Mehr Demokratie und Bedingungsloses Grundeinkommen - Alfred Groff - E-Book

Mehr Demokratie und Bedingungsloses Grundeinkommen E-Book

Alfred Groff

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Beschreibung

In diesem Buch finden Sie allgemeine Texte, Ideen und Meinungen zu den Themen 'bedingungsloses Grundeinkommen', 'soziale Dreigliederung' und 'direkte Demokratie', eingebettet in die Geschichte dieser Themen in Luxemburg der letzten 20 Jahre, aus Sicht der Vereine 'Luxemburger Gesellschaft für transpersonale Psychologie' und 'Mehr Demokratie und bedingungsloses Grundeinkommen Lëtzebuerg'.

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TRANSPERSONAL

INTEGRAL

DREIGLIEDRIG

TETRAEDRISCH

WELTZENTRISCH

TETRAEDRISCHES BEWUSSTSEIN:

DREI GRUNDRECHTE DER ZUKUNFT

Inhaltsverzeichnis

VORWORT

BEDINGUNGSLOSES GRUNDEINKOMMEN

Thema „bedingungsloses Grundeinkommen“ in den Romanen „Mensch, Mensch“ und „Ich bin, Mensch“

2001-2005

2006-2010

2011-2015

2016-2020

2021

SOZIALE DREIGLIEDERUNG der GESELLSCHAFT und TETRAEDRISCHES BEWUSSTSEIN

Thema „soziale Dreigliederung“ in den Romanen „Mensch, Mensch“ und „Ich bin, Mensch“

2000-2002 : Verschiedene Texte

Die drei « Hörschritte im MTK-Prozess » Die Prüfung konkreter Handlungsvorschläge als Bewusstseinsimpulse zur Mitgestaltung einer dreigliedrigen europäischen Gesellschaftsentwicklung im 21. Jahrhundert (2000)

Leserbrief: Das Märchen : „ Maach wéi déi Aaner …“ (2001)

Innere und äußere Entwicklungen - Geld, direkte Demokratie und der MTK-Prozess : Meditation, innere Transformation und soziale Kunst (2002)

2002-2008 : Impulse sozial-integrativer Dreigliederung Artikel in «Sozialimpulse» (Rundbrief Dreigliederung des sozialen Organismus)

Zivilgesellschaft und soziale Dreigliederung im Rahmen der nationalen Aktionspläne zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung (03/2002)

MTK-IDEEs Dreigliederungsimpulse zum EU-Konvent-Forum und im Sozialforum-Luxemburg (12/2002)

Die Demokratie der Zukunft (12/2004)

Das soziale Europa und die EU-Verfassung (06/2005)

Das „Tetraedrische“ Bewusstsein - Dreigliederung dreidimensional (06/2008)

2007-2010 : Verschiedene Texte

Das tetraedrische Modell des Menschen als Impuls zum Dialog (2007)

Tetraedrische Perspektiven zur sozialen Dreigliederung (2008)

Grundrechte und Kommunikation als Hilfe zum Bewusstseinswandel (2009)

Das „Tetraedrische“ Bewusstsein – Dreigliederung dreidimensional denken und in integrale Politik umsetzen Artikel aus dem Buch „Bedingungsloses Grundeinkommen in Luxemburg 2001-2010“

2013 : Integrale Politik, dreidimensionale Dreigliederung und simultane Politik Artikel in «Sozialimpulse» (Rundbrief Dreigliederung des sozialen Organismus)

DIREKTE DEMOKRTIE

Thema „direkte Demokratie“ in den Romanen „Mensch, Mensch“ und „Ich bin, Mensch“

Lokale Phase

1987: Direkte Demokratie – Vorläufer

Nationale Phase

2001-2002: Arbeitskreis und Leserbriefe

2003 : Gründung der Vereinigung (a.s.b.l) „Initiativ fir Demokratie-Erweiderung ID“

Bürgergesetzgebungsvorschlag

Vorschläge für den PANincl. 2003-2005

Brief von Staatsminister Jean-Claude Juncker

Leserbriefe und Pressemitteilung 2003

International: Workshop mit William Pennell Rock & Alfred Groff: Revising Democratic Institutions

Mini-Referendum in der Grand-Rue zum Thema ‚Referendum zur EU-Verfassung‘

2004-2009

La démocratie et les référendums au Luxembourg: Zur Geschichte des Referendums in Luxemburg (2004)

„Queesch Nr.6“ - Schwerpunktthema „Demokratie“ (2004)

Der gemischte König .... - Ein Hinweis auf lesenswerte Bücher

International: EU-Verfassung zur Wachstumspolitik und zur partzipativen Demokratie (2004): Initiative „EU-VerfassungsAgenda 2009“

Mini-Referendum auf der Oekofoire (2004)

Leserbriefe (2005)

International: European No Campaign und Bürgerkonvent (2005)

Mini-Referendum auf dem Friedensfest (2006)

International: IG-Eurovision: Petition »Für einen neuen Impuls im Verfassungsprozess der Europäischen Union und für eine Konstitution aus der Mitte ihrer Bürgerschaft«

Ethik, ETIKA und Geldvermehrung (2007)

Zum Stand der Demokratie in Luxemburg und in der EU (2008)

International: Initiative Impuls 21: Jetzt die Chance ergreifen und die EU demokratisieren! (2008)

Leserbriefe (2008)

Perspektiven direkter Demokratie in Luxemburg (2009)

Internationale Phase

2012-2014

Kongress für Integrale Politik (2012)

Simpol (2013)

Democracy International (2013)

National: Mehr Demokratie – aber welche? Tageblatt Forum

2018-2019

Global Forum on Modern Direct Democracy (2018)

National: zwei Leserbriefe und zwei Petitionen

European Public Sphere (2019)

2021

National: Die Demokratie asbl ändert ihren Namen und die Statuten

VORWORT

In diesem Buch finden Sie allgemeine Texte, Ideen und Meinungen zu den Themen „bedingungsloses Grundeinkommen“, „soziale Dreigliederung“ und „direkte Demokratie“, eingebettet in die Geschichte dieser Themen in Luxemburg der letzten 20 Jahre, aus Sicht der Vereine „Luxemburger Gesellschaft für Transpersonale Psychologie“ und „Mehr Demokratie und bedingungsloses Grundeinkommen“. Es ist eher als Nachschlagewerk denn als kontinuierliche Lektüre konzipiert.

Das Buch beinhaltet eine modifizierte und um neuere Texte erweiterte Version der Bücher „Dreigliederungsimpulse für die Demokratie in Luxemburg am Anfang des 21. Jahrhunderts“ (2008) und „Bedingungsloses Grundeinkommen in Luxemburg“ (2010) sowie Auszüge aus den Romanen „Mensch, Mensch“ (2018) und „Ich bin, Mensch“ (2021).

Das Diagramm auf Seite 5 zeigt eine kondensierte Zusammenfassung des Inhaltes dieses Buches. Der Mensch als geistiges Wesen ist Teil eines großen Ganzen (Universum & more), sozusagen eine individuelle Perspektive davon. In dem gesellschaftlichen Zusammenleben sind die Ideale „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit/Solidarität“ nur umsetzbar, wenn sie in den adäquaten Bereichen umgesetzt werden („soziale Dreigliederung“), nämlich Freiheit im Kulturbereich (Denken, Bildung, Wissenschaft, Kunst …), Gleichheit im Rechtsbereich (Gesetze …) und Solidarität im Wirtschaftsbereich, wie sie etwa von der Gemeinwohlökonomie angestrebt wird. Ein bedingungsloses Grundeinkommen garantiert zumindest eine Basisfreiheit im gesellschaftlichen Zusammenleben, direkte partizipative Demokratie eine Gleichheit der politischen Beteiligungsmöglichkeit. Als Basis des Zusammenlebens und des Austausches sollte ein „gesundes“ Geldwesen dienen.

Der Autor weist Erfahrungen von über 20 Jahren als Mitbegründer und Präsident verschiedener zivilgesellschaftlicher Organisationen auf (Luxemburger Gesellschaft für Transpersonale Psychologie, Mehr Demokratie und bedingungsloses Grundeinkommen, Tauschkrees Lëtzebuerg). Er ist Luxemburgs Vertreter bei zwei internationalen Organisationen: „Democrcacy International“ und „Simpol“ sowie Mitbegründer und Sekretär des Vereins für Gemeinwohlökonomie in Luxemburg. Als Interessent ist er in diversen Rollen bei Oikopolis SA tätig.

Es sind eine Menge Links zur Vertiefung der Themen angegeben. Natürlich kann ihr einwandfreies Funktionieren nicht über längere Zeit garantiert werden. Viel Freude beim Lesen!

20 JAHRE

„BEDINGUNGLOSES GRUNDEINKOMMEN“

in LUXEMBURG

ARTIKEL, BÜCHER und INTERVIEWS von/mit ALFRED GROFF

2001 – 2021

http://www.mtk.lu/bedingungslosesgrundeinkommen.html

http://www.mtk.lu/bedingungslosesgrundeinkommen2.html

Hinweis zu Alfred Groffs Arbeitsgruppe „Bedingungsloses Grundeinkommen und Regiogeld“, Kongress „Demokratische Bank“ am 6.-9. Januar 2011 in Achberg (D)

Thema BEDINGUNGSLOSES GRUNDEINKOMMEN in den Romanen „Mensch, Mensch“ und „Ich bin, Mensch“

Als sie ein paar hundert Meter im Gleichschritt gejoggt waren, fragte sie: „Randy, was willst du denn wissen?“

„Wie ist das bei euch mit Einkommen, Arbeit und Lohn?“

Er war erleichtert, dass es endlich raus war.

„Jeder von uns kriegt das gleiche bedingungslose Grundeinkommen, damit er seine Basisbedürfnisse befriedigen kann. Ein Teil fließt gleich wieder in die gemeinsame Haushaltskasse, der andere Teil bleibt für individuelle Bedürfnisse.“

„Krieg ich auch Lohn für meine Gärtnerarbeit?“

„Lohn für Arbeit gibt es bei uns nicht, Arbeit und Einkommen haben nicht direkt was miteinander zu tun. Wir sind nur gewohnt zu denken, Einkommen sei der Lohn für unsere Arbeit. Nein, du beziehst ein Einkommen, damit du arbeiten kannst. Und deine Arbeit wird „Außenarchitekt“ der Wohnanlage sein, so wie Cantara unsere „Innenarchitektin“ ist. Und natürlich noch Mithilfe bei den anfallenden Arbeiten in der WG. Vielleicht hast du auch Bock, auf dem Hof bei Nexus tätig zu sein?“

„Das wäre Klasse. Aber die von euch, die draußen außerhalb der WG arbeiten, wie die Lehrerin oder du in der Verwaltung, ihr habt sicher viel mehr Geld, oder?“

„Alles Geld, was einer von uns einnimmt, kommt zunächst mal in einen Topf. Das sind momentan die beiden fixen Gehälter von Kushala und mir. Für dich erhält die WG eine Miete vom Sozialamt. Hof und Geschäft werfen auch was ab. Nexus, unser Bauer, versorgt nicht nur uns mit Nahrung, sondern etliche weitere Lebensgemeinschaften und beliefert Widads Geschäft. Wie das genau vor sich geht, wird er dir selbst erzählen wollen. Später kannst auch du auf ähnliche Weise für zusätzliches Einkommen sorgen. Cantara und Volo als Freischaffende verdienen ebenfalls dazu. Am Anfang des Monats werden die zwölf Grundeinkommen verteilt, der Rest wird entweder in die Belange der WG investiert oder für besondere individuelle Bedürfnisse benutzt. Ich bin die Geldverwalterin der WG. Wenn es nicht ausreicht, müssen wir halt reden, sehen, was wir vielleicht zurückstellen können. Sowohl kollektiv wie individuell haben wir bis jetzt immer Lösungen gefunden.“

„Klingt so einfach, aber ist es das auch?“

„Rudolf Steiner meinte bereits 1921, wir sollten Vertrauen in unsere Wesenheiten und die Fähigkeiten von uns allen haben. Die Notwendigkeit der Zeit würde diese Fähigkeiten ergreifen. Und das funktioniere, wenn wir uns mit gutem Willen dem Leben hingeben würden. Du glaubst doch sicher auch von dir, dass du was kannst und den Willen hast, es umzusetzen. Und davon können auch andere profitieren.“

„Das mit dem Lohn ist mir noch nicht so ganz klar. Den gibt es also nicht?“

„Schau, zunächst mal ´ne Quizfrage. Wenn du eine Flasche Bier kaufst, wie viele Leute, glaubst du, haben daran mitgearbeitet?

„Zehn, zwanzig, so genau kann ich das nicht einschätzen… vielleicht sogar fünfzig?“

„Voll daneben“, grinste Regina.

„Millionen Menschen, wenn nicht sogar die Mehrheit der Menschheit!“

„Jetzt spinnt sie“, dachte Randy, wartete aber gespannt auf ihre Erklärung.

„Das besagte Produkt besteht zunächst aus Bier, also Hopfen, Malz, Wasser usw., aus einer Glasflasche, einem Kronkorken aus Metall und einem Etikett aus Papier mit farbigem Aufdruck. Nehmen wir mal nur das Papier. Zunächst müssen Rohstoffe gewonnen werden, sprich Bäume gefällt. Dafür müssen Maschinen hergestellt werden, wiederum aus verschiedenen Komponenten. Der Laster, der die Bäume transportiert, besteht aus Reifen, dem Motor …. Und die Arbeiter haben Klamotten an, die jemand produzierte und die regelmäßig gewaschen werden müssen. Sie haben Hunger und wollen essen. Jemand muss das für sie zubereiten. … dann kommt Verarbeitung der Ware in der Fabrik, Handel, Verkauf. Und das bei jedem Teil deiner Bierflasche.“

„Ich versteh, auf was du hinauswillst, Regina. Nur die, die krank sind, im Koma liegen oder immer faul sind, haben schlussendlich nicht mitgeholfen, oder? … So kann man das natürlich sehen. Aber wer tut das schon?“

„Sinnvolle Arbeit ist ein Bedürfnis eines jeden gesunden Menschen.“

„An der Arbeit soll´s bei mir nicht liegen. Tu ja gern was für andere...“

„Weil so viele Menschen füreinander arbeiten, entsteht ein immenser Reichtum an Gütern und Dienstleistungen. Das hat seine guten Seiten. Darauf wollen auch die meisten heutzutage nicht mehr verzichten. Damit all diese Arbeiterinnen und Arbeiter weiter für das Wohl ihrer Mitmenschen aktiv sein können und wollen, wäre es schon allein deswegen an der Zeit, dass alle Menschen weltweit ein bedingungsloses Grundeinkommen bekommen. Warum sollen sich nur einige Wenige den ganzen Profit in die Tasche stecken? Weil man aber schwer herausfinden kann, was der gerechte Lohnanteil für jeden der Beteiligten ist, sollte jeder zumindest einen Grundanteil erhalten. Die meisten Produkte werden aus Naturschätzen hergestellt und mittels der Begabungen der Menschen. Natur und Fähigkeiten wurden uns einfach geschenkt. Leider haben einige Klugscheißer und Profitgeier den Menschen eingeredet, dass es ohne Konkurrenz, Profit und maßloses Wachstum nicht geht. Wir wollen in der WG das Gegenteil beweisen.“

„Wow! So hab´ ich das noch nie gesehen! Ich freue mich jetzt so richtig drauf, dass das, was ihr euch da alles ausgedacht habt, auch für mich bald Wirklichkeit sein wird. Ich kriege dann also so ein Grundeinkommen, auch wenn ich noch nicht alles verstehe. Klingt jedenfalls gut und ich kann es kaum erwarten für euch, … das heißt für alle, die aus unserer Arbeit einen Nutzen ziehen werden, zu arbeiten.“

„Und bei der Arbeit hat man ja auch noch soziale Kontakte, gewinnt Freunde und einige finden sogar ihre Partner dort.“

Bevor er losradelte, überreichte ihm Regina sein erstes Grundeinkommen. Einfach so … Randy nahm es an und war nur erstaunt, dass jemand ihm einfach so Geld gab, ohne Forderungen … Da fiel ihm auf, dass nur ein Teil des Geldes von der ihm bekannten Art war, der andere Teil war kein normales Geld. War es Spielgeld?

Regina bemerkte sein Staunen und sagte:

„Wie du siehst, Randy, besteht unser Grundeinkommen aus zwei Arten Geld: das normale Geld, das du kennst und das Regiogeld Regalo. Bei letzterem soll der Mensch und nicht der Profit im Mittelpunkt stehen.“

„Was mach ich denn damit?“

„Damit kannst du in bestimmten Geschäften der Region genauso einkaufen, wie du es mit deinem üblichen Geld tun kannst. Diese Geschäfte sind mit einem speziellen Logo gekennzeichnet.“

„Und wozu soll das gut sein?“

„Es fördert die regionale Wirtschaft und den gesunden Geldfluss. Das Regiogeld ist zinsfrei und deshalb kann kein Unbeteiligter damit einen Teil des lokalen Reichtums absaugen ... ohne irgendwelche Leistung ...“

„Wo kommt eigentlich das Geld her, um die vielen Mitarbeiter zu bezahlen, Nexus?“

„Es ist mittlerweile leider so, dass die konventionelle Landwirtschaft in totale Abhängigkeit zu einer gigantischen Lebensmittel- und Zulieferindustrie geraten ist. Monsanto lässt grüßen. Diesen Irrweg sind wir nicht mitgegangen. Aber Biolandbau ist äußerst arbeitsintensiv und somit können wir vielen Menschen eine sinnvolle Tätigkeit anbieten. Zusätzlich garantiert er Artenvielfalt, artgerechte Tierhaltung und Umweltschutz. Deswegen würde die biologische Landwirtschaft eine Förderung durch die Gesellschaft verdienen. Ein bedingungsloses Grundeinkommen wäre gerade in unserem Bereich absolut sinnvoll und nachhaltig. Aber deine Frage war ja, wie wir hier bezahlen.“

„Genau.“

„Also, es gibt drei verschiedene Möglichkeiten, was die Einkommen anbelangt. Es gibt freiwillige Mitarbeiter und Praktikanten. Die werden versichert und können mitessen, erhalten aber sonst keine Knete. Dann gibt es Menschen mit Behinderung. Wir haben zurzeit sieben Menschen mit besonderen Bedürfnissen im Hofgeschehen inkludiert und sie kriegen ihr Gehalt aus öffentlichen Geldern. Dann gibt es die Vorfinanzierten, auf die komme ich gleich zurück. Dem Rest müssen wir von der generierten Wertschöpfung ein Einkommen garantieren.“

„Von was, bitte?“ Randy verdrehte die Augen. Schon wieder so ein mysteriöses Fremdwort.

„Sprich: Vom Verkauf unserer Erzeugnisse. Davon müssen wir auch sonstige Ausgaben wie Reparaturen und Maschinen finanzieren. Diese Arbeiterinnen und Arbeiter möchten wir aber mittelfristig in unser Grundeinkommenssystem, das wir in Tetranthropos betreiben, eingliedern. Regina ist dabei, die Umstellung vorzubereiten.“

„Genau“ nickte Regina, „daher die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens, auf das wir hier nicht weiter eingehen brauchen. Wir nutzen es bekanntermaßen in Tetranthropos als Kaufgeld für das Notwendigste. Wenn aber jemand oder eine Gruppe von Menschen eine tolle Idee hat und kreativ tätig werden will, braucht es am Anfang Kapital. Dieses nötige Leihgeld gewähren die normalen Banken meist nur denen, die schon genug Geld haben und materielle Sicherheiten anbieten können. Ein zukunftsträchtiges Konzept als Sicherheit genügt nicht. Somit bleiben wundervolle Ideen in der Anfangsphase stecken und werden nie Wirklichkeit. Deshalb sind zinslose Kredite für innovative Unternehmen, die sich für das Gemeinwohl ökologisch, sozial oder kulturell einsetzen möchten oder auf Gewinnausschüttung verzichten, unbedingt zu gewähren. Leider ist dies nur selten der Fall. Es gibt aber Beispiele, wo dies mittels einer Regionalwährung möglich war. Regiogelder sind zumeist umlaufgesichert, indem sie „altern“ oder sich langsam entwerten.

In einer assoziativen Wirtschaft würden überschüssige Unternehmen Geld an unterschüssige Unternehmen schenken, mit denen sie kooperieren, etwa Schulen oder Forschungsinstitute. Im Moment kennen wir leider hauptsächlich Zwangsschenkungen in Form von Steuern. Große Unternehmen mit einer starken Lobby und gerissenen Beratern sind dabei wiederum unmäßig bevorteilt, weil sie durch Steuertricks kaum etwas abführen müssen.“

Dazu meinte Widad: “Ich finde, Arbeitnehmer und Produzierende arbeiten ja für ihre Mitmenschen und sollten deswegen nicht mit Steuern belastet werden. Die, die konsumieren, also was vom großen Kuchen nehmen, sollten die Steuern zahlen. Heutzutage landen die von Unternehmen abgeführten Steuern auf eine sehr intransparente Art und Weise in den Endpreisen. Jeder Konsum müsste besteuert werden, außer vielleicht die Grundnahrungsmittel und wenige lebensnotwendige Ausnahmen. Und je luxuriöser oder umweltbelastender ein Artikel ist, umso höher sollte er besteuert werden. Auch Geldspekulationen wie An- und Verkauf von Devisen oder sonstige Geldanlagen, sollten als Konsum gewertet werden und dementsprechend hoch besteuert werden. Und werden sie im Minutentakt getätigt, wie es gängige Praxis ist, müssten sie jedes Mal von neuem besteuert werden. Dann wäre vielen Casinospielchen schnell ein Ende gesetzt. Ebenso der indirekten Gefährdung der Wirtschaft durch diese Transaktionen. Eine gesunde Wirtschaft braucht diese Machenschaften einfach nicht. Arbeit steuerlich komplett entlasten und Spekulations-Kapital umso mehr belasten!“

Kushala, der es jetzt sichtlich besser ging, meldete sich zu Wort: „Ich verstehe auch nicht, warum Menschen mit Lohnsteuer belegt werden, Maschinenarbeit aber nicht besteuert wird. Und wenn es schon die Lohnsteuer gibt, sollte es wenigstens Steuerfreiheit, das heißt Steuerwahl geben. Die Lohnsteuer Zahlenden könnten jedes Jahr neu bestimmen, welcher Anteil ihrer Steuern in welches Staatsunterbudget fließt. Die Ministerien müssten dadurch um diese Steuergelder konkurrieren. Mit für die Bürger nachvollziehbaren Argumenten. Und würden die Bürger in Freiheit beschließen, dem Straßenbauministerium weniger zufließen zu lassen und der Zustand der Verkehrswege würde zu schlecht, könnten sie das im nächsten Jahr korrigieren. Dies wäre zunächst mit einem geringeren Prozentsatz der Steuern auszuprobieren und wenn es sich bewährt, jährlich zu erhöhen. Ob Bereiche wie die Sozialtransfers ausgenommen sein sollten, wäre zu diskutieren.“

Regina widersprach: „Finde ich grundsätzlich eine gute Idee, aber Konsumsteuern als alleinige Steuern scheinen mir trotzdem die bessere Variante. Und kombinieren kann man das mit Bürgerhaushalten, die sich schon mancherorts bewährt haben.“

Das gestand Kushala ein. Nachfolgend wollte sie wissen, was das mit dem Vollgeld auf sich hätte, ein Begriff, der immer wieder fiel, den sie aber noch nicht kannte.

Regina fragte: “Würdet ihr einem Gesetz zustimmen, welches privaten Firmen erlaubt, eigenständig Geld zu drucken und in Umlauf zu bringen?“

„Nein, natürlich nicht“, empörten sich alle unisono. „Geld, das nicht von einer staatlichen Zentralbank geschöpft wird, wäre doch Falschgeld.“

„Leider nicht, denn diese Art der Geldschöpfung ist gängige Praxis. Es stimmt zwar, dass die staatlichen Zentralbanken alleine das Recht haben, Münzen und Banknoten in Umlauf zu bringen. Doch dieses Vorrecht gilt zurzeit nicht für „Geld“, das lediglich durch einen Buchungssatz entsteht und nur elektronisch auf den Konten vorhanden ist. Dieses „Geld“ wird von privaten Unternehmen, den Geschäftsbanken, in Form von sogenanntem Buch- oder Giralgeld hergestellt. Das Pikante ist, dass dieses Privileg den Banken vom Staat ermöglicht wird. Dieser Staat geht dann zu denselben Banken, um Geld zu hohen Zinsen zu leihen und der staatliche Schuldenberg wächst. Und droht den Banken der Bankrott, weil sie Geld für wirtschaftliche Tätigkeiten mit Geld für höchst riskante Finanzspekulationen vermischt haben, muss der Staat, also die Steuerzahler, diese noch retten, um keinen Globalcrash zu riskieren.“

„Eine Schweinerei! Die verschiedenen Banktätigkeiten dürften nicht so einfach vermischt werden“, empörte sich Widad.

„Genau. Das ist wie mit dem Zinseszins, der die Reichen reicher und die Armen ärmer macht. Aber so lange wir keine Volksgesetzgebung von unten ermöglichen, um gesetzliche Änderungsvorschläge einzubringen und gegebenenfalls durchzusetzen, wird es weiter so sein, dass 90% der Bürger durch diesen unerträglichen Zustand die Verlierer sind. Gewinner sind die Wenigen, die schon übermäßig Geld besitzen.“

„Münzen und Banknoten machen zurzeit nur etwa 10% der umlaufenden Geldmenge aus, der Rest besteht aus elektronischem Buchgeld, das die Banken quasi aus dem Nichts, etwa durch Vergabe von Krediten schaffen. Sie brauchen dabei nur einen verschwindend kleinen Anteil Geld in Form von gesetzlichen Zahlungsmitteln zu haben. Das Geld, das auf einem Konto steht, ist somit kein gesetzliches Zahlungsmittel, sondern nur ein Versprechen auf echtes Geld. Setzen die Bürger oder die Arbeitgeber Geld in ihrem Namen auf ein Bankkonto, gewähren sie der Bank eigentlich einen Kredit, den diese in Form von Zinsen honoriert. Geht die Bank bankrott, kann sie ihr Versprechen auf Geld nicht mehr einlösen.“

„Und was ist denn nun Vollgeld?“, wollte Kushala wissen.

„Vollgeld ist das Geld, das von der Zentralbank herausgegeben wird. Und in Zukunft sollte allein die Zentralbank elektronisches Buchgeld erzeugen dürfen, wie sie das momentan mit Münzen und Banknoten tut. Banken dürften dann nur noch das Geld verleihen, das sie von Sparern, Investoren und der Zentralbank zur Verfügung gestellt bekommen hätten.“

„Welche Vorteile hätte dies?“, fragte Widad.

„Das Geld wäre vollumfänglich sicher. Bankpleiten würden private Konten nicht betreffen. Denn das Geld auf ihren Konten würde den Kunden weiter gehören, da es ja von der Zentralbank stammt. So wie auch der Inhalt in einem Bankschließfach nicht angetastet werden kann. Finanzblasen durch wilde Geldschöpfung würde verhindert. Bankenrettung durch Steuergelder würde hinfällig. Die Banken ständen wieder im Dienst der Realwirtschaft. Die Zentralbank hätte die volle Übersicht über die Geldmenge, die sie je nach Wirtschaftslage erhöhen oder eindämmen kann. Der Staat könnte nur zinslose Kredite erhalten, wenn das die Wirtschaftslage ermöglichen würde und nicht nur auf den Wunsch von Politikern hin. Und mit dem unmäßigen staatlichen Schuldenmachen bei privaten Unternehmen wäre ein Ende gesetzt.“

Was sich dadurch im Bankwesen verändern würde, war die nächste Frage.

„Die Banken würden die gleichen Finanzdienstleistungen anbieten. Auf den Tageskonten würde der gleiche Geldbetrag stehen, nur wäre er jetzt zentralbankgesichert. Zinsen würden die Kunden nur auf Sparkonten oder bei verschiedenen anderen Investitionen erhalten, da die eingezahlten Geldsummen weiterhin Kredite an die Bank wären.“

„Das heißt, die Steuern müssten nicht dauernd erhöht werden oder das Geld den „Reichen“ einfach weggenommen werden, damit der Staat genügend Geld für seine Aufgaben hätte. Wenn wir in der Geschichte zurückblicken, scheiterten alle derartige Versuche kläglich und endeten oft in Gewaltorgien.“

„Nein, das einzige ist, dass den privaten Banken in Zukunft ein unfairer Vorteil genommen würde, den ihnen niemand explizit verliehen hat und der sich nur durch die Klüngeleien von Politik und Finanzwirtschaft über die Jahre so entwickelt hat.“

„Mag ein richtiger Schritt im bestehenden System sein, aber die Frage nach einem menschengerechten Geldsystem wird damit nicht gelöst sein“, gab Widad zu Bedenken. „Die Geldschöpfung bezieht sich weiter auf vergangene Wirtschaftswerte, statt auf Zukunftsereignisse. Der wahre Bedarf von Mensch und Natur sollte Geldschöpfungen legitimieren. Beim Vollgeld behält das Geld seinen Warencharakter, keine Spur von Lebendigkeit.“

Dem stimmte Regina voll zu.

„Danke für deine Ausführungen, Regina“, sagte Kushala. „Ich glaube, wir haben neuen Stoff für die weitere Diskussion unseres Konzeptes eines sinnvollen Zusammenarbeitens der drei unabhängigen Glieder unserer Gesellschaft, der Kultur, des Staates und der Wirtschaft.“

Bürger 2: „Ja und wie kommt man zu Geld? Ich als Arbeitsloser habe sehr wenig davon. Würde gern arbeiten für einen Lohn. Und obschon jeder vom Wirtschaftswachstum redet, kann mir niemand Arbeit anbieten, trotz all meiner Qualifikationen. Ich sei mit dreiundvierzig zu alt! War schon bei Versammlungen von Parteien jeglicher Couleur, aber schlussendlich konnte niemand mir helfen, trotz mancher ermutigenden Worte, den Kopf nicht hängen zu lassen. Ich solle nur nicht aufgeben!“

Cantara die Clownin: „… sagt das auch die Rotenasenpartei? ... und niemals den Kopf hängen lassen, niemals. Weil das klingt wie am Strick! Uuuuuh jemine.“

Regina: „Da kenn´ ich kein besseres Mittel als das bedingungslose Grundeinkommen. Jeder Mensch arbeitet meiner Meinung nach sowieso, mal mehr, mal weniger. Aber viele tun vieles für ihre Mitmenschen und erhalten dafür keinen Cent. Familiäre Pflege von Kindern, Alten und Kranken, freiwillige Dienste in unzähligen sozialen und kulturellen Initiativen … Menschenwürde wäre für die Betroffenen dann nicht nur ein leeres Schlagwort. Allerdings dürfte das Grundeinkommen nicht von einer Partei, die gerade an der Macht ist, aus parteipolitischen Erwägungen von oben herab eingeführt werde. Sonst wird es zur Gratisgeldverteilung degradiert, es wäre so was wie Freibier! Es muss langsam eingeführt werden, dass möglichst viele Bürger das Bewusstsein entwickeln, dass wir durch ein solches Grundeinkommen uns gegenseitig eine würdige Lebensbasis schaffen. Es sollte in einem direkt demokratischen Prozess diskutiert werden und wenn gewollt, schlussendlich von der Mehrheit angenommen werden. Und es darf nicht weniger sein als die errechnete Armutsgrenze, sonst beweist man nur, dass die Idee eh nicht funktioniert.“

Wie vorgesehen war Peili am nächsten Abend mit ihrem Impulsreferat an der Reihe. Sie trug ein T-Shirt mit der Aufschrift ‚You matter!‘ auf der Vorderseite und ‚gestalten statt reagieren‘ auf der Rückseite. Nach ein paar einleitenden Worten begann Peili:

„Meine Themen heute sind die Geschenkökonomie und das bedingungslose Grundeinkommen. Da frage ich zunächst: Was ist Ökonomie überhaupt? Menschen sind bedürftige Wesen. In der Ökonomie geht es um gegenseitige Bedürfnisbefriedigung, nicht notwendigerweise um persönlichen Profit auf Kosten der Mitmenschen. Die NATUR und die menschlichen FÄHIGKEITEN stellen die Basis der Ökonomie dar.

Dann möchte ich präzisieren: Was ist das bedingungslose Grundeinkommen … nicht?

Es ist keine Sozialmaßnahme! Alle erhalten es, auch die Reichsten. Es ist Egoismus! Schlussendlich ist jeder ein Gewinner.

Es ist keine neoliberale Sparmaßnahme! Das wäre ein Missbrauch des Begriffs! Es ist ein Kredit, um seine Fähigkeiten als wahrer ‚Arbeitgeber‘ anbieten zu können.

Es ist kein Gratisgeld! Sonst könnte es wie Freibier verteilt werden. Nichts ist umsonst, rein gar nichts.

Aber fangen wir vorne an. Früher ernährte der Bauer die Menschen auf seinem Hof. Es war die Zeit der Selbstversorgung. Die Zeiten sind vorbei. Heute konsumieren wir Produkte, die andere Menschen hergestellt haben. Nehmen wir irgendein Konsumprodukt, zum Beispiel eine Flasche. Sie besteht aus Glas, Metall, Plastik, hat ein Papierlabel mit Farbaufdruck und einen teils natürlichen, teils chemischen Inhalt. Die Rohstoffe müssen aus der Erde geholt werden, sie werden transportiert, zwischengelagert, verarbeitet, buchhalterisch erfasst und am Ende dieser Produktionskette verkauft. Die direkt Beteiligten müssen ernährt und gekleidet werden. Die Transportfahrzeuge bestehen aus vier Reifen und unzähligen weiteren Elementen. Auch diese wurden produziert. Wenn man das alles bedenkt, kommt man zu dem Schluss, dass an fast jedem Konsumgut Millionen Menschen direkt oder indirekt beteiligt waren. Dass das so weiterläuft, daran haben doch die meisten ein egoistisches - ich habe das vorhin angedeutet - Interesse. Ich kann weiter konsumieren, ob Sinnvolles oder Schädliches, sei dahingestellt. Das bedingungslose Grundeinkommen garantiert nicht nur eine gesellschaftliche Integration für alle, eine Basisfreiheit der Teilnahme - ‚Was will ich arbeiten?‘ - und trägt zur Wahrung der Menschenwürde bei, sondern es ermöglicht mir auch, wie bisher weiterzuarbeiten, aber für viele mit weniger Zukunftsangst und Abhängigkeiten.

Lasst uns jetzt über menschliche Bedürfnisse sprechen. Arbeiten diese Millionen Menschen nur um Geld zu scheffeln? Nein, sie tun das teilweise aus Zwang, weil sie keine andere Möglichkeit haben, ihre Grundbedürfnisse wie Nahrung, Wohnen oder Sicherheit zu befriedigen. Ein gesunder Mensch hat das Bedürfnis, etwas Sinnvolles zum gesellschaftlichen Ganzen beizutragen, und zwar aus dem Grund, dass er dazugehören und Anerkennung bekommen möchte. Vielleicht hat er sogar die Chance, etwas Kreatives zu tun, das zu seiner Selbstverwirklichung beiträgt, gar zu seiner persönlichen Sinnsuche. Dass alle aufhören zu arbeiten, wenn sie ein bedingungsloses Grundeinkommen bezögen, ist Unsinn. Es mag einige Wenige geben, die unter keinen Umständen arbeiten würden. Die gibt es immer und wir ernähren sie trotzdem mit. Es gibt einige, die eine Auszeit brauchen. Hie und da sehr empfehlenswert, für alle. Manche arbeiten nicht, weil sie krank sind oder weil sie und ihr ganzes Familiensystem es nie getan haben, vielleicht, weil man ihnen dazu nie wirklich eine Chance gegeben hat. Die, die kaum einen Anreiz darin sehen mitzuarbeiten, weil sie es verlernt haben, denen sollten individuelle Möglichkeiten wie Beratung zur Findung und Mobilisierung der eigenen Fähigkeiten oder deren Schulung angeboten werden, wenn sie aus freien Stücken auf den Zug aufspringen möchten. Statt Kontrolle und Schnüffelei wäre Unterstützung angesagt. Kreativität ist zu fördern statt blinder Gehorsam und Konsumbereitschaft. Und dann gibt es noch einige wenige Privilegierte, die verdienen in unserem ‚kranken‘ System, ohne zu arbeiten, sie ziehen nur Geld aus dem System heraus, meist auf Kosten anderer. Sie würden einwenden: ‚Aber wir haben Kapital verliehen, mit dem andere arbeiten können!‘

Reden wir also über Geld: Unser Geld ist ‚Fiatgeld‘. Ein Stück bedrucktes Papier oder eine Münze, die vom Staat anerkannt sind, über das die Mehrheit nie nachdenkt und in das die meisten Menschen Vertrauen haben. Oder es ist gar nur eine Ziffer in der Bilanz einer Bank, wie mittlerweile der Großteil des Geldes, eine Zahl ohne Bezug zur wirtschaftlichen Realität. Diese Art von Geld wird aus dem Nichts geschaffen, etwa wenn eine Privatbank einen Kredit vergibt. Auf den genauen Sachverhalt kann ich hier jetzt nicht eingehen, auch nicht auf die Tatsache, dass die Profite vor allem auf Kosten der Steuerzahler gemacht werden. Zentralbanken überschwemmen den Markt mit einer Geldflut, um die Wirtschaft anzukurbeln und immer weiteres Wachstum zu fördern. Das ist krank. Gesundes Geld ist kein Spekulationsgeld, durch das einer auf Kosten vieler reich wird. Ein gesundes Geld ist ein Beleg für zu leistende oder geleistete Arbeit für das Gemeinwohl. Es kann davon nur so viel geben, wie es menschliche Fähigkeiten gibt, die eingesetzt werden.

Ist das bedingungslose Grundeinkommen bezahlbar? An dieser Frage entzündet sich immer wieder Streit.

Meine Antwort ist eindeutig: Ja. Das bedingungslose Grundeinkommen ist finanzierbar. Simon Thorpe, Direktor des ‚Centre de Recherche Cerveau et Cognition‘ in Toulouse, schlägt drei Wege vor, die man kombiniert einsetzen könnte: 1. eine negative Einkommensteuer 2. eine Finanztransaktionssteuer 3. Geldschöpfung durch die Zentralbank und Verteilung an die Bürger. Die Europäische Zentralbank hat in den letzten Jahren viele Billionen Euro monatlich für Nettoankäufe von Vermögenswerten am Finanzmarkt getätigt. Aufgrund einer Pandemie war die Bereitstellung riesiger Summen möglich. Verbrauchssteuern und Maschinensteuern wären weitere Finanzierungsmöglichkeiten.

Es war weltweit noch nie so viel Geld im Umlauf, wenn es auch ‚krankes‘ Geld ist, wie eben dargelegt. Es ist eine reine Verteilungsfrage. Aber auch beim ‚gesunden‘ Geld gäbe es kein Problem, es zu beschaffen und zu verteilen. Vielleicht sollte man es in einer Regionalwährung auszahlen? Vielleicht mit einem Ablaufdatum versehen, damit es fließt und dem Wirtschaftsgeschehen zugutekommt? Warum gäbe es kein Problem?

Um dies zu beantworten, komme ich zum Anfang meiner Ausführungen zurück, zur Natur und den menschlichen Fähigkeiten mit der Kernaussage:

Die Natur wird den Menschen geschenkt.

Fähigkeiten verschiedenster Art werden jedem Menschen bei der Geburt geschenkt. Sie können lediglich durch Erziehung entwickelt und verfeinert werden.

Man kann also sagen, die Gesamtbasis der Ökonomie ist ein Geschenk.

Das Normalste und Natürlichste der Welt wäre dementsprechend eine gemeinwohlorientierte GESCHENKÖKONOMIE, alles andere ist zweifelhafter Natur, gar als Krankheit oder Perversion zu bezeichnen.

Das bedingungslose Grundeinkommen ist in der Geschenkökonomie der jeweilige INDIVIDUELLE ANTEIL. Es ist ein Vorschuss, um in der Gesellschaft zum Wohl seiner Mitmenschen aktiv werden zu können, das heißt, seine Fähigkeiten zu verschenken und immer weiter zu verschenken. Und Fähigkeiten hat ein jeder von uns, wir müssen sie nur entdecken, daran glauben und uns bei deren Entwicklung gegenseitig unterstützen.

Ich möchte mit der Feststellung abschließen: Bedingungsloses Grundeinkommen ist keine Geldfrage - wie viele meinen - sondern eine reine Bewusstseinsfrage. Könnten wir es wesensgemäß denken, wäre die Umsetzung eine Kleinigkeit, nämlich eine reine Willensfrage.“

2001-2005

1. Ja zu Bürgergeld.

Wohlstandsverteilung und Demokratie sind die Hauptpfeiler einer gerechten Gesellschaft. Das Bürgergeld setzt die Ideale der französischen Revolution wirklich um.

Kommentar im woxx am 24.1.2001

http://www.mtk.lu/Woxx%20Buergergeld.pdf

2. Negativsteuer und Bürgergeld statt RMG!?

Leserbrief im Luxemburger Wort und im Tageblatt am 27.1.2001

http://www.mtk.lu/negativsteuer.html

Die Verteilung des Reichtums und die Demokratie sind zwei Hauptpfeiler einer gerechteren Gesellschaft. Um die Ideale der französischen Revolution, die von der rezenten europäischen Charta der Bürgerrechte übernommen wurden, endlich umsetzen zu können und um Widersprüche zu vermeiden, wird es nötig sein, die drei Ideale auf drei verschiedenen Ebenen umzusetzen.

Die „Brüderlichkeit“ (Solidarität oder Nächstenliebe) müsste im Wirtschaftsbereich Einzug halten. Die Basis hierfür wäre ein „neutrales“ Geld, das die krebsartigen Auswüchse der Zinseszinsen und die Geldspekulationen ohne Arbeitseinsatz, verhindern würde. Die Überschuldung sowohl von Einzelnen wie von ganzen Nationen, eine zunehmende Verarmung von immer mehr Menschen und eine kontinuierliche Zerstörung der Natur und der Lebensgrundlagen könnten gestoppt werden.

Die „Gleichheit“ hätte im Bereich des Rechtes und der Politik ihren Platz. Direktdemokratische Prozeduren, wie die einer dreistufigen Bürgergesetzgebung als sinnvolle Ergänzung des Parlamentes, könnten dieses Ideal einlösen.

Die „Freiheit“ ist nötig auf dem Niveau der Erziehung (Förderung der individuellen Fähigkeiten, um sie für die Allgemeinheit nutzbar zu machen), der Information und der Kultur (Kreativität). Ein garantiertes Basiseinkommen ohne Vorbedingungen für alle („Bürgergeld“) wäre die Grundlage, um die genannte Freiheit lebensfähig zu machen. Denn wem es an der Erfüllung der Grundbedürfnisse nach Nahrung, Wohnung, Sicherheit .... mangelt, wird der Gesellschaft kaum große Dienste leisten können. Die Erfahrung zeigt, dass Aussonderung und Armut die Tendenz haben, viele Betroffene und ihre Familien in eine Spirale von Depression und Abhängigkeit zu führen.

Dass der Vorschlag des Bürgergeldes strukturell und finanziell umsetzbar wäre, wurde mehrfach bewiesen. An der Universität Ulm wurde ein gangbares Modell, basierend auf der Negativsteuer, ausgearbeitet. Die Privatbeamtenkammer, die Arbeiterkammer und verschiedene Gewerkschaften haben kürzlich in Luxemburg bekundet, dass sie ein Modell der Negativsteuer befürworten, damit auch die weniger wohlhabenden Bürger einen gerechten Anteil am gesellschaftlichen Wohlstand abbekommen.

In einer ersten Phase könnten aber auch die Arbeitsmaßnahmen im Rahmen der RMG-Prozedur, die sogenannten „ATIs“ menschlicher gestaltet werden. Den Beziehern von einem sozialen Mindesteinkommen sollte die freie Wahl eines Arbeitsplatzes ermöglicht werden. Sozialarbeiter könnten der betreffenden Person die nötige Information und Begleitung geben, anstatt einen Arbeitsplatz für sie auszusuchen. In Frage kommen vor allem zunächst Initiativen der Zivilgesellschaft wie Umweltschutz, Nachbarschaftshilfe, Pflegedienste, Kinderbetreuung ... Die betreffende Initiative würde, bei Übereinkunft mit dem Ansuchenden, Gelder von öffentlicher Hand erhalten, um diesem Menschen einen regulären Arbeitsplatz zu gewähren. Erstens ist dies ein wichtiger Schritt zur sozialen Integration und zweitens ist die Motivation sicher höher, wenn man seine Fähigkeiten frei einsetzen kann im Vergleich zu "ziviler Zwangsarbeit".

In einer zweiten Phase würde das „Bürgergeld“ den RMG ablösen. Dies hätte viele Vorteile:

keine Sozialmassnahme, sondern ein gleiches Recht für alle

eine Besserstellung der unteren Lohngruppen

demütigende bürokratische Behördengänge und Stigmatisierung der Sozialhilfeempfänger würden erspart bleiben

Einsparung von Verwaltungskosten

Reduktion der Steuerschlupflöscher und der Schwarzarbeit

mehr Beschäftigung in unteren Lohngruppen

neue Möglichkeiten für Personen, die die Teilzeitarbeit bevorzugen und somit eine Entlastung des Arbeitsmarktes

Vermeidung der hohen sozialen und materiellen Folgekosten (Angst, Alkoholismus, Krankheit, Medikamentensucht, Verzweiflung, Überschuldung...)

und vor allem die Freiheit zu wählen, wie man seine Fähigkeiten zum größten Wohle Aller umsetzt, sei es als Künstler, als Hausmann/frau, als Kindererzieher, als Pflegeperson von Angehörigen, als jemand der sich weiterbildet, als ehrenamtlich Tätiger im sozialen, kulturellen oder sportlichen Bereich ...

Ein Ja zum Bürgergeld im Jahr der „bénévoles“ wäre eine zeitgemäße Entscheidung.

3. „Bürgergeld“, „Direkte Demokratie“ und „Neutrales Geld“

als Handlungsimpulse zur Gestaltung einer dreigliedrigen europäischen Gesellschaftsentwicklung im 21. Jahrhundert (2002)

http://www.mtk.lu/konventvorschlag.html

Basistext des MTK-IDEE Vorschlags für das EU-Konvent-Forum

Folgende Vorschläge stellen Impulse dar, um mehr Demokratie, Transparenz und Leistungsfähigkeit der Europäischen Union (Laeken 15. Dezember 2001) zu ermöglichen:

I. Die „Dreigliederung“ der Gesellschaft

Das Geistesleben, das Rechtsleben und das Wirtschaftsleben

Integrales Bewusstsein und transpersonale Erfahrungen, sowie spirituelle und religiöse Anschauungen werden heutzutage größtenteils in die subjektive Privatsphäre abgedrängt. Im gesellschaftlichen Leben spielt die Religion kaum mehr eine Rolle, es sei denn in Machterhaltversuchen von institutionalisierten Glaubensgemeinschaften, die eigenen inneren Erfahrungen eher skeptisch gegenüberstehen.

In der Politik scheint die persönliche Eitelkeit, die Profilierungs- und Profitgier, sowie das Machtdenken und die wirtschaftlichen Interessen einiger Politiker vor dem verantwortungsvollen und gewissenhaften Arbeiten für das Gemeinwohl zu stehen. Differenzierte politische Inhalte und Standpunkte im Austausch mit den Bürgern zu erarbeiten, wird oftmals zur Nebensache. Das Desinteresse an Parteipolitik nimmt in der Bevölkerung so ständig zu.

Die Wirtschaft dagegen nimmt einen kontinuierlich steigenden Einfluss auf unser Leben ein. Es dominieren der schnelle Geldgewinn und das Konsumieren von materiellen Gütern. Medienwirksame Informationen, Freizeitangebote und Reklamen ohne große Ansprüche erzeugen immer neue Bedürfnisse. Oberflächliche Befriedigungen der Sinne, zunehmende Umweltzerstörung, Verschuldung von Privatpersonen und ganzen Ländern, Arbeitslosigkeit, Armut und sozialer Ausschluss sind einige der sichtbarsten Folgen dieser Entwicklung.

Man kann natürlich versuchen die Symptome dieser Situation laufend zu mindern und dieser Entwicklung reaktiv hinterherzulaufen, doch wäre es nicht sinnvoller aktiv zu werden, alternative gesellschaftliche Modelle zu diskutieren und umzusetzen? Eines dieser Modelle ist die der „Dreigliederung der Gesellschaft“ in dem man zwischen den Bereichen des Geisteslebens, des Rechtslebens und des Wirtschaftslebens unterscheidet. Weder die Religion noch der Staat noch die Wirtschaft sollten in der Gesellschaft die Macht alleine innehaben. Ein Ausgleich zwischen diesen drei gleichberechtigten, sich selbst verwaltenden, gesellschaftlichen Bereichen, ist die beste Basis für eine menschenwürdige Gesellschaft und die Übernahme der auf individuellem Bewusstsein basierenden Weltverantwortung.

Wie kann man sich eine dreigliedrige Gesellschaft vorstellen? Im menschlichen Organismus funktionieren etwa das Nervensystem, die Blutzirkulation und das Stoffwechselsystem autonom und doch als Ganzes. So wird jemand, der dauernd die Atmung mit seinem Gehirn steuern will, bald merken, welche Schwierigkeiten das mit sich bringt. Alle drei Systeme sind gleichermaßen wichtig für das gesunde Leben des Menschen. Den drei genannten Instanzen des natürlichen Organismus entsprechen in der Psychologie die drei seelischen Funktionen des Denkens, Fühlens und Wollens.

Was bedeuten die Bereiche Geistes-, Rechts- und Wirtschaftslebens?

Der Bereich „Geistesleben“ ist verantwortlich für die Erziehung und die Schulen, die Wissenschaft, die Forschung, die Kultur und den künstlerischen Ausdruck, die Religion und die persönlichen transpersonalen Erfahrungen. Man kann ihn auch als Kulturbereich im weiteren Sinne verstehen. Es geht um die individuellen Fähigkeiten und Begabungen, sowie die persönlichen Ausdrucksmöglichkeiten und Vorlieben des Menschen und deren Entfaltung. Es gilt die Entwicklung des Menschen optimal zu fördern, und zwar unabhängig von staatlichen und wirtschaftlichen Interessen. Freiheit muss diese Entwicklung prägen, damit der Mensch ein Maximum seines Potentials in die beiden anderen gesellschaftlichen Bereiche einbringen kann. Jedes Brachliegen von Fähigkeiten durch Nichtförderung, Arbeitslosigkeit oder Desinteresse geht der Gesellschaft verloren.

Der Bereich des Rechtslebens ist verantwortlich für das Verhältnis von Mensch zu Mensch, das « Zueinander-Fühlen», wie es Steiner nennt. Es geht einerseits um Regeln des Zusammenlebens, um Abkommen und die Gesetzgebung, andererseits auch um das Auskommen in Frieden und um Fragen der Sicherheit, das heißt um die Sicherung der Gesetze. Weder Fähigkeiten noch wirtschaftliche Tätigkeiten spielen hier eine Rolle, sondern gleiche Rechte und Pflichten und die volle Mündigkeit aller Bürger stehen im Mittelpunkt.

Der Bereich des Wirtschaftlebens ist verantwortlich für die Befriedigung der natürlichen Bedürfnisse der Menschen (gesunder Egoismus). Es geht um den Austausch von Waren und Dienstleistungen in einer arbeitsteiligen Gesellschaft. Produzierte Waren und Dienstleistungen, Handel und Konsum prägen diesen Bereich.

Die konkreten Taten, die sich aus der Dreigliederungsidee entwickeln, müssen sich den örtlichen und zeitlichen Gegebenheiten anpassen.

Der dreigliedrige gesellschaftliche Organismus und die Ideale der französischen Revolution

Was haben die Ideale der französischen Revolution „Freiheit“, „Gleichheit“ und „Brüderlichkeit“ mit der Idee der dreigliedrigen Gesellschaft zu tun? Auch sie sollten einen gesellschaftlichen Entwicklungsschritt darstellen. Sie hatten allerdings bis jetzt keine Chance auf Verwirklichung, und zwar deswegen, weil immer wieder versucht wurde sie in einem herkömmlichen „eingliedrigen“ Staat zu verwirklichen, was aber nur zu Widersprüchen geführt hat. Freisein zu dürfen und Gleichsein zu müssen, wie soll das lebbar sein?

Indem man die drei Ideale den adäquaten Gliedern einer dreigliedrigen Gesellschaft zuordnet, und zwar:

Freiheit zum Geistesleben

Gleichheit zum Rechtsleben

Brüderlichkeit zum Wirtschaftsleben.

Zwei Beispiele zur Frage ob die Zuordnung auch stimmig ist: Würde man etwa die Freiheit im Bereich der Wirtschaft zulassen, käme es dann nicht zu den bekannten Auswüchsen einer freien neoliberalen Wirtschaft? Wäre die Gleichheit im Bereich des Geisteslebens und der persönlichen Entwicklung nicht genauso fehl am Platze?

Die meisten der bestehenden Parteien bekennen sich entweder zu einer liberalen (freiheitlichen), einer christlich-sozialen (brüderlichen) oder sozialdemokratischen Politik und werben auf Grund ihrer Einseitigkeit für ein „Einheitsgebräu der Mitte“.

Vertieft man sich in die Gedanken der Dreigliederung, kommt man zu dem Schluss, dass:

liberales Gedankengut und Selbstverwaltung in den Bereich der individuellen Freiheit und der kulturellen Vielfalt (Geistesleben) gehört,

die Demokratie, als die gleichberechtigte Mitbestimmung aller Bürger in den Bereich des Staates und der Gesetzesentwicklung (Rechtsleben) gehört,

der Sozialismus (die christliche Nächstenliebe, die Solidarität, die Gemeinnützigkeit) in den Bereich der Wirtschaft (Wirtschaftsleben) gehört.

Der sogenannte „dritte Weg“ (neben Privat- und Staatskapitalismus), verwirklicht wesensgerecht die Vorteile von Liberalismus und Sozialismus auf demokratischer Basis. Folgende Konsequenzen einer inadäquaten Politik könnten so vermieden werden:

anstelle von Unwissenheit, Fremdbestimmung und Abhängigkeiten gäbe es individuelle Ausbildungen und freie Entfaltung und Förderung der Fähigkeiten des Einzelnen

anstelle von Hass und Gleichgültigkeit gäbe es ein Miteinanderleben in Gleichheit sowie Toleranz und Interesse für einen vielfältigen Meinungsaustausch aller mündigen Bürger

anstelle von Begierde und egoistischer Gewinnmaximierung gäbe es Solidarität zum Wohle aller Mitmenschen.

Das natürliche Zusammenwirken der drei gesellschaftlichen Glieder

Wie schon oben erwähnt müssten die drei genannten gesellschaftlichen Bereiche autonom, mit zum Teil neu zu schaffenden Organen, verwaltet werden, wobei kein Bereich den anderen untergeordnet werden dürfte. Wie aber kann man sich deren Zusammenwirken vorstellen?

Ein bekanntes Sozialgesetz besagt, dass es einer Gesamtheit von zusammenarbeitenden Menschen umso besser geht, je weniger der einzelne die Erträgnisse seiner Leistungen für sich beansprucht, das heißt, je mehr er von diesen Erträgnissen an seine Mitarbeiter abgibt, und je mehr seine eigenen Bedürfnisse nicht aus seinen Leistungen, sondern aus den Leistungen der anderen befriedigt werden.

Unsere Gesellschaft ist bereits eine arbeitsteilige Gesellschaft, aber keine einkommensteilige. In einem „dreigliedrigen sozialen Organismus“ ist allerdings eine arbeitsteilige und einkommensteilige Gesellschaft unabdingbar nötig. Dazu muss es zu einer Trennung von Arbeit und Einkommen kommen und die Solidarität muss den Einzelegoismus ablösen.

Was muss sich ändern? Die in der Freiheit und Selbstbestimmung der menschlichen Individualität wesensmäßig gegründete Kreativität und die sich daraus ergebende Tätigkeiten (Geistesleben) sollten von jedem, in freier Entscheidung, als Arbeit in den Produktionsprozess eingebracht werden können.

Arbeit, in Form der Beteiligung an der Produktion, wird im Bereich des Wirtschaftslebens erbracht. Die Einkommensbildung entsteht wie bisher auch in diesem Wirtschaftsleben, indem ein Mensch ein Bedürfnis nach einer produzierten Ware (oder Dienstleistung) hat und diese gegen Geld erwirbt.

Aber das Einkommen, das der produzierende Mensch zu Befriedigung seiner Bedürfnisse erhält, bekommt er Form eines vertragsmäßigen Teilungsverhältnisses (Rechtslebens). Statt einer Entlohnung der Arbeit als Ware, wie bisher üblich, wird das Einkommen als ein Menschenrecht anerkannt. Weder Arbeit noch Rechte sollten gegen Waren eintauschbar sein. Geld, das ein Mitarbeiter eines Betriebes als Einkommen erhält, ist ein Rechtsdokument mit dem er als Konsument Konsumgüter am Markt erwerben kann. Geld ist ein Rechtsregulator des Wirtschaftskreislaufes.

Es ist sinnvoll das natürliche Zusammenwirken der drei Glieder noch etwas näher zu betrachten. Am Anfang des Prozesses steht also zunächst ein Bedürfnis, zum Beispiel das Bedürfnis nach einem materiellen Gut. Um dieses zu produzieren, braucht es einerseits die Geschenke der Natur, die die Grundlage zu aller Lebensfähigkeit darstellen, andererseits unzählige Fähigkeiten (Geistesleben) und eine Menge geleisteter Arbeit, bis das fertige Produkt seinen Konsumwert erhält. Indirekt ist fast die ganze Menschheit an dem arbeitsteiligen Prozess beteiligt: die Bauern und Bergleute, die Fabrikanten, die Kleider und Nahrungshersteller, die Ärzte und Lehrer, die Fahrer, die Verkäufer usw., usw.

Um all die Arbeitsschritte und Fähigkeiten zu koordinieren, braucht es Abmachungen in Form von mündlichen oder schriftlichen Verträgen (Rechtsleben). Erst wenn das Endprodukt vorliegt und jemand das Bedürfnis hat es zu kaufen, hat es erst einen wirtschaftlichen Wert und es kommt dadurch zur bereits erwähnten Einkommensbildung. Die Verteilung dieses Einkommens ist eine Frage des Vertrages zwischen denjenigen die ihre Fähigkeiten zur Herstellung des Produktes nutzbar gemacht haben (Rechtsleben). Herrscht hier parallel zur Arbeitsteilung eine gerechte Einkommensverteilung, herrscht wirkliche Gleichheit beim Zustandekommen der Kontrakte, dann kann es nicht sein, dass der Kapitalbesitzer immer reicher wird, z.B. der Dritteweltproduzent seine Fähigkeiten aber zu einem Spottpreis anbieten muss. Die Tragik unserer Tage ist, dass derjenige, der sich ärgert, dass sein Arbeitgeber ihn einfach in die Arbeitslosigkeit und in die Mittellosigkeit entlässt, oft nicht merkt, dass er durch den regelmäßigen Kauf von Billigprodukten die Arbeitskräfte in anderen Ländern genauso in die Armut verbannt.

Um eine solidarische Wirtschaft zu erreichen, der es um die bestmögliche Organisation der benötigten Leistungsprozesse zum gegenseitigen Vorteil geht, müssten Assoziationen in Form von Beratungs- und Kooperationsorganen zwischen den am Wirtschaftsprozess beteiligten, regional- und/oder branchenbezogenen Produzenten, Handel und Konsumenten auf der Grundlage der Vertragsfreiheit gegründet werden. Bedarfsermittlung, Produktionsplanung, Preisermittlung, Finanzausgleich zwischen Unternehmen, Finanzierung der Einkommen, Renten und sozial notwendiger (aber defizitärer Unternehmen) müssten ins Leben gerufen werden. Die Bedürfnisse der Kunden müssten in den Mittelpunkt des Geschehens rücken.

Eine weitere Voraussetzung für eine auf Brüderlichkeit aufbauende Wirtschaft ist die Unverkäuflichkeit von Produktionsmitteln inklusive von Grund und Boden. Dadurch würde deren Nutzungsrecht eine für die Allgemeinheit gewinnbringende Produktion ermöglichen. Dieses Recht wäre auf Nachfolger übertragbar, jedoch nicht verkäuflich. Jedes Unternehmen, das sich auf der genannten Basis aufbaut, hätte ein Recht auf einen Kredit von einer demokratischen Zentralbank, der aber mit den Geldern der verkauften Waren zurückgezahlt werden müsste. Florierende Unternehmen könnten allen am Betrieb Beteiligten höhere Gehälter auszahlen. Das Unternehmen selbst aber könnte kein Spekulationsobjekt sein. Es gäbe nämlich keinen Betriebseigentümer mehr im jetzigen Sinn. Alle Mitarbeiter wären Mitunternehmer statt Angestellte, was einen positiven Einfluss auf die Motivation aller Beteiligten hätte.

Die Wirtschaft basiert auf den Fähigkeiten der einzelnen Mitarbeiter. Die Fähigkeiten müssten in Schulen gefördert werden, in denen sich die Lehrer unabhängig von staatlicher Bevormundung (anstatt als Staatsbeamte) der individuellen Förderung der Schüler widmen könnten. Ebenso wie die Schulen müssten Universitäten und Forschungsinstitute unabhängig von Staat und Wirtschaft sein. Keine Fähigkeiten sollten brach liegen, nur weil sie vom Staatsprogramm nicht gefördert oder von der Wirtschaft gerade unerwünscht sind. So würden die Menschen zu voller Mündigkeit gelangen und in Gleichheit das Rechtsleben mitgestalten können. In diesem würden zum Beispiel das Arbeitsrecht und das Recht auf Schulbildung festgeschrieben werden. Die unter Beteiligung aller Bürger erstellten Gesetze, würden ebenso wie die Naturgesetze, den Rahmen für die wirtschaftlichen Tätigkeiten abgeben. Das Fazit wäre, dass es als Bedingung der Freiheit aller Individuen zu einer Bändigung der kapitalistischen Geldwirtschaft durch eine demokratische Rechtsordnung kommen muss.

II. Drei Vorschläge für die Entwicklung der europäischen Gesellschaft

Im Folgenden werden drei praktische Vorschläge (Direkte Demokratie, Bürgergeld, Neutrales Geld), als Basis zur Entwicklung einer dreigliedrigen europäischen Gesellschaft vorgestellt. Diese Gesellschaft sollte auf individuelle Freiheit und Bewusstsein sowie Information und Mitgestaltung aufgebaut sein, um die Bedürfnisse aller Bürger optimal zu erfüllen.

Die dreistufige Bürgergesetzgebung als Basis des demokratischen Rechtsstaates

Eine demokratische Rechtsordnung muss im Bewusstsein der darin lebenden Menschen abgebildet sein, sonst wird sie als künstlich und bürokratisch empfunden. Der Mensch sollte im Zentrum der Gesellschaftsordnung stehen und bewusst an ihrer Entwicklung teilhaben. Diese kreativ-spirituelle Dimension ist einlösbar durch die freie Beteiligung an der Möglichkeit der direkten Demokratie. Unter Direkte Demokratie wird die Bürgergesetzgebung, die die grundsätzlichen Strukturveränderungen einleitet, verstanden. Man kann Entscheidungen nur dann wirklich mittragen, wenn man nach Möglichkeit an deren Entstehung in Eigenverantwortlichkeit mitgewirkt hat. Die Bürger und Bürgerinnen als Souverän, können dann durch die ergänzende Arbeit des Parlamentes entlastet werden.

Direkte Demokratie, wie sie hier verstanden wird, meint weder demagogisch gesteuerte Referenden noch Volksbefragungen zur politischen Manipulation zugunsten von Oppositionsparteien. Das adäquate Instrument ist die von den Bürgern ausgehende dreistufige Bürgergesetzgebung, zur Verbesserung bestehender oder zum Vorschlagen neuer Gesetze.

Die drei Stufen der vorgeschlagenen Bürgergesetzgebung bestehen aus „Initiative“, „Begehren“ und „Abstimmung“.

In der ersten Initiativphase macht eine bestimmte Zahl von Bürgern einen Vorschlag für ein Gesetz inklusive Begründung. Wird dieser in einer festgesetzten Zeit nicht vom Parlament angenommen, wird in einer zweiten Phase, das Bürgerbegehren eingeleitet. Während dieser zweiten Phase werden alle Betroffenen umfassend informiert und können über die Vor- und Nachteile des Vorschlages debattieren. Dabei ist der gleichberechtigte Zugang zu den Medien eine unabdingbare Voraussetzung. Da diese Phase für den Bewusstseinsprozess ausschlaggebend ist, beansprucht sie einen angemessenen, nicht zu kurzen, Zeitraum. Auch darf die Zahl der benötigten Unterschriften nicht so hoch angesetzt sein, dass das Instrument nicht indirekt funktionsunfähig wird. Wird die vorher festgelegte Zahl der Unterschriften zur Unterstützung des Begehrens erreicht, kommt es in einer dritten Phase zu der bindenden Abstimmung.

Die Einführung der dreistufigen Bürgergesetzgebung sollte nach dem gleichen Modell erfolgen, denn die Bürger und Bürgerinnen sollen selbst entscheiden, ob sie mehr mitbestimmen wollen oder nicht.

Die gleichberechtigte demokratische Mitbestimmung in Form der dreistufigen Bürger- oder Volksgesetzgebung wird schon seit den 60er Jahren vom Kulturzentrum Achberg, zum Teil in Zusammenarbeit mit Joseph Beuys, sowie neueren Initiativen (Mehr Demokratie e.V., Omnibus – Gemeinnützige GmbH für Direkte Demokratie, Initiativ-Gesellschaft EuroVision) propagiert. Nach Beuys ist jeder Mensch ein Künstler (erweiterter Kunstbegriff), indem er seine Kreativität lebt und bewusst an der Gesellschaftsgestaltung („die soziale Skulptur“) mitwirkt.

In Luxemburg schlug der Ministerpräsident Jean-Claude Juncker in seiner Rede zur Lage der Nation am 3 Mai 2001 vor „Bei hirem Untrëtt huet d’Regierung hire Wëllen zum Ausdrock bruecht, aus eiser äifreger, mä e bëssen agefruerener Demokratie eng ze maachen, déi méi e partizipativen Touch hätt. En fait geet et net drëm, der Demokratie e méi partizipativen Touch ze gin, hir gewëssermoossen e Klaps op d’Schëller ze ginn. Wat mir wëllen, si basisdemokratesch Strukturreformen, déi de Bierger, d’Politik an de Stat méi enk mateneen a Beréierung bréngen.

Mir waarden op der Chamber hir definitiv Festleeungen zum Verfassungsreferendum, deem Referendum also, iwwert deen de Vollekssouverain d’Verfassung vum Land kann änneren. Wann dat Gerüst bis steet, befaasse mer d’Chamber mat engem Gesetz iwwert d’Aféierung vun enger sougenannter Volleksinitiativ. Dës soll enger bestëmmter Unzuel vu Wieler – mit haten un 10.000 geduecht – et erlaben eng Proposition de loi dem Parlament zouzestellen, iwwert déi d’Chamber dann och muss befannen. Lehnt se dës Gesetzespropositioun of, kann eng méi grouss Zuel vu Wieler e Referendum iwwert déi Gesetzespropositioun erzwéngen. Eng Demokratie, déi e Schrack a Richtung méi Partizipatioun soll maachen, brauch fir hiren internen Dagesfonktionement och d’Institutioun vum Biergerveoptragten, vum Médiateur, vum ‚Knouterman‘ …“

Direkte Demokratie in Form einer bewussten Verantwortungsübernahme für die gesellschaftliche Entwicklung durch informierte, gleichberechtigte Bürger könnte als Basis des demokratischen Rechtslebens (der Demokratie) dienen.

Hätten die Bürger sich für diesen Weg ausgesprochen, könnten zwei weitere Rechtsfragen als Bürgergesetzesinitiativen zur Debatte stehen, um die Realisierung der Ziele in den anderen beiden gesellschaftlichen Gliedern (Geistes- und Wirtschaftsleben) zu fördern. Beide hängen mit dem Thema Geld zusammen, denn das Recht sollte vor das Geld gestellt werden und nicht umgekehrt:

Bürgergeld als bedingungsfreies Einkommen für alle als Basis für die individuelle Freiheit im Geistesleben.

Regelung der Fragen die mit einem neutralen Geld zusammenhängen (u.a. Zinsproblematik) als Basis für Solidarität im Wirtschaftsleben.

Ein Grundeinkommen („Bürgergeld“) als Basis für die Entwicklung der individuellen Fähigkeiten

Mit „Bürgergeld“ ist ein Einkommen gemeint, das man erhält, weil man lebt, nicht um zu überleben. Ein menschenwürdiges Leben für alle muss durch die Einführung eines garantierten Grundeinkommens, d.h. eines allgemeinen Basiseinkommens für alle ohne Vorbedingungen möglich werden. Es müsste die Grundbedürfnisse nach Ernährung, Bekleidung, Wohnung, Kranken- und Pflegeversicherung abdecken. Dies würde die minimale notwendige Basis für die Ausübung einer freien individuellen Entfaltung bedeuten. Dass dies finanzierbar ist haben die betroffenen Experten längst geklärt und steht außer Frage. Außerdem würde das weltweit Produzierte, wäre es gerecht verteilt, genügen um allen Menschen ein lebenswertes Leben zu ermöglichen.

Zunächst würden die Schwächsten der Gesellschaft, die Menschen die arbeitslos, krank, behindert, unqualifiziert ... wären, davon profitieren. Aber auch all diejenigen, die im Moment nicht bezahlten Tätigkeiten nachgehen: Hausarbeit, Kindererziehung, Krankenpflege, Aus- und Weiterbildung, ehrenamtliche Verrichtungen, künstlerische Betätigungen …. Ein weiterer Vorteil wäre, dass nicht mehr irgendwelche Arbeit um jeden Preis angenommen werden müsste. Vor allem die aktuellen Mindesteinkommens- und Sozialhilfeempfänger hätten wieder die notwendige Freiheit bei der Suche nach einer Arbeit oder sinnvollen Tätigkeit. Außerdem würde das Bürgergeld manche menschenunwürdigen und stigmatisierenden Behördengänge und deren Finanzierung (Verwaltungskosten) ersparen. Auch die Folgekosten der Probleme der von Existenzängsten Betroffenen (Medikamente, Alkohol, Steuerausfall …) wären deutlich geringer.

Mehr Lebensqualität und freie Entwicklungsmöglichkeiten der Fähigkeiten und ihrer kreativen Entfaltung wären ein Gewinn für alle. Konkrete Vorschläge (z.B. Negativsteuer) von Seiten der Forschung und der Politik gibt es bereits. Z.B. das „Basic Income European Network (BIEN)“ (Links zu BIEN sowie weitere Links unter: www.mtk.lu/idd.htm) bemüht sich um die europaweite Einführung des Bürgergeldes auf individueller Basis ohne Vorbedingungen oder Arbeitsverpflichtungen.

In Luxemburg wurde 2000 von der Privatbeamtenkammer die Einführung einer Negativsteuer vorgeschlagen. Positive Reaktionen kamen etwa von der Privatbeamtenabteilung der größten Gewerkschaft oder der Arbeiterkammer und die Regierung hat ein Gutachten des Wirtschafts- und Sozialrates (CES) zur Negativsteuer angefordert.

Das „neutrale Geld“ als Basis einer solidarischen Wirtschaft zur Bedürfnisbefriedigung aller Menschen

Wenn man sich den gesunden wirtschaftlichen Prozess vergegenwärtigt, der mittels der Verwendung der vorhandenen Fähigkeiten und unter Berücksichtigung der bestehenden Gesetze die natürlichen Bedürfnisse der Menschen befriedigt, kommt das Geld zunächst gar nicht vor. Was ist denn das Geld? Geld ist ein Rechtselement und dient dem Ausdruck des Wertverhältnisses der geschaffenen Produkte. Geld selbst sollte keinen Warencharakter besitzen. Es müsste nur als öffentlich anerkanntes neutrales Verkehrsmittel zwischen den Produzierenden und den Konsumenten im Umlauf sein, statt privates Spekulationsobjekt zu sein.

Das Geld ist aber in dem Sinn nicht neutral, indem es nämlich gegenüber anderen Waren einen „Jokervorteil“ hat. Es kann nicht verderben, braucht kaum Speicherplatz, ist gegen fast alles austauschbar und der Einsatzzeitpunkt ist frei bestimmbar. Diejenigen aber, die es sich leisten können das Geld aus dem gesunden Umlauf herauszuhalten, um egoistische Gewinne zu erzielen, müssen nicht für diesen an sich unsozialen Akt eine Gebühr (etwa eine an die Allgemeinheit zu zahlende „Liquiditätsabgabe“) entrichten, sondern werden auch noch mit Zinsen belohnt. Durch die Zinseszinsen kommt es dann zu einer krebsartigen Entwicklung (exponentielles Wachstum), die den stetigen Anstieg der Armut auf Kosten weniger Privilegierter fördert. Der Spruch „das Geld arbeitet für mich“ bedeutet in Wahrheit, dass jemand den Gegenwert mit seiner Arbeit produzieren muss. Weiter sind Überverschuldung einzelner Menschen und ganzer Staaten, vor allem in der dritten Welt, sowie die Naturzerstörung, aufgrund des mit der Zinsproblematik zusammenhängenden nötigen stetigen Wirtschaftswachstums, eine logische Folge.

Durch öffentlich und privatwirtschaftlich getätigte zu verzinsende Schulden versteckt sich in jedem Preis ein großer Prozentsatz an versteckter Zinszahlung. Ohne diese wären die Preise niedriger, das heißt die Kaufkraft wäre dementsprechend größer oder die Menschen könnten weniger arbeiten, was ihrer freien Entwicklung (Fortbildung) oder ihrem Miteinander (Gestaltung der Gesellschaft) zugutekäme.

Ist ein Wandel in Richtung „neutrales Geld“ nicht eine Utopie? Viele Autoren wie Helmut Creutz, Silvio Gesell, Udo Herrmannstorfer, Margrit Kennedy, Bernard Lietaer, Werner Onken, Wilhelm Schmundt oder Dieter Suhr schlagen mehr oder weniger gangbare Alternativen zur ungesunden aktuellen Situation vor und veröffentlichen eindeutige Zahlen, die die aktuellen Entwicklungen und Verknüpfungen deutlich belegen (Links siehe www.mtk.lu/idd.htm).

Die drei genannten Vorschläge, Direkte Demokratie, Bürgergeld und Neutrales Geld, können sicher um viele anregende Vorschläge ergänzt und erweitert werden (etwa „Bodennutzungsrechte statt Bodenspekulation“ oder „sozialökologische Steuerreformen“), denn die gesellschaftliche Gestaltung ist ein Prozess, der immer neue Lösungsansätze erfordert.

Luxemburg, der 18. Mai 2002

4. ... auf dem gesellschaftlichen Integrationsweg: Psychosoziale Begleitung und garantiertes Grundeinkommen (2002)

http://www.mtk.lu/integrationsweg.html

1. Soziale Integration

Der Mensch hat drei Hauptängste: Angst vor Sinnlosigkeit, Angst vor Alleingelassensein und Angst vor Krankheit und Tod. Eine befriedigende Beschäftigung, eine soziales Beziehungsnetz und Solidarität in Notfällen sind Hauptaspekte zur Minderung dieser Ängste und sind durch eine gelungene soziale Integration in der Gesellschaft zu erlangen.

Die Grundbedürfnisse des Menschen sind hierarchich aufgebaut. Zunächst sind die körperlichen Grundbedürfnisse zu befriedigen, dann die Bedürfnisse nach Sicherheit, danach die Bedürfnisse nach Zugehörigkeit vor denen nach Anerkennung und Selbstwert. Diese kann man als Mangelbedürfnisse bezeichnen, d.h. es fehlt einem was, wenn eines dieser Bedürfnisse nicht befriedigt wird. Eine gelungene soziale Integration kann einen grossen Teil dazu beitragen diese Bedürfnisse zu stillen. Erst aufbauend auf diesen, taucht das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung auf und man ist bereit dafür Opfer zu bringen, d.h. auf dies oder jenes der oben genannten Bedürfnisse teilweise oder ganz zu verzichten. Bei ersteren Bedürfnissen ist man auf andere angewiesen, letzteres muss man schon selber tun.

Der Mensch besteht aus verschiedenen Ebenen, so etwa die körperliche, die emotionale, die mentale, die existentiell-geistige. Jede Teilpersönlichkeit des Menschen kann man je nach Entwicklungsstand auf den verschiedenen Ebenen unter vier Aspekten betrachten: ein innerer-individueller Apekt (unsichtbar) , ein äusserer-individueller (sichtbarer) Aspekt, ein innerer-kollektiver (kultureller) Aspekt und ein äusserer-kollektiver (sozialer Aspekt). Da jede menschliche Entwicklung ohne die kollektiven Aspekte, also das Beziehungsgeflecht unmöglich ist, ist eine gelungene Entwicklung ohne soziale Integration nicht denkbar.

2. Thema Arbeit und Geld: Anzustrebende Entwicklungen

Der Mensch ist ein Ganzes als Individuum und gleichzeitig ein Teil der vernetzten und arbeitsteiligen Gesellschaft. Daher ist es für ihn notwendig und von Nutzen, sowohl für die Entfaltung seines individuellen kreativen Potentials als auch zum Wohle des sozialen Ganzen, d.h. für die seelisch-körperlichen Bedürfnisse aller anderen Menschen zu arbeiten. Unsere christliche Kultur fordert „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ Indem du für ihn sorgst und er für dich, bedeutet es gerechtes Geben und Nehmen. Das Bewusstsein, für die eigenen Fähigkeiten, deren Erweiterung und Nutzung, sowie das Bewusstsein für das soziale Ganze und dessen Interdependenz sind erforderlich.

In der heutigen arbeitsteiligen Gesellschaft, in der es nicht mehr klar feststellbar ist, wer welchen Teil eines Produktes erarbeitet hat, an dem direkt oder indirekt unzählige Menschen mitgearbeitet haben, darf es keinen direkten Zusammenhang zwischen Einkommen und Arbeit mehr geben. Daraus ergibt sich eine dringend erforderliche Änderung des bestehenden Geldsystems.4 Menschliche Fähigkeiten sind keine verkaufbare Ware.

Wie im menschlichen Körper verschiedene Systeme (Atemkreislauf, Blutkreislauf, Nervensystem …) autonom und doch als Ganzes funktionieren, so können auch in der Gesellschaft autonome Bereiche mit ihren jeweiligen « Organen » sich gleichberechtigt und komplementär entfalten. Das Geld muss in dieser Gesellschaftsordnung eine absolut dienende statt eine vom Profit gesteuerte Funktion haben.

Durch folgende anzustrebende Entwicklungen können mehr Demokratie, Transparenz und Leistungsfähigkeit (Forderungen der EU-Gipfels von Laeken, 2001) erreicht werden:

Bereich KULTUR und BILDUNG

Gesellschaftliche Ebene: FREIHEIT in Form selbstverwalteter Initiativen der Zivilgesellschaft im Kultur- und Bildungsbereich (Religion, Erziehung, Bildung, Wissenschaft, Forschung, Kunst, …)

Individuelle Ebene: Sinnvolle Entfaltung des kreativen Potentials zur Verantwortungsübernahme für das soziale Ganze (statt für Partikularinteressen: Parteien, Nationen, Familienclans, Konzerne ...)

Finanzielle Ebene: Bedingungsloses Grundeinkommen für jeden Einzelnen zur Absicherung der Grundbedürfnisse (dazu Bildungsgutscheine für Alle)

Bereich STAAT und RECHT

Gesellschaftliche Ebene: GLEICHHEIT durch direkte Demokratie als Ergänzung der parlamentarischen Demokratie im staatlich-rechtlichen Bereich der Gesetze und deren Sicherung: (a)Volksinitiative, (b) Volksbegehren, (c) Volksentscheid

Individuelle Ebene: (a) den Vorschlag innerlich auf seine Stimmigkeit prüfen (b) äußerlicher gleichberechtigter Argumentenaustausch durch Information und Kommunikation (c) die persönliche Entscheidung

Finanzielle Ebene: Klärung des Geldbegriffes und Regelung der Geldfunktionen (z.B. Spekulations-, Zins- und Steuerproblematik)

Bereich WIRTSCHAFT

Gesellschaftliche Ebene: BRÜDERLICHKEIT, Solidarität, Gemeinnützigkeit und Assoziationen (statt privatem Profit und gegenseitiger Bekämpfung) im Bereich der seelisch-körperlichen Bedürfnisbefriedigung

Individuelle Ebene: Am Gemeinwohl orientierte Arbeit jedes Einzelnen für erforderliche Waren und Dienstleistungen

Finanzielle Ebene: Geldverteilung in Form von Grund- und Zusatzeinkommen (auf Grund der auf der rechtlichen Ebene festzusetzenden Richtlinien, z.B. Bedürftigkeits- oder Leistungskriterien) sowie Investitionen und Festsetzung angemessener Preise.

3. Psycho-soziale Begleitung zur Erlangung materiellen Werten und von Selbstwert

In der aktuellen Praxis, in der noch viele Menschen ihre Fähigkeiten an einen Arbeitgeber verkaufen müssen (wer „gibt“ eigentlich die Arbeit?), bleibt die Erlangung eines Arbeitsplatzes auf dem ersten Arbeitsmarkt anstrebenswert. Viele Menschen aber leben auch dann noch am Existenzminimum, was besonders in einem „reichen“ Land schwierig ist. Strukturelle gesellschaftliche Probleme werden allzu oft auf den Einzelnen abgewälzt, dem das Durchbrechen der Armutsspirale oft nicht gerade leicht gemacht wird. Neben Schuldenproblemen, Gesundheits- und Wohnungsproblemen kommen oft fast unüberwindliche bürokratische Hürden dazu. Und von den Behörden sind viele der betroffenen Menschen abhängig, da sie ohne Arbeitslosenunterstützung, Kindergeld, Erziehungsprämien und andere soziale Einkommen kaum über die Runden kommen, vor allem wenn noch mehrere Kinder zu erziehen sind.

Psycho-soziale Beratung und Begleitung als Basis einer erfolgreichen Integration muss zwei Hauptaspekte berücksichtigen:

Die Rolle des sozialen Anwaltes, des „Médiateurs“ zugunsten der Klienten wird immer dringlicher, weil die Bürokratisierung, auch im Sozialbereich, zum Teil erschreckende Ausmaße annimmt. Das äußert sich dann etwa so: Man muss oft minutenlang das Telefon klingeln lassen, um dann doch niemand zu erreichen. Während der Bürozeiten dieser Ämter aber arbeiten manche Klienten, dazu ist oft ihr Handyguthaben aufgebraucht. Wenn man Auskünfte erhält, sind sie oft unvollkommen, widersprüchlich oder schlicht und einfach falsch. Erschwerend dazu kommt, dass die Zuständigkeiten öfter wechseln, oder man wird mit dem Wirken einer anonymen Kommission abgespeist. Die einzuhaltenden Regeln sind selbst für Akademiker oft nicht nachzuvollziehen. Statt einer selbstverständlichen hilfsbereiten freundlichen Antwort, erhält man Auskünfte oft erst nachdem man den nötigen Druck ausübt. Auf diese Weise werden vielen Klienten ihre Rechte einfach vorenthalten.

Zunächst müssen den Klienten alle möglichen Informationen zugänglich gemacht werden. Oft aber genügt dies nicht und eine aktive Rolle als Vermittlers ist vonnöten. Die Rechte, die die Klienten wahrnehmen, stehen oft direkt oder indirekt mit Geldangelegenheiten in Zusammenhang. Erziehungsgeld, Arbeitslosengeld, Kindergeld, Krankenkassenrückzahlungen sowie weitere Zulagen bilden oft erst die Ergänzung der niedrigen Löhne, die es den betroffenen Familien erlaubt über die Runden zu kommen.

Den zweiten Aspekt bildet die psychologische Begleitung zur „inneren Integration“ der Lebenserfahrungen und zur Eröffnung neuer Perspektiven. In diesen Bereich gehören ebenso individuelle Ängste, Selbstzweifel, Motivationslosigkeit, Verzweiflung, Unsicherheiten, Vorurteile, mentale Blockaden und rigide Denkschemata, wie auch diverse Formen der Beziehungsschwierigkeiten, sei es mit dem Partner, innerhalb der Familie oder mit Vorgesetzen. Um in diesen Bereichen hilfreich sein zu können sind Vertrauen, emphatisches Zuhören, Unterstützung, Aufklärung und Ermutigung in einer geschützten und angenehmen Atmosphäre nötig. Hinweise auf mögliche Weiterbildungsangebote können dieses Angebot ergänzen.

4. Erster Schritt zur sozialen Integration: ein garantiertes Grundeinkommen

In der Praxis unserer Gesellschaft geschieht die soziale Integration zurzeit vorrangig mittels einer bezahlten Arbeit, als Selbständiger oder als Angestellter und dem daraus resultierenden Einkommen.

Doch in einem Wirtschaftssystem in dem eine Minorität immer reicher wird auf die Kosten der arbeitenden Mehrheit, in dem die Interessen der profitorientierten Konzerne vor soziale und ökologische Interessen gestellt werden 7 und in dem immer mehr Menschen Armut erleiden und an den Rand der Gesellschaft gedrückt werden, nicht zuletzt durch die hohen Arbeitslosenzahlen, ist es besonders schwer für Menschen mit wenig Qualifikation und persönlichen und sozialen Problemen eine lohnabhängige Arbeitsstelle und eine befriedigende soziale Integration zu ermöglichen. Immer prekärere und unsichere Arbeitsplätze oder deren Verlust sind angesichts der Entwicklungen rund um den GATS („General Agreement on Trade in Services“) nicht auszuschließen.

Aus dem Grund, dass die Schätze der Erde eigentlich niemand prioritär und exklusiv gehören sollten und um ein menschenwürdiges Leben für alle zu garantieren, sollte jedem ein garantiertes Basiseinkommen ohne Vorbedingungen zustehen. Dieses würde man erhalten, weil man lebt, nicht um zu überleben. Es müsste die Grundbedürfnisse nach Ernährung, Bekleidung, Wohnung, Kranken- und Pflegeversicherung abdecken. Dies würde die minimale notwendige Basis für die Ausübung einer freien individuellen Entfaltung bedeuten. Dass dies finanzierbar ist, haben die betroffenen Experten längst geklärt und steht außer Frage. Außerdem würde das weltweit Produzierte, wäre es gerecht verteilt, genügen, um allen Menschen ein lebenswertes Leben zu ermöglichen. Dass es nicht an Geld mangelt, zeigen die jeweiligen Steuererleichterungen, aber nur die Besserverdienenden profitieren davon. Die Einführung einer Negativsteuer 8 wäre ein Impuls in die richtige Richtung.