Mond 99 - Friedrich Schmidt - E-Book

Mond 99 E-Book

Friedrich Schmidt

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Beschreibung

Satanistische Terroristen wollen ein Zepter seinem wahren Besitzer überreichen, dem Teufel. Sodass dieser dann über die Erde herrsche. Frank, ein intelligenter junger Mann, der eigentlich ein Roadie einer Rockband ist, soll das Zepter holen und dem Teufel aushändigen. Das Zepter liegt allerdings auf einem weit entfernten Mond. Dem Titan... ob es Frank gelingt?

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Bisher von Friedrich Schmidt erschienen:

Weg ins Licht... und zurück (SF)

1999 im R.G. Fischer Verlag

Was war wird sein (SF)

2018 Twentysix-Verlag

Lemmy, ich brauch dich (Teil-biographisch)

2019 Twentysix-Verlag

Tod oder Liebe – Lisa (Liebesdrama)

2019 Twentysix-Verlag

und nun

Mond 99 (SF-Drama/Fantastisch)

Zum Autor:

Friedrich Schmidt ist 1962 in Saarbrücken geboren.

Seine Interessen sind vielseitig, er malt und schreibt Songtexte.

Darüber hinaus gilt sein Interesse der Kosmologie – dadurch kam er zur Sciencefiction, was dann zu Buch 1 und 2 führte.

Aber da das Leben Regie führt und das Schreiben, wie er sagt, immer mehr Spaß bereitet, blieb es nicht bei Sciencefiction-Romanen.

Es folgte ein Roman in dem sein Idol – Lemmy (Sänger und Bassist von Motörhead) - eine Hauptrolle spielt.

Danach folgte ein Liebesdrama – der Wunsch einer großen Person an seiner Seite.

Und jetzt viel Freude beim Lesen von:

Mond 99

Dieser Roman ist frei erfunden.

Der erste Teil lehnt an die Bibel an.

Sollte es Namen oder Orte und Begebenheiten geben, die in der Realität vorkommen, so wäre dies rein Zufällig.

Für mich -

ja... es glaubt sonst niemand

an die Story...

ich finde sie gut!

Nein... für Inge

Inhalt und Mitwirkende:

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Epilog

Danksagung und Quellennachweise

Frank: Hauptfigur

Myra: Franks Freundin

Sam: Sänger der Band

Stan Tucker: Tourmanager

Lars: Bodenstadion/Freund von Frank

Mike Spencer: Polizeifreund

Nu und Si: Außerirdische Helfer

Dann... Jesus, der Teufel und der

Engel Gabriel

… und weitere Personen am Rande

Satanistische Terroristen wollen ein Zepter seinem wahren Besitzer überreichen – dem Teufel. Sodass Dieser dann über die Erde herrsche. Frank, ein intelligenter junger Mann, der eigentlich ein Roadie einer Rockband ist, soll das Zepter holen und dem Teufel aushändigen. Das Zepter liegt allerdings auf einem weit entfernten Mond. Dem Titan... ob es Frank gelingt?

Stimmen von ersten Lesern des Manuskripts:

So eine Story las ich ich noch nie!

Spannung und Überraschungen beherrschen das Buch...

Prolog

Teil 1

Anno 2033

– wenn auch die Geschichte zu einem anderen Zeitpunkt begann.

Mit Jesus... also über 2000 Jahre zuvor...

Ich befand mich in einer Art Kryoschlaf, jedenfalls in einer sozusagen gemäßigten Form davon. Der Unterschied war, dass ich nicht eingefroren war. Eigentlich müsste man meinen Zustand eher mit einem künstlichen Koma vergleichen. Ich konnte träumen, mir Gedanken machen, wie jeder Mensch – über das was war, was jetzt ist, und über das was in Zukunft geschehen möge. Also über das, wie es weitergeht. Pläne schmieden sagt man wohl.

Und dies tat ich zu dem Zeitpunkt auch, quasi ohne Unterbrechung. Denken – es war die einzige Tätigkeit. Sonst war alles Computergesteuert, ich brauchte zu keiner Zeit irgendwie einzugreifen. Nur für den Fall, dass irgendetwas schief lief, würde ich geweckt werden, um mit einer Art Joystick das Raumschiff wieder auf Kurs zu bringen. Im absoluten Notfall könnte ich, alles jeweils in Absprache mit der Kommandostation, auch wieder zur Erde zurück. In so einem Fall, beispielsweise wenn der Computer versagen sollte (obwohl dieser durch drei baugleiche Systeme gesichert wurde), müsste von denen der Treibstoffverbrauch und der Kurs berechnet werden. Ich befand mich also in einem Raumschiff auf dem Weg zum Mars. Dieser rötliche, staubige Planet sollte jedoch nur eine Zwischenstation sein. Man hatte mir erklärt, dass mein Schiff – in eine enge Umlaufbahn um den Mars einschwenken würde, um danach, mitgenommen durch die Rotation des Planeten, beschleunigt weiterfliegen würde. Wie eine Schleuder würde mein kleines Einmannschiff dadurch beschleunigt werden. Um dann das endgültige Ziel zu erreichen. Aber selbst durch diese Beschleunigung, die von da ab fast die doppelte Geschwindigkeit bedeuten würde, würde der Flug, nach Passage des Mars, noch weitere zwei Jahre dauern. Neunzehn Monate war ich bereits unterwegs. In wenigen Tagen käme ich dem Mars so nahe, dass man mich, so war es jedenfalls geplant – das erste Mal während des Fluges, wecken würde. Mich an dem Punkt des Fluges einfach schlafend in der Hängematte zu lassen, war den Planern zu gewagt. Es gab für sie Momente, und da gab ich ihnen Recht, in denen sie die Geschehnisse, und somit mein Leben, nicht alleine einem Rechner anvertrauen wollten. Dies machte die Sache auch sehr interessant für mich. Sah ich doch durch mein kleines Fensterchen, was sich direkt vor mir, also in Flugrichtung befand, den Mars – meinen Lieblingsplaneten. Bis dahin.

Der Mars

(doch dies war nicht einmal die Hälfte des Weges)

(Zeichnung: Friedrich Schmidt)

Doch zunächst blieb mir noch Zeit zum „Träumen“, zum denken. Oft, so erinnerte ich mich, dachte – oder träumte ich, von Myra, meiner Freundin, die (hoffentlich) die fünf Jahre, die ich unterwegs wäre, auf der Erde auf mich warten würde.

Doch dieses Mal unterschieden sich meine Gedanken. Stattdessen träumte ich davon, wie alles begann. Und dieser Anfang hatte nichts mit mir zu tun – es ging vielmehr sehr weit zurück. Sehr, sehr weit zurück. Ziemlich genau zweitausend Jahre. Warum ich den Traum hatte – dies frage ich mich bis heute...

Und es sollte so viel geschehen, was ich niemals so richtig verstanden hatte. Erst jetzt, wo ich alles aufschreibe, wird mir deutlich, wie verrückt vieles erscheint.

Kapitel 1

Versuchung Christi

Jesus wohnte zu der Zeit, also etwa um seinen dreißigsten Geburtstag, in Kapernaum am Nordufer des Sees Genezareth. Die Häuser damals waren durchaus geräumige Gebäude aus grob behauenen Feldsteinen. Ställe, Wohn- und Lagerräume gruppierten sich um kleine Höfe. Alles sah geordnet aus, in rechtwinkligen Gassen und in regelmäßige Straßenblöcke aufgeteilt. So lebten Großfamilien mehrerer Generationen mit ihren Helfern, wie Mägde und Knechte, samt aller Ihrer Tiere unter einem Dach. Der Schnitt der Wohnhäuser zeigt (so erkannten die Forscher nach Ausgrabungen), dass sich die Besitztümer kaum voneinander unterschieden. Weder gab es in diesem Wohnviertel größere Häuser, die auf besonderen Reichtum hindeuten würden, noch fanden die späteren Ausgräber ungewöhnlich kleine Hütten. Offenbar stand jedem der gleiche Platz und damit auch ein ähnliches soziales Ansehen zu. Dies war nicht an jedem Ort so. Vielleicht war dieser Umstand ein Punkt, welcher Jesus gefiel – weshalb er gerade dieses Dorf als Stätte ersann, um sich niederzulassen. Auch die Einfachheit des Dorfes, die Übersichtlichkeit – und doch, letztendlich, die Schönheit der Gegend, waren wohl weitere Punkte. Seitlich im Tal der See, dahinter die Berge. Das Umland: Wüste, beziehungsweise Halbwüste, Teilweise malerisch gelegen mit kleinen Oasen versehen. Allerdings war alles weit voneinander weg. Weitläufig.

„Wenn man zur Fuß von Nazareth nach Bethsaida nach Kapernaum möchte, wirst du an eine Synagoge kommen“, sagte ihm Paulus gerade vor kurzer Zeit. Auch dies gefiel Jesus. An diesem Ort, nahm er sich da vor, würde er bald predigen.

Ansonsten gab der Ort nicht viel mehr her. Die Einwohner verbrachten ihre Tage mit Ackerbau und Fischfang. Doch sie waren bei weitem keine Hinterwäldler. Immerhin zogen regelmäßig Karawanen auf dem Weg von oder nach Jerusalem, Tiberias, Sepphoris, Ptolemais oder Damaskus am Dorf vorbei. Im Gepäck hatten sie neben Neuigkeiten auch hübsche Dinge aus Glas oder feiner Keramik, alles stets nach der neuesten Mode. Eigentlich war der Ort zu der Jahreszeit ein Ort zum Wohlfühlen. Die Temperaturen waren angenehm, längst nicht so mörderisch heiß wie im vergangen Sommer. Jedoch, Jesus fühlte sich nicht wohl, vor allem durch die Ereignisse der vergangenen Tage. Er hatte Wut im Bauch. Zur Erklärung sei gesagt, dass damals ein großer Markt in der Nähe war. Die Händler stritten sich zu der Zeit oft über die unterschiedlichen Währungen. Das Geld hatte nicht den gleichen Wert, was bedeutete, dass die Produkte zu teuer oder zu billig erschienen. Die Händler stritten also um den richtigen Wert ihrer Güter. Dies hätte Jesus nicht weiter interessiert, hätten sie ihre Streitereien nicht vor und sogar in den Synagogen abgehalten. Also an heiligen Orten, an denen auch er seine Predigten hielt, oder halten wollte. Er hatte mit einigen von Ihnen geschimpft und aus der Synagoge vertrieben. Sie kamen natürlich zurück, was Jesus sehr ärgerte.

Er musste raus. Weg von hier. Wieder einen klaren Gedanken fassen. Dies war sein Wunsch. Die Zukunft. Jesus fragte sich, wie er weitermachen wollte. Sein ewiger Kampf den Menschen das Richtige nahezubringen zehrte an ihm. Er fühlte sich müde. Ausgebrannt. Er brauchte neue Kraft. Diese musste er außerhalb der Stadtmauern suchen. Alleine. Ohne die Jünger. Ruhe – die brauchte er. An Ihn denken, seinen Vater, das würde ihm helfen. In Gedanken, im Zwiegespräch, im Gebet. Das half immer. Er aß und trank sich an diesem Morgen satt. Dann machte er sich auf den Weg. Im Gepäck nur einige Behältnisse aus Ziegenfell, gefüllt mit schmackhaftem Wasser.

Die Gegend dort hat, wie erwähnt, einen gewissen Reiz. Felsen bestimmen das Bild. Kleinere Berge, aber auch große Täler – Felder und Ebenen auf denen nicht viel wuchs. Oh doch, es gab schon Sträucher, Gräser und auch wilde Feigen- und Olivenbäume. Diese waren jedoch dünn gesät. Ja, Halbwüste war wohl der richtige Begriff. Dahin, dort wo die Stille wohnte, zog es Jesus. Alleine der Gedanke, dass er dort wieder neue Kraft finden würde, zauberte ihm wieder ein leichtes, kaum merkliches Lächeln auf die Lippen.

Er war das Wandern gewohnt. Jesus besaß keinen Esel wie die reichen Händler. Für das, was er vorhatte brauchte er den auch nicht. Im Gegenteil. Das Laufen war für ihn Teil seines Tuns.

So verbrachte er einige Tage an einem dieser Orte. Verweilte mal an einem Ort, meist des Nachts. Dann trank er einen Schluck aus einem der Beutel, um sich dann weiter auf den Weg zu machen. Sein endgültiges Ziel, dies gab es eigentlich nicht. Er würde fühlen wenn er am richtigen Ort war. So weit war er noch nicht. Er musste weiter.

So vergingen vierzig Tage und Nächte, in denen er nichts aß. Er schaute sich um. Der Himmel blau – ohne Wolken, wie seit Wochen. Alles trocken, sandig. Er sog die Luft tief durch die Nase ein. Wollte mit geschlossenen Augen einen Duft erhaschen. Doch die Dürre ließ kaum Düfte zu. Das verdorrte Gras und der helle Sand verströmten... nichts. Keinen Geruch. Doch halt, da war was. Und Jesus drehte, immer noch die Augen geschlossen, den Kopf in die Richtung, aus der der Geruch nach Ziegenbock zu kommen schien. Jesus öffnete die Augen um sich zu überzeugen, ob er nicht träumte. Dann sah Jesus eine Gestalt auf ihn zukommen. Jesus saß da, auf einem Stein. Er sah wie diese männliche Kreatur immer näher kam. Dieser Mann, der ungewöhnlich aussah – er hatte beinahe das Gesicht eines Ziegenbocks, stellte sich nicht vor. Aber er sagte zu Jesus:

„Na, ich spüre, dass du Hunger hast.“

„Ja,“ - antwortete Jesus - „du hast recht, ich verspüre Hunger.“

„Ja, wenn du Macht hast und du, wie du sagst, Gottes Sohn bist – so verwandle doch diesen Stein in Brot,“ - und dabei zeigte er mit seinem Zeigefinger auf einen Stein direkt neben Jesus.

Doch dieser schüttelte nur leicht den Kopf und erwiderte:

„Der Mensch lebt nicht nur vom Brot alleine.“

Die Kreatur hielt ihm seine Hand hin um ihm aufzuhelfen:

„Komm mit, ich will dir was zeigen.“

Jesus, der voller Ruhe war und keine Angst hatte, hatte keine Bedenken dem Fremden zu folgen. Dieser führte ihn auf einen nahegelegenen Berg. Beide schauten sie hinab ins Tal. Der Anblick war herrlich! Dort, wo eben noch karge Landschaft war, war nun ein Wald und eine Wiese voller blühender Blumen. Vögel zwitscherten vergnügt und ein kleiner, klarer Fluss wandte sich schnell fließend durch das Tal. So etwas schönes hatte Jesus noch nicht gesehen. Feiner Duft stieg ihm nun in die Nase. Danach hatte er eben noch gesucht. Nach so einem herrlichen Duft. Ihn überwältigte auch die Schönheit der Landschaft. So stellte er sich das Paradies vor.

Und die Kreatur sagte zu ihm: „All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen und ich gebe sie, wem ich will. Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören.“

„Ich werde mich nur einem unterwerfen – meinem Herrn und Gott.“

Als Jesus sich wieder umsah, sah er, dass sie sich nicht mehr auf dem Berg befanden, sondern in Jerusalem, auf dem Dach eines Tempels.

Und der Teufel sprach: „Ich glaube immer noch nicht, dass du Gottes Sohn bist. Stürze dich hinab, dein Gott und die Engel werden dich auf Händen nach unten tragen und es wird dir nichts geschehen.“

Doch Jesus antwortete nur, dass ihm bewusst sei, dass er hier und da auf eine Probe gestellt würde.

Der Teufel nickte. Er wusste, das er am heutigen Tag keine Chance hatte Jesus zu bekehren. Er wandte sich ab. Aber er war listig. „Ich habe hier ein Zepter,“ und bei diesen Worten hielt er tatsächlich das goldene Zepter eines Königs in der Rechten hoch in die Luft. Es soll dem gehören, der in Zukunft die Welt regiert. Ich nehme es mit, lasse dir für heute die Ruhe – für die Zeit die jeder braucht zum Nachdenken. Aber ich reiche es dem, der es verdient und Willens ist zu tun, was zu tun ist. Es soll dem Herrscher der Welt gehören. Dem, der mich ruft werde ich es geben – falls er die Macht hat.

Jesus schaute sich wieder um. Er war in seinem Heim und es ging ihm gut. Von der Kreatur, dem Teufel, war nichts mehr zu sehen. Nirgends. Er war allein und froh seine Kraft wiedergefunden zu haben. Er sah an sich herunter. Seine einfache Kutte aus Leinen erschien wie immer. Kein Schmutz. Kein Zeichen der letzten Stunden. Doch es war geschehen, dessen war er sich sicher. Beeindruckt hatte ihn der Teufel nicht sonderlich. Er hat es halt versucht und würde es wieder tun, dachte Jesus.

Kapitel 2

Die Rockband

Er furzte laut, lange und scheinbar voller Hingabe, denn er furzte erneut. Er lachte, drehte sich zu mir um und sagte: „Das will ich nur mal in aller Deutlichkeit gesagt haben…“ – er lachte wieder, weil ihm noch ein Gag zu seiner Furzerei eingefallen war: „das nächste Mal weichst du den Fröschen aus, die ich verliere – und trittst nicht drauf - das macht nur seltsame Geräusche, wenn du auf einen Frosch trittst!“

Erneut lachte er schallend über seinen eigenen Witz und lief durch den engen Flur weiter. Wir befanden uns Backstage, waren auf dem Weg zur Bühne. Er nahm mir die Gitarre ab und rannte auf die Bühne und das Publikum johlte.

Er – dass war der Gott des Rock´ n Roll, wie er sich selbst nannte. Sam Xanto, Künstlername Samuel Satan – seinen Duft durfte ich einatmen. Ich? Ich war zu der Zeit nur ein Roadie, einer von sieben Roadies, welche die Band „Satans Law“ – des Teufels Gesetz – begleiteten. Wir, das hieß die Band – wir waren damals auf Tour, kreuz und quer durch die ganze USA. Dies war der zweite Tag der Tour und wir waren in New York – wie Gestern. Morgen würden wir abbauen und dann ginge es weiter, zunächst die Ostküste entlang, dann, über Miami nach Texas und New Mexiko nach Kalifornien – insgesamt 22 Städte. Danach ginge es wieder heim nach Deutschland. Da es sich jedoch um eine World-Tour handelte, würden wir uns nicht lange bei unseren Lieben zuhause aufhalten.

Danach kämen wir nach Frankreich, England, Japan, Australien – und zum Schluss der Tour wären wir in Kairo, die Pyramiden im Hintergrund. Darauf freute ich mich jetzt schon. Doch bis dahin würde ein anstrengendes Jahr vor uns liegen. Viele Probleme – wie Bohnen zum Abendessen.

Die Show begann mit dem neuesten Song – „I´am in hell tonight“ – das beste Lied welches „Satans Law“ seit langem schrieb. Dieser Song hatte alles, was man von einer Heavymetal-Band, zu der die Gruppe angesiedelt war, gehörte. Das Lied begann melodisch, wurde dann rhythmisch, der Gesang – von dem „Furzer“ – bestens in Szene gesetzt, war sowohl melodisch wie rhythmisch, und das Solo – von beiden Gitarren gegenseitig gespielt, war sensationell.

Mein Job ab jetzt war, den Bandmitgliedern auf zuwinken , was zu trinken zu bringen oder eine anders gestimmte Gitarre zu reichen. Die anderen Roadies waren vorne und sicherten das Geländer. Sie mussten den einen oder anderen Fan zurück schubsen, die über das Geländer auf die Bühne wollten. Schwer zu sagen wessen Job schwieriger war. Ich musste die fünf Stars permanent im Auge behalten – aufpassen ob jemand von ihnen etwas wollte. Es gab mehrere verabredete Zeichen. Diese Zeichen sollten von den Fans ja nicht erkannt werden. Und es sollte auch nicht irgendwelche Flaschen oder Becher überall herumstehen. Das sah zum einen blöd aus, außerdem wollten das viele Veranstalter nicht, weil ja in vielen Ecken der Bühne Dunkelheit herrschte und somit Unfallgefahr bestand. Ich verbarg mich also den größten Teil der Show über hinter einem schwarzen Vorhang und konnte nur durch einen relativ schmalen Spalt, für die Zuschauer unsichtbar, das Geschehen auf der Bühne verfolgen. Ich musste also konzentriert sein. Ich musste alle Getränke griffbereit haben – alkoholfreies Bier, Cola, kalten Kaffee! - und Orangensaft und Wasser – alkoholische Getränke waren verständlicherweise meistens verboten – sie wurden auch nicht verlangt. Alle Bandmitglieder feierten erst nachts, nach der Show. Dann floss meist Champagner, Bourbon, Bier und Wein in größeren Mengen. Aber längst nicht jeden Abend. Keiner der Gruppe übertrieb es mit dem Alkohol. Vollgesoffen hatte ich nie einen von ihnen gesehen. Stark angeheitert, ja, aber nie so, dass einer nicht mehr klar reden konnte. Das wäre auch nicht gut gewesen. Es gab zu viele Negativbeispiele – Rockstars, welche sich tot gesoffen hatten, oder welche, die sich im besoffenen Kopf mit dem Auto um einen Baum gewickelt hatten. Nun, letztendlich war es auch der Job von Sam und den Anderen: Kai, Lars, Tom und Ben, jeden Abend auf der Bühne zu stehen und zu spielen. Das konnte man nicht, wenn man abgefüllt ist. Und ja, wie gesagt: unser Job war es, das Bühnenbild und die Verstärker aufzubauen, für Essen und Trinken zu sorgen – und ja, dies taten gerade die Anderen, meine Kollegen – die Fans zurückhalten. Nicht selten waren es die weiblichen Groupies, diejenigen, die in der ersten und zweiten Reihe ihre T-Shirts lüfteten, um ihre prallen Brüste zu zeigen, welche man am meisten abhalten musste.

Die Band gab es seit acht Jahren. Erfolgreich waren sie von Anfang an, so richtig ab ging es jedoch seit der letzten CD, die im letzten Jahr erschienen war, wegen der wir nun auf Welt-Tour waren. Gott sei Dank. Bis dahin war ich arbeitslos. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich nie etwas bodenständiges, so, wie es mein Vater gerne gehabt hätte, gelernt hatte. Nein, ich war bereits fünfundzwanzig Jahre alt, und hatte nur meine Musik im Kopf. Nachdem ich mit sechzehn aus der Schule gekommen war, hatte ich selbst eine Band gegründet. Wir spielten in des Vaters Garage eines Kumpels. Wir träumten vor uns hin – eines Tages würden wir entdeckt werden, und dann würden wir berühmt und reich werden. Wir würden Erfolg haben. Wir waren noch nicht einmal so schlecht. Aber das Musikgeschäft ist schwieriger als die meisten sich vorstellen. Es ist nicht so, dass man nur – so, wie wir es dachten, einfach nur ein wenig Glück braucht, bis man entdeckt wird. Nein, es gehört Können dazu. Man muss nicht nur gut sein, wie gesagt: gut waren wir auch. Nein, man musste verdammt gut sein – so, wie diese Jungs da draußen auf der Bühne. Sie waren, dass musste ich neidlos zugestehen, um Welten besser, als wir es jemals waren oder hätten sein können. Aber letztlich bekam ich diesen Job wegen meiner Musik. Die Gruppe suchte in einem lokalen Zeitungsblatt Roadies, welche sich mit Musikinstrumenten und Verstärkern auskannten. Die Verstärker mussten ja ordnungsgemäß angeschlossen werden. Und auch an den Gitarren konnte man einiges kaputt machen, ging man nicht anständig damit um. Nun, so kam es zum Vorstellungsgespräch, wie bei jedem anderen Job auch und sie stellten mich ein. Ich war der erste in der Truppe. Dann kamen Karl, Sepp, Toni, Andy, Markus, Fred. Alle etwa in meinem Alter. Etwas jünger, etwas älter. Es war eine gute Truppe. Auch die Stars. Keiner von ihnen hatte Allüren. Im Gegenteil. Nach kurzer Zeit verstanden wir uns alle prächtig. Wir aßen und tranken zusammen, saßen an einem Tisch, erzählten uns Witze und Story´s aus unserem Leben. Das Einzige, was wir versprechen mussten, was sogar Bestandteil unseres Vertrages war, wir sollten nichts nach außen geben, schon gar keinem von der Regenbogenpresse. Dies wäre ein Kündigungsgrund gewesen. Aber, und dafür legte ich die Hand ins Feuer, wäre es auch keinem – auch nicht für ein paar Hundert Dollar oder Euro, in den Sinn gekommen, etwas zu erzählen, was die Welt nicht wissen sollte. Ich würde auch nicht wollen, dass Hinz und Kunz alles von mir wissen würden. Nein, das tat man nicht, aus dem Nähkästchen plappern - aber, was viel wichtiger war: wir vertrauten uns alle. Zur Truppe gehörten ja noch mehr an. Der Tour-Manager, die Tontechniker, die Beleuchter und die Fahrer, welche die acht LKWs und den Bus fuhren. Alles in allem war unsere kleine Firma, wenn man es so nennen will, zweiundzwanzig Mann stark. Wobei einer der „Männer“ – eine Frau war, eine Tontechnikerin also. Myra.

Uns allen ging es gut. Alles klappte bisher reibungslos. Nichts war zu Bruch gegangen. Noch nicht einmal ein Glas Wasser war bis jetzt auf den Boden gefallen. Man konnte sagen, alles war, wie es sein sollte. Ja, mir wurde, etwa zu dem Zeitpunkt, bewusst, dass sogar die Liebe zugeschlagen hatte. Die Blicke von Myra hatten mich einen Tag vorher mitten ins Herz getroffen. Und ich hatte das Gefühl, dass es ihr ebenso erging. Dieses Gefühl hatte sich an dem Tag bestätigt. Sie lächelte mich morgens schon an und fragte nach, wie es mir ginge. Wir plauderten und flirteten und turtelten nach dem Mittagessen, bei dem sie sich neben mich gesetzt hatte. Das Dessert bekam ich von ihr – in Form eines Kusses. Nach dem Kuss war sie mitsamt ihrem leeren Teller wortlos aufgestanden, um ihr Geschirr wegzubringen. Sie hatte wohl noch etwas zu tun gehabt. Jedenfalls hatte ich sie an dem Tag nicht mehr gesehen. Erst jetzt, während der Show entdeckte ich sie wieder. Sie befand sich auf einem Podest, welches sich am Ende der Halle befand. Sie tat ihren Job und saß vor ihrem Mischpult. Sie konnte mich aber nicht sehen.

„Vielleicht würde ich sie nach der Show noch sehen“, dachte ich in dem Moment.

An dem Tag sah ich sie allerdings nicht mehr. Vor der Show hatte der Tour-Manager jedem von uns einen Zettel mit der Nummer des Hotelzimmers in die Hand gedrückt. Und nach der Show hatten wir uns einfach aus den Augen verloren. Ich traf mich noch mit den Anderen in der Hotelbar und sie musste wohl sofort ins Bett gegangen sein.

Einen Tag später.

Der Tag begann so gut, wie der gestrige geendet hatte. Alle trafen sich zum Frühstück im Restaurant des Hotels. Auch Myra stand plötzlich vor mir. Sie war verdammt hübsch. Blonde, halblange Haare, welche zu einer Pagenfrisur gekämmt waren, und Stahlblaue Augen hatte sie. Einen vollen, Kirschroten Mund. Und sie küsste mich erneut als Erste. Dann sagte sie: „Guten Morgen, mein Hübscher.“

„Guten Morgen“, antwortete ich - „du bist hübsch, ich doch nicht. Meine Haare nicht gewaschen und zottelig, ich bin unrasiert.“

„Wie es mir gefällt - du hast interessante Augen. Ich schaue immer zuerst auf die Augen. Ich mag braune Augen. Deine sind geheimnisvoll, groß und schön. Und du hast schöne Hände.“

„Das, was du zu mir sagst, das hat noch nie jemand zu mir gesagt. Ich meine, sollte nicht ich, der Mann, dich – die Frau, mit Komplimenten überschütten?“

Sie lächelte und meinte: „Küss mich lieber, statt zu schwatzen“, und tat es. Sie drückte sich an mich und küsste mich so, wie ich noch niemals geküsst wurde – so, dass ich dachte: „Man, geht die ran.“

Jemand, ein anderer Hotelgast, schubste mich ein wenig an der Schulter an.

„Ich will ja nur ungern eure Romanze stören. Aber könnt ihr nicht den Weg freimachen? Ich würde gerne Frühstücken.“

Tatsächlich stand er mit seinem Tablett hinter uns an dem Selbstbedienungsbuffet. Wir lösten unsere Umarmung, entschuldigten uns, und bedienten uns indem wir unsere eigenen Tabletts mit allem füllten, was das Buffet hergab. Brötchen, Marmelade, Butter, Honig und Kaffee – das hieß, Myra nahm Tee. Wir hatten alle Schildchen mit einem roten V für VIP um, das bedeutete, dass wir zur Band gehörten, und an der Kasse nichts zu zahlen brauchten. Ich schaute mich um. Neben Sam, dem Furzer und Chef der Band, waren noch zwei Plätze frei. Ich schaute fragend Myra an, sie nickte kaum merklich, und so machten wir uns, mit unseren Tabletts in der Hand auf, und setzten uns zu ihm an den Tisch. Er sah uns kommen und lächelte uns an: „Na, ihr frisch Verliebten, das ging aber schnell bei euch. Ja, setzt euch zu mir“ – sagte es und kaute dann weiter. Nein, seine Mutter hatte wohl versäumt ihm das eine oder andere an Manieren beizubringen. Das man nicht furzt oder mit vollem Mund spricht, zum Beispiel – aber ansonsten war er ein Typ, den man seinen besten Kumpel nennt, jemand, mit dem man Pferde stehlen kann. Wir setzten uns und aßen.

Nach etwa zwei Minuten kam der Tour-Manager an unseren Tisch. Er hieß Stan, er überreichte Sam wortlos ein Kuvert. Mir fiel gleich auf, dass keine Briefmarke darauf war. Sam bemerkte dies auch, weshalb er fragte, wo der Brief herkam.

Es kam nur eine knappe Antwort: „Der an der Rezeption hat ihn mir gegeben“, sagte Stan mit seiner rauen Stimme, die vermuten ließ, das er Kettenraucher wäre, was jedoch nicht der Fall war.