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Ein Schrei aus Todesangst. Blankes Entsetzen. Das 9jährige Wunderkind vor den Augen der Mutter beim ersten Konzertauftritt vom Klavierhocker gerissen! Vom Flügel weg entführt. Konzertsaal-Terroristen? Autor und Profiler Holbein in lebensgefährlicher Mission auf der Suche nach der verschwundenen Malika Tantai. Im Hightech-Musentempel einer geheimen Felsengrotte des ungekannten Mallorca. Wo auch ihre bisher unterschlagene Zwillingsschwester Malinka auftreten soll. Ebenfalls gentechnisch gezeugtes Wunderwesen am Klavier. Überraschungen aktuellster Naturwissenschaft. Im wahnwitzig abenteuerlichen Gezerre ihrer und ihrer vermeintlichen Erzeuger und Nutznießer um diese Goldesel: Der von Kommerz und Größenwahn besessenen Konzert-Impresarios Mozzardo, mafiose Clans, chinesische und französischer Geheimdienstleute, das deutschen LKA. Und die unverzichtbar attraktiven Agentinnen. Zuletzt aber bedarf es der Hilfe des weltbekannten Diplomaten, Consul H. H. Weyer Graf von York, Holbein in alter Freundschaft gönnerhaft verbunden.
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Seitenzahl: 198
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Als Diplom-Soziologe und Pferdewirtschaftsmeister hat er lebenslang versucht Pferde und ihre Reiter/Innen zu bändigen.
In Bad Saulgau, Oberschwaben, nahe dem Bodensee, verfasst er seine Romane.
Krimis – satirisch, ironisch. So fortschrittlich, dass sich seine science fiction an der wissenschaftlichen Wirklichkeit orientiert. Zuletzt ganz ohne spannungsgenerierende Tote. Gegen das monotone Klischee: Leiche – Mordkommission – Spurensicherung – „hatten sie Feinde?“.
Stattdessen völlig überraschende Handlungssprünge. Logisch-sachliche Explosionen des Unerwarteten. Belegt durch aktuellste, wissenschaftliche Veröffentlichungen. Immer am Pulsschlag unserer Hightech-Welt. Nährboden für skrupellose kriminelle Machenschaften. Ihnen ist er auf der Spur mit seinem groß- und einzigartigen Profiler Holbein und dessen waghalsig abenteuerlichen Einsätzen.
Ein Schrei …aus Todesangst. Blankes Entsetzen…
Das 9-jährige Wunderkind vor den Augen der Mutter beim ersten Konzertauftritt vom Klavierhocker gerissen! Vom Flügel weg entführt. Konzertsaal-Terroristen?
Autor und Profiler Holbein in lebensgefährlicher Mission auf der Suche nach der verschwundenen Malika Tantai. Im Hightech-Musentempel einer geheimen Felsengrotte des ungekannten Mallorca. Wo auch ihre bisher unterschlagene Zwillingsschwester Malinka auftreten soll. Ebenfalls gentechnisch gezeugtes Wunderwesen am Klavier. Überraschungen aktuellster Naturwissenschaft. Im wahnwitzig abenteuerlichen Gezerre ihrer und ihrer vermeintlichen Erzeuger und Nutznießer um diese Goldesel: Der von Kommerz und Größenwahn besessene Konzert-Impresario Mozzardo, mafiose Clans, chinesische und französische Geheimdienstleute, das deutsche LKA. Und die unverzichtbar attraktiven Agentinnen. Zuletzt aber bedarf es der Hilfe des weltbekannten Diplomaten, Consul H. H. Weyer Graf von York, Holbein in alter Freundschaft gönnerhaft verbunden …
Dies ist ein Roman.
Alle Figuren und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten zu lebenden oder toten Personen sind rein zufällig.
Mit einer Ausnahme:
Seine Exzellenz Consul Hans-Hermann Weyer Graf von York.
Er hat den Autor ausdrücklich autorisiert, seinen guten Namen zu verwenden für einen versprochenen Auftritt in diesem Roman. Wobei das Geschehen um seine Person und seine schöne Gattin Dr. Christina Weyer als reine Fiktion betrachtet werden muss.
„Ich schreibe nicht, um gelesen zu werden. Ich habe stets nur versucht, mein eigenes Leben zu verstehen“.
P. Coelho
Die oft bemühte Schere zwischen Arm und Reich:
Am Pranger immer nur die Geldgesegneten. – Keiner aber prangert die ungerechte Verteilung genialer Begabungen an!
Satire? Da könnte doch Gentechnik sozial ausgleichend greifen. Gäbe es die Ethikkommissionen nicht…
m & r (anonyme Prosaiker)
Prolog
Teil I
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Teil II
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Teil III
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Teil IV
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Teil V
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Teil VI
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Teil VII
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Epilog
Holbein ist auch nicht jünger geworden.
Der bekannte Autor von eigenwilligen Krimis und bedeutender Profiler in der modernen Welt des Verbrechens. Er versucht sich fit zu halten. Nach einem kräftezehrenden Ausflug zum Gelben Meer. Fortgeschritten in Lebensweisheit und Erfahrung. Wie wohl die meisten seiner treuen Leser. In Täterprofilen noch vorausschauender. Die Altersweitsichtigkeit lässt grüßen. Überraschend neu: sein Umgang mit der Zeit.
Holbein stutzt sie sich zurecht, weil nicht mehr unbeschränkt verfügbar. Erlaubt sich gewagte Zeitsprünge, um seine ganz junge Protagonistin Malika Tantai, das einmalige Klavierwundergenie von klein auf miterleben zu dürfen. Und dann auch noch ihre Zwillingsschwester. Beide mit teuflischer Raffinesse skrupellos „in vitro“, im Glas gezeugt.
Bei den gentechnisch ungewöhnlich aufpolierten Wunderkindern könnten sich aber auch winzige DNA-Partikel des klavierverliebten Krimischreibers mit eingeschlichen haben. In die geheime Petrischale einer überbordenden Schriftstellerfantasie.
Und so kämpft Holbein diesmal wie ein Übervater um seine ungewöhnlichen Geschöpfe.
Als Profiler im Ganzen vielleicht weniger gefangen in seiner bekannten, aber unverschuldeten Testosteron-Getriebenheit. Wenn das mal auch manche LeserInnen bedauern mögen.
Und last not least: Ergraut auch endlich seine ‚Beigen Zellen’. Das freut den kritischen Pathologen.
Malika Tantai am Flügel.
Zierliche Person vor dem schwarz glänzenden Deckel des riesigen Steinways.
Die Finger einer 9-jährigen wie die von Chopin. Nur mädchenhafter. Elegant in virtuosen Läufen und Akkorden. Über die Tastatur, deren Enden sie mir ihren kindlichen Armen kaum erreicht. Das sublime Stakkato einzelner Klaviertöne gegen ein ganzes Orchester. Völlig hingegeben und versunken in das göttlich infante Spiel: Mozart Klavierkonzert D-Moll, KV 466. Anschlag, Phrasierung und dieses Einfühlungsvermögen! Darum würde sie jeder gestandene Meister beneiden.
Malika, ein bezauberndes Wunderkind, auf das die Welt gewartet hat. Mit schwarzen Locken, Löwenmäulchen-Lippen und Orchideenaugen. In einem märchenhaften creme-goldenen Paillettenkleid. Für sie werden alle Konzertsäle in andächtiger Stille versinken. Und dann mit Standing Ovations kein Ende finden.
So sieht Heiner Holbein sie jetzt, hingerissen…
Der bekannte Krimiautor und Profiler richtet sich aus seinem Denkersessel auf. Vor dem riesigen Schreibtisch mit Notebook und Blick in den nächtlichen Garten…
Schon sitzt er in der neuen Philharmonie (nicht die an der Elbe) Reihe 3, Platz 7. Mit dem besten Blick auf das Wunderkind. Und den Dirigenten neben dem Flügel. So kann Holbein das Geschehen bis in jede Einzelheit miterleben. Vor ihm die Mutter, erste Reihe, in wachsamer Nähe.
Doch ihn treibt eine unerklärliche Unruhe. Nur der gespannte Saal hinter im hält ihn in seinem Sessel.
Da! … Kurz nach dem brillanten Klaviersolo im ersten Satz. … Ein dumpfer Schlag!
Lässt die gedämpften Scheinwerfer erlöschen. Atemlose Stille vor der schrillen Panik des Publikums. Im schwachen Schein der Notbeleuchtung an den Ausgängen verfängt sich Holbeins geübtes Auge in einer unerklärlichen Bewegung am Flügel. Er springt auf, eingekeilt in seiner Reihe. Das Licht flammt schon wieder auf.
Der Platz vor dem Flügel: Leer!
Wie eine Löwin hat sich Mutter Shi Lian nach vorn gestürzt. Niemand wird ihren verzweifelten Aufschrei vergessen. Mit wenigen Schritten ist Holbein durch die Zuschauerreihen an der offenen Eisentür. Drei Stufen neben dem Konzertpodium. Vorschriftswidrig nur angelehnt. Vorsichtiger Blick in den angrenzenden Flur im Halbdunkel. Öffnet die Tür zum Vorbereitungsraum der Solisten. Nichts. Hinter ihm plötzlich Geräusche. Und ehe er sich im Türspalt umdrehen kann, fühlt er eine Faust im Nacken. Grobe Männerstimmen. Zwei dunkelgekleidete, kräftige Typen, die sich seiner wortlos bemächtigen.
- Wo hast du sie?
Zwingt ihn zu einer ächzenden Antwort unter den beklemmenden Händen des Sicherheitsdienstes.
- Bin selbst Detektiv. Man greift ihm in die bezeichnete Tasche und studiert seinen Ausweis vom LKA.
- Na dann!
Alle im kundigen Laufschritt durch den Flur, weitere Flure und über Treppen zum Notausgang. Die Sicherheitstür steht offen. Auf weitere Spurensicherung durch die Kripo, einigt man sich schnell.
Welch raffinierter und gewagter Coup!
Unter den Augen der halben Welt einschließlich des Fernsehens mitten auf den Tatort gerichtet. Da verschwindet sang- und klanglos ein Weltwunderwesen von den Brettern, die die Konzertwelt revolutionieren könnten.
Designer-Baby von zwei Vätern: Dem genialen Erfinder und Professor vom führenden Genomforschungsinstitut in Shenzhen. Dem Leser wohl bekannt. Und einem chinesischen Jahrhundert-Klaviervirtuosen, mit Anflügen eines mozartischen Alberns im Tourette-Bereich. Aus der mütterlichen Eizelle der ebenso bekannten Star-Pianistin Shi Lian. In vitro befruchtet mit diesem genmanipulierten doppelt potenten Samenkonglomerat. Von einem skrupellos experimentierenden Petrischalen-Teufel.1
Im Bauch der Leihmutter, um die Echtmutter nicht auf Konzerttourneen zu behindern, wird das Wunsch-Wunderkind bereits mit Klassischer Musik beschallt. Altmodisch in nobler Holzschatulle unter einem Konzertflügel. Der moderne Babypod, der Musik direkt an die Gebärmutter bringt, war damals noch nicht auf dem Markt. (mmh , t-online.de 07-01.2016).
In Verbindung mit dem grandiosen Gen-Input von den Supervätern und der Übermutter schnellten die Erwartungen an eine zukünftige Klaviersensation gewaltig in die Höhe. Bis zum fünfgestrichenen C’’’’’.
Sie wurden nicht enttäuscht. Wie Mozart erhielt Malika bereits mit zwei Jahren Klavierunterricht. Beherrschte schon mit vier einen großen Teil des klassischen Konzert-Repertoires.
Und jetzt, mit neun Jahren, ließ die Mutter sie zum ersten Mal öffentlich konzertieren. Obwohl sie nur zu genau wusste, das würde Neider auf den Plan rufen. Die internationale Kunstszene auf den Kopf stellen. Bösartige Ethikvorwürfe provozieren. Vordergründig skandalisiert als unverantwortlicher Ehrgeiz kranker Pianisten-Mutter. Einen Shit-Storm auslösen gegen solche infame Wunderkind-Konkurrenz.
Aber eine Entführung aus dem Serail wie in Mozarts bekanntem Singspiel? Von der offenen Bühne des Konzertsaals?
Statt des Duetts: ‚Welch ein Geschick! O Qual der Seele’ der Aufschrei einer gepeinigten Pianisten-Mutter vor dem verwaisten Flügel?
Sie rafft sich gleich wieder auf und macht entsetzt dem herbeieilenden Dirigenten auf der leeren Pianobank Platz. Der stürzt sich wie selbstverständlich in das unterbrochene Klaviersolo, ehe sich die überrumpelten Zuhörer auch nur im Keime entrüsten können. Ein Gag der Veranstalter, um dem Jugendschutz für öffentliche Kinderauftritte nach 20 Uhr zu genügen?
Hält Holbein zunächst für absurd. Obwohl er damit seine alte These über Bord wirft, jeder Gedanke, der gedacht werden könne, sei denkbar! (In Anlehnung an seinen Lieblingsphilosophen Wittgenstein.)
Dann drängt sich ihm ein ganz anderer Gedanke auf.
Hier stehen wir vor einer völlig neuen Dimension des Terrors: Konzertsaal-Terroristen!
1 R. Kretzschmar, „Des Teufels Kapitäne“ ISBN 9783743197442.
Holbeins Romane immer am Pulsschlag der Zeit.
Kennen sich im Rotlicht- und im Windkraft-Terror2 bestens aus. Und zuletzt gebeutelt von Terroristen auf dem Südchinesischen Meer. Aber im Konzertsaal…?
Seine berühmten, einst beigen Zellen, arbeiten auf Hochtouren. Per analogiam. Noch nicht digital, aber virtuell. Also analog, um vergleichsweise Ähnlichkeiten auszuloten. Zu diesem unfasslichen Horroranschlag.
Lian zerrt verzweifelt an Holbeins schwarzen Revers. Sie hat es im Konzertsaal nicht mehr ausgehalten und ist ihm panisch hinterher.
- Mich zerreißt es! Als häute man mich bei lebendigem Leibe! Zur Hölle mit diesen abgebrühten Konzertgeiern! Die können doch nicht einfach so weiter spielen…! Mein Kind, wo ist mein Kind?! Hörst du?! Aus dem Tempel verjagen, diese scheinheiligen Pharisäer! Dem absurden Treiben ein Ende bereiten…Dafür habe ich doch nicht mein wunderbares In-Vitro-Genie gehätschelt und zum Tastendiamant geschliffen! Das Glück meiner späten, aufwendigen Mutterschaft zu derart frühen Höchstleistungen …
Sie drängt ihn und sich zurück gegen die immer noch offene Sicherheitstür. Verbittert böses Schluchzen schüttelt sie. Hat sich kaum noch in der Gewalt …Das Crescendo der Streicher und der lauten Blechbläser kann es nicht wirklich überdecken.
- Wir werden sie finden, ganz bestimmt … bald…! Holbeins Trostregister.
Bei dem Fortissimo des Orchesters versteht er nur bruchstückhaft:
- … vor kurzem … kam ein Italiener. Wollte mir absolut sicheren Konzertschutz für Malika verkaufen. Hab ihn natürlich abblitzen lassen. Glaubst du etwa…?
Die Mutter hat sich endlich wieder unter Kontrolle.
- Aber Lian, da schrillen doch alle Alarmglocken!
- Wirkte eher harmlos, unterwürfig.
- Und wie kannst du diesen Schutzengel erreichen, falls du doch noch wollen würdest?
- Spinnst du?
- Name, Adresse, irgendwas …
- Mozzardo Pianini, ‚KS’, Konzert-Agentur, Mailand.
- Briefkasten-Firma, anzunehmen. Aber versuchen müssen wir es. Oder willst du den Schlussbeifall hier abwarten? Die Sicherheitsdienste samt Polizei werden Malika wohl kaum gefunden haben. Aber wir brauchen Hinweise. Irgendeine Spur. Malika kann sich nicht in Luft aufgelöst haben!
2 R. Kretzschmar „Die Rotlicht-Terroristen“ und „Die Windkraft-Terroristen“ siehe Anhang.
Geheimnisvoller Aufmacher der Presse.
Sensationelle Synkope im Konzertsaal.
„Zur plötzlichen Ohnmacht (Synkope: medizinischer Fachbegriff) des Weltwunderkindes Malika Tantai am Flügel in der neuen Philharmonie. Im wahrsten Sinne dieses Wortes auch eine überraschende musikalische Betonung(Synkope).“
Da legte sich ein selbstverliebter Musikkritiker mächtig ins Zeug! Kombinierte Lobhudelei für ein vermeintliches Genie mit der Verteufelung verantwortungslosen mütterlichen Ehrgeizes zum Schicksals-Schlag. Beglückwünschte zugleich den umsichtigen Veranstalter zu dem medizinischen Noteinsatz und dem fantastischen Einspringen des Dirigenten als Ersatzpianisten. Deus ex Machina. Der bescherte dem überraschten Publikum eine fast lückenlose Fortsetzung des Konzertes.
Verdammte Lügenpresse: Kein einziges Wort davon, dass das Kind verschwunden war. Entführung!?
Für Holbein höchst wahrscheinlich. Deckte sich mit den abwiegelnden Argumenten des überforderten Sicherheits-Chefs. Alles sei im Vorfeld hermetisch abgeriegelt worden. Sprengstoff-Spürhunde, Personenkontrollen, Poller auf den Zufahrtswegen, zuverlässige Security-Beamte an den Sicherheitsschleusen. Zum inzwischen üblichen Schutz der hochkarätigen Ehrengäste. Selbstverständlich entsprechende Sanitäter-Präsenz. Videoüberwachung…
Überwachungskameras – da klingelt es bei dem Profiler.
- Ich will mein Kind! Wieso weiß keiner dann, wo mein Kind geblieben ist?! Das schreit doch zum Himmel!
Holbein kann die erneut tobende Lian kaum noch bändigen. Maßlos emotionsgeschüttelt in mütterlicher Verzweiflung.
Er verlangt den Leiter des Polizeiteams. Schon im Anmarsch. Reagiert auf Holbeins Ausweis vom LKA nur sehr distanziert mit:
- Nachrichtensperre!
Holbein zwingt sich zu sachlicher Ruhe.
- Sie gehen also auch von einem kriminellen Anschlag aus?!
- Um Himmels Willen: bloß keinen Terror! Keine Panik! Nichts an die Öffentlichkeit, wie gesagt …
Lian stürzt sich auf den erschreckt zurückweichenden Polizeichef.
- Nachrichtensperre?! Sie…! Menschenraub! Ist weiß Gott kein Kavaliersdelikt! Mein Kind auf offener Bühne verschwunden. Und Sie…! Ich verlange unverzüglich die Intervention des Generalkonsuls der Chinesischen Botschaft. Und eine sofortige internationale Fahndung!
- Beruhigen Sie sich doch! Es wird alles Erforderliche getan. Nur mir sind die Hände gebunden.
Unsere staatliche Antiterrorbehörde hat das Verfahren bereits an sich gezogen.
Ein Täterprofil erstellen?
Aber wie denn, bitte? Ohne den geringsten Anhaltspunkt?
Spurlos verschwunden, vom Konzertboden verschluckt: Malika Tantai! Ehe er sich in diese faszinierende Erscheinung überhaupt richtig vertiefen konnte.
Aufzeichnungen der Kameras unter polizeilichem, womöglich schon unter bundeszentralem Verschluss. Holbein leibhaftig vor dem Nichts!
Seine gerade erst gerühmte Weitsichtigkeit in totaler Finsternis blockiert.
Holy Holbein greift zum allerletzten Mittel: Ausschlussverfahren! Negatives Brainstorming!
- Meine großartige Lian, dein haltloses Gejammer und Lamentieren bringt uns deine Tochter nicht wieder. Auch wenn es noch so schwer fällt, üben wir Tonleitern. Schlüssel-c: Wer kann es auf keinen Fall gewesen sein?
- Der IS! Viel zu unmusikalisch für einen solchen Eingriff. Da wäre Blut geflossen auf die weißen Flügeltasten und das edle, neue Parkett. Die wollen doch den totalen Horror erzeugen. Schüsse, Tote, Panik…
- Soft-Crime also? Der italienische Schutzgeld-Gigolo?
- Schon möglich. Da lauert ein ungeheures Finanzpotential. Lang Lang, mein chinesischer Kollege und Weltklasse-Virtuose, erhält 190.000 Dollar für ein einziges Konzert, vielleicht auch mehr. 50 Konzerte im Jahr: macht 9,5 Millionen. Und wie viele Pianisten konzertieren auf der ganzen Welt? Und alle die anderen Solisten mit ihren bescheideneren Gagen? Kleinvieh macht…
- Welche Gage hast du denn überhaupt für den ersten Auftritt deiner Wundertochter verlangt?
- Hab ich ihm nicht auf die Nase gebunden.
- Und wieviel wollte der Piano-Mafioso?
- 10 Prozent! Aber der Typ hätte doch erst einmal nur ein bisschen gedroht und nicht gleich zugeschlagen…
- Und irgendein mütterliches Bauchgefühl? Will nicht wie die TV-Kommissare gleich nach Feinden fragen.
- Wer mit 9 Jahren so meisterlich spielt, hat Tausende von Neidern gegen sich.
- Warum ausgerechnet hier in Deutschland diese sensationelle Premiere? Mozart gehört nach Prag, Salzburg oder Wien.
- Eine Hommage an dich, elender Zufallshasser. Merkst du denn nie was? Du warst schließlich mein Saitenstimmer auf dem Teufelsschiff, dem sie ihr Leben verdankt. (Op. cit. „Des Teufels Kapitäne“). Nur deshalb spielte sie auch in Deutschland. Für dich sollte sie hier spielen, als dem Wegbereiter ihres Werdens. Dein geliebtes Mozart-Klavierkonzert!
- Und sie wird es für mich zu Ende spielen. Wie ich dir danke. Wir holen sie auf jeden Fall zurück, versprochen!
Ein musikalischer Einfall aus dem Nichts.
Profiler-Inspiration.
Holbein tippt sich an seine Stirn. Sieht Lian fordernd an.
- Wann genau setzte die Beleuchtung aus? Bei welchem Takt?
- 18 Takte vor 290. Du spielst doch selbst den 1. Satz. Nach konzertantem Wechselspiel von Piano und Orchester. Wo Mozart schließlich in einem Triller das Klaviersolo ersterben lässt, um die Streicher fortissimo und dann ‚tutti’ alle Instrumente einzusetzen. Genau diese 18 Takte lang.
- Überleg mal genau. Wann übernahm denn der Dirigent?
- Eben zum Einsatz des folgenden Klaviersolos, Takt 290.
Holbein peitscht seine Ergrauten. Dreisatz, Kopfrechnen, in solch gespannter Situation:
Also rund 35 Sekunden.
Ist das vorstellbar? ‚Fliegender Wechsel’ am Flügel und das Verschwinden von Malika. Alles in 35 Sekunden?
Holbein skeptisch:
- Sieht verdammt gut getimed aus! Als habe der Dirigent diesen Einsatz genauestens vorausgewusst. Wer könnte sonst so schnell reagieren?
- Der stand ja kaum zwei Meter vom Flügel entfernt.
Der plötzliche Ausfall der gesamten Beleuchtung für diesen Zeitraum…
- Doch die Orchestermusiker spielten weiter …
- Routiniers! Notbeleuchtung unter den Pulten.
- Und der Dirigent, wieso konnte der so präzise…?
- Viele Dirigenten sind auch fantastische Pianisten. Oft verhinderte Pianisten. Dirigieren vom Flügel aus. Barenboim, Buchbinder, Gulda.
- Und unser Dirigent? Zumindest muss er gesehen haben, was mit deiner Tochter passiert ist. Auf jeden Fall kommt für diese Entführung in gerade mal einer halben Minute nur ein ganz gewiefter Experte, ein eingespieltes Team mit genauester Planung in Frage. Kenner der Partitur aus dem Effeff.
- Der Dirigent scheidet aus. Holbein verblüfft:
- Wieso das, auf einmal?
- Ich kenne ihn. Wir sind befreundet. Chang hat Malika ans Konservatorium in Peking geholt. Er ist ihr größter Fan. Sie himmelt ihn an. Wird in zwei Wochen zehn. Und ist körperlich genauso frühreif wie am Klavier. Sie hat darauf bestanden, dass er ihr erstes Konzert hier dirigiert.
- Und wenn sie zusammen unter einer Decke … ich meine natürlich …?
Die beiden starren sich entgeistert an.
Die Exekutive hält alles komplett abgeschirmt.
Wie immer, wenn sie nichts zu bieten hat.
Der Dirigent Chang Chang nicht zu erreichen. Wie vom europäischen Boden verschluckt.
Die Überwachungskameras müssen doch aufgezeichnet haben, wer die äußere Sicherheitstür passiert hatte.
Für Holbein außer Zweifel:
Nur von dort kann die Spur verfolgt werden. Aber wie die Aufzeichnungen einsehen? Die liegen sicher bei der zuständigen Behörde unter Verschluss. Immerhin Entführung oder Wunderkindesraub.
Holbein zögerte nicht länger. An die kommt keiner außer Jericho vom LKA. Per Amtshilfe! Die Philharmonie immerhin in seinem Verfügungsbereich.
- Schön, dass du mich mal wieder brauchst! Hab schon von dem unglaublichen Vorfall in der Philharmonie gehört. Auf dem internen Dienstweg. Wird natürlich unter der Decke gehalten. Um ja keine Terrorhysterie zu schüren. Wie hat denn In-Vitro-Mutter Lian das Verschwinden ihres kleinen Jahrhundertgenies verkraftet?
- Ein einziges rotierendes Lamento. Kannst du dir ja vorstellen. Ich brauche die Aufzeichnungen der Ü-Kameras von der Sicherheitstür des Solisteneingangs!
- Mehr nicht?
- Du hast doch deine Spezis überall …
- Unterlaufen der Nachrichtensperre? Willst du mich in die Frühpensionierung hetzen, du gesetzesscheuer Profil-Gauner?
- Bleibt doch unter uns …
- Gequältem Mutterherz quillt der volle Mund allzu leicht über! Aber ich verstehe ja …wäre um ein Haar selbst im Konzert gewesen… wollte doch sehen, was aus …
- Also, bei unserer Freundschaft?
- Morgen hast du die Videos auf deinem Smartphone, aber …
- Weiß schon, alter Sauschwob, eine Kiste von meinem besten Roten, versprochen!
Holbeins Smartphone.
Jericho: Überwachungskameras aus der Philharmonie.
Video. In Farbe. Modernste Technologie.
Erstmal viel Geflimmer. Dann klares Bild.
Zwei Personen in leuchtendem Orangerot. Sanitäterkluft. Groß eine und klein die zweite. An der Metalltür, Ausgang unterer Orchesterraum. Als Fluchtweg zwanglos zu öffnen. Mit schwarzem Bart, Schirmmütze tief in die Stirn gezogen, er. Wie beschützend Arm um die Schulter der kleineren. Sie Kopftuch, schwarze Locken. Auch in Sani-Berufskleidung, die viel zu groß wirkt. Gesichter nicht zu erkennen.
Man sieht die Orchestermusiker an ihren Notenständern. Die Tür fällt hinter den beiden zu.
Anderer Überwachungsstandort.
Das Sanitäter-Pärchen ohne Zeichen von Eile oder Panik.
Er mit langen Schritten auf dem Weg zum Nebenausgang. Sie trippelt eher.
Da ist niemand, der sie aufhalten würde. Kein Gedanke an eine Entführung. Sie werden unbehindert die Philharmonie verlassen. Kontrollen am Nebenausgang gibt es nicht.
Wozu auch?
Ein wartender Krankenwagen würde hier bestimmt nicht auffallen.
Holbein lehnt sich zurück.
Besser hätte er selbst auch keine Entführung inszenieren können. Fragt sich nur, ob der große Sanitäter die Kleine mit einer Waffe bedrohte. Oder alles einvernehmlich? Womöglich antizipiertes Stockholm-Syndrom?
Holbeins Täterprofile quälen sich herum im weiten Feld der Möglichkeiten.
Kindesentführungen gibt es überall. In Indien zum Organhandel täglich. Organhandel? Ein Wunderkind zu kostbar, um es auszuschlachten.
Neue, abstruse Vision:
Privater Sammler von klassischen Gemälden lässt sich einen Picasso aus dem Museum stehlen. Das Bild ist für immer verschwunden, verloren für die Welt. Taucht nie wieder auf. Begeistert aber privatissime den kriminellen Besitzer, an der Wand seines Geheimkabinetts. Er ganz allein genießt das Kunstwerk. In autistischer Selbstbefriedigung.
Warum könnte dann nicht ebenso ein Musikenthusiast und verhinderter Pianist das gekidnappte Wunderkind nur für sich konzertieren lassen? Auf einem vergoldeten Steinway …vielleicht auch …
Holbein gibt seinen Lesern hier Platz für weitere Fantasien.
Er selbst versucht verzweifelt dieser penetranten Vision zu entkommen. Für immer verschwunden, verloren für die Welt?
Was mag der verzweifelten Mutter jetzt durch den Kopf gehen. Antichambriert nächtlicherweise in der Botschaft ihres Landes. Der Botschafter zeigt sich überraschenderweise schon von der Polizei informiert. Hinweise auf den verschwundenen chinesischen Dirigenten Chang Chang aber gibt es keine.
Doch Lian hat längst ihre alten Beziehungen in Hongkong spielen lassen. Der junge Maestro soll in finanziellen Schwierigkeiten stecken. Dirigiert nicht nur Orchester und brilliert auf dem Piano, sondern spielt auch im Kasino. Von jungen Damen und anderen ganz zu schweigen.
Noch beunruhigender jedoch:
Er stammt aus einer maßgebenden Familie der ehemaligen Mafia-Hochburg „HAK NAM“ auf der Halbinsel Kowloon, nahe dem alten Hongkonger Flughafen. (SPIE-GEL ONLINE, 2010)
Und sein älterer Bruder gilt als Boss einer Triaden-Gang, Schutzgelderpresser. Weltweit …
- Und das alles wusstest du nicht? Schöne Freundschaft!
- Kenne ihn nur vom Konservatorium, da ging es um den letzten Schliff an meinem Edelstein.
- Und wo finden wir jetzt den virtuosen Tastenschleifer?
- Abgetaucht. Hab schon unsere Agentur bemüht. Er hat alle laufenden Konzerte abgesagt. Aus gesundheitlichen Gründen. Es soll sich um einen komplizierten neurochirurgischen Eingriff handeln. Privatklinik. Aus Gründen des Datenschutzes keine weiteren Angaben.
- Neuro-Chirurg?! Hoffentlich nicht das, was sich mir als finsterste Erinnerung an diese medizinische Sparte aufdrängt. Hast du überhaupt noch Kontakt zu deinem alten Petrischalen-Schamanen, der Malikas ‚gläserne’ Wunderzeugung vollbrachte auf dem Teufelsschiff?
(„Des Teufels Kapitäne“, op. cit.)
- Wartet immer noch auf den Nobelpreis. Sammelt akribisch alle Fakten über sein Jahrhundert-Geschöpf, wie er meine Tochter nennt! Verlangt laufend neues Videomaterial.
- Hat Malika ihn schon kennengelernt?
- Einmal. Nennt ihn seitdem in ihrer Sucht nach Blödelei (vergl. Mozart!): „my dear father in glass“! Dann aus zwanghafter Wiederholungsmanie: „Mein teurer Glasfaser“… und in akzentfreiem Französisch: „mon cher père de verre“!
- Himmlisch, die Tücken des Genies bei einer aufgeklärten Neunjährigen.
- Aber kaum der Moment für solche Witze. Wir müssen was tun!!
Erstaunlich, mit welcher professionellen Gelassenheit die verzweifelte Mutter jetzt logischen Gedankengängen folgt.
- Los, aktivier’ jetzt endlich deine ergrauten Profilerzellen.
- Wir müssen alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. Wirklich alle! Auch was so ein frühreifes Mädchenhirn märchenhaft ausbrüten könnte.
Jericho am Handy.
- Neuigkeiten. Die erste Geigerin der Philharmonie hat einen kleinen Knopf gefunden. Auf dem Boden neben dem Flügel. Könnte von Malikas Kleid sein…
- Alder Lumbasäckel, die attraktive Blonde, am ersten Pult? Die fiel mir gleich auf. Wie bist du an die denn rangekommen?
- Berufsgeheimnis. Bekannte meiner Nichte. Die hatte mich zum Konzert eingeladen, aber …
- Du warst schon rein weinmäßig weggetreten?
- Hald amôl dai Gosch, willst du nun mit ihr sprechen?
- Hast du sie etwa verhaftet?
- Nein, aber ich kann sie einladen, wenn du …?
- Und ob. Bin schon unterwegs. Sag nur wohin!
- Zu mir, nach Stuttgart. Ich schicke dir ein Foto von dem Knopf. Lian soll ihn identifizieren.
- Endlich ein Lichtblick! Ich bring den Roten für dich mit.
Lian erkannte den goldenen Knopf sofort. Tränen in den Augen.
- Vom Ärmel ihres cremefarbenen Paillettenkleidchens. Meine arme kleine Malika, hoffentlich ist ihr bloß nichts passiert! Würde am liebsten mit zu Jericho kommen. Aber ich muss nochmal zur Botschaft, dringende Fragen beantworten.
Sie war mehr als das Gold vom Knöpfchen.