Mit der Nadel zur Heilung - Georg Weidinger - E-Book

Mit der Nadel zur Heilung E-Book

Georg Weidinger

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Beschreibung

Die Akupunktur, die Therapie mit Nadeln, ist die bei uns wohl bekannteste Methode der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Sie ist eine von der WHO, der "World Health Organisation", anerkannte Behandlungsmethode. Doch sie kann viel mehr als man es ihr zutraut und als es die Krankenkassa bezahlt. Besonders bei psychischen Problemen, bei Burnout, bei Regel- und Wechselbeschwerden, bei Verdauungsproblemen, bei Stress-bedingten Erkrankungen, bei Allergien und Unverträglichkeiten, bei Autoimmunerkrankungen und bei Schmerzen kann die Akupunktur wahre Wunder vollbringen. Die Voraussetzung dafür ist, dass man die Akupunktur mindestens einmal pro Woche, idealerweise sogar täglich oder auch mehrmals täglich, durchführt. Das schafft man meist nur, wenn man sich selbst akupunktiert und dadurch die Wirkung der Akupunktur einer Ärztin oder eines Arztes, einer Heilpraktikerin oder eines Heilpraktikers deutlich verstärkt. Wenn man merkt, wie gut einem die Therapie mit Nadeln tut, kann man sie auch ohne ärztliche Begleitung durchführen. Doch da gibt es einige Dinge zu beachten, damit die Akupunktur sicher bleibt und man die eigene Gesundheit nicht in Gefahr bringt. Dafür ist dieses Buch. Dr. Georg Weidinger, ein erfahrener österreichischer Arzt und Akupunkteur, ist Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Traditionelle Chinesische Medizin (OGTCM) und unterrichtet TCM und Akupunktur seit vielen Jahren nicht nur für Ärztinnen und Ärzte, sondern auch für verschiedenste Berufsgruppen und Laien. Mit diesem Buch möchte er dazu beitragen, den Siegeszug dieser nicht-medikamentösen Therapie bei uns hier im Westen fortzusetzen. Durch die sichere Selbstanwendung sollen Berührungsängste mit der Behandlungsmethode abgebaut werden und der Beigeschmack des Elitären verschwinden.

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Seitenzahl: 209

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Mit der Nadel zur Heilung

Dr. med. Georg Weidinger

Das Buch:

Das Buch beschreibt in einfacher und verständlicher Weise die Möglichkeit, sich selbst zu akupunktieren. Basis dafür ist die chinesische und japansche Akupunktur sowie die Akupunktur des Ohres.

Der Autor:

Dr. med. Georg Weidinger ist Arzt, Autor, Dozent, Yogalehrer und Musiker. Einen großen Teil seiner Zeit widmet er der Weitergabe seines Wissens und seiner Erfahrungen, die er als Mensch und Arzt in den letzten vierzig Jahren gemacht hat. Er ist Präsident der Österreichischen Gesellschaft für TCM und bringt sowohl Laien als auch Ärztinnen und Ärzten die Kunst der Traditionellen Chinesischen Medizin bei. Georg Weidinger lebt mit seiner Frau, den drei Kindern und vielen Tieren in Forchtenstein im österreichischen Burgenland.

Mit der Nadel zur Heilung

Akupunktur zur Selbstanwendung

von

Dr. med. Georg Weidinger

OGTCM Verlag

Erklärung: Dieses Buch kann ärztlichen Rat nur ergänzen, nicht jedoch ersetzen. Haben Sie gesundheitliche Probleme oder den Verdacht derselben, wenden Sie sich bitte immer an Ihren Arzt oder Ihre Ärztin. Jede Anwendung der in diesem Buch angeführten Ratschläge geschieht nach alleinigem Gutdünken der Leserin, des Lesers. Autor, Verlag, Berater, Vertreiber, Händler und alle anderen Personen, die mit diesem Buch in Zusammenhang stehen, übernehmen keine Haftung für eventuelle Folgen, die direkt oder indirekt aus den in diesem Buch gegebenen Informationen resultieren oder resultieren können. Alle Angaben in diesem Buch erfolgen, trotz sorgfältiger Bearbeitung, ohne Gewähr. Eine Haftung des Verlags oder des Autors ist ausgeschlossen.

www.ogtcm.at

1. Auflage 2023

ISBN Hardcover: 9783989420069

ISBN E-Book: 9783904098076

Dr. med. Georg Weidinger ° Mit der Nadel zur Heilung

Alle Rechte vorbehalten!

Copyright © 2023 Dr. med. Georg Weidinger

OGTCM Verlag, 7212 Forchtenstein, Österreich

Bestellung & Vertrieb: NOVA MD GmbH, 83377 Vachendorf, Deutschland

Satz: Georg Weidinger

Sämtliche Fotos und Abbildungen: Georg Weidinger

Models für die Bilder: Sandra und Georg Weidinger

Foto „Georg Weidinger” am Cover : © 2022 Sandra Weidinger

Umschlaggestaltung: Lisa Wirth

Druck und Bindung: Drusala, 73801 Frydek-Mistek, Tschechien

Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort3

2. Einleitung7

3. Was ist Akupunktur?13

4. Wie wirkt die Akupunktur?14

5. Der Akupunkturpunkt17

6. Wann wirkt die Akupunktur besonders gut?20

7. Ist das alles nicht nur Placebo?24

8. Wann darf ich die Akupunktur bei mir anwenden? Wann nicht?27

9. Gibt es Nebenwirkungen?30

10. Meine erste Selbst-Akupunktur35

11. Wie finde ich die perfekte Stelle?41

12. Die Grundlagen der TCM43

13. Wie wird man chinesisch krank?55

14. Die fünf Funktionskreise60

15. Die Meridiane65

16. Die Akupunktur des Nan Jing76

17. Die fünf Shu-Punkte (antiken Punkte, Transportpunkte) Teil 181

18. Die chinesische Diagnose96

19. Die Zunge105

20. Der Puls111

21. Die fünf Shu-Punkte (antiken Punkte, Transportpunkte) Teil 2121

21.1 Einschub: Untere Meer-He-Punkte (Xia He Xue)136

22. Was kann ich mit diesen Punkten jetzt alles behandeln?141

23. Die fünf Elemente-Punkte146

24. Die Chrono-Akupunktur157

25. Die Behandlung von Schmerzen159

26. Die Heilung der Mitte172

27. Die Ohrakupunktur195

27.1 Das NADA-Protokoll202

28. Die Behandlung der Psyche205

29. Die Akupunkturpunkte dieses Buches:213

30. Register215

1. Vorwort

Akupunktur ist eine effektive Methode, um vor allem Schmerzen, Allergien, psychische Probleme, Regel- und Wechselbeschwerden, Verdauungsprobleme und vieles mehr zu behandeln. Die Voraussetzung dafür ist, dass die Akupunktur häufig, idealerweise mehrmals die Woche, täglich oder sogar mehrmals täglich angewandt wird. Dafür fehlt mir in meiner Arztpraxis leider die Zeit. Ich empfehle den Patientinnen und Patienten daher die Selbstanwendung mittels Akupressur, einer Methode, die gut ist, aber nicht so stark wirkt. Ideal ist die SICHERE SELBSTANWENDUNG der Akupunktur. Doch auch dafür brauche ich viel Zeit, um den Patientinnen und Patienten das beizubringen.

2023 war es dann soweit: Das Bedürfnis der Patientinnen und Patienten in unserer Praxis nach Akupunktur war so groß, dass ich mich entschied, ein Akupunktur-Seminar speziell für die Selbstanwendung ins Leben zu rufen. Wir kündigten den Termin auf Facebook an und eine Stunde später war der Kurs ausgebucht. Wir gaben noch einen zweiten Termin her, der war eine Stunde später auch wieder ausgebucht und wir hatten über hundert Personen auf einer Warteliste!

Ich versprach, mein Wissen aus vierzig Jahren Akupunkturerfahrung niederzuschreiben, und zwar so, dass es alle, nicht nur Ärztinnen und Ärzte, verstehen und nachvollziehen können. Das ist das nun vorliegende Buch.

Diese Form der Akupunktur ersetzt nicht die fachmännische Akupunktur einer Ärztin oder eines Arztes. Im Gegenteil, sie verstärkt deutlich ihre Wirkung und unterstützt dadurch die medizinische Behandlung. Und das muss einem jeden Arzt, einer jeden Ärztin, nur Recht sein, dass Betroffene selbst an ihrer Genesung arbeiten.

Können Sie sich an „Ötzi“ erinnern, die Mumie, die im September 1991 in den Tiroler Alpen entdeckt worden ist? Der mehr als fünftausend Jahre alte Steinzeitmensch trägt 61 Tätowierungen an seinem Körper. Ein Teil davon entspricht Akupunkturpunkten. Offensichtlich dienten sie als Vorlage zur Selbstbehandlung, in seinem Fall bei Schmerzen und Verdauungsproblemen. Also, wenn Ötzi es geschafft hat, sich selbst zu akupunktieren, warum sollten Sie es dann nicht auch können?

Es gibt mehr als 100 verschiedene Arten zu akupunktieren. Mein Lehrer Dr. François Ramakers sagte immer: „Du wählst die, die dein Patient überlebt!“ Das hat er humoristisch gemeint, birgt aber eine tiefe Wahrheit in sich. In dem Werk „Nan Jing – Der Klassiker der Schwierigkeiten“, verfasst etwa 200 nach Christus, wird eine Form der Akupunktur vorgestellt, bei der man nur fünf Punkte eines jeden Meridians verwendet. Diese befinden sich alle zwischen Hand und Ellenbogen oder zwischen Fuß und Knie. Das Großartige an dieser Methode ist, dass bei dieser Form der Akupunktur keine lebensnotwendigen Organe verletzt werden können. Diese Art der Akupunktur wurde dann prägend für die japanische Akupunktur, eine sichere und ungefährliche Form der Akupunktur, wenn man bestimmte Regeln einhält.

Diese nehme ich als Vorlage für jene Akupunktur, die Sie bei sich selbst anwenden können. Dazu kombinieren wir noch Punkte aus der Ohrakupunktur, um Ihnen ein sicheres, effektives und bewehrtes Mittel gegen Ihre Beschwerden in die Hand zu legen.

Kennen Sie die „Thrombose-Spritze“? Das ist eine Spritze, mit Heparin gefüllt, einem Stoff, der die Blutgerinnung hemmt, die man sich dann selbst unter die Haut spritzen soll, wenn man zum Beispiel nach einer Operation nicht aufstehen kann und bereits zu Hause ist oder wenn man einen Langstreckenflug in der Holzklasse zu absolvieren hat. Hier bekommen Sie auch eine ärztliche Anleitung, sich selbst eine Nadel zu stechen. Doch diese Nadel ist viel dicker als unsere Akupunkturnadel, da bei Ersterer ja eine Flüssigkeit durch die Nadel in den Körper hinein soll. Auch stechen Sie diese Nadel bis ins subkutane Fettgewebe. So tief kommen wir mit unserer Akupunkturnadel nicht. Sie werden sehen, „keine große Sache ...“!

Jetzt müssen Sie es nur noch tun, die kleinen Nadeln in Ihre Haut stechen, genau nach Anleitung, nach Ihrem eigenen Empfinden und mit der Zeit nach Ihrem persönlichen Erfahrungsschatz. Tatsache ist, dass SIE IHREN Körper am allerbesten kennen! SIE spüren ganz genau, ob die Stelle für die Nadel passt! Kein Arzt und keine Ärztin kann das empfinden, was Sie selbst bei Ihrer Eigenakupunktur empfinden. Und das ist die Stärke dieser Methode: Wenn Sie sich gut Zeit geben, Ihren eigenen Körper kennenzulernen, achtsam und wertschätzend mit ihm umgehen, auf das hören, was er Ihnen sagt und dann noch darauf zu reagieren, sind Sie am richtigen Weg!

Doch nur mit ein paar feinen Nadeln in die Haut stechen ist es nicht getan. Sie sollen auch verstehen, warum Sie Ihre Beschwerden haben und warum ausgerechnet an dieser oder jener Stelle. Mit diesem zusätzlichen Wissen können Sie Ihren Körper gezielt stärken, die wahre Ursache beheben und Fehler des Alltags, die Ihrem Körper nicht so bekommen, vermeiden. So knapp wie möglich werde ich es Ihnen darstellen, um den Rahmen des Buches nicht zu sprengen.

Aus Erfahrung möchte ich Ihnen empfehlen, dass Sie einmal einen Akupunktur-Arzt oder -Ärztin auf Ihre Finger schauen lassen, während Sie sich selbst akupunktieren. Das kann bei einem Seminar sein oder in der Arztpraxis, ganz egal. Der Kollege oder die Kollegin kann Ihnen dann sicherlich Tipps aus der Erfahrung geben. Oder vielleicht ist es dann schon umgekehrt ...?

Mir bleibt nur noch, Ihnen viel Freude mit der Akupunktur zu wünschen und viele heilende Aha-Erlebnisse mit Ihrem Körper, Ihrer Seele und Ihrem Geist!

Ihr Georg Weidinger

2. Einleitung

1950 versprach Mao Zedong jedem Bürger der Volksrepublik China einen Arzt. Er hätte seinen Landsleuten am liebsten nur westliche Ärzte präsentiert, doch die hatte er nicht. Aus der Not heraus sandte er seine Soldaten ins Land hinaus, um all die Meister der alten Chinesischen Medizin zusammenzusuchen und mit ihnen eine Universität zu befüllen. Die traditionelle Medizin Chinas war mit 1900 verboten worden und so ließen sich nur noch ein paar greise Meister finden. Mao Zedong trat vor die Mediziner und sagte: „Ich will innerhalb von sechs Monaten Ärzte haben!“ Die Meister schüttelten verzweifelt die Köpfe: „Das geht nicht! Das kann kein Mensch lernen!“, sprachen sie. Doch Mao Zedong setzte sich durch. Er vereinfachte das System der Akupunktur und der Kräutermedizin, ließ Fächer wie „Anatomie“ ganz weg und bekam nach sechs Monaten seine ersten Ärzte. Vom Volk wurden diese „Bloßfüßige“ genannt. Viele Chinesinnen und Chinesen verstarben an ihrem Unwissen und der fehlenden Erfahrung. So stachen sie Akupunkturnadeln vom Nacken her ins Gehirn oder zwischen den Rippen hindurch und verletzten innere Organe.

Das ist der Grund, warum das Medizinstudium bei uns mindestens sechs Jahre dauert. Um die Medizin in ihrer ganzen Fülle anwenden zu können, sollten Sie daher Medizin studieren. Wissen schützt vor Fehlern und rettet Leben.

Für die Akupunktur, die Sie bei sich selbst ausführen, bitte ich Sie, sich genau an meine Anweisungen zu halten. Dann werden Sie Schritt für Schritt die volle Kraft der Akupunktur erleben und sich dabei selbst nie in Gefahr bringen.

Damit Sie meine Motivation verstehen, dieses Buch zu schreiben, möchte ich Ihnen meine Geschichte erzählen:

Ich wuchs in einem Ärztehaushalt auf. Mein Vater war Internist, meine Mutter arbeitete in seiner Arztpraxis, organisierte alles und hielt ihm den Rücken frei. Bei uns zu Hause wurde ständig über Medizin und über Krankheiten geredet. So kann ich mich gut an die sonntäglichen Mittagessen erinnern, bei denen unser Vater oftmals lange schwieg, bis er schließlich hervorbrachte, wer „ihm denn wieder gestorben war“.

Mein Vater hatte den Blick des Gefäßspezialisten. So sah er gerne Leuten hinterher, um anschließend aus ihrem Gangbild eine medizinische Diagnose zu postulieren. Mein Vater war sehr fleißig und sehr kreativ. Er publizierte mehr als hundert Studien und entwickelte Geräte, damit Patientinnen und Patienten ihre schlechte Durchblutung der Beine „wegtrainieren“ konnten. Bei Gefäßspezialisten ist das „Gehtraining nach Dr. Weidinger“ noch immer in aller Munde.

Ich ging noch in den Kindergarten, als er mich schon zu den Hausbesuchen mitnahm. Dabei erklärte er mir medizinische Belange wie einem Kollegen, erklärte mir, wie man infiltrierte und Injektionen gab. Intramuskulär, intravenös, subkutan, ich lernte alles und beobachtete jeden seiner Handgriffe. Mein Vater war noch von der alten Schule, ein guter Handwerker, der lieber tat als delegierte, der lieber einen Therapieversuch startete als noch eine Untersuchung in Auftrag zu geben. Sein Erfolg gab ihm recht. Neben seiner Arztpraxis war er auch ärztlicher Leiter von verschiedenen Krankenhäusern in Wien, ein Krankenhaus nach dem anderen, versteht sich.

Mit zehn Jahren bekam ich Asthma bronchiale. Ich ging zu meinem Vater und sagte: „Papa, ich bekomme keine Luft!“ Mein Vater blickte auf von seiner Zeitung. „Du hast Asthma bronchiale. Das ist nicht gefährlich. Ich habe noch nie jemandem an Asthma bronchiale sterben sehen. An Asthma cardiale, dem Herzasthma, schon!“ Dazu muss man sagen, dass mein Vater nicht nur Angiologe, also Gefäßspezialist, sondern auch Kardiologe, also Herzspezialist, war. „Und wenn du was brauchst, dann nimmst du dir etwas!“ Damit sprach mein Vater unseren Apothekerschrank im Wohnzimmer an, der vollgefüllt war mit Ärztemustern. Ärztemuster sind Medikamente, welche die Pharmafirmen Ärztinnen und Ärzten schenkten, damit sie immer die neuesten Medikamente zur Verführung hatten. So konnten sie diese ihren Patientinnen und Patienten anbieten oder einfach selbst schlucken. Für Letzteres hortete mein Vater diese in unserem Wohnzimmer.

In den darauffolgenden Jahren war unser Wohnzimmerapothekerschrank mein bevorzugtes Spielzimmer und die Beipackzettel all der Medikamente meine bevorzugte Lektüre. Was es da alles zu lesen gab! Unglaublich, was ein einzelnes Medikament alles im Körper anstellen konnte, wenn man einmal neben der Hauptwirkung, wofür man ja eigentlich das Medikament nahm, all die Nebenwirkungen berücksichtigte! Ich schluckte und inhalierte in den darauffolgenden Jahren alles, was irgendwie mit „Atemnot“, „Asthma bronchiale“ und „Allergie“, weil die bekam ich dann auch noch, zu tun hatte. So bekam ich meine ersten Mitesser mit elf, als ich Cortison schluckte, schlechte Noten, Sodbrennen und Migräne, als ich auf Grund eines Euphyllinpräparates nicht mehr schlafen konnte, noch schlechtere Noten und Wortfindungsstörungen, als ich ein neuartiges Antihistamin zu mir nahm, welches mir den Kopf vernebelte. Die Nebenwirkungen wirkten bei mir sensationell. Meine Atemnot ließ das kalt. Mit sechzehn Jahren begann ich eine Desensibilisierung wegen meiner Allergien und fuhr dafür zweimal pro Woche nach Wien für eine subkutane Spritze. Auch hier waren die Nebenwirkungen bemerkenswert: Ich bekam leichtes Fieber und große Müdigkeit. Nach zwei Jahren beendete ich diese Tortur, indem ich vor einer Kontrolle ein für mich bewährtes Antihistamin schluckte, worauf die Allergen-Testung an der Haut nichts ergab und ich als geheilt entlassen wurde ...

Mit siebzehn Jahren schickte mich meine Mutter zu einer damals neuen Methode, dem Biofeedback. Der Arzt hatte sich für mich, den Chefarztsohn, extra viel Zeit genommen. Das Biofeedback ergab nichts, brachte nichts. Der Arzt schlug eine andere Therapie vor: Ich sollte mein Elternhaus verlassen und ausziehen. Als ich das zu Hause erzählte, schrie mein Vater herum und meine Mutter weinte, die übliche Reaktion in unserer Familie zur Konfliktlösung. Mein Vater war ein begnadeter Arzt, als Familienvater hatte er, vorsichtig formuliert, so seine Schwächen.

Es ist bekannt, dass Asthma bronchiale viel mit der Psyche und den Gefühlen zu tun hat. Doch dafür konnte ich nichts schlucken. Meine Gefühle lebte ich zur damaligen Zeit in der Musik aus, da ich Klavier spielte und komponierte.

Dann fiel mir noch eine Therapie ein: Akupunktur. Ich besuchte eine junge Ärztin im neunten Wiener Gemeindebezirk. Ich erzählte ihr von meinen Beschwerden und sie akupunktierte mich, einmal die Woche, fünf Wochen lang. Dann brach ich die Therapie ab: Außer, dass die Akupunktur wirklich schmerzte, bemerkte ich gar nichts.

Ich studierte Medizin mit der Absicht, Lungenfacharzt zu werden. Nach dem Medizinstudium fing ich auch sofort auf einer Lungenabteilung an. Ich hatte mich dort bereits vorgestellt und mir war eine Facharztstelle in Aussicht gestellt worden. Doch die hatten dort nichts an Therapien, was ich nicht selbst schon probiert hatte. Enttäuscht zog ich weiter und landete in einer Ausbildungsstelle für Neurologie. Dort war die Arbeitsbelastung so massiv, dass ich eine Dienstwohnung am Gelände bezog, weil die Zeit, nach Hause zu fahren, nicht ausreichte. Mehrmals die Woche ging ich ins Ärztezimmer und ließ mir eine Euphyllin-Infusion im Schuss in die Vene laufen. Bei den Patienten läuft die Infusion über mindestens eine Stunde, wegen des starken Herzklopfens.

Trotzdem veränderte die Neurologie meinen Weg. Einer der Oberärzte war der berühmte Professor Meng, Neurologe und Akupunkteur, und er erinnerte mich an die Akupunktur. Diesmal wollte ich sie selbst ausprobieren. Ich kaufte mir ein Akupunkturbuch von Frau Professor Gertrude Kubiena, ein Buch, das sie später als ein „Kochrezeptebuch“ beschreiben würde, und stach mir ein paar wenige Punkte. Auf einmal war mein Asthma weg! Ich war von der Wirkung der Akupunktur so angetan, dass ich mich ein Monat lang jeden Tag mindestens einmal akupunktierte, jeweils immer nur zwei bis drei Punkte. Mein Asthma kehrte nie wieder in der Form, wie ich es gekannt hatte, zurück. Was blieb, war eine tiefe Erschöpfung, von der Arbeit und der Krankheit über all die Jahre. Also zog ich die Konsequenz: Ich kündigte an der Neurologie, machte meine Ausbildung zum Allgemeinmediziner fertig und begann meine „wahre Ausbildung“ in der Traditionellen Chinesischen Medizin ...

Eine Erfahrung mit der Akupunktur habe ich Ihnen noch unterschlagen: Als ich vierzehn Jahre alt wahr, hatten wir zu Hause einen Reitstall und ich ein Pferd. Vier weitere Pferde waren bei uns eingestellt. Mein Pferd hatte ich vom Schlachter weggerettet. Er war ein russisches Warmblut und war bereits mit drei Jahren auf Springturniere geführt worden, viel zu früh, was seine Sehnen schwer belastet hatte. Als ich ihn kennenlernte, war seine linke vordere Fesselsehne stark geschwollen und er lahmte immer wieder. Da er in dem Schulbetrieb, wo er lief, nicht mehr tragbar war, sollte er geschlachtet werden. Wir kauften ihn für den Schlachtpreis und ich arbeitete ganz vorsichtig mit ihm. Zwei Jahre lang baute ich ihn auf. Dabei nutze ich eine Methode für die Sehnen, die ich in der Tiermedizin kennengelernt hatte: „Sticheln“. Hierbei wird mit einer Nadel ganz oft in die verletzte Sehne gestochen, damit gesundes Gewebe in die vernarbte Sehne einwächst und so die Sehne regeneriert. Diese Methode habe ich mit einer feinen Nadel bei der Sehne meines Pferdes angewandt. Da er mir vertraute, ließ er mich gewähren und heilte. Meine erste Akupunktur, ohne dass ich es so nannte, und das bei einem Pferd. Den Pferden blieb ich auch über die Jahre treu und so akupunktiere ich Pferde seither immer wieder, bei den verschiedensten Beschwerden. So habe ich mir Reitstunden für unsere Mädchen erarbeitet ...

Was mich meine Geschichte gelehrt hat: Oft ist man selbst der Einzige, der an die eigene Heilung glaubt! Und oft ist man als Patient gezwungen, die eigene Genesung selbst in die Hand zu nehmen!

Darum möchte ich Ihnen die Akupunktur ans Herz legen und bitte Sie, dieses Buch Schritt für Schritt, Kapitel für Kapitel, durchzugehen. Nehmen Sie sich viel Zeit für die Erfahrung mit Ihrem Körper! Erzwingen Sie nichts! Zu viel und zu schnell bedeutet Stress für den Körper und der ist, oft genug, der Hauptauslöser vieler unsere Beschwerden. Also bei der Selbstheilung keinen Stress!

Meinen Studentinnen und Studenten sage ich immer wieder: „Jede einzelne Akupunkturnadel verbraucht das Qi, die Energie, deines Patienten, deiner Patientin! Wähle daher jede einzelne Nadel mit Bedacht! Weniger ist mehr! So wenig Nadeln wie möglich! Wenn du es mit einer einzigen Nadel schaffst, dann hast du es verstanden ...!“

3. Was ist Akupunktur?

Der lateinische Begriff „acus“ bedeutet Nadel und „pungere“ heißt stechen. Bei der Akupunktur werden Nadeln in genau definierte Punkte des Körpers gestochen, um einen therapeutischen Effekt zu erzielen.

Mein Lehrer François Ramakers hat gesagt: „Akupunktur ist nicht das Stechen von Nadeln, sondern das Erzielen eines Effektes durch das Stechen von Nadeln.“ Man muss also genau wissen, wo die Nadel hingehört, damit etwas im Körper passiert. Einfach nur so herum zu stechen kann jeder. Aber dass dann die richtigen Prozesse in Gang gesetzt werden, ist die hohe Kunst.

In der chinesischen Sprache gibt es keinen eigenständigen Begriff für Akupunktur. Zhenjiu bedeutet Nadel (Zhen) und Moxibustation (Jiu). Moxibustation ist jene Methode, bei der man die Körperoberfläche erwärmt, traditionell dadurch, dass man Moxakraut angezündet und die Moxazigarre nahe der Haut gehalten hat. Der Begriff Zhenjiu zeigt an, dass in China Akupunktur keinesfalls eine Einzelmethode ist, sondern mit anderen Methoden wie gezielter Wärmetherapie kombiniert wird. In der Traditionellen Chinesischen Medizin(TCM) verwendet man dann noch Medikamente, die sogenannten Kräuter, welche Bestandteile aus dem Pflanzen-, Tier- und Mineralreich einsetzt, Massagen, Bewegungsübungen, Ernährungsvorschriften und vieles mehr. Aber dazu später.

4. Wie wirkt die Akupunktur?

Sehr viel Anstrengung wurde im Westen investiert, um nachzuweisen, was alles im Körper passiert, wenn man eine Nadel in die Haut sticht: Das Nervensystem wird aktiviert, sowohl das Gehirn als auch der jeweilige Nerv in dem Gebiet, wo die Nadel gestochen wird. Eine Reihe von Hormonen und Botenstoffen werden vermehrt ausgeschüttet, darunter im Gehirn Endorphin, welches Schmerzen unterdrückt und die Stimmung aufhellt, Serotonin, unser körpereigenes Antidepressivum, und das CRH, das „Cortisol Releasing Hormone“, welches zu einer Cortisol-Ausschüttung in der Nebenniere führt. Cortisol, das körpereigene Cortison, bremst Entzündungen und macht uns in der richtigen Dosierung stressresistenter. Weiters wird in der Hypophyse, der Hirnanhangdrüse, noch ACTH vermehrt ausgeschüttet, welches generell alle Hormone der Nebennierenrinde in ihrer Produktion anregt. Darunter finden sich neben Cortisol noch männliche und weibliche Sexualhormone, was teilweise die Wirkung der Akupunktur auf Fruchtbarkeit, Zyklusbeschwerden und sexuelle Lust erklärt, und Aldosteron mit Einfluss auf den Mineralstoffwechsel.

Neueste Hirnforschung zeigt, dass die Akupunktur verschiedene Zentren des Gehirns beeinflusst, welche für die Schmerzwahrnehmung und -verarbeitung zuständig sind. Akupunktur beeinflusst das Schmerzgedächtnis, etwas, was Schmerztabletten nicht können. Schon alleine der Einstich in die Haut mit seinem Mini-Schmerz unterdrückt andere Schmerzen und hemmt die Schmerzleitung auf der Ebene des Rückenmarks.

Weiters konnte belegt werden, dass Akupunktur gegen Stress und Angst wirksam ist, beides Hemmfaktoren des Immunsystems, das autonome Nervensystem reguliert (den Sympathikus, den „Erreger“, entspannt) und auch direkt das Immunsystem stärkt. Dabei setzt die Akupunktur an mehreren Stellen der Immunregulation an: Die Leukozyten, die weißen Blutkörperchen, steigen an, Makrophagen und „Natural Killer Cells“, natürliche Killerzellen, werden mehr, T-Helfer-Lymphozyten werden vermehrt gebildet.

Stellen Sie sich die Akupunktur wie ein Training des Immunsystems vor. Mit jeder einzelnen Nadel macht man eine ganz kleine Wunde, die der Körper verheilen muss. Dabei nimmt die Nadel auch einzelne Hautkeime von der Oberfläche in die Tiefe mit, die zusätzlich abgetötet werden müssen. Ich provoziere also mit jedem Nadelstich eine Mini-Wundheilung und Mini-Infektionsbekämpfung und kurble dadurch die allgemeine Heilungstendenz des Immunsystems an. Lokal erkennt man die Zeichen der Entzündung Rötung (Rubor), Schwellung (Tumor), Wärme (Calor), Schmerz (Juckreiz, Dolor).

Eine Wunde kann der Körper nicht ignorieren! Die oberste Maxime unseres Immunsystems lautet: Verschließe die Oberfläche! Nur so verhindert das Immunsystem, dass Angreifer von außen wie Bakterien und Viren in den Körper eindringen können. Mit der Akupunktur zwingen wir den Körper zu einer Heilung. Doch damit diese Mini-Heilung einen großen Effekt hat, muss die Nadel genau an der richtigen Stelle platziert werden, und das sind die Akupunkturpunkte.

Man kann das auch mit dem Baumschnitt vergleichen.

Sie können einen Obstbaum einfach wachsen lassen, ohne einzugreifen. Dann werden Sie einen hohen Baum mit vielen Trieben, vielen Ästen und ein paar Früchten ganz oben erhalten. ODER Sie „erziehen“ den Baum, wie der Baumschneider sagt, schneiden die Äste genau an den richtigen Stellen ab, bündeln die Kraft des Baumes und seine Energie wird in die Produktion seiner Früchte fließen. Genau so wollen wir das auch bei der Akupunktur.

So hat zum Beispiel ein Japaner einmal eine Studie gemacht, indem er Kohlköpfe auf seinem Feld akupunktiert hat. Er konnte beweisen, dass durch die Akupunktur der Ertrag um 30 Prozent höher war als bei seinem Vergleichsfeld ohne Akupunktur!

In der TCM sagt man, dass die Akupunkturnadel Qi bewegt. Damit werden Blockaden im Körper gelöst und wenn der freie Fluss der Energie Qi, der Körperflüssigkeiten und des Blutes wieder hergestellt ist, verschwinden die Beschwerden.

5. Der Akupunkturpunkt

In der Akupunktur geht es darum, die „richtigen Stellen“ zu erwischen, um einen großen Effekt im Körper zu erlangen. Diese sind die sogenannten Akupunkturpunkte, welche sich auf gedachten Verbindungslinien, den sogenannten Meridianen, befinden. Betrachtet man diese Stellen westlich, so erkennt man unter dem Mikroskop, dass genau in den Akupunkturpunkten Nerven und Gefäße zusammenkommen und in die Tiefe führen. Der Stich in einen Akupunkturpunkt verursacht also nicht nur eine kleine Wunde und einen kleinen Infekt, sondern löst einen Nerven- und Gefäßimpuls aus, der zum Gehirn und zu den inneren Organen weitergeleitet wird.

Das Wissen, welche Punkte was im Körper bewirken, ist über 3000 Jahre (und wahrscheinlich schon viel länger davor, siehe Ötzi!) rein empirisch gewachsen, was so viel heißt wie: ausprobieren und sehen, was passiert, und dann gut aufschreiben und weitergeben.

So hat sich ein komplexes Wissen über insgesamt 72 Meridiane und ihre Wirkungsweise auf den gesamten Körper entwickelt, was dann als deutlich vereinfachtes System (12 reguläre Meridiane plus Sondermeridiane) ab den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts zu uns gelangt ist, in der Vereinfachung, die Mao Zedong herbeigeführt hatte.

Die Chinesen nennen die Akupunkturpunkte Xue, was Höhle, Loch oder Nest bedeutet. Gemeint ist, dass es hier eine Verbindung von der Oberfläche in die Tiefe gibt. Der Akupunkturpunkt ist dann ein Zugang in die Tiefe zu einem weitverzweigten Kanalsystem, das die Körperoberfläche mit den inneren Organen verbindet.

Dafür gibt es ein schönes Erklärungsmodell aus der Embryologie. Neues Leben entsteht dadurch, dass in der Gebärmutter eine Samenzelle mit einer Eizelle zu einer neuen Zelle verschmilzt. Dann beginnt die Teilung: Aus einer Zelle werden zwei, dann vier, dann acht, dann 16, dann 32 und so weiter, bis schließlich eine Kugel aus lauter Zellen entsteht, die „Morula“, das sogenannte Maulbeerstadium. Zunächst ist alles außen. Damit Organe im Inneren entstehen können, stülpt sich die Außenwand nach innen. Dort, wo sich anschließend die Außenwand wieder vereint, entsteht eine Art Narbe und diese entspricht einem Meridian, einer Linie, die noch immer die Verbindung zu dem Inneren, dem Organ, aufrechterhält.

Steche ich nun eine Nadel in einen Punkt des Meridians, löse ich eine Wundheilungsreaktion nicht nur in dem Punkt aus, wo die Nadel drinnen steckt, sondern auch in dem Organ, welches mit dem Punkt auf dem Meridian verbunden ist.

Mit der Akupunktur behandle ich das Innen über das Außen, die Organe über die Haut.

In der westlichen Medizin kennt man eine vergleichbare Entsprechung, die sogenannten Headschen Zonen. Bei Erkrankungen innerer Organe kann man an der Hautoberfläche Schmerzen empfinden. Denken Sie zum Beispiel an einen Herzinfarkt: Dabei kann man Schmerzen im linken Oberarm haben. Das erklärt sich aus dem somatoviszeralen Reflexbogen