu bewegen. Gegen die festen Klebestreifen. Keine Chance.
Er bündelt die Energie physisch und mental. Seine ergrauten Zellen raten zu Geduld.
Da, endlich … die süßen Aromen Shams El Emarat-Khususi … und eine Schere gegen die lästigen Klebestreifen.
Sofort versucht Holbein die Gelegenheit beim Schopf zu packen. Aber seine lange lahmgelegten Hände greifen jämmerlich ins Leere. Kurzhaarfrisur.
Sie am Kopfende. Ihre warmen Finger an seinem Kinn. Reiner Genuss. Tarnkappe hoch. Grelles Sonnenlicht. Blendet über den Wolken.
- Sorry, verzeihen Sie unsere rüden Maßnahmen. Wir müssen auf absoluter Geheimhaltung bestehen. Bitte, Sie können sich wieder frei bewegen. Versuchen Sie aufzustehen. Noch Schmerzen …?
Der überraschte Profiler verzichtet cool auf die üblichen Streck-und Schüttelgebärden. Diese Blöße gibt er ihr nicht. Erhebt sich mit tapfer vorgetäuschter Geschmeidigkeit. Aus seiner unverschuldeten Erniedrigung. Der strahlende Engel nicht mehr im Kittel. Makellos dunkelblaue Pilotenuniform. Vier goldenen Streifen. Schicke weiße Schirmmütze. Kess auf dem glatt gegelten, kurzen Schwarzhaar. Klassisch schmale Nase, köstlich kleiner Mund und betörend große Augen. Exotischer Hauch arabischer Verlockung. Ein Gesicht, das sich jedem Schleier verweigern muss. – Um dem Autor mal die Romantik ein wenig durchgehen zu lassen.
- So mitfühlend, Madame Pilote? Dann wissen Sie hoffentlich, wie menschenunwürdig dehydrierte Kehle schmerzt! Als ehemalige Krankenschwester…
- Pardon, Monsieur, ne vous inquiétez pas! Du champagne? Na also. Geht doch.
Beide strahlen.
Ein Stewart im weißen Kaftan. Champagner. Silbertablett. Füllt nur eine der Kristallschalen.
Natürlich Muslimin. Trinkt keinen Alkohol.
- Eine Holbein Entführung verpflichtet. Wissen Sie schon! Gut, der Champagner, ein Anfang. Aber wäre es unverschämt, nach dem Reiseziel zu fragen?
- Wir fliegen in die Vereinigten Arabischen Emirate. So viel darf ich verraten.
- Klingt spannend. Besser als zur Zerstückelung nach Saudi-Arabien. Zum männermordenden Kronprinzen. Den meidet man ja besser als Vertreter der schreibenden Zunft.
Sie kichert.
- Ihnen wird kein Haar gekrümmt werden. Krummdolch-Legenden sterben aus.
- Beruhigt nicht wirklich. Was wollen Sie überhaupt von mir?
- Besser nicht auf nüchternen Magen. Wir haben den besten Stör-Kaviar der Welt an Bord. Echten vom Kaspischen Meer, unseren Nachbarn aus dem Iran. Wenn schon kein Alkohol …
- Und, von den 1000 und eine Nächten werden doch wohl auch ein paar erlaubt sein?
- One-Night erlaubt mein Glaube… „Der schamloseste Sex ist der köstlichste.“ (Ibn Sirin (11. Jahrhundert) Meint mein Guru…
- Klingt vortrefflich. Vielleicht nur Buddhistin. Wie lange fliegen wir denn?
Sie schaut angelegentlich durch das Bullauge in den blauen Himmel.
- Übliche Flugzeit gut sechs Stunden.
- Das müsste doch genügen. Für ein Schäfchenwolken-Stündchen. Notfalls den Co-oder Autopiloten langsamer fliegen lassen. Kerosinsparmodus. Etwa der Umwelt zuliebe, oder?
- Je vous en prie, Monsieur! Ihre charmanten Anspielungen in allen Ehren. Aber ich bin im Dienst.
- Mag sein. Wo haben Sie denn ihre Pilotenausbildung genossen? Bestimmt nicht in Schweden …
- Nein, warum gerade dort?
- Stockholm-Syndrom …
- Wenn schon, dann das Lima-Syndrom. Der Geiselnehmer sympathisiert mit der Geisel… und das tue ich doch längst.
Der Kaviar.
- Genießen wir den wenigstens zusammen?
- Auch nicht im Dienst. Warum so ungeduldig? Der Flug dauert schließlich nicht ewig.
Er prostet einsam hinterher. Nobles Geiselschicksal.
Wie im Fluge?
Vergeht Holbeins Zeit.
Lässt sie nicht einfach verstreichen. Erwägungen. Als Literat. Als Geisel. Seine Nobel-Geiselnahme.
Novum? Nicht zu verwechseln mit VIP-Entführung. Die kennt man. Laut Klischee in dreckigen Kisten. Mit Ohrabschneiden und Millionenlösegeld.
Nein!
Der Geisel (laut Duden veraltet) reist und speist hier im exklusiven Learjet. Betüddelt von Ali Babas Haremsdame. Betörende Verlockung. Von Fesseln und Sichtblende befreit. Macht sie ihm schöne Augen. Und Lust auf mehr…
Makabrer Anschein einvernehmlichen Kidnappings. Für Lesende dieses Narratives. Das der zurückhaltende Profiler selbst für übertrieben halten würde.
Flug ins Blaue. Vage Zielandeutungen. Vage Anspielungen. Anekelnde Spannungsmasche von Lehrstuhlinnehabenden für Kreatives Schreiben. So narrt man doch seine Lesergemeinde nicht.
Holbein darf sich jetzt endlich Schütteln.
Seine Berufsehre verlangt Aufklärungsbereitschaft. Professionelle Ausschau nach Spy-Cams und Edelwanzen.
Er tastet zum ersten Mal nach seinem Smartphone. Schmunzelt. Hat ja bisher nicht mal sein Jackett vermisst. Der Hightech-Siegelring vorausschauend zu Hause geblieben. Hätte beim Wagenwaschen nur gestört. Falls er selbst hätte Hand anlegen müssen. Geld und Kreditkarten unberührt. Na, bitte!
Ohne jede Panik springt der Wille des flugreisenden Profilers in die Welt der Vorstellung.
Geiselnahme als Bereicherung. Für den stets nach Abenteuerstoff dürstenden Krimischreiber. Er feuert sich sogar selbst noch an:
Mich hat bisher keiner je entführt! Dahinter muss Ungeheuerliches lauern. Kann es kaum erwarten!
„Er fiebert seiner Entführung entgegen!“
Diesem postmodernen Satz begegnet man weiß Gott nicht häufig. In der heutigen Bestseller-Szene.
Der Flug zieht sich hin.
Holbein nimmt noch ein Schlückchen Champagner. Gegen die plötzlich aufkommende Schläfrigkeit.
Merkwürdig. Sollte der altbewährte Muntermacher …?
Ein erster Verdacht: die Flasche ohne Korken. Dafür mit Sedativum? Hat sie deswegen nichts davon getrunken? Vielleicht gar keine Muslimin?
Verträumt spürt er jetzt wieder ihre warmen Hände. An seinem Kopf. An seinem Körper. Anschwellendes Tosen einer auflodernden Leidenschaft. Die Erfüllung in Aussicht gestellter Wonnen – nach dem Flug…
Der kann doch noch nicht zu Ende sein!
Dröhnen wie beim Landeanflug. Zittern wie bei der Schubumkehr.
Das Licht geht aus. Holbein kann seine Arme nicht mehr bewegen. Keine Zärtlichkeiten mehr erwidern. Fixiert wie auf der Trage. Nach dem Unfall. Beklemmendes Déjàressenti.
Aber die Beine kann er bewegen. Er wird gestützt.
- Attention à la marche! Der vertraute Duft hilft ihm über die Stufen nach unten. Ein warmer Arm hakt sich bei ihm ein. Trotz der Fixierung. Führt ihn zügig über das Vorfeld des Airports. Raus aus seinem bizarren Traum. Doch sehen kann er immer noch nicht. Die Tarnkappe! Seine Blindenführerin steigt mit ihm hinten in einen Wagen.
Befreit ihn von der Armfessel und der Augenbinde.
So nah hat Holbein sie bisher noch nicht erlebt. Im Schummerlicht. Kein Blick nach draußen möglich. Vor sich die undurchsichtige Wand zum Fahrerbereich. Ein kleines verführerisches Separee.
Sofort verlangen seine befreiten Hände nach der verlockenden Co-Separatistin. Aber greifen schon wieder ins Leere. Mit einem Überraschungssatz ist seine Flugbegleiterin wieder draußen. Wirft die Wagentür hinter sich zu. Sicherungsschlösser rasten ein. Der gepanzerte Extrem-Geländewagen der Fa. Alanqua – Luxusausführung – braust los.
Die Vereinigten Arabischen Emirate.
7 Scheichtümer und 8 Flughäfen.
Einen davon am Lärm erkennen? („Wetten, dass“?)
Holbein grübelt in seinem fahrbaren Separee.
Dämliche Geheimhaltung! Die „Dame“ wird wohl vorne zugestiegen sein. Oder reist sie gar separat?
Von draußen nur gedämpfter Großstadtlärm. Unüberhörbar aber das gewaltige Röhren eines Schiffshorns. Hafenstadt!
Mehr geht nicht fürs Blindenprofil.
Hautschmiegsam das Edelleder der Rücksitze. Lädt zum Anlehnen ein. Abwarten und Tee trinken…? Etwa situationsgemäß dem alten Alkoholklischee entsagen?
Muslim-Minibar. Assam in Thermosflasche.
Holbein schraubt den versilberten Trinkbecher ab. Der warme Duft des Tees allein regt an. Ein vorsichtiger Schluck gegen diese noble Isolationshaft. Dazu zwei mit Chilimarzipan gefüllte Datteln. Aus dem Beipack.
Schon zeigt sich seinem dritten Autorenauge die verborgene Felsentür. Davor vierzig ungeduldige Räuber. Die Taschen voller Diebesgut. Jetzt rufen sie:
iftah ya simsim …Sesam öffne dich!
Unwillkürlich wiederholen Holbeins Lippen den bekannten Zauberspruch. Ohne Einfluss auf die Erwachsenensicherung der Türen. In seiner schwarzen Gelände-Minna. Die beschleunigt plötzlich rasant. Wohl stadtauswärts. Jeden Fluchtgedanken ad absurdum führend.
Aber Holbein und fliehen? Doch nicht aus einem Roman, den er selbst womöglich gerade schreibt!
Da hält er es mit Schillers Mameluck. Zeigt Mut.
Übrigens Geschichtsbewusste: Daud Pascha eroberte als letzter Mamelucken-Herrscher Bagdad. Hier ganz in der Nähe, wo die 40 Räuber…
Jäh ändert sich das Fahrverhalten der Luxuskarosse. Reißt Holbein brutal aus seiner kaum begonnenen Selbstfindung. Das bisher gut abgefederte Dahingleiten weicht dem Gefühl zu schwimmen. Der Motor arbeitet lauter im niedrigeren Gang. Schleifende Geräusche an den Schutzblechen. Schleudern, Schwanken, Schlittern. Ständiges Bergauf und Bergab. Dann nach unten stürzen wie auf der Achterbahn.
Jetzt weiß Holbein, wo er ist. Er kennt das sogenannte Dunes Bashing. Von den Dünen im Wüstensand!
Erinnert sich an seine erste und einzige Desert Challenge Rallye als Trainings-Copilot. Damals in Rub al-Chali. Start in Abu Dhabi. Vorzeitiger oder rechtzeitiger Achsenbruch nahe einer wunderbaren Oase. Mit seiner köstlichen wutschnaubend-professionellen Rallye-Fahrerin. Der er als Gentleman helfen musste. Die Wut aus dem Schnauben zu vertreiben…
Die Wüste lebt …
Die Vereinigten Arabischen Emirate sind fast vollständig von trockener Sandwüste bedeckt; über zwei Drittel des Landes werden von den nördlichen Ausläufern der Großen Arabischen Wüste (Rub al-Chali) eingenommen. Größte Wüste der Welt. Ihre Sanddünen können oft über Hunderte von Kilometern wandern und Oasen und Städte bedrohen … Einige Gebiete in der Westregion und zwischen Abu Dhabi und Dubai wirken wie eine Steppenlandschaft mit spärlichem Pflanzenwuchs, meistens knöchel- bis kniehohen Sträuchern und Gräsern und vereinzelt mannshohen Bäumen. (Wikipedia)
Diese etwas trockene Wüstenbeschreibung hat der Autor bereitwillig an Wiki delegiert. Die beliebten langatmigen Landschaftsschilderungen lehnt er bekanntlich ab. Fügt lediglich hinzu: Auf einer Fläche von 83.600 km2!
Manch ein Lesender steht ja auf topologischer Nachprüfbarkeit. Will später die Orte des Geschehens persönlich aufsuchen. Trotzt aller Geheimhaltung. Um die genaue Position des gepanzerten Luxus-Wüstenschlittens zu outen. In dem Holbein offenbar entführt wird. Der hilfsbereite Profiler gibt deshalb suchenden Fans noch folgenden Hinweis zur Sandkörnung vor Ort: Feinsand 0,063 – 0,2 mm, nach DIN 4022. Woher er das weiß?
Holbein kennt genau die Gefahr. Das Einsinken und Festfahren. In diesem feinkörnigen Sand. Will jetzt aber auch endlich wissen, wo er unterwegs ist. Setzt alles auf eine Karte. Klopft heftig gegen die undurchsichtige Trennwand.
Die Traumstimme fragt nach seinen Wünschen. Durch einen Lautsprecher. Den hat Holbein natürlich längst entdeckt.
- Ein dringendes menschliches Bedürfnis.
- Ein bisschen Geduld. Wir suchen.
Dann hält die Karre tatsächlich an. Die Tür von außen auf. Wie peinlich. Madame Sanitaire wird doch wohl nicht…
Nein. Zum Glück ein schwarzbärtiger Emirati. Knöchellanges Kandura-Gewand und Ghuttra-Kopftuch mit schwarzer Kordel. Weist auf ein mannshohes Bäumchen wie Wikipedia es beschrieben hat. Wendet sich taktvoll ab. Fluchtgefahr besteht in dieser trostlos verwaisten Wüstengegend natürlich nicht.
Holbein durch den knietiefen Sand. Simuliert ein kleines Stolpern. Lässt sich dabei eine Handvoll Sand unauffällig durch die Finger gleiten. Und registriert die Körnung. (Für seine Lesenden, siehe oben.)
Feinsand 0,063 – 0,2 mm, nach DIN 4022.
Holbein tut, was ein Mann in der Wüste noch tun darf. Erleichtert sich ohne Bußgeldbescheid.
Zurück zum metallic-weißen Geländewagen. Auffällige Beschriftung. In schwarzem Arabisch. Darauf kann sich der europäische Schriftgelehrte keinen Reim machen. Genießt die freie Sicht.
Die rasch untergehende Sonne zieht lange Dünenschatten. Weit und breit kein einziges Kamel. Nur das Bäumchen. Dabei spricht die Feinsandkörnung gegen Pflanzenansiedlung. Aber vielleicht auch für Oasennähe.
Holbein flüstert das einzige Arabischklingende. Erinnert sich. Und fleht: Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn … Möge es die Oase von damals sein!
Karl May? Der hätte bestimmt weiter gewusst.
Steigt wieder ein.
- Nicht mehr lange. Höchstens noch eine Stunde. Dann machen wir Pause… flötet der verborgene Lautsprecher.
Nach exakt einer Stunde findet das Wüstenschiff zurück auf befestigten Grund. Runter von der Buckelpiste. Rollt endlich aus ohne weiteres Gewackel.
Beide hintere Türen öffnen sich selbsttätig.
Hell beleuchtet ein einzigartiger Hotel-Bungalow. In dieser gottverlassenen Wüste.
Ein Hauch von Shams-Parfüm. Seine Trägerin immer noch in Pilotenuniform. Er soll ihr folgen.
- Je vous en prie, Monsieur!
Wie aus 1001. Und die Nacht.
Holbeins Augen werden zu Ungläubigen. Wieviel Kohle aus dem Öl der Wüste wurde hier in den Sand gesetzt! Unvorstellbar dieser Reichtum aus dem Scheichtum.
Solar-Panels. Regenerative Energie aus Wind. Wasserbohrungen. Rücksichtslose Ausbeutung der alten Oase.
Abrupt lässt die abendliche Wüstenstille aufhorchen. Das sanfte Motorgeräusch des schweren 8-Zylinders. Verliert sich in der Nacht.
- Der Wagen übernachtet anderswo. Gehört auch zur Tarnung. Sheik Tours bringt Touristen in die Wüste. Sie haben sich sicher über das schwarze Logo gewundert.
- Weniger. Bedauerliche Legasthenie für arabische Lettern.
- Kommen Sie. Jetzt sind wir ungestört.
Schon wieder so ein Vages. Sich gegen Derartiges zu sperren … war doch noch nie sein Ding!
Er folgt ihr durch Mini-Arkaden zu einem langgestreckten Pool.
Seine Geduld zerrinnt.
- Meine semi-humanistische Erziehung verbietet mir Unhöflichkeiten. Dumme Fragen. Aber allmählich drängen sich doch …
- Gebe Ihnen gleich weiteren Tipp … wenn Sie mich schlagen…. im Schwimmen natürlich. Wird erfrischen nach der langen Fahrerei.
Holbeins Erinnerungen.
Fünfter bei den Jugendmeisterschaften. Sein brutaler Trainer nannte ihn damals „Heinz“. Heiner schien ihm zu lang. 200 Meter Beinschlag, aber flotti-flotti! So lautete dann die Siegerurkunde eben auf Heinz.
Der Oasen-Pool ladet zum Bade. Da kannst du nur gewinnen!
Schneller als es seine Pennäler-Reminiszenz erlaubt, lässt sie vor ihm die Uniformhüllen fallen. Und, liebe Lesende, Ihr glaubt es kaum. – Entgegen den Erfordernissen der Bekleidungsfibel für Flugpersonal – trägt sie nichts darunter! Das sieht er allerdings nur von hinten.
Es ihr gleichtun?! Stimmt das „ungestört“?
- Wie viele Meter? Der Pool hat 15.
Lächelt sie über die Schulter. Mit einem Auge sieht sie seine mannhaften Startvorbereitungen.
- Mir reichen 30!
Klingt überheblich. Resultiert aber aus realistischer Selbsteinschätzung. So ganz ohne Training seit Jahren.
- Schnell noch unter die Dusche. Aber die Zeit läuft: 60 Sekunden und dann fliegender Start!
Verschwindet in der Marmornische,
Er gleich nebenan. Duftendes Scheich-Shampoo.
- Einverstanden. Start mit Kopfsprung?
- Was sonst. 57 … 58 …59 …
Holbein längst neben seiner Startrivalin. Wie Gott ihn schuf. O! – Ase (Asen: Nordische Götter) nicht mit Vergleichen.
- Auf die Plätze …
Die Position links von ihr. Ermöglichte ihm beim rechts Luftholen Seitensicht. Damit hat er die unverschämte Pilotin in einem Auge.
- Fertig …
Blickkontakt beiderseits nur bis zur Schamgrenze.
- Los!
Das Poolwasser spritzt zwei Fontänen. Schwappt an beiden Seiten über. Vier schaufelnde Arme verwirbeln die Innenbahn. Kopf-an-Kopf-Kraulen. Der gewiefte Ex- Fünfte kontrolliert das bei jedem Atemholen.
Jetzt zieht das Luder doch tatsächlich davon.
Beinschlag-Frequenz erhöhen. Sich noch flacher im Wasser machen. Verdammt! Da naht ja schon die Wende. Seine damalige Stärke, die Saltowende, kommt ihm jetzt zu Gute. (Wende über Kopf.)
Sie liegt mit Kopf und Brust voraus. Jetzt unter Wasser die Augen auf! Quelle femme! Diese Beine. Diese Rundungen. Zum Greifen nah. 1/3 vergrößert durch die Lichtbrechung! 1/4 näher! Taucherwissen. Aber keine Zeit zum Greifen. Im Salto blitzschnell den Vorteil suchen. Weg mit den faustischen Verlockungen. (Von Faustmachen – nicht von Goethe). Wettkampf-Adrenalin. Kraftvolles Abstoßen von der blau-gekachelten Wand. Während der Tauchphase gelangt er wieder auf gleiche Höhe mit der flotten nackten Nixe. Aber …
…jetzt sieht sie ihn. Beim Luftholen. Und er …?
Flexibilität, Holbeins zweiter Name. Er schaltet unverzüglich um auf links Luftholen. Damit konnte sie nicht rechnen. Erschrickt so plötzlich Auge in Auge. Und verschluckt sich. Das wirft sie einen Kopf zurück. Fair-Crawl hin und her. Er kann sie nicht gewinnen lassen. Braucht doch den Tipp!
Schon nähert sich die Startwand des Beckens. Holbein jetzt eine Hand voraus. Der alte Kraulkavalier streckt sie kurzentschlossen unter ihre Handfläche. Beim Anschlagen.
Prustend räumt sie ein:
- Zugleich angeschlagen, aber Sie unter der Hand der Sieger!
Nur einen winzigen Augenblick zögert Holbein. Das bringt sie nixenflink aus dem Wasser. Und ihn um die verdiente Siegesprämie.
Da hilft kein Schmollen. Schon greift sie sich einen Kamelhaar-Bademantel aus einer Nische. Wirft ihm (#me too) auch so ein flauschiges Teil zu.
(Gibt es tatsächlich schon für 229 Euro im Handel.)
Die gefallenen Hüllen am Pool werden eingesammelt.
Von zwergwüchsigem Wäsche-Robo. Gekleidet als Sarotti-Mohr. Künstliche Intelligenz in den Emiraten schon lange Standard.
- Der bringt sie in die Kleider-Wiederaufbereitung. Dauert nicht lange. Nehmen wir derweil einen Apéro?
- Wir? Sie diesmal mit dabei?
- Halten mich wohl für eine Blaukreuzler-Muslimin. War nur abstinent während der Flugbereitschaft.
- Wie überraschend.
Sie sitzen sich gegenüber.
Ihr leicht geöffneter Bademantel. Spielt hier keine laszive Rolle mehr. Holbeins Unterwasserauge hat ja vorausgescannt. Aber das weich-warme Kamelhaar stimuliert die Haut. Ob auch bei ihr?
Der flexible Mini-Mohr bringt zwei Cocktails. Ein bisschen ingwerlastig, aber stark.
- Vergessen wir nicht meinen Siegertipp!
- Wie könnte ich. Vorher nur noch die Anweisungen für die Küche. Was halten Sie von gegrilltem Kamelfilet in Baharat-Kruste?
- Perfekt. Der kleine Sarotti kann auch kochen?
- Wie gesagt „ungestört“. Kein weiteres Personal. Und Sari absolut diskret.
Jetzt wagt sich ihr Knie aber wirklich verdammt weit aus der Kamelhaar-Deckung.
- Also?
- Sie werden es nicht glauben wollen …