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Bis zu dieser einen, schrecklichen Nacht wusste sie nicht, dass es sie gibt: Vampire. Die junge Hexe Valeria hat Schreckliches überlebt, wenn auch nur knapp. Niemals hätte sie gedacht, dass sie die nächste Begegnung mit einem dieser Monster heil überstehen würde ... Doch ihre neuen Freunde Fabian und Erika geben ihr Bestes, um Valeria die Angst zu nehmen. Alles könnte schön sein, doch noch immer wird Valeria von Albträumen gepeinigt, die sie einfach nicht loslassen wollen. Es bleiben noch viele offene Fragen und die Bestrafung ihrer Peiniger steht bevor. Zu ihrem Schrecken löst Konstantin, der düstere Vollstrecker, totgeglaubte Gefühle in ihr aus. Wird Valeria jemals in der Lage sein, die Schatten der Vergangenheit zu überwinden und einem Vampir zu vertrauen? Nur ist dieser nicht der Einzige, der Valeria näher kommen will ...
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Inhaltsverzeichnis
DAS BUCH
1. Vorwort
2. Vorwort
Der Traum
Ein neuer Tag
Neue Herausforderungen
Knochenjob (Konstantin)
Asche zu Asche (Valeria)
Nachtkuss (Konstantin)
Verlockende Gefahr (Valeria)
Ein etwas anderes Date
In der Höhle des Löwen
Vorsicht, bissig! (Konstantin)
Zeichen und Wunder (Valeria)
Unschöne Wahrheiten
Killerinstinkt (Konstantin)
Dunkle Schatten (Valeria)
Spurensuche
Der Plan
Botengänge und unerwartete Komplikationen (Konstantin)
Kaffeekränzchen um Mitternacht (Valeria)
Blaue Flammen, Weihwasser und ein Einweckglas (Konstantin)
Von Angsthasen und Wahnsinnigen
Ein verhängnisvoller Kuss (Valeria)
Vergangenheit und Zukunft
Neuankömmlinge und alte Bekannte
24. Danksagung
Weitere Bücher von Vanessa Carduie …
Impressum
Bis zu dieser einen, schrecklichen Nacht wusste sie nicht, dass es sie gibt: Vampire. Die junge Hexe Valeria hat Schreckliches überlebt, wenn auch nur knapp. Niemals hätte sie gedacht, dass sie die nächste Begegnung mit einem dieser Monster heil überstehen würde ...
Ihre neuen Freunde Fabian und Erika geben ihr Bestes, um Valeria die Angst zu nehmen. Alles könnte schön sein, aber noch immer wird Valeria von Albträumen gepeinigt, die sie einfach nicht loslassen wollen. Es bleiben noch viele offene Fragen und die Bestrafung ihrer Peiniger steht bevor.
Zu ihrem Schrecken löst Konstantin, der düstere Vollstrecker, totgeglaubte Gefühle in ihr aus. Wird Valeria jemals in der Lage sein, die Schatten der Vergangenheit zu überwinden und einem Vampir zu vertrauen?
Nur ist dieser nicht der Einzige, der Valeria näher kommen will ...
DIE AUTORIN
Vanessa Carduie erblickte an einem grauen Herbstmorgen 1988 in Dresden das Licht der Welt. Geschichten faszinierten sie von klein auf und bald folgten die ersten eigenen Erzählungen. Mittlerweile hat sie einen Masterabschluss in Biologie und einige ihrer Geschichten fertig gestellt. Derzeit arbeitet sie am dritten Teil der Schattenseiten-Trilogie.
Ihre Geschichten sind eine Mischung aus Liebesroman, Krimi und Fantasy, je nachdem, an welchem Projekt sie gerade arbeitet. Mit ihren Büchern möchte sie ihre Leserinnen und Leser zum Lachen, Weinen und manchmal auch zum Nachdenken bringen. Dafür beschreitet sie auch gern ungewöhnliche Wege.
http://www.vanessa-carduie.com/
https://www.facebook.com/VanessaCarduieAutorin
„Ich bin davon überzeugt,
dass uns erst die Begegnung mit der vollständigen Wahrheit
- dem gleißenden Licht und der schwärzesten Dunkelheit -
wirkliche Freiheit und Stärke schenkt.“
„Manchmal erscheint es einfacher,
sich nach dem Tod zu sehnen,
als sich wirklich auf das Leben einzulassen.“
Aus „SeelenGevögelt“ von Veit Lindau
Was ist Leben?
Nicht nur Sonnenschein und Freude.
Auch wenn wir es nicht bemerken, die Schatten lauern überall.
Einen von uns werden sie finden und fangen.
Was wirst du tun, wenn es dich erwischt?
Kämpfen oder untergehen?
Was aber, wenn du die Dunkelheit umarmst?
Nicht alles, was in den Schatten lebt, ist böse.
Nicht alles, was unter der Sonne wandelt, ist gut.
Schwarz und Weiß gibt es nicht.
Manchmal entsteht aus der größten Finsternis
etwas Wunderbares.
Wenn du den Mut dazu hast.
Ich liege in meinem Bett und schlafe. Unruhig wälze ich mich hin und her. Was habe ich nicht alles versucht, um ihm zu entkommen? Ich bin nicht schwach und doch bin ich ihm hilflos ausgeliefert. Immer und immer wieder schleicht er sich an und dringt in mich ein, zerreißt mich innerlich und hinterlässt tiefe Spuren. Auch äußerlich bin ich gezeichnet - vielleicht für immer. Jeder Blick in den Spiegel oder einfach nur an meinem Körper entlang bringt die Erinnerungen an diese eine Nacht zurück. Wach ist das schlimm genug, aber im Schlaf bin ich dem Grauen hilflos ausgeliefert. Schweiß bildet sich auf meiner Haut, während ich gegen den Sog der Finsternis ankämpfe, die mich zu verschlingen droht. Doch es nützt nichts. Wieder muss ich diese schrecklichen Momente durchleben …
Acht Wochen zuvor …
Die Nacht ist gerade hereingebrochen. Mein Tag war anstrengend und ich will einfach niemanden mehr sehen. Innerlich bin ich aufgewühlt. Ich fühle mich so zerschlagen und falsch an. Seit ich mit Alex zusammen bin, erkenne ich mich selbst nicht mehr.
Wenn ich alleine bin, sehe ich vieles klar und nicht selten erschrecke ich.
War ich das wirklich? Habe ich das tatsächlich getan? Warum?
Langsam habe ich das Gefühl, die Kontrolle über meinen Verstand, meinen Körper und mein Leben zu verlieren. Oft genug wollte ich Alex deswegen zur Rede stellen … aber sobald er vor mir steht, kann ich nichts tun. Wie von Zauberhand verschwindet meine Wut und ich bin ihm zu Diensten.
Ich fluche ausgiebig und kann das ungute Gefühl nicht abschütteln, dass hier etwas läuft, von dem ich keine Ahnung habe. Aus diesem Grund habe ich Alex gesagt, dass ich eine Auszeit brauche und ihn nicht sehen möchte. Wie gern würde ich darüber mit jemandem sprechen. Aber ich kann es nicht. Ich bin nicht normal und dieses Problem auch nicht. Nicht zum ersten Mal in meinem Leben verfluche ich den Umstand, dass ich eine Hexe bin. Ständig muss ich aufpassen, mich und meine Kräfte verstecken. Im Prinzip bin ich gezwungen, zwei Leben zu leben: das der esoterisch angehauchten Ladenbesitzerin Frau König und das von Valeria, der Hexe. Es ist schwer, meine Kräfte immer unter Verschluss zu halten, aber die Menschheit ist nicht bereit für Leute wie mich.
Ich komme einfach nicht weiter. Alex bringt alles ins Wanken, auf eine schlechte Art und Weise. Die meiste Zeit fühle ich mich wie eine Marionette, die an unsichtbaren Fäden hängt.
Gibt es denn niemanden, mit dem ich reden kann?
Ich schlage die Hände vors Gesicht und sinke auf den Boden meiner Küche. Meine Kräfte habe ich von meiner Großmutter geerbt. Sie war es, die mir alles beigebracht hat, was ich weiß. Doch sie ist alt und tief in mir spüre ich, dass auch sie mich bald verlassen wird.
Dann bin ich endgültig allein.
Als ich Alex kennenlernte, hoffte ich, diese Zeit wäre vorbei. Ich erkannte, dass er kein normaler Mensch ist. Doch was genau er ist, kann ich nicht sagen. Alles verschwimmt, wenn er in meiner Nähe ist, und meine sonst so verlässliche Sicht auf die Aura meines Gegenübers scheint bei ihm zu versagen.
Irgendetwas stimmt hier nicht. Dieser Gedanke verursacht mir Gänsehaut. Anfangs dachte ich, dass ich in Alex verliebt sei. Es ist ja bekannt, dass man da eine rosarote Brille trägt. Mittlerweile schrillen meine inneren Alarmglocken. So vieles ist passiert, was ich nicht verstehe und das macht mir große Angst.
Ich zucke zusammen, als mein Handy vibriert. So weit ist es schon mit mir gekommen. Kurzzeitig überlege ich, den Anruf einfach zu ignorieren, aber es könnte sein, dass jemand meine Hilfe braucht. Zittrig stehe ich auf und ergreife mein Handy. Ich entspanne mich etwas, als ich sehe, wer anruft.
„Hallo Harry“, sage ich und fluche leise, weil meine Stimme nicht sicherer ist als meine Beine.
„Valeria? Geht es dir nicht gut? Brauchst du Hilfe?“
Ein kleines Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen. Das ist so typisch für Harry. Ich will schon verneinen, als mir bewusst wird, dass ich gerade mit dem einzigen Menschen spreche, der mir vielleicht helfen könnte.
„Ich weiß nicht, Harry. Irgendwie habe ich das Gefühl, langsam die Kontrolle über mein Leben zu verlieren.“
„Wie kommst du darauf?“ Harry klingt erstaunt. „Was ist passiert?“
Es kostet mich einiges an Überwindung, aber ich schildere ihm meine Situation in groben Zügen.
„Oh verdammt! Valeria, das ist nicht gut, überhaupt nicht gut.“
„Was meinst du damit?“, frage ich.
Einen Moment herrscht Stille am anderen Ende der Leitung. Dann seufzt mein Bekannter.
„Wenn ich mich nicht stark irre, dann hast du ein Problem. Ein Vampir-Problem, um genau zu sein.“
„Vampir? Wie kommst du denn auf diese Idee?“ Gern würde ich lachen. Vampire gibt es nicht, das weiß doch jedes Kind! Doch leise Zweifel schleichen sich in meine Gedanken. Hexen gibt es doch auch …
„Ja, Vampire. Halte mich bitte nicht für verrückt. Ich lehne mich gerade ziemlich weit aus dem Fenster. Wenn sie mitbekommen, dass ich dir davon erzählt habe, könnte es Ärger geben.“ Harry klingt ehrlich besorgt.
Das macht mir Angst. „Was hat es damit auf sich und wen meinst du?“
Ein Seufzer. „Die Vampire. Sie mögen es nicht, wenn Sterbliche von ihnen wissen.“
„Aber …“ Mir fehlen die Worte. Noch ist mir nicht ganz klar, was Vampire mit meinem Problem zu tun haben.
„Glaub mir, es gibt sie und sie sind zu einigen Dingen fähig, die du dir nicht vorstellen kannst.“
„Was hat das mit mir zu tun?“, bringe ich gerade noch so heraus.
„Dein Freund. Ich denke, dass er ein Vampir ist. Aber ich kann das schlecht am Telefon erklären. Kann ich zu dir kommen? Dann erzähle ich dir alles, was ich über sie weiß. Vielleicht finden wir ja eine Lösung.“
Ich bin geschockt. Zu gern würde ich Harry für verrückt erklären und mit meinem alten Leben weitermachen.
Doch …
„Was auch immer Alex ist, er hat eine sonderbare Macht über mich.“
„Halte dich von ihm fern, Valeria. Bei dem, was du mir erzählt hast, würde ich vermuten, dass er nichts Gutes im Schilde führt. Ich mache mich sofort auf den Weg zu dir. Wenn ich da bin, erkläre ich dir alles. In Ordnung?“
Wie in Trance antworte ich: „Ja. Bis gleich, Harry.“
Ich beende den Anruf und das Telefon gleitet aus meiner zitternden Hand. Mein Herz rast, in meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken. Ich will mich nach meinem Handy bücken und erstarre, als ich einen leichten Lufthauch bemerke. Meine Nackenhaare stellen sich auf und meine Sinne schlagen Alarm. Ich versuche, mich zu beruhigen, und meine Kräfte zu rufen. Ich bin alles andere als wehrlos, aber die Panik vernebelt meinen Blick. Ich kann die Gefahr spüren, doch ich habe keine Ahnung, was auf mich zukommt. Kalte Finger streichen über meinen Hals. Ich wirble herum und traue meinen Augen kaum.
„A-alex, was machst du denn hier?“
Alex lächelt. Er hat ein schönes Gesicht, und auch sein Körper ist nicht zu verachten, doch mir läuft ein eiskalter Schauer über den Rücken. Zum ersten Mal, seit ich ihn kenne, sehe ich seine Aura. Sie ist tiefschwarz.
„Valeria, Süße. Freust du dich denn nicht, mich zu sehen?“ Seine Stimme klingt fast liebevoll, doch alles ist falsch, eine Farce.
„Wie bist du hereingekommen?“
„Durch dein Schlafzimmerfenster. Du hast vergessen, es zu schließen.“
Ich bin fassungslos. Meine Wohnung liegt im zweiten Stock und es gibt nichts, woran man hochklettern könnte.
„Aber …“
Alex‘ Lächeln wird breiter. Es ist äußerst beunruhigend, so raubtierhaft. Ich komme mir wie das sprichwörtliche Lamm vor, das zur Schlachtbank geführt wird. Dann geschieht etwas, das ich zuerst nicht deuten kann. Während ich Alex anstarre, beginnt er, sich zu verändern. Erst subtil und dann wird es ganz deutlich. Vor meinen Augen verlängern sich seine Zähne. Sie werden zu langen, tödlichen Fängen. Entsetzt blicke ich auf und stolpere zurück.
„Oh Gott!“
„Der kann dir nicht helfen“, meint Alex hämisch und zeigt endlich sein wahres Gesicht. Seine Iriden sind blutrot. Zusammen mit den Eckzähnen ist das ein furchterregender Anblick.
„Was, was willst du von mir?“, frage ich mit zitternder Stimme.
Meine Füße sind wie angewurzelt, obwohl ich zurückweichen will. Es fühlt sich an, als hätte ich die Kontrolle über meinen Körper verloren. Panisch beobachte ich, wie Alex sich mir nähert. Mit seinen kalten Fingern streicht er über mein Gesicht, den Hals entlang und betatscht schließlich meine Brust.
„Was denkst du, kleine Hexe? Ich will meinen Spaß haben.“ Er entblößt seine Fänge und das Blut gefriert in meinen Adern. Sein Blick liegt auf meinem Hals und er leckt sich die Lippen. „Außerdem habe ich Hunger.“
Alles in mir schreit mich an, wegzulaufen, aber ich kann nicht. Ich verschließe meine Augen vor dem grauenvollen Anblick und versuche, meine Magie zu kanalisieren. Wie ein Feuer lodert sie in mir und ich mache mich bereit.
„Na, na. Wer wird denn hier so ungehorsam sein?“, tadelt mich Alex.
Ich schlage die Augen auf. Alex greift nach mir.
„Was zur Hölle?“, flucht er, als er mit Macht zurückgestoßen wird. Vor Wut kneift er die Augen zusammen und bleckt die Fänge. Gerade hat er überhaupt nichts Menschliches mehr an sich.
„Du willst also spielen?“, knurrt er. Dann lächelt er unheilvoll. „Das kannst du haben.“
Seine Selbstsicherheit verstärkt mein ungutes Gefühl. Einen Augenblick später weiß ich auch, warum. Kräftige Hände packen mich und ich spüre, wie mein Widerstand gegen meinen Willen erlahmt.
„Darf ich dir meine Freunde vorstellen? Das sind Klaas und Pit“, sagt Alex und ergreift mein Kinn. Er dreht meinen Kopf so, dass ich einen Blick auf die beiden Vampire hinter mir werfen kann. Ich muss kein Genie sein, um zu wissen, dass ich bis zum Hals in der Scheiße stecke.
„Die Kleine hat Feuer im Blut“, witzelt einer seiner Kumpane. Mir gefallen die Blicke der Männer nicht, ganz und gar nicht. Viel beängstigender ist aber, was ich deutlich an meinem Rücken spüre: einen erregten männlichen Körper.
Der andere streicht sich über seinen Bart und betrachtet mich hungrig. Ein Zittern läuft durch meinen Körper. Bitte lass das einen Albtraum sein, aus dem ich gleich erwache!
„Du hast nicht zu viel versprochen, Alex. Sie dürfte ein besonderer Leckerbissen und eine unterhaltsame Abwechslung sein.“
Meine Gedanken rasen, aber das ist leider das Einzige, was sich bewegt. Mittlerweile kann ich nicht einmal mehr sprechen. Wie auch immer sie es anstellen, sie kontrollieren meinen Körper.
„Du kennst mich doch. Ich bevorzuge exquisite Ware“, meint Alex und streicht über meinen Hals.
Seine linke Hand greift in meine Haare und reißt meinen Kopf zur Seite. Hilflos muss ich mit ansehen, wie er immer näher kommt und seine Fänge entblößt. Panisch versuche ich, der drohenden Gefahr zu entkommen, aber nicht mal ein kleines Zucken geht durch meinen Körper. Einen Herzschlag später spüre ich seine Zähne in meinem Hals. Ein stechender Schmerz lässt mich innerlich zusammenzucken und dann überflutet mich eine Welle ungewollter Lust. Es ist, als wäre ich nicht da und würde eine Fremde beobachten. Mein Verstand registriert, dass Alex mein Blut trinkt, und ich höre das Reißen meiner Kleidung, spüre ihre gierigen Finger. Doch ich kann nichts dagegen unternehmen.
Hände greifen nach mir, erobern, verletzen und unterwerfen, wo sie nur können. Ein neuer Schmerz dringt in mein vernebeltes Hirn und ich weiß, dass sich ein weiterer Vampir an mir labt. Sie zerren mich zu Boden und immer neue Schmerzen strömen auf mich ein. Immer und immer wieder beißen sie mich, überall, wo ihre hungrigen Münder Halt finden. Was ihnen mein Blut nicht geben kann, nehmen sie sich an anderer Stelle.
Mein Zeitgefühl geht verloren. Überall ist dieser Schmerz und die Verzweiflung droht, mich zu ersticken. Eine kleine Ecke meines Verstandes bemerkt alles, aber der Rest versinkt langsam aber sicher in der Dunkelheit. Ich bin in meinem eigenen Körper gefangen und kann nichts tun, nicht schreien, nicht um mich treten oder meine Magie gegen sie einsetzen. Ich fühle mich so hilflos wie noch nie in meinem Leben. Irgendwann will ich einfach nur noch, dass es endlich vorbei ist.
Als der Hunger der drei gestillt ist, lassen sie von mir ab. Blut klebt an meiner Haut, auf dem Fußboden und an den Mündern der Vampire, die lachend auf mich herabschauen.
Alex wirft mir eine Kusshand zu. „Du warst exquisit, meine Süße. Wir müssen jetzt leider gehen, aber ich denke, du wirst nicht lange genug leben, um das zu bedauern. Es ist Zeit, sich neuen Aufgaben zu widmen.“
Die drei Vampire lachen und verlassen in bester Feierlaune meine Wohnung durch die Tür, während ich wie ein zerbrochenes Püppchen auf dem Fußboden verblute. Ich kann spüren, wie die letzten, kostbaren Tropfen meines Blutes aus mir herausfließen. Alles tut furchtbar weh. Ich bin halb wahnsinnig und halb betäubt davon. Nur langsam dringt in meinen Verstand, dass ich mich wieder bewegen kann. Doch mir fehlt die Kraft. Resigniert schließe ich die Augen und will einfach nur noch sterben. Selbst, wenn mich jemand fände, so stehen die Chancen schlecht, dass sie mich retten können. Die Schwärze kommt auf mich zu und ich will sie willkommen heißen. Ich sehne mich nach dem Ende meiner Schmerzen, will vergessen, was gerade passiert ist.
Du kannst doch nicht einfach aufgeben!, schreit eine widerspenstige Stimme in mir. Willst du, dass sie gewinnen?
„Valeria!“
Immer wieder höre ich meinen Namen, aber ich kann nicht zuordnen, was es zu bedeuten hat. Doch es scheint, den Funken Lebenskraft anzufachen, der noch übrig ist. Ich spüre, wie ich gewaltsam aus der Schwärze gerissen werde und der Schmerz trifft mich mit aller Macht.
„Valeria! Kannst du mich hören?“
Warme Hände gleiten über mein Gesicht und ich nehme einen bekannten Geruch wahr.
„Oh mein Gott! Was soll ich nur tun?“
Irgendwie kommt mir die Stimme bekannt vor. Nur woher?
„Valeria! Komm schon! Du kannst jetzt nicht einfach aufgeben!“
Warum denn nicht?
„Der Krankenwagen ist unterwegs. Du musst durchhalten! Lass einen alten Mann wie mich nicht die Bürde tragen, schuld an deinem Tod zu sein.“
Harry. Seine Stimme klingt rau und verzweifelt. Ich frage mich, wie viel Zeit vergangen ist.
„Komm schon, Mädchen. Du bist viel zu jung zum Sterben. Mach es ihnen nicht so einfach. Wer soll sie denn aufhalten, wenn du stirbst? Valeria, bitte!“
Schweißgebadet schrecke ich hoch. Mein Bett ist zerwühlt und ich befühle panisch meinen Hals und meine Arme. Einen schrecklichen Moment lang sehe ich Blut, aber dann fühle ich die Narben. Übelkeit befällt mich und ich schleppe mich ins Bad. Ich schaffe es gerade so bis zur Toilette, bevor ich meinen kompletten Mageninhalt von mir gebe.
Zitternd sacke ich auf den Fliesen zusammen und lasse meinen Tränen freien Lauf.
Wann hört das endlich auf?!
Sonne.
Seit dieser schrecklichen Nacht bin ich süchtig nach ihr, denn im Sonnenlicht bin ich sicher. Es hat lange gedauert, bis ich mich nachts überhaupt wieder aus meiner Wohnung getraut habe. Ich weiß, es ist gerade einmal zwei Monate her, aber ich will mich nicht länger verstecken. Vielleicht ist es pure Sturheit, die mich zu meinen Handlungen veranlasst. Was auch immer es ist, nur deswegen bin ich noch am Leben. Erstaunlicherweise hat es mir Kraft gegeben, dass ich Alex und seine schrecklichen Freunde in Ratten verwandelt habe. Würmer wären passender gewesen, aber so weit habe ich nicht gedacht. Das wären wohl Albtraumwürmer oder Blutegel geworden.
Igitt.
Die Ratten sind nicht ohne, aber in dieser Gestalt haben sie keine Macht über mich.
Mit einer Tasse heißen Tees setze ich mich an mein Küchenfenster und blicke auf die hell erleuchtete Straße. Ich habe noch Mühe, die Ereignisse der letzten beiden Wochen zu verarbeiten. Niemals hätte ich gedacht, dass ich einmal mit einer Werwölfin und einem Vampir befreundet sein könnte. Erika zu mögen, ist leicht. Sie ist so voller Lebensfreude und Energie. Ihr Mitgefühl hat mich im ersten Moment abgeschreckt. Doch sie bemitleidet mich nicht, sie leidet mit mir. Das ist ein großer Unterschied. Ich kann kaum fassen, dass sie mich gebeten hat, Patentante für ihr Kind zu werden. Ein Kind, das vielleicht zur Hälfte Vampir sein wird. Es grenzt an ein Wunder, dass ich nicht schreiend im Kreis renne. Wahrscheinlich hat es damit zu tun, dass ich endlich über das reden kann, was mir widerfahren ist. Nach dem Vorfall wusste ich nicht, wo ich mir Hilfe holen sollte. Es gibt zwar den einen oder anderen Verein, der Opfern von Gewaltverbrechen hilft, aber ich bin nicht normal und meine Angreifer waren es auch nicht. Vielleicht wissen meine neuen Freunde von einer Selbsthilfegruppe für übernatürliche Wesen.
Ein kleines Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht. Der Gedanke ist ziemlich absurd, aber ich hatte in der Vergangenheit kaum etwas zum Lachen. Seit meiner Begegnung mit Erika und Fabian keimt Hoffnung in meinem Herzen.
Es ist erstaunlich, wie ein einziger Anruf mein Leben so verändern kann.
Fabian. Nie hätte ich gedacht, dass ich nach den Erlebnissen mit Alex mit einem Vampir per Du sein könnte. Er macht es mir leicht, ihn nicht zu fürchten. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich ihn einfach für einen netten, jungen Mann halten. Sein Witz und seine Ehrlichkeit sind erfrischend anders. Seine Liebe zu Erika ist so stark, dass sogar ein Blinder im Bilde wäre. Es erstaunt mich, dass ihre Bindung zueinander so intensiv, so tiefgreifend ist. Ich log nicht, als ich ihnen sagte, dass ihre Auren miteinander verwoben sind. So wie es aussieht, sind sie auf mehreren Ebenen miteinander verbunden.
Wahre Gefährten hatte Erika es genannt. Diese Idee ist schön, wenn auch die Erfolgsaussichten beim Lotto größer wären. Mich erstaunt, dass die beiden trotz ihrer vielen Unterschiede so gut miteinander harmonieren. Sie sagen zwar, dass es keine Feindschaft zwischen Wölfen und Vampiren gibt, aber in der letzten Nacht waren die Zweifel der Wölfe deutlich zu spüren. Doch es hat alles geklappt. Trotz aller Differenzen haben wir gut zusammengearbeitet und einen wichtigen Erfolg errungen.
Ein kalter Schauer läuft über meinen Rücken bei dem Gedanken an das Leid, das Alex und seine zwei schrecklichen Freunde verursacht haben. Vier Frauen. Vier Leben, die viel zu früh und auf grausamste Weise beendet wurden. Nur zum Vergnügen. Diese kranken Schweine!
Wenn es nicht so vollkommen gegen mein Wesen verstieße, dann würde es mir große Genugtuung verschaffen, sie langsam über dem Feuer zu rösten. Es wäre ein Triumph, wenn Alex‘ großspuriges Lächeln durch Todesangst vertrieben würde. Aber ich kann und will mich nicht auf ihr Niveau herablassen.
Unweigerlich taucht vor meinem geistigen Auge ein neues Gesicht auf.
Konstantin. Ich weiß nicht, was ich von ihm halten soll. Er ist mächtig, sehr mächtig und nichts anderes als ein moderner Henker. Dennoch …
Dennoch ist es nicht die ganze Wahrheit. Ich bin sehr, sehr froh, dass ich ihm erst begegnete, nachdem ich mich mit Fabian angefreundet habe. Der Vollstrecker macht mir Angst. Im Gegensatz zu Fabian erscheint er so kalt und gefasst. Seine Züge könnten aus Stein gemeißelt sein und sein Körper dürfte seiner harten Arbeit entsprechend aussehen.
Da dürften einige antike Statuen ziemlich neidisch werden. Ich erschrecke über meine eigenen Gedanken. Seit dem Vorfall sind Männer und körperliche Nähe ein Problem für mich. Vor allem in Kombination. Ist es nicht ironisch, dass der erste Mann, den ich nach dem Vorfall freiwillig berührt habe, ein Vampir ist? Fabian könnte locker der Bruder sein, den ich nie hatte. Seine Verliebtheit in Erika lässt ihn harmlos erscheinen. Doch mir ist bewusst, dass er anders sein kann. Ein guter Beweis dafür ist sein Umgang mit Ralf, Erikas Ex-Mitbewohner. Ich habe keine Ahnung, was Fabian getan hat, um ihn so zu verängstigen. Es hat auf jeden Fall tiefe Spuren hinterlassen. Dabei sah Fabian nicht so aus, als hätte er ein schlechtes Gewissen. Vergangene Nacht war ich erschrocken über die Leichtigkeit, mit der Fabian und Konstantin in den Verstand eines Menschen eindringen können. Das hat viele, unangenehme Erinnerungen hervorgezerrt. So beängstigend es auch ist, mir ist klar, dass dies ein Teil ihres Wesens als Vampir ist. Trotzdem habe ich heute nicht mehr Angst vor Fabian als gestern.
Das verstehe, wer will … Vielleicht liegt es daran, dass beide Vampire jederzeit in meine Gedanken eindringen konnten und es nicht getan haben.
Bis auf das eine Mal … Bei der Erinnerung an meine erste Begegnung mit Konstantin kann ich ein leichtes Zittern nicht unterdrücken. Er war so kalt und gnadenlos und damit das genaue Gegenteil von Fabian. Trotzdem war es nicht dasselbe wie bei Alex. Konstantins Aura ist keinesfalls so strahlend wie Erikas, aber weit entfernt von dunkel. Ausschlaggebend für meine Entscheidung war jedoch, wie sich Fabian ihm gegenüber verhielt. Er war weder eingeschüchtert noch extrem besorgt und versuchte, mich auf den Kontakt vorzubereiten.
Ich lächle bei dem Gedanken an Erikas Entsetzen und ihre Sorge um mich. Es ist lange her, dass sich jemand so sehr für mich eingesetzt hat. Fabian verstand, warum er mich nicht zurückhalten durfte. Ich musste mir beweisen, dass ich es kann. Ich musste mich dem Vollstrecker und damit auch dem Schrecken meiner Erinnerungen stellen.
Scham brandet auf und färbt meine Wangen rot. Beide Vampire wissen, was mir angetan wurde. Ich bin froh, dass Erika diese Dinge nicht gesehen hat. Sie ist meine Freundin und ich möchte einfach nicht, dass sie von den Bildern meiner Misshandlung verfolgt wird. Ich versuche, dieses Gefühl zu bekämpfen. Fabians Worte treiben mich an.
„Wir werden für dich da sein, wenn du uns brauchst. Du darfst dich nicht dafür zu schämen, dass du weinst. Vor allem musst du aufhören, dir die Schuld an dem Ganzen zu geben. Die liegt allein bei den miesen kleinen Ratten. Nur weil ich weiß, was sie dir angetan haben, bist du nicht in meiner Achtung gesunken, ganz im Gegenteil!“
Ich kann noch immer nicht fassen, dass ich Fabian freiwillig umarmt habe. Es ist ein Fortschritt und es hilft zu wissen, dass er in der Hinsicht genauso verkrampft ist wie ich. Durch seine Bindung an Erika brauche ich mir keine Sorgen um etwaige Hintergedanken machen.
Ich nehme einen Schluck Tee und genieße das kräftige Aroma der Kräutermischung. Die Sonne auf meiner Haut hilft mir, die Schrecken der Nacht zu vergessen. Seufzend sehe ich auf die Menschen unter mir, die die Straße entlang laufen. Mir fällt ein Pärchen ins Auge, das offensichtlich frisch verliebt ist. Sie turteln ununterbrochen und die junge Frau hat ein Lächeln auf den Lippen, das mit der Sonne um die Wette strahlt. Dazu passend trägt sie ein leichtes Sommerkleid und sie scheint untrennbar mit ihrem Freund verbunden zu sein.
Wie ich sie darum beneide … Nicht nur um das Glück der Liebe, sondern auch um die Freiheit, so viel Haut zu zeigen. Ich werfe einen scheuen Blick auf meine Arme. Die Wunden sind geschlossen, doch die Narben bleiben. Ich bezweifle, dass ich mich jemals wieder in einem Top oder auch nur einem kurzen Rock außerhalb meiner Wohnung zeigen werde. Zu Halloween könnte ich so rausgehen, aber so viel Selbstironie besitze ich nicht. Was auch immer ich an Selbstbewusstsein hatte, es ist in dieser einen Nacht ebenso zerstört worden wie meine Haut und mein Seelenheil. Seitdem trage ich nur noch lange Kleidung und das ist jetzt im Sommer eine echte Herausforderung.
Das Entsetzen auf den Gesichtern meiner Freunde dürfte nichts im Vergleich zu dem unverhohlenen Starren Fremder sein, wenn ich meine Narben zeigte. Selbst der Vollstrecker konnte seine Reaktion nicht verbergen. Den Kopf gegen den Fensterrahmen gelehnt, ringe ich um Fassung. In den ersten Tagen nach der Vergewaltigung habe ich mir oft gewünscht, einfach gestorben zu sein. Aber meine Sturheit, meine Großmutter und auch Harrys Sorge um mich haben mich daran gehindert.
Als wäre das nicht schon genug, tauchten Alex und seine zwei Freunde eines Nachts wieder vor meiner Tür auf. Ihre Begeisterung, mich lebend vorzufinden, war grenzenlos. Doch diesmal hatten sie sich verrechnet. Ich habe einmal unter ihnen gelitten und ein zweites Mal konnte und wollte ich das nicht zulassen. Ihre Dreistigkeit entfachte meine Wut und das rettete mich. Noch immer bin ich erstaunt, dass in dieser Nacht nicht das ganze Haus abgebrannt ist. Mein Zorn war so übermächtig, dass ich kaum kontrollieren konnte, was ich tat. Es ist gut, dass ich mehr zur Heilerin tauge. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn ich die Art Sprüche kennen würde, die großen Schaden anrichten. So sitzen seit vier Wochen drei Vampirratten in einem verzauberten Käfig in meinem Keller. Ich bin froh, dass ich sie bald abgeben kann. Bis dahin muss aber noch einiges getan werden. Es ist erschreckend, wie viel Leid Alex und seine Kumpane ausgelöst haben. Vier Frauen sind wegen ihnen tot und das war Anlass genug für einige Menschen, Jagd auf Werwölfe zu machen. Das Leben ist schon eine eigenartige Sache. So viele unglückliche Umstände haben zu diesem Unheil geführt, aber nun endlich auch zur Lösung des Problems.
Ich verdränge das Wissen, was mit ihnen passieren wird, wenn wir die letzten Beweise für die Menschen erbracht haben und damit den Fall abschließen können. Es widerstrebt meinem Charakter zutiefst, anderen Lebewesen Schmerz zuzufügen. Dennoch weiß ich, dass es in diesem Fall keine andere Lösung gibt. Konstantin hat verdeutlicht, dass weder Gefängnis noch Reha für mörderische Vampire existieren. Bei ihrer beinahe unendlichen Lebensdauer und ihren außergewöhnlichen Kräften wäre es ein Ding der Unmöglichkeit, Vampire für immer einzusperren. Einmauern würde gehen, aber das löst das Problem nicht.
Meine Gedanken kreisen um den Vollstrecker. Ich bin weit davon entfernt, mich in seiner Gegenwart auch nur ansatzweise wohlzufühlen, aber meine Angst hat nachgelassen. Konstantin ist ein Rätsel. Er war so kalt zu mir, bis er meine Narben sah. Als er mich nach den anderen Stellen fragte, setzte mein Herz einen Moment lang aus. Mir ist sein Zögern nicht entgangen, als ich ihn fragte, ob ich mich vor ihm ausziehen muss. Ein kleiner Teil von mir ist neugierig auf den Grund, aber ein anderer will lieber nichts davon wissen. Es wird einige Zeit ins Land gehen, bevor ich wieder mit dem Interesse eines Mannes umgehen kann. Von Vampiren reden wir lieber nicht. Ich habe meine Erfahrungen gemacht.
Es erforderte vor zwei Wochen sehr viel Überwindung, Erikas Bitte zu folgen, und meine erste Konfrontation mit Fabian kostete mich viel Kraft. Ich möchte nicht darüber nachdenken, was passiert wäre, wenn ich stattdessen Konstantin in die Arme gelaufen wäre. Es ist faszinierend, wie unterschiedlich die beiden Vampire doch sind. Allerdings geht von keinem der beiden eine Gefahr für mich aus. Konstantin war zwar in meinem Kopf, aber er hat mich nicht besessen, nicht kontrolliert. Ich bin unendlich dankbar für die Unterstützung von Erika und Fabian. Ohne sie hätte die ganze Sache fürchterlich schief gehen können. Erikas Beistand half mir mehr als alles andere, die Panik zu unterdrücken, die mich ergriffen hatte, als ich den Vollstrecker berühren musste.
Und Konstantin …
Ich kann ihn nicht wirklich einschätzen. Als er meine Hand berührte, erfüllte mich eine seltsame Ruhe. Mein Trauma sitzt immer dicht unter der Oberfläche und allein die Nähe eines Vampirs bringt es gewaltsam zum Vorschein. Zu oft habe ich diese Erinnerungen durchlebt, aber dieses Mal war es nicht ganz so schlimm. Ich konnte ihn und Erika spüren und wusste, dass ich nicht allein war. Konstantin zeigte mir gegenüber überraschenderweise Gnade, als er mir durch den Schlaf eine kurze Ruhepause ermöglichte. Ohne diese wäre wahrscheinlich das Gleiche passiert wie nach dem Ritual, als ich Fabian aus Versehen gegen die Wand schmetterte. Nach meiner Befragung war Konstantin plötzlich viel netter zu mir. So wie Fabian mit ihm umgeht, scheint er mehr als nur der berüchtigte Vollstrecker zu sein. Die beiden Vampire haben sich angefreundet und vereinzelt konnte ich sogar den Ansatz eines Lächelns bei ihm entdecken. Konstantin hat Gefühle, er versteckt sie nur gut. Bei der Erinnerung an sein Lob werden meine Wangen wieder rot. Dieser Mann verwirrt mich und ich weiß nicht, ob ich seine Anerkennung wirklich verdient habe. Als er mich vor zwei Nächten nach Hause brachte, war er die Höflichkeit in Person. Nachdem ich mich mit dem Gedanken angefreundet hatte, war er eigentlich keine unangenehme Begleitung. Viel gesprochen hatten wir nicht, aber das störte mich nicht. Ich weiß es zu schätzen, dass Leute nur reden, wenn sie etwas zu sagen haben. Sinnfreien Small Talk darf ich jeden Tag in meinem Laden führen.
Apropos. Ich muss mich langsam fertig machen. Das Geschäft führt sich nicht von alleine und ein bisschen Ablenkung würde mir gerade guttun. Sobald die Sonne untergegangen ist, werden wir den nächsten Schritt in unserem Plan ausführen. Die Ratten werden zu Hunden und wir schießen die Beweisfotos. Ich kann nicht sagen, dass ich mich darauf freue. Die Ratten sind ziemliche Mistviecher und als Hunde können sie wesentlich mehr Schaden anrichten. Aber ich vertraue darauf, dass Konstantin und Fabian einen guten Plan haben. Tauschen möchte ich mit ihnen jedenfalls nicht. Nachdem sie sich gestern um die Erinnerungen der selbsternannten Werwolfjäger gekümmert hatten, sahen sie ziemlich fertig aus. Erika überraschte mich mit ihrer Idee, aber das ist ja nichts Neues. Ich habe zwar ein paar kleine Gewissensbisse, es war mir jedoch allemal lieber, ihnen ein paar Blutkonserven zu besorgen, als dass sie sich an Menschen nähren. Seit meiner Erfahrung mit Alex kommt der Gedanke einem Albtraum gleich.
Allerdings scheint das nicht für Erika zu gelten. Kopfschüttelnd erinnere ich mich an ihre Beichte, dass sie sich von Fabian beißen lassen wollte.
Ich verlasse meinen Fensterplatz und stelle die leere Tasse in die Spüle. Es fällt mir schwer, nachzuvollziehen, dass jemand gebissen werden möchte. Zwar kann ich mich an die Lust erinnern, die der Biss auslösen kann, aber ich habe das nie gewollt. Ich war geschockt, als wir vor zwei Nächten hereinplatzten, während Fabian an ihrem Hals zu saugen schien. Erika war peinlich berührt, aber offensichtlich gefiel es ihr. Wahrscheinlich ist es eine interessante Erfahrung, wenn es in gegenseitigem Einverständnis geschieht …
Schnell vertreibe ich diesen Gedanken. Ich möchte nicht gebissen werden. Nie wieder. Mein ganzer Körper ist von den Spuren des Bluthungers gezeichnet. Frustriert ziehe ich mir eine langärmlige Bluse über und binde ein dünnes Tuch um meinen Hals. Es ist schwierig, die Narben zu verdecken, doch ich kann mich unmöglich mit ihnen in der Öffentlichkeit zeigen.
Es gibt eine Möglichkeit, die Narben zu heilen, erinnert mich eine kleine Stimme ungebeten. Ich habe Fabians Angebot nicht vergessen. Doch ich weiß nicht, ob ich mich jemals dazu überwinden könnte. Außerdem hat er Recht, er wäre der Falsche für diese Aufgabe. Es ist zu intim. Außer ihm kenne ich keinen anderen Vampir und ich werde mich garantiert nicht freiwillig auf die Suche nach einem geeigneten Kandidaten begeben.
Du kennst Konstantin, murmelt die Stimme wieder. Er ist der Vollstrecker. Es ist seine Aufgabe, die Sache geradezubiegen.
Ich bin versucht, meinen Kopf gegen die nächstbeste Wand zu schlagen. Der Blutverlust und das Trauma haben anscheinend meinem Verstand geschadet. Anders kann ich mir das Teufelchen auf meiner Schulter nicht erklären, welches mich zu einer solch absurden Idee überreden will.
Komm schon, du hilfst ihnen die ganze Zeit. Irgendwas sollte dabei doch auch für dich herausspringen. Ohne die Narben könntest du endlich wieder anfangen zu leben.
„Verdammt nochmal!“ Ich raufe mir die Haare. Anscheinend werde ich langsam verrückt. „Ich kann mir Besseres vorstellen, als mich noch einmal einem Vampir zu unterwerfen!“
Lügnerin! Du bist neugierig, wie es sich anfühlt. Du willst wissen, was Erika erröten lässt, wenn sie darüber redet und warum sie sich nach Fabians Biss sehnt. Es muss keine Unterwerfung sein …
Ich flüchte aus meiner Wohnung und vor meinen Gedanken. Im Laden gibt es mehr als genug zu tun und ich stürze mich in die Arbeit. Mein kleines Geschäft ‚Kristallzauber‘ ist mein ganzer Stolz. Dort verkaufe ich nicht nur diverse Edelsteine, sondern auch eine Auswahl an Kräutermischungen und Tees. Alles, was man braucht, um sich etwas Entspannung zu gönnen. Die Steine haben sowohl dekorative als auch praktische Funktionen. Von Schmuck über Lampen oder Schalen ist alles dabei. Ich verwende sie auch für meine Rituale, aber ohne die nötige Magie sind es einfach nur Steine. Erst durch mich werden sie zu sinnvollen Hilfsmitteln und Talismanen. Kräuter haben ihre eigene Heilwirkung. Das weiß jeder Laie, wenn er sich einen Kamillentee aufbrüht. Mit ein wenig Magie kann auch dieser Effekt verstärkt werden. Doch im Geschäft verwende ich sie so wenig wie möglich. Meine Kräfte sind alt und sollten immer mit Bedacht und nie zum Eigennutz eingesetzt werden. Ich bin eine weiße Hexe. Das heißt, ich habe geschworen, zu heilen und zu helfen. Wie bei allen Dingen des Lebens gibt es natürlich auch jene, die ihre Macht missbrauchen. Doch soweit ich weiß, gibt es bei uns keine Kontrollinstanz. Es gibt nur noch wenige praktizierende Hexen. Die Magie ist selten geworden in einer Welt, die so technisiert ist und in der die Natur so wenig Wert besitzt. Meine Kraft kommt von den Elementen, aus der Umwelt. Ich schätze jedes Lebewesen und versuche, so bewusst wie möglich zu leben.
„Wow. Was ist denn in dich gefahren?“
Ich schrecke aus meinen Gedanken auf und sehe meine Angestellte und mittlerweile gute Freundin Conny an.
„Hallo. Ich hatte Lust, die Auslage neu zu gestalten“, meine ich schulterzuckend.
Conny betrachtet erst das Schaufenster und dann mich. „Das kann ich sehen. Geht es dir gut? Du bist ein bisschen blass um die Nase.“
„Ja, alles in Ordnung. Ich habe nur schlecht geschlafen.“ Das ist zumindest ein Teil der Wahrheit.
„Wieder diese Albträume?“ Conny weiß von meinen Narben, aber sie ist ein Mensch und kennt den Grund dafür nicht. Sie arbeitet schon eine Weile bei mir. Als ich im Krankenhaus lag, hat sie den Laden für mich geschmissen, wofür ich ihr sehr dankbar bin. Die offizielle Begründung für meine Abwesenheit war, dass ich einen Unfall in der Küche hatte - Verbrennungen dritten Grades. Das Gute an den Menschen ist, dass sie nur sehen, was sie sehen wollen. Natürlich ist das oftmals auch hinderlich, aber in dieser Hinsicht schützt es mich. Ich gelte als Esoterikerin und habe einen kleinen Kundenstamm, den ich mit meinen Heilkräften unterstütze. Einfache Erklärungen für offensichtliche Widersprüche sind immer das beste Mittel gegen misstrauische Blicke. Es ist sicherer für mich, als leicht durchgeknallte Wunderheilerin zu gelten, statt meine wahre Natur zu zeigen. In der Neustadt falle ich also nicht weiter auf. Das dürfte auch der Gedanke von Erika und anderen fantastischen Wesen sein.
„Ja, aber es wird besser. Ich habe jemanden gefunden, der mir dabei helfen kann“, meine ich zu meiner Angestellten.
„Na gut. Ich hoffe, du bist sie bald los. Vor dem Unfall warst du fröhlicher. Ich wünsche dir diese Unbeschwertheit zurück.“
„Danke.“ Ich umarme sie kurz und gemeinsam machen wir uns an die weitere Gestaltung des Schaufensters.
Der Tag vergeht gemächlich und immer wieder betreten Kunden den Laden. Es ist weder zu leer noch zu hektisch und so komme ich trotz Schlafmangels gut zurecht. Ich berate eine Stammkundin bei der Auswahl eines neuen Kräutertees. Ein nicht mehr ganz so junges Paar verlässt meinen Laden mit einer wunderschönen Amethyst-Kette im Gepäck. Wenn gerade nichts los ist, plaudere ich mit Conny oder erledige den Papierkram. Ich werde von meinem Laden nicht reich, aber er ist auch kein Verlustgeschäft. Meine Fähigkeiten als Heilerin sowie andere magische Dienstleistungen tragen ihren Teil dazu bei. Ich habe eine kaufmännische Ausbildung gemacht und einen guten Sinn fürs Geschäft. Einige Jahre arbeitete ich in einem Geschenkeladen. Nach dem Tod meiner Eltern verwirklichte ich dann meinen Traum vom eigenen Geschäft. Ich verstehe einiges von Kräutern und Steinen. Daher lag es nahe, dass ich so etwas verkaufe. Natürlich ist der Bedarf dafür nicht so hoch wie für Lebensmittel, aber die Leute kaufen gern schöne Sachen. Ich habe eine Auswahl an handgearbeiteten Schmuckstücken, Halbedelsteine in so ziemlich jeder Variante und Größe und natürlich solche Dinge wie Teelichthalter, Schalen, Figuren und so weiter. Die Kräuter haben eher heilende Aspekte. Verschiedene Mischungen helfen bei den üblichen Krankheiten oder fördern einfach Wohlbefinden und Entspannung. Meine Tränke und Zauber verkaufe ich quasi unter der Hand. Nur Eingeweihte wissen davon, doch ich kann mich nicht über einen Mangel an Kundschaft beklagen.
Nachdenklich betrachte ich mein Sortiment. Es schadet nicht, von Zeit zu Zeit neue Produktgruppen auszuprobieren.
„Conny, sag mal, wie fändest du es, wenn wir demnächst noch Duftkerzen oder Badezusätze ins Sortiment aufnähmen?“, frage ich kurz vor Ladenschluss.
„Mhm.“ Einen Moment lang überlegt sie und nickt schließlich. „Theoretisch könnte man eine kleine Ecke dafür einrichten. Es gibt ja diverse Kräuterbäder oder Salze, die ganz gut reinpassen würden. Bei den Kerzen bin ich mir unsicher. Viele davon riechen einfach nur grauenhaft chemisch.“
Über die letzte Bemerkung muss ich lachen, denn Conny zieht die Nase kraus und schneidet eine Grimasse. „In Ordnung. Ich werde keine stinkenden Kerzen ordern. Die Bäder könnte ich theoretisch selbst herstellen. Dann wissen wir auch, was wir den Leuten verkaufen.“
„Du hast ein gutes Händchen mit Kräutern“, meint sie. „Dein Erkältungstee bewirkt wahre Wunder und er schmeckt bei weitem nicht so grauenhaft wie andere Tees, die man sonst bekommt.“
„Tja, Medizin muss nicht immer bitter schmecken. Ich versuche, die Kräuter so zu mischen, dass sie heilsam und lecker zugleich sind. Alles andere macht ja auch keinen Sinn.“
„Wenn das mal mehr Leute so sehen würden … Ich habe echt schon ekelhaftes Zeug probiert.“
„Jetzt hast du ja mich“, witzele ich.
Sie lächelt. „Das stimmt und du hast mich, damit du dich nicht überarbeitest.“ Dann wirft sie mir einen verschwörerischen Blick zu. „Wie sieht es denn eigentlich an der Liebesfront aus? Du bist jung und hübsch. Da wird doch ein interessanter Mann zu finden sein.“
Conny ist vierunddreißig, Mutter von zwei kleinen Kindern und glücklich verheiratet. Ich weiß, dass sie es nur gut meint, aber ich bezweifle, dass ich in naher Zukunft eine Beziehung eingehen könnte. Die Narben sind zu frisch, alle.
„Ich weiß nicht“, antworte ich deshalb. „Bis jetzt war niemand dabei, den ich wirklich gut fand. Mit meinen Narben bin ich sowieso nicht der Traum eines jeden Mannes.“
„Ach Valeria! Mach dir doch deswegen keinen Kopf. Du bist schön, ob mit oder ohne Narben. Wenn dich jemand liebt, dann sollten sie ihm egal sein. Außerdem nützt einem eine hübsche Hülle nichts, wenn das Innere hässlich ist. Du bist eine tolle Frau und ich habe dich sehr gern.“
Ich lächle sie an, auch wenn es Kraft kostet. Conny hat keine Ahnung, wie richtig sie mit ihrer Aussage liegt.
„Danke, aber ich werde noch eine Weile brauchen, um mich damit abzufinden. Derzeit bin ich einfach nicht bereit für eine Beziehung.“
Sie drückt meine Hand. „Das wird schon. Lass dir einfach Zeit. Ich kann dir aber aus Erfahrung sagen, dass man den richtigen Mann immer dann findet, wenn man ihn nicht gebrauchen kann.“
„Wann kann man Männer denn schon gebrauchen?“, antworte ich scherzhaft.
Conny bekommt einen verträumten Gesichtsausdruck. „Oh, da fallen mir ein paar Sachen ein. Unabhängig davon ist es schön, wenn man jemanden hat, an den man sich anlehnen kann und der für einen da ist. Es gibt einige Dinge, die nur zu zweit Spaß machen.“
Ich brauche nicht überlegen, um zu wissen, was sie meint. Allerdings ist Sex nichts, woran ich in nächster Zeit denken möchte. Falls ich jemals wieder welchen haben werde - was ich hoffe, denn ich mag ihn eigentlich - dann wird das wohl erst in einigen Jahren sein. Wut steigt in mir auf. Ich hasse Alex für alles, was er mir angetan hat. Ich kann und will nicht zulassen, dass er mein Leben auch weiterhin zerstört und beeinflusst.
„Hab ich etwas Falsches gesagt?“, erkundigt sich Conny.
Ich schrecke aus meinen Gedanken. „Was?“
Sie schüttelt den Kopf. „Ich habe gefragt, ob ich etwas Falsches gesagt habe. Du hattest gerade einen Blick drauf, der töten könnte. Ist alles gut bei dir?“
Innerlich seufze ich. Wenn ich so weitermache, dann muss ich Erklärungen liefern, die zu viel verraten würden. Das kann und will ich nicht.
„Nein, alles in Ordnung. Ich bin nur ziemlich erledigt“, sage ich deshalb nur.
Conny mustert mich einen Augenblick und gibt sich schließlich mit dieser Erklärung zufrieden. „Na gut. Wie du meinst. Du kannst mir aber auch gern sagen, wenn dich etwas bedrückt.“
Ich schenke ihr ein kleines Lächeln. „Danke, das ist lieb gemeint, aber es gibt Dinge, mit denen ich alleine klarkommen muss.“
Ein neuer Kunde betritt das Geschäft und so kann ich mich geschickt aus der Affäre ziehen. Die Ablenkung habe ich auch dringend nötig. Das Gespräch mit Conny hat so viel aufgewühlt. Für den Rest des Tages vermeide ich derartige Themen und konzentriere mich ganz auf meine Arbeit. Kurz vor Ladenschluss betritt jemand den Laden, mit dem ich nie gerechnet hätte.
„Erika!“
Die junge Werwölfin lächelt mich an. „Hallo Valeria, ich wollte sehen, was du machst, wenn du uns mal nicht helfen musst.“
Sie kommt zu mir und umarmt mich. Es fühlt sich ungewohnt, aber auch sehr gut an.
„Ich helfe doch gern. Ihr habt die Nacht gut überstanden?“, frage ich zurück.
„Ja, das könnte man so sagen“, meint Erika nur. Dann entdeckt sie Conny und begrüßt auch diese.
„Hallo.“
Conny sieht erstaunt von der jungen Wölfin zu mir. Da sie schon seit einiger Zeit für mich arbeitet, weiß sie, dass ich nicht so schnell engen Kontakt zu anderen Leuten suche.
„Hallo.“
Ich gebe eine kurze Erklärung ab. „Erika, das ist meine wunderbare Freundin Conny. Sie arbeitet für mich und war mehr als einmal mein rettender Engel. Conny, das ist Erika, eine gute Freundin von mir.“
„Schön, Sie kennenzulernen“, meint Erika. „Valeria ist eine Seele von Mensch und ich finde es toll, wenn ihr jemand zur Seite steht.“
„Danke. Sie macht es einem nicht immer leicht.“ Conny wirft mir einen strengen Blick zu. „Valeria denkt immer, dass sie alles alleine durchstehen muss.“
Ich erröte ein wenig. Mir ist bewusst, dass sie Recht hat, aber ich kann in dieser Hinsicht nun mal nicht über meinen Schatten springen.
Erika lacht. „Das kann ich mir gut vorstellen. Ich bin manchmal aber auch nicht besser.“
Schnell wechsle ich das Thema. „Wie kommt es, dass du jetzt schon unterwegs bist? Ich hatte erst heute Abend mit einem Anruf gerechnet.“
„Oh, wahrscheinlich war es auch so geplant, aber uns ist etwas dazwischen gekommen“, sagt Erika vieldeutig.
Oho, das klingt ja interessant, denke ich. „Wie wäre es, wenn ich dir den Laden zeige? Wir schließen sowieso gleich.“
Erika versteht meinen Wink. Im Beisein von Conny können wir einfach nicht offen reden. „Klar, gern. Wenn du magst, können wir ja hinterher noch einen Kaffee trinken. Es dauert noch eine Weile, bis Fabian nach Hause kommt.“
Bis er sich frei draußen bewegen kann. „Gern“, stimme ich zu und mache eine Mini-Führung durch mein kleines Reich.
„Du hast wirklich schöne Stücke“, sagt Erika, als wir vor der Schmuckvitrine stehen.
Ich lächle. „Ja, ich habe eine Designerin gefunden, die genau weiß, wie sie die Steine perfekt arrangieren kann. Es sind alles Einzelstücke.“
Erika betrachtet einen fein geschliffenen Anhänger aus Rosenquarz. Er hat die Form eines kleinen Wolfes. „Der ist ja hübsch!“
„Magst du Wölfe?“, frage ich grinsend.
„Manche mehr, manche weniger“, gibt sie ebenfalls lächelnd zurück. „Du weißt doch, dass ich eher auf reifere Männer stehe.“
Ich denke, ein Vampir von zweihundert Jahren passt ganz gut auf diese Beschreibung.
„Solange man ihnen das Alter nicht ansieht …“ Ich zwinkere ihr zu. „Möchtest du den Anhänger kaufen?“
„Mhm, meine Mutter hat bald Geburtstag“, überlegt sie laut. „Er würde ihr bestimmt gefallen.“
Sofort ist mein Geschäftssinn geweckt. „Er ist aus hochwertigem Rosenquarz gefertigt, der keine Einschlüsse oder Verunreinigungen aufweist. Die Fassung ist aus Sterlingsilber. Möchtest du noch eine passende Kette dazu?“
Die junge Wölfin lacht. „Ich sehe schon, du bist eine begnadete Verkäuferin.“ Dann überlegt sie einen Moment. „Den Anhänger nehme ich, aber Ketten hat meine Mutter genug.“
Ich schließe die Vitrine auf und gebe Erika den Anhänger. „Hier, du kannst ihn dir gern genauer ansehen, bevor du dich entscheidest.“
„Wow. Der ist echt sehr detailreich gearbeitet“, meint sie begeistert. „Der ist gekauft.“
„Eine ausgezeichnete Wahl, meine Liebe. Soll ich ihn dir gleich als Geschenk einpacken?“
Erika nickt. „Ja, bitte. Ich bin jetzt nicht die große Geschenkeverpackerin. Wahrscheinlich habe ich einfach zu wenig Geduld dafür.“
„Da bist du nicht die Einzige.“ Ich lege den Anhänger in eine kleine Schmuckdose und mit einigen geübten Handgriffen entsteht ein kleines Geschenk.
„Du kannst das echt gut und verdammt schnell“, staunt Erika.
Ich zucke mit den Schultern. „Jahrelange Übung, außerdem mag ich das Einpacken. Ich finde es schön, anderen eine Freude zu bereiten.“
Sie schüttelt den Kopf. „Gibt es eigentlich auch etwas, was du nicht kannst?“
„Vieles“, gebe ich lachend zurück. „Deswegen versuche ich, besonders gut in den Dingen zu sein, die ich kann und mag.“
„Mhm, ich glaube, du unterschätzt deine Leistungen“, sagt Erika. Sie bezahlt den Anhänger und wartet, bis Conny und ich den Laden geschlossen haben. Wir verabschieden uns von meiner Angestellten und stehen einen Moment lang vor dem Geschäft.
„Hast du jetzt Feierabend?“
„Ja, zum Glück“, meine ich.
Erika sieht mich fragend an. „Harte Nacht gehabt? Davon mal abgesehen, dass sie kurz und ereignisreich war.“
Zögerlich nicke ich. „Ja, ich hatte wieder meinen Albtraum und damit ist der ganze Tag im Eimer.“
Sie umarmt mich. „Das tut mir leid. Ich habe schon ein schlechtes Gewissen, weil wir dich so stark belasten. Wenn du magst, kann ich den Männern sagen, dass du eine Pause brauchst?“
Ich atme tief durch und straffe die Schultern. „Nein, lass mal. Ich will es auch endlich hinter mir haben. Wenn die Ratten aus meinem Keller verschwinden, bin ich mehr als froh.“
„Das kann ich gut verstehen. Willst du mir von deinem Traum erzählen?“
Warum eigentlich nicht?, denke ich. Fabian und Konstantin wissen, was passiert ist. Vielleicht hilft es mir, wenn ich endlich mit jemandem darüber reden kann.
„Na gut, wenn du es wirklich willst.“
Erika sieht mich mit erhobener Augenbraue an. „Ich frage nicht aus Spaß. Außerdem wird Fabian es mir nicht erzählen. Er sagt, es ist deine Sache, wem du davon berichtest.“
Mein Respekt vor dem Vampir wächst. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass er meine dunkelsten Geheimnisse hütet.
„In Ordnung. Unter normalen Umständen würde ich dich ins émoi oder so einladen, aber die Geschichte ist nicht für andere Ohren bestimmt.“
„Eigentlich wollte ich dich einladen“, meint Erika. „Na gut, dann machen wir das ein andermal. Wollen wir zu mir gehen?“
„Wenn das für dich okay ist, würde ich lieber erstmal nach Hause. Du kannst Fabian Bescheid geben, wo du bist.“ Während ich dies sage, fällt mir etwas auf: „Woher wusstest du eigentlich, wo mein Laden ist?“
Die Werwölfin wird rot. „Fabian kann so ziemlich alles herausfinden, was er möchte. Allerdings weiß er es von Konstantin.“
Kurzzeitig bin ich überrascht, aber dann fällt mir ein, dass sie auch den Komplizen von Ralf ausfindig gemacht haben. „Okay … Daran muss ich mich wirklich gewöhnen. Gibt es einen Grund dafür?“
„Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Vielleicht wollten sie sich absichern, falls dir irgendetwas passiert. Konstantin wirkt auf mich wie jemand, der immer gut vorbereitet sein will. Im Gegensatz zu uns kennt er dich nicht. Bei seinem Job wundert es mich nicht, dass er alle verfügbaren Informationen sammelt.“
„Möglich. Warum bist du heute vorbeigekommen? Das mit dem Geschenk war ein glücklicher Zufall“, frage ich. Wir laufen gemütlich durch die belebten Straßen zu meiner Wohnung. Ich muss noch verarbeiten, dass der Vollstrecker mehr weiß, als mir lieb ist.
„Ich wollte sehen, wie es dir geht. Meine Eltern haben uns vor ein paar Stunden aus dem Bett geklingelt und ich konnte danach nicht mehr einschlafen.“
Meine Augen werden groß. „Oh, das war bestimmt ein ziemlicher Schock.“
„Das kannst du laut sagen. Aber glücklicherweise leben alle noch.“ Erika seufzt. „Manchmal wäre es wirklich einfacher, ein Mensch zu sein. Es ist peinlich, wenn die Eltern nur einmal tief Luft holen müssen, um zu wissen, wie intensiv meine Beziehung ist.“
Ich kann mir ein kleines Lachen nicht verkneifen. „Oh ja! Darum beneide ich dich wirklich nicht. Wie ist es gelaufen?“
„Eigentlich ganz gut. Mein Vater ist noch ein bisschen vergnatzt, aber Fabian hat meine Mutter schon um den Finger gewickelt.“ Erika grinst. „Er hat das Treffen würdevoll gemeistert. Wenn wir meinen Eltern irgendwann von der Schwangerschaft erzählen, werden sie Ruhe geben.“
Mich stimmt die Aussage ein bisschen wehmütig. Klar, von den Eltern überrascht zu werden, wenn man mit dem neuen Partner im Bett liegt, ist alles andere als schön. Aber immerhin hat Erika noch Eltern.
„Was ist?“, fragt sie, als sie meine trübe Stimmung bemerkt.
„Nichts. Ich vermisse meine Eltern nur. Deine Geschichte hat mich an sie erinnert.“
„Das tut mir leid“, sagt Erika und berührt meinen Arm. „Wie sind sie denn gestorben?“
„Autounfall, vor vier Jahren“, antworte ich knapp. „Es war der totale Schock für mich. Irgendein betrunkener Idiot musste unbedingt Auto fahren und hat die Kontrolle über seinen Wagen verloren. Leider hat er dabei das Fahrzeug meiner Eltern gerammt. Sie waren sofort tot.“
Mir fällt es noch immer schwer, darüber zu reden. Warum nur müssen immer die guten Menschen sterben?
„Das ist ja schrecklich! Hat man den Verursacher geschnappt?“
„Sowas in der Art. Die Feuerwehr hat ihn aus dem Auto geschnitten. Er ist jedoch ein paar Tage später im Krankenhaus gestorben.“
Erika seufzt. „Das ist bitter. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Es gibt einfach keine passenden Worte, um das Leid zu lindern, was durch den Verlust von geliebten Menschen ausgelöst wird.“
„Leider. Sie waren mir immer eine große Hilfe. Oft merkt man zu spät, wie wertvoll die Zeit mit seinen Lieben ist.“
Mittlerweile sind wir vor meinem Wohnhaus angekommen. Ich schließe die Haustür auf und wir steigen die Treppen zum zweiten Stock hinauf.
„Du hast eine schöne Wohnung“, meint Erika, als wir am Ziel angekommen sind und ich mit ihr eine kurze Führung gemacht habe. Wir gehen zurück in meine Küche und machen es uns dort gemütlich.
„Danke. Möchtest du einen Tee oder Kaffee haben?“
„Einen Kaffee bitte, wenn es dir keine Umstände bereitet. Sonst trinke ich auch einen Tee mit“, antwortet Erika.
Ich winke ab. „Ach, das geht schon. Ich habe hier so eine tolle Maschine. Da muss ich nur Wasser und Kaffeepulver einfüllen und schon ist alles erledigt.“ Ich bestücke die Maschine und werfe meinen Wasserkocher an. Dann suche ich mir einen Tee aus.
Erika staunt. „Du hast einen beeindruckenden Teevorrat.“
„Tja, ich trinke viel Tee. Außerdem brauche ich dauernd irgendwelche Kräuter und da mische ich mir immer gleich ein paar Tees zusammen.“
Ich drehe mich zu ihr um. Die hübsche Wölfin lehnt nur mit einem luftigen Top und einer Leggins bekleidet an meinem Küchentisch. Oh, wie gern ich es ihr gleichtun würde … Mit meiner langärmligen Bluse und dem langen Rock bin ich das komplette Gegenteil und komme fast um vor Hitze.
„Du kannst dir gern etwas anderes anziehen, Valeria. Ich weiß wirklich nicht, wie du es in den langen Sachen aushältst“, meint Erika, als sie meinen Blick bemerkt.
Meine Wangen färben sich rot. „Ich weiß nicht.“
„Du brauchst dich vor mir nicht zu verstecken. Schließlich ist das hier dein Zuhause und da kannst du herumlaufen, wie du magst.“
Erika hat recht, aber: „Ich habe mich seit dem Vorfall noch niemandem mit meinen Narben gezeigt …“
Sie kommt zu mir und umarmt mich. Ich lasse es geschehen und spüre, wie meine Anspannung nachlässt. Erikas Nähe hat eine sonderbare Wirkung auf mich.
„Ich werde dich zu nichts drängen, Valeria. Wenn du dich unwohl fühlst, dann bleib so, wie du bist. Aber du musst dich nicht vor mir schämen. Einen Teil der Narben habe ich schon gesehen.“
Ich seufze. „Es ist nicht so einfach. Zwar versuche ich, mir immer wieder zu sagen, dass ich mich nicht ewig verstecken kann, aber ich erschrecke teils selbst noch.“
„Es tut mir so leid. Aber du darfst sie nicht gewinnen lassen!“ Sie tritt einen Schritt zurück und sieht mich ernst an. „Du bist immer noch wunderschön, Valeria. Daran können die Narben auch nichts ändern. Wahre Schönheit kommt von innen, so blöd der Spruch auch ist. Wer nicht über deine Verletzungen hinwegsehen kann, der ist in meinen Augen ein verdammter Idiot!“
Gerührt lächle ich sie an. „Danke. Du bist lieb.“
Erika stemmt die Hände in die Hüften. „Mit ‚lieb‘ hat das nichts zu tun. Das ist die Wahrheit.“ Sie überlegt einen Moment. „Es muss doch einen Weg geben, damit du dich nicht so verhüllen musst und trotzdem nicht allen deine Narben präsentierst …“
Ratlos zucke ich mit den Schultern. „Ich bin für Vorschläge offen. Bisher ist mir nichts Besseres eingefallen.“
„Mhm, ich überlege mir etwas. Wenn du dich umziehen möchtest, dann lass dich von mir nicht aufhalten.“
„Na gut. Ich bin gleich wieder da.“
Schnellen Schrittes gehe ich in mein Schlafzimmer. Automatisch schalte ich das Licht an, obwohl es noch hell ist, und schaue mich aufmerksam um. Seit dem Vorfall mit Alex bin ich übervorsichtig. Doch alles sieht aus wie immer. Mein Doppelbett ist ordentlich gemacht, Schrank und Kommode sind verschlossen und mein kleiner Nachttisch steht auch an seinem Platz. Ich mag das helle Holz meiner Möbel. Sie lassen den kleinen Raum nicht so voll wirken. Langsam drehe ich mich zu meinem Kleiderschrank um. Früher habe ich gern in den bodenlangen Spiegel geschaut und verschiedene Outfits ausprobiert …
Zögerlich streife ich meine Bluse ab und lege sie auf den Stuhl neben dem Bett. Der lange Rock folgt. Ich bin froh, die vielen Stofflagen los zu sein, aber nun stehe ich vor einem viel größeren Problem. Was soll ich jetzt anziehen?
Ich öffne meinen Schrank und starre blicklos auf die Kleiderstapel vor mir. Es ist nicht so, dass ich nichts anzuziehen hätte, aber ich schwanke zwischen dem Wunsch, den Temperaturen entsprechend wenig anzuhaben oder meine verunzierte Haut zu verstecken. Keine Ahnung, wie lange ich schon dort stehe, als es plötzlich an der Tür klopft. Ich zucke zusammen.
„Valeria, ist alles okay bei dir?“, fragt Erika von draußen.
„Ja, ich kann mich nur nicht entscheiden“, rufe ich zurück.
Schweigen. Dann unsicher: „Brauchst du Hilfe?“
„Schon, aber …“ Ich sehe an mir herunter. Mein Körper besitzt nicht gerade die Maße eines Models. Nett formuliert könnte man sagen, ich sei kurvig. Zwar bin ich keineswegs fett, aber so richtig schlank eben auch nicht. Ohne die Narben hatte ich mich damit abgefunden und das Beste draus gemacht. Nun aber …
Der Anblick ist schrecklich. Ganz einfach. Entlang der größeren Blutgefäße gibt es eigentlich keine Stelle, die nicht von den hässlichen Bissspuren gezeichnet ist. Vor allem die Innenseiten von Armen und Oberschenkeln hat es erwischt. Dort hört es aber nicht auf. Meine drei Foltermeister haben einfach in jede verfügbare Stelle gebissen.
„Valeria?“
Ich kratze meinen ganzen Mut zusammen und gehe langsam zur Tür. „Nicht erschrecken“, warne ich Erika und öffne die Tür.
„Ach du heilige Scheiße …“, stößt Erika aus und hält sich eine Hand vor den Mund. Schnell verändert sich jedoch ihr Gesichtsausdruck. Ich bemerke, dass ihre Augenfarbe flackert. Als sie mir ins Gesicht sieht, sind ihre Augen golden statt braun.
„Dafür werden sie bezahlen. Das schwöre ich dir“, sagt sie in einem Tonfall, der keine Zweifel an der Ernsthaftigkeit ihrer Drohung lässt. Entschlossen geht sie auf meinen Kleiderschrank zu.
„Hast du eine dünne Leggins?“, fragt sie mich.
„Ja, ich glaube schon.“ Verunsichert gehe ich zu meiner Kommode und suche danach. „Hier.“ Ich zeige sie der jungen Wölfin.
Erika nickt. „Gut. Dazu würde ein kurzer Rock passen und vielleicht ein lockeres T-Shirt oder ein Top.“
Sie fragt mich noch dies und das und zusammen suchen wir nach geeigneten Kleidungsstücken. Nach etwa einer halben Stunde sind wir fertig. Verblüfft betrachte ich mein Spiegelbild. Die dünne, schwarze Leggins verdeckt meine Beine bis zu den Knöcheln. Darüber trage ich einen leichten grünen Rock, der oberhalb der Knie endet. Farblich passend habe ich ein Baumwollshirt an. Nur der Hals und meine Unterarme sind noch frei. Zu Hause ist das nicht schlimm, aber für draußen muss ich mir etwas einfallen lassen.
„Wie findest du es?“, erkundigt sich Erika vorsichtig.
„Erstaunlich gut“, gebe ich zu.
Erika lächelt. „Schön. Wenn du rausgehst, solltest du dir wahrscheinlich ein leichtes Tuch umbinden. Für die Arme könntest du Stulpen verwenden oder einfach eine leichte Bluse oder Strickjacke überziehen. Was dir lieber ist.“
Ich drehe mich zu ihr um und umarme sie so fest, wie ich kann. „Danke!“
Sie erwidert die Umarmung und lächelt dann. „Keine Ursache. Es gibt noch ein paar andere Outfits. Wenn du dir eine blickdichte, hautfarbene Strumpfhose besorgst, wäre das Tragen von Röcken oder Kleidern ebenfalls möglich. Natürlich kannst du weiterhin lange Sachen tragen. Es ist nur, damit du etwas Abwechslung hast. Du musst dich wirklich nicht verstecken.“
„In Ordnung. Diese Dinge kann ich mir ja noch kaufen.“
„Wollen wir jetzt unseren Tee trinken?“, fragt Erika. Mittlerweile haben ihre Augen wieder ihre normale Farbe.
„Ja, gern. Verzeih, dass ich so lange gebraucht habe.“
„Hör bloß auf, dich zu entschuldigen!“ Wieder taucht das Flackern in ihren Augen auf.
Erstaunt sehe ich sie an. „Na gut. Ich halte ja schon den Mund. Ist es normal, dass sich deine Augenfarbe ändert?“
Erika seufzt. „Ja und nein. Meine Beherrschung hängt gerade am seidenen Faden. Was sie dir angetan haben …“ Sie gerät ins Stocken. „Ich würde diese Mistkerle liebend gern in der Luft zerreißen und hoffe, dass Konstantin sie möglichst lange leiden lässt, bevor er ihnen den Garaus macht.“ Mehrmals atmet sie tief ein und aus. „Meine Unbeherrschtheit hat mir den Ärger mir Ralf eingebracht. Das Flackern meiner Augenfarbe bedeutet, dass meine Wölfin sich in den Vordergrund drängt.“
Okay, denke ich. Mir wird bewusst, wie wenig ich eigentlich weiß und meine Neugier ist geweckt. „Wie muss ich mir das vorstellen?“
„Das mit der Wölfin?“ Erika zuckt mit den Schultern. „Schwer zu erklären. Man könnte sagen, es gibt zwei verschiedene Teile meiner Persönlichkeit. Meine menschliche Seite und die wölfische. Zusammen ergeben sie Erika. Als Mensch bin ich wesentlich bedachter, moralischer und komme gut mit den technischen Errungenschaften klar. Bei Neumond ist diese Seite am stärksten und es fällt mir leicht, mich zu tarnen. Meine Wölfin ist sehr leidenschaftlich. Sie will sich austoben, im Wald herumrennen und jagen. Sie tut nichts, was sie nicht will.“