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Hermann Weinhauer

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Beschreibung

April 1945: Unteroffizier Heinrich Peller wird als Angehöriger der eiligst aus dem Boden gestampften Infanterie-Division »Potsdam« General Wencks 12. Armee unterstellt. Das Oberkommando der Wehrmacht wirft diese in den Endkampf um die Elbe und Berlin.

Während die US-Armee aus dem Westen an die Elbe stürmt, rückt die Ostfront an Berlin heran. Die Rote Armee setzt zur Einkesselung der deutschen Hauptstadt an. In diesem militärisch unmöglichen Szenario findet sich General Wencks 12. Armee im Zwischenraum zwischen West- und Ostfront wieder.

Uffz Peller erlebt den Wahnsinn der letzten Kriegswochen hautnah mit. Die deutschen Truppen werden gnadenlos zusammengeschossen, indes versuchen verzweifelte Offiziere, den Widerstand zu organisieren. Um jeden Meter Boden wird erbittert gerungen. Peller irrt als Versprengter im Stahlgewitter umher und gelangt von einer Einheit zur nächsten, die kurz darauf vernichtet wird. Stets entgeht er knapp dem Tod.

Und dann ergeht der Befehl, zum Entsatzangriff auf Berlin anzusetzen, um die drohende Einkesselung zu verhindern. Noch einmal soll Wenck alle Kräfte versammeln, um den Untergang des Dritten Reichs zu verhindern. Den Preis für dieses sinnlose Unterfangen zahlen einfache Soldaten wie Uffz Peller und seine Kameraden …

»Mit letzter Kraft« ist der neuste Streich des talentierten Militärschreibers Hermann Weinhauer: schonungslos, ehrlich, fesselnd bis zur letzten Seite – so beschreibt er die Kämpfe zwischen Elbe und Berlin in der Endphase des Dritten Reichs.

Mit rund 34.000 Worten ist dieser Roman fast doppelt so lang wie jene Erlebnisberichte, die der Autor bisher veröffentlicht hat (»Bewährung Ostfront«, »Totenfeld vor Berlin« und »Brennender Harz«).

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2. Weltkrieg 1945 – General Wenck und die 12. Armee im letzten Sturm auf Berlin

 

 

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Mit letzter Kraft

 

Die Tage des 13., 14. und 15. Aprils sind für die Bernburger sehr unruhige Tage. Panzeralarm und Fliegeralarm lösen einander ab. Dazu ist immer wieder von allen Seiten Geschützfeuer zu hören. Auch die immer wieder einzeln oder in Kolonen durch die Stadt ziehenden deutschen Soldaten, welche im Allgemeinen einen zerschlagenen, erschöpften und mutlosen Eindruck machen, sowie die immer wieder aufkommenden Gerüchte über den Gegner tragen zur Beunruhigung der Bernburger Bevölkerung bei. Bald ist zu hören, dass die Amerikaner bereits in Güsten und Rathmannsdorf, Neugattersleben und Hohenerxleben stehen sollen. Kaum sind diese Gerüchte im Umlauf, da weiß ein anderer zu berichten, dass amerikanische Panzer in Staßfurt herumfahren und bereits am Rand des Bernburger Flugplatzes angelangt sind.

Unter den bedauernswerten, abgekämpften und zerrissenen Resten der deutschen Truppen, die sich über Bernburg aus dem Gebiet des Harzes zurückziehen, befindet sich auch die Truppe, der Unteroffizier Heinrich Peller angehört. Er und der Rest seiner Gruppe ziehen sich in ihrem altersschwachen Opel Blitz über Alsleben-Beesenlaublingen und Gröna nach Bernburg zurück. Ihnen immer auf den Fersen, die US-Amerikanischen Truppen. Glücklicherweise sind sie jedoch noch auf der Westseite der Saale und so haben die Truppen wenigstens ein wenig trügerische Ruhe.

In Bernburg angekommen beobachten sie bei einem der vielen Zwischenstopps die Arbeiten des örtlichen Volkssturms an einer Panzersperre. Gleichgültig beobachtet Peller einen älteren Mann, wie er Steine als Füllung in die Sperre schüttet.

»Ihr verdammten Idioten! Warum habt ihr eure Brücken gesprengt? Man sollte euch den Arsch aufreißen!«, schimpfte ein Obergefreiter von einem Pferdefuhrwerk einen der Volkssturmmänner an. Dieser dreht sich um, wirft seinen Eimer plötzlich weg und schreit zum Fuhrwerk hinauf: »Jetzt habe ich aber genug, Jungchen. Denkst du wir legen unsere Stadt freiwillig und gern in Schutt und Asche? Beschwert euch doch bei der Partei!«

Der Alte dreht sich um und geht wieder zur Panzersperre. Kurz darauf geht der Treck weiter. Immer wieder kommt es zu Schimpftiraden der Landser, die aus der Festung Harz zurückfluten, gegen die Bernburger Bevölkerung, da die voreilige Brückensprengung der Saalebrücken die Absetzbewegung der 11. Armee, auch hier in Bernburg massiv gehemmt, oder sogar verhindert hat und so zu unnötigen Verlusten unter den zurückgehenden Wehrmachtsverbänden geführt hat.

Auf dem Marktplatz wird ein Halt eingelegt, eine Feldküche dampft und Landser stehen, teils mit Kochgeschirr und teils mit Blechdosen oder Ähnlichem in einer langen Schlange und warten darauf etwas Essbares zu bekommen. Unteroffizier Peller springt aus der Beifahrerseite des Führerhauses, läuft nach hinten und meint zu seinen Männern: »Los Jungs. Aussteigen und holt euch einen Schlag vom Küchenbullen. Ich bleibe hier und passe auf unseren Blechkasten auf.«

»Soll ich Ihr Kochgeschirr mitnehmen, Herr Unteroffizier?«, fragt der Soldat Hans Pabst.

»Nee Pabst, lass mal. Ich habe keinen Hunger.«

Der Fragende dreht sich auf den Hacken um und eilt seinen Kameraden hinterher. Hinter dem LKW kommt der Fahrer der Gruppe, der Gefreite Franz Steinbach, hervor, schlägt seinem Gruppenführer kameradschaftlich auf die Schulter und fragt: »Mensch Heinrich, was ist denn mit dir los? Seitdem wir in diese Stadt gekommen sind, bist du noch ruhiger als sowieso schon. Also was ist los?«

Seitdem der Gefreite bei den Kämpfen um Nordhausen einen baumlangen, stämmigen Amerikaner, der sich auf den Unteroffizier stürzte, von ihm herunterzog und danach mit seinem Feldspaten tötete und somit Heinrich Peller vermutlich das Leben rettete, pflegen die beiden ein sehr enges, freundschaftliches Kameradenverhältnis und wenn sie unter sich sind, bevorzugen sie das vertraute »Du«. Peller geht ein paar Schritte, blickt sich um und betrachtet den Marktplatz.

Ohne sich ihm zuzuwenden, antwortet er: »Ach Franz. Ich bin hier in der Gegend aufgewachsen weißt du. Keine 20 Kilometer von hier, in Köthen! Verstehst du? Was sind denn schon 20 Kilometer? Das machen die Amis doch an einem halben Tag!«

Steinbach stellt sich neben seinen Kameraden und überblickt ebenfalls den Platz.

»Ach Heinrich, meine Familie sitzt in einem kleinen Kaff bei Berlin. Dort werden wohl bald die Russen sitzen, bei dir sind es wohl eher die Amis. Beides nicht schön, aber das Kleinere beider Übel. Nun gut, ich werde mir jetzt was vom Küchenbullen holen, du weißt ja, ohne Mampf kein Kampf!«

Er geht über den Platz und reiht sich bei der Essensausgabe ein.

 

*

 

Erst am nächsten Tag geht es wieder weiter. Gelegentlich kommt es zu kurzen Stauungen, doch werden sie nicht lange aufgehalten und der Großteil der zurückdrängenden Truppen ist bereits durch oder sie haben andere Wege eingeschlagen, da die Amerikaner wieder verstärkt auf den Vormarsch sind.

»Mensch! Eigentlich ist es komisch, dass wir hier noch keinen Besuch von den Jabos bekommen haben«, versucht der Fahrer Steinbach ein Gespräch in Gang zu bekommen. Unteroffizier Peller will gerade etwas erwidern, als der Motor des Opel Blitz anfängt zu stottern. Weißer Rauch steigt vom Motorraum auf und mit einem Ruck bleibt er stehen. Steinbach springt aus der Fahrerkabine, läuft nach vor, öffnet die Haube zum Motor und macht erst einmal einen Satz zurück, als ihm ein weiterer Schwall weißen Rauches entgegenkommt. Wild mit den Händen wedelnd, versucht er sich freie Sicht zu verschaffen. Die restlichen Männer aus der Gruppe kommen nun auch nach vorn, um das Unglück zu begutachten.

»Mensch Franz. Was soll denn das? Das sieht gar nicht gut aus? Bekommst du das wieder hin?«, fragt der Gefreite Klaus Kaschke.

»Man Klaus, sieht das etwa gut aus? Was weiß ich denn, ob ich das wieder hinbekomme!«

Unteroffizier Peller kommt dazu und meint beschwichtigend: »Ruhig Männer. Regt euch nicht auf. Bekommen Sie das wieder hin, Gefreiter?«

»Das ist schwer zu sagen, Herr Unteroffizier. Wird wohl irgendwas mit dem Kühler sein, oder die Kühlwasserpumpe. Ohne Ersatzteile wird das wohl nichts.«

Hinter ihnen hat sich nun bereits eine lange Schlange gebildet, da die Straße ja von ihnen zur Hälfte blockiert wird. Es dauert auch nicht lange, bis ein unheimliches Gemecker und Gefluche einsetzt. Kurze Zeit später kommt ein Sd.Kfz. 251 vorbeigefahren und hält vor ihnen. Es steigt ein schneidiger Oberleutnant aus und kommt, begleitet von zwei grimmig dreinblickenden Feldwebeln, auf die kleine Gruppe zu.

»Was ist hier denn los? Wer hat hier das Kommando?«, schreit er. Peller geht ihm ein Stück entgegen, bleibt stehen, nimmt Haltung an, salutiert und meldet: »Unteroffizier Peller mit sechs Mann auf dem Weg von Nordhausen, über Bernburg nach Dessau hier wegen Motorschaden stehen geblieben Herr Oberleutnant!«

Der Offizier sieht ihn durchdringend an und brüllt mit hochrotem Kopf in den beginnenden Abend: »Verdammt noch mal Unteroffizier. Sehen Sie zu, dass Sie und Ihre Männer die Schrottkarre aus dem Weg bekommen! Sie halten hier die halbe Division auf! Dicht hinter uns sind die Amis, Mann die stehen bereits vor Großwülknitz, wenn Ihnen das was sagt. Um es genauer zu sagen, die können fast zu uns rüber spucken!«

Unteroffizier Heinrich Peller sieht ihn starr an und erwidert entschlossen: »Herr Oberleutnant, verzeihen Sie, aber wie stellen Sie sich das denn vor? Ohne Ersatzteile können wir hier gar nichts machen!«

Der Oberleutnant dreht sich zu einem seiner Begleiter um und meint zu diesem: »Schlütter, holen Sie ein paar Stahltrosse aus den SPW und dann wird dieser Schrotthaufen in das Dorf dort vorgezogen.«

Der Angesprochene läuft zum Schützenpanzer, öffnet die Heckklappe, steigt ein und kommt wenig später mit zwei dicken Stahltrossen heraus.

»Wollen Sie hier nur zuschauen, oder packen Sie vielleicht mal mit an Unteroffizier«, bellt der Offizier ungehalten. Peller schickt seine Männer zum Feldwebel, Steinbach steigt in das Führerhaus des Opels und der Unteroffizier selbst geht zur Frontstoßstange und wartet, dass er die Trosse an die Abschleppöse befestigen kann.

Nach ein paar Minuten ist das Stahlseil am Opel Blitz und dem Sd.Kfz. 251 festgezurrt. Die Männer steigen in ihre Fahrzeuge und fahren zusammen in das Dorf ein. Der Opel LKW wird auf dem Dorfplatz abgestellt, der Oberleutnant und seine Männer fahren daraufhin weiter.

Kaum ist der Oberleutnant weg, stehen die Männer der Gruppe Peller recht ratlos da.

»Was machen wir denn nun, Herr Unteroffizier?«, fragt der Soldat Hans Pabst. Peller sieht sich um und entdeckt in der Nähe des Wasserschlosses eine Gruppe von Soldaten.

»Nun wir werden erst mal schauen, ob wir hier Hilfe bekommen. Los Pabst wir werden gleich mal zu den Kameraden dort drüben gehen, damit wir in Erfahrung bringen können, mit wem wir es hier überhaupt zu tun haben.«

Unteroffizier Peller und der Soldat Pabst gehen mit ruhigem Schritt zu der Soldatengruppe am Eingang des Wasserschlosses. Die Gruppe ist scheinbar in angeregte Diskussionen verstrickt. Sie merken gar nichts von den beiden näherkommenden Soldaten und so können der Unteroffizier und der Soldat Pabst Teile des Gespräches hören.

»Verdammt noch mal, das war aber ein Reinfall in Frenz. Verdammte Amis mit ihren Unmengen von Panzern und Artillerie. Kaum setzt man sich irgendwo richtig fest, schon wird man von der Arie beharkt«, meint einer. Ein anderer pflichtet ihm bei: »Ja, das ist doch Mist. Wieder mussten wir uns zurückziehen und Frenz ist nun in der Hand der Amis.«

Zustimmendes Gemurmel ist zu vernehmen. Da ruft Peller in die Versammlung: »Seid gegrüßt Kameraden. Wer ist denn der Kommandierende? Wir hätten da ein paar Probleme mit unserem Fahrzeug.«

Schlagartig drehen sich die Soldaten um und blicken die beiden fremden Landser an. Ein Soldat, der ebenfalls den Dienstgrad eines Unteroffiziers trägt, ergreift das Wort und antwortet: »Morgen Kameraden. Der Hauptmann ist im Schloss und organisiert hier gerade so etwas wie Widerstand, um unsere amerikanischen Freunde gebührend zu empfangen. Was habt ihr denn für Probleme? Hoffentlich keine Schwerwiegenden, denn von denen haben wir selber genug.«

Peller grinst und gibt zurück: »Ach wir bräuchten nur ein paar Ersatzteile für unseren Blitz, um ihn wieder flott zu kriegen und weiterzukommen.«

Ein Obergefreiter aus der Gruppe antwortet: »Ersatzteile? Na, da werdet ihr nicht viel Erfolg haben, aber geht mal zum Hauptmann. Vielleicht kann der euch da weiterhelfen.«

Die anderen Soldaten nicken eifrig und geben den Eingang frei. Unteroffizier Peller und sein Begleiter Pabst wollen gerade hinein gehen, als eine Gestalt, in schon recht verschlissener Uniform und Schirmmütze heraustritt. »Was ist denn hier draußen los, Herrschaften?«, fragt er. Die Männer stehen augenblicklich still, der Unteroffizier tritt einen Schritt vor, salutiert locker und antwortet: »Herr Hauptmann, hier sind zwei Soldaten auf der Suche nach Ersatzteilen für ihren Opel Blitz.«

Unteroffizier Peller tritt auf den Hauptmann zu, salutiert ebenfalls und meint: »Herr Hauptmann, unser LKW ist kurz vor Großpaschleben stehen geblieben und wir wurden hierhergeschleppt. Mein Fahrer meint es ist wohl der Kühler oder die Wasserpumpe. Genaueres kann er erst nach weiterer Arbeit sagen, doch brauchen wir auf jeden Fall ein wenig Werkzeug und gegebenenfalls die Ersatzteile.«

Der Hauptmann zieht seine rechte Augenbraue hoch und meint etwas überrascht: »Tut mir leid Unteroffizier, aber da werde ich Ihnen nicht wirklich weiterhelfen können. Wir wurden gerade erst heute früh aus Frenz gedrängt und beziehen nun hier Stellung, da haben wir gerade noch das was Sie hier sehen. Also wenn Sie nicht gerade ein paar Infanteriegeschütze brauchen, habe ich da nichts für Sie. Aber wenn Ihnen das vielleicht hilft, ein Trupp meiner Männer fährt gleich nach Köthen, um Verpflegung und Munition zu organisieren. Wenn Sie wollen, können Sie mitfahren, vielleicht bekommen Sie in Köthen Ersatzteile und so weiter. Wie viel Mann haben Sie denn dabei?«

»Danke Herr Hauptmann, das Angebot nehme ich gern an. Ich habe noch vier Mann hinten auf dem Dorfplatz bei unserem LKW stehen.«

Hauptmann Püschel sieht den Unteroffizier an und meint zu diesem: »Na Müller, das sollte doch gehen oder. Für sechs Mann haben Sie doch bestimmt noch Platz.«

»Jawoll Herr Hauptmann, das ist kein Problem. Wollte in 10 Minuten los.«

Er blickt Peller an und fragt: »Ist das in Ordnung für Sie?«

»Ja das ist gut. Ich sag meinen Männern Bescheid und wir warten abfahrbereit auf dem Platz, wenn das in Ordnung ist.«

Unteroffizier Heinrich Peller wendet sich wieder dem Hauptmann zu: »Herr Hauptmann, ich danke Ihnen für Ihre Bemühungen«, er salutiert und geht mit seinem Begleiter, dem Soldaten Pabst wieder zu seinen Männern auf den Dorfplatz von Großpaschleben.

»Männer, nehmt eure Klamotten, Waffen und alles andere vom LKW, wir werden in 10 Minuten von den Kameraden nach Köthen gefahren. Dort hoffe ich einige Werkzeuge und Ersatzteile zu bekommen.«

Steinbach sieht seinem Gruppenführer verunsichert an und wendet ein: »Herr Unteroffizier, sollte nicht wenigstens einer von uns hierbleiben und auf den Opel aufpassen?«

Peller schaut ihn an und antwortet: »Nee, Steinbach, ich weiß nicht was auf uns zukommen wird oder wann wir wieder zurück sein werden, da will ich meine Leute schon zusammen haben.«

Die jungen Soldaten klettern auf die Ladefläche und kramen ihre wenigen persönlichen Sachen zusammen und sind bald abmarschbereit. Keine fünf Minuten später kommen ein Büssing-NAG 4500 und zwei Mercedes-Benz L 701 auf den Dorfplatz gefahren.

»Alles einsteigen, Herrschaften. Je zwei Mann auf jeden LKW!«, ruft der Unteroffizier Müller aus dem Führerhaus des Büssing. Unteroffizier Peller teilt seine Leute auf und setzt sich dann, zusammen mit dem Gefreiten Steinbach in einen der Mercedes-LKWs und schon rumpeln die drei Fahrzeuge am Wasserschloss vorbei auf die Hauptstraße in Richtung Köthen. Da auf den LKWs nur je zwei Mann des Hauptmanns Püschel sitzen, da ja vor allem Munition und Verpflegung geholt werden soll, herrscht glücklicherweise keine Enge auf den Ladeflächen.

Rumpelnd und schaukelnd geht es nun über Geuz auf der Bernburger Straße und Magdeburger Straße zum Marktplatz. Dort trennen sich nun erst einmal die Wege der Soldaten und die Gruppe Peller begibt sich auf den Weg zum Rathaus. Als sie in lockerer Formation am Kriegerdenkmal auf dem Markt vorbeikommen, bleiben sie kurz stehen und salutieren vor dem Denkmal, welches den Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/ 1871 gewidmet ist. Danach geht es weiter zum Rathaus, doch kommen sie nicht bis dorthin. Denn plötzlich erklingt die Luftschutzsirene des Rathauses und kurz darauf donnern circa 14 US-Jagdbomber über die Stadt hinweg. Die Soldaten sehen sich verstört um. Auf dem Marktplatz ist Deckung Mangelware.

»Schnell zur Kirche rüber!«, schreit Peller und die sechs Männer sprinten zu den Gemäuern der alt-ehrwürdigen Jacobskirche, um dort Schutz vor den vielleicht zurückkehrenden Jagdbombern zu finden. In der Ferne hören sie Detonationen von Bomben, das Donnern von Flugabwehrgeschützen und auch das trockene, kurze Hacken von Bordkanonen ist schwach zu vernehmen. »Was beharken die Amis den dort?«, fragt der Soldat Paul Meyer mit besorgter Miene.

»Was weiß ich denn. Werden schon irgendwelche armen Schweine erwischt haben«, gibt der Gefreite Kaschke zurück. Peller meint trocken: »So wie es sich anhört, greifen die den Flugplatz an. Der liegt in dieser Richtung. Dort liegt seit 37 ein Luftnachrichten-, Lehr- und Versuchsregiment! Also genügend Ziele, denk ich!«

Die Männer schauen ihn verwundert an. Nur der Gefreite Steinbach beobachtet weiter den beinahe wolkenlosen Himmel. Der Gefreite Kaschke fragt: »Herr Unteroffizier kennen sich hier anscheinend aus? Wie kommt das?«

Ohne zu den fragenden Gesichtern zu blicken, meint Peller monoton: »Das ist meine Heimatstadt. Vielleicht zwei Kilometer Luftlinie von hier bin ich aufgewachsen.« Eisiges Schweigen bei den Männern. Kaschke meint: »Ich kann ein wenig verstehen, wie es Ihnen geht, Herr Unteroffizier. Mein Heimatdorf liegt in den Sudeten. Dort haust jetzt bestimmt schon der Russe und wie ich gehört habe begehrt der Tscheche auch auf. Glücklicherweise sind meine Leute vorher rausgekommen und zu Verwandten nach Cottbus gekommen.«

Die Jagdbomber scheinen nicht noch einmal über Köthen hinweg zu fliegen. Jedenfalls vorerst nicht. Peller und seine Soldaten treten aus dem Schatten und den ihnen Schutz bietenden Gemäuern hervor und wollen gerade weiter zum Rathaus gehen, als ein Kübel und ein Opel Blitz auf dem Marktplatz halten. Aus dem Kübelwagen springt ein drahtiger Oberleutnant heraus. Begleitet wird er von drei Männern mit halbrunden Blechschildern vor der Brust.

»Halt, alles sofort stehenbleiben!«, schreit der Offizier in Richtung der Gruppe.

»Wo wollen Sie denn so schnell hin?«, fragt er, als er näher an die Gruppe herankommt.

»Na auch das noch! Feldgendarmerie, die haben uns gerade noch gefehlt!«, flüstert Steinbach zu Peller. Mit schnellen, bestimmten Schritten kommen der Oberleutnant und seine Begleiter auf die sechs Männer zu. »Was gibt es da zu flüstern?«, meint der Offizier mit einem bedrohlichen Unterton in der Stimme. Die sechs Soldaten wenden sich den drei Männern zu. Unteroffizier Peller geht dem Oberleutnant ein paar Schritte entgegen, bleibt stehen, salutiert und meldet: »Herr Oberleutnant, Unteroffizier Peller, Division »Potsdam«, Grenadier-Regiment 1 Potsdam, II. Bataillon, 2. Kompanie, 4. Zug mit fünf Mann auf dem Weg nach Dessau. Unser Opel Blitz ist auf der Straße von Bernburg nach Köthen, zwischen Trinum und Großpaschleben stehen geblieben, wurden nach Großpaschleben geschleppt und von dort aus von Männern des Hauptmann Püschel hierhergebracht.«

Der Oberleutnant sieht ihn mit starrem, durchdringendem Blick an und giftet: »Das ist ja eine schön zurechtgelegte Geschichte, die Sie dahaben, Unteroffizier. Natürlich gibt es dafür keinerlei Beweise, nicht wahr? Keine Marschpapiere und nichts. Habe ich Recht?«

Peller bleibt ruhig. Er merkt sofort, dass hier jedes falsche Wort fatal sein kann.

»Herr Oberleutnant, bei Nachfragen wenden Sie sich doch bitte an Oberst Lorenz, der kann Sie sicher an die entsprechenden Stellen weiterleiten, oder fragen Sie bei Hauptmann Püschel nach. Ersatzweise erkundigen Sie sich erst einmal bei meinen Männern!«

Der Oberleutnant läuft, ob dieser vermeintlichen Unverschämtheit regelrecht rot an und brüllt: »Was erlauben Sie sich, Unteroffizier. Geben Sie es doch einfach zu, dass Sie und diese fünf Männer sich absetzen wollten und ich Sie dabei erwischt habe! Damit ersparen Sie mir wenigstens Arbeit!«

Die Stimmung nimmt nun jedoch eine gefährliche Wendung, denn diese Anschuldigung kann und will Unteroffizier Heinrich Peller nicht auf sich sitzen lassen. Auch Pellers Männer merken die drohende Gefahr und begeben sich langsam und vorsichtig mit entsicherten Waffen im Halbkreis um die drei fremden Soldaten. Diese sind so sehr auf den nun ebenfalls aufbrausenden Unteroffizier und den neben ihm stehendem Steinbach fixiert, dass sie dies gar nicht mitbekommen. Peller straft sich, starrt dem Oberleutnant fest in die Augen und erwidert leise und drohend: »Herr Oberleutnant, bei allem noch nötigem Respekt, aber dies ist meine Heimatstadt, ich werde mich wohl kaum vor der Verteidigung ebendieser drücken. Genauso wenig wie ich mich noch nie vor einem Gefecht gedrückt habe. Mein EK 2, mein Infanteriesturmabzeichen und vor allem meine silberne Nahkampfspange sind da wohl Beweis genug. Wenn ich mir dagegen Ihre blanke Uniform ansehe, frag ich mich, wo Sie wohl Deutschland heldenhaft verteidigt haben? Wie Sie mir vorkommen, wohl hinter einem Schreibtisch in der Etappe und nun gehen Sie und Ihre Begleiter besser Ihrer Wege, oder ich werde meine Soldaten das Feuer eröffnen lassen!«, ein leises, aber vernehmbares Klicken zeugt davon, dass Pellers Männer den Befehl auch durchführen würden.

Während der Diskussion war ein Oberstleutnant gerade aus dem Rathaus gekommen und wollte sich eigentlich wieder zu seinem Truppenteil begeben. Doch die recht unmissverständliche Situation veranlasste ihn sich auf den Marktplatz zu begeben. Sein Fahrer, der mit dem VW Typ 166 vor dem Rathaus wartete, eilt nun schnell hinter ihm her.

»Was ist denn hier los, meine Herren?«, ruft der Oberstleutnant. Alle Beteiligten wenden sich schlagartig ihm zu. Der Oberleutnant ergreift schließlich als Erster das Wort: »Herr Oberstleutnant, diese sechs Männer wollten sich unerlaubt von ihrer Truppe absetzen und wollen sich nun auf eine unangemessene und äußerst respektlose Weise, auch unter Androhung von Waffengewalt, der Verhaftung entziehen!«

Unteroffizier Peller, der seine Ruhe wieder gefunden hat, meldet sich zu Wort: »Herr Oberstleutnant. Ich wollte mich gerade mit meinen Männern zum Kampfkommandanten ins Rathaus begeben, da unser LKW fahruntüchtig in Großpaschleben steht, was der dortige Hauptmann Püschel bestätigen kann. Dort wollte ich mich nach Hilfe oder zumindest Ersatzteile erkundigen, da wir auf dem Weg nach Dessau sind. Leider wurden wir vom Herrn Oberleutnant daran gehindert und mit unhaltbaren, ehrverletzenden Anschuldigungen beleidigt.«

Der Oberstleutnant sieht sich die Kontrahenten genau an. »Unteroffizier, Sie und Ihre Männer können sich den Weg in das Rathaus sparen. Ich war gerade dort. Sie begeben sich mit Ihren Männern sofort zur Hochschule. Dort stehen mehrere LKW, welche sich demnächst zum Flugplatz begeben sollen, dort werden Sie sich bei Hauptmann Müller melden. Er ist dort für die Verteidigung zuständig. Wissen Sie wo die Hochschule ist?«

Peller salutiert und erwidert kurz: »Jawohl Herr Oberstleutnant, das ist mir bekannt.«

Nun wendet sich der hohe Offizier an den Oberleutnant der Feldgendarmerie

»Oberleutnant, Sie haben sicher nichts dagegen, wenn ich Ihre beiden Begleiter dem Unteroffizier zuteile! Ein so engagierter und kompetenter Offizier wie Sie wird die Ihnen gestellte Aufgabe sicher auch allein bewältigen können.«

Dieser will zuerst protestieren, doch erkennt er wohl, dass dies wenig erfolgsversprechend ist, salutiert ebenfalls und begibt sich nun selbst in Richtung Rathaus, um offenbar den Kampfkommandanten persönlich zu sprechen. Die beiden Begleiter des Oberleutnants sehen nun ein wenig ratlos aus und wissen nun erst einmal nicht genau, wie sie sich nun verhalten sollen.

»Unteroffizier Sie können doch sicher zwei so tapfere Männer zusätzlich gut gebrauchen?«, sagt er mit einem freundlichen Lächeln. Peller schaut sich die beiden Männer an und stimmt dann dem Offizier zu: »Jawoll Herr Oberstleutnant.«

An die beiden gewandt fragt er: »Kameraden, wie heißt ihr denn überhaupt?«

Die beiden salutieren stramm und melden vollkommen vorschriftsmäßig

»Gefreiter Jacob Standislawski und Soldat Friedrich Gneist.«

Sie salutieren und Peller geht mit seinen Männern wieder über den Marktplatz, an der Jacobskirche entlang, die Hallesche Straße hinunter zur Hochschule, wo sie bereits mehrere Lastkraftwagen und Soldaten sehen. Die Gruppe marschiert in loser Formation auf die Soldaten zu, die gerade damit beschäftigt sind, verschiedene Materialien in die Lastkraftwagen zu verladen. Ein Feldwebel steht etwas abseits und überwacht die Verladetätigkeit. Die Gruppe Peller geht auf diesen zu. Peller meldet: »Unteroffizier Peller mit sieben Mann zu Ihnen abkommandiert Herr Feldwebel.«

Der Feldwebel grüßt locker und meint: »Ach, wie kommt denn so was? Wer hat euch denn verdonnert?«

Etwas erleichtert von der ungezwungenen Art des Feldwebels sagt Peller: »Ein Oberstleutnant. Er hat uns auf dem Marktplatz vor einem Helden der Kettenhunde gerettet, hat seinen Namen nicht genannt.«

Der Feldwebel fängt an zu grinsen und antwortet: »Ach, alles klar. Das war dann wohl der Berger. Was soll ich denn mit euch anfangen?«

Peller zuckt mit den Schultern und gibt zurück: »Er hat gemeint wir sollen mit Ihnen zum Flugplatz und uns dort bei Hauptmann Müller melden.«

Wieder ein Lächeln des Feldwebels.

»Alles klar. Wir fahren auch gleich los. Ich heiße übrigens Haas. Verteilt euch einfach auf die Karren und dann festhalten.«

Unteroffizier Peller verteilt seine Männer auf die verschiedenen Fahrzeuge und schon geht es Richtung Köthener Fliegerhorst.

 

*

 

Unteroffizier Heinrich Peller liegt, zusammen mit seinen Männern in Deckungslöchern am Rand des Fliegerhorstes. Aus Richtung des kleinen Dorfes Wülknitz nähern sich mehrere amerikanische Panzer, Panzerspähwagen und Schützenpanzerwagen.

»Also Leute, wie gehabt. Lasst die Panzer und Schützenpanzer durch. Gegen die können wir sowieso nicht viel ausrichten. Das soll die Flak hinter uns machen. Wir kümmern uns um die Schützenpanzer. Schmitt, du haust die MG-Schützen weg und hältst danach auf die Reifen. Kaschke und ich nehmen mit unseren zwei Panzerfäusten die Schützenpanzer, die uns am nächsten sind. Mein Abschuss ist der Feuerbefehl für euch!«

»Köpfe runter!«, ruft er seinen Soldaten zu. Der Unteroffizier beobachtet das Vorgelände.

Die Panzer der Amerikaner bleiben zurück, doch die M3 Schützenpanzer und M8 Panzerspähwagen kommen immer näher.

»Aufgepasst Jungs!«, ruft Peller.

»Die Amis kommen. Vielleicht noch 500 Meter!«, ergänzt er. Plötzlich wird an der rechten Flanke das Feuer eröffnet.

»Verdammt, der Volkssturm. Das kann doch nicht wahr sein!«, schreit Peller zornig. Die amerikanischen Truppen bleiben sofort stehen oder schwenken teilweise in Richtung der feuernden deutschen Truppen.

»Feuer frei!«, schreit der Unteroffizier. Der Obergefreite Schmitt legt an, zielt und feuert auf die MG-Schützen der M3, welche die Stellungen des Volkssturms unter Feuer nehmen. Auch die Greyhound beharken mit ihren 3,7-cm-Geschützen die Stellungen. Vorerst merken die US-Truppen überhaupt nichts von der neuen Gefahr in ihrer rechten Flanke, so können Peller und Kaschke aus ihren Schützenlöchern heraus und auf die Nordamerikaner zu robben, um in bessere Schusspositionen zu kommen. Doch nun sind die gegnerischen Truppen ja viel weiter entfernt, als es vorher geplant war und so dauert es entsprechend länger. Durch die Bombentrichter, welche vom Jagdbomberangriff stammen, sind sie recht gut geschützt gewesen. Sie schlängeln sich langsam von Trichter zu Trichter. Noch circa 100 Meter von zwei M3 Halftracks entfernt zischt Peller in Richtung von Kaschke: »Stopp. Nimm du den Linken, ich den Rechten. Anlegen und Feuern!«

Unteroffizier Peller klettert langsam aus seinem, ihm Schutz gegen Sicht bietenden, Trichter liegt dann flach auf den Bauch und legt die Panzerfaust an. Er klappt das Zielvisier hoch, zielt nochmals und drückt den Abzug. Mit lautem Fauchen verlässt der Sprengkegel das Rohr. Peller wartet den Aufschlag nicht ab, sondern rollt sich wieder in den Bombentrichter. Er hört noch das Zischen von Kaschkes Panzerfaust und landet auf dem Boden des Loches. Zwei, kurz aufeinander folgende Detonationen zeugen vom Erfolg des Beschusses. Der Unteroffizier riskiert einen Blick über den Trichterrand und sieht zwei brennende Fanale der Zerstörung. Aus den brennenden Schützenpanzern rennen vier brennende menschliche Fackeln, brechen aber kurz hinter den Fahrzeugen zusammen. Unter dem Feuerschutz ihrer Kameraden schleichen sie wieder in ihre Schützenmulden zurück. Es entbrennt ein schweres Feuergefecht zwischen den Deutschen Verteidigern und den amerikanischen Voraustruppen, welche regelrecht festgenagelt werden. Doch nun macht sich erneut die schiere Materialüberlegenheit der Amerikaner bemerkbar. Die Panzerspähwagen setzen zurück, da sie für längere Feuergefechte nicht geschaffen sind, doch die schon längst abgesessene amerikanische Infanterie und ihre Begleitfahrzeuge nehmen den Feuerkampf auf. Doch sie kommen keinen Meter voran. Unteroffizier Peller ist bereits guter Hoffnung, dass sie die Stellung diesmal wirklich halten können, als auf einmal Granaten zwischen ihnen einschlagen. Die US-Panzer rollen an und kommen ihrer bedrängten Infanterie zu Hilfe. Sie fahren, stoppen, feuern und fahren wieder an. Immer näher kommen die amerikanischen Sherman-Panzer.

»Verdammt noch mal!« flucht Peller, »Die schießen uns aus den Löchern raus.«

Immer mehr Granaten schlagen ein. Die US-M4-Panzer decken die komplette Verteidigungsfront der Deutschen ein.

»Hat einer wenigstens Handgranaten?«, erkundigt sich Peller, obwohl er die Antwort schon kennt. Siebenmal hintereinander vernimmt er ein kurzes »Nein!« Unteroffizier Heinrich Peller geht in seinem Kopf alle eventuellen Möglichkeiten durch, die in Frage kommen, um die Stellung vielleicht doch noch zu halten, als er sieht, wie an ihrer linken Flanke der dort eingesetzte Volkssturm seine Stellungen verlässt. Sofort stoßen die Spähpanzer in diese Lücke, feuern auf die flüchtenden Volkssturmleute und überholen sie. Ein Großteil von ihnen wirft nun die Waffen weg und ergibt sich den Amerikanern. Der Rest wird erschossen und liegt nun durchsiebt im Dreck.

»Los Männer, absetzen zu den Hangars hinter uns!«, ruft Peller den Mitgliedern seiner Gruppe zu. Er erkennt, dass hier nichts mehr zu halten ist.

»Schmitt, gib uns Feuerschutz!«, schreit er in Richtung des MG-Schützen. Der lädt noch einmal durch, zielt auf eine Gruppe Amerikaner, welche gerade weiter vorrücken wollen, und drückt ab. Zwei feindliche Soldaten werden getroffen und bleiben liegen. Die anderen gehen blitzschnell in Deckung. Das nutzen die anderen Soldaten der Gruppe Peller aus und setzten sich Sprungweise nach hinten ab. Nun gehen sie ihrerseits, hinter kleinen Erhebungen oder auch nur kleinen Büschen oder Bäumen in Deckung und eröffnen das Feuer auf die US-Truppen, um Schmitt und seinem Schützen Zwo, dem Soldaten Paul Meyer das Absetzen zu ermöglichen. Durch den Beschuss werden nun aber auch die US-Panzer endgültig auf die Gruppe aufmerksam. Zwei der Stahlfestungen drehen auf die deutschen Soldaten ein und rücken vor.

»Zurück!«, schreit Peller. Fast zeitgleich spritzen zwei Detonationen zwischen ihnen auf. Der Soldat Friedrich Gneist schreit mit einem spitzen Schrei auf, sein Karabiner fällt ihm aus der Hand und er sackt nach hinten um. Steinbach, ganz in der Nähe hinter einem Baum in Deckung gegangen, robbt zu dem jungen Soldaten herüber und dreht ihn zu sich um.

»Aus!«, denkt er und robbt nach hinten weg.

Hinter einer Bodenwelle sammeln sie sich.

»Wenn wir bei den Hangars sind, sind wir erst einmal in Sicherheit!«, meint der Unteroffizier.

»Ja, aber erst einmal bis dahin kommen!«, sagt Pabst daraufhin. Immer wieder schlagen Granaten in unmittelbarer Nähe von ihnen ein. Erde und Gras rieselt auf sie hernieder. Es ist für die Männer kaum möglich die Köpfe zu heben, doch Peller riskiert es und sieht, dass die US-Tanks nicht nachstoßen, doch macht sich eine weitere Infanteriegruppe bereit hinter den Panzer hervorzustoßen. »Männer, auf drei, geschlossene Feuereröffnung und dann in einem Zug zu den Hangars. Steinbach, Schmitt und Meyer links raus. Kaschke, Pabst, Standislawski und ich gehen rechts raus. Also eins, zwei, drei!«

Gleichzeitig ertönt der Feuerschlag, die Feinde werden erneut auf den Boden gezwungen und schon rennen die Deutschen los. Sie werden von den Granaten und MG-Garben der Panzer verfolgt. Wie die Hasen schlagen sie einen Haken nach dem anderen, um den amerikanischen Schützen das Zielen so schwer wie möglich zu machen. Doch wieder erklingt ein Schrei, Meyer überschlägt sich förmlich und bleibt liegen. Schmitt bleibt stehen und will gerade zu seinem Schützen zurücklaufen, als er sieht, dass Meyer beide Beine abgerissen wurden.

»Da ist nichts mehr zu machen. Ruhe wohl Kamerad«, denkt er und rennt weiter hinter den anderen her. Zum Trauern ist keine Zeit, es geht um das eigene nackte Überleben und man hat in der langen Zeit des Kampfes einfach schon zu viele sterben gesehen.

Völlig ausgepumpt kommen sie bei den Hangars an und merken hier erst, dass auch Pabst fehlt.

»Verdammt, hat einer gesehen, wo er abgeblieben ist?«, fragt Peller. Schweigen bei allen anderen.

Unteroffizier Heinrich Peller überlegt kurz und meint dann: »Nützt nichts, warten können wir nicht. Das bringt uns alle in Gefahr. Also gehen wir weiter zurück. Pabst weiß ja, wo wir hinwollten und was die Situation vorgibt, ist ja nicht auf dem Kopf gefallen. Wir brauchen Anschluss an eigene Truppen. Ich hoffe die sind nicht alle kassiert worden, wie der Volkssturm neben uns.«

Vorbei am ausgebrannten Wrack eines DFS 230 Lastenseglers geht es sprungweise zur nächsten Flugzeughalle. Von dort aus sehen sie eine zerstörte Messerschmitt Me 410.

»Naja, anscheinend haben die Jabos gute Beute gemacht!«, bemerkt der Gefreite Steinbach mit Bitternis in der Stimme. Auch mehrere zerstörte Flugabwehrstellungen mit Flak-Geschützen verschiedenster Kaliber können sie sehen. Kein Wunder, das die Ami-Panzer machen können, was sie wollen. Es sind keine Geschütze mehr da, die sie ausschalten könnten. »Halt, Stellung beziehen! Wir warten hier noch einmal, ob eigene Truppen in Sicht kommen und versuchen den Feind zu halten, vielleicht wird weiter hinten bereits ein Gegenstoß vorbereitet.«

Wieder gehen sie hinter kleinen Felsen, Erdaufhäufungen und dichten Gebüschen in Stellung und beobachten das Vorgelände.

»Steinbach, geh zur linken Flanke und kläre da ein bisschen auf. Aber nicht weiter als 300-400 Meter. Schau, ob du eigene Truppen findest. Kaschke, du machst das gleich an der rechten Flanke. Wenn ihr auf Feinde trefft, sofort zurück, Verstanden?«

»Jawoll!«

Bald sind sie aus dem Sichtfeld ihrer Kameraden verschwunden. Kurz darauf raunt der Gefreite Standislawski: »Herr Unteroffizier, vor uns bewegen sich welche!«

»Schon gesehen Gefreiter, sind Amis. Rankommen lassen. Feuer, wenn ich feuere!«

Immer näher kommen die US-Soldaten an die Stellungen der deutschen Gruppe heran und wissen anscheinend nicht einmal, dass sie bereits in ihrem Visier sind.

»Wenn jetzt nur Kaschke oder Steinbach nicht die Nerven verlieren«, denkt Peller und lässt die Amerikaner noch näher herankommen. Bald sind sie vielleicht noch 150 Meter entfernt. Ein letztes Mal anlegen und zielen und schon drückt Peller den Abzug seiner MP 40 durch und genau das ist das Zeichen für seine Kameraden und sie eröffnen ebenfalls das Feuer aus ihren Waffen. Die ersten US-Amerikaner fallen schreiend in den Staub, die anderen werfen sich blitzschnell in Deckung. Doch arbeiten sie sich immer weiter vor, denn Peller und seine zwei Kameraden können sie nicht lange aufhalten.

»Verdammt, das ist mindestens ein Zug. Das geht nicht gut!«

Er blickt sich nach hinten um, in der Hoffnung, dass er dort vielleicht heranrückende eigene Truppen erkennen kann, doch von dort ist anscheinend keine Hilfe zu erwarten. Schweren Herzens muss er einen Befehl erteilen, gegen den er sich im Inneren sträubt.

»Absetzen, ab nach hinten.«

Vor Peller spritzt immer wieder die Erde auf, immer gezielter werden sie unter Feuer genommen.

»Ahh, mich hat es erwischt!«, schreit Standislawski und lässt seinen Karabiner fallen. Peller feuert den Rest seines Magazins leer, führt ein Neues ein, lädt durch und robbt zum Gefreiten.

»Wo hat es dich erwischt?«

Standislawski hält seine rechte Hand gegen seine linke Schulter gedrückt und stöhnt: »Verflucht, meine Schulter, es hat mich an der Schulter erwischt!«

Der Unteroffizier dreht sich um und ruft: »Schmitt, alles raus aus der Knarre und dann zurück.«

In dem Moment erhalten die amerikanischen Truppen Feuer aus den Flanken. Kaschke und Steinbach nehmen sie aus ihren Karabiner 43 unter gezieltes Feuer und decken sie mit einigen Handgranaten ein, welche sie auf ihrer Erkundungstour gefunden haben.

Überrascht von der Flankenbedrohung stoppen die Nordamerikaner.

»Jetzt aber alles zurück!«, schreit Peller und hofft, dass es laut genug war, dass es die beiden auch gehört haben. Sie gehen zurück bis zur Hauptwache des Fliegerhorstes und sammeln dort. Hier stoßen dann auch Steinbach und Kaschke wieder zu ihnen. Wieder steht der junge Unteroffizier vor der Entscheidung, ob er mit seinen Männern hier Widerstand leisten oder aber weiter zurück gehen soll.

»Mit meinen paar Hanseln hier wieder lauern, um dann doch zurückzumüssen, bringt auch nicht viel. Die Munitionslage ist auch angespannt und wer weiß, ob das Absetzen wieder so gut klappt wie die letzten Male. Vielleicht wird man doch unbemerkt umgangen und dann kassiert. Wieder einmal muss er diese schwere Entscheidung treffen, um der Verantwortung seinen Männern gegenüber gerecht zu werden.

»Zurück!«, befiehlt er kurz und knapp.

Immer weiter setzten sie sich abseits der Straße auf die beiderseits liegenden Felder ab, ohne auf eigene Truppen zu stoßen und schon nach kurzer Zeit stehen sie zwischen dem Flugplatzgelände und dem Stadtrand von Köthen. »Was machen wir jetzt?«, fragt Schmitt. Peller hält kurz inne und meint dann: »Weiter zurück nach Köthen hinein, so lange wie wir noch können. Irgendwann müssen wir auf eigene Truppen stoßen, wir paar Krieger können ja doch keinen effektiven Widerstand leisten. Zum Glück scheinen die Amerikaner nicht nachzustoßen!«

Sie kommen über Schleichwege, welche sie nutzen, um nicht aus Versehen von eigenen versteckten Einheiten beschossen zu werden und welche Peller noch aus seiner Jugendzeit kennt, unangefochten nach Köthen hinein. Die Verteidigungslinie, sofern es sie gibt, scheint löchrig wie ein Schweizer Käse.

 

*

 

Das schwere Artilleriefeuer setzt wieder aus. Peller steckt vorsichtig seinen Kopf aus dem Kellerfenster und späht vorsichtig durch die teilweise zerrissene Straßensperre.

»Aufpassen, die Amis kommen schon wieder. Wie viele Panzerfäuste haben wir noch?«, fragt Peller den Gefreiten Steinbach, der unten im Keller hockt. Dieser schaut in eine große Kiste und meint, »Noch sieben Stück«, und reicht dem Unteroffizier eine.

Unteroffizier Peller klettert durch das Kellerfenster und robbt zur Sperre, dicht gefolgt vom Gefreiten Franz Steinbach, dem Gefreiten Klaus Kaschke und dem Obergefreiten Hajo Schmitt, der sein MG 34 im Schlepptau hat und es in der entstandenen Lücke der Straßensperre in Stellung bringt.

Zwei Angriffe haben die letzten vier Soldaten der Gruppe Peller bereits abgeschlagen. Der Gefreite Standislawski, der trotz seiner Verwundung bei ihnen geblieben war, fiel beim letzten Angriff, als er einen Spähpanzer mit einer Panzerfaust abschießen wollte und von einer Maschinengewehrgarbe in die Brust getroffen wurde. Er sackte fast lautlos zusammen, seine Brust war förmlich zerfetzt. Anfangs waren auch noch fünf Volkssturmsoldaten mit ihnen in der Stellung, doch sind sie nach und nach gefallen. Zerrissen von Artilleriegranaten oder getroffen von Maschinengewehrkugeln. Peller schiebt diese Verluste auf die fehlende Kampferfahrung der teils sehr alten Volkssturmmänner. Einige hatten zwar bereits im ersten großen Krieg gedient, doch waren sie da nun einmal bedeutend jünger und fitter. Außerdem haben sich auch die Waffen und deren Wirkungen deutlich verändert.

»Mein lieber Gott. Nun wollen es die Amis aber wissen!«, sagt Steinbach, als er die acht Sherman-Panzer und die unzähligen Infanteristen sieht.

»Was machen wir jetzt?«

»Keine Ahnung. Aufhalten können wir die nicht. Versteh sowieso nicht, wo die Verstärkung bleibt. Dieser alte Oberleutnant, der hier in diesem Abschnitt angeblich das Kommando hat, meinte hier kommt mindestens ein Zug ran!«

Schmitt lädt durch und meint, ohne den Blick vom Feind zu wenden: »Scheißegal, wo die sind, die verdammten Amis überrennen uns gleich, wenn wir uns nicht schleunigst vom Acker machen, oder ein Wunder geschieht!«

Peller überlegt hin und her, dann meint er: »Gut, jeder von uns drei eine Panzerfaust, Feuer auf Panzer oder in die Infanteriegruppen, ganz egal. Schmitt, du haust raus, was du kannst. Dann wieder einmal absetzen nach hinten. Ich hoffe die Amis gehen wieder auf Nummer sicher und zerhauen danach die Sperre. Dann haben wir Zeit, um uns abzusetzen. Mehr können wir nicht tun. Zum Kotzen ist das.«

Bei den letzten Worten spuckt er fast angewidert auf den Boden.

---ENDE DER LESEPROBE---