Frei von Angst durch die Heilung der Mitte - Georg Weidinger - E-Book

Frei von Angst durch die Heilung der Mitte E-Book

Georg Weidinger

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Beschreibung

Der Arzt und Bestsellerautor Georg Weidinger zeigt in seinem neuen Buch, wie man der Angst ganzheitlich und über körperliche Interventionen effektiv begegnen kann. Unterhaltsam, stets auf Augenhöhe und liebevoll begleitet er uns auf dem Weg, der raus aus der lähmenden Angst hin zu einem heilsamen und wertschätzenden Umgang mit dem gefürchteten Gefühl führt. Georg Weidinger illustriert sein Buch mit humorvollen und pointierten Zeichnungen, die das schwierige und belastende Thema mit Leichtigkeit erschließen. „Frei von Angst“ ist der Auftakt einer neuen Reihe im Hause Kneipp: Hier steht, anschaulich und anregend dargestellt, jeweils eine Grundemotion im Zentrum – und alles, was die Lehre der fünf Elemente damit verbindet.

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Dr. med. Georg Weidinger

FREIvonANGST

durch die Heilung der Mitte

Inhalt

Cover

Titel

VORWORT

EINLEITUNG

Die Ost-Route

Die West-Route

ÜBER DIE MAUER

Angst

Reaktionen auf Angst

Angst hat einen Sinn

Angst will uns beschützen

Angst in unserer Gesellschaft

Ursachen für vermehrte Ängste

Was passiert bei Angst im Körper?

Therapie der Angststörung

NLP

Kognitive Verhaltenstherapie

Medikamentöse Therapie

Phytotherapie Westliche Pflanzenheilkunde

Westliche Teezubereitungen

Hanf, Cannabis und CBD

IN DIE ANDERE RICHTUNG

Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)

Die fünf Elemente

Wie funktioniert nun unser Körper chinesisch?

Gefühle

Was passiert im Körper, wenn eine Emotion aus dem Gleichgewicht ist?

I. HEILE DIE MITTE

Zehn Punkte, um lieb zu sein zur Mitte

Chinesische Kräuter für die Mitte

II. ENTSPANNE DIE LEBER

Fünf Punkte, um Stress zu vermeiden

Chinesische Kräuter für Leber und Blut

III. KÜMMERE DICH UM DEINEN SHEN!

Wieder auf das eigene Herz hören

Chinesische Kräuter für Herz und Shen

IV. PFLEGE DEINE LUNGE, ATME!

Fünf Atemübungen

Chinesische Kräuter für die Lunge

V. PASS AUF DEINE NIEREN AUF!

Vier Punkte, um lieb zu sein zur Niere

Chinesische Kräuter für die Niere

YOGA

Über Erwartung und Verzicht

Über Angst und Vertrauen

Der Weg, die Übung

DIE PYRAMIDE UND DER NOTFALLKOFFER

Die Pyramide oder: Was bisher geschah

Der Notfallkoffer

SCHLUSSWORT

Index

Impressum

VORWORT

K ennen Sie den Film „Der Club der toten Dichter“ aus dem Jahre 1989? Robin Williams spielt einen Lehrer, der seinen Schülern beibringt, die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. So schlägt er zum Beispiel vor, auf die Tische zu steigen und alles aus einer geänderten Perspektive zu betrachten. Eine solche neue Sicht möchte ich Ihnen mit diesem Buch auch bieten.

Unser Thema ist die Angst. Die Neurowissenschaft zeigt uns, was im Gehirn genau passiert, wenn man Angst hat. Die Nervenzellen bauen dabei einen Weg, der es Ihnen ermöglicht, diesen bei der nächsten gefährlichen Situation wieder einzuschlagen. So vergeuden Sie keine Zeit mit langem Nachdenken, sondern spüren Ihre Angst sofort. Denken Sie an die Begegnung mit einem freilaufenden Löwen.

Davonlaufen ist in dieser Situation eine sehr gute Idee. Blöd ist aber, dass das Gehirn diesen Weg ebenso vorschlägt, wenn eine Gefahr – vielleicht auch nur ansatzweise irgendwann, sofern alles schiefgeht – drohen könnte. Es ist dabei egal, ob diese Situation jemals wirklich eintritt und ob es überhaupt eine reale Gefahr gibt.

Dieses Lernen im Gehirn schafft fixe Bahnen, die dann ständig eingeschlagen werden. Auf einmal hat man in verschiedensten Situationen Angst. Dabei kann es sein, dass man sich gar nicht mehr an die Begegnung mit dem Löwen erinnern kann. Selbst wenn Sie sich erinnern können, schaffen Sie es willentlich nicht, aus dem Reaktionsmuster auszusteigen. „Ich weiß ja, dass ich keine Angst vor der Katze zu haben brauche, aber die Angst ist einfach da und überwältigt mich.“ Solche Gedanken formuliert Ihr Frontallappen, ein kleiner Teil der Gehirnrinde, der glaubt, durch ebendieses Denken den Rest des Gehirns und auch den ganzen Körper im Griff zu haben.

Hier, beim Denken, setzt die moderne Angstforschung an. So können Sie in einer Psychotherapie in Gedanken zu dem Moment zurückgehen, in dem Sie den Löwen getroffen haben, und lernen, dass dieser Moment nun vorbei ist und keine Gefahr mehr droht.

Sie können das Erlebte also in aller Ruhe, ohne wirkliche Gefahrensituation, neu interpretieren, einen neuen Weg im Gehirn bauen und dann im Alltag üben, diesen Weg immer öfter einzuschlagen.

Wenn Sie also einer Katze begegnen, nutzen Sie Ihr Denken, um die Angst zu vertreiben! Dabei kann Ihnen eine Psychotherapie oder ein Coaching helfen.

Doch manchmal hat man schon „Angst vor der Angst“, weil diese so schlimm ist. Dann hat man nicht die Kraft, sich tagtäglich immer und immer wieder mit der eigenen Angst auseinanderzusetzen. Vielleicht hat die beste Psychotherapie bereits Wunderbares über Ihre eigene Persönlichkeit ans Tageslicht gebracht, doch die Angst ist noch immer da. Manchmal ist die Angst wie eine riesige Mauer, vor der Sie stehen, und Sie haben keine Ahnung, wie Sie es über diese Mauer schaffen sollen.

In so einem Fall sage ich zu meinen Patienten: „Vergessen Sie die Mauer, drehen Sie sich um und gehen Sie in die andere Richtung!“

„Kümmern Sie sich um Ihren Körper“, sage ich weiter. „Kümmern Sie sich um Ihre Mitte, um Ihren Verdauungsapparat, Ihre Gefühle, Ihre Beziehung. Bewegen Sie sich regelmäßig. Machen Sie alles, damit Sie sich so richtig wohl in Ihrem Körper fühlen, und eines Tages werden Sie merken, dass Sie die Mauer schon weit hinter sich gelassen haben.“

Dabei hilft auch ein Perspektivenwechsel, wie anfangs erwähnt.

Unsere erste neue Perspektive ist die Sichtweise der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Ergänzend sehen wir uns die Philosophie und die Praxis des Yoga an, um schließlich zu unseren Vorstellungen hier im Westen zurückzukehren. Sie werden erkennen, dass der Westen nicht ständig das Rad neu erfinden muss. In China und Indien wurde eigentlich bereits alles gesagt, und das vor etwa 2.000 Jahren. Wenn wir dann von unserer Reise zurückkehren, werden Sie unsere westliche Medizin neu betrachten können. Sie bietet uns die Möglichkeit, sehr schnell einzugreifen und besonders schlimme Situationen abzuwenden.

Alles hat seine Berechtigung, jede Methode ihre Zeit. Wenn es brennt, muss man löschen. Doch unser aller Aufgabe ist es, zu verhindern, dass es überhaupt brennt.

Ich bin Notarzt und Allgemeinmediziner, und wenn ich nicht gerade im Notarztwagen mitfahre und mit unserer westlichen Medizin Leben rette, sitze ich in meiner „Arztpraxis für komische Krankheiten“ und nütze alles an Medizin, was unsere Welt so zu bieten hat. Dabei habe ich mich vor Jahren auf die Traditionelle Chinesische Medizin spezialisiert. Sie hat mich mit meinem Asthma gerettet und sie hilft und rettet viele Menschen, die aus meiner Praxis oder aus der Praxis derer kommen, die bei mir die Ausbildung in TCM gemacht haben.

„Arztpraxis für komische Krankheiten“ deshalb, weil die Patienten zumeist schon viel ausprobiert, viele ärztliche Kollegen der westlichen Medizin konsultiert haben, bis sie schließlich bei uns, meiner Frau und mir, landen. Darum muss ich zumeist mehr bedenken als meine Kollegen, weil das „Normale“ ohnehin schon probiert wurde. Das Ergebnis finden Sie in diesem Buch. Bei Angst ist das nicht anders. Das „Normale“ finden Sie im ersten Teil dieses Buches. Ab dem zweiten Teil geht es um Ihre Hausaufgaben, um alles, was Sie noch zusätzlich tun können, um Ihren Körper, Ihren Atem und damit Ihre Psyche zu stärken.

Wichtig ist, dass Sie lernen zu verstehen, was Ihnen Ihr Körper mit den Beschwerden, die Sie haben, sagen möchte. Ihr Körper und Ihre Psyche meinen es nie böse mit Ihnen. Wir alle verstehen oft nur deren Sprache nicht mehr. Also übersetze ich Ihnen, was er zu sagen versucht. Sie machen dann die Veränderung, der Körper und Ihre Seele fühlen sich gehört und das Symptom verschwindet. Das ist bei Angst nicht anders als bei anderen Beschwerden. Nur dass Sie die Angst oft so einschränkt, dass es schwieriger ist, Dinge wirklich zu ändern. Aber es wird gehen, vor allem auch in Kombination mit den Möglichkeiten, die wir hier im Westen haben. Oft hilft schon eine Pflanze, die bei uns wächst (siehe Kapitel „Über die Mauer“), im Notfall auch ein Medikament (siehe ebenfalls dort), aber wenn schon, dann das richtige!

Das Ziel ist, dass Sie frei sind in Ihren Entscheidungen und dass Sie all Ihre Gefühle, auch die Angst, nutzen können, um die richtigen Schritte im Leben zu setzen.

In diesem Buch male und kritzle ich Skizzen und Bilder, so wie ich es in meinem Unterricht auf der Tafel oder einem Flipchart ständig mache. Sie sind zumeist künstlerisch von fraglichem Wert, aber es sollte genügen, um ein Bild für Ihre Erinnerung zu schaffen und ein Lächeln auf Ihr Gesicht zu zaubern. Fühlen Sie sich also in eine unterhaltsame Vorlesung über Angst versetzt.

Noch etwas möchte ich Ihnen auf diesem Weg mitgeben: Ich sage oft: „Die Chinesen sagen …“ oder „Chinesisch bedeutet das …“. Damit meine ich: „In der Traditionellen Chinesischen Medizin sagt man …“ beziehungsweise „In der Traditionellen Chinesischen Medizin bedeutet das …“. So spricht es sich leichter, so rede ich auch mit meinen Patienten und Studenten.

Ich wünsche Ihnen mit diesem Buch eine spannende Reise zu sich selbst, viele neue Erkenntnisse sowie unterhaltsame Momente und vor allem viele Anregungen für gesunde Änderungen in Ihrem Leben, damit Sie der Angst ein Lächeln schenken können.

Ihr

Georg Weidinger

EINLEITUNG

„Viele Wege führen nach Rom.“ – Rom ist in unserem Fall die erfolgreiche Behandlung einer Angststörung, einer Angst, die unser Leben, unsere Gesundheit, unseren Alltag und unsere sozialen Kontakte stört.

Manche Wege führen über die Angst-Mauer, andere nicht. Der Ansatz des Westens ist es, gegen die Angst direkt vorzugehen, der Ansatz des Ostens ist es, den Körper und den Geist so zu stärken, dass die Angst verschwindet. Dabei nutzt der Osten die Angst als Wegweiser, um zu verstehen, was Körper und Geist benötigen.

„Der Zweck heiligt die Mittel.“ – Wenn es in Rom brennt und man schnell in die Stadt muss, ist der direkte Weg über die Mauer oft der beste. Wenn die Angst kein einmaliges Ereignis bleibt, auf das man sich einstellen kann, sondern droht, immer und überall aufzutreten und einen wie ein Tintenfisch in die Tiefen des Meeres hinabzuziehen, muss man sie sofort stoppen. Dann ist uns jedes Mittel recht, um zu helfen.

Gott sei Dank sind so schwere Ängste eher selten. Aber auch dafür haben wir Mittel und Wege. So ergibt sich eine Behandlungspyramide. An der Basis nutzen wir die Wege des Ostens. So werden Körper und Geist stabil und bleiben von der Angst verschont. Weiter oben auf der Pyramide befinden sich die Wege des Westens, mit denen wir die Angst bis hin zu einer akuten Panikstörung in den Griff bekommen. Nennen wir die Wege des Ostens unsere Ost-Route, beispielsweise TCM und Yoga. Die Wege des Westens, unsere West-Route, können wir exemplarisch als Psychotherapie und Psychopharmaka bezeichnen.

Natürlich führen noch viele andere Wege nach Rom, sowohl aus Westen und Osten als auch aus Norden und Süden. Unterm Strich soll es einem gut gehen, wenn man dann endlich in Rom ankommt. Dann war die Angst als Mauer sogar ein wunderbares Training und die Angst als Wegweiser ein wichtiger Hinweis, um die richtige Richtung für das eigene Leben zu finden.

Exemplarisch führe ich in diesem Buch jene Wege an, die ich als Arzt für westliche und östliche Medizin in den letzten 33 Jahren kennengelernt und praktiziert habe. Sie werden bald erkennen, dass der westliche und der östliche Weg sich gegenseitig ergänzen und unterstützen.

Stellen Sie sich die Behandlungspyramide einmal als Vulkan vor. Die Angst ist dann die glühende Lava, die oben heraussprudelt und alles verbrennt.

In diesem Fall sind wir froh, dass die westliche Medizin mit Löschflugzeugen und Evakuierungshubschraubern zur Verfügung steht und hilft, das Naturereignis halbwegs unter Kontrolle zu bekommen. Doch Sie wissen, dass die Lava tief in der Erde entsteht und dass ganz viele Faktoren zusammenspielen müssen, damit es schlussendlich zum Ausbruch eines Vulkans kommt.

Die TCM, die Traditionelle Chinesische Medizin, will uns helfen, unsere eigene Natur zu verstehen und in Harmonie mit der Natur um uns zu leben. Ist die Natur in Harmonie, wird kein Vulkan ausbrechen. Yoga zeigt uns als ein jahrtausendealtes erfahrenes und praktiziertes Wissen, wie man leben kann, ohne sich von seinem eigenen Ego ständig ins Unglück stürzen zu lassen. Yoga gibt einen Weg vor, wie man mit Hilfe des Atems den Körper mit der Psyche verbindet.

Je besser wir in unserer eigenen Natur ruhen, desto unwahrscheinlicher wird ein Vulkan-Angst-Ausbruch und wir kommen mit TCM und Yoga ohne westliche Therapie durch. Diese Therapie bleibt dann als Notfallkoffer in einer Ecke griffbereit, aber unangetastet stehen. Doch auch die Psychotherapie kann helfen, in die eigene Mitte zu kommen. Sie sollte aber nicht als reine Angst-Bewältigungstherapie genutzt werden, sondern damit man sich selbst besser kennenlernt und Konflikte aus der Vergangenheit auflösen kann, die im Jetzt noch immer wirken.

Sie sehen also, die Übergänge zwischen West und Ost sind fließend. Beide Systeme lernen voneinander. Am Ende finden wir die Einheit, die wir uns für die Natur in uns und um uns wünschen.

DIE OST-ROUTE

Die Basis der TCM und damit der Pyramide bildet unsere Lebensführung, die Art, wie wir täglich leben:

Wie wir morgens aufstehen, den Tag beginnen, wie viel Zeit wir uns dafür nehmen, wie wir dreimal am Tag essen – wie schnell und was genau – und wie wir den ganzen Tag atmen;

wie viel Stress wir haben und wie wir damit umgehen, wie und wie viel wir uns bewegen, wie wir mit unseren Mitmenschen umgehen, mit den Tieren um uns, mit unserer Umwelt, welche Gefühle wir haben und wie wir sie ausleben;

ob wir Freude am Leben haben, Träume und Ziele und ob wir diese leben, wie gut wir am Abend nach unserem Tagwerk abschalten können, wie und wann wir uns ins Bett legen und wie und wie lange wir schlafen.

Am nächsten Tag beginnt es wieder von Neuem: wie wir in der Früh aufwachen, wie viel Energie wir haben und was wir mit dieser Energie anstellen. Die Chinesen sagen: „So wie der Morgen ist, ist der ganze Tag“ und „Eine Stunde am Morgen ist mehr wert als drei Stunden am Abend“. Die Lebensführung macht etwa 80 Prozent der TCM aus. Dazu kommen dann noch zwei ärztliche Methoden, die Akupunktur und die chinesischen Kräuter, zu je 10 Prozent.

Die tägliche Lebensführung ist auch die Basis des Yoga. Die Yoga-Philosophie beschäftigt sich unter anderem mit dem Umgang mit Mitmenschen, Tieren und der Umwelt, mit den eigenen Gefühlen wie Freude und Leid, Vertrauen und Glück, dem Bändigen des eigenen, sich immer wieder in den Vordergrund drängenden Egos und dem Finden des eigenen inneren Selbst. Der Yogaweg bietet außerdem Körperübungen und Werkzeuge für die Atmung, Entspannung und Meditation an, die uns zusätzlich helfen, mit Stress, Angst und den Belastungen unseres Alltags zurechtzukommen. Yoga und TCM ergänzen einander perfekt. All dies integrieren wir in unsere Ost-Route.

Bis auf Akupunktur und chinesische Kräuter gehören alle Punkte zu den Hausaufgaben, die ich meinen Patienten in der Arztpraxis täglich verordne.

Damit das nicht zu lange dauert – weil auch ich ein eher ungeduldiger Westler bin –, nutze ich die Akupunktur vor allem, um Menschen schnellstmöglich seelisch zu helfen, und die chinesischen Kräuter, um eine oftmals bestehende Erschöpfung oder Blockade rasch auszugleichen.

Die Wirkung der Akupunktur können Sie sich folgendermaßen vorstellen: Mit feinen Nadeln mache ich ganz kleine Wunden in Ihren Körper und zwinge ihn dadurch zu einer Wundheilung. Da meine Nadeln sehr klein sind, schafft jeder Körper diese Wundheilung ohne Probleme. Das Besondere an der Akupunktur ist das Wissen dahinter: Jeder Punkt an der Oberfläche des Körpers ist mit einer tieferliegenden Stelle oder einem Organ verbunden. Durch jahrtausendelanges Beobachten und Aufzeichnen kennt man heute die sogenannten Meridiane. Sie sind Verbindungslinien von einzelnen Punkten an der Körperoberfläche zu einem tieferliegenden Organ. Zum Beispiel befindet sich der Lungenmeridian an der Innenseite des Arms und hat eine Verbindung zur Lunge. So kann ich die Lunge behandeln, indem ich dort eine Nadel steche.

Die chinesischen Kräuter sind die traditionellen Medikamente der TCM. Hinter dem Begriff „Kräuter“ verbergen sich pflanzliche, mineralische und tierische Stoffe, wobei wir hier im Westen fast ausschließlich mit den Pflanzenbestandteilen (also echten Kräutern) auskommen. Chinesische Kräuter werden entsprechend einer chinesischen Diagnose, welche durch Befragung, Puls- und Zungenschau gestellt wird, verschrieben. Sie können sich das so vorstellen: Durch die Symptome ist schon gut erkennbar, was der Körper wahrscheinlich braucht. Mit einer zusätzlichen Puls- und Zungenbetrachtung erkennt man noch viel besser, was dem Körper fehlt. Das, was ihm fehlt, wird möglichst perfekt mit den chinesischen Kräutern ersetzt. Der Körper wird sich nur dann alle Nährstoffe aus den Kräutern herausnehmen, wenn er sie wirklich benötigt. Wenn Sie also eine chinesische Kräutermischung zu sich nehmen, die Ihr Körper nicht braucht, wird er sich keine Nährstoffe herausnehmen und es passiert – nichts! Sie werden weder eine Verbesserung noch eine Verschlechterung merken. Die wunderbaren chinesischen Kräuter finden sich dann in Ihren Ausscheidungen wieder, also im Stuhl und Harn, und so manches Bakterium wird sich über diese gesunde Ausscheidung freuen.

In diesem Buch empfehle ich Ihnen die sogenannten W-Mischungen, „Weidinger-Mischungen“ oder „Mischungen für den Westen“. Mit ihnen können Sie praktisch nichts falsch machen. Es sind Erfahrungsmischungen der letzten 25 Jahre aus meiner Arztpraxis. 2014 erschien das Buch „Die chinesische Hausapotheke“ im Goldmann Verlag. In diesem werden die ersten 25 Mischungen, welche die Basis aller weiteren Mischungen sind, aufgelistet und genau erklärt. Alle W-Mischungen finden Sie auf meiner Homepage www.georgweidinger.com unter der Überschrift „W-Mischungen“ genau erklärt. Dort sehen Sie auch, wo man die Kräuter erhält. Prinzipiell erhalten Sie die W-Mischungen in all jenen Apotheken, die chinesische Kräuter führen. Auf der Homepage findet sich eine Liste von Apotheken, die Ihnen die W-Mischungen rezeptfrei – also ohne ärztliche Verordnung – verkaufen. Die Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer behandelnden Ärztin ist aber immer sinnvoll und zu empfehlen!

Prinzipiell empfehle ich für die chinesischen Kräuter die Darreichungsform des Granulats, da dieses am einfachsten zu handhaben ist und die Qualitätskontrolle durch die Apotheke erfolgt. Natürlich gibt es auch andere Darreichungsformen: Sie können die Kräuter auch als Rohdrogen verwenden und sich diese entweder selbst kochen oder von der Apotheke kochen lassen. Hydrophile Kräuter-Konzentrate wiederum sind eine geschmacksarme wässrige Darreichungsform für Kinder. Meiner Erfahrung nach funktioniert es bei den meisten Kindern aber auch mit den Granulaten sehr gut. Ihr Apotheker wird Ihnen das angegebene Granulat-Rezept für diese Darreichungsformen gerne umrechnen.

Die W-Mischungen sind so zusammengesetzt, dass sie sicher in der Anwendung sind, wenn Sie ein paar Spielregeln (auch auf meiner Homepage zu finden) beachten:

Das Granulat soll in heißem Wasser aufgelöst und – falls man diesen gut verträgt – mit etwas geriebenem Ingwer versetzt kurz vor den Mahlzeiten eingenommen werden. Zur Dosierung: Für Kinder unter vier Jahren nimmt man zweimal täglich 1 Gramm des Granulats, für Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren zweimal täglich 1,5 Gramm, Kinder von sechs bis zwölf Jahren bekommen zweimal täglich 2 Gramm. Erwachsene und Kinder über zwölf Jahre nehmen zwei- bis dreimal täglich 3 Gramm.

Akute Beschwerden werden mit den Kräutern so lange behandelt, bis sie weg sind. Bei chronischen Beschwerden können Sie die Mischung drei Monate durchgehend nehmen. Danach sollten Sie eine Pause von drei Wochen machen, damit sich Ihr Körper nicht zu sehr an die Einzelkräuter gewöhnt. Nach dieser Pause können Sie die Mischung weiternehmen.

Wenn Sie bei der Einnahme der Kräuter unsicher sind oder falls neue Beschwerden auftreten, pausieren Sie sofort mit der Mischung und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker, wie Sie weiter mit dem Granulat verfahren sollen. Aus Erfahrung projiziert man alle Beschwerden, die gerade auftreten, auf eine neue Therapie, die man gerade begonnen hat, so auch bei den Kräutern. Pausieren Sie im Zweifelsfall trotzdem immer, dann warten Sie, ob die Beschwerden wiederkommen, und machen Sie dann eventuell mit einer niedrigeren Dosierung weiter.

Wenn wir all die Methoden der TCM und des Yoga zusammennehmen, können wir damit eine sehr stabile Pyramide errichten. Aus meiner ärztlichen Erfahrung der letzten 25 Jahre darf ich behaupten, dass zwei Drittel aller Angststörungen bei konsequenter Befolgung der Hausaufgaben über unsere Ost-Route zu bewältigen sind.

DIE WEST-ROUTE

Für das restliche Drittel nehmen wir den Weg direkt über die „Angst-Mauer“. Ist die Angst einmal so dominant im Leben, dass man sie gar nicht mehr auszublenden vermag, kann die konsequente Arbeit an der Angstbewältigung in der Psychotherapie oder beim Coaching den Weg nach Rom weisen. Die Methoden hierbei sind heute fast schon unüberschaubar.

Repräsentativ möchte ich zwei davon vorstellen, zumal sie meistens die Basis anderer Methoden bilden und auch von jenen Psychotherapeuten praktiziert werden, mit denen ich seit Jahren zusammenarbeite: das NLP (Neuro-Linguistisches Programmieren) und die kognitive Verhaltenstherapie. In einigen Fällen von Angststörungen kann es sehr sinnvoll sein, westliche Medikamente (sogenannte Psychopharmaka) einzunehmen. Um Ihnen die Angst vor diesen zu nehmen, möchte ich Ihnen ihre Wirkweise erklären.

Als Arzt der Ost-Route sind mir natürlich pflanzliche Medikamente lieber. Daher beschäftige ich mich schon seit Jahren mit unseren westlichen Kräutern und bringe Ihnen hier als Teil der West-Route auch jene Mischungen nahe, mit denen ich bei Angststörungen in den letzten Jahren sehr gute Erfahrungen gemacht habe. Die West-Route hat also ebenfalls Pflanzen zur Verfügung.

Leider gibt es in der Medizin so etwas wie hundert Prozent nicht. Wenn also trotzdem einmal aufgrund der Angst der Hut brennt oder unser Vulkan ausbricht, ist es gut, wenn man weiß, wo der Notfallkoffer steht, an wen man sich wenden kann und wer einem am schnellsten wieder heraushilft. Daher gibt es in diesem Buch nach der West-Route („Über die Mauer“) und der Ost-Route („In die andere Richtung“) auch noch das Kapitel „Die Pyramide und der Notfallkoffer“.

ÜBERdieMAUER

ANGST

Angst ist ein Gefühl, welches im limbischen System des Gehirns, genauer gesagt in der Amygdala, dem Mandelkern, entsteht, und uns vor einer bevorstehenden Gefahr warnt.