Mord im Badehaus - Andrea Schacht - E-Book
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Mord im Badehaus E-Book

Andrea Schacht

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Beschreibung

Mord im mittelalterlichen Köln – Fährmannstochter Myntha ermittelt wieder.

Die Bademagd Molly war allseits beliebt – besonders bei Männern, denn sie geizte nicht mit ihrer Gunst –, aber nun ist sie tot. Ermordet! Myntha, die Tochter des Fährmanns von Mülheim, ist entsetzt, als ihre Brüder ihr diese Nachricht bringen. Verdächtige gibt es genug: zum Beispiel den Pfarrer, der Mollys Dienste gerne genossen hatte, oder der Hauptmann der Wache. Doch als Myntha klar wird, dass auch ihre beiden Brüder die schreckliche Tat begangen haben könnten, ermittelt sie auf eigene Faust – und stößt auf ein tragisches Schicksal und einen verzweifelten Täter …

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Buch

Die Bademagd Molly war allseits beliebt – besonders bei Männern, denn sie geizte nicht mit ihrer Gunst –, aber nun ist sie tot. Ermordet! Myntha, die Tochter des Fährmanns von Mülheim, ist entsetzt, als ihre Brüder ihr diese Nachricht bringen. Verdächtige gibt es genug: zum Beispiel den Pfarrer, der Mollys Dienste gerne genossen hatte, oder der Hauptmann der Wache. Doch als Myntha klar wird, dass auch ihre beiden Brüder die schreckliche Tat begangen haben könnten, ermittelt sie auf eigene Faust – und stößt auf ein tragisches Schicksal und einen verzweifelten Täter …

Autorin

Andrea Schacht (1956 - 2017) war lange Jahre als Wirtschaftsingenieurin und Unternehmensberaterin tätig, hat dann jedoch ihren seit Jugendtagen gehegten Traum verwirklicht, Schriftstellerin zu werden. Ihre historischen Romane um die scharfzüngige Kölner Begine Almut Bossart gewannen auf Anhieb die Herzen von Lesern und Buchhändlern. Mit »Die elfte Jungfrau« kletterte Andrea Schacht erstmals auf die SPIEGEL-Bestsellerliste, die sie auch danach mit vielen weiteren Romanen eroberte.Weitere Informationen unter: www.andrea-schacht.de

Myntha, die Fährmannstochter bei Blanvalet:

1. Die Fährmannstochter

2. Die silberne Nadel

3. Das Gold der Raben

4. Mord im Badehaus

5. Das Erbe der KräuterfrauBesuchen Sie uns auch auf www.facebook.com/blanvaletund www.twitter.com/BlanvaletVerlag

Andrea Schacht

Mord im Badehaus

Historischer Roman

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Copyright © 2017 by Blanvalet in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkterstr. 28, 81673 München

Redaktion: Rainer Schöttle

Umschlaggestaltung: © Johannes Wiebel | punchdesign, unter Verwendung von Motiven von Shutterstock.com (© Everett-Art) und Bridgeman Images (© View of the town of Cologne, from the Chronicle of Nuremberg by Hartmann Schedel, 1493 (colour wood engraving), German School, (15th century)/Bibliotheque Mazarine, Paris, France/Archives Charmet; © The Ferryman‘s Daughter, 1869 (oil on canvas), Brooks, Thomas (1818–92)/Private Collection/Bourne Gallery, Reigate, Surrey)

HK · Herstellung: sam

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-19513-7V004www.blanvalet.de

Dramatis Personae

Myntha, Fährmannstochter von Mülheim, die ihre vorwitzige Nase gerne in die Angelegenheiten von Schöffen steckt.

Reemt van Huysen, Fährmeister von Mülheim, der gerne Geschichten vom Rheingold spinnt und von den Rheintöchtern träumt.

Witold und Haro, seine Söhne und mannhafte Ferrer, die gewissenhaft ihre Kunden über den Fluss setzen.

Enna van Huysen, Mynthas Großmutter, die am Herd sitzt und die Nibelungensage rezitiert.

Frederic Bowman, Herr einer Rabenschar, düster nach außen, doch einem Freund ein guter Freund.

Henning,Erbsohn von der Löwenburg, der zu seinem alten Selbst gefunden hat.

Agnes, Comtesse de Malesdroit, die ihr Geheimnis preisgibt.

Bilke, Mynthas Schwägerin und Freundin.

Lore, kratzborstige Köchin im Fährhaus, die langsam ihre Borsten verliert. Aber bei Weitem nicht alle.

Cedric, der Tuchhändler, der keine Angst vor kratzigen Borsten hat.

Molly, beliebte Bademagd, die einem Mörder in die Quere kommt.

Juppes, der Bader von Mülheim, der sein Unternehmen mit kluger Hand führt.

Thyn von Bramberg, geschäftstüchtiger Schöffe des Amtes Porz.

Johannes vamme Creutz, ambraduftender Pfarrer von Mülheim.

Gevatterin Ellen, wohlinformierte Unternehmerin mit Geschäftssinn.

Leander, Marians Sohn, der gelegentlich durch seine Manieren bezaubert.

Die Sybilla, eine alte Heidebewohnerin, die Ratsuchenden Rat erteilt.

Imme,Sybillas Lehrtochter.

Adolph von Lunerke, ein runder Ritter mit Beziehungen.

Holk, Pferdemeister von Lunerke mit einer kräftigen Rechten.

Beatrix, eine Dame mit seltsamen Manieren.

Johannes von Odenhausen, ein stattlicher Ritter, der einen unerwarteten Knappen bekommt.

Berenice, Witwe des Ritters von Enzenberg, die Leanders und Hennings bezaubernden Manieren erliegt.

Bernolph von Dalberg, ein schwarzer Ritter von Gestalt und Charakter.

Thure von Heerdt, ein Kaufmann, der einen Verlust erleidet.

Rickel und Swinte Moelner,Geschwisterpaar, das auf eine ganz eigene Art um Mynthas Hand wirbt.

Robb und Crea, Ron und Cress, Raky und Creky,Frederics Wachmannschaft.

Mico,der obligatorische Kater, dem eine Pfote abhanden gekommen ist.

Und natürlich:

Alyss vom Spiegel und Master John mit ihren Kindern Thomas, Jehanne und Gauwin. Und Marian vom Spiegel,der Herr des Handelshauses am Alten Markt.

Vorwort

Die Badehäuser im Mittelalter, so macht man uns gerne glauben, sollen Brutstätten des Lasters und der Unsitte gewesen sein.

Schon möglich.

Aber sie waren auch Stätten der Geselligkeit, der Sauberkeit und Gesundheit. Gar so muffelig war die mittelalterliche Gesellschaft nämlich gar nicht. Man planschte gerne. Und das auch in angenehmer Umgebung. Dazu gehörten nicht nur die großen Bottiche mit heißem Wasser, sondern auch die Schwitzkammern und die Barbierstuben. Das Personal bot allerlei Dienste an in jenen Wellness-Oasen. Muskelwalken, Haarewaschen, Körperenthaarung, auch kleine chirurgische Eingriffe gehörten zu den Aufgaben der Bader und ihrer männlichen und weiblichen Hilfskräfte. Es wurden Getränke gereicht und, wenn gewünscht, kleine Imbisse bis hin zu ganzen Mahlzeiten. Und ja, ein bisschen Sündigen gehörte auch dazu.

Geschäftsleute trafen sich in der Bütt, und sicher wurde da im warmen Wasser auch geklüngelt. Aber das wurde es auch anderswo. Andererseits – die Arbeit war hart im Mittelalter und ein heißes Bad eine angenehme Entspannung.

Erst als nach der Entdeckung Amerikas auch neue Krankheiten nach Europa kamen – vor allem die Syphilis –, geriet das Baden in Verruf, denn in den Bottichen verbreiteten sich die Krankheitserreger in großer Geschwindigkeit.

Eine andere Plage des ausgehenden Mittelalters war das Auftreten der Raubritter. Die ritterlichen Tugenden verkamen allmählich, vermutlich deshalb, weil es nicht mehr genug auskömmliche Lehen gab. Ein mageres Stück Land mit ein paar halb verhungerten Pächtern erlaubte keinen gehobenen Lebensstil mehr. Das Herumreisen, um bei Turnieren Preisgelder zu ergattern, war anstrengend und barg Gefahren für Leib und Leben, die reichen Pfeffersäcke in den Städten aber sahen zunehmend hochnäsig auf die armen Ritter hinab.

Reiche Handelszüge lockten mit kostbaren Waren aus aller Herren Länder.

Und so mancher Ritter befand, dass ihm einiges davon zustand.

Die Handelszüge wappneten sich, und wenn ein Ritter bei einem Überfall ertappt und Anschuldigung gegen ihn erhoben wurde, dann verlor er seine Ritterwürde.

Was peinlich für ihn war, wie man sehen wird …

1. Kapitel

Badermeister Juppes war rechtschaffen müde. In seiner Badestube war viel Betrieb gewesen, und einige Gäste hatten gerade seine Dienste in Anspruch genommen. Der Hauptmann der Wache hatte sich eine lästige Warze entfernen lassen, die sich gemeinerweise an seinem Hintern gebildet hatte. Pfarrer Julius, ein neuer Gast in der Badestube, hatte mit besonderer Aufmerksamkeit behandelt werden müssen. Zum Glück war der geistliche Herr nicht besonders prüde und hatte sich genauso wie die anderen Besucher ausgezogen, um sich im Schwitzraum mit Birkenreisern massieren zu lassen. Das allerdings hatte Molly getan und, wie Juppes bemerkte, zum großen Vergnügen des Pfarrers. Ebenfalls mit äußerster Vorsicht hatte Bader Juppes den düsteren Rabenmeister behandelt, der eine Bütt für sich hatte. Zu ihm wollte sich niemand setzen, obwohl Molly ihm ein Tablett mit einer üppigen Portion gebratener Hühnerschenkel aufgetischt hatte. Erst als die beiden Fährmänner Haro und Witold eintrafen, füllten sie seinen Bottich und bedienten sich an den Hühnchen. Auf seinen Wink hin brachte Molly ihnen einen frischen Krug mit kühlem gewürztem Wein und der Baderknecht einen mit kochend heißem Wasser. Die anderen Gäste brauchten weniger Aufmerksamkeit. Hier und da eine Rasur – mitten in der Woche eher selten –, einige kleinere Operationen, Walken und Kneten, Zupfen und Rupfen – der Hauptmann legte Wert auf einen exakt geformten Bart. Das Haarewaschen bei den Weibern überließ Juppes aber lieber Molly, denn das Geschwätz beherrschte sie besser als er. Nicht dass nicht auch die Männer redeten, aber ihre Themen waren ernster und wichtiger. Na ja. Nicht alle …

Juppes nahm einen Schluck von dem gewürzten Wein und seufzte zufrieden. Es mochte zwar ein anstrengender Tag gewesen sein, aber die Einnahmen stimmten. Er war stolz auf sein Badehaus – es war reinlich und bot einigen Komfort, die Knechte und Mägde waren gehorsam und fleißig, sein Ruf untadelig. Auch wenn Molly ihre ganz eigenen Dienste anbot. Man musste so etwas haben – die Männer brauchten eben weiblichen Zuspruch, und Molly hatte, neben ihrem kecken Auftreten, auch eine mütterliche Art, und nicht wenige suchten Trost in ihren Armen. Als Gegenleistung vertrauten sie ihr allerlei Dinge an, die sicher sonst nicht über ihre Lippen kamen. War etwas von Bedeutung darunter, gab Molly es dem Bader weiter. Juppes behandelte die Hinweise vertraulich, zog aber gelegentlich Nutzen daraus.

Nicht dass er jemanden mit seinem Wissen unter Druck setzte, nein. Aber manchmal brachte er Leute zusammen, von denen er wusste, dass sie sich gegenseitig nutzen konnten. Und wenn er dann ein paar Silberstücke als Dank erhielt, wehrte er sich nicht dagegen. Und Molly erhielt auch regelmäßig ihren Zehnt von den Einnahmen. Sie war ein kluges Weib und hortete ihre Münzen. Wenn einst ihre Reize verblasst waren, wollte sie bei Gevatterin Ellen die Aufsicht über die Wäscherei übernehmen.

Als der Weinbecher geleert war, machte Juppes sich daran, das Badehaus abzuschließen. Dabei prüfte er, ob alle Feuer gelöscht waren, und als er in die Schwitzkammer trat, sah er Molly auf der Bank sitzen.

»Molly, noch hier? Die Gäste sind … Molly?«

Als er näher trat, packte ihn das Grauen.

Molly war tot!

Juppes löste sich aus seiner Starre. Als Bader war er mit vielerlei Verletzungen vertraut, und hier hatte jemand Mollys Hals zugedrückt. Die dunklen Male waren unübersehbar, auch die anderen Anzeichen sprachen von Erwürgen. Er wurde nachdenklich. Mollys Tod konnte man nicht vertuschen, dazu war sie viel zu beliebt. Also musste er den Mord melden. Wer war zuständig? Der Hauptmann der Wache? Der war anwesend gewesen und hatte einen kleinen Disput mit Molly gehabt. Der Pfarrer? Der hatte sich ebenfalls mit ihr unterhalten. Dieser Rabenmeister? Da rührte man besser nicht dran. Die beiden Ferrer? Die hatten Mollys Dienste auch gerne in Anspruch genommen. Aber Reemt, der Fährmeister, der war an diesem Nachmittag nicht da gewesen, warum auch immer. Ihm könnte er die Sache melden.

2. Kapitel

Nein, Ihr könnt nicht aufstehen. Nein, die Rheinnixen rufen Euch nicht. Nun bleibt doch endlich liegen. Himmel, Herrgott noch mal!«

Myntha hatte alle Hände voll damit zu tun, ihren fiebernden Vater im Bett zu halten.

»Dann lass mich wenigstens zum Acker gehen. Dort liegt bestimmt das Rheingold. Ich will nicht, dass der Bauer Egbert es sich unter den Nagel reißt.«

Reemt hustete, und Myntha schob ihm eine der Pastillen über die Lippen, die der Krudener für sie gedreht hatte. Gegen Husten halfen sie wirklich gut. Gegen das Gefasel vom Rheingold leider nicht.

»Ich richte das Bett noch mal, und dann schlaft Ihr bitte eine Weile. Ihr habt Fieber, und der Husten hört sich schrecklich an.«

»Aber ich muss …«

Wieder zappelte Reemt sich aus den Kissen.

»Myntha!«

»Jetzt nicht, Agnes.«

Myntha wollte die ältere Frau aus dem Zimmer schicken, aber diese blieb am Bett stehen und reichte ihr einen dampfenden Becher.

»Ein Heiltrunk, Myntha. Einer, der den Schlaf fördert.«

Er würde ihrem Vater auch wüste Träume schenken, aber was sollte es. Besser, er träumte vom Rheingold, als dass er aus dem Bett kroch und danach suchte.

»Trinkt das bitte. Es ist süß und würzig und wird Euch helfen.«

Misstrauisch schnüffelte Reemt an dem Getränk, aber widerwärtig schien es nicht zu sein. Der erste Schluck überzeugte ihn, dass Kräuter, eine gute Portion Honig und Wein darin waren, also trank er den Becher aus und ließ es zu, dass seine Tochter und die Pilgerin die Decken um ihn feststopften. Wohlige Wärme und Müdigkeit umfingen ihn, und er glitt in einen traumbunten Schlaf.

»Viel Mohnsaft?«

»Ausreichend.«

»Danke, Agnes. Er ist so stur und uneinsichtig, wenn er krank ist.«

»Nicht nur dann.«

»Auch wieder richtig. Aber wenn er fiebert, ist es besonders schlimm. Nur gut, dass er die Fähre nicht mehr bedienen muss. Ich kann mich erinnern, als ich ein Kind war, da ist er einmal mit hohem Fieber bei Eisgang und Sturm losgezogen, um eine hohe Dame überzusetzen. Ich weiß nicht, was damals passiert ist, aber seither glaubt er, die Rheinnixen würden ihn rufen und er würde das Gold der Nibelungen finden. So ein verrückter Mann«, sagte sie und wischte ihrem Vater lächelnd die Haare aus der Stirn.

»Ein mutiger und gütiger Mann«, flüsterte Agnes und strich die Decke glatt.

»Ja, das ist er auch«, antwortete Myntha leise. »Ich glaube, wir können ihn jetzt seinen Träumen überlassen.«

»Er wird die Nacht durchschlafen.«

Bevor sie jedoch die Kammer verließen, naschte Myntha noch rasch eine der honigsüßen Hustenpastillen, die so köstlich nach Salbei und Pfefferminze schmeckten.

Ein prächtiger Aprilregen fegte gegen die Fensterläden, und der Sturm dazu heulte im Kamin. Neben der Feuerstelle in der Küche hockte Enna und schmierte Schmalzbrote. Als Myntha eintrat, begrüßte sie sie mit den Worten:

»›Bevor von Tronje Hagen den Schatz also verbarg,

Da hatten sie’s beschworen mit Eiden hoch und stark,

Dass er verhohlen bliebe, so lang sie möchten leben:

So konnten sie’s sich selber auch noch jemand anders geben.‹«

»Tja, Enna, das sag mal meinem Vater.«

»Warum? Er kennt die Mär von Siegfried und Kriemhilde doch.«

»Im Augenblick ist es wieder mal keine Mär für ihn.«

»Will er nicht im Bett bleiben?«, fragte Lore, die Scheiben von einem fetten Schinken schnitt. »Hilft Agnes’ Mohnsaft nicht?«

»Doch, er schläft jetzt, aber er hat zuvor ordentlich Aufstand betrieben. Erst wollte er in den Rhein, dann auf Bauer Egberts Weizenfeld.«

»Warum gerade dorthin?«

»Tja, das ist seine neueste Geschichte, an die er selber glaubt. Hätte ich sie ihm nur nie in den Kopf gesetzt, um diese blöde Reliquiensache aus der Welt zu schaffen, die Pfarrer Julius den morschen Knochen angedichtet hat.«

»Ich finde es spannend, was er da so über den Prinzen der Heiden erzählt. Jedes Mal, wenn er davon anfängt, nimmt sie einen neuen Verlauf. Letzthin kamen die Trolle darin vor, die eine junge Maid gefangen hielten.«

»Sein Einfallsreichtum ist unermesslich.«

»Bringt mal einer Brote und Schinken in die Gaststube?«, fragte Lore.

»Nicht bevor ich nicht einen Happen davon gegessen habe. Ich bin halb verhungert.«

»Du hast heute Mittag Würste und Kraut gehabt.«

»Die Würste hat Mico gefressen …«

»Was fütterst du dieses dreipfotige Untier auch ständig?«

»Er ist so klein …«

»Er soll in der Vorratskammer die Mäuse fangen.«

»Macht er doch. Hast du dich nicht über eine tote Maus in deinen Schuhen aufgeregt?«

»Die ist von selbst darin gestorben.«

»Ja, ja, an Altersschwäche. Lass uns nicht um eine Scheibe Schinken zanken, das Brot schneide ich mir schon selber ab.«

Lore knallte zwei dicke Scheiben von dem Schinken auf ein Brettchen, legte eine Senfgurke dazu und füllte einen Becher mit Rotwein.

»So, das muss reichen!«

Agnes nahm sich zwei Schmalzbrote und streute sich reichlich gebratene Zwiebeln darüber. Auch sie bekam von der Köchin mit finsterem Blick einen Becher Rotwein hingeschoben.

»Warum ist sie denn so ungehalten?«, flüsterte Agnes.

»Vermutlich, weil wir sie alleine gelassen haben und Haro und Witold sich nur um die Getränke kümmern. Da werden die Gäste manchmal übermütig. Beeilen wir uns mit dem Essen, damit sie was zum Kauen kriegen.«

Kaum dass Myntha ihr Mahl beendet hatte, griff sie nach den beiden großen Körben mit Broten und Schinken und trat in die Gaststube. Sie wurde mit Johlen begrüßt, und das Essen wurde ihr aus den Händen gerissen. Agnes sammelte die Münzen ein, die fröhlich in ihrem Beutel klingelten. Es waren Bauern aus der Umgebung, aber vor allem Fischer, die sich eingefunden hatten. Die meisten unterhielten sich friedlich über ihren Fang, das unstete Aprilwetter, die Netze, die immer wieder geflickt werden mussten, die Reusen, die heuer gut gefüllt waren, und die Preise für Lachs und Aal. Nur einer saß alleine in einer Ecke.

»Dir einen guten Abend, Alrik. Möchtest du auch ein Schmalzbrot? Mit Schinken oder mit Zwiebeln?«

»Ziwwln«, nuschelte der Mann, was zu gleichen Teilen seinem Charakter und seinen fehlenden Zähnen geschuldet war. Myntha reichte ihm das Gewünschte und sagte mit süßlichem Tonfall: »Möge es Gott Euch vergelten.« Und deutlich schärfer: »Und Agnes wird Euch dafür einen Pfennig berechnen!«

»Gaunerei.«

»Zahlen wir nicht auch pünktlich für deine Aale?«

Alrik grummelte noch einmal unüberhörbar: »Weibervolk!«, zückte aber seine Börse, als sich Agnes vor ihm aufbaute.

Nachdem alle Gäste versorgt waren, ging Myntha zu Haro, der an den Fässern stand, und bat um zwei Becher Apfelwein. Damit setzte sie sich an einen leeren Tisch und winkte Agnes zu sich.

»Und, haben alle bezahlt?«

»Sicher. Gutes Essen lockert die Börsen. Heute ist es ruhig hier.«

»Reemts Geschichten fehlen.«

»Ja, er ist sehr unterhaltsam, und der Rhein ist für alle hier ein wichtiger Fluss. Nur gut, dass es diesen Winter keinen starken Eisgang gegeben hat.«

»Dafür müssen wir Gott danken. Aber dieses Jahr scheint die Gefahr von Überschwemmungen gebannt. Obwohl es regnet, führt der Rhein im Augenblick erstaunlich wenig Wasser.«

»Hat es eigentlich in den letzten elf Jahren oft Überschwemmungen gegeben?«

»Ach, Agnes, immer mal wieder. Ich kann mich nicht an jede einzelne erinnern. Vor allem zu Beginn des Frühjahrs steigt der Fluss oft ziemlich an, sodass wir manchmal die Fähre an Land lassen.«

»Dann hat Hochwasser sicher auch dieses Haus betroffen?«

»Zum Glück nicht. Wir liegen schon hoch genug. Der Felsen schützt uns. Aber Angst haben wir dennoch immer gehabt.«

»Also hat der Rhein auch Bauer Egberts Feld nicht überflutet?«

Myntha lachte.

»Dazu muss schon noch eine Sintflut kommen, Agnes. Nein, das Rheingold hat es sicher nicht in sein Weizenfeld gespült.«

Für einen Augenblick hatte Myntha das Gefühl, dass die ältere Frau zufrieden aussah.

»Aber warum gerade in den letzten elf Jahren?«, hakte Myntha nach.

»Ach, war nur so eine Zahl. Ich hätte auch nach den letzten zwanzig Jahren fragen können, aber dazu bist du noch nicht alt genug.«

Das mochte eine Erklärung sein, aber Myntha beschloss, sich diese Frage zu merken – vor elf Jahren nämlich war es gewesen, dass ihr Vater fiebernd eine hohe Dame übergesetzt hatte. Sie beschloss, sich später noch etwas genauer an diese Zeit zu erinnern, als sie noch ein junges Mädchen gewesen war.

3. Kapitel

Rrrobb, Rrrobb, Rrrobb!«

Cedric rief leise den Namen des Hauptmanns der Wache, und der große Rabe landete auf seiner Schulter.

»Na, mein Freund? Alles in Ordnung im Haus?«

»Futterrr.«

»Klar, deinen Tribut bekommst du.«

Cedric steckte dem Vogel ein Stück Pastete zu, das dieser mit einem Schnabelschnapp verschlang. Inzwischen mochte Cedric die acht wachsamen Raben, die die Kate seines Freundes zu ihrem Heim erkoren hatten, und immer wieder erstaunte es ihn, wie gelehrig diese Tiere waren. Robb aber war sicher das Beste unter ihnen, er hatte sich einen reichen Vorrat an Wörtern angeeignet, die er mit Geschick einzusetzen pflegte. Aber ihre wichtigste Aufgabe war es, das Anwesen zu bewachen und jeden Fremdling zu melden. War es kein Freund, konnten sie ziemlich bedrohlich werden. Cedric selbst hatte es einmal erlebt, wie sie mit scharfen Schnabelhieben einen aufdringlichen Handelsmann verscheucht hatten.

An diesem düsteren Nachmittag war er froh, die warme Kate betreten zu können, in der sein Freund Frederic und dessen Gehilfe Henning wohnten. Eine Zeit lang hatte er das Haus mit ihnen geteilt, aber inzwischen hatte er eine eigene Wohnung auf der anderen Rheinseite in der Nähe des Severinstors bezogen. Das hatte sich so ergeben, weil er inzwischen Partner des Tuchhändlers Tilo Pauli geworden war. Tilo kannte er schon seit seiner Jugendzeit, als er seine Lehrjahre bei Frau Alyss verbracht hatte. Er war mit Frederics Schwester verheiratet, und Lauryn führte zusammen mit ihrem Mann erfolgreich die Geschäfte. Doch Tilo, der bislang den Handel mit den Engländern betrieben hatte und dazu oft Köln verlassen musste, wollte nun zu Hause bleiben, um seine Söhne und Töchter sein Geschäft zu lehren. Daher kam ihm Cedrics Angebot gerade recht, die Aufgaben jenseits des Kanals zu übernehmen. Er hatte gute Beziehungen zu den walisischen Schäfern und den flämischen Tuchwebern, kannte sich im Londoner Kontor aus und konnte auch in seiner Heimat, in Norwich, seine Einkäufe tätigen. Dafür hatte Tilo Erfahrung mit den Messen in Köln, in Frankfurt und in Basel und galt dort als angesehener Kaufmann, der erstklassige Ware zu bieten hatte. Die Partnerschaft zwischen den beiden Männern versprach erfolgreich zu werden, auch wenn Lauryn sogleich zarte Andeutungen gemacht hatte, dass ihre älteste Tochter im besten Heiratsalter war. Hadewin war ein süßes Mädchen, doch sie war noch schrecklich verträumt und unreif. Cedric sah zwar ein, dass eine Heirat ihre Partnerschaft weiter besiegeln würde, aber seine zukünftige Frau würde er sich doch lieber selbst aussuchen. Lauryn war ein wenig verschnupft, erholte sich aber schnell und war auch sogleich bereit, als er ihr vorschlug, gemeinsam mit ihm einen geeigneten Bewerber für Mynthas Hand zu suchen. Lauryn hatte von dem Mühlenerben Rickel und seiner raffgierigen Schwester Swinte schon einiges gehört und war mit Cedric sehr schnell einer Meinung, dass diese Verbindung nicht von Segen sein würde. Sie und Tilo kannten eine ganze Reihe von passenden Junggesellen oder Witwern, die weit mehr Mynthas Ansprüchen genügten.

Frederic saß am Tisch und legte die Feder nieder, mit der er eben etwas in einen Registerband eintrug, Henning hockte am Kamin und schnitzte an einem langen Eibenstab herum, als Cedric eintrat.

»Die Wache ist nass, aber aufmerksam.«

»Das Wetter scheint diesen Vögeln wenig auszumachen. Häng dein nasses Gefieder in den Stall, Cedric. Hier drinnen beginnt es zu dampfen.«

Cedric brachte seinen triefenden Umhang zu den beiden Pferden, und die hochträchtige Stute schnaubte leise. Er tätschelte ihr den runden Bauch und wurde dafür sacht an der Schulter gebissen. Meuric, der schwarze Hengst, betrachtete ihn hochmütig. Cedric hielt Abstand. Er wollte nicht Gefahr laufen, sich einen Tritt einzufangen. Als er sich auch noch seiner durchweichten Stiefel entledigt hatte, kehrte er in die Wärme der Kate zurück und wurde mit einem Becher heißem Wein belohnt.

»Nun, wie stehen die Geschäfte?«, wollte Frederic wissen. »Und wie geht es meiner Schwester?«

»Beides gut. Ich werde, sowie die Frühlingsstürme vorüber sind, nach England reisen und Tuche einkaufen. Deine Schwester wollte mich mit ihrer ältesten Tochter verheiraten.«

»Hadewin ist doch erst fünfzehn, oder?«

»Schon sechzehn und entsetzlich lieblich. Wenn überhaupt, brauche ich eine Frau, die mir zur Seite steht. So jemand Handfestes wie Frau Alyss oder Myntha.«

»Mach Myntha einen Antrag. Dann muss sie sich nicht mit diesem einäugigen Mühlenerben abgeben.«

»Das werde ich nicht tun. Aber ein paar ordentliche Bewerber werde ich schon noch auftreiben.«

Frederic sah ihn fragend an.

»Meine Sache, mein Freund«, antwortete Cedric auf die unausgesprochene Frage, warum er nicht selbst um die Fährmannstochter anhielt. Und Frederic war so klug, dazu den Mund zu halten.

»Was gibt es Neues in Köln?«

»Es geht alles seinen Lauf. Allerdings hat es einen üblen Zwischenfall gegeben, so habe ich im Gaffelhaus gehört. Einer unserer Händler ist auf dem Weg nach Deventer von Räubern überfallen worden. Eine böse Sache, bei der es einen Toten und zwei Schwerverletzte gegeben hat. Einen von ihnen hat Lauryn aufgenommen. Aber bis heute hat der das Bewusstsein noch nicht wiedererlangt. Sieht schlecht um ihn aus.«

»Kennst du ihn?«

»Nein, aber Tilo hat schon mal mit dem Händler zu tun gehabt. Wie es heißt, hatte er einige Fuhren Wein dabei. Er ist der Mann, der bei ihnen im Haus liegt, die beiden anderen waren Waffenknechte, die die drei Wagen begleitet haben. Die Fuhrleute haben wohl gleich zu Beginn des Überfalls das Weite gesucht. Von ihnen fehlt bis jetzt jede Spur.«

»Woher weiß man davon?«

»Ein Wanderkrämer hat die drei Männer gefunden und den Pfarrer von Dormagen verständigt. Der hat den Händler erkannt und sie auf einem Karren nach Köln bringen lassen. Der Gaffelmeister wusste von dem Handelszug. Einer von den Waffenknechten hat es nicht geschafft, die beiden anderen armen Kerle haben böse Verletzungen. Es sieht aus, als ob sie von Pferden niedergetrampelt wurden.«

»Was?«, fuhr Henning von seinem Hocker auf.

»Lauryn kann das zumindest von dem Händler bestätigen. Er hat Wunden, die alle die Form von Hufen aufweisen. Gott, welches Pferd tut das? Selbst Meuric tritt zwar aus, wenn er sauer ist, aber er würde doch nie auf einem am Boden liegenden Menschen herumtrampeln. Aber genau so sehen die Wunden wohl aus.«

»Ich kenne ein solches Pferd«, kam es leise von Henning. »Hat irgendjemand den Räuber gesehen?«

»Vielleicht wenn die Fuhrleute wieder auftauchen. Oder die beiden Verwundeten sich erinnern. Warum meinst du, du kennst so ein Höllenbiest von Pferd?«

»Der Herr, dessen Knappe ich sein musste, besaß einen solchen Hengst. Er hat ihn darauf abgerichtet, genau das zu tun.«

»Bitte? Er muss doch ein Ritter sein, wenn du sein Knappe warst.«

»Ein Ritter ohne Ehre und Würde. Ein mieser Schuft und ein hinterhältiger Mörder.«

»Und heißt?«

»Bernolph von Dalberg«, spuckte Henning aus und legte den Bogen nieder, an dem er gearbeitet hatte.

»Wenn das wahr ist, Henning, dann ist dieser Mann unter die Raubritter gegangen, und damit wird man ihn anklagen können.«

»Ja, aber man muss es ihm nachweisen und an hoher Stelle melden. Das wird schwierig«, meinte Henning.

»Aber wir haben einen Ansatz – wenn er es denn ist. Und das werden wir herausfinden, wenn sich Zeugen des Überfalls finden.«

»Werden sich nicht finden«, murmelte Henning mutlos.

»Wird sich finden. Auch die Gaffel ist interessiert daran, die Angelegenheit aufzuklären. Der Landweg nach Deventer muss gesichert werden. Und nun wäre ich dankbar, wenn wir ein paar Würste in diesen Suppenkessel werfen könnten. Ich habe einen Bärenhunger!«

4. Kapitel

Der Regen hatte nachgelassen, und das Unkraut spross wild zwischen den Reihen von Rettich, Möhren und Lauch. Lore hatte Myntha dazu verdonnert, ihm den Garaus zu machen. Also kniete sie auf einer Holzkiste im Matsch und riss büschelweise Gras, Löwenzahn und Mieren aus dem Boden.

Gerne tat sie es nicht, ihre Finger waren klamm und nass geworden, die Knie taten ihr weh, und auch der Rücken schmerzte beim Aufstehen. Aber sie hatte schon fast das ganze Beet bearbeitet, als sie Lores Ruf hörte.

Ächzend erhob sie sich.

»Noch mehr Höllenqualen?«

»Nein, ein Besucher. Kommt rein, aber wascht Euch zuvor die Matschpfoten.«

Diesem Befehl folgte Myntha an der Tränke und betrat dann das Haus.

»Wer ist es?«

»Bader Juppes. Er will mit dem Fährmeister sprechen.«

»Der liegt im Bett und träumt von den Nixen.«

»Ich weiß, deshalb habe ich ihn in die Stube gebracht und ihm gesagt, dass die Fährmannstochter sich sogleich seinem Anliegen widmen würde. Gebt mir Eure Schürze und richtet Euer Kopftuch.«

Myntha schob die vorwitzigen Locken unter das weiße Leinen und strich den Rock glatt. Dass er einen feuchten Saum hatte, konnte sie jetzt nicht ändern.

»Gut, dann höre ich mal, was mir der Bader zu sagen hat.«

Der wollte ihr jedoch gar nichts verraten.

»Ich muss mit Reemt sprechen, Jungfer. Es ist eine Angelegenheit unter Männern.«

»Aha. Nur liegt mein Vater bedauerlicherweise im Fieberschlaf und darf nicht gestört werden.«

»Er ist krank? Was hat der Fährmeister?«

»Die kalte Lunge hat ihn erwischt. Er hustet furchtbar, wenn er wach ist.«

»Dampfbäder können hilfreich sein.«

»Sicher, aber er ist zu schwach, um ins Schwitzbad zu gehen.«

Bader Juppes, ein untersetzter Mann mit Armen wie Streitkolben, fuhr sich mit den Händen durch das Gesicht.

»Was ist mit Euren Brüdern, Jungfer?«

»Die arbeiten an der Fähre. Um was geht es denn überhaupt, Meister Juppes?«

»Eine Männersache.«

»Im Augenblick sind nun mal keine Männer hier. Aber ich habe den Eindruck, es ist etwas Wichtiges, was Euch umtreibt. Vielleicht kann ich helfen?«

»Männersachen, nichts für Jungfern.«

»Meister Juppes, ich weiß, wie es in der Welt zugeht. Ich bin mit zwei Brüdern aufgewachsen – und dass sie Euer Badehaus nicht nur aufsuchen, um in der Bütt zu sitzen, weiß ich auch.«

Bader Juppes wurde dunkelrot und rutschte auf der Bank hin und her.

Ein böser Verdacht kam Myntha in den Sinn.

»Ist etwas mit Molly? Hat jemand ihr etwas angetan?«

»Ihr solltet gar nicht wissen, dass es Molly gibt.«

»So ein Quatsch. Ich habe Euer Badehaus auch schon aufgesucht, und sie hat mir die Haare gewaschen. Ihre Plaudereien fand ich sehr unterhaltsam. Was ist mit ihr? Hat es Ärger gegeben? Ist sie verletzt worden?«

Meister Juppes rang die Hände.

»Nun sagt doch schon, du lieber Himmel. Ich bin kein einfältiges Jüngferchen. Und von Männersachen habe ich auch schon gehört. Ich bin jeden Abend hier in der Gaststube und höre, was die Männer so erzählen. Das dürfte sich nicht sehr von dem unterscheiden, worüber sie bei Euch sprechen. Und dass Molly sich gerne ein paar Münzen dazuverdient, weiß ich auch. Sogar, dass mein Vater von jeher Trost bei ihr sucht. Also?«

»Das geht nicht, Jungfer Myntha.«

»Doch, es geht. Was ist mit Molly?«

Wieder fuhr sich der Bader durch das Gesicht und stöhnte. Dann flüsterte er: »Sie ist tot.«

»Sankta Maria. Sie war doch ein Weib in den besten Jahren. Was ist geschehen?«

»Ich habe sie im Schwitzraum gefunden. Gestern Abend. Sie saß einfach da. Und dann sah ich es – die dunklen Male an ihrem Hals. Jemand hat sie erwürgt. Im Schwitzraum.«

Myntha nahm die Hände von Bader Juppes. Sie zitterten.

»Mein Gott, Meister Juppes. Das ist ja entsetzlich. Aber Ihr habt recht daran getan herzukommen. Der Fährmeister ist zwar zuständig, aber Mord muss dem Amtmann gemeldet werden. Ihr müsst einen Boten zu Albrecht von Zweiffel in Porz schicken. Soweit ich weiß, ist der für die Gerichtsbarkeit in einem solchen Fall zuständig.«

»Einem Amtmann, einen Boten …«

»Oder Ihr reitet selbst nach Porz und legt ihm den Fall dar. Etwas anderes würde Euch mein Vater auch nicht raten können. Er ist nur für die kleineren Verbrechen in der Gerechtsame zuständig. Einen Mordfall darf auch er nicht aufklären.«

Bader Juppes grummelte etwas Unhörbares, das Myntha als Ablehnung deutete.

»Meister Juppes, Ihr könnt Mollys Tod nicht verleugnen. Ich weiß, Ihr habt Angst, dass man Euch die Tat anhängen könnte. Aber wenn Ihr selbst Anzeige erstattet, ist die Gefahr viel geringer.«

»Es waren viele Männer da. Auch der Pfarrer.«

»Pfarrer Julius wird Euren guten Leumund bestätigen, wie alle anderen auch. Aber es muss untersucht werden, warum jemand Molly umgebracht hat. Meister Juppes, sie war ein beliebtes Weib, und ich glaube nicht, dass sie hier in Mülheim Feinde hatte. Aber es gibt böse Menschen, manche sind von Dämonen besessen, wie einst unser Vikar Volmarus. Und das Böse muss man finden und ausrotten.«

»Schon gut, schon gut. Würde einer Eurer Brüder den Amtmann aufsuchen?«

Er hatte Angst, stellte Myntha fest. Angst, dass er beschuldigt und sogleich in den Kerker geworfen würde. Vielleicht war das berechtigt. Obgleich Myntha den Amtmann nicht für so voreilig hielt.

»Gut, Meister Juppes, ich werde Witold bitten, sich nach Porz zu begeben. Arme Molly, sie war so ein nettes junges Weib. Das Schicksal hat sie nicht verdient.«

»Nein, hat sie nicht«, sagte der Bader, und Myntha hatte das Gefühl, dass er den Tränen nahe war. Sie strich ihm tröstend über den Arm.

»Ist gut, ist gut. Wir kümmern uns um die Angelegenheit. Und wenn mein Vater wieder gesund ist, wird er Euch auch zur Seite stehen.«

»Danke, Jungfer Myntha. Ihr seid ein sehr verständnisvolles Weib. Ich hoffe, Euer Bruder hat Erfolg bei dem Amtmann.«

Sprich, man würde ihn nicht gleich festnehmen …

Mit begütigendem Gemurmel geleitete Myntha den Bader hinaus und trat dann zu Lore in die Küche.

»Molly ist ermordet worden.«

»Jott der Jerechte!« Lore ließ den Löffel sinken, mit dem sie die Kohlsuppe umgerührt hatte. »Das wird die Männer hier schmerzen.«

»Ja, das wird es. Sie war nicht einfach nur eine Dirne. Sie hatte ein großes Herz unter ihrem Busen schlagen. Solange ich weiß, hat mein Vater sie aufgesucht, um sich über den Verlust meiner Mutter hinwegzutrösten. Und auch Witold und Haro haben ihre ersten Erfahrungen bei ihr gemacht.«

»Ermordet!«, sagte Lore noch mal. »Einfach umgebracht?«

»Ja, und das muss untersucht werden. Lore, wir müssen nach dem Mittagsmahl nach Köln hinüber, um in dem neuen Fährhaus nach dem Rechten zu sehen. Dann sage ich Witold Bescheid, dass er nach Porz reiten muss, um den Vorfall zu melden.«

»Machen wir. Richtet schon mal das Brot fürs Essen.«

Myntha nahm das große Messer und machte sich daran, den kroschen Brotlaib in Scheiben zu schneiden. Und als ihre Brüder sich an den Tisch setzten, berichtete sie ihnen von dem Geschehen im Badehaus. Haro und Witold schwiegen dazu, und erst als Myntha Witold bat, den Amtmann aufzusuchen, erntete sie eine nuschelige Antwort, der sie entnahm, dass ihr peinlich berührter Bruder seiner Pflicht nachkommen würde.

Das Maultier sträubte sich, den warmen Stall zu verlassen, und Lore keifte es mit bissigen Worten an. Das Düwwelsbalch stemmte sich mit allen vier Beinen in den Boden und machte einen langen Hals, als Lore an dem Strick zog. Seine Schreie gellten über den Hof.

»Nun sei doch nicht so hart zu dem Tier«, sagte Myntha und zückte einen schrumpeligen Apfel.

»Das wird nicht verwöhnt, das Düwwelsbalch. Das hat zu gehorchen!«

»Ach Lore …«

Myntha hielt dem störrischen Maultier den Apfel lockend hin, und schon trabte es hinter ihr her. Auf der Fähre gab es dann noch mal einen schwierigen Augenblick, als es um sich trat und die Fahrgäste seinen harten Hufen ausweichen mussten. Aber auch hier half eine Möhre, die Myntha wohlweislich eingesteckt hatte. Lore maulte zwar deswegen, aber das Tier folgte ihr danach anstandslos. Auf dem Treidelpfad wanderten sie friedlich das kurze Stück zu dem Gebäude, das zukünftig als Fährhaus dienen würde. Es war von außen hübsch anzusehen, das untere Geschoss aus Steinen, darauf ein Fachwerk mit weiß getünchten Fächern und schwarzen Balken. Eine Rose rankte sich an einer Ecke an einem Gitter hoch: Haros Werk für seine Braut. In wenigen Tagen würden er und Bilke hier einziehen und die Wirtschaft übernehmen. Es roch nach frischem Holz und Bienenwachs, der Dielenboden glänzte wie poliert, die beiden langen Tische schimmerten, durch die verglasten Fenster fiel das Licht auf einen großen, reich geschnitzten Schrank, in dem sich die Becher und Kannen befanden. Ein Fässchen Wein, eines mit Apfelmost und eines mit Bier, standen hinter einer Theke aus schön gemasertem Eichenholz. Zufrieden strich Myntha mit der Hand darüber.

»Sieht richtig gut aus.«

»Hier schon, lasst uns die Küche betrachten«, sagte Lore und strebte aus der Gaststube nach nebenan. Aber auch hier war alles gerichtet, und die Messer und Löffel fanden den Anklang der Köchin, ebenso das glänzende, neue Kupfergeschirr.

»Der Kamin ist zu klein«, nörgelte sie dann, und Myntha nickte.

»Es passt nur ungefähr ein ausgewachsenes Schwein am Spieß hinein und nicht gleich zweie.«

»Der Suppenkessel muss mit rein.«

»Ich glaube, Bilke und ihre Köchin Lena werden schon damit zurechtkommen.«

»Pff.«

»Du hast uns Lena selbst empfohlen.«

»Ja, ja, ja. Armes Weib. Muss mit einem solch kleinen Herdfeuer auskommen.«

»Musst du ja nicht. Gehen wir weiter.«

Ein kleines Kontor lag an der Hinterseite des Hauses. Hier waren die Borde an der Wand noch leer, aber bald schon würden die Registerbände sie füllen, in denen das Geschehen der Fährbetriebe und der Pachten verzeichnet würde. Myntha warf nur einen kurzen Blick hinein und meinte dann zu Lore: »Gehen wir nach oben!«

Unwillig grummelnd, folgte Lore Myntha in den ersten Stock. Hier fanden sie eine ansehnliche Stube, in der zwei bunte Teppiche an der Wand hingen, ein Schaukelstuhl am Fenster stand und hochlehnige Stühle sich um einen Tisch gruppierten. Die Scheiben der Vitrine blitzten, die Pokale dahinter schimmerten silbern. Auf dem Bord standen Zinnteller und Krüge. Zwei Schlafkammern lagen auf der anderen Seite, eine davon mit einem Pfostenbett ausgestattet.

»Haro wird zittern und zagen, wenn er Bilke hier hineinführen soll«, meinte Lore.

»Ich weiß nicht. Er mag zwar Knoten in die Zunge bekommen, wenn er mit ihr sprechen soll, aber ich glaube, seiner Pflicht als Ehemann wird er mannhaft nachkommen. Er hat bei Molly ausreichend geübt.«

Lore gab ein leises Seufzen von sich.

»Du solltest dir auch einen Mann suchen, Lore.«

»Ich? Niemals!«

»Cedric ist noch immer unbeweibt …«

»Der is ene Daurenix.«

»Ich weiß nicht, ich finde, der taugt ganz schön was.«

»Der es fottjejange. Der blieft nit.«

»Lore, er ist jetzt mit Tilo zusammen im Geschäft. Tilo ist ein ehrenwerter Mann, der wird sich nicht mit einem unbeständigen Taugenichts zusammentun.«

»Ich will darüber nicht nachdenken.«

»Na gut. Schau, wir müssen dafür sorgen, dass dieses Zimmer mit Blumen geschmückt wird, wenn Bilke hier an ihrem Hochzeitstag einzieht.«

»Sag ich Lena.«

»Das ist eine gute Idee. Schauen wir uns die Dienstbotenkammern an.«

Die lagen unter dem Dach und waren spärlich, aber ordentlich eingerichtet mit Decken über den Betten, Truhen und Haken an den Wänden für die Kleider.

»Es scheint alles in Ordnung zu sein und bereit für Haro, sein Weib heimzuführen.«

»Bis auf den zu kleinen Kamin.«

»Lore, unserer ist auch nicht größer.«

»Irgendwas brauche ich doch zum Nörgeln. Bei so ene staatse Hus!«

»Einverstanden. Und jetzt zerren wir das Düwwelsbalch zum Alten Markt und kaufen Firlefanz.«

»Kappesköppe un Murre.«

»Seidenchapels und bunte Schleier.«

»För üch Hoppemötzjes und Mareuzjes kaufen wir Jedöns und Jeschlepps.«

»Du wirst auch ein hübsches Gewand tragen und ein feines Chapel.«

»Ich bin ene aal Husdrache, ich brauche kein Gewand. Und ein Chapel setze ich überhaupt gar nicht auf.«

»Wir werden sehen.«

Mit herzlichem Gezänk zogen die beiden Richtung Alter Markt, und das Maultier trottete gehorsam hinter ihnen her. Myntha hatte den Eindruck, dass es sich über ihre Zankereien amüsierte.

5. Kapitel

Die Stute war unruhig, und Henning führte sie auf die Weide, auch wenn Frederic sie lieber im Stall behalten wollte. Die Geburt des Fohlens stand kurz bevor. Aber Henning hatte so das Gefühl, dass die Mutter ziemlich genau wusste, wie weit sie war, und wenn sie Bewegung wollte, dann bekam sie sie.

»Hey, wollen wir eine Runde reiten?«

Das Schnauben war ihm Antwort genug, und mit einem kraftvollen Sprung landete er auf ihrem Rücken.

»Na komm, ein, zwei Runden über die Weide werden dir nicht schaden.«

Im gemächlichen Trab zogen sie ihre Bahn, begleitet von einem Rabenpärchen. Als sie an Bauer Egberts grünendem Weizenfeld vorbeikamen, reckte Henning seinen Hals. Zu gerne wäre er dort noch mal hinübergegangen, seine Fundstücke vom vergangenen Jahr hatten ihn neugierig gemacht. Nicht, dass er noch mehr Gold benötigte als das, was er in dem zerbrochenen Krug gefunden hatte. Der Wechsel, den ihm sein Vater geschickt hatte, hatte ihn zu einem zahlungskräftigen Mann gemacht.

Er würde dieses Geld benötigen, wenn er es mit Bernolph von Dalberg aufnehmen wollte.

Das Jahr, das er dem Rabenmeister schuldete, war in zwei Monaten vorüber, und er war wieder ein freier Mann. Ein Mann, der Rache nehmen würde.

Jetzt, da er nahe davor war herauszufinden, wo sich dieser Schurke befand, der seinen Herrn umgebracht und Schande über den Ritterstand gebracht hatte, rückte der Zeitpunkt näher.

In seinen Träumen stellte er diesen Halunken zum Zweikampf. In einem Schwertkampf auf Leben und Tod. Und wenn er selbst dabei unterlag und sterben würde, würde sein Blut auf ewig an der Rüstung des verdammten Kerls kleben.

In einem versiegelten Schreiben an seinen Vater hatte er dargelegt, was passiert war und was im Falle seines Todes zu geschehen hatte.

Beklommen war ihm immer noch. Er hätte gerne seine Mutter und seine Geschwister noch einmal wiedergesehen. Wäre so gerne noch mal über die Felder seiner Heimat geritten, hätte so gerne noch einmal den Duft der Orangenbäumchen gerochen, die im Garten seiner Mutter standen, den der Rosen, die an seinem Elternhaus rankten.

Die Stute wurde immer langsamer und blieb schließlich stehen. In seine schmerzliche Sehnsucht versunken, saß Henning still auf ihrem Rücken.

»Wir wollten sie im Stall lassen, Henning«, sagte Frederic und legte seine Hand auf die runde Flanke des Tieres.

»Was? Oh, Meister.«

»Wovon träumst du, Henning?«

»Von meiner Mutter. Von ihrem Garten …«

»Herr Marian ist zurück, mein Junge. Und im Herbst wird er wieder nach Venedig reisen. Zusammen mit seinem Sohn. Ich bin mir sicher, er wird dir gerne einen Platz in seinem Handelszug anbieten.«

»Vielleicht …«

»Du weißt, dass du dich auf unsere Hilfe verlassen kannst, Henning.«

»Und Ihr wisst, dass ich diese Angelegenheit alleine erledigen muss.«

»Sei nicht dumm. Du alleine sollst ihn natürlich anklagen. Aber ihn seiner Meintaten zu überführen wird dir nicht alleine gelingen.«

»Ich will …«

»Du willst ihn im Kampf besiegen, ich weiß. Und heldenhaft dabei sterben. Henning, sei nicht so ein verbohrter Tropf. Diese Genugtuung darfst du diesem Schuft nicht geben. Was, wenn er sich deinem Vater gegenüber damit brüstet, nicht nur seinen Freund, sondern auch dich noch getötet zu haben? Oder gar deiner Mutter hämisch lachend diese Botschaft überbringt?«

Diese Sichtweise war neu für Henning. Und sie erschütterte ihn.

»Nein, das darf nicht geschehen!«

»Natürlich nicht. Nur wenn du tot und begraben bist, kannst du es nicht mehr verhindern. Also lass uns einen anderen Weg für deine Rache finden. Witold kam eben mit einer Botschaft von meiner Schwester zu mir. Der Händler, der verletzt wurde, hat sein Bewusstsein wiedergefunden. Es wäre wohl sinnvoll, dass du sie besuchst und den Mann befragst. Er ist ein wichtiger Zeuge, Henning.«

Henning gab der Stute ein Zeichen, sich wieder in Bewegung zu setzen. Frederic ging ein Stück neben ihnen her.

»Was überlegst du, Henning?«

»Ich werde Eure Schwester aufsuchen, ja. Aber ich würde auch gerne nach Dormagen reiten und sehen, ob ich die Fuhrleute finde.«

»Die dürften dir wenig helfen. Die sind schon beim ersten Anzeichen des Überfalls abgehauen. Möglich, dass sie Kumpane des Ritters waren.«

»Ja, möglich. Umso wichtiger wird es sein, sich bei den Kätnern und Bauern umzuhören, wo sich dieser verdammte Kerl aufhält. Ich glaube nicht, dass er sich allzu weit verkrochen hat.«

»Im Alleingang ein Raubritternest auszukundschaften, ist eine ziemlich hirnverbrannte Idee, Henning.«

»Ihr traut mir das nicht zu!«

»Ich fürchte um dein Leben. Henning, bewahre einen kühlen Kopf. Zuerst einmal müssen wir sichergehen, dass der Überfall wirklich von Bernolph von Dalberg durchgeführt wurde. Und dazu brauchst du die Aussage des Händlers in Lauryns Haus. Und vielleicht kann sich inzwischen auch der andere Verwundete an den Raubzug erinnern. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass dieser Bernolph seine ritterlichen Farben bei dem Anschlag trug.«

»Nein, vermutlich nicht. Aber sein Pferd wird er geritten haben, und das können die Männer sicher beschreiben.«

Sie hatten den Stall erreicht, und Henning glitt von der Stute.

»Hoffentlich. Indes wäre es gut, wenn du dich an weitere Einzelheiten erinnern würdest, die diesen Mann auszeichnen. Wie spricht er? Er stammt nicht von hier, seine Sprache wird sich von der hiesigen unterscheiden. Hast du sein Gesicht vor Augen? Gibt es Merkmale, die ihn von anderen unterscheiden? Eine krumme Nase, abstehende Ohren, ein Muttermal, fehlende Zähne?«

Henning hatte eine Karde zur Hand genommen und striegelte sanft das Pferd, das sich an seiner Krippe mit etwas Hafer vergnügte.

»Ihr habt ja recht, Meister. Ich muss mir meine Fragen zurechtlegen.«

»So ist es. Und wenn du dir ganz sicher bist, dann kannst du anfangen nachzuforschen, wo dieser Bernolph sich zurzeit verkrochen hat. Und das, mein Junge, machst du nicht alleine.«

»Ich sollte Euch dankbar sein, Meister …«

»Du wirst mir dankbar sein, glaub mir. Hallo, was hat die Wache aufgeschreckt?«