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Papst Franziskus bewegt die Kirche und die Menschen. Ein schönes Ritual, das er kurz nach seiner Wahl eingeführt hat, sind die morgendlichen Meditationen im Gästehaus Santa Marta, welches er zu seinem bevorzugten Domizil auserkoren hat. Werktags, morgens um sieben Uhr füllt sich dieses schlichte und moderne Gotteshaus mit Leben und er erweist einem kleinen privaten Publikum die Ehre und spricht frei, spontan und ohne Manuskript seine Morgenmessen. Diese Perlen aus Zitaten bilden mittlerweile eine Kette von inspirierenden Impulsen für den Glauben eines jeden Gläubigen und für das Leben in und mit der Kirche.
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Seitenzahl: 476
Impressum
Sonderausgabe des L´Osservatore Romano:
Meditationen von Papst Franziskus bei den Frühmessen in Santa Marta 2013
Verantwortlich: Stefan SchweizerRedaktionelle Verantwortung: Astrid HaasChefredakteurin L´Osservatore Romano (deutsch)Konzeption: Annika WeddeText und Fotos: L´Osservatore Romano, Vatikanstadt
Verlag: Schwabenverlag AG, 73760 Ostfildernin Zusammenarbeit mit L´Osservatore Romano
Vorstand: Ulrich PetersTel.: (07 11) 44 06 0, Fax: (07 11) 44 06 138
Gestaltung: bookwireNachdruck und fotomechanische Wiedergabe jeglicher Art - auch auszugsweise - nur mit schriftlicher Genehmigung
ISBN 978-3-7966-1655-6
© L´Osservatore Romano
März 2013
1 Papst Franziskus zelebrierte einen Gottesdienst mit den vatikanischen Gärtnern und Müllentsorgern
2 Man soll nichts Schlechtes reden über seine Mitmenschen
April 2013
3 Der Friede ist ein Geschenk Gottes
4 Der Gehorsam ist ein Zuhören, das frei macht
5 Kein Gerede, keine Angst
6 Verleumdung tötet
7 Mitten in einer Liebesgeschichte
8 Großherzigkeit in Demut
9 Für eine Gemeinschaft, die offen ist für die Werte des Geistes
10 Gesegnete Scham
11 Weit entfernt von der Weltlichkeit
Mai 2013
12 Die Kirche – Gemeinschaft des Ja
13 Mutig sein im Gebet und Jesus herausfordern
14 Den Heiligen Geist zum Freund
15 Man muss aufstehen, weitermachen und vorangehen
16 Melancholie ist keine christliche Eigenschaft
17 Das isolierte Gewissen
18 Wenn die Hirten zu Wölfen werden
19 Gute Manieren und schlechte Angewohnheiten
20 Die wahre Macht ist Dienen
21 Niemand darf in Gottes Namen töten
22 Die Weisheit der Christen
23 Christliche Aufnahmebereitschaft
24 Der Lohn des Christen
25 Gottes Zeit ist endgültig
26 Der Triumphalismus der Christen
27 Die Ewigkeit wird nicht langweilig sein
Juni 2013
28 Ein Leben im »Keller des Daseins«
29 Die verborgenen Götzen entlarven
30 Die schwierige Wissenschaft der Liebe
31 Ein offenes Herz für den Trost
32 Die Zeichen der Unentgeltlichkeit
33 Jenes halbwüchsige Fortschrittsdenken
34 Auch die Zunge kann töten
35 Die konkrete Demut des Christen
36 Christliche Eile
37 »Nichts« und »Alles« des Christen
38 Die Kunst, die Feinde zu lieben
39 Die Gnade der Freude und der Großmut des Herzens
40 Wie soll man zu unserem Vater beten
41 Ein Herz auf der Suche nach dem wahren Schatz
42 Die Säulen des christlichen Heils
43 Die Antwort, die aus dem Herzen kommt
44 Das Vorbild des hl. Johannes, Stimme des göttlichen Wortes
45 Der Ruf an Abraham
46 Die Freude der pastoralen Vaterschaft
47 Christen des Handeins und der Wahrheit
48 Das Mysterium der Geduld Gottes
Juli 2013
49 Ein mutiges Gebet zum Herzen des Herrn
50 Wir müssen in unserer Schwachheit mutig sein
51 Die Wundmale berühren, um Jesus zu bekennen
52 Die Freiheit der Kinder Gottes
53 Barmherzigkeit, Fest und Erinnerung
54 Furchtlose Erneuerung
September 2013
55 Die Bedrohung durch den Klatsch
56 Ein mildes, demütiges und liebevolles Licht
57 Zuhören, Verzicht und Sendung
58 Die Gnade der Freude
59 Das tun, was von Jesus kommt
60 Priester ohne Hoffnung machen traurig
61 Christen ohne Furcht, Scham oder Triumphgehabe
62 Über den sanftmütigen und leidenden Christus meditieren
63 Vom bösartigen Klatsch hin zur Nächstenliebe
64 Der Baum des Lebens
65 Beten wir für die Politiker, damit sie uns gut regieren
66 Wie eine Mutter, die ihre Kinder verteidigt
67 Die Macht des Geldes
68 Als würde man auf die Glut blasen
69 Reisegefährte durch das Leben
70 Das Friedensgebet für den Nahen Osten
71 Jesus kennen
72 Auf dem Weg Jesu
73 Furcht vor dem Kreuz
74 Die Atmosphäre der Kirche
Oktober 2013
75 Demut und Kraft des Evangeliums
76 Die Freude des christlichen Gedächtnisses
77 Auf der Flucht vor Gott
78 Das Bessere wählen
79 Der Mut des Gebets
80 Wie man die Strategie des Teufels besiegt
81 Das Jona-Syndrom
82 Liebe zu Gott und zum Nächsten
83 Jünger Christi, nicht der Ideologie
84 Der Lebensabend des Apostels
85 Das Geld ist notwendig, die Habgier tötet
86 Verstand, Herz, Kontemplation
87 Die Logik des Vorher und des Nachher
88 Dazu fähig, Scham zu empfinden
89 Ein besonderer Tag
90 Die Hoffnung, diese Unbekannte
November 2013
91 Die Einladung zum Fest hat keinen Preis
92 Gott verliert nicht gern
93 Das schmutzige Brot der Korruption
94 Die Schwäche Gottes angesichts der Gebete
95 Die Treue zu Gott kann nicht verhandelt werden
96 Der Tisch des Großvaters
97 Warum man in den Tempel geht
98 Der Mut zu definitiven Entscheidungen
99 Der Herr der Zeit
100 Der Glaube ist keine Privatsache
101 Freies Denken
Dezember 2013
102 Jesus mit offenem Herzen begegnen
103 Jener laute Friede
104 Verrückt gewordene Worte
105 Der lästige Schrei
106 Wenn Gott die Schöpfung erneuert
107 Keine Angst vor der Freiheit
108 »Der Mann mit geschlossenem Auge«
109 Der Nachname Gottes
110 Wenn der Mensch versucht, sich alleine zu retten
111 Das Geheimnis braucht keine Werbung
112 In Erwartung der Geburt Seite
Vatikanstadt. Nach der heiligen Messe setzte sich Papst Franziskus wie ein normaler Gottesdienstbesucher unter die Gläubigen und verweilte noch für kurze Zeit in der Kapelle im Gebet.
Vatikanstadt. »Wenn wir ein Herz aus Stein haben, dann kann es geschehen, dass wir wirkliche Steine in die Hand nehmen und Jesus Christus in der Gestalt unserer Mitmenschen, vor allem der Schwächsten unter ihnen, steinigen.« Das sagte Papst Franziskus in seiner Predigt mit Bezug auf die Lesung des Tages im Verlauf der heiligen Messe, die er am Freitag Vormittag, 22. März, in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses »Domus Sanctae Marthae« zelebrierte.
Eine ganz einfache Messfeier, zu welcher der Papst die beim Governatorat des Staates der Vatikanstadt beschäftigten Gärtner und Müllentsorger eingeladen hatte und denen er eine kurze, aus dem Stegreif gehaltene Predigt hielt, die vor allem auf jene Stelle im Johannes-Evangelium Bezug nahm, welche die Geschichte über die Juden erzählt, die Jesus steinigen wollten.
Konzelebranten waren Kardinal Raúl Eduardo Vela Chiriboga, emeritierter Erzbischof von Quito in Ecuador, Erzbischof Lorenzo Baldisseri, Sekretär des Kardinalskollegiums und der Kongregation für die Bischöfe, die Prälaten Alfred Xuereb und Battista Ricca, der Direktor der »Domus Sanctae Marthae.«
Außerdem wohnten der heiligen Messe auch Schwestern aus drei weiblichen Ordensgemeinschaften bei, die im Vatikan wirken: die Töchter der christlichen Liebe des hl. Vinzenz von Paul vom Kinderkrankenhaus Santa Marta; die Schwestern von den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens (Ravasco-Institut) aus dem Haus Sankt Benedikt für Apostolische Nuntien im Ruhestand; und die Schwestern von der Darbringung der seligen Jungfrau Maria im Tempel (aus Krakau).
Papst Franziskus begrüßt in der Petersbasilika einige Vatikanangestellte.
Bei jeder Gelegenheit sucht der Heilige Vater die Nähe zu den Menschen. Dieses Bild entstand am Ostersonntag auf dem Petersplatz.
Vatikanstadt. Schlecht über jemanden reden, bedeutet, ihn zu verkaufen – wie es Judas tat, der Jesus für dreißig Silberlinge verkaufte. Papst Franziskus nahm die Stelle aus dem Matthäus-evangelium, die den Verrat des Judas -Ischariot ankündigt, als Aufhänger für seine kurze Predigt in der heiligen Messe, die er am Mittwochmorgen, 27. März, in der Kapelle der »Domus Sanctae Marthae« feierte. Dabei warnte der Heilige Vater davor, jemanden ins Gerede zu bringen. Mit der ausdrücklichen Aufforderung: »Redet nie schlecht über andere Menschen.«
Dem Gottesdienst wohnten, wie mittlerweile zur Gewohnheit geworden, einige vatikanische Angestellte bei, darunter eine Gruppe von Angestellten der Apostolischen Pönitentiarie und eine der Vatikanischen Telefongesellschaft, begleitet respektive vom Großpönitentiar Seiner Heiligkeit, Erzbischof Guido Pozzo, und vom Direktor der Telefongesellschaft, Pater Fernando Vérgez Alzaga, die beide konzelebriert haben.
Der Papst wollte ihnen eine Reflexion über die von Judas, einem der Freunde Jesu, vollbrachte Geste mit auf den Weg geben, der keinen Augenblick zögerte, ihn an die Hohepriester zu verkaufen. »Jesus ist da eine Handelsware: er wird verkauft.« Der Papst unterstrich: »Er wird in jenem Augenblick verkauft, und dann noch oftmals auf dem Markt der Geschichte, auf dem Markt des Lebens, dem Markt unseres Lebens. Immer wenn wir uns für die dreißig Silberlinge entscheiden, stellen wir Jesus hintan.«
Wenn man sich mit einem Bekannten trifft und das Gespräch zum Klatsch wird, zur üblen Nachrede, dann ist das dem Papst zufolge »ein Verkauf«, und der Mensch, der der Gegenstand unseres Klatsches ist, »wird zur Ware. Ich weiß nicht, warum«, sagte der Papst weiter, »aber es liegt ein perverses Vergnügen darin, zu Klatschen.« Und deshalb sollten wir jedes Mal, wenn wir uns so benehmen, daran denken, dass »wir dasselbe tun, was Judas getan hat«, der, als er zum Hohepriester ging, um Jesus zu verkaufen, sein Herz verschlossen hatte und kein Mitgefühl, keine Liebe, keine Freundschaft mehr kannte.
Und damit kehrt Papst Franziskus auf eines seiner Lieblingsthemen zurück, jenes der Vergebung: »Wir denken an die Vergebung und bitten um sie«, weil wir das, was wir dem anderen, dem Freund, antun, »Jesus selbst antun. Denn Jesus ist in diesem Freund.« Und wenn wir erkennen, dass unser Klatsch jemandem schadet, »sollen wir den Herrn bitten, mit Ihm darüber reden, zugunsten dieses anderen: Herr, hilf ihm!« Es steht mir nicht zu, so schloss er, »mit meiner Zunge zum Henkersknecht zu werden. Bitten wir den Herrn um diese Gnade.«
Am Ende der Messfeier sammelte sich der Heilige Vater hinten in der Kapelle im Gebet. Anschließend erwartete er am Ausgang alle Anwesenden, um sie einzeln zu verabschieden: ein Wort für jeden, ein Lächeln, eine Ermutigung und gute Wünsche zum bevorstehenden Osterfest.
Mit Begeisterung und gestärkt von den Worten des Papstes, die sie gehört hatten, nahmen die Vatikanangestellten ihre Arbeit in den jeweiligen Ämtern auf.
Unscheinbar und bescheiden mischt sich Papst Franziskus am Schluß der heiligen Messe unter die Vatikanangestellten, die noch einige Zeit im Gebet in der Kapelle verweilen.
Vatikanstadt. Der Friede kann nicht gekauft oder verkauft werden: Er ist ein Geschenk Gottes. Und wir müssen um ihn bitten. Daran erinnerte Papst Franziskus am Donnerstag Vormittag, 4. April, als er über das »Staunen« der Emmaus-Jünger angesichts der Wunder Jesu sprach. Der Anlass hierzu war der Kommentar der Bibelstelle aus dem Lukasevangelium (24,35–48), die heute früh im Verlauf der üblichen Morgenmesse in der Kapelle des Gästehauses »Domus Sanctae Marthae« in Gegenwart von Vatikan-angestellten, darunter ca. fünfzig Verantwortliche und Angestellte der Vatikandruckerei, verlesen wurde.
»Die Jünger waren Zeugen der Heilung des Lahmen und jetzt sehen sie Jesus«, sagte der Papst, »sie sind ein bisschen außer sich, aber nicht etwa, weil sie geisteskrank gewesen wären: sie sind außer sich vor lauter Staunen.« Aber was ist das für ein Staunen? Der Papst sagte: »Es ist etwas, das dafür sorgt, dass wir ein wenig außer uns sind vor lauter Freude: eine große, eine übergroße Freude. Das ist kein bloßer Enthusiasmus: auch die Fußballfans im Stadion sind begeistert, wenn ihre Mannschaft gewinnt, nicht wahr? Nein, es ist kein Enthusiasmus, es ist etwas sehr viel Tieferes: es ist das Staunen, das uns überkommt, wenn wir Jesus begegnen.«
»Dieses Staunen«, so der Papst, »ist der Anfang des normalen Zustands eines Christen«. Gewiss, so hob er hervor, wir können keineswegs immer im Zustand des Staunens leben, aber dieser ist der Ausgangspunkt, der »Spuren in der Seele hinterlässt, und geistlichen Trost spendet«. Ja, der Seinszustand des Christen sollte der des geistlichen Trostes sein, trotz aller Probleme, Schmerzen und Krankheiten. »Die letzte Stufe der Tröstung«, so der Papst, »ist der Frieden: man fängt mit dem Staunen an, und die zweite Stimme dieses Staunens, dieses Trostes ist der Friede.« Selbst in den allerschmerzlichsten Prüfungen verliert der Christ nie »den Frieden und die Gegenwart Jesu«, und mit »ein wenig Mut können wir zum Herrn sagen: ›Herr, gewähre mir diese Gnade, die ein Merkmal der Begegnung mit Dir ist: den geistlichen Trost‹ «. Vor allem aber, so betonte er, dürfen wir »nie den Frieden verlieren«. Wir schauen zum Herrn auf, der »am Kreuz so sehr gelitten hat, aber er hat doch den Frieden nicht verloren. Dieser Friede ist der unsere: er kann weder verkauft noch erkauft werden«. Er ist ein Geschenk Gottes, um das wir bitten müssen. Der Friede ist so etwas wie »die letzte Stufe dieses geistlichen Trostes, der mit dem freudigen Staunen beginnt«. Deshalb dürfen wir uns nicht »durch unsere oder anderer Leute Phantasien täuschen lassen, die uns dazu bringen, zu glauben, dass diese Phantasien Wirklichkeit wären«. Tatsächlich ist es christlicher, »zu glauben, dass die Wirklichkeit so schön gar nicht sein könne«. Der Papst schloss mit der Bitte um die Gnade des geistlichen Trostes und des Friedens, der »mit diesem freudigen Staunen in der Begegnung mit Jesus Christus beginnt«.
Der Heilige Vater zelebrierte unter anderem zusammen mit den Salesianern Don Sergio Pellini, Generaldirektor der Vatikandruckerei und des Osservatore Romano, und Don Marek Kaczmarczyk, dem Kaufmännischen Direktor. Anwesend waren auch der Technische Direktor Domenico Nguyen Duc Nam sowie Antonio Maggiotto und Giuseppe Canesso.
Am 11. April hatte ein Großteil der Belegschaft unserer Zeitung »L’Osservatore Romano« Gelegenheit, an der Frühmesse mit Papst Franziskus teilzunehmen. Im Folgenden eine Zusammenfassung des Ereignisses:
Gott kann nicht Gegenstand von Verhandlungen sein. Und der Glaube sieht keine Möglichkeit, »lau« zu sein, »weder gut noch schlecht«, indem man in einer Art von »Doppelleben« versucht, einen Kompromiss zu schließen, um mit der Welt »zusammenzuleben«. Das sagte Papst Franziskus in seiner Predigt bei der Frühmesse, die er am Donnerstag, 11. April, im »Domus Sanctae Mar-thae« feierte und an der Direktion und Redaktionen des »Osservatore Romano« teilnahmen. Die Journalisten der Tagesausgabe und die Kollegen aus den fremdsprachigen Redaktionen der Zeitung waren fast vollzählig erschienen. Konzelebranten waren der indische Kardinal Telesphore Placidus Toppo, Erzbischof von Ranchi, Erzbischof Mario Aurelio Poli, Nachfolger Bergoglios an der Spitze der Erzdiözese Buenos Aires, Indunil Janakaratne Kodithuwakku Kankanamalage, Untersekretär des Päpstlichen Rats für den Interreligiösen Dialog, Msgr. Robinson Edward Wijesinghe, Bürochef des Päpstlichen Rates der Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs; Don Sergio Pellini SDB, Generaldirektor der Vatikandruckerei/Osservatore Romano, die Jesuitenpatres Wladislaw Gryzlo, Verantwortlicher der polnischen Monatsausgabe unserer Zeitung, und Konrad Grech, sowie der Franziskaner-Konventuale Giuseppe Samid. Unter den Anwesenden waren zudem der Präsident und der Generalsekretär der Stiftung »Centesimus Annus Pro Pontifice«, Domingo Sugranyes Bickel und Massimo Gattamelata.
Der Papst erläuterte in seiner Predigt, dass in den Lesungen »dreimal das Wort ›gehorchen‹ vorkommt: es ist vom Gehorsam die Rede«. Das erste Mal, als Petrus vor dem Hohen Rat antwortet, »man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen«, wie die Apostelgeschichte berichtet (5,27–33).
Was heißt das, fragte sich der Papst, »Gott gehorchen? Bedeutet das, dass wir wie Sklaven sein müssen, alle gefesselt? Nein, weil gerade der, der Gott gehorcht, frei ist, kein Sklave ist! Und wie macht man das? Ich gehorche, tue nicht, was ich will, und bin frei? Das scheint ein Widerspruch zu sein. Und es ist doch kein Widerspruch.« Tatsächlich »kommt das Wort obbedire (gehorchen) aus dem Lateinischen, und es bedeutet: zuhören, den anderen hören. Gott gehorchen heißt Gott anhören, ein offenes Herz haben, um den Weg zu gehen, den Gott uns zeigt. Gott gehorchen heißt Gott anhören. Und das macht uns frei.«
Gerade in seiner Auslegung dieser Stelle aus der Apostelgeschichte erinnerte der Papst daran, dass Petrus »vor diesen Schriftgelehrten, Priestern, auch dem Hohepriester, den Pharisäern« dazu aufgefordert wurde, »eine Entscheidung zu treffen«. Petrus »hörte das, was die Pharisäer und Priester sagten, und er hörte auch das, was Jesus in seinem Herzen sagte: ›Was soll ich tun?‹ Er sagte: ›Ich tue, was mir Jesus sagt, nicht das, was ihr wollt, dass ich tue.‹ Und so handelte er immer.«
Papst Franziskus sagte: »In unserem Leben hören wir auch Vorschläge, die nicht von Jesus kommen, die nicht von Gott kommen. Es versteht sich, unsere Schwäche führt uns manchmal auch auf diese Straße. Oder auch auf jene andere, die noch gefährlicher ist: Wir schließen einen Kompromiss, ein bisschen von Gott, ein bisschen von euch. Wir schließen einen Kompromiss und gehen so im Leben voran mit einem Doppelleben: Ein bisschen von dem Leben, über das wir Jesus haben zu uns sprechen hören, und ein biss-chen von jenem Leben, von dem uns die Welt erzählt hat, die Mächte der Welt oder andere mehr.« Aber das ist ein System, das »nicht funktioniert«. Tatsächlich »sagt der Herr im Buch der Offenbarung: So geht das nicht, denn so seid ihr weder gut noch schlecht: ihr seid lau. Ich verurteile euch.« Der Papst warnte gerade vor dieser Versuchung. »Wenn Petrus zu diesen Priestern gesagt hätte: ›reden wir wie Freunde miteinander und einigen wir uns auf einen status vivendi‹, dann wäre es vielleicht gut gegangen.«
Aber es wäre keine Entscheidung gewesen, die wirklich »der Liebe entsprochen hätte, die kommt, wenn wir Jesus hören«. Eine Entscheidung, die Konsequenzen nach sich zieht. »Was geschieht«, fuhr der Papst fort, »wenn wir Jesus hören? Manchmal werden diejenigen, die den Gegenvorschlag gemacht haben, wütend, und unser Weg endet in der Verfolgung. In diesem Augenblick haben wir, wie ich gesagt habe, zahlreiche Schwestern und Brüder, die, um dem zu gehorchen, das zu hören, anzuhören, was Jesus von ihnen verlangt, Verfolgung leiden. Lasst uns immer an diese Brüder und Schwestern denken, die ihr Leben geben und uns durch ihr Leben sagen: ›Ich will gehorchen, will den Weg gehen, den Jesus mir zeigt‹.«
In der heutigen Liturgie »lädt uns die Kirche ein«, »den Weg Jesu zu gehen« und »jene Angebote zu überhören, die uns die Welt macht, jene Angebote der Sünde oder diejenigen, die halb so und halb so sind«. Es handelt sich hierbei, so wiederholte der Papst, um eine Lebensweise, die »einfach nicht geht« und »uns nicht glücklich machen wird«.
Der Christ ist nicht allein, wenn er sich ohne Kompromisse für den Gehorsam Gott gegenüber und nicht gegenüber der Welt entscheidet. Der Papst fragte sich: »Woher bekommen wir die Hilfe, um jenen Weg einzuschlagen, auf dem wir Jesus hören? Vom Heiligen Geist. Zeugen dieser Ereignisse sind wir und der Heilige Geist, den Gott jenen gegeben hat, die ihm gehorchen.« Folglich, so sagte er, »ist es gerade der Heilige Geist in uns, der uns die Kraft verleiht, diesen Weg einzuschlagen«. Das Johannesevangelium (3,31–36), das in dieser Messfeier verlesen wurde, versichert uns in schönen Worten: »›Denn der, den Gott gesandt hat, verkündet die Worte Gottes; denn er gibt den Geist unbegrenzt.‹ Unser Vater gibt uns den Geist, unbegrenzt, um Jesus anzuhören, um Jesus zu hören und Jesu Weg einzuschlagen.«
Papst Franziskus beendete seine Predigt mit der Einladung, in den verschiedenen Lebenslagen mutig zu sein: »Wir bitten um die Gnade des Mutes. Wir werden immer schuldig sein: wir alle sind Sünder.« Aber man braucht »den Mut, zu sagen: ›Herr, ich bin ein Sünder, manchmal gehorche ich den Dingen der Welt, aber ich möchte Dir gehorchen, ich will Deinen Weg gehen.‹ Bitten wir um diese Gnade, immer dem Weg Jesu zu folgen. Und wenn wir das nicht tun, um Verzeihung zu bitten: der Herr vergibt uns, denn er ist gütig.«
An jedem Morgen zelebriert Papst Franziskus in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses die heilige Messe mit einer Gruppe von Angestellten des Vatikans.
Um die Probleme des Lebens zu lösen, muss man der Realität in die Augen sehen und so wie ein Torwart bereit sein, den Ball aufzufangen, von welcher Seite auch immer er kommen mag. Und das ohne der Angst oder der Versuchung zum Klagen nachzugeben, denn Jesus ist immer an der Seite jedes Menschen, auch und vor allem in den schwierigsten Momenten.
Das sagte Papst Franziskus in der heiligen Messe, die er am Morgen des 13. April in der Kapelle der »Domus Sanctae Marthae« gefeiert hat. Unter den Anwesenden waren der Direktor des Sicherheits- und Zivilschutzdienstes, Domenico Giani, mit Familienangehörigen, sowie einige Gendarmen und Feuerwehrleute, die Mutter von Msgr. Alfred Xuereb und mehrere Behinderte, die an einer Tagung im Vatikan teilnehmen.
Im Abschnitt aus der Apostelgeschichte (6,1–7), der als erste Lesung vorgetragen wurde, »ist ein Teil der Geschichte aus den ersten Tagen der Kirche enthalten«, erklärte der Papst. »Die Kirche wuchs, die Zahl der Jünger stieg«, aber »in jenem Augenblick beginnen die Probleme«: denn »die griechischsprachigen Gläubigen murrten gegen die hebräischsprachigen«, weil ihre Witwen bei der täglichen Versorgung übersehen wurden. »Das Leben ist nicht immer ruhig und schön«, so der Papst, »und das erste, was sie tun, ist zu murren, zu reden, einer gegen den anderen: ›Aber, sieh mal, der da…‹ Aber das führt zu keiner Lösung, so gibt es keine Lösung.
»Die Apostel dagegen haben mit dem Beistand des Heiligen Geistes gut reagiert. Sie haben die Gruppe der Apostel zusammengerufen und haben darüber geredet. Das ist der erste Schritt: Wenn es Schwierigkeiten gibt, muss man sie sich genau ansehen, sie annehmen und darüber sprechen. Man darf sie niemals verstecken. So ist das Leben. Man muss das Leben so nehmen, wie es kommt, nicht so wie wir wollen, dass es kommt.«
Ein Bild aufgreifend, das er gern verwendet, sagte der Heilige Vater weiter: »Es ist ein wenig so wie der Torhüter, nicht wahr? Er fängt den Ball aus der Richtung auf, aus der er kommt. Das ist die Wirklichkeit.« Die Apostel haben also »miteinander geredet und haben einen schönen Vorschlag gemacht, einen revolutionären Vorschlag, denn sie haben gesagt: ›Aber wir sind die Apostel, die Jesus erwählt hat.‹ Aber das reicht nicht aus. Sie sind sich bewusst geworden, dass ihre erste Pflicht das Gebet und der Dienst am Wort war. ›Und für die tägliche Versorgung der Witwen müssen wir etwas anderes machen.‹ « Und so haben sie »beschlossen, Diakone einzusetzen«.
»Eine Entscheidung«, so fügte der Papst hinzu, »die in jenem Moment etwas riskant war. Aber der Heilige Geist hat sie angeregt, dies zu tun. Und sie haben dies getan. Sie haben Diakone gewählt, mit Entschlossenheit. Sie haben nicht gesagt: ›Ja, aber, das werden wir morgen sehen, Geduld.‹ Nein, nein. Sie haben die Entscheidung getroffen und das Ende ist wirklich sehr schön: ›Und das Wort Gottes breitete sich aus, und die Zahl der Jünger in Jerusalem wurde immer größer.‹ Das ist schön. Wenn es Probleme gibt, dann muss man sie angehen, und der Herr wird uns helfen, sie zu lösen.«
So »dürfen wir keine Angst vor den Problemen haben. Jesus selbst sagt zu seinen Jüngern: Ich bin es, habt keine Angst, ich bin es! Immer. In den Schwierigkeiten des Lebens, den Problemen, den neuen Dingen, die wir in Angriff nehmen müssen: der Herr ist da. Wir können uns irren, Fehler machen, sicherlich, aber Er ist uns immer nahe und sagt: du hast einen Fehler gemacht, jetzt nimm den richtigen Weg wieder auf.«
Ein Problem, so der Papst, werde nicht gelöst, wenn man sich darauf beschränke zu sagen: »das gefällt mir nicht« und wenn man zu murren und zu reden beginnt. Und es »ist keine gute Haltung, das Leben zu schminken, ihm Make-up aufzulegen. Nein, nein. Das Leben ist, wie es ist. Es ist die Wirklichkeit. Es ist so, wie es nach Gottes Willen sein soll oder wie er es zulässt. Aber es ist, wie es ist, und wir müssen es so nehmen, wie es ist. Der Geist des Herrn wird uns die Lösung der Probleme geben.«
»Auch im Evangelium«, so kommentierte der Papst den Abschnitt aus dem Johannesevangelium (6,16–21), »passiert etwas Ähnliches. Die Jünger waren sehr zufrieden, weil sie gesehen hatten, dass die fünf Brote nicht zu Ende gingen. Sie haben so vielen Menschen zu Essen gegeben. Sie nähern sich mit dem Boot dem anderen Ufer und es kommt ein starker Wind auf: die See wird aufgewühlt und sie haben etwas Angst. Der Herr kommt zu ihnen, um ihnen zu helfen. Sie erschrecken ein wenig, und er sagt zu ihnen: ›Ich bin es; fürchtet euch nicht!‹ Das ist das Wort Jesu, immer: in den Schwierigkeiten, in düsteren Momenten, wenn alles dunkel ist und wir nicht wissen, was wir tun sollen, auch wenn es in unserer Seele dunkel ist. So ist das Leben. Heute kommt es so, mit diesem Dunkel. Aber der Herr ist da. Wir brauchen keine Angst zu haben! Haben wir keine Angst vor den Schwierigkeiten, haben wir keine Angst, wenn unser Herz traurig und dunkel ist! Nehmen wir die Dinge, wie sie kommen, mit dem Geist des Herrn und der Hilfe des Heiligen Geistes. Und so gehen wir voran, sicher auf einem richtigen Weg.«
Papst Franziskus schloss die Predigt mit der Einladung, den Herrn »um diese Gnade zu bitten: keine Angst zu haben, das Leben nicht schön zu färben«, um fähig zu sein, »das Leben zu nehmen, wie es kommt, und zu versuchen, die Probleme so zu lösen, wie es die Apostel getan haben, und die Begegnung mit Jesus zu suchen, der immer an unserer Seite ist, auch in den dunkelsten Augenblicken des Lebens.«
Vatikanstadt. An der Messe in der Kapelle der »Domus Sanctae Marthae« mit Papst Franziskus am 15. April nahmen Angestellte und Verantwortliche des Telefondienstes und des Internetbüros des Governatorats der Vatikanstadt teil. Angeführt wurde die Gruppe von Fernando Vérgez Alzaga, Direktor der Telekommunikation des Governatorats, der konzelebrierte. Zudem waren Familienangehörige des 1998 verstorbenen argentinischen Kardinals Eduardo Francisco Pironio zum Gottesdienst gekommen.
In seiner Predigt hob Papst Franziskus hervor, dass die Verleumdung das Werk Gottes zerstöre, weil sie dem Hass entspringe. Sie sei Tochter des »Vaters der Lüge« und wolle den Menschen vernichten, indem sie ihn von Gott entfernt. Verleumdung sei so alt wie die Welt und Hinweise auf sie fänden sich bereits im Alten Testament.
Als Beispiel nannte der Papst Königin Isebel und den Weinberg von Naboth sowie Susanna und die Alten. Wenn man »auf gerechtem Weg, einem heiligen Weg« etwas nicht verreichen könne, dann benütze man Verleumdung und üble Nachrede, die zerstörerisch wirkten. »Das gibt uns zu denken«, kommentierte der Papst. »Wir alle sind Sünder: alle. Wir haben gesündigt. Aber Verleumdung ist etwas Anders.« Es ist eine Sünde, aber es ist noch mehr, weil sie »das Werk Gottes zerstören will und aus etwas sehr Bösem entsteht: sie entspringt dem Hass. Und wer Hass bewirkt, das ist Satan.« Lüge und Verleumdung gingen miteinander einher, denn sie brauchten einander, um voranzugehen. Und zweifellos, fügte der Papst hinzu, »ist dort wo Verleumdung ist auch der Teufel«.
Papst Franziskus bezog sich dann auf Psalm 119 der Liturgie des Tages, um die Seelenverfassung des verleumdeten Gerechten zu erklären: »Wenn auch Fürsten gegen mich beraten, dein Knecht sinnt nach über deine Gesetze. Deine Vorschriften machen mich froh.« Der Gerechte sei in diesem Fall Stephanus, der Erzmärtyrer, auf den die erste Lesung aus der Apostelgeschichte hinwies. Stephanus »blickt auf den Herrn und gehorcht dem Gesetz«. Er sei der Erste einer langen Reihe von Zeugen Christi in der Kirchengeschichte – nicht nur in der Vergangenheit, auch in unseren Tagen gebe es viele Märtyrer. Der Heilige Vater fügte hinzu: »Hier in Rom haben wir viele Märtyrerzeugnisse, angefangen bei Petrus. Aber die Zeit der Märtyrer ist nicht vorbei: auch heute können wir in Wahrheit sagen, dass die Kirche mehr Märtyrer hat als in der Zeit der ersten Jahrhunderte.«
Denn in der Kirche »gibt es zahlreiche Männer und Frauen, die verleumdet werden, die verfolgt werden, die aus Hass gegen Jesus getötet werden, aus Glaubenshass«. Einige werden getötet, weil sie »den Katechismus lehren«, andere weil sie »ein Kreuz tragen«. Die üble Nachrede findet Raum in vielen Ländern, wo Christen verfolgt werden. Der Papst unterstrich, dass sie unsere Brüder und Schwestern seien, die heute, in dieser Zeit der Märtyrer, zu leiden hätten. Daran sollten wir denken.
Abschließend lud der Papst ein, in unserer von »zahlreichen spirituellen Turbulenzen« gekennzeichneten Zeit den Blick auf eine mittel-alterliche Ikone zu richten: die Schutzmantelmadonna, die unter ihrem Mantel das Volk Gottes birgt, dort sei »der sicherste Ort« und auf sie könnten wir vertrauen. Ebenso lud er dazu ein, das alte Gebet »Sub tuum presidium« – »Unter deinen Schutz und Schirm…« zu beten.
Die Kirche ist eine Liebesgeschichte und wir sind ein Teil davon. Gerade deshalb verliere die Kirche ihr wahres Wesen, wenn man der Organisation zu große Bedeutung beimesse, wenn Büros und Bürokratie zur vorherrschenden Dimension würden, und laufe Gefahr, sich in eine bloße Nicht-Regierungsorganisation zu verwandeln. Die Liebesgeschichte, auf die sich Papst Franziskus in der heiligen Messe am Mittwoch Morgen, 24. April, in der Kapelle der »Domus Sanctae Marthae« bezog, ist jene der Mutterschaft der Kirche. Eine Mutterschaft, so sagte er, die in der Zeit wachse und sich ausbreite »und die noch nicht zu Ende ist«, da sie nicht von menschlichen Kräften angetrieben werde, sondern von »der Kraft des Heiligen Geistes«. Mit dem Papst konzelebrierten unter anderen Kardinal Javier Lozano Barragán, sowie die Bischöfe Dominique Rey, Bischof von Fréjus-Toulon, und Luigi Renzo, Bischof von Mileto-Nicotera-Tropea. An der Messe nahmen Vertreter des Personals der Vatikanbank IOR teil.
Wie üblich kommentierte der Papst die Lesungen des Tages, die der Apostelgeschichte (12,24–13,5) und dem Johannesevangelium (12,44–50) entnommen waren. »Die erste Lesung«, bemerkte er, »beginnt mit den folgenden Worten: ›In jenen Tagen wuchs das Wort des Herrn und breitete sich aus.‹ Das ist der Anfang der Kirche, wo sie wächst und überall hingeht, in die ganze Welt.« Eine Tatsache, die man rein quantitativ bewerten könne, wenn man sich darüber freue, dass so mehr »Proselyten« gemacht würden und sich mehr »Mitglieder« dem Unternehmen anschlössen. Ja man gehe so weit, sogar »Bündnisse für das Wachstum« zu schließen.
Dagegen sei der »Weg, den Jesus für seine Kirche gewollt hat, ein anderer: es ist der Weg der Schwierigkeiten, der Weg des Kreuzes, der Weg der Verfolgungen«. Und auch das lasse uns nachdenken: »Aber was ist das genau, diese Kirche, diese unsere Kirche? Denn sie scheint kein menschliches Unternehmen zu sein, sondern etwas Anderes.« Die Antwort, so der Papst, finde sich wieder im Evangelium, in dem Jesus »uns etwas sagt, das diese Frage vielleicht erhellen kann: ›Wer an mich glaubt, glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat.‹ « Auch Christus sei gesandt worden, gesandt von einem Anderen. Wenn er also den zwölf Aposteln ein Lebensprogramm gegeben, eine Lebensweise vor Augen stelle, dann tue er das nicht »aus sich selbst«, sondern von dem her, »der ihn gesandt hat«.
Es ist der Anfang der Kirche, der – so fuhr der Heilige Vater fort – »dort beginnt, im Herzen des Vaters, der diese Idee gehabt hat. Ich weiß nicht, ob er eine Idee gehabt hat: der Vater war voller Liebe. Und er hat diese Liebesgeschichte begonnen, diese Liebesgeschichte in der Zeit, die bereits so lange dauert und die noch nicht zu Ende ist. Wir, Frauen und Männer der Kirche, befinden uns mitten in einer Liebesgeschichte. Jeder von uns ist ein Glied in dieser Kette der Liebe. Und wenn wir das nicht verstehen, dann verstehen wir nichts davon, was die Kirche ist. Sie ist eine Liebesgeschichte.« Im übrigen sage das Jesus selbst: »Das größte Gebot ist dies: die Liebe.« Das umfasse die Kirche, das Gesetz, die Propheten. Papst Franziskus fügte hinzu: »Aber die Kirche wächst nicht aus menschlicher Kraft.« Vielmehr »haben einige Christen sich geirrt, aus historischen Gründen, sie haben den falschen Weg eingeschlagen; sie haben Heere aufgestellt; sie haben Religionskriege geführt. Aber das ist eine andere Geschichte, die nicht diese Liebesgeschichte ist. Auch wir lernen durch unsere Fehler, wie es sich mit dieser Liebesgeschichte verhält.«
Aber, so fragte sich der Papst, wie wächst dann die Kirche? Jesus habe das ganz einfach gesagt: »wie ein Senfkorn, wie der Sauerteig im Mehl, ohne Lärm. Die Kirche wächst sozusagen von unten, langsam.« Und wenn sie sich »ihrer Quantität« rühme, ihrer Organisation und Büros, »dann wird sie etwas bürokratisch, verliert ihre wichtigste Substanz und läuft Gefahr, sich in eine bloße Nicht-Regierungsorganisation (NRO) zu verwandeln. Und die Kirche ist keine NRO. Sie ist eine Liebesgeschichte.«
An die Anwesenden gewandt, erklärt er: »All das ist notwendig, die Büros sind notwendig«, aber »sie sind notwendig bis zu einem gewissen Punkt«, das heißt »als Unterstützung für diese Liebesgeschichte«. Wenn allerdings »die Organisation den ersten Platz einnimmt, dann nimmt die Liebe ab und die Kirche, die Ärmste, sie wird eine NRO. Und das ist nicht der Weg.«
»Aber wie geschieht dieses Wachstum der Kirche?«, fragte der Papst erneut. »Nicht durch Soldaten, wie jenes Staatsoberhaupt, das gefragt hat, wie viel Heere der Papst habe.« Die Kirche, so wiederholte er, wüchse nicht durch ihr Heer: ihre Kraft sei »der Geist, der Heilige Geist, die Liebe. Der Vater ist es, der den Sohn sendet, und der Sohn gibt uns die Kraft des Heiligen Geistes, um zu wachsen und voranzugehen.«
Deshalb sei die Kirche keine Organisation, sondern »eine Mutter«. Und zu den Müttern, die an der heiligen Messe teilnahmen, sagte er: »Was fühlt ihr, wenn jemand sagen würde: ›Aber sind sie die Organisatorin ihres Hauses‹?« Und die selbstverständliche Antwort der Mütter vorwegnehmend, sagte er: »›Nein, ich bin die Mama!‹ Und die Kirche ist Mutter.« Und wir alle gemeinsam seien mit der Kraft des Heiligen Geistes »eine Familie in der Kirche, die unsere Mutter ist. So kann man die erste Lesung erklären: ›Das Wort des Herrn wuchs und breitete sich aus.‹ So wächst es. So erklärt sich, was Jesus sagt: ›Wer an mich glaubt, glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat‹, nämlich an den Vater, der diese Liebesgeschichte begonnen hat.« Abschließend sagte Papst Franziskus: »Bitten wir die Jungfrau Maria, die Mutter ist, dass sie uns die Gnade der Freude geben möge, die Gnade der geistlichen Freude darüber, als Teil dieser Liebesgeschichte unseren Weg zu gehen.«
Großherzigkeit in Demut. Das ist der Lebensstil des Christen, der wirklich Zeuge des Evangeliums bis an die Enden der Erde sein will. Papst Franziskus beschrieb in der mittlerweile zur Gewohnheit gewordenen Frühmesse vom 25. April in der »Domus Sanctae Marthae« einige Merkmale dieser Weise, »Missionare in der Kirche« zu sein.
Unter den Konzelebranten waren Erzbischof Nikola Eterovic´, Generalsekretär der Bischofs-synode, und der Weihbischof von Buenos Aires, Eduardo Horacio García. An der Eucharistiefeier nahmen an diesem Morgen die Mitarbeiter des Sekretariats der Bischofssynode, Ordensleute und Laien, teil sowie neben zahlreichen Familien eine Gruppe von Gendarmen der Vatikanstadt mit ihrem Kommandanten Domenico Giani.
Wie immer kommentierte der Papst die Lesungen des Tages, die am Fest des Evangelisten Markus dem ersten Petrusbrief (5,5–14) und dem Markusevangelium (16,15–20) entnommen waren. »Jesus sendet vor seiner Himmelfahrt die Apostel aus, um zu evangelisieren, das Reich Gottes zu verkünden. Er sendet sie bis an das Ende der Erde. ›Geht hinaus in die ganze Welt‹ «, begann Franziskus, um anschließend die Universalität der Sendung der Kirche zu unterstreichen. Denn Jesus sagte zu den Aposteln nicht, sie sollten nach Jerusalem oder Galiläa gehen, sondern er sende sie in die ganze Welt und eröffne so einen weiten Horizont. Von daher sei die wahre Dimension des missionarischen Wesens der Kirche zu verstehen, die weiter das Evangelium »der ganzen Welt« verkünde. »Aber sie ist nicht allein auf dem Weg, sondern sie geht mit Jesus«, sagte der Papst.
Die Apostel seien also ausgezogen und hätten überall gepredigt. Aber »der Herr handelte gemeinsam mit ihnen. Der Herr wirkt an der Seite all derer, die das Evangelium verkünden. Das ist die Großherzigkeit, die die Christen haben müssen. Einen kleinmütigen Christen versteht man nicht. Diese Großherzigkeit gehört zur christlichen Berufung: immer mehr, immer mehr, immer mehr; immer voran.«
Dennoch, so warnte der Papst, könne auch etwas geschehen, »was nicht sehr christlich ist«. »Wie sollen wir dann weitermachen? Welcher Stil der Verkündigung des Evangeliums, der Mission entspricht dem Willen Jesu?«, fragte sich der Papst. Und er wies auf die Antwort im Petrusbrief hin, wo »dieser Stil etwas erklärt wird: ›Brüder! Begegnet einander in Demut! Denn Gott tritt den Stolzen entgegen, den Demütigen aber schenkt er seine Gnade‹. Der Stil der Verkündigung des Evangeliums geht in die Richtung dieser Haltung, die Demut, Dienst, Nächstenliebe, brüderliche Liebe ist.«
Der Papst wies dann auf den möglichen Einwand eines Christen gegenüber dem Herrn hin, der diesen Stil vorschlägt: »›Aber Herr, wir müssen die Welt erobern!‹ « Und er zeigte auf, was an dieser Haltung falsch ist: »Dieses Wort ›erobern‹ ist nicht in Ordnung. Wir müssen in der Welt verkündigen. Der Christ darf nicht wie die Soldaten sein, die, nachdem sie in einer Schlacht gesiegt haben, Tabula Rasa machen, von allem.«
Hierzu bezog sich Papst Franziskus auf einen mittelalterlichen Text, in dem erzählt wird, dass die Christen, nachdem sie eine Schlacht gewonnen und eine Stadt erobert hatten, alle Heiden sich in einer Reihe zwischen dem Baptisterium und dem Schwert aufstellen ließen. So zwangen sie diese zu wählen: entweder das Wasser, das heißt die Taufe, oder die Waffe, das heißt den Tod. Und er erläuterte: »Das ist nicht der Stil des Christen. Sein Stil ist der Stil des demütigen Jesus.«
Der Christ, so betonte er, »predigt, verkündet das Evangelium mit seinem Zeugnis mehr als mit Worten. Vor einigen Tagen sagte mir ein kluger Bischof aus Italien: ›Zuweilen bringen wir etwas durcheinander und meinen, dass unsere Verkündigung des Evangeliums ein salus idearum und nicht ein salus animarum sein soll, das Heil der Ideen und nicht das Heil der Seelen.‹ Aber wie erreicht man das Heil der Seelen? Mit der Demut, mit der Liebe. Beim heiligen Thomas steht ein wunderschöner Satz dazu: ›Es ist so wie auf einen unendlichen Horizont zuzugehen, weil er immer ein Horizont bleibt.‹ Wie soll man also in dieser christlichen Haltung vorgehen? Er sagt, dass man keine Angst haben soll vor großen Dingen. Weitergehen und dabei auch die kleinen Dinge berücksichtigen. Das ist göttlich. Es ist wie eine Spannung zwischen dem Großen und dem Kleinen: beides zusammen, das ist christlich. Christliche Mission, die kirchliche Verkündigung des Evangeliums geht diesen Weg.«
Die Bestätigung dafür sei im Markusevangelium zu finden. Der Papst bemerkte dazu: »Anders kann man nicht vorangehen. Und im Evangelium gibt es am Schluss einen sehr schönen Satz, wo es heißt, dass Jesus ihnen beistand und ›die Verkündigung bekräftigte durch die Zeichen, die er geschehen ließ‹. Wenn wir mit diesem Großmut und auch mit dieser Demut vorangehen und vor großen Dingen, vor diesem Horizont nicht zurückschrecken, aber auch die kleinen Dinge annehmen, wie die Demut und die tägliche Nächstenliebe, dann bekräftigt der Herr das Wort Gottes und wir gehen voran. Der Triumph der Kirche ist die Auferstehung Jesu. Davor gibt es das Kreuz.«
Der Papst schloss mit den Worten: »Bitten wir heute den Herrn, Missionare in der Kirche zu werden, Apostel in der Kirche, doch mit diesem Geist: mit außergewöhnlicher Großherzigkeit und auch mit großer Demut.«
Die Kirche sei keine Organisation, sondern »eine Mutter«. Und wir alle seien mit der Kraft des Heiligen Geistes »eine Familie in der Kirche, die unsere Mutter ist«, so die Worte des Papstes bei der heiligen Messe mit einer Gruppe von Angestellten der vatikanischen Güterverwaltung APSA.
Die einen nehmen das Leid auf sich und halten dabei die Freude lebendig, die aus dem Heiligen Geist kommt, wie es zum Beispiel die auch heute noch in vielen Teilen der Welt verfolgten Christen tun. Andere dagegen »benutzen Geld, um sich Vorteile zu erkaufen« und zu verhandeln, oder sie bedienen sich »der Verleumdung, um andere herabzusetzen und Hilfe bei den Mächtigen der Erde zu suchen«. Dabei verhöhnen sie zuweilen auch diejenigen, die sich bemühen, sogar ihr Leid in der christlichen Freude zu leben. Über diesen Gegensatz dachte Papst Franziskus am Samstag Morgen, 27. April, in der Predigt der heiligen Messe nach, die er wie gewohnt in der »Domus Sanctae Marthae« feierte. Unter den Konzelebranten waren Erzbischof Mario Zenari, Apostolischer Nuntius in Syrien, und der Bischof von Porec i Pula in Kroatien, Drazen Kutlesa. An der Messe nahmen unter anderen das Personal der Vatikanpost und eine Gruppe freiwilliger Helfer des pädiatrischen Zentrums »Santa Marta« im Vatikan teil.
Der Papst konzentrierte sich in seiner Predigt insbesondere auf den Text aus der Apostelgeschichte (13,44–52), der von den Auseinandersetzungen zwischen zwei religiösen Gemeinschaften berichtet: der der Jünger und der der »verschlossenen Juden«, wie der Papst sie nannte, »denn nicht alle Juden waren so«. In der Gemeinschaft der Jünger, so erklärte er, sei das Gebot Jesu umgesetzt worden –»Geht und verkündet« – und deshalb habe man gepredigt und fast die gesamte Stadt habe sich versammelt, um das Wort des Herrn zu hören. Und unter den Menschen habe sich eine Atmosphäre der Freude verbreitet, »es schien, als könnte sie nie besiegt werden«. Als die Juden so viel Freude sahen, »wurden sie eifersüchtig und begannen jene Menschen zu verfolgen«, die »nicht schlecht waren, es waren gute Menschen, die eine religiöse Haltung hatten«.
»Warum haben sie das getan?«, fragte Papst Franziskus. Sie hätten das getan, »weil ihr Herz verschlossen war, sie waren nicht offen für die Neuheit des Heiligen Geistes. Sie glaubten, dass alles schon gesagt worden wäre, dass alles so sei, wie sie dachten, dass es sein müsse, und deshalb fühlten sie sich als Verteidiger des Glaubens. Sie begannen den Aposteln zu widersprechen, sie zu verleumden.« Das sei eine Haltung, der man im Lauf der Geschichte begegne. Es sei ein Merkmal von »in sich selbst verschlossenen Gruppen« mit »der Macht zu verhandeln« und »die Fragen ›unter uns‹ zu lösen. So wie es diejenigen getan haben, die am Morgen der Auferstehung – als die Soldaten zu ihnen kamen und gesagt haben: ›Wir haben das und das gesehen‹ – diesen gedroht haben: ›Seid still! Nehmt…‹, und mit dem Geld haben sie alles vertuscht. Das ist genau jene Haltung einer verschlossenen Religiosität, die nicht die Freiheit hat, sich dem Herrn zu öffnen.« In ihrem öffentlichen Leben wählen sie, »um immer die Wahrheit zu wählen, weil sie glauben, die Wahrheit zu verteidigen«, »die Verleumdung, den Klatsch. Sie sind wirklich klatschsüchtige Gemeinschaften, die schlecht über den Nächsten reden, ihn zerstören« und nur an sich selbst denken, als wären sie durch eine Mauer geschützt. Der Papst wies darauf hin: »Eine freie Gemeinschaft hingegen, die die Freiheit Gottes und des Heiligen Geistes hat, machte weiter. Auch unter Verfolgungen. Und das Wort des Herrn breitete sich in der ganzen Gegend aus. Es ist eine Eigenschaft der Gemeinschaft des Herrn, weiterzumachen, sich zu verbreiten, denn so ist das Wesen des Guten: es breitet sich immer aus! Das Gute beugt sich nicht. Das ist ein Kriterium, ein Kriterium der Kirche. Auch für unsere Gewissensprüfung: Wie sind unsere Gemeinschaften, die religiösen Gemeinschaften, die Gemeinschaften der Pfarrgemeinden? Sind es Gemeinschaften, die offen sind für den Heiligen Geist, der uns immer voran trägt, um das Wort Gottes zu verbreiten, oder sind es geschlossene Gemeinschaften?«
Die Verfolgung, fügte der Papst hinzu, beginnt aus religiösen Gründen, aus Eifersucht, aber auch deswegen, wie man redet: »Die Gemeinschaft der Gläubigen, die freie Gemeinschaft des Heiligen Geistes, spricht voller Freude. Die Jünger waren voll der Freude des Heiligen Geistes. Sie sprechen mit der Schönheit, öffnen neue Wege: immer voran, nicht wahr? Eine geschlossene Gemeinschaft hingegen, die von sich selbst überzeugt ist, diese Gesellschaft sucht Sicherheit gerade in Absprachen mit den Machthabern, im Geld, spricht in beleidigenden Worten: sie beleidigen, verurteilen«.
Und um auf die Lieblosigkeit in den sogenannten geschlossenen Gemeinschaften aufmerksam zu machen, äußerte Papst Franziskus den Zweifel, dass diese Leute »vielleicht die Zärtlichkeiten ihrer Mütter vergessen haben, als sie klein waren. Diese Gemeinschaften kennen keine Zärtlichkeiten: sie kennen die Pflicht, das Handeln, schließen sich ein in eine äußerliche Observanz. Jesus hatte zu ihnen gesagt: Ihr seid wie ein Grab, wie ein Grabmal: weiß und wunderschön, aber nichts weiter«. Wir denken heute an die so schöne Kirche. Diese Kirche, die vorangeht. Wir denken an die unzähligen Brüder, die in diesem Augenblick in vielen Teilen der Welt für diese Freiheit des Geistes leiden und Verfolgung erleben. Aber auch im Leiden sind diese Brüder voller Freude und voll des Heiligen Geistes. Diese Brüder, diese offenen missionarischen Gemeinschaften beten zu Jesus, weil sie wissen, dass es wahr ist, was er gesagt hat und was wir eben gehört haben: »Was ihr auch immer in meinem Namen erbittet, werde ich gewähren.« Das Gebet ist Jesus. Die geschlossenen Gemeinschaften betteln die Mächtigen der Erde um ihre Hilfe an. Und das ist kein guter Weg. Schauen wir auf Jesus, der uns aussendet, um das Evangelium zu verbreiten und seinen Namen freudig, voller Freude zu verkündigen.
Wir haben keine Angst vor der Freude des Geistes. Und wir werden uns niemals, nie in diese Dinge einmischen, die uns langfristig dazu bringen, uns in uns selbst zu verschließen. In solch einer Abschottung gibt es weder Fruchtbarkeit noch Freiheit des Geistes.
Während der heiligen Messe am 29. April in »Santa Marta« sprach der Papst über die Geisteshaltung, mit der wir uns dem Beichtstuhl nähern sollen. Der Beichtstuhl ist weder eine »Reinigung«, die Sündenflecken reinwäscht, noch eine »Foltersitzung«, in der geprügelt wird. Tatsächlich ist die Beichte eine Begegnung mit Jesus, wo man seine Liebe mit Händen greifen kann. Aber man muss sich dem Sakrament ohne Tricks oder halbe Wahrheiten nähern, sanftmütig und fröhlich, vertrauensvoll und bewaffnet mit jener »gesegneten Scham«, der »Tugend des Demütigen«, die uns zugeben lässt, dass wir Sünder sind. Papst Franziskus hat die Predigt der heiligen Messe, die er am 29. April in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses zelebrierte, dem Sakrament der Buße und der Versöhnung gewidmet.
Konzelebranten waren Kardinal Domenico Calcagno, Präsident der Verwaltung der Güter des Heiligen Stuhles (APSA), und der Sekretär Msgr. Luigi Mistò, Erzbischof Francesco Gioia, Präsident der Peregrinatio ad Petri Sedem, der nigerianische Erzbischof von Owerri, Anthony Obinna, sowie der Generalprokurator der Verbiten, Gianfranco Girardi. Unter den Konzelebranten war ferner Eduardo Horacio García, Weihbischof und Pro-Generalvikar in Buenos Aires. Am gottesdienst nahmen auch die Schwestern vom Göttlichen Meister, die im Vatikan tätig sind, teil, sowie eine Gruppe von Angestellten der APSA.
Den Frieden, den wahren Frieden, kann man nicht kaufen. Er ist ein Geschenk Gottes. Ein Geschenk, das er seiner Kirche macht. Um es zu empfangen, müssen die Christen die Kirche weiterhin Gott anvertrauen und ihn bitten, für sie zu sorgen und sie gegen die Nachstellungen des Bösen zu verteidigen, der den Menschen einen anderen Frieden anbietet, einen weltlichen Frieden, nicht den wahren Frieden. Diese Gedanken trug Papst Franziskus in der Frühmesse in der Domus Sanctae Marthae am 30. April vor, an der unter anderen eine Gruppe von Mitarbeitern der Vermögensverwaltung des Heiligen Stuhls (APSA) teilnahm, unter Leitung von Kardinal Domenico Calcagno, der auch konzelebrierte.
Im Mittelpunkt der Predigt des Papstes stand das Wort »empfehlen«, das in der ersten Lesung aus der Apostelgeschichte (14,19–28) zweimal auftaucht: das erste Mal, als die Apostel in Perge die Ältesten dem Herrn anvertrauen; das zweite Mal, als sie nach Antiochia zurückkehren, dorthin, wo man sie »der Gnade Gottes empfohlen hatte«. Älteste und Apostel also, die dem Herrn empfohlen werden: »Dies ist das Anvertrauen der Kirche an den Herrn«, sagte der Papst. »Man kann die Kirche behüten, man kann sie pflegen, nicht wahr? Das müssen wir mit unserer Arbeit tun. Aber das Wichtigste ist das, was der Herr tut: Er ist der Einzige, der dem Satan ins Gesicht blicken und ihn besiegen kann. ›Es kommt der Herrscher der Welt, über mich hat er keine Macht‹ (Joh 14,30). Wenn wir wollen, dass die Kirche nicht dem Herrscher der Welt in die Hände fällt, dann müssen wir sie dem Einzigen empfehlen und anvertrauen, der den Herrscher dieser Welt besiegen kann.«
»Wir aber«, fragte der Papst, »beten wir für die Kirche? Für die ganze Kirche? Für unsere Brüder, die wir nicht kennen, überall in der Welt?« Es gehe um die Kirche des Herrn in der ganzen Welt; und wenn wir »in unserem Gebet zum Herrn sagen: ›Herr, blicke auf deine Kirche‹, dann meinen wir diese Kirche«, die Kirche des Herrn, die Kirche, die »unsere Brüder« vereint. Das sei das Gebet, das »wir von Herzen sprechen müssen«, wiederholte der Papst, »und das immer mehr. Für uns ist es leicht im Gebet, eine Gnade vom Herrn zu erbitten, wenn wir etwas brauchen; und es ist nicht schwierig, dem Herrn im Gebet Dank zu sagen: Danke für… Aber für die Kirche zu beten, für die, die wir nicht kennen, die aber unsere Brüder und Schwestern sind, weil sie dieselbe Taufe empfangen haben, und zum Herrn zu sagen: ›Sie gehören dir, sie gehören zu uns … behüte sie‹ «, das sei etwas anderes. Es bedeute »die Kirche dem Herrn zu empfehlen«. Das sei ein »Gebet, das die Kirche wachsen lässt«, aber es sei auch »ein Akt des Glaubens. Wir können nichts bewirken, wie sind alle arme Diener der Kirche: aber er ist es, der sie vorwärts bringen, behüten und wachsen lassen kann, sie heilig machen und verteidigen kann, verteidigen gegen den ›Herrscher der Welt‹ «, das heißt gegen den, der will, dass »die Kirche immer weltlicher wird«.
Das sei die größte Gefahr, denn »wenn die Kirche weltlich wird, wenn sie in sich den Geist der Welt trägt«, wenn sie jenen Frieden erreiche, der nicht der Friede des Herrn sei – »der Friede, den Jesus verheißen hat mit den Worten ›Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch‹ (Joh 14,27)« –, dann werde sie eine »schwache Kirche, eine Kirche die besiegt werden wird und die unfähig ist das Evangelium zu bringen, die Botschaft des Kreuzes, das Ärgernis des Kreuzes. Sie kann nicht vorwärts gehen, wenn sie weltlich ist! Deshalb ist dieses Gebet so wichtig und so stark: dem Herrn die Kirche anvertrauen.«
Wir haben nicht die Gewohnheit, so der Papst, »die Kirche dem Herrn anzuvertrauen«. Daher lud er ein, zu lernen, dem Herrn die alten Menschen, die Kranken, die Kinder, die Jugendlichen anzuvertrauen, indem man wiederhole: »›Behüte, Herr, deine Kirche‹: sie gehört dir! Mit dieser Haltung wird er uns inmitten von Schwierigkeiten und Bedrängnissen jenen Frieden schenken, den nur er geben kann. Jenen Frieden, den die Welt nicht geben kann und den man nicht kaufen kann. Jenen Frieden der ein echtes Geschenk der Gegenwart des Herrn in seiner Kirche ist«, auch im Leid, in den großen Schwierigkeiten wie »der Verfolgung« und auch in den »kleinen Schwierigkeiten, den Leiden der Krankheit oder familiärer Probleme«. All dies, sagte der Papst abschließend, müssen wir dem Herrn im Gebet anvertrauen: »Behüte deine Kirche in den Bedrängnissen, damit sie den Glauben nicht verliert, damit sie die Hoffnung nicht verliert!« Und er fügte hinzu: »Heute möchte ich sagen: dieses Gebet für die Kirche zu beten wird uns gut tun und es wird der Kirche gut tun; es wird uns tiefen Frieden schenken und es wird der Kirche tiefen Frieden schenken; es wird uns nicht von den Bedrängnissen befreien, aber es wird uns in den Bedrängnissen stark machen. So bitten wir um die Gnade, diese Gewohnheit zu haben, dem Herrn die Kirche zu empfehlen.«
Die Monatsbeilagedes italienischen Osservatore Romano »Frauen –Kirche – Welt« wurde ein Jahr alt. Die Redakteurinnen der Publikationüberbrachten in Begleitung des Direktors unsererZeitung, das aktuelle Exemplar der Beilage demHeiligen Vater (rechts).
Die Kirche als eine vom Heiligen Geist geschmiedete »Gemeinschaft des Ja«, im Gegensatz zu einer »Kirche des Nein«, die den Heiligen Geist zur »Doppelarbeit« zwingt: das ist das Bild, das Papst Franziskus allen, die am 2. Mai an der Frühmesse in der Kapelle der »Domus Sanctae Marthae« teilnahmen, vermittelt hat. Unter den Konzelebranten waren Kardinal Albert Malcolm Ranjith Patabendige Don, Erzbischof von Colombo (Sri Lanka), Erzbischof Lorenzo Voltolini von Portoviejo (Ecuador) sowie Msgr. Raphael Kutaimi, emeritierter Pfarrer der syrisch-katholischen Kirche von Bagdad, der am letzten Oktobersonntag des Jahres 2010 bei dem Attentat verletzt wurde, bei dem über 50 Gläubige, die an der heiligen Messe teilgenommen haben, ums Leben kamen.
An der Messe in Santa Marta nahm auch eine Gruppe von Mitarbeitern der Vatikanischen Museen teil sowie die Redakteurinnen der Monatsbeilage »Frauen – Kirche – Welt« des Osservatore Romano – Ritanna Armeni, Lucetta Scaraffia, Giulia Galeotti sowie die Malerin Isabella Ducrot, von der unter anderem auch die Einrahmungen stammen, durch welche die Sonderausgaben unserer Zeitung aus Anlass der Wahl und des Pontifikatsbeginnes von Papst Franziskus verschönt wurden – sowie der Direktor unserer Zeitung.
In seiner Predigt befasste sich der Papst mit der nach dem Gebet der Apostel mit Maria aus dem Abendmahl hervorgegangenen Kirche. Einer Kirche, so merkte er an, die stets vom Heiligen Geist bewegt wurde und die sich nach und nach in alle Welt ausgebreitet und den Heiden die Frohe Botschaft gebracht hat.
In einem Kommentar zur Apostelgeschichte (15,7–21) und zum Johannesevangelium (15, 9–11) beschrieb der Papst das Wirken der Kirche, die »in die Peripherien des Glaubens gegangen ist, wo die Menschen der Verkündigung Jesu Christi nicht geglaubt haben, weil sie ihn nicht kannten«. Sie »ging hin, um zu predigen, nach dem Willen des Heiligen Geistes«, der im Wesentlichen »auf zweierlei Arten« wirkt: zuerst »drängt« er, sagte der Papst, wobei er »auch einige Probleme schafft«, dann aber errichtet er »die Harmonie der Kirche in deren Innerem. Es ist eine unablässige Bewegung, diejenige des Heiligen Geistes.« Die Jünger sind also hingegangen und haben in Jerusalem den Glauben verbreitet, und da, erklärte der Papst, gab es bereits erste Probleme, weil viele unterschiedliche Meinungen aufeinanderprallten. Vor allem mit denen, die die Ansicht vertraten, dass sie all das übernehmen mussten, was die Schriftgelehrten bereits festgelegt hatten. Dann gab es aber auch andere, die an die Möglichkeit glaubten, zu einer Einigung zu kommen. Und das waren Leute, deren Sinn offen war, so der Papst. Also »musste der Heilige Geist seine zweite Aufgabe erfüllen: zwischen diesen beiden entgegen gesetzten Standpunkten Harmonie schaffen, die Harmonie der Kirche, zwischen ihnen und Jerusalem und zwischen ihnen und den Heiden. Das ist eine gewaltige Arbeit, die der Heilige Geist immer schon in der Geschichte geleistet hat und leistet. Und wenn wir ihn nicht arbeiten lassen, dann beginnen die Trennungen in der Kirche, die Sekten, all diese Dinge, weil wir uns der Wahrheit des Geistes gegenüber verschlossen haben.«
Papst Franziskus freute sich nach der Frühmesse am 3. Mai über den Besuch von Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz, die am Gottesdienst im vatikanischen Gästehaus teilgenommen haben. Auf unserem Bild der Heilige Vater im Gespräch mit dem stv. Geschäftsführer des Verbandes der Diözesen Deutschlands, Benno Wagner (rechts), in Begleitung der Verantwortlichen der deutschsprachigen Wochenausgabe, Astrid Haas, und des Redaktions-sekretärs der Vatikanzeitung, Gaetano Vallini.
Ein Farbtupfer, der im Übrigen wohlbekannt ist, hat die Versammlung von Gläubigen charakterisiert, die am Freitag, 3. Mai, an der heiligen Messe teilnahmen, die Papst Franziskus in der Kapelle der »Domus Sanctae Marthae« zelebrierte. In der Tat stachen die Farben der von Michelangelo entworfenen Uniformen ins Auge, die die ungefähr siebzig Schweizer Gardisten trugen. Sie wurden begleitet von ihrem Kommandanten, Daniel Rudolf Anrig, sowie von ihrem Kaplan, Msgr. Alain de Raemy, der mit dem Papst zusammen zelebrierte, gemeinsam mit anderen Priestern, darunter Erzbischof Claudio Maria Celli, Präsident des Päpstlichen Rats für die sozialen Kommunikationsmittel.
Papst Franziskus ergriff am Ende der Messe die Gelegenheit, um den Schweizer Gardisten zu danken »für ihre Liebe und Nähe zur Kirche, für ihre Nähe zum Papst und ihre Liebe zum Papst. Dies ist ein schönes Zeugnis der Treue zur Kirche. Der Herr segne Euch vielmals für diesen Dienst. Die Kirche liebt euch sehr. Ich auch.«
In seiner Predigt lud der Papst dazu ein, über die Erfordernis nachzudenken, mutig um die Gnade der Ausbreitung des Glaubens in der Welt zu beten. Wie stets gebrauchte der Heilige Vater auch diesmal eine Formulierung, die dazu geeignet ist, ins Herz und in die Erinnerung seiner Zuhörer einzuziehen und Spuren zu hinterlassen: Er sprach von einem mutigen Gebet, geradezu einer Herausforderung an Jesus, der gesagt hat: »Alles, worum ihr in meinem Namen bittet, werde ich tun, damit der Vater im Sohn verherrlicht wird«. Beten heißt also »den Mut haben, zu Jesus zu gehen und ihn so zu fragen: ›Aber du hast es versprochen, tu es! Mach, dass der Glaube weitere Schritte tut‹ «.
Der Papst bezog sich hier auf die Lesungen des Tages, die aus dem 1. Korintherbrief (15,1–8) und dem Johannesevangelium (14,6–14) stamm- te. »Als die Apostel beschlossen, Diakone zu weihen«, so begann er, »so geschah das, weil sich sehr viel Arbeit dabei ergab, sich der Witwen und Waisen anzunehmen«, und sie das Gefühl hatten, von ihrer Pflicht abgelenkt zu werden, »das Wort zu verkündigen und zu beten«. Eine Aufgabe, so erklärte der Papst, die integraler Bestandteil des »Bischofsamtes« ist, die aber auch »uns Christenalle angeht, die das Geschenk des Glaubens bekommen haben: wir müssen ihn weitergeben, wir müssen ihn mit unserem Leben verkündigen, mit unserem Wort. Es ist die Weitergabe des Glaubens, die von Haus zu Haus geht, von Familie zu Familie, von Mensch zu Mensch«.
Anschließend bezog sich der Bischof von Rom auf den »schönen Text« des Briefes, in dem der hl. Paulus zu Timotheus über den Glauben spricht, »›den du von deiner Mutter und deiner Großmutter erhalten hast und den du nun anderen weitergeben sollst.‹ So haben wir in der Familie den Glauben an Jesus erhalten«. Um welchen Glauben handelt es sich? Jenen, von dem Paulus sprach, erklärt der Papst: »›Denn vor allem habe ich euch überliefert,, was auch ich empfangen habe‹. Er hatte den Glauben empfangen und gibt den Glauben weiter« an Christus, der »für unsere Sünden gestorben (ist), gemäß der Schrift, und begraben worden (ist). Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien (…) den Zwölf.«. Die Grundlage und die Kraft des Glaubens »an den auferstandenen Jesus, an Jesus, der uns durch seinen Tod unsere Sünden vergeben hat und uns mit dem Vater versöhnt hat. Das zu vermitteln, verlangt uns Mut ab: den Mut, den Glauben weiterzugeben. Einen Mut, der manchmal ganz einfach ist«.