Mein Freund René Descartes - Heinz Duthel - E-Book

Mein Freund René Descartes E-Book

Heinz Duthel

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Beschreibung

Doch wie sollte es nicht? Bin nicht ich selbst, der jetzt fast an allem zweifelt, der dennoch manches einsieht, der behauptet, dies sei wahr, der das übrige leugnet, der mehr wissen möchte, der sich nicht täuschen lassen will, der vieles selbst gegen seinen Willen in der Einbildung hat, vieles auch, wie von den Sinnen kommend bemerkt. Mag ich immerhin stets schlafen, mag immerhin mein Schöpfer so viel an ihm liegt mich täuschen, ist nicht dies alles trotzdem ebenso wahr, wie das Ich bin? Ist irgendetwas davon von meinem Bewusstsein trennbar oder lässt sich von irgendetwas davon behaupten, dass es vor meinem Ich getrennt sei? Denn dass ich es bin, der zweifelt, der einsieht, der will. Das ist so offenbar das ist durch nichts noch augenscheinlicher gemacht werden kann.

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Mein Freund René Descartes

Ich bin. Ich existiere! Das ist gewiss. Wie lange aber bin ich?

Schon vor einer Reihe von Jahren habe ich bemerkt, wie viel Falsches ich in meiner Jugend als wahr habe gelten lassen und zweifelhaft alles ist, was ich hernach darauf aufgebaut und dass ich daher einmal im Leben alles von Grund aus umstoßen und von den ersten Grundlagen an neu beginnen müsse.

Wenn ich endlich einmal etwas Festes und Bleibendes in den Wissenschaften ausmachen wolle.

Und da trifft es sich günstig, dass ich heute meinen Geist von allen Sorgen befreit habe, dass ich mir ein sicheres Museum einsamer Zurückgezogenheit verschafft habe.

So will ich den endlich ernsten und freien Sinnes zu diesem allgemeinen Umsturz meiner bisherigen Meinungen schreiten.

Alles nämlich, was ich bisher am ehesten für wahr angenommen, habe ich von den Sinnen oder durch Vermittlung der Sinne empfangen.

Nun aber bin ich dahinter gekommen, dass diese uns bisweilen täuschen. Und es ist ein Gebot der Klugheit, niemals denen ganz zu trauen, die auch nur einmal uns getäuscht haben.

Indessen mögen uns auch die Sinne mit Bezug auf zu kleine und entfernte Gegenstände bisweilen täuschen.

So gibt es doch am Ende sehr vieles andere, woran man gar nicht zweifeln kann, wenn es gleich aus denselben Quellen geschöpft ist.

So zum Beispiel, dass ich jetzt hier bin, dass ich mit meinem Winterjacke angetan am Kamin sitze, dass ich dieses Papier in der Hand halte und ähnliches.

Vollends, dass dies meine Hände, dass dieser gesamte Körper der meine ist, wie könnte man mir das abstreiten? Vortrefflich.

Als wenn ich mich nicht senne, dass ich auch sonst durch ähnliche Gedankengänge im Traum irregeführt worden bin, denke ich einmal aufmerksamer hierüber nach.

So sehe ich ganz klar, dass niemals Wachen und Traum nach sicheren Kennzeichen unterschieden werden können, sodass ich ganz betroffen bin und diese Betroffenheit selbst mich beinahe in der Meinung bestärkt, dass ich träume.

Sei es, wenn wir träumen, mögen wirklich alle jene Einzelheiten nicht wahr sein, dass wir die Augen öffnen, den Kopf bewegen, die Hände ausstrecken?