Nicht auf unsere Kosten! - Peter Hahne - E-Book

Nicht auf unsere Kosten! E-Book

Peter Hahne

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Beschreibung

Wichtig vor allem in Corona-Zeiten: Peter Hahne schreibt Klartext - und entlarvt die Dummschwätzer und Blender unserer Zeit. In seinen Bestsellern SCHLUSS MIT EUREN EWIGEN MOGELPACKUNGEN und SEID IHR NOCH GANZ BEI TROST bringt er die dreisten Lügen aus Wirtschaft und Gesellschaft auf den Punkt und bezieht klare Haltung. Er mahnt: Wir dürfen uns nicht für dumm verkaufen lassen, müssen Probleme benennen und wieder fair und ehrlich zueinander sein. Nun gibt es die beiden Bestseller endlich zusammen in einem Taschenbuch.

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Inhalt

Cover

Weitere Titel des Autors

Über dieses Buch

Über den Autor

Titel

Impressum

Allah, Kita, Gummibärchen

Berlin und die Rosinenbomber-Blamage

Der Anfang vom Ende der Meinungsfreiheit

Klassenkampf an der Wursttheke

Von Christenverfolgung, Heuchelei und Karl Lagerfeld

Kann man sich das Sparen sparen?

Selbstbedienungsladen namens Staat

Justiz in der Vertrauenskrise

Die befallsunabhängige Dauerbeköderung

Strafversetzt nach Germany und Elite auf der Flucht

Keine Willkommenskultur für die Bundeswehr

Greta und die Gnadenlosigkeit der Klima-Religion

Wissenschaft wider Winnetou

Von hysterischen Müttern und coolen Richtern

Zweierlei Ma(r)ß

Und ewig läutet die Kuhglocke

Von redenden Pulten und der Bürger*innenmeister*innenwahl

BMW, Abraham und Jesus

Neue Tees mit alten Eso-Sprüchen

Wahlversprechen: Lügen wie gedruckt

Politiker und Journalisten zwischen Gutdenk und Neusprech

Behördenterror – oder: Ordnung muss sein

Zug und Flug: ein Fluch?

Der Herzinfarkt einer blutleeren Kirche

Schulprobleme schnell gelöst

Das verschwiegene Schwert

Politik – ein gnadenloses Geschäft

Meinungspolizei mit Maulkorberlass

Was bringt Deutschlands Zukunft?

Buschkowsky, die Landnahme und die deutsche Naivität

Es gibt keine Politikverdrossenheit

Die Flüchtlings-Bildungs-Mogelpackung

Von Funny Facts und Kieselhumes

Müllers Mathematik und Schwesigs Scheinheiligkeit

Wolf Biermanns Oster-Ohrfeige

Die armen reichen Kinder

Jesus Christa und die Mondin

Grüne, Köter, Selbstverachtung

Wahrheit statt Wortmüll

Einbrecher-Eldorado: Mogelpackung Sicherheit

Respekt, liebe Lidl-Leute

13. Monatsgehalt unerwünscht?

Rasen und Rauchen für die Rente

Der Barmherzige Samariter und die Gaffer

Flüchten aus dem Flüchtlingsheim

Von Wasserpredigern und Weintrinkerinnen

Helmut Schmidt: aufgehängt!

Wenn schon, denn schon …

Kirche und Sprache – Herr, schick Hirn!

Wen schützt Datenschutz?

Wie der Hase auf den Hund gekommen ist

Todesurteil für Lebensmittel

Wahldesaster auf Augenhöhe

Über Pommes, Fritten und die EU

Der Bundes-Bläh-Reichstag

Hände weg von unseren Vereinen!

Multikulti-Mogelpackung

Schreiben nach Gehör und ohne Sinn und Verstand

Frau am Steuer, Hirn im Eimer

Der Traummann vom Traumschiff

Limburger Käse

Feigheit siegt: Das Kreuz mit dem Kreuz

Bevormundung

Deutscher Rechtsstaat oder beseeltes Bullerbü?

Herr*in, schick Hirn*in!

Crusade gegen die Rückkehr des Höfischen

Wortmüll als Wohlstandsverwahrlosung

Wir brauchen Bräuche

Weitere Titel des Autors

Seid ihr noch ganz bei Trost!

Schluss mit euren ewigen Mogelpackungen!

Finger weg von unserem Bargeld!

Rettet das Zigeunerschnitzel!

Raue Sitten, freche Lügen

Über dieses Buch

Wichtig vor allem in Corona-Zeiten: Peter Hahne schreibt Klartext – und entlarvt die Dummschwätzer und Blender unserer Zeit. In seinen Bestsellern SCHLUSS MIT EUREN EWIGEN MOGELPACKUNGEN und SEID IHR NOCH GANZ BEI TROST bringt er die dreisten Lügen aus Wirtschaft und Gesellschaft auf den Punkt und bezieht klare Haltung. Er mahnt: Wir dürfen uns nicht für dumm verkaufen lassen, müssen Probleme benennen und wieder fair und ehrlich zueinander sein. Nun gibt es die beiden Bestseller endlich zusammen in einem Taschenbuch.

Über den Autor

Peter Hahne, Jahrgang 1952, studierte evangelische Theologie, Philosophie und Germanistik. Stationen: Chefredaktion Politik des Saarländischen Rundfunks, seit 1985 beim ZDF als Moderator und Redakteur der Nachrichtensendungen HEUTE und HEUTE-JOURNAL. Von 1999 bis 2010 stellvertretender Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios, anschließend erhielt Peter Hahne eine nach ihm benannte sonntägliche Talkshow. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, darunter der Bestseller Schluss mit lustig! Das Ende der Spassgesellschaft (2004).

Peter Hahne

Nicht auf

unsere Kosten!

Aufstand gegen Lugund Trug der Eliten

QUADRIGA

Vollständige eBook-Ausgabe

der bei Quadriga erschienenen Hardcoverausgaben

»Schluss mit euren ewigen Mogelpackungen!« und »Seid ihr noch ganz bei Trost!«

Copyright © 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Umschlaggestaltung: Tanja Østlyngen unter Verwendung eines Motivs von © Olivier Favre, Odenthal

eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf

ISBN 978-3-7517-1506-5

www.quadriga-verlag.de

www.lesejury.de

Allah, Kita, Gummibärchen

Wer nicht zur Selbstkritik neigt, sollte auch andere nicht kritisieren. Ich habe mich oft gefragt: Lag ich in meinen Büchern der letzten Jahre richtig, wenn ich vor einer schleichenden Islamisierung unserer Gesellschaft warnte? Meine Kirchenfreunde und Kollegen sahen das meist so: Das ist ihnen alles zu schwarz-weiß. Ich würde zur Übertreibung neigen. Ich kontere meist scherzhaft mit dem alten Goethe, der einst sinngemäß sagte: Übertreibung macht anschaulich.

Doch nach Jahren stelle ich fest und muss dafür fast um Entschuldigung bitten: Ich habe untertrieben. Ich war nicht deutlich genug. Ich hätte es mit all meinen Hintergrundinformationen aus Politik und Polizei besser wissen müssen. Die meisten, allen voran die sogenannten Eliten in ihrer wohligen Wellness-Parallelgesellschaft, verharmlosen, verniedlichen, verdrängen – bis es zu spät ist. Ein Journalist dagegen hat wach und wahrhaftig, kritisch und kantig zu sein. Auch als bekennender Christ.

Der grüne (!) Ministerpräsident Winfried Kretschmann sprach von »testosteron-gesteuerten Männerhorden« und meinte die Clans der Gewaltbereiten unter den jungen Zuwanderern. Empörung bei seinen Partei-»Freunden«, Bestätigung in der Realität: Kaum ein Freibad zum Beispiel, in dem man im Sommer 2019 frei schwimmen konnte. Immer wieder Gewalt und Bandenkriminalität. Aus Düsseldorf meldete die Polizei, dass sechzig nordafrikanische Jugendliche die Kontrolle über ein Freibad übernommen hatten, bis endlich die Polizei gerufen wurde und dem Spuk ein Ende machte. Mehrere Tage wurden die Besucher terrorisiert, Frauen ergriffen die Flucht. Die alles andere als rechtspopulistische Frauenzeitschrift EMMA kommentiert: »Frauen werden in Freibädern zu Freiwild« – und zwar für ganze Gruppen junger Migranten. Punkt.

Es fehlen deutschlandweit 2 500 Bademeister, war die Alarmmeldung des Hitzesommers. Klar, wer will das auch noch machen, wenn inzwischen Sicherheitspersonal oder Polizei postiert werden müssen, um den Steuer- und Eintrittszahlern Frieden im Freibad zu garantieren. In vielen Schwimmbädern gibt es mittlerweile Messerkontrollen, in Kehl am Rhein sogar Stacheldraht. Im grün-schwarzen Baden-Württemberg!

Doch im Kleinen, sozusagen im Symbolischen, fängt es an: Ich warnte auch in meinen Sendungen davor, nicht das Tafelsilber unserer Traditionen für ein schweinefleischfreies Linsengericht zu opfern: Weihnachtsmärkte werden zu »Wintermärkten«, St.-Martins-Zug zum »Lichterfest«, selbst kirchliche Kindergärten kuschen. Alles übertrieben? Das empfanden jedenfalls höchstrangige Polit-Funktionäre in den öffentlich-rechtlichen Aufsichtsgremien. Klar, wer in einer großbürgerlichen Parallelwelt mit abgeschotteten Schul- und Kita-Möglichkeiten lebt, den kann das kaltlassen. Aber wehe, das nennt mal jemand beim Namen …

Ich habe mich bis zu meinem letzten Arbeitstag nicht »disziplinieren« lassen. Gegen handwerkliche Kritik habe ich nichts einzuwenden. Doch Meinungsfreude und Überzeugungskraft einschränken zu wollen, das hat seit dem 9. November 1989 keinen Platz mehr auf deutschem Boden. Mainstream ist meine Sache nicht. Eine Eigenschaft, eine Gabe fehlt mir einfach: Ich kann mich nicht hinstellen und sagen oder – wie in diesem Buch – schreiben: »Dies hier sind meine Überzeugungen. Und sollten Sie damit nicht einverstanden sein: Ich habe auch andere …«.

Nun ist alles viel schneller und schlimmer gekommen. Parteien, Kommunen, Kirchen kapitulieren. Tischgebete verschwinden, Krippe und Nikolaus werden verbannt, Speisepläne verändert.

Beispiel Leipzig Sommer 2019: Zwei Kitas wollten komplett jegliches Schweinefleisch entfernen – alle Kinder werden also in Mithaftung genommen, obwohl Bratwurst und Buletten dort immer Trumpf waren. »Auch wenn es nur eine (muslimische) Familie wäre, die das Seelenheil ihres Kindes aus religiösen Gründen durch unreines Schweinefleisch beeinträchtigt sieht, setze ich diese Neuerung jetzt durch«, so der Leiter der Kindergärten. Seelenheil contra Schweinefleisch! Im aufgeklärten Deutschland.

Eins spricht für ihn: Er sagt klar, warum so entschieden wird. Er windet sich nicht mit billigen Ausflüchten. Viele Kinder-Kantinen tun ja so, als ginge es um die Gesundheit und nicht um die Religion. Das ist so, als schaffte man den traditionellen Tannenbaum zu Weihnachten nicht wegen Multikulti ab, sondern aus Gründen des Brandschutzes. Da müssen oft Begründungen die Wahrheit verschleiern, dass man denkt: Sind die denn noch bei Trost und glauben, die Menschen nehmen ihnen das ab?!

Und als ob es nicht reicht, Kindern das Schnitzel madig zu machen, ist deutsche Gründlichkeit mit ihrer Unkultur der Hypermoral konsequent bis ins Letzte: Der Leipziger Kita-Chef schreibt an die Eltern, zu Festen und Geburtstagen künftig keine Süßigkeiten mehr mitzubringen. Gesundheit? Dickmacher? Nein: »Diese Nahrungsmittel haben Schweinefleischbestandteile wie Gelatine, das darf nicht mehr angeboten werden.« Gummibärchen stehen also auf dem mittelalterlichen Index einer modernen, ach so bunten Gesellschaft. Na, toll! Da wird bunt mit bekloppt verwechselt, Respekt mit Unterwerfung.

Die dänische Stadt Randers setzte ein Zeichen gegen diesen naiven Mainstream: Alle Kinder in Schulen und Kitas sollten bewusst die Traditionen des Landes lernen, vor allem die Migranten. Und deshalb gehöre auch Schweinefleisch auf die Speisepläne öffentlicher Einrichtungen, um »Nationalgerichte« kochen zu können. Vom »Frikadellenkrieg« war dann die Rede – allerdings weniger im selbstbewussten Dänemark als im weichgespülten Deutschland.

Was vor allem fassungslos macht: Völliges Schweigen oberster Kirchenfunktionäre, die derweil eifrig mit Seenotrettungsplänen, Klimaprogrammen und Gender-Gerechtigkeit beschäftigt sind. Dass der verweigerte Handschlag eines muslimischen Polizeibeamten für eine Frau oder der Speiseplan einer Kita mehr als nur eine Lappalie im Überschwang der Integration sind, registrieren die wenigsten. Höchstens Islamkenner aus den eigenen Reihen wie Professor Bassam Tibi, die Soziologin Necla Kelek, die Juristin Seyran Ates¸ oder der Psychologe Ahmad Mansour merken, was die Stunde wirklich geschlagen hat. Oder die Alt-Feministin Alice Schwarzer, wacher als die halbe CDU.

Seyran Ates¸ schreibt im Berliner Tagesspiegel: »Es ist mir zu billig, jegliche Islamkritik ins rechte Eck zu stellen. Religionskritik war schon immer Teil einer Religion … Es gibt Fakten, an denen kommt man nicht vorbei. Die Krise der politischen Mitte [in Deutschland] ist mitunter ein Resultat der Ignoranz gegenüber Fakten, die Menschen Unbehagen bereiten.« Erschütternd, was sie, die Tag und Nacht von Leibwächtern der Bundespolizei geschützt wird, aus ihrem Alltag berichtet: »Von wem bekomme ich Morddrohungen, Häme und Hetze? Zu 98 Prozent von Muslimen … Ja, ich als Muslimin fürchte mich mehrheitlich vor Muslimen.«

Im Fall Leipzig und all den täglich neuen Ergebenheitsbeschlüssen wird gegen alles verstoßen, wofür Demokratie erkämpft wurde. »Minderheitenschutz wird zur Mehrheitsverachtung« (Ralf Schuler). Von Bulette & Co. hängt in unserer aufgeklärten Kultur kein Seelenheil ab. Für niemanden. Durch das muslimische Minderheitendiktat, unterstützt von naiven Gutmenschen, wird mal eben die Trennung von Staat und Religion außer Kraft gesetzt.

Um nichts weniger geht es. Das steht auf dem Spiel. Auf Schnitzel und Gummibärchen kann verzichten, wer will, auf das Grundgesetz und die Freiheitliche demokratische Grundordnung nicht. Niemand! Die FAZ kommentiert den Fall Leipzig: »Rücksichtnahme ist keine Unterwerfung. Auch dann nicht, wenn sie Muslimen zugutekommt.« Richtig! Nur: Wo wird Rücksichtnahme zum Tarnwort für Unterwerfung?

Statt diese Dimension, diesen Appell »Wehret den Anfängen!« zu erkennen, macht ausgerechnet ein von Spenden finanziertes »christliches Medienmagazin« Stimmung gegen die Presse (auch gegen die renommierte Nachrichtenagentur dpa!). Das erinnert an Ahmad Mansour, der in meiner Sendung betonte: Die meisten Probleme habe er ausgerechnet mit den christlichen Kirchen, die alle seine Warnungen als Übertreibung verniedlichen und verharmlosen.

Manche Menschen meinen, es sei doch soooo schön, wenn Bischöfe Zuckerfeste feiern und zum Ramadan grüßen. Sehen denn nur Kinderärzte, wie unverantwortlich und gegen alle Rechtsstaats-Prinzipien muslimische Schulkinder von ihrer Religion gezwungen werden, trotz größter Hitze nichts zu trinken?! Kultusminister jammern in ihren Sonntagsreden, eingegriffen hat niemand. Fasten, bis der Arzt kommt …

An vielen Schulen, so berichten Lehrer, weigern sich Jugendliche, während des Ramadan am Schwimmunterricht teilzunehmen. Sie könnten ja Wasser in den Mund bekommen. Ernsthaft. Ein Rektor meinte: »Ramadan ist Gift für Kinder und deren Leistungsfähigkeit.« Es gäbe so etwas wie einen Wettbewerb, wer am konsequentesten fastet.

Seit den horrenden Wahlerfolgen des türkischen Präsidenten Erdogan in Deutschland kämen selbst liberale türkische Mütter plötzlich mit Kopftuch zum Elternabend, unter den Schülerinnen habe das Kopftuchtragen signifikant zugenommen. Einschüchterung pur. Überall wird Kontrolle befürchtet. »Man kontrolliert sich gegenseitig in steter Furcht vor dem Identifikationsverlust« (Ahmad Mansour). Man sollte meinen: Gott sei Dank ist das in unserem Staat des Grundgesetzes verboten und vorbei. Doch ausgerechnet Journalisten, die zwar die Folter des Erdogan-Regimes an unseren Kollegen beklagen, verschließen ganz fest die Augen vor dessen verheerendem Einfluss auf hier lebende Muslime.

Die verbotenen Gummibärchen sind der Anfang der Scharia, sozusagen auf Kinderebene. Aus der Scharia mit den beiden Hauptquellen Koran und Sunna ergibt sich, was »halal« (erlaubt) und »haram« (verboten) ist. Unternehmen wittern große Marktchancen mit islamisch korrekten Speisen. Das renommierte Institut Grand View Research sieht vor allem in Deutschland enorm steigendes Potenzial.

Der nächste Scharia-Schritt im Leben junger Muslime wurde am selben Tag wie »Leipzig« bekannt: Ein Jugendlicher aus Afghanistan hat in Stuttgart seine Schwester nach den Scharia-Regeln brutal gequält, weil sie den »falschen« Jungen liebte. Alles für die Familienehre. Und die Mutter schaut, in Erfüllung ihrer religiösen Pflichten, tatenlos zu. Von engagierten Christen habe ich kein Wort dazu gehört, kein Wort von Evangelikalen und Konservativen – allein von BILD.

Und genau dieses Massenblatt greift man nun in der christlichen Publizistik frontal an. Man habe, statt Dialog zu führen, »die Fleischfrage zum x-ten Mal skandalisiert«. Schließlich hätten die Leipziger Kitas ihre Entscheidung doch wieder zurückgenommen. Man reibt sich die Augen! Genau umgekehrt wird ein Schuh draus: Nur weil die Presse das Thema öffentlich gemacht hat, ist der Kita-Chef dem Druck gewichen. Ich bin froh, dass wenigstens die Evangelische Nachrichtenagentur idea die Dinge beim Namen nennt und sich nicht einschüchtern lässt.

Oder die Welt am Sonntag, die, aufgehängt an »Leipzig«, in einer großen Analyse den muslimischen Psychologen Ahmad Mansour zitiert: »Hinter den immer strengeren Speisevorschriften steht harte Missionierungsarbeit, teilweise gesteuert aus dem Ausland.« Der Rechts- und Islamwissenschaftler Professor Mathias Rohe beobachtet einen zunehmenden inner-islamischen Druck, beginnend bei den Speisevorschriften: »Die Lebensweise der neuen Zuwanderer wirkt sich auf die alten aus. Ein paar Leute preschen vor und üben Druck auf den Rest aus, weil sie mit ihrer strengen Lebensweise wie die besseren Muslime wirken.« Warum kuschen demokratische Politiker, Pastoren und Presseleute vor diesen Erkenntnissen?

Das Gebot der Stunde: nicht verschweigen, verharmlosen, verniedlichen! Anprangern, was gegen die Freiheit unseres Grundgesetzes steht. Den Schwachen eine Stimme geben, den Frauen und Kindern, die sich in ihrer Parallelgesellschaft nicht wehren können. Die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und zu informieren statt zu negieren, das ist kritisch-investigativer Journalismus. »Anhimmelung und Anbetung [Willkommenskultur, Greta] gehören nach meinem Verständnis nicht zu den Hauptaufgaben des Journalisten … Mit dieser Einstellung gehöre ich heute wohl zur Minderheit« (Jan Fleischhauer).

Ein muslimischer Polizeibeamter, der aus Glaubensgründen Frauen grundsätzlich den Handschlag verweigert, ist übrigens von der rot-grünen Regierung in Mainz mit 1 000 Euro Strafe und der Androhung belangt worden, im Wiederholungsfall entlassen zu werden. Auch dank der Recherche der örtlichen Presse. Oder: Ein Polizeianwärter wollte sich nicht mehr an der Spurensicherung beteiligen, weil das Material, mit dem man Fingerabdrücke sichtbar macht, aus Schweinegelatine besteht. Da gibts nichts zu diskutieren. Dialog kann führen, wer will. Journalisten haben zu sagen, was ist.

Um allen Missverständnissen vorzubeugen, wiederhole ich, was ich bereits in vielen Büchern schrieb: Ich bewundere durchaus die Ernsthaftigkeit, mit der Muslime ihren Glauben leben. Auch wenn ich die Inhalte für falsch halte und die Methoden mit unserer Rechtskultur meist unvereinbar sind. Ich möchte ihnen nach vielen Jahren Leben in Deutschland endlich eine Aufklärung wünschen. Und eine Begegnung mit Demokraten und Christen, die ihre Überzeugung überzeugend praktizieren.

Es gilt der Satz von Peter Scholl-Latour, den ich gleich zu Beginn meiner Laufbahn als Kollegen in Saarbrücken kennenlernte: »Ich fürchte nicht die Stärke des Islam, ich fürchte die Schwäche des Christentums.«

Berlin und die Rosinenbomber-Blamage

Der Kollege der Berliner Morgenpost kommentierte es höchst emotional, obwohl er in einem Alter ist, in dem er das alles nur von Oma und Opa gehört haben kann. Oder im Geschichtsunterricht. Den wird es zu seiner Zeit wohl noch gegeben haben. Anders als heute, wo Abiturienten Erich Honecker für einen der ersten Bundeskanzler halten und vom 20. Juli 1944 noch nie etwas gehört haben.

Der Zeitungskollege hat sich eine TV-Dokumentation über die legendären Rosinenbomber angeschaut, die während der fast einjährigen Blockade (1948/49) seine Heimatstadt mit Lebensmitteln versorgt hatten. Eine Berlinerin erzählte darin sichtlich bewegt, wie sie als Kind die Süßigkeiten aufgefangen hat, die an kleinen Fallschirmen vom Himmel fielen. Und sie habe sich dabei vorgestellt, es sei ihr Vater gewesen, der sie abgeworfen hat. Doch der sei »im Krieg geblieben«. »Dabei brach sie in Tränen aus. Ich weinte, aber sagen Sie es nicht weiter, vorm Fernseher mit. Es ist zum Heulen«, so der Kommentar.

Was er dann aber – weniger aus Wehmut als vor Wut – viel mehr zum Heulen findet, spricht Bände über diese verkommene Stadt, über ihr völlig verschwundenes Geschichtsbewusstsein und das Verlottern der politischen Elite. Es ist längst nicht das erste und einzige Beispiel.

Zum 70. Jubiläum der legendären Luftbrücke durften die historischen Maschinen vom Typ Douglas DC-3/C-47 keinen Rundflug über die Mitte Berlins machen, geschweige denn irgendwo landen. Stattdessen blamiert sich die Stadt (wieder einmal!) vor aller Welt, besonders vor den Amerikanern: Keine Genehmigung! Was die Rote Armee damals nicht schaffte, gelingt der rot-rot-grünen Regierung: die tapferen Piloten aufzuhalten. Kleinkarierte Bürokraten und ignorante Ideologen in den Amtsstuben führen Sicherheits- und Umweltgesichtspunkte an, weswegen es keinen Flug über das Brandenburger Tor, den Reichstag und das Regierungsviertel und erst recht keine Landung auf dem alten Flughafen Tempelhof geben könne. Auch nicht für den 98jährigen »Candy Bomber« Gail Halvorsen, der als erster Pilot am 26. Juni 1948 an kleinen Fallschirmen befestigte Schokolade aus dem Cockpit warf. Er war mit 150 Piloten und Crew-Mitgliedern mit den Original-Flugzeugen extra nach Deutschland zurückgekommen – ein strapaziöser Langstreckenflug in Spezial-Schutzbekleidung und ohne moderne Heizungssysteme und Zwischenstopps in Grönland und Island. Sie kamen zu uns zurück, um zum Schluss an den Berliner Behörden und ihren Paragrafenreitern zu scheitern. Bürokraten-Terror! Und niemand von der Polit-Prominenz hielt es für nötig, mit aller Entschiedenheit dagegen einzuschreiten. Auch Bundespräsident Steinmeier nicht, der sogar Schirmherr des Jubiläums war. Einfach nur peinlich!

Es muss nur schrill, schreiend und notfalls schweinisch sein, dann bekommen Sie in Berlin jede Straße gesperrt und jede Ausnahmegenehmigung. Es darf nur nichts mit den bösen Amerikanern oder der »Adenauer-Republik« zu tun haben …

Die Rote Armee der Sowjetunion hatte im Sommer 1948 alle Landzugänge und die Stromversorgung der Westsektoren gekappt. In genau 277 569 Flugzeuglandungen brachten Amerikaner und Briten den mehr als zwei Millionen Eingeschlossenen mehr als zwei Millionen Tonnen Lebensmittel, Kohle und andere überlebenswichtige Güter. Alle drei Minuten landete einer jener Rosinenbomber in der abgesperrten Stadt. Dutzende ließen bei dieser weltweit beispiellosen Rettungsaktion ihr Leben.

Die Verteidigung des freien Westens und seiner Bevölkerung ist dem Berliner Establishment heute nicht mal mehr eine Ausnahmegenehmigung wert. Diese Stadt ist hoffnungslos verloren und verlogen. 277 569 Heldenflüge – doch die Helden müssen nun abdrehen nach Wiesbaden-Erbenheim, nach Jagel und Faßberg. Dort, in der tiefsten Provinz, können sie bestaunt und gewürdigt werden. Nicht aber in jener Stadt, die sie unter Einsatz ihres Lebens gerettet haben.

Der junge Kommentatoren-Kollege der Morgenpost, Sebastian Geisler, gerät ins Schwärmen: »Welch ein Spektakel: Familien erwarten die Ankunft der silbernen Douglas-Flugzeuge, Kinder bekommen leuchtende Augen, Eltern erklären, Großeltern erinnern sich. An schöne, an schwere Tage. Bilder eines solchen Ereignisses – noch einmal landende Rosinenbomber in Berlin – wären um die Welt gegangen …« Erinnerung an einen der größten Momente der Nachkriegsgeschichte.

Statt dieser Bilder bleibt Blamage für Berlin. Was für ein trauriger Skandal! Eigentlich hätte eine begeisterte Bevölkerung ein Recht darauf gehabt, diese weißhaarigen Helden mit ihren silbernen Maschinen jubelnd und dankbar zu empfangen. Das zu ermöglichen, wäre die historische und moralische Pflicht des Senats gewesen.

Ein Paradebeispiel, wie geschichtsvergessen, gegenwartsbesessen und zukunftsversessen wir inzwischen geworden sind. Wäre die Heilige Greta mit einer neuen Klima-Vision aus himmlischen Sphären eingeschwebt, der gesamte Luftraum wäre für sie gesperrt worden.

Erinnern, gedenken, danken – Fremdwörter in der deutschen Hauptstadt. Im Internet schreibt ein betagter Berliner: »Liebe US-Piloten, ich war noch ein Kind, als Sie Berlin retteten. Ich schäme mich für mein Land und meine Stadt. Glauben Sie mir, die Deutschen im Allgemeinen sind nicht undankbar. Bitte, kommen Sie wieder!« Der tapfere Heldenpilot Gail Halvorsen richtet seine Hoffnung nun auf das 80. Jubiläum der Luftbrücke. Dann ist er 108 Jahre alt …

Sozusagen als Krönung lässt Berlin zur selben Zeit das berühmte und beliebte deutsch-amerikanische Volksfest sterben. 58 Jahre Tradition und sichtbare Freundschaft und Verbundenheit mit den Alliierten: mit einem Federstrich weg von der Bildfläche. Angeblich gibts in der ganzen Stadt keinen Platz dafür. Die Veranstalter wollten an den Rand des Tempelhofer Feldes, das wäre die Attraktion zum Jubiläum der Luftbrücke gewesen. Der Senat lehnte ab – und wieder ist ein Stück Geschichte in dieser geschichtsvergessenen Stadt gestorben. Traurig.

Der Anfang vom Ende der Meinungsfreiheit

Was ist nur aus unserer guten alten Streitkultur geworden?! Früher flogen die Fetzen, und wenn man halbwegs zivilisiert miteinander umging, regelte die Toleranz das Niveau. Da prallten Standpunkte aufeinander, die alles gaben – und Streiter, die sich nichts schenkten. Heute ist aus gegenseitiger Toleranz längst allgemeine Akzeptanz geworden, eine Mogelpackung erster Güte. Was nicht passt, wird passend gemacht: Personen stigmatisiert, Positionen tabuisiert. Selbstgerechtigkeit kennt keine Grenzen. Was und wen wir nicht akzeptieren, kommt auf den Index. Und überhaupt: Zu viel Fakten stören nur. Seid ihr denn noch bei Trost, das Debattenkultur oder gar Meinungsstreit zu nennen?!

»Laaaaangweilig«, so die Bilanz der Redaktionsleiterin der Evangelischen Nachrichtenagentur idea, Daniela Städter, über eine der typischen Diskussionsveranstaltungen des Dortmunder Kirchentags im Juni 2019. Kuscheltalk wäre noch untertrieben: ein Gespräch zwischen der Vorsitzenden der (grünen) Heinrich-Böll-Stiftung und dem Juso-Chef. Eine rot-grüne Selbstbestätigung in wohliger Lagerfeueratmosphäre sei das gewesen, pure Selbstvergewisserung vor Publikum. Langweiliger geht es nicht, die beiden waren sich zu 99 Prozent einig.

Eine der Gähn-Thesen: »Wir brauchen ein Mainstreaming für Klima, wie wir es in Genderfragen haben.« Wer tosenden Applaus bekommen wollte, musste nur Gender oder Greta sagen und »Fridays for Future« über den grünen Klee loben. Gegenpositionen hatten es nicht nur schwer, sie wurden gar nicht erst gehört.

Die AfD oder Messianische Juden sperrte man gleich ganz aus, beim Seminar »Vulven malen«, also das weibliche Geschlechtsteil kreativ darstellen, wurde gar die Presse ausgeschlossen. Man stelle sich vor, das hätte eine bestimmte Partei gemacht. BILD fragte angesichts der »Vulven« spöttisch: »Noch Kirchentag oder schon Sexmesse?« Hauptsache, wir bleiben unserem deutschen Ruf treu: Exportweltmeister bei der Ausfuhr von Hochmoral.

Daniela Städters Kirchentagsbilanz ist ein Paradebeispiel für die geistesgeschichtliche Lage, in der wir uns gerade befinden: »Der Kirchentag will Seismograf sein, eine Zeitansage. Und die ist er auch: für geringe Debattenkultur, Wohlfühlen in Blasen [und Biotopen und Paralleluniversen / Anm. des Autors], wenig Christus-Botschaft.« Insofern stimmt das mit der Zeitansage, denn so läufts inzwischen selbst in Talkshows. Oder höchstens: Alle gegen einen. Man hat die Debatte abgeschafft, weil der Mainstream keinen Gegner duldet.

Aus Diskussionsdemokratie ist Meinungsdiktatur geworden. So finden auf unliebsame Universitätsprofessoren regelrechte Hexenjagden statt, unerträgliches Mobbing oder der Ausschluss von jeglicher Kommunikation. Ganz nach dem Motto: Wer etwas gegen Gender oder den Islam hat, kann auch nicht mehr Mathematik oder Sinologie lehren.

Und wer etwas aus seinem Spezialgebiet wissenschaftlich aufarbeiten will, sieht sich »Rufmord und Hatz« ausgesetzt, wie die renommierte Islamexpertin der Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt/Main Susanne Schröter beklagt. Sie bekam die Gnadenlosigkeit des Mainstreams zu spüren, weil sie es doch tatsächlich gewagt hatte, an ihrem Institut eine Veranstaltung zum Thema »Das islamische Kopftuch – Symbol der Würde oder der Unterdrückung?« zu planen. Die Intoleranz der Toleranten macht selbst Wissenschaft nicht mehr möglich.

Umso erstaunlicher, wie klar sich der 67. Deutsche Hochschulverbands-Tag 2017 in einer Resolution zur Streit- und Debattenkultur an Universitäten äußerte. Was vor zehn Jahren noch völlig normal gewesen wäre, gilt heute schon als super mutig. So rasend schnell hat der Mainstream die Streitkultur niedergewalzt. »Universitäten sind Orte der geistigen Auseinandersetzung. Der Streit um das bessere Argument gehört zum Wesenskern der Universität. Die menschliche Suche nach Wahrheit und Erkenntnis ist ohne Widerspruch und das kontroverse Ringen um Argumente und Beweise nicht vorstellbar. Vor diesem Hintergrund beobachtet der Deutsche Hochschulverband (DHV) mit wachsender Sorge, dass in der freien Welt die Debatten- und Streitkultur erodiert. Verantwortung dafür trägt auch ein Meinungsklima, das im Streben nach Toleranz ›Political Correctness‹ fordert.«

Weiter heißt es in der Resolution: »›Political Correctness‹ soll das Bewusstsein für einen verantwortungsvollen Sprachgebrauch und einen sensiblen Umgang mit Minderheiten schärfen. Dieses Anliegen ist berechtigt. Wenn jedoch abweichende wissenschaftliche Meinungen Gefahr laufen, als unmoralisch stigmatisiert zu werden, verkehrt sich der Anspruch von Toleranz und Offenheit in das Gegenteil: Jede konstruktive Auseinandersetzung wird bereits im Keim erstickt. Statt zu Aufbruch und Neugier führt das zu Feigheit und Anbiederung.«

Es muss wohl einiges passiert sein, wenn Selbstverständliches plötzlich zum Anlass einer solchen Erklärung wird. Dass Universitäten Orte des Meinungsstreites sind, sollte eigentlich keiner Erwähnung bedürftig sein. Wie konnte es so weit kommen, dass bestimmte Meinungen – zum Beispiel zu Globalisierung, Gender, umwelt- oder geschlechterpolitischen Fragen oder dem Islam – einfach ausgegrenzt werden?

Da wird selbst die Links-Feministin Alice Schwarzer plötzlich als »Nazi« beschimpft, weil sie gegen das islamische Kopftuch ist. Und sonst beliebte Referenten werden mit einem Bannstrahl belegt, der sie von jeder Diskussion ausschließen soll. Selbst der »Papst« der Evolutionstheorie, der Biologe Professor Ulrich Kutschera, wird keineswegs von frommen Kreationisten, sondern von linken Gesinnungsgenoss*innen geschnitten, weil er Gender für unwissenschaftlichen Blödsinn hält.

Der bekannte Moderator und Kolumnist Jörg Thadeusz, alles andere als ein Konservativer, beklagt die Reaktionen auf seinen Artikel in der Berliner Morgenpost »Die Superguten haben ihren inneren Saudi nicht im Griff« und fragt: »Kann das Richtige das Recht überragen?« Er hatte nur gewagt anzumerken, dass in Sachen Mittelmeerflüchtlinge und Seenotrettung »italienisches Recht zu beachten ist, auch wenn eine sehr unsympathische Regierung dort momentan die Gesetze gestaltet«. Man solle am besten noch warten »mit der berührenden Verfilmung des Lebens der 31 Jahre alten Retterin Carola Rackete«. Doch den »Fiebrigen in den sozialen Netzwerken« war das schon genug, sie überzogen Thadeusz mit einem tsunami-artigen »Shitstorm«.

Sein Fazit: »Einige der deutschen Superguten haben ihren inneren Saudi nicht im Griff. Sie kloppen drauf wie Religionspolizisten in Riad … Statt einem Austausch [der Argumente] blockieren aber nur die Empörungsbremsen … Die sehen mich längst beim völkischen Brunch mit den schlimmsten Bratzen von der AfD.«

Harald Schmidt bilanziert seine beachtliche Fernsehkarriere mit der Feststellung, dass viele seiner Satire- oder Komiksendungen heute gar nicht mehr möglich wären. Das, was ihn früher groß und beliebt gemacht hat, würde heute in den Shitstorms der a-sozialen Medien untergehen. Die Sprachpolizei hätte ihn der Guillotine ausgeliefert, noch bevor die erste Folge vorbei gewesen wäre. »Heute sorgt so etwas dafür, dass man in Sekundenfrist in den sogenannten ›sozialen Medien‹ die Rote Karte gezeigt bekommt. Mit den heutigen Maßstäben, auch der Political Correctness, der Sprachpolizei und des linksliberalen Mainstreams, hätte ich meine Show nach einer Woche abgenommen bekommen«, so Schmidt in einem ORF-Interview. Seine Harald Schmidt Show lief von 1995 bis 2012 bei Sat.1 und zwischen 2004 und 2007 sowie von 2009 bis 2011 jeweils in überarbeiteter Fassung in der ARD. Von ihm aufs Korn genommen zu werden, sorgte jedes Mal für einen Bekanntheitsschub, gepaart mit einer Buchverkaufsexplosion. Ich weiß, wovon ich rede …

Das Schlimmste ist die Intoleranz der angeblich Toleranten. Der revolutionäre Satz des französischen Philosophen Voltaire ist längst zum Kalenderspruch fürs Poesiealbum verkommen: »Ich hasse, was du sagst, aber ich würde mein Leben dafür geben, dass du es sagen darfst.« Das ist echte Toleranz, die sogar aufeinanderprallende Wahrheitsansprüche erträgt. Selbst wenn ich die Position meines Gegenübers verachte, achte ich dennoch mit Respekt seine Person. Doch inzwischen ist Akzeptanz die neue Toleranz. Der Mainstream einer Minderheit verlangt längst nicht mehr, »nur« toleriert zu werden. Er will auch in seiner Position akzeptiert werden. Und mehr: Er will, dass seine Position allgemein akzeptiert wird. Alles andere wäre ja Diskriminierung. Damit ist jede Überprüfung auf den Wahrheitsgehalt einer Position ausgeschlossen. Wahr ist, wo das Herz des Zeitgeistes schlägt.

Damit erschlägt man jeglichen faktischen Widerspruch durch Emotion. Gegen die Stimmungsdiktatur kommt niemand an. Um es auf den Punkt zu bringen: Man durfte 2015 nicht gegen die herrschende Willkommenskultur sein. Selbst kleinste kritische Nachfragen (inzwischen alles bewahrheitet, wirklich alles!) wurden als intolerant abgeschmettert, man hatte den Mainstream zu akzeptieren. Punkt!

Das Neue an der »Streit«-Kultur beschreibt der Gießener Theologe Professor Christoph Raedel so: »Statt das Recht anderer Menschen anzuerkennen, ihre Überzeugungen und Praktiken zu haben, verlangt die ›neue Toleranz‹, die verschiedenen Überzeugungen und Praktiken anderer Menschen als gleichwertig (!) zu akzeptieren.« Das Paradox, was nur wenige durchschauen: Dadurch wird Wahrheit nicht abgeschafft, sie wird »nur« neu definiert. Der Anspruch, alle Überzeugungen seien gleichermaßen gültig und gleich wertvoll, ist selbst eine Wahrheitsbehauptung. Wenn aber alles gleich gültig ist, wird alles gleichgültig.

Deshalb gibts auch keinen Streit mehr, weil die Meinungsdiktatur Gegenpositionen erst gar nicht zulässt. Es hilft schon persönliche Betroffenheit und empörtes Beleidigtsein, um unter den Schutzmantel der Gutmenschen zu kriechen. »Je beleidigter und empörter eine Gruppe auftritt, desto sicherer sind ihr die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und die Schutzangebote des Staates« (Jan Fleischhauer).

Um das alles unterschwellig auf möglichst leisen Sohlen zu erreichen, bedient man sich der uralten Technik von Propaganda und Kulturrevolution: Die Sprache muss reguliert werden. »Von jeher ist die Kontrolle des öffentlichen Sprach-Codes ein Kennzeichen totalitärer Systeme gewesen« (Professor Rädel). Man bedenke nur, was heute bereits alles als »Hass-Rede« bezeichnet wird. Letztlich ist das eine Verharmlosung der wirklichen Hassreden wie Goebbels Tirade gegen die Juden und für den totalen Krieg im Berliner Sportpalast vom Februar 1943.

Die britische Polizei hat eine Website eingerichtet, auf der man anonym sogenannte Hassverbrecher melden kann. Definiert ist »Hass« nicht, es kann bereits »unfreundliches Verhalten gegenüber einem Angehörigen einer Minderheit« sein, ohne den Fall überprüfen zu können. Kritiker sprechen bereits von einer »hate crime industry«, von Denunzianten, die ihre Mitbürger zu einem Volk von Hassverbrechern machen wollen.

In den USA gehört es zu den natürlichen Standardkomplimenten, das Englisch eines ausländischen Touristen über den grünen Klee zu loben, und sei es das größte Geholpere. Ich lache mich jedes Mal schief, wenn mein unbeholfenes Gestammel als »great« bejubelt wird. Nach heutiger Lesart ist das bereits eine »Mikroaggression«, weil es mich ja ausgrenzt.

Eine ganz neue Marotte: In Großbritannien verlangen Studenten (besser: Student*innen oder gar Studierende) immer häufiger »Warnhinweise für verstörende Textstellen«. Die FAZ schrieb: »Die Shakespeare-Expertin Katherine Rundell, die bis vor wenigen Jahren selber der linksbewegten Studentenschaft Oxfords angehörte, sieht sich neuerdings in ihren Seminaren der Forderung nach ›trigger warnings‹ ausgesetzt. ›Viele meiner Studenten wollen gewarnt werden, wenn eine Stelle naht, die irgendetwas in ihnen anrichten könnte‹, sagt sie und nennt als Beispiel die Vergewaltigung Lavinias in Shakespeares Titus Andronicus.« Der Journalist Brendan O’Neill beobachtet die Entwicklung der ›neuen politischen Korrektheit‹ an den britischen Universitäten mit wachsender Sorge: »… hinter dem ›Recht auf Behaglichkeit‹ (right to be well) verstecke sich letztlich das Recht, ›nie von irritierenden Ideen herausgefordert oder von Angriffen aufgerüttelt zu werden‹.«

Der streitbare jüdische Publizist Henryk M. Broder macht in ähnlichem Zusammenhang den ironischen Vorschlag: »Zu Beginn einer jeden Tagesschau, jeder Ausgabe des heute journals erscheint der Hinweis, dass der Konsum dieses Programms mit Risiken verbunden ist und Nebenwirkungen haben könnte – Gleichgewichtsstörungen, Übelkeit und kurze, aber heftige Anfälle von Verzweiflung … Serien wie Der Bergdoktor und Um Himmels Willen laufen dagegen wie bisher ohne jede Vorwarnung.« So sucht der Mensch, der Gott verloren hat, voller Angst nur noch sich selbst und sein Wohlbefinden. Die Steigerung von Angst heißt nicht umsonst Heidenangst. Wenn die Amerikaner das Wort Angst steigern wollen, sagen sie bezeichnenderweise »german angst«.

Letztlich stehen wir vor der uralten Grundfrage: Was ist der Mensch? Heute wird sie bis in den Aktionismus des kirchlichen Gutmenschentums hinein so beantwortet: »Ich bin meine Tat.« Daran gehen Menschen aber zugrunde, wenn sie sich nur noch über ihre Leistungen definieren und dazu verdammt sind, alles Gewicht auf ihr Handeln zu legen. Was tut man, wenn man nichts mehr tun kann? Der Mensch muss doch mehr sein als die Summe seiner Leistungen.

Nur durch Glaubenslosigkeit kann man auf den Wahnwitz kommen, den wir oben beschrieben haben. Wer der Mensch ist, entscheidet sich nämlich nicht am Menschen: »Über das Sein der Person … kann kompetent nur derjenige urteilen, der die Person zur Person macht. Und das ist Gott allein« (Dietrich Bonhoeffer). Wir sind, geschaffen nach dem Ebenbild Gottes, jedoch nicht zur Passivität oder zum Fatalismus verurteilt. Der Mensch wird zum Täter des Guten, indem er von seinem Schöpfer grundsätzlich und unabhängig von seinen Taten gutgeheißen wird.

»Das Evangelium ist die allen menschlichen Selbstverwirklichungsversuchen zuvorkommende Verheißung, dass der Mensch eine definitiv anerkannte, nämlich von Gott anerkannte Person ist« (Bonhoeffer). Das ist kein frommes Papperlapapp, das ist die einzige Rettung aus dem elenden Teufelskreis, aus dem Tremolo der Betroffenheit und der Emotion der Empörung. Eine echte Persönlichkeit kann den Meinungsstreit ertragen und braucht nicht den Ausschluss des Gegners.

Wichtig ist, dass wir uns aus der Diktatur allgemeiner Akzeptanz und zeitgeistdiktierter Pseudo-Wahrheiten befreien und wieder tolerant miteinander umgehen, dass wir Positionen verachten dürfen und die Person mit Respekt dennoch achten. Wer Gott folgt, muss keine Angst vor fremden Wahrheitsansprüchen haben. Er kann sich in großer Souveränität jeder Debatte stellen. Das wieder zu kultivieren, macht eine Kultur aus. Gegen die Diktatur des Relativismus brauchen wir eine neue Leidenschaft für die Wahrheit. Dann muss ich niemanden mehr ausgrenzen, denn die Wahrheit macht uns frei.

Klassenkampf an der Wursttheke

»Solange Menschen wie Sie mit dem Finger auf Menschen wie uns zeigen, macht es auch keinen Sinn, Ihnen zu erklären, dass ein Meistertitel so viel wert ist wie ein Studium und dass eine duale Ausbildung weltweit mehr zählt als ein Abitur.« Dieser Hilfeschrei eines Supermarkt-Filialleiters aus Bayern, gepostet auf Facebook, hat einen realen, empörenden, ja tieftraurigen Hintergrund. Unfassbar, aber wahr.